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Stargate Atlantis: The German Experience (Staffel 2) - Neue Feinde, neue Freunde von Atlan, Colonel Maybourne

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2.15 Der Feind meines Feindes
von Atlan





„Beeilung!“
Ernst Allert gab einen Feuerstoß aus seinem Sturmgewehr in rückwärtige Richtung ab. Vor ihm rannten seine Teamkameraden auf das immer näher kommende Sternentor zu. Sein Feuerstoß wurde nun mit feindlichen Schüssen beantwortet, die ihm um die Ohren flogen. Dabei hatte doch alles so gut angefangen. Die Mitglieder von AR 1 waren vor mehreren Stunden auf diesen Planeten gekommen, um die nähere Umgebung des Tores zu erforschen. Man war schnell zu einer Siedlung gelangt, wo die Einwohner sich freundlich und zuvorkommend um die Gäste von außerhalb gekümmert hatten. Doch das war alles nur ein Hinterhalt gewesen. Die Dorfbewohner hatten AR 1 so lange, wie möglich festgehalten und klammheimlich die Genii alarmiert. Zum Glück hatte das Team noch rechtzeitig mitgekriegt, was vor sich ging, und konnte fliehen.
Der Rest des Teams war schon am Sternentor angelangt und Max Wickers drückte in schneller Reihenfolge die Kombination für Atlantis in das DHD ein. Die Anderen waren in Verteidigungsstellung gegangen, um Ernst Rückendeckung zu geben, der die letzten 30 Meter zurücklegte. Als er nur noch wenige Meter vom Tor entfernt war und die Genii das Feuer scheinbar eingestellt hatten, rief er den anderen zu: „Los, geht durch!“ O‘Neill und die anderen Teammitglieder traten durchs Tor und Ernst war nur noch zwei Meter vom Ereignishorizont entfernt, als ein stechender Schmerz in seinem linken Bein ihn zu Boden gehen ließ. Ein Enterharken, aus einer dafür ausgelegten Pistole abgefeuert, hatte sich durch seine Wade gebohrt und hinderte ihn an der Flucht. Ernst bekam gerade noch mit, wie sich das Sternentor vor seinen Augen abschaltete, bevor er von hinten bewusstlos geschlagen wurde.
Zwei Genii nahmen den bewusstlosen Bundeswehroffizier auf und eine junge Genii stellte sich vor ihn und musterte den Oberstleutnant. „Na ja, wir wollten ja eigentlich O‘Neill, aber der wird auch gehen“, meinte Feldmeisterin Sora, Kommandosoldatin der Geniistreitkräfte. „Wählt die Koordinaten an, bevor die Atlanter zurückkehren.“ Ein weiterer Genii nickte und führte den Befehl aus, indem er zum DHD herüberschritt. Kurz darauf verschwand das kleine Kommando im Ereignishorizont des Tores.


In Atlantis war währenddessen die Verwirrung groß, denn das Tor hatte sich geschlossen, bevor Ernst hindurch war. Woolsey kam aus dem Kontrollraum heruntergeeilt. „Colonel, was war da los?“
„Sir, wir wurden von den Genii angegriffen“, sagte Jack, zwischen zwei Verschnaufern und dem Nachladen seines Gewehrs. „Wir müssen zurück und Ernst holen, er wurde sicher von den Genii aufgehalten. Schnell, bevor sie verschwinden.“ Woolsey blickte zum Kontrollraum hoch. „Sie haben es gehört, Feldwebel Hoffmann, die Adresse anwählen!“ Hoffmann drückte schnell die sieben Symbole, doch das Tor öffnete sich nicht. „Zu spät“, schloss Ronon daraus. „Die Genii ziehen wahrscheinlich ab.“ „Mag sein“, gab Woolsey zu. „aber wir sehen trotzdem nach. Nehmen sie AR 4 und sehen sie sich auf dem Planeten noch einmal um, sobald wir wieder anwählen können.
Vielleicht finden sie ja irgendwelche Hinweise. Dr. Haibara wird währenddessen das DHD auf Spuren auf die letzte Adresse untersuchen.“ Die Anwesenden bestätigten den Befehl und Woolsey ging wieder herauf in den Kontrollraum, um das benötigte Personal auszurufen.


Derweil wurde Ernst Allert, mit einem Sack über dem Kopf, von zwei Soldaten der Genii in ein unterirdisches Verließ, irgendwo auf einem Stützpunktplaneten der Genii, verfrachtet. „In die Zelle rechts“, wies Sora die beiden Soldaten an und lächelte. „Dann hat der in der Nachbarzelle endlich jemanden zum Reden.“ Ernst wurde in die Zelle gestoßen und die Gittertür hinter ihm wieder verschlossen. Sora trat ans Gitter, als Ernst sich den Sack vom Kopf zog und sich den selbigen schmerzend hielt. „Ah, hat mal einer ne Aspirin?“ „Keine Ahnung, was das ist, aber hier können sie lange drauf warten, Oberstleutnant Allert“, antwortete Sora gelassen. „Sora?“, fragte Ernst etwas verwirrt und sah sich in der, bis auf eine alte Matratze, leeren Zelle um. Dann trat er an die Gitter und sah soweit er konnte um die Ecke. „Wo ist denn ihr Chef Kolya, oder bin ich etwa nur die zweite Wahl und muss von ihnen empfangen werden?“ „Der Kommandant kommt gleich“, meinte Sora nur und trat einige Schritte zurück. „Sie wissen ja wohl, warum wir sie geholt haben, oder?“
Ernst ging einige Schritte in der Zelle umher und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Na Technologie, was wohl sonst? Das versuchen sie, seitdem wir das erste Mal Kontakt zu ihrem Volk hatten. Aber habt ihr es noch immer nicht kapiert, dass eure Pläne einfach nicht aufgehen?“ Er zuckte mit den Schultern. „Na ja, wenn ihr mich jetzt wieder freilasst, dann Schwamm drüber.“
Soras zufriedenes Lächeln verging mit jeder Sekunde, wo dieser überhebliche Atlanter den Mund aufmachte. Es war, wie Kolya vermutet hatte. Die letzten fehlgeschlagenen Pläne der Genii hatten die angenehme Nebenwirkung gehabt, dass die Atlanter die Genii unterschätzen und für inkompetent hielten. Am liebsten hätte sie ihn deshalb zurechtgewiesen, doch sie beherrschte sich, denn sie wusste, dass sie ihm damit nur eine Freude gemacht hätte. Das machten die Atlanter nämlich immer, sie versuchten einen aus der Deckung zu locken und lullten ihre Feinde mit Belanglosigkeiten ein, um Zeit zu schinden oder einen Weg zu entdecken, um zu fliehen. Anstatt also darauf einzugehen, meinte sie nur: „Da muss ich sie leider enttäuschen, Oberstleutnant, denn wir haben noch Verwendung für sie. Und jetzt ruhen sie sich vielleicht am besten aus, bis der Kommandant kommt.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwand.
Ernst ließ sich, wie Sora es ihm vorgeschlagen hatte, auf der Matratze nieder. Er strich seinen Ärmel zurück, um auf die Uhr zu sehen, doch die hatten sie ihm auch weggenommen. Er verschränkte daraufhin die Arme vor der Brust und streckte die Beine aus. Na ja, auch egal, dachte er bei sich. In ein paar Stunden bin ich hier wieder raus. Solange entspann ich mich einfach.
Als Ernst dabei war ein wenig vor sich hinzudösen, bekam er nicht mehr mit, wie er durch einen kleinen Schlitz in der Wand aus der Nachbarzelle aufmerksam beobachtet wurde...


