Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Das Artefakt von Hyndara71

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Vashtu war angespannt und sich durchaus der Verantwortung bewußt, die ihr von Präsident Hayes übertragen worden war. Sie verstand allerdings auch Mitchell, der natürlich alles andere als erfreut war darüber, daß ihm das Kommando sozusagen entzogen worden war. Andererseits hatte er das Funkgerät liegen lassen, nicht sie. Und sie war auch nicht diejenige gewesen, die Meldung machte auf der Daedalus, das hatte McKay getan.
Wenn sie ehrlich war, sie hatte sich eigentlich heraushalten wollen, nachdem das Nest lokalisiert war. Aus der Datenbank wußte sie jetzt zwar einiges mehr über die Iratus, aber dieses Wissen war für sie erst einmal theoretisch und mußte überprüft werden. Und für Überprüfungen war sie noch nie der Typ gewesen, nur für Korrekturen.
Aber wie auch immer, sie war jetzt die Verantwortliche für all das hier, ihr oblag es, die Insekten zu vernichten. Denn zumindest dieser Befehl des Präsidenten war sehr eindeutig gewesen, nachdem Caldwell und McKay ihm grob geschildert hatten, WAS genau die Iratus-Käfer taten: Keiner durfte entkommen. Für eventuelle Studien stand immer noch das sektierte Exemplar in der AREA 51 zur Verfügung sowie in Kürze das lebende, das das CSI eingefangen hatte. Alle anderen waren auf der Stelle, oder doch so schnell wie möglich, auszulöschen.
Aus diesem Grund, und nur aus diesem Grund, lieferte die Odyssee gerade noch einige Fässer mit Giftgas, das sie in die Lagerhalle leiten sollten, sollten sie des Befalls anders nicht Herr werden. Vashtu allerdings würde das Gas nur als allerletzte Möglichkeit einsetzen, das hatte sie sich gleich zu dem Zeitpunkt geschworen, als sie von dieser unverhofften Lieferung erfahren hatte. Sie vertraute auf altbewährte Methoden: Maschinenpistolen, außen Scharfschützen, die den Eingang zur Halle ständig kontrollierten und Flammenwerfer, die sie sich aus Armeebeständen hatte herbringen lassen.
„Sind wir soweit?" fragte sie, als sie bei der Gruppe, die das Lagerhaus betreten sollte, angekommen war. Captain Bishop, seineszeichens Marine mit Spezialausbildung und Leader von Gruppe A, bestätigte, während John und Mitchell nun auch eintrafen.
„Da drinnen äußerst vorsichtig sein", erklärte Vashtu den Männern noch einmal. „Die Insekten schlüpfen jetzt. Jungtiere sind noch nicht in der Lage, ein Lebewesen von der Größe eines Menschen zu töten, es sei denn, derjenige befindet sich ohnehin schon an der Schwelle zum Jenseits. Sie sind allerdings sehr flink und wendig. Was das Nest angeht ... Am besten fackeln wir die ganze Statue ab, damit dürften sich dann auch weitere schlüpfende Iratus erledigt haben. Und nicht vergessen, der Kokon sondert einen Duftstoff ab, der bei Menschen wie ein Halluzinogen wirkt. Kommen Sie der Statue also nicht zu nahe. Flammenwerfer auf größere Distanz einstellen."
Bishop sah sich kurz in seiner Gruppe um, dann nickte er. „Wir sind bereit, Mam."
Vashtu holte tief Atem.
Lieber wäre sie mit der ersten Gruppe reingegangen, naja, noch lieber wäre sie jetzt auf irgendeinem anderen Planeten, vorzugsweise so weit von der Erde entfernt wie nur möglich. Aber sie war jetzt nun einmal hier und hatte das Kommando. Also?
„Gruppe Alpha, Abmarsch!" Ihre Stimme klang, als würde sie einen solchen Befehl jeden Tag geben, doch ihr Magen zog sich beinahe schmerzhaft zusammen.
Sie hatte noch nie irgendein Kommando inne gehabt, ging ihr auf, während sie nun eine P-90 an ihrer Weste befestigte. Immer war sie die Befehlsempfängerin gewesen. Sicher, sie gab Tips, wenn sie eine Lösung parat hatte, vielleicht war sie dann wirklich ein bißchen herrisch. Aber sie meinte es gut.
John legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah besorgt zu ihr hinunter. Ihr Herz, das ohnehin schon schneller als gewohnt schlug, tat einen Hüpfer bei dieser Berührung und sie überlief es heiß und kalt.
„Du solltest das ganze vielleicht besser von hier draußen koordinieren", schlug er mit sanfter Stimme fort. „Nicht daß ich dir das da drin nicht zutraue. Aber von hier hast du einen besseren Überblick."
