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Der Jungbrunnen von Hyndara71

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„Daddy, wo ist Mummy?"
John grummelte unwillig, wollte sich auf die andere Seite drehen und weiterschlafen. Doch irgendwie ging ihm dabei das Bett aus, und das Rütteln zweier kleiner Hände wurde nicht besser dadurch, daß er fast herunterfiel von dem, auf dem er lag.
„Daddy!"
Endlich erkannte er, daß er auf dem Sofa lag, öffnete blinzelnd ein Auge, dann das zweite. Ein kleines, rundes Kindergesicht mit einer vorlauten Stupsnase und großen, dunkelbraunen Augen unter einer wuseligen Mähne schwarzen Haares tauchte in seinem Gesichtsfeld auf.
„Jordan ..."
Er kam zu sich, stöhnte leise auf und verbarg sein Gesicht hinter den Händen.
„Daddy, wo ist Mummy?" fragte das Kleine wieder.
John streckte sich, so gut das möglich war und gähnte einmal. „Mummy wollte noch ein bißchen Laufen", antwortete er endlich und rappelte sich auf die Ellenbogen. „Sie wollte in einer Stunde ..." Sein Blick fiel auf seine Uhr und augenblicklich verstummte er.
Daß Vashtu hatte für eine Stunde joggen wollen, um einen klaren Kopf zu kriegen, war mittlerweile drei Stunden her. Er war auf dem Sofa eingeschlafen und hatte es sogar versäumt, Jordan ins Bett zu bringen.
„Daddy, bitte, wo ist Mummy?" behaarte das Kleine. Erste Tränen glänzten in den großen Augen, als er aufblickte.
Nicht das jetzt auch noch!
John umarmte das Kleine und drückte es liebevoll an sich, während in seinem Hirn sämtliche Gedanken durcheinander ratterten, um zu einem Ergebnis zu kommen.
Vashtu war wegen der Sache mit Dave sehr aufgeregt gewesen, außerdem war Babbis noch auf der Erde. Vielleicht hatte man die Antikerin schlicht kontaktiert, um kurz im SGC oder in der AREA 51 das richtige Werkzeug zur Lösung des Problems mit der Werft zu suchen und den Umgang damit zu erklären.
Dann hätte sie sich wie auch immer bei ihnen gemeldet, ging ihm auf. Wenn es um ihre Familie ging, machte Vashtu keine Fehler, vor allem nicht, wenn es um solche Dinge ging. Sie wußte, daß er sich Sorgen machte, blieb sie weg. Außerdem waren diese gemeinsamen Urlaube etwas so besonderes und seltenes, daß sie beide sämtliche Störfaktoren so schnell wie möglich ausmerzten, da ging es ihm nicht anders.
War Vashtu vielleicht zu Dave gegangen, um noch einmal mit ihm zu sprechen? Immerhin war sie sehr in Sorge gewesen, als sie zum Joggen ging. Andererseits aber war er sich nicht sicher, ob sie überhaupt wußte, wo Dave abgestiegen war für seinen Aufenthalt in Miami. Er jedenfalls hatte nichts darüber gesagt, da war er sicher.
„Daddy, Mummy ist etwas geschehen", schluchzte Jordan an seiner Brust.
Hoffentlich doch nicht! Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Wieso denn auch? Hier gab es keine wie auch immer geartete Bedrohung.
Irgendwo in seinem Hinterkopf schrillte eine Alarmglocke. Das war so nicht ganz richtig. In den letzten Tagen hatte er am Rande irgendetwas registriert, da war er sicher.
„Mummy ist Laufen gegangen und hat wahrscheinlich die Zeit vergessen", beruhigte er das Kind und wiegte es sacht hin und her.
Jordan schüttelte stumm und weinend den Kopf, daß die Haare Johns Kehle kitzelten.
Er versuchte in sich hineinzuspüren, doch da war nichts. Er fühlte das emotionale Band, aber keine Empfindung. Vashtu lebte also noch, aber mehr konnte er im Moment nicht sagen.
„Weißt du was? Wir fragen jetzt einfach beide bei der Nemesis nach, ob die wissen, wo Mummy ist, okay?" fragte er sanft.
Jordan hob den Kopf und schniefte, nickte aber nach einer kleinen Weile. „Okay, Daddy."