Zwanzig Minuten später rückten auf dem Planeten, auf dem AR 1 überfallen worden war, Erdtruppen an. Aus dem Tor kamen drei AR-Teams, die zudem noch, von 12 deutschen Fallschirmjägern begleitet wurden. Begleitet wurden sie von vier Jumpern, die von der Luft aus ein Drohmittel sein sollten. AR 1 rückte als erstes in das Dorf ein, das noch vor weniger als einer Stunde versucht hatte sie an die Genii zu verkaufen. Auf der Straße brach Panik aus, als die Dörfler die Atlanter erblickten. „Ja, jetzt verkriechen sich die Küchenschaben...“, meinte Anna wütend. Jack nickte und aktivierte sein Funkgerät: „An alle Einheiten: Schließt das Dorf ein. Niemand darf fliehen.“ Sofort verteilten sich die AR Teams und die Fallschirmjäger, während aus den tieferfliegenden Jumper weitere Fallschirmjäger diverser Nationen dabei halfen das Dorf abzusichern. „Ronon, sie kommen mit mir zu der Kneipe, Max und Anna gehen von Haus zu Haus und drohen ein wenig. Sagen sie denen, dass niemand weg darf, bis wir nicht ein paar Antworten haben“, befahl Jack und rückte sich die Feldmütze zurecht. Dann stapfte er mit Ronon zusammen auf die Kneipe zu, wo man sie vorhin empfangen hatte.
Mit der Waffe in der Hand trat Ronon die Tür ein. „Keiner rührt sich, oder ich schwöre euch, dass es das letzte war, was ihr getan habt!“ Dann trat er zur Seite und ließ Jack herein, damit er sich an die vier verängstigten Angestellten wenden konnte. Mit scharfem Blick ließ er seinen Blick durch die kleine Kaschemme streifen. „Da sind wir wieder. Wir fanden es gar nicht nett, dass ihr uns an die Genii verkauft habt... Ganz und gar nicht. Jetzt haben sie einen von uns gefangen und wir wollen ihn natürlich zurück.“ Er machte eine Pause. „So und von wem krieg ich jetzt Informationen?“ Als sich keiner zu Wort meldete, sondern lieber noch unbemerkt ein oder zwei Schritte zurückwich, kratzte sich Jack am Hinterkopf. Anschließend zuckte er mit den Schultern. „In Ordnung, das kann ich verstehen.“ Er wand sich um, um die Taverne wieder zu verlassen. Mit einem Bein in der Tür sagte er noch zu Ronon gewand: „Sie gehören dir. Aber töte oder misshandle niemanden, schneide keine Finger ab... Ach ja und auch nicht brandschatzen und plündern. Ansonsten hol mir diese Infos über Ernst.“ Ronon grinste nur, steckte die Waffe ins Holster und knackste mit den Fingerknochen. „So gut wie besorgt. Ruh dich gar nicht lange aus, das dauert nicht lange.“ Jack schloss die Tür hinter sich und Ronon wand sich den vier Personen zu. „Also, wer von euch möchte sich zuerst mit mir unterhalten?“


Ernst saß jetzt eine knappe Stunde in seiner Zelle. „Mann“, murmelte er. „hätten dir mir nicht wenigstens meinen MP3-Player hier lassen können? Sauerei...“ „Hey“, sagte auf einmal eine tiefe, rauchige Stimme. Ernst sah auf und blickte sich im Raum um, trat an die Gitterstäbe, sah aber nur die beiden Genii, die am Ende des Ganges patrouillierten. „Wer spricht da?“ „Ich bin in der Nachbarzelle“, kam die Antwort und jetzt sah Ernst auch den kleinen Schlitz und setzte sich daneben, um mit dem Mann in der Nachbarzelle zu reden. Er konnte sich ja mit seinem Zellennachbarn unterhalten, denn er hatte ja schließlich nichts besseres zu tun. „Na, auch von den Genii entführt worden?“, fragte Ernst. „Ja“, kam die Antwort nach einigen Sekunden knurrend. „Die haben mich vor sicher über acht Jahren entführt.“ Ernst pfiff eine schräge Melodie. „Mann, das ist hart. Aber keine Sorge, wenn man mich befreien kommt, dann nehmen wir sie mit.“ Ein leises Lachen war zu hören. „Das hab ich schon mehrmals in all den Jahren gehört. Es waren immer wieder Leute hier, die die Genii entführt hatten. Wissenschaftler, Staatsmänner... Was davon sind sie?“ „Soldat“, antwortete Ernst. „Na ja, Stellvertretender Militärkommandant meiner Expedition. Die Genii versuchen schon seit langem an unsere Technologie zu kommen.“ „Das ist die übliche Vorgehensweise bei den Genii. Ich glaube, hier war noch nie jemand, von dessen Volk man nicht Technologie erpressen wollte.“ Ernst nickte verstehend. „Und warum sind sie noch hier? Wollten ihre Leute nicht zahlen?“ „Nein, ich bin aus einem anderen Grund her“, erklärte die Stimme. „Früher, da war ich der wichtigste Wissenschaftler meines Stammes und außerdem Stellvertreter unseres Oberhauptes. Wir gehören zu einem der wenigen raumfahrenden Völker der Galaxie, müssen sie wissen. Ich war auf einer Forschungsmission, als mein Schiff von den Genii mit einem Glückstreffer heruntergeholt wurde. Ich konnte meine Leute nicht mehr verständigen, bevor die Genii mich gefangen nahmen und hier einsperren.“ Er seufzte. „Und jetzt hocke ich hier seit acht Jahren, da ich den Genii niemals die Geheimnisse meiner Leute offenbaren würde.“ „Ehrenkodex und so, oder?“, fragte Ernst, worauf es einen bejahenden Laut gab. Er verstand und respektierte so etwas, denn auf ihm lastete ja ähnliches.

