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Red Signs - Treffen zweier Welten von Hyndara71

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Venice, Kalifornien.
2 Tage später:

Patrick stand, das Jackett locker über an einem Finger über seine Schulter haltend und in der anderen Hand seine Schuhe, am Strand und blickte mit zusammengekniffenen Augen zu dem Strandhaus hinauf, vor eben dem er stand.
Es war kaum zu glauben, aber man hatte dem CBI den Fall Red John entzogen. Als er sich vor zwei Tagen bei Lisbon meldete, um sie über die neue Entwicklung in Kenntnis zu setzen, hatte die ihm in ihrer üblichen, stoischen, pseudo-maskulinen Art erklärt, daß er sich von jetzt an gefälligst herauszuhalten hatte. Ein Grund mehr, um sich dringend Urlaub zu nehmen.
Patrick hatte die geringe Chance genutzt, daß vielleicht noch nicht alle wußten, daß er eben im Moment nicht zum Team gehörte, und sofort Van Pelt darangesetzt, die Fotos zur Auswertung zu geben, während Cho von ihm kurzfristig damit beschäftigt wurde, näheres über mögliche neue Todesfälle herauszufinden.
Und genau darum war er hier. Die Fotos drei und vier mit den eigenartigen Metallwänden, waren nicht zuzuordnen gewesen, die anderen beiden allerdings schon. Und dank Cho und dessen schnellem und adäquaten Handeln wußte Patrick auch, daß die ersten beiden Ermordeten, eine britische Geologin und ein finnischer Linguist, eben in diesem Haus am Strand von Venice zu Tode gekommen waren. Was auch immer eine britische Geologin mit einem finnischen Linguisten ausgerechnet im kalifornischen Venice zu tun haben mochte. Es war nicht einmal herauszukriegen, woher die beiden sich überhaupt kannten.
Und jetzt stand Patrick bereits seit geraumer Zeit vor eben diesem Haus und begehrte nichts mehr als Zutritt. Er wollte die Spur aufnehmen, und er war sicher, Red John hatte ihm irgendeine Spur hinterlassen, die zum dritten Leichnam führen würde, und damit vielleicht auch endlich zum Mörder selbst.
Allerdings war auch Patrick in den letzten Monaten nicht ganz unaufmerksam gewesen. So konnte er recht schnell herausfinden, daß dieses Haus bewacht wurde, die Schichten alle vier Stunden wechselten und es sich um Militärangehörige in zivil handelte, die eben hier Dienst taten. Was allerdings das Militär mit einer toten britischen Geologin und einem ebenso toten finnischen Linguisten zu tun hatte ...
Patrick mußte zugeben, er fühlte sich etwas in seiner Ehre als Mentalist gekränkt, daß er den Zusammenhang nicht selbst herausfand. Und einen Zusammenhang MUSSTE es einfach geben, denn ansonsten würde alles andere auch keinen Sinn ergeben.
Plötzlich konnte er hinter den großen Fenstern Bewegung ausmachen. Augenblicklich kniff er die Lider noch ein wenig mehr zusammen und reckte unmerklich den Hals.
Tatsächlich, da waren ein paar Leute, drei oder vier, die gerade das offene Wohnzimmer betreten hatten. Er konnte eine brünette zierliche Frau in einer dieser modernen bunten und luftigen Blusen ausmachen.
Wenn er nur näher heran könnte!
Er hatte mehrfach versucht, die eine oder andere Wache dazu zu bewegen, ihm Zutritt zu gewähren, aber er war bisher jedesmal gescheitert. Wenn er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, mußte er sich zurückhalten, sonst dürfte er bald selbst verhaftet werden.
Patrick beobachtete weiter die bunte Bluse.
Die Frau bewegte sich gut, wie eine Tänzerin, gleichzeitig aber auch ... ihre Bewegungen erinnerten ihn ein wenig an eine Katze.
Patrick lächelte und wandte sich ab, um einen kleinen Strandspazierung zu wagen.
Katzen spielten gern ...