Er schob sich auf dem Sofa, das Kind noch immer im Arm, zur anderen Seite und öffnete das Schubfach des kleinen Unterschrankes, auf dem dekorativ eine Schirmlampe stand. Ein bißchen mußte er mit den Fingern tasten, ehe er gefunden hatte, wonach er suchte: einen der handlichen antikischen Kommunikatoren, die sich eingebürgert hatten, seit Vineta offiziell zur zweiten großen Außenbase der Erde geworden war. Diese Geräte waren einfach leistungsstärker als die klobigeren Funkgeräte, die sie früher benutzt hatten, und sie waren unauffälliger und zuverlässiger.
Jordan kletterte auf seinen Schoß und schlang die kurzen Arme um seinen Hals, während er das Gerät, das eigentlich nur im Notfall benutzt werden sollte, aktivierte. Aber ... war das jetzt kein Notfall? Vashtu war immerhin seit zwei Stunden überfällig.
„Hier ist die Nemesis, Colonel Makepiece", meldete sich eine kleine Stimme.
John seufzte erleichtert. „Ernest, ich bin froh, daß du es bist", antwortete er. „John Sheppard hier."
„John, hat Babbis sein Waschzeug vergessen?" scherzte der Kommandant des Erdenschiffes.
„Onkel Ernie, hast du meine Mummy gesehen?" platzte es in diesem Moment aus Jordan heraus.
„Vashtu ist verschwunden?" Sofort klang Makepieces Stimme alarmiert. „Was ist passiert?"
„Wenn wir das wüßten ..." John warf Jordan einen strengen Blick zu. „Sie ist vor drei Stunden für eine Stunde laufen gegangen. Seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört."
Makepiece schwieg. Er schwieg lange, und in jeder Sekunde schien die Zeit länger zu werden.
„Ihr Transmitter ist inaktiv", meldete der Kommandant der Nemesis sich schließlich.
John sog scharf die Luft ein und wartete.
Er wußte, was es bedeuten konnte, gab der Chip unter der Haut eines jeden Stargate-Mitarbeiters seine Arbeit auf. Die Batterie des winzigen Senders wurde durch das natürliche Herz-Kreislaufsystem des Körpers wieder aufgeladen. War ein Chip inaktiv, dann ...
„Es ist ein alter und er ist noch nicht ausgewechselt worden. Darum sollte Vashtu sich kümmern, ehe euer Urlaub vorbei ist. Hat sie wahrscheinlich vergessen in der ganzen Aufregung um diese Konferenz", erklärte Makepiece endlich.
John atmete erleichtert aus und öffnete die Augen wieder.
„Soll ich Cheyenne-Mountain informieren?" fragte Makepiece nach einer Weile.
Vielleicht hatte er sich doch verquatscht und Vashtu war zu Dave, um dem noch einmal ins Gewissen zu reden. Erschreckt genug war sie für eine solche Handlung gewesen, ging ihm auf.
„Daddy?" Jordan sah ihn groß an.
War es nicht noch ein bißchen früh, um die Kavallerie zu rufen? Vielleicht ... nein, sicher tauchte Vashtu wieder auf. Und wenn nicht ... ?
„Sollte sie bis morgen früh nicht wieder da sein, frage ich bei der Polizei nach", entschied John endlich. „Sie war sehr aufgebracht, als sie ging. Es ist heute nicht alles ... so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hat. Du kennst sie ja."
„Allerdings", kommentierte Makepiece trocken. „Aber ich weiß auch, daß sie Jordan niemals im Stich lassen würde. Mit ihren eigenen Worten: Eher frieren sämtliche Höllen der Erethianer ein."
Da war was dran, mußte er zugeben. Vashtu würde niemals ihr Kind irgendwo zurücklassen, selbst bei ihm nicht, kam es auf die letzte Entscheidung an. Andererseits hatte Dave sie sehr erschreckt und ...
„Wer ist noch da oben?" fragte John endlich.
„Die Apollo zum Durchchecken. Die Odyssey kommt in drei Tagen, dann sollten wir eigentlich wieder auf dem Rückweg sein, ist ja ein bißchen bis zum Medusenhaupt, selbst mit ZPM", antwortete der Kommandant.
Er würde erst noch mit Dave reden, entschied John. Und er würde auf jeden Fall bei der Polizei nachfragen. Vielleicht war doch irgendetwas passiert, von dem er nichts wußte, in diesem Fall würde das Police Department sicherlich zumindest eine Notiz vermerkt haben.
„Warten wir bis morgen früh", sagte John, fühlte sich aber gleich schuldig. Und das lag nicht nur an Jordans anklagendem Blick.