Das Gespräch zwischen den Beiden wurde jäh unterbrochen, als eine Metalltür laut aufgestoßen wurde und Kommandant Acastus Kolya kam hereingestiefelt. Gut gelaunt schnappte sich der Genii einen Stuhl und setzte sich vor Ernsts Zelle. „Ah, wie ich sehe, haben sie sich schon bekannt gemacht, gut.“ Er grinste. „Oberstleutnant Ernst Allert, richtig, oder?“ Ernst nickte. „Was wollen sie, Kolya?“ „Das sollte ihnen inzwischen doch klar sein: Ihre Technologie“, antwortete Kolya und lehnte sich auf dem Stuhl nach vorne. „Diesmal wollen wir nicht zu hoch greifen. Unsere Spione haben berichtet, dass sie eine neue Schiffsklasse haben. Klein, wendig und hyperraumtauglich. Wir wollen ein Exemplar davon haben.“ „Sie wollen einen B-403 Wotan-Mittelstreckenbomber?“, fragte Ernst und lachte auf. „Oh mein Gott, selten so gelacht. Aber mal ernsthaft, Kolya. Sie können sich sicher sein, dass man ihnen diese Forderung nicht erfüllen wird.“ Kolya zuckte mit den Schultern. „Nun, wenn sie das meinen. Aber sie werden ja sowieso mein Gast sein, wenn ihre Leute nachgeben.“ Der Kommandant erhob sich. „Ich bin gleich wieder da, dann wählen wir Atlantis an und ich stelle unsere Forderungen und solange“ Er musste grinsen. „laufen sie uns bitte nicht davon.“ Er verließ den Raum wieder, während zwei Genii hereinkamen und eine antiquierte Filmkamera und einen tragbaren Sender aufbauten.


„Und?“, fragte Woolsey gespannt, als AR 1 und die anderen Truppen wieder in Atlantis angekommen waren. „Gar nichts, Chef, absolut gar nichts“, antwortete Jack zähneknirschend. „Wir haben sie alle durch die Mangel genommen, aber nicht mal Ronons Drohgebärden haben was genützt. Wir können sicher sein, dass diese Leute nicht wissen, wo sich Ernst aufhält.“ Woolsey nickte und ging mit AR 1 hoch in den Kontrollraum. Auf halbem Weg fragte Anna: „Was tun wir jetzt?“ „Schicken wir die Kavallerie zum Geniiplaneten“, schlug Max trocken vor. „Da könnten sie gar nicht so falsch liegen, Doktor“, entgegnete Woolsey und wand sich an Feldwebel Hoffmann. „Felix, stellen sie mir eine Verbindung zur USS Douglas MacArthur her. Ich muss mit Colonel Caldwell sprechen.“ „Einen Moment bitte, Mister Woolsey“, antwortete der Unteroffzier und ging herüber zur Subraumkommunikation. „Ich muss noch alles einstellen. Wie sie wissen ist die MacArthur ja bereits dabei die Galaxie zu verlassen.“ „Ich weiߓ, entgegnete Woolsey. „Aber sie ist immer noch sehr viel näher als ihre Ablöse und ich will einen Schlachtkreuzer vorbeischicken, um Allerts Freigabe zu verlangen. Das ist noch eindrucksvoller als ein Zerstörer. Vielleicht reicht ja das Auftauchen der MacArthur um die Genii einzuschüchtern und kleinbei zu geben.“ Hoffmann machte sich ans Werk, doch gleichzeitig wurde das Tor von außen angewählt. Schnell aktivierte sich der Torschild und das Abwehrteam ging in Position.Ein anderer Techniker sah von seinem Computer auf. „Mister Woolsey, wir empfangen eine Audio-Video Verbindung auf einem der unteren Kanäle. Es hat eine Geniikennung.“ Woolsey zog die Augenbrauen hoch. „Die Genii? Schalten sie sie auf den großen Monitor, mal sehen, was sie zu sagen haben.“

AR 1 und Woolsey wandten sich zum großen Flachbildschirm, auf dem nach wenigen Sekunden des Rauschens das Bild von Kolya erschien. „Hier spricht Kommandant Acastus Kolya vom Volk der Genii. Ich rufe Atlantis.“ „Hier spricht Richard Woolsey, Leiter der Atlantisexpedition“, stellte sich nun Woolsey seinerseits vor. „Sie haben einen unserer Offiziere gekidnappt. Wir verlangen seine augenblickliche Freilassung.“ „Sie können Allert haben, wenn sie unsere Forderungen erfüllen“, antwortete Kolya. Woolsey nahm die Brille ab und putzte die Gläser, wie er es immer in so einer Situation tat. „Was für Forderungen?“ „Wir verlangen einen ihrer neuen Wotan-Mittelstreckenbomber samt Baupläne.“ „Das ist ja wohl nicht ihr Ernst“, antwortete Jack prompt.
„Ah, das ist sicher Colonel O‘Neill“, sagte Kolya als er Jacks Stimme zugeordnet hatte, denn es handelte sich nicht um eine Videokonferenz und nur die Atlanter konnten die Genii sehen, nicht umgekehrt. „Ich kann ihnen versichern, Colonel, dass es unser Ernst ist. Wir wollen diesen Bomber und die dazugehörigen Baupläne.“ „Und was ist, wenn wir uns weigern?“, fragte Woolsey schließlich. Es war klar, dass er den Genii keinen Wotan-Mittelstreckenbomber im Austausch für Ernst Allert geben konnte. Dafür war ein Wotan zu mächtig und hochtechnisiert. Den Genii diesen Bomber zur Verfügung zu stellen würde zur Folge haben, dass die Genii zu den Menschen der Erde weiter aufschließen und eine größere Bedrohung würden, als sie es jetzt schon sind.