***

Gegen Mittag waren sie endlich fertig mit ihrer sinnlosen Durchsuchung. John hatte keinen anderen Anhaltspunkt vorzuweisen, und irgendwo mußten Lancester und Makkinen schließlich auf ihren Mörder getroffen sein. Die Chance, daß den Spurenexperten, die vom SGC angeheuert worden waren und mit aller gebotenen und ... noch nicht ganz so gängigen Technologie und Praktiken umzugehen wußten, etwas entgangen war war verschwindend gering gewesen, aber er hatte sich irgendetwas erhofft und darum das Team nach Venice gebracht.
Nun, jetzt wußte er zumindest, daß er sicherlich nicht unbedingt zum Spurensucher taugte, aber dieser Mangel an Begabung war ihn schon vorher bekannt gewesen.
John nippte an seinem Kaffee, stützte dann mit einer Hand sein Kinn und brütete vor sich hin.
Keine Ahnung, was er erwartet hatte. Aber erwartet hatte er etwas, irgendetwas! Statt dessen verließen sie Venice mit ebenso leeren Händen wie sie gekommen waren.
Da Rodney nach Futter verlangte waren sie in dieses Restaurant gegangen, um ein frühes Mittagessen einzunehmen, ehe sie ihren Wagen am nächsten Stützpunkt abgeben und von der Odyssey wieder zurück nach San Francisco gebracht werden würden.
John erinnerte sich noch daran, wie er als Kind atemlos der Jules Verne Verfilmung „In 80 Tagen um die Welt“ mit David Niven angesehen hatte, damals nicht ahnend, daß selbst seinerzeit diese Bestmarke schon längst unterboten worden war.
In 80 Tagen, wo könnten sie dann sein? Am anderen Ende des Universums? Zurück in Pegasus? Oder vielleicht noch weiter fort? In einen noch ferneren Sternennebel?
Sie hatten Leute zurückgelassen. Und auch Daedalus und Apollo waren beschädigt und würden vielleicht nicht ohne Hilfe weiterkommen, weder zur Erde noch sonstwohin. Und auch die anderen brauchten Hilfe.
Sie waren damit außerhalb jede Kontaktes, abgeschnitten von Nachschub an Personal und Waffen und was man noch so alles brauchte. Einmal abgesehen von seinen bekannten Emotionen durch das Band - aber noch hütete er sich, irgendetwas laut auszusprechen. Es sei denn seine dringende Bitte, Apollo und/oder Daedalus sofort nach der Reparatur dorthin zu schicken ...
Besser nicht daran denken! Wenn er auch nur einen weiteren Gedanken ausgerechnet darauf verwandte, würde die „George Hammond“ am Ende noch von ihm gekapert werden, damit er so schnell wie möglich dorthin zurückkehren konnte, wo man ihn dringend brauchte - dort wo sein Herz zurückgeblieben war.
„John, ich bin gleich zurück.“ Teyla wand sich aus der Bank heraus, nachdem Ronon sich erhoben hatte.
John warf ihr einen Blick nach ... und stutzte.
Den Typen kannte er doch?
Ein Fremder in einem grauen Anzug, dunkelblaue Weste und weißem Hemd ohne Krawatte, hatte gerade das Lokal betreten und fuhr sich jetzt gerade mit einer Hand durch sein lockiges, blondes Haar, während er sich umdrehte, als sei er noch unschlüssig. Dabei war John sich ziemlich sicher, der Fremde sah Teyla nach, die dem Hinweisschild zu den Toiletten folgte.
Das fehlte ihm gerade noch! Ein Interessent für eine Athosianerin! Allerdings war er sich auch ziemlich sicher, daß Teyla durchaus selbst in der Lage war, sich eines zu aufdringlichen Chameurs erwehren zu können, die Schwielen an seiner Rückansicht jedenfalls stammten nicht allein von seinem Training mit Ronon.
