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Red Signs - Treffen zweier Welten von Hyndara71

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Patrick folgte Sheppard, der ihn wieder hinunterführen sollte in den stinkenden, feuchten Raum, in dem Red John erst- und einmalig sein Vorgehen geändert hatte mit den Augen des zurückgelassenen Smileys.
Eigentlich, so fand der ehemalige Mentalist, sollte der Colonel sich um seine Tochter kümmern, bei ihr sein und mit den Ärzten sprechen. Soweit er wußte, war sogar ein Arzt extra wegen des kleinen Mädchens hergeholt worden. Wie, darüber wollte er jetzt besser nicht nachdenken.
Patrick wußte schlicht nicht, was er von dem allen hier zu halten hatte. Zeit seines Lebens war er auf seine Weise schon ein Fantast gewesen. Er liebte SciFi-Serien und -Filme, früher zugebenermaßen ein wenig mehr als heute. Er war schon immer fasziniert gewesen von der Tiefe und Überzeugungskraft der menschlichen Phantasie, die dem Verstand wirklich das unglaublichste vorgaukeln konnte. Vielleicht, so glaubte er, hatte er irgendwann einmal selbst daran geglaubt, oder doch zumindest gehofft.
Aber dann ... Dann hatte Red John ihn für seine Arroganz bestraft, hatte sein Leben vernichtet und alles zerstört, was Patrick als Glück empfunden hatte. An jenem Abend, als er nach Hause gekommen war vor fünf Jahren, als er den Brief Red Johns an der Schlafzimmertür las und dann seine Familie ermordet fand, an diesem Abend war Patrick Jane zum Zyniker geworden, der an nichts glaubte, was er nicht auch berühren konnte. Seit diesem Abend waren die Träume zerstört, die ihn früher angetrieben hatten. An diesem Abend starb Patrick Jane der Familienvater, und wurde wiedergeboren als Patrick Jane der Rachedurstige.
Niemand konnte ihn wirklich verstehen in seinem grenzenlosen Haß, selbst Sophie nicht. Sophie, der er soviel zu verdanken hatte ...
Seit fünf Jahren führte Patrick ein Schattendasein. Seit fünf Jahren träumte er davon, wie er sich rächte an dem Mann, der ihm alles genommen hatte. Seit fünf Jahren glaubte er sich allein in diesem Haß ...
Und dann ... ?
Patrick betrachtete Sheppard von der Seite, während er ihm weiter folgte.
Ja, er war schon immer gut darin gewesen, in anderen zu lesen. Und in diesem Mann, John Sheppard, erkannte er das erste Mal etwas, das er bisher als sein Eigentum begriffen hatte: Rachegefühle.
Auch ein John Sheppard war nicht ganz frei von rein menschlicher Emotion. Eher war er bis obenhin angefüllt damit und ein wahrer Quell all dessen, was Patrick zu verdrängen suchte. Doch unter dieser Oberfläche, da gab es einen anderen John Sheppard. Und dieser andere John Sheppard war ebenso von Rachegedanken zerfressen wie Patrick. Der Unterschied bestand nur darin, daß Sheppard diese Rache wohl schon hinter sich, oder doch zumindest soweit überstanden hatte, daß sie nicht mehr den Großteil seiner Aufmerkamkeit erforderte.
Patrick war überrascht, hatte er doch nicht ausgerechnet damit gerechnet. Sheppard ging den umgekehrten Weg zu ihm, das spürte er und das wußte er seit gestern. Allerdings schien es da einige Schwierigkeiten zu geben. Warum sonst verhinderte Sheppard, daß dieser Woolsey etwas von seiner Tochter erfuhr?
„Sind Sie verheiratet?“ fragte Patrick plötzlich.
Eigenartig. Er konnte soviel aus dem Colonel lesen, aber solche privaten Kleinigkeiten lagen für ihn im Dunkel.
Sheppard warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Ich war es“, antwortete er schließlich.
Aber es war nicht die Mutter von Jordan, das spürte Patrick. Da war noch etwas anderes, etwas ... eigenartiges und kostbares. Etwas, was man nicht unbedingt bei einem Soldaten erwarten würde.