„Sie wollen die Konsequenzen wissen?“, fragte Kolya überrascht, was er jedoch nur spielte. Er hatte gewusst, dass die Atlanter sich nicht darauf einlassen würden, es sei denn, man würde ihnen die Konsequenzen direkt vorführen. Deshalb hatte er Ernst hierher bringen lassen, wo die Genii die schlimmste Foltermethode besaßen, die es wohl weit und breit gab. „Holt Allert und bereitet den anderen Gefangenen vor“, befahl er zwei seiner Leute. Er wusste zwar, dass er auf der Abschussliste der Atlanter, wenn er das durchführte, noch weiter nach oben rutschen würden, aber ob er als Fünft-Meistgesuchter von ihnen liquidiert würde, oder als Meistgesuchter machte ja wohl keinen Unterschied. Und selbst wenn hätte er die Gewissheit, dass die Umstände seines Todes sein Volk in der technologischen Entwicklung weitergebracht hätten.
Die Soldaten führten nun Ernst vor die Kamera und schnallten ihn an einen Stuhl. Ein Knebel verhinderte, dass er etwas sagen oder schreien konnte. Gleichzeitig wurde die Nachbarzelle aufgeschlossen und der Insasse vorbeireitet. Kolya wand sich ein letztes Mal an Woolsey. „Ich bitte sie, geben sie nach, damit ihr Offizier nicht unnötig leiden muss.“ Doch Woolsey blieb hart. „Nein. Oberstleutnant Allert weiß genauso wie jeder andere Soldat, dass wir mit solchen Erpressern nicht verhandeln.“ „Wie sie wollen“, antwortete Kolya mit harter Mine und winkte die Wächter her, die den anderen Gefangenen näher brachten. „Dann leben sie mit den Konsequenzen.“ Er wand sich von der Kamera ab und winkte die Soldaten heran, die den Insassen von Ernsts Nachbarzelle herschafften.Ernst traute seinen Augen nicht, als er sah, wer die Person war, mit der er sich bis vor kurzem unterhalten hatte: Ein Wraith. Der Wraith wurde vor die Kamera gezerrt, damit auch die Leute im Kontrollraum von Atlantis sahen, was Ernst bevorstand. „Lasst ihn sich nähren“, gab Kolya die Anweisung. Seine Untergebenen öffneten die metallerne Manchette, die über die Hand gestülpt war, die den Nährmund des Wraith beherbergte. Dann richteten die Genii ihre Waffen auf den Wraith, der kurz den Blickkontakt mit Ernst suchte und dann seine Hand auf seine Brust niedergehen ließ. Nur der Knebel verhinderte, dass Ernst schmerzhaft aufschrie.
In Atlantis wandten sich Woolsey, Anna und nach kurzem Zögern auch Max angewidert vom Bildschirm ab. Woolsey ballte wütend die Fäuste, während Jack und Ronon beinahe durch den Bildschirm gesprungen wären, um irgendwie einzugreifen. Auch Kolya stand kurz davor sich abzuwenden, zwang sich aber weiter zuzusehen. Er war dafür verantwortlich und musste da jetzt ebenso durch, wie die Anderen. Auch wenn er es abstoßend fand, doch die Starrsinnigkeit der Menschen zwang ihn dazu, denn irgendwie musste er ja Ergebnisse liefern. Kolya zählte die Sekunden und als er bei neun war, befahl er: „Das reicht!“ Seine Soldaten reagierten schnell und zerrten den Wraith von einem sichtlich lädierten Allert weg, um ihm sofort wieder den Metallhandschuh anzuziehen und ihn wegzuschaffen. Kolya besah sich kurz Ernst und fühlte seinen Puls, ob er auch regelmäßig war. Der Oberstleutnant war um Jahre gealtert. Konnte man ihn vorher auf Ende 30 schätzen, so sah er jetzt, bei seinen 37 Lebensjahren, aus wie Anfang 50, was der Kameramann nun auch genau einfing, damit die Leute auf Atlantis es sahen. Anschließend erhob Kolya noch einmal das Wort. „Das war eine Demonstration, was mit ihrem Offizier geschieht, wenn sie sich weigern unseren Forderungen nachzukommen. Sie haben eine Stunde Bedenkzeit, dann melden wir uns wieder. Kolya Aus.“ Als das Zeichen kam, dass die Kamera aus war, atmete Kolya einmal tief durch. „Lasst den Arzt nach ihm sehen und dann schafft ihn wieder in seine Zelle.“


Auf Atlantis hatten sich Woolsey und AR 1 inzwischen im Konferenzraum eingefunden, wo sie ungestört beraten konnten. Ronon war schon dabei Dampf abzulassen und schleuderte seinen Stuhl durch die Gegend. „Dieser Hurensohn! Wenn ich ihn in die Finger krieg, dann breche ich ihm das Genick!“ „Beruhigen sie sich, Ronon!“, befahl Woolsey. „Das bringt uns doch jetzt alles nichts. Stattdessen sollten wir lieber beraten, was wir unternehmen.“ „Lassen wir die MacArthur über dem Geniiplaneten auftauchen und verehren wir den Genii ein paar kräftige Salven aus den Railguns. Das sollte die Genii überzeugen uns Ernst zurückzugeben“, meinte Jack und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war mindestens genauso wütend wie Ronon, versuchte es aber nicht zu zeigen. Woolsey schüttelte nur verneinend den Kopf und massierte sich die rechte Schläfe. „Sie wissen genauso gut wie ich, Jack, dass das Oberkommando die Orbitalbombardierung verbietet. Ganz zu schweigen davon, dass das, spätestens seit dem Angriff auf Berlin, als ein Kriegsverbrechen gezählt wird. Wir können nicht einfach hinterrücks einen Planeten aus dem Orbit angreifen. Egal wie schuldig die auch sein mögen.“ Max rollte mit den Augen. „Mister Woolsey, die Genii haben die Zweiten-Genferkonventionen für die Regeln zur galaktischen Kriegsführung nicht unterschrieben, sie haben folglich auch keinen Anspruch darauf, so behandelt zu werden.“ Woolsey lehnte sich nach vorne. „Sagen sie das den Leuten von der UN, die die Alliierten Nationen seit dem Goa‘Uldkrieg und dem damit verbundenen Einsatz von Symbiontengift am liebsten allesamt vor ein Kriegsverbrechertribunal zerren wollten. Nein, wir können nicht wegen eines Mannes so ein Risiko eingehen, egal wie viel Ernst Allert schon für die Erde getan hat. Das klingt hart, aber so ist es nun mal. Nein, wenn wir ihm helfen wollen, dann müssen wir das ein wenig gewiefter angehen. Deswegen brauche ich jetzt ihre Vorschläge.“ „Geben wir ihnen den Bomber“, meinte Anna, die bisher ruhig und nachdenklich auf ihrem Platz gesessen hatte, plötzlich und sah auf. „Verstecken wir einen Subraumsender in dem Bomber, löschen wir alles aus dem Rechner. Die Baupläne legen wir erst gar nicht bei. Bis die sich einen Überblick verschafft haben, haben wir uns schon alles zurückgeholt.“ „Könnte funktionieren“, stimmte Max zu. „Wenn wir so tun, als würden wir mitspielen, dann gibt uns das genug Zeit, um mit der MacArthur oder auch mit der Yamamoto, die ja hier im System Schleife fliegt, oder auch einfach per Gate, zu dem Planeten zu kommen, wo sie den Bomber hinbringen. Wahrscheinlich ist da auch Ernst und selbst wenn nicht, haben wir dann eine bessere Verhandlungsposition.“ Er zuckte mit den Schultern. „Oder Kolya hält sich tatsächlich an sein Wort und lässt Ernst frei, wenn wir ihm den Bomber geben. Dann müssen wir nur noch den Bomber zurückholen und fertig.“ Woolsey nickte zustimmend und gönnte sich sogar ein kleines Lächeln. „Gut. Dr. Haibara wird sich daran machen den Sender installieren. Dann können sie jetzt gehen, ich rufe sie, wenn sich Kolya meldet.“ AR 1 erhob sich, während Woolsey sich daran machte den Plan in die Tat umsetzen zu lassen.