Der Blonde hatte sich wohl endlich entschieden und schritt munter aus - bis zu einem Tisch in ihrer Nähe.
John war sich immer noch sicher, den Fremden irgendwo einmal gesehen zu haben, nur wollte ihm beim besten Willen nicht mehr einfallen wo und in welchem Zusammenhang. Also tat er, was er am besten in einer solchen Situation tun konnte: Er rempelte McKay mit seiner Schulter an.
„Was soll das denn? Sheppard!“ entrüstete der sich sofort. „Das tat weh!“
John hob die Brauen und begegnete dem anklagenden Blick seines Freundes mit gespielter Überraschung. „Tatsächlich?“ erkundigte er sich höflich, wandte sein Interesse dann wieder Blondie zu. „Eine Ahnung, wer das sein könnte?“
McKay rieb sich den Oberarm und beugte sich vor.
Der Fremde wurde gerade von der Kellnerin angesprochen und hob den Kopf. Ein Hauch seiner Stimme wehte über das statische Gemurmel der anderen Gäste hinweg zu ihnen.
Irgendwie kam ihm diese Stimme bekannt vor ...
„Keine Ahnung, wen Sie meinen.“ McKay vertiefte sich wieder in die Unterlagen, die die Spurensicherer ihnen hatten zukommen lassen neben einer Akte über diesen Serienkiller.
Die Kellnerin nickte und verschwand in Richtung Küche.
Woher kannte er nur dieses Gesicht?
„Alles in Ordnung?“ fragte Ronon, der sich über den Tisch gebeugt hatte. „Ist der Kerl gefährlich?“
Nach einem letzten abschätzenden Blick wandte John sein Interesse dem Satedaner zu. Mit einer Grimasse schüttelte er leise den Kopf.
„Alles in Ordnung. Keine Sorge.“
Aber Sorge machte es ihm schon, besser einige Magenschmerzen, wenn er ehrlich war. Er kannte dieses Gesicht, hatte es vor nicht allzu langer Zeit gesehen. Andererseits aber ...
„Laut den Logfiles hat Red John sich Zutritt zur Stadt verschafft, indem er Makkinens Autorisierungscode verwendete. Wie er den Retinascan am Eingang austricksen konnte wissen wir“, meldete sich McKay neben ihm zu Wort.
Ja, das wußten sie, und er legte keinen großen Wert darauf, diese Sache noch einmal durchzukauen.
„Radek dürfte sämtliche Codes erneuert haben, wenn wir wieder zurück sind“, fuhr Rodney fort.
„Aber Bloody Johnny ist immer noch in der Stadt“, wandte John ein.
Red John, was für ein blöder Name! Seine Neukreation gefiel ihm doch ein bißchen besser. Allerdings wagte er zu bezweifeln, daß ...
Ein leises, sehr fröhliches Lachen weckte ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn den Kopf wieder drehen.
Diese Stimme, die gehörte eindeutig Teyla. Und sie ... lachte?
John gingen die Augen über, als er sah, wie Teyla mit Blondie zusammenstand und der vertraulich mit ihr sprach. Und dann ...
John blinzelte, reckte den Hals und sah genauer hin.
Blondie war ein Zauberkünstler - zumindest wohl einer, der Taschenspielertricks als Hobby gebrauchte. Und Teyla wurde gerade ...
Blondie warf einen Blick über die Schulter, und lächelte ihn an. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Athosianerin zu und verabschiedete sich sehr galant von ihr, gerade als John aufspringen und ihr zu Hilfe kommen wollte.
Und dann war er durch die Tür verschwunden, und Teyla kehrte, noch immer leise kichernd und mit leicht geröteten Wangen, an ihren Tisch zurück, in ihrer Hand eine Serviette, die zu einem Schwan gefaltet worden war.