Patrick mußte zugeben, so recht schlau wurde er immer noch nicht aus seinem Begleiter. Vielleicht lag es schlicht an einer Überflutung der Hinweise. Sheppard machte keinen Hehl aus seinen Emotionen, zumindest aus den offensichtlichen nicht. Wer ihn aber kennenlernen wollte ...
Patrick blieb stehen und zückte seine Brieftasche. „Hier!“ Er holte das abgegriffene Foto hervor, an das er sich jetzt seit fünf Jahren klammerte.
Seine kleine Prinzessin, und die Liebesgöttin, die er mit viel Glück und Geduld erobert und vor den Friedensrichter gebracht hatte.
Seine Augen brannten, als er das Foto betrachtete, ein Kloß wuchs in seiner Kehle.
Wie sehr er die beiden doch immer noch vermißte!
Sheppards wirrer Haarschopf beugte sich über das Foto. Dann traf Patrick ein nachdenklicher Blick.
„Ihre Familie?“
Er nickte, und augenblicklich wurde Sheppards Miene weich.
„Ich habs in der Akte gelesen ...“ Der Colonel atmete tief ein, wandte dann den Kopf ab. „Tut mir leid, was da passiert ist.“
Patrick hatte tatsächlich das erste Mal das Gefühl, daß es wirklich jemand nachempfinden konnte. Und ... es fühlte sich eigenartig an.
Knackend meldete sich das Funkgerät des Colonels. „John?“ fragte eine Patrick bisher unbekannte Stimme.
Sheppard richtete sich sofort auf. „Carson!“ Er wandte sich ab, als wolle er in Ruhe ein wichtiges und privates Telefongespräch führen. Natürlich absolut nutzlos im Hier und Jetzt.
Patrick spitzte allein aus Gewohnheit die Ohren. Doch nach den ersten, akzentschweren Worten, wurde aus Gewohnheit Mitgefühl, als er erkannte, daß es sich bei diesem Carson um den extra herbeorderten Arzt handelte.
„Was haben Sie herausgefunden?“ platzte es aus Sheppard heraus, kaum daß er sich von Patrick abgewandt hatte.
„Es liegt nicht daran, daß Jordan zahnt“, antwortete die akzentschwere Stimme. „Soweit wir das bisher feststellen konnten, müßte sie eigentlich putzmunter sein und an Ihren und Teylas Geduldsfäden zerren.“
Patrick lächelte allein bei der Vorstellung, vor allem, wenn er sich dann auch noch den kleinen Torren-John dabei vorstellte. Die beiden Kinder zusammen gaben sicherlich ein wunderschönes Paar ab ...
„Dann ist es also keine erdübliche Kinderkrankheit.“ Sheppards Stimme klang immer besorgter.
„Jennifer redet gerade noch einmal mit Teyla. Möglicherweise ein athosianischer Erreger, ähnlich wie der Virus, der sie alle letztes Jahr befallen hatte.“
Und damit waren sie wieder angekommen in der fabelhaften Welt der Science Fiction und der menschlichen Phantasie.
Ja, StarWars war eine Offenbarung für den kleinen Patrick gewesen, erinnerte er sich wehmütig. Wie sehr hatte ihn damals dieses Weltraummärchen doch fasziniert ...
„Aber“, fuhr dieser Carson fort, „es gibt noch eine Möglichkeit. Und darum möchte ich eine Genanalyse bei Jordan vornehmen.“
Eine ... Genanalyse?
Patrick starrte auf Sheppards sehnigen Rücken.
Was sollte eine Genanalyse denn jetzt bringen? Sollte Jordan etwa an einem erblichen Defekt leiden?
„Warum?“ Sheppards Stimme klang mißtrauisch.
„Möglicherweise ...“ Carson stockte, setzte dann offenbar neu an zu antworten: „Wir sollten die Stärke des ATA-Gens feststellen. Vielleicht erhalten wir so eine Antwort.“
„Carson?“
Patrick trat stirnrunzelnd einen Schritt näher.
„Wir wissen, daß der Erreger der ... Antikerseuche noch immer auf der Erde vorkommt“, antwortete der Akzent.
Schottisch! Endlich erkannte Patrick diesen Akzent. Carson mußte ein Schotte sein. Oder ein Waliser oder Ire, wobei ... Nein, er war sich sicher, daß es sich um einen Schotten handelte.