Ernst wurde in der Zwischenzeit, nach einer kurzen Untersuchung durch einen Arzt der Genii, in seine Zelle zurückgebracht. Er hatte sich kaum hingesetzt, um sich etwas auszuruhen, da sprach ihn der Wraith aus der Nachbarzelle auch schon an. „Haben sie Schmerzen?“ Ernst setzte sich an die Wand. „Was interessiert sie das? Sie sind dafür verantwortlich.“ „Als ob ich das nicht wüsste“, meinte der Wraith und gab etwas seufzerähnliches von sich. „Für mich war es auch kein besonderes Vergnügen. Es bereitet mir Schmerzen, wenn ich mitten in einem Nährprozess bin und abbrechen muss. Ich musste alle meine Kräfte aufbringen, um mich zu beherrschen und ihnen nicht sämtliches Leben zu entreißen. Die Genii foltern uns im Prinzip beide.“ „Aha“, meinte Ernst nur. Er hatte eigentlich keine Lust sich mit jemanden zu unterhalten, der ihm gerade 20 Lebensjahre genommen hatte. Dennoch musste er etwas fragen. „Was sie vorhin erzählt haben... War das gelogen oder stimmte das?“ „Es ist alles wahr, was ich ihnen erzählt habe“, bestätigte der Wraith nach einigem Zögern. „Seitdem die Genii gemerkt haben, dass ich ihnen keine Informationen zu liefern bereit bin, benutzen sie mich, um Gefangene wie sie stückchenweise auszusaugen.“ Er lachte kurz und trocken auf. „Ich bin das so satt.“ „Tja“, meinte Ernst, stand auf und ging etwas in der Zelle umher.


Die Frist war fast verstrichen. Woolsey stand bereits im Kontrollraum als Dr. Haibara hineingestürmt kam, sichtlich außer Atem. „Mister Woolsey, wir sind soweit.“ „Haben sie den Sender installiert?“, fragte Woolsey. Die japanische Chefwissenschaftlerin nickte. „Ja, aber wegen der geringen Zeitspanne, die wir hatten, konnte ich es leider nicht so gut machen, wie ich es wollte. Ich wünschte wirklich, ich hätte mehr Zeit gehabt.“ „Schon gut, Doktor“, sagte Woolsey. „Dann wird es wohl reichen müssen. Sind die Kisten mit den Einzelteilen des Bombers bereit?“ „Werden gerade in den Torraum gebracht. In jeder der Kisten ist ein Sender versteckt, für den Fall, dass die Genii die Kisten trennen.“, erklärte Dr. Haibara. „Aktivierung von außen!“, meldete Oberfeldwebel Hoffmann und das Tor aktivierte sich. „Dieser Kolya ist pünktlich.“ „Auf den Schirm“, befahl Woolsey und richtete seinen Blick wieder zum Bildschirm. „Kolya, bevor sie etwas sagen: Sie kriegen ihren Willen. Wir haben einen Wotan-Mittelstreckenbomber in Einzelteilen verpackt und schicken alles an eine Adresse ihrer Wahl.“ „Warum denn nicht gleich so“, meinte Kolya zufrieden grinsend. „Ich schicke ihnen jetzt die Koordinaten. Schicken sie die Pakete so schnell, wie es geht durch. Und versuchen sie nicht ihre Truppen zu schicken. Das würde ihnen nicht gut tun und Allert wäre als erstes tot. Kolya Aus.“ „Koordinaten empfangen“, meldete Hoffmann nach wenigen Sekunden, woraufhin das Gate sich abschaltete. „Dann mal los“, befahl Woolsey und ließ das Tor anwählen. Kaum hatte sich das blaue Wabern aufgebaut, setzte Dr. Haibara die ferngesteuerten Wagen, auf denen zwölf sehr große und schwere Kisten transportiert wurden, in Bewegung und nacheinander passierten sie den Ereignishorizont.


Ladon Radim, Kolyas wissenschaftlicher Offizier, war auf der anderen Seite des Tores, als die Kisten ankamen. Das Tor stand in einem natürlichen Canyon und wurde momentan von fast 100 schwerbewaffneten und verschanzten Genii bewacht. Diverse MGs waren bemannt und feuerbereit, falls auch nur ein Atlanter hindurchkommen würde. Ladon grinste zufrieden, als schließlich auch die letzte Kiste durch das Tor gerollt war und sich das Sternentor abschaltete. Er winkte zwei Techniker aus seinem Team zu, die sofort mit klobigen Detektoren anrückten. Dabei handelte es sich um Ladons neuste Entwicklung zum Aufspüren von Funkfeuern und Peilsendern, die er extra für diese Mission hatte entwickeln müssen - aus von requierierten außerirdischen Gerätschaften verstand sich. Doch es sollte es auszahlen, denn als die Techniker an den Kisten entlang fuhren, schlugen die Messinstrumente aus. „Diese Atlanter... Sie haben jede einzelne Kiste verwanzt“, meinte der Techniker. Doch das machte nichts, schließlich hatte man Vorkehrungen getroffen. „Aktiviert die Maschine", befahl Ladon. Seine Leute führten den Befehl aus und fuhren die besagte Maschine hoch. Es handelte sich dabei um ein glückliches Nebenprodukt der Atomwaffenforschung. Ladon hatte herausgefunden, dass das Abfeuern einer Atomwaffe eine Nebenwirkung hatte, die sämtliche aktiven elektronischen Geräte in der direkten Umgebung lahnlegte. Seine Vorgesetzten hatten das Potenzial dieser „Nebenwirkung“ erkannt und Ladon beauftragt eine Maschine zu bauen, die diesen Impuls imitieren konnte, ohne eine Atomexplosion. Man hatte die Hoffnung gehabt sie eines Tages gegen die Wraith und zur Verteidigung des Heimatplaneten einsetzen zu können, ohne die Welt selbst zu verstrahlen.Es dauerte mehrere Minuten bis die Maschine sich aufgeladen hatte, dann wurde die EMP-Bombe aktiviert und zerstörte alle Peilsender. Die Technik des Wotans blieb unangetastet, denn eine EMP-Bombe funktionierte nur bei aktivierten Systemen, hinzukommen, dass alle irdischen Kriegsschiffe und Weltallfahrzeuge noch einmal zusätzlich geschützt waren, dieser Sender aber nicht. Die Techniker gaben schließlich die Entwarnung, dass die Sender inaktiv waren. Ladon nickte. „Gut, dann bringt das nach Genii Prime. Doch vorher werde ich noch den Kommandanten informieren.“ Mit diesen Worten ging Ladon zum DHD und wählte den Planeten an auf dem sich Kolya befand.


„Was war denn das?“, fragte Woolsey, der angespannt auf den Bildschirm geblickt hatte, auf dem bis vor einem Moment die Lichter der Peilsender klar und störungsfrei geleuchtet hatten.
Dr. Haibara schluckte. „Die Peilsender haben ihren Geist aufgegeben. Die Genii haben sie wohl unbrauchbar gemacht. Anders kann ich mir das nicht vorstellen, wie das so plötzlich gehen sollte.“
Woolsey wäre am liebsten im Boden versunken. Er hatte den Genii einen Wotan-Mittelstreckenbomber in die Hände gespielt, weil er angenommen hatte, dass siezu dumm wären, um den Trick zu durchschauen. Und was vielleicht im Augenblick noch schlimmer war: Wahrscheinlich hatte er damit Ernsts Schicksal besiegelt.