In diesem Moment, als sie zu ihm hochsah und seine Augen sie beinahe anflehten, nicht die Halle zu betreten, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen, in dieser Sekunde, als der Klang seiner Stimme noch in der Luft lag und in ihr nachvibrierte, in diesem Atemzug wäre sie vielleicht wirklich bereit gewesen, draußen zu bleiben und diesen schwierigen Teil den Männern, die man ihr zugeteilt hatte, zu überlassen. Doch im nächsten Moment drängte sich Mitchell an ihnen beiden vorbei und warf ihr einen kalten Blick zu.
„Wissen Sie was, Miss Uruhk?" fragte er. „Sie müssen noch einiges lernen, ehe Sie wirklich ein Kommando wie dieses leiten können. Und vor allem müssen Sie sich durchsetzen. Sheppard, wir gehen rein!"
„Nein!"
Vashtu war wie gelähmt und konnte nur zusehen, wie Mitchell die Tür öffnete und im Dunkel der Halle verschwand.
„Verdammt!" fluchte John los.
Und sie riß sich los und stürzte dem SG-1-Leader nach. Auf keinen Fall durfte Mitchell ohne Deckung da drin sein, auf gar keinen Fall!
„Vashtu!" rief John ihr nach, dann fiel die Tür ins Schloß, noch während sie die Lampe an der P-90 einschaltete.
Von irgendwo hörte sie ein unterdrücktes Husten, dann leise Schritte.
Vashtu versuchte sich zu orientieren, da öffnete sich die Tür hinter ihr erneut und John kam herein, den Flammenwerfer, den sie für ihre Gruppe hatte haben wollen, mit sich schleifend.
„Du kannst doch nicht einfach so losstürmen", fuhr er sie an.
„Wir können Mitchell aber auch nicht allein hier lassen!" entgegnete sie lauter als sie wollte.
„Der kann schon auf sich selbst aufpassen." John kämpfte mit den Gurten, um sich den Flammenwerfer selbst auf den Rücken zu schnallen.
„Ach, und ich kann das nicht?" ätzte sie ihn an.
Er stutzte, dann runzelte er die Stirn. „Du bist die Kommandierende, das ist ein kleiner aber feiner Unterschied." Endlich gelang es ihm, die schwere Gasflasche richtig auf seinem Rücken zu positionieren, schloß den ersten Gurt.
Vashtu drehte sich wieder zu der sie um umgebenden Dunkelheit herum und blinzelte hinein. Ein Stück entfernt konnte sie andere Lichter ausmachen, sehr wahrscheinlich Bishop und sein Marines-Team.
„Mitchell?" rief sie in die Dunkelheit hinein, bis ihr aufging, daß sie ja immer noch ein Funkgerät hatte. Wie automatisch aktivierte sie es. „Bishop, Sie haben nicht zufällig Colonel Mitchell gesehen? Wir sind ... getrennt worden."
„Negativ, Mam", lautete die Antwort. „Wir nähern uns jetzt dem Nest, Mam. Sieht bis jetzt recht einfach aus."
„Wollen wir hoffen, daß das auch so bleibt", seufzte sie, drehte sich zu John um, der mittlerweile fortgefahren war, sich den Flammenwerfer anzulegen. „Können wir?"
Seine haselnußfarbenen Augen sahen sie abschätzend an, dann nickte er, hob noch einmal die Schultern, um die Gasflasche auf seinem Rücken in eine angenehmere Position zu bringen.
In diesem Moment hörten sie beide den ersten Schrei.
„Verdammt!" Vashtu wirbelte herum, hatte die Waffe bereits im Anschlag. „Wir müssen los!"
„Dann los, aber vorsichtig!" mahnte John, der seinerseits den Stutzen des Flammenwerfers fest umklammerte.
Vashtu kniff die Lippen aufeinander, nickte aber und ging vorsichtig los, während sie wieder ihr Funkgerät aktivierte. „Bishop? Status!"
Keine Antwort, nur ein mehrstimmiges Wimmern aus der Dunkelheit.
„McKay, irgendetwas zu sehen?" hörte sie John hinter sich fragen.
Warum hatte sie nicht daran gedacht? Immerhin war da vorn auch noch das MALP! Sie hätte einfach bei Rodney nachfragen können.
„Keiner auf dem Bildschirm", hörte sie die Antwort des Kanadiers und nickte stumm.
Das Wimmern wurde deutlicher, und dann ... tauchten ein Paar Beine im Licht ihrer P-90 auf. Beine, die in Armeehosen steckten.