***

Der Mann, der sich ihm in den Weg stellte, war gut einen Kopf größer als Patrick und gebaut wie ein Schrank, mit Oberarmen, die mehr als deutlich das vorangige Hobby ihres Trägers verrieten.
Okay, das Spiel konnte beginnen. Und Patrick hoffte, er würde dieses Mal gewinnen. Jedenfalls hatte er mit seinem derzeitigen Versuch, an den Tatort zu gelangen, gewartet, bis eben einer der Militärangehörigen Dienst tat, der ihn eigentlich noch nicht gesehen haben dürfte.
Mit einem freundlichen Lächeln griff Patrick in sein Jackett und zückte seine Brieftasche, um seinem Gegenüber seinen Führerschein zu präsentieren mit den Worten: „CBI. Ich bin der angeforderte Gutachter.“ Ehe der Mann einen näheren Blick auf eben den Führerschein werfen konnte, klappte er bereits die Brieftasche wieder zu und verstaute sie dort, woher sie gekommen war.
„CB... was?“ fragte der andere verwirrt.
Patrick blickte wieder auf, noch immer freundlich lächelnd. „CBI. Cops“, war seine nächste erschöpfende Antwort. „Justiz-Cops. Wir arbeiten direkt für das Justizministerium.“
Diese Reaktion kannte er zu genüge. Kaum jemand kannte das CBI, und diese Tatsache lenkte mehr als gut davon ab, daß er als Berater natürlich keinen Ausweis dieser Behörde trug, ebensowenig wie eine Waffe - offiziell.
Das ratlose Gesicht seines Gegenübers sprach tatsächlich Bände, und war genau das, was Patrick gewollt hatte.
„Ihr Vorgesetzter ... Sheppard, hat das CBI informiert, daß wir einen Berater schicken“, schwindelte er. „Tja, und da bin ich nun.“
Sein Gegenüber runzelte die Stirn. „Der Colonel hat ... ?“ Er schloß den Mund und musterte ihn wieder von oben bis unten. „Tut mir leid, aber davon weiß ich nichts, Sir. Sie müssen sich ausweisen.“
Und wieder wurde die Brieftasche gezückt. Dieses Mal aber hielt Patrick sie nur in der Hand, klopfte mit ihr auf die Fingerknöchel der anderen. „Ich glaube nicht, daß Sie Ärger mit Ihrem Vorgesetzten wollen, oder? Wäre besser, wenn Sie mich reinließen.“
Sein Gegenüber musterte ihn unsicher.
Patrick nickte lächelnd, steckte seine Brieftasche achtlos in seine Hosentasche und nahm sich seine Sonnenbrille ab.
„Okay.“ Er linste, sein kumpelhaftetes Lächeln auf den Lippen, nach oben und zwinkerte verschwörerisch, während er sich vorbeugte. „Ich bin Patrick“, stellte er sich vor und hielt dem Schrank seine Rechte hin.
Der war nun vollkommen verblüfft und schlug ein. „Gunnery Sergeant Mark Wells“, stellte der sich vor.
Na bitte!
Patrick erwiderte den Händedruck, ließ dann los und stopfte seine Hände in die Taschen seines Jacketts. Als würde ihm erst jetzt auffallen, daß dieses Haus an einem Strand gebaut war blickte er sich um.
„Okay, Gunnery Sergeant Wells“, sagte er dann. „Sie haben einen Vorgesetzten und ich habe eine Vorgesetzte. Und wenn ich jetzt zurückfahre in unser Headquarters wird meine Vorgesetzte mich fragen, wie es gelaufen ist. Wenn ich dann sage, daß ich nicht begutachten konnte, weswegen ich ja angefordert wurde, dann wird meine Vorgesetzte Ihren Vorgesetzten anrufen. Und meine Vorgesetzte wird wirklich sehr wütend sein darüber, denn eigentlich sollte ich zu einem anderen Einsatzort. Ich weiß nicht, ob Ihr Vorgesetzter ebenfalls wütend wird, aber er wird sicherlich mißgestimmt sein, denken Sie nicht? Und wer darf am Ende ausbaden, daß Sie mich nicht ins Haus gelassen haben? Ich werds Ihnen sagen: Sie und auch ich, denn ich muß mich mit meiner Vorgesetzten auseinandersetzen, und das wird sicherlich kein Zuckerschlecken. Und Sie werden Ärger bekommen mit Ihrem Vorgesetzten, der sicherlich auch schon von meiner Vorgesetzten ... gebrieft wurde.“ Wieder linste er zu dem anderen hoch, dieses Mal scheinbar abschätzend und die Stirn leicht gerunzelt. Dabei hoffte er im Stillen, daß Lisbon niemals erfuhr, was er hier gerade über sie gesagt hatte.
„Ehrlich, lohnt sich der ganze Ärger wegen eines Rundgangs durch das Haus? Mehr soll ich doch gar nicht tun.“ Er zuckte mit den Schultern.
Einen Moment schien Wells noch unschlüssig, während er offensichtlich die letzten paar Sätze verarbeitete, dann aber blickte er sich um.
Patrick hob die Hände. „Ich stehle nichts. Ehrlich. Ich soll mir nur den Tatort ansehen.“
Wells atmete tief durch die Nase aus, beugte sich dann vor. „Aber Sie sind in zehn Minuten wieder raus. Sonst muß ich meine Vorgesetzten informieren.“
In zehn Minuten konnte er, wenn nötig, das Haus bis auf seine Grundmauern niederreißen.
Patrick rempelte den Militär kumpelhaft mit der Schulter an. „Klar.“ Wieder grinste er jungenhaft.
Wells trat zur Seite. „Zehn Minuten“, wiederholte er im verschwörerischen Ton.
Der Weg war frei!