Ernst lief in seiner Zelle auf und ab. „Irgendwie muss ich doch hier rauskommen...“, murmelte er immer wieder vor sich hin. „Es gibt keinen Ausweg. Glauben sie mir, sonst wäre ich nach all den Jahren nicht mehr hier. Ich habe es oft genug probiert und bin genauso oft gescheitert“, sagte der Wraith in der Nachbarzelle. „Jedenfalls, nicht wenn man es alleine versucht.“ Ernst ging zum kleinen Spalt zwischen den Zellen und setzte sich hin. „Wie meinen sie denn das?“ „Ich hatte ja bereits deutlich gemacht, dass unsere Situationen gar nicht so verschieden sind. Sie sind ein Gefangener der Genii, ich bin ein Gefangener der Genii. Sie wurden, und werden es wahrscheinlich weiterhin, von den Genii gefoltert, ebenso wie ich. Und wir beide wollen hier raus. Alleine schafft es keiner von uns, auch sie in ihrem geschwächten Zustand nicht.“ „Sie schlagen vor, dass ich mit ihnen zusammenarbeite?“, sagte Ernst lauter, als er es beabsichtigt hatte. Das bestätigende Nicken des Wraith sah er nicht. „Ja, so stelle ich mir das vor.“ „Als ob ich ihnen trauen könnte“, meinte Ernst belustigt und stand auf. „Vielleicht ändern sie ja ihre Meinung, nachdem Kolya mich erneut zwingt mich an ihnen zu nähren...“, konterte der Wraith prophetisch, denn kurz darauf kam Kolya in das Gewölbe. „Es tut mir leid, Allert, aber ihre Leute haben versucht mich reinzulegen. Jetzt muss ich ihnen leider zeigen, was passiert, wenn es soweit kommt.“ Vier Wächter tauchten hinter Kolya auf und holten sich Ernst und den Wraith. Schnell war Ernst wieder auf dem Stuhl vor der Fernsehkamera festgeschnallt und der Wraith in Position.


Im Kontrollraum von Atlantis standen AR 1 und Woolsey vor dem Bildschirm. Kolya räusperte sich. „Wir haben ihre Peilsender gefunden“, sagte er unverblümt. „Dabei hatte ich doch gesagt, was passiert, wenn sie versuchen uns auszutricksen. Ich war bereit ihren Offizier wieder freizulassen, aber sie zwingen mich dazu ihnen einen Denkzettel zu verpassen.“ Er nickte seinen Untergebenen zu, die prompt die Manschette des Wraith entfernten. Er hatte nicht gewollt, dass es soweit kommt, dass Ernst Allert noch einmal gefoltert werden musste, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Der Wraith zögerte jedoch sich an Ernst zu nähren und stellte Blickkontakt mit ihm her. Augenblicke lang sahen die beiden einander an, dann nickte Ernst unmerklich und der Wraith ließ seine Hand auf seine Brust nieder. „Verdammt noch mal...“, sagte Jack und ging einige Schritte auf und ab. Leise sagte er zu Woolsey: „Ich werde nicht länger hier rumsitzen. Wenn das Gate wieder frei ist, dann geh ich auf irgendeinen Planeten und besorg mir irgendwie Infos.“ Woolsey blickte wie geband auf den Bildschirm. „Tun sie das.“ Dann nickte Jack seinem Team zu und verschwand mit AR 1 in Richtung Umkleideraum. Woolsey sah der Folter weiter zu, als plötzlich etwas unerwartetes geschah. Der Wraith zog plötzlich seine Hand von dem bereits Bewusstlosen zurück und sah Kolya an. „Er ist so gut wie tot. Ich glaube nicht, dass sie wollen, dass ich ihm noch mehr nehme.“
Kolya sah den Wraith kurz an, schüttelte dann den Kopf und gab Befehle aus. „Schafft den Atlanter zum Arzt und dann in die Zelle, den Wraith sofort zurück in seine.“ Er wand sich anschließend noch mal an Atlantis. „Wir werden ihren Offizier solange behalten, wie wir es für richtig halten. Sehen sie das ganze als ein Denkzettel, die Genii nicht einfach als einfältige Idioten abzutun. Wir sind bereit um unseren Platz in der Galaxis zu kämpfen und ihnen und den Wraith die Stirn zu bieten. Das ist meine letzte Übertragung. Kolya Ende und Aus.“


Ernst erwachte etwa eine Stunde später in seiner Zelle. Er fühlte sich schwach und konnte kaum auf die Beine kommen. Der Offizier stöhnte auf, als er sich mit Mühe und Not aufrichtete und zu dem kleinen Loch in der Mauer schleppte. „Alles in Ordnung?“, fragte er. Der Wraith lachte kurz auf. „Eigentlich sollte ich sie das fragen.“ Ernst verkniff sich ein Grinsen. „Wie... seh ich aus?“ „Alt“, antwortete der Wraith mit Bedauern. „Sehr alt. Ich schätze, ich habe ihnen noch etwa 30 Jahre genommen.“ „Dann seh ich jetzt aus wie 80...“, murmelte Ernst traurig, riss sich aber schnell wieder zusammen. „Sie haben Recht, wenn wir hier rauswollen, dann müssen wir das wohl alleine bewerkstelligen. Ich dachte noch, dass ich hier rauskommen würde, wenn meine Leute irgendetwas reißen, aber es wurde nur schlimmer. Sind sie einverstanden mit mir gemeinsame Sache zu machen?“ „Ja, das bin ich“, antwortete der Wraith. „Und ich habe auch schon einen Plan. Es ist wichtig, dass sie genau mitspielen...“