Aber Patrick entging auch nicht, wie Sheppards Haltung sich wieder verändert hatte. Die Schultern sackten herab, kaum daß sein Gesprächspartner diese Krankheit, von der Patrick zugegebenermaßen noch nie etwas gehört hatte, erwähnte.
„Das ist nicht Ihr Ernst!“ Die Stimme klang hohl, leer, voller väterlicher Angst. Und augenblicklich war die Empathie zwischen ihnen wieder da.
„Im Moment eine mögliche Option. Wir wissen, was dieses Virus bei ATA-Trägern anrichtet, der Krankheitsverlauf von General O'Neill wurde damals hervorragend dokumentiert.“
„Carson, wir reden hier von einem knapp ein Jahr altem Kind, nicht von einem General, der demnächst aus dem Dienst ausscheidet!“ begehrte Sheppard hilflos auf und stöhnte dann. „Vashtu bringt mich um!“
„Das wird sie ganz sicher nicht, dafür sorge ich schon“, entgegnete Carson. „Und bisher ist es ein reiner Verdacht, darum die Genanalyse.“
Das hörte sich nicht gut an!
Patrick hatte zwar aber auch nicht die blaßeste Ahnung, worum es eigentlich ging bei dieser eigenartigen Krankheit, aber er konnte durchaus nachempfinden, wie es Sheppard jetzt gehen mußte. Er selbst wäre durchgedreht, wenn seiner Kleinen damals eine Krankheit zugesetzt hätte. Und ging es bei seinen Rachegefühlen nicht größtenteils gerade darum, für ihren Tod Gerechtigkeit zu erlangen.
Es gab nichts schlimmeres, so sagten Eltern immer aus, als sich vorzustellen, die eigenen Kinder könnten sterben. Er hatte diesen Alptraum erlebt, und er wünschte einen solchen tiefen Schmerz wirklich niemandem, selbst einem Red John nicht. Das war die Grenze, die der Serienkiller überschritten und aus Patrick Jane, bekannter Mentalist und Familienvater, den Patrick Jane geformt hatte, der er jetzt war.
Sheppard schien einem Zusammenbruch nahe. Es wäre nicht für viele erkennbar, das gab Patrick zu, aber für ihn war es das, und wieder fühlte er eine gewisse Verwandtschaft zu diesem eigenartigen Mann.
„John?“ Die Stimme des schottischen Arztes klang mitfühlend. „Es muß nicht die Seuche sein. Ich möchte das tun, um eben diese Möglichkeit auzuschließen.“
Sheppards Schultern senkten sich noch einige Zentimeter, als habe man ihm ein großes Gewicht auf den Rücken geschnallt. „Dann tun Sie es, Doc.“ Seine Stimme klang heiser. Mühsam richtete er sich dann wieder auf und warf einen Blick über die Schulter zu Patrick.
Der Blick eines Mannes, der kurz davor ist, von seinem Schmerz überwältigt zu werden ...
Sheppard wandte sich wieder ab. „Ronon?“ fragte er in sein Funkgerät.
Patrick senkte den Kopf und wandte sich ab.
Ja, genau das hätte er auch getan in einer solchen Situation. Er wäre nicht mehr von der Seite seiner kleinen Prinzessin gewichen ...
„Colonel?“ wandte er sich an Sheppard, als dieser gehen wollte.
Der Luftwaffenoffizier drehte sich zu ihm um. „Ronon wird in ein paar Minuten hier sein und Sie zum Tatort zurückbringen. Tut mir leid, aber ...“
Patrick nickte und ließ Sheppard damit verstummen.
„Ich verstehe das, Colonel“, sagte er mit sanfter Stimme. „Ich wollte Ihnen nur Glück wünschen, für Sie und für Ihre wunderschöne kleine Tochter.“
Patrick bemerkte selbst nicht die einzelne Träne, die sich aus seinem Augenwinkel löste bei diesen Worten. Aber er sah die Dankbarkeit in Sheppards Augen.
Vielleicht verstand dieser ihn wirklich besser als er vermutet hatte ...

***

Richard Woolseys Welt war nahe daran, aus den Fugen zu geraten. Und gerade darum hatte der Leiter der Atlantis-Expedition sich in sein Büro geflüchtet nach der Besprechung, und war damit beschäftigt, das zu tun, was er am besten konnte: Akten und Berichte sortieren.