***

Rodney McKay hielt sich nicht unbedingt für einen schwierigen Menschen. Im Gegenteil nahm er eigentlich eher vom Rest seiner Rasse an, daß die ein wenig ... kompliziert seien. Angefangen bei seinen Eltern, über seine Schwester, bis hin selbst zu Aliens wie Ronon oder Teyla war die Menschheit für ihn ein Buch mit sieben Siegeln.
Allerdings hatte er in den letzten knapp fünf Jahren einen Mann so gut kennengelernt wie niemanden sonst. Und aus eben jenem Grund fühlte er sich auch dazu berufen, John Sheppards eigenartiges Verhalten dem Fremden gegenüber, der Teyla angesprochen hatte, zu kommentieren:
„Revierkampf unter Katern.“
Daß diese Einschätzung richtig war, daran zweifelte er nicht eine Sekunde. Was er allerdings nicht bedacht hatte, waren sowohl der Zeitpunkt dieses Kommentars, wie auch die Empfindsamkeit Sheppards gegenüber einigen ... Dingen, die er noch nicht in vollkommener Tiefe hatte ausloten können.
„Rodney!“ John hatte ihn mit einem wirklich finsteren Blick bedacht, nachdem er seinen Kommentar in einen Satz gepackt hatte.
„Was denn?“ war seine Antwort gewesen. „Jetzt sind Sie nicht mehr der einzige Hecht im Teich, oder wollen Sie das etwa leugnen? Und kaum taucht einer auf, der ein möglicher Rivale sein könnte, wird das Revier sofort abgesteckt.“
„Sehe ich aus, als wolle ich etwas von Teyla? Entschuldigen Sie, Teyla.“
Nun gut, das mußte Rodney zugeben, Sheppard hatte seine Flirtversuche bei der Athosianerin recht früh eingestellt - auch wenn einige wenige immer noch anderer Meinung waren. Tatsache war allerdings, daß Teyla in einer mehr oder weniger funktionierenden Beziehung steckte, die sogar ein Kind hervorgebracht hatte. Und dann war auch noch ...
Was Rodney ärgerte war schlicht und ergreifend, daß ER Teylas Kind mit auf die Welt geholfen hatte, der Kleine aber JOHN genannt worden war. Und am anderen Ende gab es da noch ...
Er war da gewesen. Er hatte geholfen, bei der einen, das Kind zu gebären, bei der anderen, sie und ihren Hühnerhaufen überhaupt wiederzufinden. Und was war der Dank?
Das war etwas, was Rodney ärgerte. Sheppards Charme und sein ganzes Rumgeturtel, während er andererseits ständig beteuerte, nicht interessiert zu sein. Und am Ende gewann er auch noch - nicht daß Rodney gerade in Bezug auf diese beiden Damen sonderlichen Wert auf Nennung gelegt hätte. Aber es fuchste ihn.
Was dann aber passiert war, hätte einem Genie wie ihm eigentlich nicht passieren dürfen: Er hatte bemerken müssen, daß er einen der USB-Sticks im Strandhaus vergessen hatte. Und dieser Stick mußte natürlich ausgerechnet der wichtigste für die ganze Ermittlung sein.