Vashtu ließ sich auf ein Knie nieder und leuchtete dem Mann ins Gesicht. Es war einer von Bishops Männern, und an seinem Hals ...
„Oh Mann, sagtest du nicht, Jungtiere könnten keinen Menschen töten?" fragte John, nachdem auch er hatte erkennen müssen, was sich da wie ein bizarrer Schmuck um den Hals des Mannes wand.
„Er ist bewußtlos und steht vermutlich unter Schock", entgegnete Vashtu, richtete sich wieder auf und sah in die Dunkelheit. „Aber er lebt."
Nur ein kurzes Stück weiter hockte ein weiterer Marine auf dem Boden und wippte immer wieder vor und zurück, während er unverständliches Zeug brabbelte.
„Hier geht's ja mächtig ab", murmelte John.
Vashtu nickte stumm.
Es wurde ein Fiasko. Sie war sich ganz sicher, diese ganze Operation würde ein voller Fehlschlag werden. Hatte sie nicht schon zwei mehr oder minder Verluste? Zwei Männer waren ausgefallen, und sie konnte nur hoffen, daß sie sich wieder erholen würden.
Vashtu schnürte es die Kehle zu, dennoch zwang sie sich, sich wieder aufzurichten und erneut ihr Funkgerät zu aktivieren. „Bishop, wo sind Sie? Mitchell? Sind wenigstens Sie irgendwo in dieser Halle?"
Sie hörte ihre eigene Stimme, nur wenige Schritte weiter, und fluchte in ihrer Muttersprache.
„Falls es dich interessiert, ich denke, du machst deine Sache ganz gut", merkte John an.
„Gut zu wissen, daß ich Leute, die mehr über mein Versagen wissen wollen, nur zu dir schicken muß - den einzigen Mann auf der gesamten Erde, zu dem ich eigentlich keinen Kontakt haben dürfte", entgegnete sie.
Ein dritter Mann aus Bishops Gruppe stand wie angewurzelt da und starrte ins Nichts, bis sie ihm ihre Hand vor das Gesicht hielt. Dann begann er laut und sehr anhaltend zu schreien, bis ihm die Luft ausging. Er knickte mit den Knien ein und hockte dann, wie sein Kamerad, wimmernd am Boden.
John runzelte die Stirn, als Vashtu zu ihm hochsah. Nachdenklich betrachtete er den Marine, dann blickte er sie an. „Fällt dir vielleicht auch etwas auf?" erkundigte er sich.
Vashtu blinzelte, drehte sich um und sah in die Dunkelheit. Hier irgendwo mußte der Kokon sein. Sie konnte ihn beinahe riechen. Stumm schüttelte sie den Kopf.
„Fällt dir nicht auf, daß wir beide nicht beeinträchtigt sind, alle anderen aber schon ... es sei denn, an ihnen ist gerade ein Iratus angedockt?"
„Das ist Zufall", wiegelte sie augenblicklich ab.
„Nein, nein, vielleicht nicht."
Vashtu stutzte, als sie so plötzlich McKays Stimme hörte. Dann erst ging ihr auf, daß ihr Funkgerät noch immer offen und aktiviert war. Wahrscheinlich hatte der Kanadier jedes Wort mithören können. Also Schnitzer Nummer zwei!
„Sie sollten bedenken, daß Sie beide den anderen etwas voraus haben: Sie, Vashtu, tragen Iratus-Zellen in sich, und in Sheppards Fall könnten noch leichte genetische Anomalien vorliegen", fuhr McKay fort.
Vashtu blieb stehen.
Sie wollte besser nicht über das nachdenken, was der Kanadier ihr da gerade zu schlucken gegeben hatte. Andererseits aber ... konnte es durchaus sein, daß ...
„Das stimmt. Jedenfalls durfte ich bisher immer noch alle vier Wochen bei den Ärzten vorsprechen, um eine Genanalyse machen zu lassen", berichtete John. „Vielleicht erinnert sich ein Teil von mir tatsächlich noch daran und ich bin deshalb ..."
„Das Monster ... hütet euch ... Monster ..."
Vashtu wirbelte auf der Stelle herum und wollte schon loshetzen, als ihr bewußt wurde, daß sie ja nicht einfach so voranstürmen konnte. John war mit dem Flammenwerfer langsamer als sie, immerhin mußte er das ganze Gewicht mit sich herumschleppen.
„Mitchell? Sind Sie das?" rief sie statt dessen in die Dunkelheit hinein. „McKay, irgendetwas zu sehen?"
„Das Nest scheint sich wieder zu bewegen ... in Ihre Richtung! Was auch immer Sie vorhaben, Sie sollten es schnell zu Ende bringen."