Aufzeichnung des Telefongespräches zu Mr. Dave Sheppards Apartment in Miami:

Mr. Francis Lovejoy (privater Mitarbeiter): Ja bitte? Mit wem spreche ich?
Colonel John Sheppard (Bruder): Ich muß auf der Stelle mit Dave reden. Also geben Sie ihn mir (im Hintergrund ist ein weinendes Kind zu hören).
Lovejoy: Ich bedaure, aber ...
John Sheppard: Ich weiß, daß er da ist. Also gehen Sie jetzt los und holen Sie meinen Bruder sofort an den Apparat. Ich will jetzt keine Ausflüchte hören.
Lovejoy: Ihren ... Bruder, Sir?
John Sheppard: David Sheppard jr. Ich muß ihn auf der Stelle sprechen.
Lovejoy: Und Sie sind ... ?
John Sheppard: Immer noch sein Bruder John. Der, über den man in der Familie nicht spricht, weil er ja das schwarze Schaf ist.
Dave Sheppard: Ist schon gut, Francis. Ich übernehme das.
Lovejoy: Ja, Sir. (Ein Klicken in der Leitung, der Teilnehmer hat aufgehängt)
John: Ist sie bei dir?
Dave: Wer?
John: Vashtu. Ist Vashtu bei dir?
Dave: Na, ist das nicht süß! Deine kleine Freak-Hure kommt nicht nach Hause und ich werde verdächtigt!
John: Vashtu ist keine Hure. (Zögern) Freak?
Dave: Ich weiß nicht, ob es in deinem Ressort üblich ist, daß Menschen plötzlich ihre Augenfarbe verändern. In meinem Geschäft ist es nicht normal.
John: (atmet tief ein) Was hast du ihr noch an den Kopf geworfen?
Dave: Deine Freundin bedroht mich und ich werde bezichtigt? John, du solltest wirklich einmal über deine Motivation nachdenken. Es ist ja schön und gut, wenn du dir von einer Schlampe ein Kind anhängen läßt, aber wenn diese Schlampe nicht einmal wirklich menschlich ist, dann solltest du doch einmal mit dem Kopf denken.
John: Vashtu tut soetwas nur, wenn sie gereizt wird. Und als sie nach Hause kam WAR sie sehr gereizt. Sie sagte, du wolltest ihr Jordan und ihren Titel wegnehmen. Also rede dich jetzt nicht heraus!
Dave: Wieso sollte ich ihr etwas wegnehmen, das nicht einmal nachweisbar ist. Oder kennst du ihre Doktorarbeit? Offen einsehbar ist sie jedenfalls nicht.
John: Ich kenne ihre Arbeit, da hast du verdammt recht, ich kenne sie sogar sehr gut.
Dave: Dann darf ich davon ausgehen, daß du diesen kleinen Augentrick auch kennst?
John: Ich habe dir bereits gesagt, daß ich weiß, wann sie soetwas tut. Aber das ist keine Antwort auf meine Frage. Wo ist sie?
Dave: Wie gesagt, woher soll ich das wissen? Bin ich ihr Babysitter? Mir hat es gereicht, als sie mich plötzlich mit diesem irren Raubtierblick fixierte.
John: Vashtu ist weg, weil sie etwas klären wollte. Und mit wem sonst als mit dir hätte sie etwas zu klären? Wir kennen hier ja nicht einmal jemanden!
Dave: Ich finde deine Blauäugigkeit immer wieder erstaunlich, Bruderherz. Wieso gehst du davon aus, daß deine Angebetete niemanden in Florida kennt? Vielleicht ist sie ja zu ihrem Zuhälter, um ihm einen Teil von was auch immer zu geben?
John: Hüte deine Zunge!
Dave: Ach komm schon, John. Wann hättest du denn einmal etwas richtig zu Ende gebracht? Wann hättest du denn überhaupt schon einmal etwas geschafft? Selbst Nancy hast du fallenlassen wie eine heiße Kartoffel. Und Nancy wäre genau richtig für dich gewesen.
John: Geht es darum? Weil ich mich habe von Nan scheiden lassen? Wäre es besser gewesen, wenn wir beide uns irgendwann nicht mehr hätten gegenseitig ins Gesicht sehen können? Ich habe sie nie geliebt!
Dave: Liebe wird definitiv überbewertet.