Daß Sheppard natürlich nicht begeistert davon war war klar gewesen. Aber der finstere Blick, mit dem er ihn bedacht hatte, nachdem er natürlich dem USB-Stick (ein Rodney McKay machte einfach keine Fehler!) die Schuld gegeben hatte, sprach sehr deutlich von Rache - und war dementsprechend etwas, womit Rodney nicht unbedingt konfrontiert werden wollte, dachte er doch an seine zutiefst empfindsame Seele ...
„Also wieder zurück und noch mehr Zeit verschwenden“, war dann der Befehl gewesen - und seitdem herrschte zwischen ihm und John Sheppad eisiges Schweigen.
Als könne man ihm die Schuld dafür zuschieben, daß die Hersteller dieser Sticks keine wie auch immer geartete Sicherung für den Notfall einbauen konnten!
Als sie sich dem Strandhaus näherten, hatte Sheppard ihn gefragt, wo er denn glaubte, den Stick verloren zu haben. Als er darauf keine Antwort wußte, war der Kältegrad des Schweigens sogar noch um einige Grade gesunken.
Und jetzt ...
„Sie haben WAS?“
Rodney stand wie unbeteiligt neben Ronon und Teyla, die wieder beredte Blicke miteinander wechselten, während Sheppard sich vorbeugte und den wachhabenden Marine anfunkelte.
„Er sagte, er sei der angeforderte Gutachter, Sir“, beeilte der sich zu beteuern.
„Haben Sie sich seinen Ausweis zeigen lassen?“ Sheppards Stimme war klar wie sonst selten. Klar und ... kalt.
Rodney ging auf, daß diese Kälte nicht mehr ihm galt - zumindest nicht mehr allein ihm. Vielleicht ein Ausblick auf baldiges Tauwetter. Immerhin hatte Sheppard sich in den fünf Jahren bisher ihm gegenüber nie als sonderlich nachtragend gegeben - ihm gegenüber, wohlbemerkt. Bei anderen sah das nicht so aus ...
„Er sagte, er käme vom ...“ Der Gunnery Sergeant stockte, dann verwandelte sein Gesicht sich in ein einziges Fragezeichen: „FBI?“
Rodney stutzte.
Warum sollte sich jemand als FBI-Agent ausgeben? Wer wußte denn überhaupt schon von dem Doppelmord, der hier begangen worden war?
Sheppard schien es nicht sehr viel anders als ihm zu gehen, warf er ihm doch einen ebenso ratlosen Blick zu wie er sich fühlte.
„Wir haben keinen Gutachter angefordert“, wandte Teyla freundlich ein. „Sie hätten sich das bestätigen lassen müssen, Sergeant.“
Dem schien auch aufzugehen, daß er möglicherweise gefoppt worden war. Dann aber leuchtete es in seinem Gesicht auf. „Er ist noch drinnen.“ Er wies auf das Haus.
Zeitgleich ruckten Rodneys und Johns Kopf zur Eingangstür.
„Der Stick!“
„Den Kerl schnapp ich mir!“ Mit einer fließenden Bewegung hatte John seine Beretta gezogen. „Ronon, Teyla!“ Es brauchte keine weiteren Befehle, jeder einzelne ihrer kleinen Gemeinschaft wußte, was er zu tun hatte - abgesehen von Rodney, der nun etwas irritiert den anderen nachsah, wie sie ins Haus eindrangen.