Für die meisten anderen eine todlangweilige Arbeit, für Richard dagegen eine Möglichkeit, sich abzureagieren und wieder zu sich selbst zu finden.
Akten wirkten beruhigend auf ihn, waren sie doch auf Papier gebannte Tatsachen. Keine irren Serienkiller, die möglicherweise aszendierten. Keine ehemaligen Mentalisten, die ihre Verbindungen spielen ließen, um in der Stadt auf Rachefeldzug zu gehen. Keine militärischen Leiter, die schottische Ärzte via Odyssey wieder zurückholen ließen ... ?
Richard stutzte, als er die letzte Meldung auf dem Bildschirm las.
Carson Beckett war auf Bitte von Jennifer Keller und John Sheppard wieder zurückgebracht worden von Cheyenne-Mountain? Und das ganze war als dringende Anfrage direkt von Jack O'Neill genehmigt worden aufgrund des besorgniserregenden Zustandes eines medizinischen Patienten?
Wieso wurde er nicht darüber informiert, wenn es offenbar einen Notfall in der Krankenstation gab? Wieso O'Neill? Und was hatte Sheppard jetzt wieder damit zu tun?
Richard scrollte den Bildschirm hinunter in der Hoffnung, in früheren Meldungen fündig zu werden.
Ein magerer Eintrag über einen medizinischen Notfall in Teylas Quartier. Jennifer Keller war der Sache persönlich nachgegangen.
Richard stutzte.
Hatte er vorhin beim Frühstück nicht Teyla mit Torren-John auf dem Arm in der Kantine gesehen? Doch, er hatte sogar noch mit der Athosianerin gesprochen. Und ihr Sohn hatte nicht sonderlich krank auf ihn gewirkt. Müde, ja, aber nicht krank.
Und selbst wenn, wieso sollte Sheppard sich da einmischen? Eigentlich genügte es doch, wenn Jennifer Keller ihr Gewicht in die medizinische Waagschale warf. Zudem war die junge Ärztin gut in ihrem Fach.
Da stimmte doch etwas nicht!
Richard, der Zugriff auf alle Bereiche und Daten der Stadt hatte, roch die Verschwörung, die hinter seinem Rücken stattfand, geradezu und öffnete die Dateien der medizinischen Abteilung.
Lange brauchte er nicht suchen, hatte Carson Beckett seine Arbeit doch bereits aufgenommen und ein genetisches Gutachten in Auftrag gegeben, sowie einen Eilantrag an die medizinisch-virologische Abteilung des SGC gestellt, ihm eine Probe aus den Beständen zwecks Vergleich und Erforschung zur Verfügung zu stellen. Und wieder tauchte Sheppards Name auf.
Das ... was ... wieso wurde er nicht informiert?
Die Verschwörer hatten es gut eingefädelt, mußte er neidlos zugeben. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er kaum mehr als einen halben Blick auf diese Sache geworfen, sein Okay darunter gesetzt und damit wäre der Fall abgeschlossen gewesen. Aber im Moment war eben nicht jeder andere Zeitpunkt!
Richard erhob sich.
Er vertraute Sheppard. Entgegen seiner Befürchtungen war der Colonel recht pflegeleicht gewesen im letzten Jahr. Einmal abgesehen von einigen kleineren Zwischenfällen, die aber teils nicht in Richards Amtszeit fielen, wie die beiden Rettungsmissionen, an denen Sheppard teilgenommen hatte, obwohl er eigentlich dienstunfähig gewesen war. Die Ressourcen, die er gerade für die zweite eingesetzt hatte, mit dem Abziehen der Apollo aus den Pegasus-Galaxien war zwar riskant gewesen, aber hatte wohl den entscheidenen strategischen Vorteil gebracht. Daß man auf der Erde nicht unbedingt begeistert gewesen war von dem Fund einer zweiten, noch dazu flugunfähigen Antikerstadt, deren Bewohner sich natürlich bereits in einen weiteren Krieg hatten verwickeln lassen, dafür konnte Sheppard nichts, ebensowenig dafür, daß die Vineter, kaum hatten sie von der Entscheidung des IOA erfahren, Vineta aufzugeben, ihr Sternentor gesperrt hatten.
Danach hatte es zäher Verhandlungen erfordert, aus denen Richard zugegebenermaßen ausgeschlossen wurde, bis dieser zweite Außenposten denn doch seinen Status erhielt.