Eine halbe Stunde später kam ein Wächter in das Gewölbe. Er hatte eine Flasche mit Wasser und ein paar Rationen aus Armeebeständen dabei, die der Arzt für Ernst vorgesehen hatte, damit er wenigstens einen Teil seiner Kräfte zurückgewann, um transportfähig zu werden. Kolya hatte vor diesen Ort so schnell, wie möglich zu verlassen und die Evakuierung war bereits am laufen. Je länger man an einem Ort blieb, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Feind seinen Aufenthaltsort herausfand. Der Genii trat an die Zelle heran und warf die Rationen und die Wasserflasche durch die Gitterstäbe auf den Boden. „Hey, hier hast du was zu essen und zu trinken“, sagte er zu dem auf dem Boden liegenden Ernst. „Hey, sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede.“ Doch Ernst antwortete dem Genii nicht, sondern blieb reglos auf dem Boden liegen.
„Oh Mann...“, murmelte der Wächter und rannte den Weg zurück, woher er gekommen war. Einer seiner Kameraden standen dort Wache, die restlichen Soldaten waren damit beschäftigt alles einzupacken, was mitgenommen werden sollte. „Komm mal lieber mit. Mit dem Atlanter ist irgendwas nicht in Ordnung.“ Der andere Soldat nickte und folgte seinem Kameraden zur Zelle, die er auch sofort aufschloss. „Komm, bringen wir ihn zum Arzt.“ Beide packten an, um den leblosen Ernst aus der Zelle zu schaffen. Doch sie waren kaum zwei Schritte gegangen, da schreckte Ernst hoch und biss dem Genii rechts von ihm in den Hals. Der Genii gab nur einige Würggeräusche und Japser von sich, als Ernst seine Zähne in den Hals und die Luftröhre schlug und durchbiss und dann auf den anderen Genii einschlug und ihn gegen die nächste Wand drückte. Der Genii sackte zum Boden und Ernst fummelte, bereits außer Atem, den Zellenschlüssel von seinem Gürtel und humpelte mehr, als zu gehen, auf die Zelle des Wraith zu und drehte den Schlüssel im Schloss. „Beeindruckend“, kommentierte der Wraith die Tötung des einen Genii. „Hab ich im Fernsehen gesehen“, meinte Ernst nur, während er den Schlüssel um Schloss umdrehte. „Ich dachte mir, wenn Jack Bauer das schafft, dann kann ich das erst re...“ Er wurde von dem Genii unterbrochen, der von den Schlägen eines alten Mannes schnell wieder zu sich gekommen war und ihn gegen die nächste Wand drückte und auf ihn einschlug.
Der Wraith reagierte schnell, griff mit seiner nicht gefesselten Hand durch die Gittertür und drehte den Schlüssel noch zweimal um, bis sich das Gitter schließlich öffnete. Er stürmte heraus und packte den Genii und zerrte ihn von Ernst weg, der nach Luft ringend zu Boden sank. Gekonnt presste er dem Genii den Mund zu, sodass kein Schrei herausdrang und dann schlug er seine mit der Manschette behaftete Hand mehrmals gegen die Wand, bis das Schloss nachgab und er die Manschette abschütteln konnte. Dann rammte er die befreite Hand mit dem Nährmund auf die Brust des Genii und nahm ihm seine Lebensenergie, jeden Tropfen. Der Nährvorgang dauerte nur eine halbe Minute und erfrischt atmete der Wraith aus. Es war das erste Mal seit Jahren, dass er sich an einem Stück nähren konnte und das fühlte sich unbeschreiblich gut an. Sein Blick fiel auf Ernst. „Alles in Ordnung?“ Ernsts Antwort bestand aus einem schmerzhaften Aufstöhnen. Der Wraith schüttelte nur den Kopf und nahm das Funkgerät des einen Genii, die Wasserflasche und beide Pistolen an sich, dann ging er auf Ernst zu und stützte ihn, um das Gewölbe zu verlassen. „Wir haben einen Deal und daran halte ich mich.“ Den geschwächten Ernst unter dem einen Arm, in der anderen Hand eine der geniische Pistolen, machte sich der Wraith auf das diese geheime Anlage der Genii zu verlassen.


Ernst kam erst mehrere Stunden später wieder zu sich und war immer noch sehr geschwächt. Er richtete sich auf. Er befand sich in einem Wald und momentan war es finsterste Nacht. „Hier, trinken sie das“, meinte der Wraith, der neben ihm saß, flüsternd und reichte ihm die Wasserflasche, die er mitgenommen hatte. Ernst trank hastig große Schlucke. „Danke.“ Er schraubte die Flasche wieder zu und steckte sie in eine Innentasche seiner Feldjacke. „Ich bin überrascht“, flüsterte Ernst. „dass sie mich nicht einfach haben liegen lassen, oder es zu Ende gebracht haben.“ „Wenn ich ein Versprechen gebe, dann halte ich mich auch dran“, antwortete der Wraith. Er lächelte kurz. „Ich halte mich an unser Arrangement. Und sie?“ Er hielt Ernst eine der Pistolen hin. Ernst zögerte kurz, dann nahm er sie an sich und überprüfte sie auf ihre Funktionstüchtigkeit. „Ich halte mich auch an meine Abmachungen.“ Es war einige Minuten lang still, dann fragte der Wraith: „Allert, richtig?“
Ernst nickte bestätigend. „Und wie soll ich sie nennen?“ Der Wraith zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht. Mein richtiger Name darf laut Tradition nur ausgesprochen werden, wenn wir Wraith unter uns sind.“ Ernst nickte, verstand die Erklärung aber nicht wirklich. Schließlich grinste er. „Weißt du was, dann nenn ich dich Todd.“ „Todd?“, fragte der Wraith. Ernst nickte. „Ja. Du erinnerst mich nämlich an einen ziemlich gruseligen, aber auch irgendwie ganz anständigen Charakter aus einer Serie namens Scrubs.“ Der Wraith verstand zwar natürlich nicht was Ernst meinte, nickte aber. „Ich denke, der Name geht in Ordnung.“ Dann kam Todd wieder auf das zurück, was er ursprünglich sagen wollte. „Ich habe die Gespräche mitbekommen, die Kolya mit deinen Leuten geführt hat. Er sprach von Atlantis. Da kommst du her?“ Ernst nickte erneut. „Ja, da komm ich her. Ich bin aber kein Antiker.“ „Dacht ich auch nicht. Die hätten längst nicht so lange durchgehalten, wie du“, sagte Todd. „Ich war nur überrascht, dass Atlantis anscheinend wieder bewohnbar ist. Ich muss wirklich einiges nicht mitbekommen haben während meiner Gefangenschaft.“ „Seit knapp zwei Jahren ist Atlantis wieder bewohnt. Seitdem haben wir schon einiges durchmachen müssen und ganze Flotten deiner Leute haben sich an uns die Zähne ausgebissen.“ Todd lächelte hintergründig. „Interessant. Irgendwie hatte ich schon gedacht, dass Atlantis nicht kleinzukriegen sei. Du musst wissen, ich war damals da, vor zehntausend Jahren, als Atlantis im Meer versank. Wir hatten zwar die Antiker besiegt, aber irgendwie hab ich es mir schon gedacht, dass die Stadt noch länger existieren wird. Und siehe da, ich hatte Recht.“ Ernst nickte und trank noch einen Schluck Wasser. Dann richtete er sich auf und streckte sich, um seinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. „Also, genug der langen Worte und des Ausruhens. Wo sind wir hier?“ „Etwa zwei Kilometer in den Wald rein und weg vom Bunker der Genii“, meinte Todd und richtete sich ebenfalls auf. „Es ist zwar lange her, aber ich kann mich noch ganz ungefähr an den Weg zum Stargate erinnern.“ „Gut, dann gehen wir“, meinte Ernst und hob die Waffe, um vorzugehen, doch Todd ließ ihn warten. „Vielleicht sollte ich lieber vorgehen, es sei denn deine Spezies kann im Dunklen gut sehen.“ Ernst nickte, folgte Todd und sicherte nach hinten ab.