***

Patrick arbeitete schnell und systematisch. Viel Zeit blieb ihm nicht, und er wollte sein Glück nicht überstrapazieren. Also hatte er als erstes die Räume im Erdgeschoß kontrolliert, sicher, daß ihm irgendetwas auffallen mußte.
Red John spielte mit ihm wie er mit seinen Mitmenschen spielte. Patrick wußte das. Zu einem anderen, einen früheren Zeitpunkt in seinem Leben hätte er vielleicht den verletzten Stolz gefühlt als Kränkung, jetzt dagegen gab es keinen Stolz mehr, nachdem dieser Bastard von einem Serienkiller ihm alles genommen hatte, was ihm lieb und teuer gewesen war.
Er war sich sicher, er würde den Hinweis finden, selbst in der kurzen Zeit, die ihm blieb, ehe der Marine vor der Tür entweder nachsehen würde, wo er blieb, oder aber gar seine kleine Lügengeschichte komplett aufflog.
Im Erdgeschoß war nichts, abgesehen von dem blutigen Smiley an der hinteren Wohnzimmerwand, den Ort, an dem die Frau ermordet worden war. Der Teppichboden, der wahrscheinlich vollgesogen von ihrem Blut gewesen war, war sauber herausgeschnitten worden, einige kleine, bräunliche Flecken auf dem Estricht wiesen darauf hin, daß er mit seiner Vermutung recht gehabt hatte.
Das Obergeschoß zeigte sich ihm zunächst ebenso leer wie die Räume, die er bereits durchsucht hatte. Offensichlich handelte es sich hier wirklich um ein Ferienhaus, das nur kurzfristig genutzt wurde. Es gab kaum persönliche Gegenstände der Besitzer, wer auch immer sie sein mochten - oder vielleicht gewesen waren ...
Ein großes Bad mit einem Whirlpool und einer rundverglasten Dusche. Der Flur mit einem dicken, fast sämtliche Geräusche schluckenden Teppich, ein Schlafzimmer, leer, ein zweites, größeres Schlafzimmer mit einem Balkon und einem Arbeitsbereich mit Bücherregalen und einem Schreibtisch. Die Anschlüsse wiesen auf wenigstens einen PC hin, doch das Gerät selbst war nicht hier.
Wahrscheinlich abgeholt zwecks Untersuchung.
Patrick betrachtete den zweiten Smiley an der Wand über dem Bett.
Die Kehle schnürte sich ihm zu, erinnerte er sich doch noch zu gut daran, wie es damals gewesen war, als er wieder nach Hause gekommen war in dieses seltsam stille, tote Haus.
Mit einem Ruck wandte er sich ab, ballte die Hände in seinen Jackettaschen zu Fäusten und wandte sich demonstrativ dem Arbeitsbereich zu.
Die Bücher waren geordnet nach Themenbereichen, außerdem noch alphabetisch.
Ein wenig pedantisch also.
Patrick schmunzelte, überflog die Titel.
Astrophysikalische Werke neben Geschichtswerken. Eine eigenartige Mischung ...
Und da hörte er es: Die Eingangstür wurde geöffnet.
Die Zeit war um und er hatte nicht gefunden, was ...
Seine Augen blieben an einer Ausgabe von Platons Dialogen hängen. Das Buch stand anders im Regal als die anderen.
Schritte kamen die Treppe hinauf.
Patrick griff nach dem Buch und fühlte etwas. Eilig blätterte er bis zu der Stelle und fand einen Stoffetzen. Ein militärisches Patch, aber ... Patricks Blick glitt über die Zeilen, bis er einen markierten Absatz fand. Einen Absatz, der die Menschheit beschäftigte, seit er das erste Mal gelesen wurde:
Red John hatte ein militärisches Patch mit einem geflügelten Pferd, das über das Wort „Atlantis“ sprang in eben jenes Buch, zwischen eben jene Seiten gelegt, auf denen über diese sagenhafte Stadt geschrieben wurde. Warum?
Die Schritte waren nahe.
Patrick fuhr herum, nach einem Ausweg suchend ...

***

John sicherte den letzten Raum im Obergeschoß, tat dann einen langen Schritt in den Raum hinein und fühlte, wie ihm eine salzige Brise um die Nase wehte.
Die Schiebetür zum Balkon stand offen.
„Verdammt!“
Er hetzte, den Lauf der Waffe auf den Boden gerichtet, hinüber und hinaus auf den ausladenden Balkon - leer!
Er beugte sich über das Geländer und sah Ronon, der augenblicklich mit seiner Waffe zu ihm hochzielte und ihn unweigerlich einen halben Schritt zurücktreten ließ.
John holte tief Atem, beugte sich dann langsamer wieder über das Geländer.
„Etwas gefunden?“
Ronon zuckte mit den Schultern.
John kniff wütend die Lippen aufeinander, während er nun den näheren Strand mit den Augen absuchte. Ein paar Sonnenanbeter, die faul im Sand lagen, mehr nicht.
„Verflucht!“

***

Nach einigen Minuten, die Patrick auf dem Rücken liegend die Sonne genossen hatte, während das Buch mit dem Patch unangenehm in sein Kreuz drückte, wagte er sich endlich wieder aufzusetzen und sah zum Haus zurück.
Wenn ihn Red Johns Hinweis nicht weiterbringen konnte, sollte er vielleicht diesem Sheppard und dieser Taylor folgen. Möglicherweise wußten die mehr ...
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