Damals war schon einmal hinter seinem Rücken gehandelt worden, wenn Richard, als er davon erfahren hatte, auch im Nachhinein seinen Segen zu dieser Maßnahme gegeben hatte. Immerhin hatten die Forschungsergebnisse, die still und heimlich von Vineta nach Atlantis gesendet wurden, auf der Erde geholfen.
Als dann das SGC sich entschied, diese zweite Stadt komplett unter militärische Aufsicht zu stellen, war das IOA, und damit natürlich auch Richard, endgültig aus der Angelegenheit ausgeschlossen worden. Zwar fand ein reger Austauch von Personal und Daten statt, und Sheppard war fast jede Woche „drüben“ gewesen in den letzten drei Monaten, Sam Carter mit ihrem neuen Schiff, der „General Hammond“ hatte bereits Befehl erhalten, diese neue Galaxie zu erforschen und den Vinetern zur Seite zu stehen, aber das war nicht länger Richards Ressort.
Dabei, das fiel ihm jetzt ein, war Sheppard einen Tag, ehe er zur Erde beordert wurde (und nach ihm dann Atlantis gefolgt war) noch in Vineta gewesen. Er hatte sich leicht verspätet, erinnerte Richard sich, und war eigenartig nervös gewesen, als er schließlich zum Dienst antrat.
Was ging da vor?
Richard mußte zugeben, er fühlte sich verletzt, und das gerade von John Sheppard. Er hatte in den letzten Monaten nicht das Gefühl gehabt, daß dieser ihn unbedingt hinterging. Umso schwerer traf ihn jetzt diese Geheimniskrämerei. Noch dazu eine Geheimniskrämerei, die gefährlich für die gesamte Bevölkerung von Atlantis werden konnte.
Mit saurer Miene erhob Richard sich. Kurz glitt sein Blick hinunter in das nun nutzlose Gaterium, dann wandte er sich ab.
„Ich muß kurz weg“, erklärte er Amelia Banks, die im letzten Jahr soetwas wie seine persönliche Adjutantin geworden war. Die junge Frau sah ihm erstaunt nach, erwiderte aber nichts.
Richard hielt auf den nächsten Antikerlift zu und ließ sich von diesem bis kurz vor die Krankenstation bringen.
Er würde schon herausfinden, was Sheppard da im Sinn hatte und warum er offensichtlich so viele hatte auf seine Seite ziehen können. Und dann gnade Gott John Sheppard, denn die Rache des Richard Woolsey würde fürchterlich sein!
Mit immer noch wütender Miene und weitausholenden Schritten marschierte Richard schnurstracks zur Krankenstation. Die wenigen Passanten gingen ihm deutlich aus dem Weg, doch er bemerkte das kaum. Er war viel zu beschäftigt damit, sich weiter in seinen gerechten Zorn hineinzusteigern.
Und dann sah er ihn: den Grund seiner Wut.
John Sheppard stand vor der Tür zum OP und klebte geradezu an dessen Fensterscheibe.
„Colonel Sheppard!“ Richard beschleunigte seine Schritte sogar noch.
Der Angesprochene drehte sich zu ihm um. „Richard?“ fragte er verblüfft.
„Was treiben Sie hier? Und wieso wurde ich nicht ...“ Richard stockte, als er, nun nahe genug, um zu sehen, was sich auf der anderen Seite des Fensters befand, das Kinderbett dort stehen sah.
Es war also tatsächlich ein krankes Kind hier. Aber ...
Ein zweiter Blick verschaffte Richard Klarheit. Es war nicht Torren, der da offensichtlich in Quarantäne lag. Dieses Kind hatte er noch nie gesehen, aber es war definitiv nicht der kleine Athosianer.
Das kranke Kind da in seinem Bett, wie es sich offensichtlich die Seele aus dem Leib brüllte und dem dicke Tränchen über die Backen rannen, rührte Richards Herz an, so sehr, daß sein gerechter Zorn verrauchte und er nur ehrliches Mitleid mit diesem armen Geschöpf empfand.
„Wer ist das?“ fragte er, als er sich schließlich, an Sheppards Seite an der Scheibe klebend wiederfand.
„Das ... ist meine Tochter. Meine und Vashtus“, antwortete der Colonel mit dumpfer Stimme.
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