„Mitchell!" rief Vashtu wieder in die Halle hinaus, wartete, bis John aufgeschlossen hatte, ehe sie weiterging, sich aber immer wieder bremsen mußte.
„Vashtu, ich bin mir ziemlich sicher, daß bisher jeder Iratus-Käfern jegliche Intelligenz abgeschworen hat. Aber ich bin mir auch sicher, daß ich meinen Augen trauen darf. Die Statue, und damit das Nest, bewegt sich wieder. Und es hält sehr zielgenau auf Sie beide zu!"
Waren Iratus doch intelligenter als allgemein angenommen? Hatten sie sich vielleicht in den letzten zehntausend Jahren zu einer intelligenteren Art weiter entwickelt?
Sie wußte es nicht, und ganz sicher wollte sie das auch nicht jetzt und hier herausfinden.
„Mitchell!" Dieses Mal brüllte sie so laut sie konnte, doch noch immer keine Reaktion.
Dann tauchte Bishop aus der Dunkelheit auf. Er saß zusammengesunken auf dem Boden, und es schien, als würde sein Körper nur durch den Flammenwerfer in dieser Position gehalten, den er auf den Rücken geschnallt trug.
„Bishop!" Vashtu hockte sich bei dem Marine nieder, suchte nach seinem Puls, fand ihn aber zunächst nicht. Dann aber stellte sie erleichtert fest, daß er doch noch lebte, nur sein Herz sehr schwach und unregelmäßig schlug. An seinem Hals fand sie zwei punktförmige Male.
„Es ist noch einer geschlüpft", wandte sie sich an John, ließ die P-90 los und begann statt dessen die Gurte des zweiten Flammenwerfers zu lösen.
„Was tust du da?" verlangte John ungeduldig zu wissen.
„Wir müssen das Nest zerstören, ehe noch mehr schlüpfen können. Und wir müssen die Männer hier herausschaffen", antwortete sie ungeduldig.
„Vashtu!"
Etwas in Johns Stimme alarmierte sie und ließ sie aufblicken.
John starrte in die Dunkelheit hinter ihrem Rücken, und soweit sie das in dem wenigen Licht ausmachen konnte, war er leichenblaß.
Langsam drehte sie sich auf den Fersen um und holte tief Atem, als sie nun zum ersten Mal die Statue in der Realität sah.
Um was es sich handelte, konnte sie nicht wirklich bestimmen, sehr wahrscheinlich war es wirklich ein mystisches Geschöpf, das sich irgendein Volk der Pegasus-Galaxie ausgedacht hatte. Es selbst bewegte sich auch nicht, dennoch aber hielt es eigenartig ruckhaft auf sie zu. Das außerirdische Holz schimmerte dabei und verstärkte den Eindruck einer unseligen Belebung noch.
„Komm da weg ..." Johns Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern.
Und sie hörte es. Das leise, brodelnde Zischen, das sie überall wiedererkannt hätte.
Das Jungtier lauerte in der Dunkelheit neben dem bewußtlosen Bishop, und sie stand gerade ganz weit oben auf der Speisekarte.
„Komm da weg, Vash!" John hob den Auslöser des Flammenwerfers und schwenkte ihn langsam in ihre Richtung ein.
Vashtu schluckte hart. Vor ihr erhob sich als Hindernis der bewußtlose Marine, zur Rechten näherte sich die Statue mit dem Nest und zu ihrer Linken lauerte irgendwo in der Dunkelheit ein Iratus. Der einzige Ausweg war das unsichere Dunkel in ihrem Rücken. Und sie wußte nicht, ob nicht eventuell noch weitere Käfer dort lauerten.
Vashtu kniff die Lippen aufeinander.
Der Kokon, der sich irgendwo innerhalb der fremdartigen Statue befand, gab ebenfalls eigentümlich zischende Laute von sich, was den Eindruck des Lebendigen des Holzes noch erhöhte.
„Vashtu, weg da!"
Wenn John jetzt den Flammenwerfer aktivierte würde er so oder so Bishop zumindest schwere Verbrennungen zufügen. Vielleicht würde der Marine sogar sein Leben verlieren, sollte der Flammenwerfer auf seinem Rücken noch in die Luft gehen. Und sie selbst hatte kaum eine andere Chance.
„Aktiviere ihn!" befahl sie John und holte Schwung. Im gleichen Moment, in dem auch der Iratus zum Angriff überging und die Statue auseinanderbrach.
Vashtu sprang vor, direkt auf Bishop hinauf, riß den Marine mit sich um zu Boden und betete einfach nur. Und über ihr, neben ihr, scheinbar überall um sie herum brüllte das Feuer ...
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.