John: (lacht bitter auf) Warum schließt du eigentlich immer von dir auf andere? Weil Dad es dir jahrelang eingetrichtert hat? Du weißt absolut nichts über Vashtu oder mich, du wußtest ja nicht einmal, daß wir beide zusammen sind. Aber kaum daß du es weißt schießt du dich auf sie ein. Hast du eine Ahnung, wie sehr du sie verletzt hast mit deinen wilden Unterstellungen?
Dave: Erzähl mir doch nicht so einen Blödsinn! Deine kleine Hure hat sich verzogen, dir das Balg dagelassen und kommt hoffentlich niemals wieder. Besser jedenfalls wäre es! Was ich ihr vorgeschlagen habe war schlicht und ergreifend eine Abfindung und daß sie das Kind denen überläßt, die etwas damit anfangen können.
John: Du wolltest ihr Jordan wegnehmen?
Dave: Ich kann nicht zulassen, daß irgendwelche Bastarde von dir die Firma gefährden. Dieses Kind ist schon schlimm genug - bei der Mutter! Da will ich es zumindest unter Kontrolle haben. Außerdem ... es ist doch das beste für das Balg, wenn es eine anständige Ausbildung erhält als wenn es irgendwo auf der Straße aufwächst. Ihr zwei seid doch beide nicht fähig, es zu erziehen, schon gar nicht zu einem Erben für die Firma.
John: Hast du den Verstand verloren?
Dave: Im Gegensatz zu dir denke ich mit dem Hirn, mein lieber Bruder. Ich schwängere nicht eine beliebige Schlampe und stehe dann auch noch zu dem Balg.
John: Sei froh, daß ich dich nur anrufe ...
Dave: Soll das eine Drohung sein?
John: Faß es auf wie es dir beliebt.
Dave: Es ging dir doch nur um ein bißchen Spaß. So bist du doch schon immer gewesen.
John: Hör auf damit!
Dave: Ist doch wieder typisch für dich. Deine Tussi verschwindet und der erste, den du anrufst, bin ich. Soll ich mich da geschmeichelt fühlen? Immerhin dachte ich, ich hätte ihr klar gemacht, daß ich nicht daran interessiert bin, auch noch irgendwelche Bälger mit ihr zusammen in die Welt zu setzen. Vor allem nicht, wenn da solche Freaks wie sie am Ende rauskommen.
John: Schließ nicht von dir auf andere, Dave! Ich dachte, daß Vashtu vielleicht zu dir kommen würde, um die Sache zu klären, die sie so belastet hat. Im Gegensatz zu deinen Gespielinnen ist sie nämlich treu.
Dave: Als Richtwert für wieviele nebenher?
John: Für niemanden! Und jetzt hör endlich mit diesen Beleidigungen auf! Du kennst sie nicht, du weißt absolut gar nichts über sie und maßt dir doch ein Urteil über sie an.
Dave: Ich kenne andere wie sie, und ich weiß, daß bei dir nie etwas gutes herauskommen kann. Wie Dad schon immer sagte ...
John: Dad ist tot und begraben, also halt ihn da heraus. Diese Angelegenheit geht uns beide etwas an, und nur uns beide!
Dave: Dad hat einen Fehler in seinem Leben begangen, einen Fehler, den er für immer bereut hat. Und du hast den gleichen Fehler begangen. Also kann ich ihn da nicht heraushalten, verehrter Bruder.
John: Du wirst mir auch nicht unsere Mutter vorwerfen, Dave. Nur weil du sie kaum kanntest und dir über andere ein Urteil gebildet hast ...
Dave: Was denn für ein Urteil? Was ist das für eine Mutter, die in ein Krisengebiet fliegt, wenn sie zu Hause zwei kleine Kinder hat?
John: Eine Frau, die verantwortungsbewußt ist ...
Dave: Lächerlich!
John: Wenn es dir darum geht, kann ich dich beruhigen: Auch Vashtu hat sich schon mehr als einmal für andere opfern wollen. Wenn du von ihr als Freak sprichst, solltest du vielleicht wissen, daß sie getan hat, was sie getan hat, um ihren Bruder zu retten. Doch leider war es zu spät und er starb. Sie hat mir das Leben gerettet, ebenso mehr als genug anderen, die hier und jetzt bezeugen würden, daß sie ein guter Mensch ist.
Dave: (gehässig) So wie du über sie redest, klingt es, als hättest du Mums Wiedergeburt gefunden.
John: Wer weiß, vielleicht habe ich das auch ...
Dave: Melde dich wieder, wenn du bei klarem Verstand bist!
(Gespräch beendet)
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