Sie waren noch mehrere Stunden, es wurde auch langsam hell, unterwegs, als Ernst plötzlich nicht mehr konnte, nachdem er schon von Anfang an geschwächelt hatte. Er musste sich an einen Baum anlehnen und rang nach Atem. „Was hast du?“, fragte Todd und blickte in alle Richtungen, um sich davon zu überzeugen, dass nirgendwo Genii kamen. „Alte Männer wie ich sollten wohl keine Nähkämpfe mehr bestehen und dann mehrere Stunden lang durch den Wald marschieren“, sagte Ernst belustigt und faste sich dann ans Herz. „Ich kann nicht mehr.“ Weiter nach Luft ringend half Todd ihm sich hinzusetzen und auszuruhen. Nach einigen Augenblicken schreckte Todd auf und ging dann neben Ernst in die Hocke. „Was ist denn?“, flüsterte Ernst. „Schritte, Genii“, meinte Todd abgehackt. „Beweg dich nicht, ich habe einen Plan.“ Mit diesen Worten kletterte er den Baum hoch und ließ den völlig erschöpften Ernst zurück.

Wenige Minuten später kamen drei Genii an dem Baum vorbeigestapft und sahen den Bewusstlosen. Einer der Genii griff sofort zum Funkgerät, während die anderen Beiden sich Ernst besahen und guckten, ob er nicht tot war. „Hier ist das 5. Team“, meldete der Genii per Funk. „Kommandant, wir haben hier den Atlanter gefunden. Er liegt völlig verausgabt unter einem Baum. Wo der Wraith ist, wissen wir ni...“ Der Genii unterbrach sich selbst mit einem Angstschrei, als plötzlich Todd vom Baum auf ihn heruntersprang, ihn überwältigte und anschließend bewusstlos schlug. Doch die beiden anderen Soldaten reagierten. Der eine, der als einziger mit einem Gewehr bewaffnet war, schoss sofort auf Todd, der andere zückte seine Pistole und feuerte ebenfalls, während sein Kamerad repetierte. Beide Kugeln durchlöcherten Todd, doch er war zu gut genährt, um sich davon beeindrucken zu lassen. Er wand sich jetzt den beiden zu, überwand die Entfernung von mehreren Metern in einem großen Sprung und schleuderte beide auf den Boden, wobei sie entwaffnet wurden. Den einen hielt er gen Boden gedrückt, während er sich bereit machte sich an dem anderen zu nähren. Der Genii sah mit Schrecken zu, wie sich Todd an seinem Kameraden nährte und seine Schusswunden sich schlossen. Er hatte keine Minute mehr, bis er an der Reihe war. Todd erhob sich anschließend und ging auf den bewusstlosen Genii zu und rammte auch ihm den Nährmund auf die Brust. Neue Kräfte durchströmten ihn, Kräfte, die er seit Jahren nicht mehr gehabt hatte. Endlich gesättigt ließ er auch von dem dritten Genii ab und ging auf Ernst zu. Todd sah, dass Ernst es nicht mehr lange machen würde und entschloss sich Ernst das wieder zu geben, was er ihm genommen hatte. Nicht nur, weil er jetzt voll genährt war und es verkraften konnte, sondern auch, weil er es irgendwie als seine Pflicht ansah, seinem Fluchtpartner zu helfen. Er legte also seine Hand auf die Brust des in sich zusammengefallenen Mannes und konzentrierte sich.

„Himmel, Arsch und...“, waren die ersten Worte von Ernst, als er schlagartig wieder zu sich kam. Er fühlte sich wieder gut, wieder jung. Er tastete sein Gesicht nach Falten ab, fand aber keine. Er sah zu Todd, der neben ihm auf dem Boden saß. „Was hast du...?“ „Ich habe dir deine geraubten Jahre zurückgegeben“, meinte Todd. „und vielleicht auch ein paar zusätzliche.“ Ernst nickte. „Danke. Ich habs schon mal miterlebt, wie eine Freundin von mir ihre Jahre wiedergekriegt hat, aber ich hatte gedacht, dass du sie mir nicht wiedergeben würdest.“ „Sei froh, dass diese Patrouille vorbeikam“, meinte Todd abwinkend. „Sonst hätte ich es wohl nicht gekonnt. Und jetzt komm, wo du wieder jung bist und deine Beinwunde geheilt ist, sollten wir das Tor innerhalb kürzester Zeit erreichen.“
Ernst nickte und folgte Todd schnellen Schrittes in Richtung Stargate.
Es dauerte nur noch eine weitere Stunde, dann waren sie am Tor, das zum Glück unbewacht war. Schnell sicherten die beiden ungleichen Gefährten das Terrain, dann stellten sie sich vor das DHD. „Du gehst zuerst“, sagte Ernst bestimmend, denn da er keinen Codegeber hatte, musste er einen der Alphastützpunkte anwählen und dessen Adresse sollte Todd nicht erfahren. „In Ordnung“, sagte Todd und wählte eine Adresse aus seinem Gedächtnis an, von wo aus er weiterreisen konnte. Schnell schoss das Kawoosh heraus und der Ereignishorizont baute sich auf. Todd ging einige Schritte auf das Tor zu und wand sich dann um. „Wie verhalten wir uns, wenn wir uns ein weiteres Mal begegnen?“ „Ich schätze mal, das machen wir von der Situation abhängig“, meinte Ernst, wozu Todd nickend zustimmte. „Lebe wohl, Allert“, sagte Todd zum Abschied und trat durch das Tor.
„Du auch, Todd“, meinte Ernst und wartete, bis sich das Tor abschaltete. Dann wählte er seine Koordinaten und ging auf das Tor zu. Dabei holte er das Funkgerät der Genii heraus und aktivierte es. „Kolya, hier ist Allert! Ich lebe noch! Und eines schwöre ich ihnen: Wir finden sie und wenn wir sie haben, dann wird es mir ein persönliches Vergnügen sein, sie zu erledigen.“ Mit diesen Worten trat er durch das Tor.


Nur wenige Minuten später betrat Ernst durch ein einkommendes Wurmloch den Torraum von Atlantis und ein erleichterter Woolsey kam ihm entgegengeeilt. „Ernst, schön sie wiederzuhaben. Sobald ich AR 1 zurückgerufen habe, werden die sich erst recht freuen.“ Die beiden Männer gaben sich die Hand. Woolsey sah ihn verwirrt an. „Wie...?“ Er deutete auf Ernsts wieder normales Aussehen. Ernst winkte nur ab. „Das ist eine lange Geschichte, Mister Woolsey. Aber ich glaube, für den Anfang genügt es, wenn ich sage, dass ich Hilfe von einem unerwarteten Freund hatte.“





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