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Das Artefakt von Hyndara71

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AREA 51, McKays Labor:

„Könnten wir uns vielleicht wieder meinem Projekt zuwenden, Miss Uruhk?" McKay blickte unwillig auf und beobachtete Vashtu, die nervös mit weiten Schritten immer wieder den Raum durchmaß. „Machen Sie so weiter, habe ich bald eine Bodenwelle in meinem Labor."
Die Antikerin blieb plötzlich stehen, wirbelte herum und blitzte den Wissenschaftler wütend an. „Tun Sie doch auch einmal etwas zur Abwechslung!" schimpfte sie los.
McKay stutzte, schüttelte dann den Kopf und wandte sich wieder seinem Rechner zu.
Vashtu fühlte eine ungewisse Ungeduld in sich. Sie wollte etwas tun, sie konnte vielleicht helfen und wurde hier festgehalten, um McKay bei seinen hirnrissigen Bemühungen zu helfen, die atlantische Datenbank irgendwie in die Speicher von AREA 51 zu quetschen. Wenn man sie fragte, war dieses Unternehmen von vorn herein nichts weiter als ein frommer Wunsch gewesen. Inzwischen aber ...
„Sie könnten wenigstens einmal nachsehen, wo sich dieses Monsterhaus befindet!" Ihre Stimme klang plötzlich selbst in ihren eigene Ohren wie eine Peitsche.
McKay blickte wieder auf. „Wenn Sie von Ihrem Sheppard-Trip runter sind, können wir uns darüber unterhalten", entschied er.
Vashtu klappte das Kinn herunter. „Hä?"
McKay nickte. „Sie wollen doch die Heldin spielen, so wie damals mit dem Hive. Aber dieses Mal haben Sie eine denkbar schlechte Ausgangsposition, oder?"
Wütend schoben sich ihre Brauen zusammen und sie stemmte ihre geballten Fäuste in die Hüften. „Sind Sie noch ganz klar im Kopf, Rodney?"
„Ich ja, Sie nicht." war der ganze Kommentar, der auch noch halb genuschelt kam, da McKay sich wieder über seinen Rechner gebeugt hatte und bereit war, sich in seine Arbeit zu vertiefen.
„Sie können mir doch nicht erzählen, daß es Ihnen nicht in den Fingern juckt. Rodney!"
Unwillig sah er wieder auf und zog ein Gesicht, als habe er gerade in etwas sehr saures beißen müssen. „Ich möchte mit meinem Projekt weiterkommen, ehe Sie wieder von hier abgezogen werden, Vashtu. Für zu vollbringende Heldentaten sind Sheppard und Mitchell verantwortlich, immerhin spielen die sich ja immer gern als Weltenretter auf, während man mir die ganze Arbeit dafür aufbürdet. Also wäre ich Ihnen jetzt sehr verbunden, wenn Sie Ihr weibliches Heldenherz einpacken und statt dessen die Schnittstelle wieder anschließen, damit wir hier weiterkommen."
„Das glaube ich einfach nicht!" Vashtu fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Und wenn John in Gefahr wäre? Was, wenn sein Leben in genau diesem Moment auf dem Spiel steht und wir beide hocken hier und tun nichts? Er ist Ihr Freund!"
„Er war mein Leader", entgegnete McKay, vermied es aber tunlichst, noch einmal den Kopf zu heben.
„Dann eben Ihr Leader UND Ihr Freund. So wie ihr zwei letztes Jahr schon zusammengeklebt habt, können Sie mir doch jetzt nicht erzählen, Sie läßt das alles kalt hier. Sie sind doch ebenso auf Abenteuer aus wie John."
McKay zuckte nur stumm mit den Schultern, tat sehr vertieft und tippte auf seinem Rechner herum.
Vashtu konnte einfach nicht glauben, daß er so ruhig blieb und dabei so kalt, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. War das wirklich der gleiche Rodney McKay, der letztes Jahr so fürchterlich eifersüchtig auf sie gewesen war?
Wenn sie ihrem Hirn Glauben schenken durfte war er es. Immerhin hörte sie noch immer seine Gedanken, wenn auch undeutlich. Was sie hörte, machte sie dagegen erst recht wütend.
„Ich gehe!" entschied sie endlich, im gleichen Moment, in dem das Telefon auf dem Schreibtisch neben McKay klingelte.
„Sie bleiben hier! Sie wurden mir von der Air Force zur Verfügung gestellt. Wenn Sie jetzt gehen, dann werde ich mich über Sie beschweren, Vashtu. Und Sie können sich darauf verlassen, daß man mir Gehör schenken wird!"
Erneut klingelte das Telefon, doch keiner von ihnen beiden dachte im Moment auch nur daran, den Anruf entgegenzunehmen. Statt dessen starrten sie sich gegenseitig nieder, zumindest, so gut es ging. Das Problem dabei war leider, daß sie beide im Stillen das gleiche wollten und sich im Recht fühlten ...
Zum dritten Mal klingelte es.
McKay kniff die Lippen aufeinander, wollte seine Hand ausstrecken. Doch dieses Mal war Vashtu schneller. Sie griff nach dem Hörer, noch ehe sie wirklich in Reichweite war, machte einen weiten Ausfallschritt und geriet fast aus dem Gleichgewicht. Doch sie hatte den Hörer, was sie McKay auch durch einen triumphierenden Blick bestätigte.
„Dr. McKays Labor. Uruhk hier?" meldete sie sich.
„Vashtu? Hier ist John", meldete sich eine vertraute Stimme am anderen Ende. „Wir müssen uns beeilen. Wißt ihr, wo dieses Monsterhaus ist?"
Einen Moment lang vergaß sie selbst das Atmen, dann holte sie tief Luft und bat darum, daß ihr Herz nicht mehr ganz so laut schlagen würde. „Wir suchen die Adresse heraus. Was ist los?"
„Das CSI hat die Kiste, aber die war leer", fuhr John fort. „Dafür haben wir durch Zufall gehört, daß es zu einer neuen Hysteriewelle am gleichen Ort gekommen sein soll. Uns fehlt nur die Adresse."
Vashtu richtete sich stocksteif auf, klopfte mit einem Finger auf die Tischfläche.
McKay verstand, auch wenn sie nichts sagte. Sofort begann er wie verrückt zu tippen, um das Programm zu verlassen und statt dessen über eine sichere Leitung ins Internet einloggen zu können.
„Auf der Daedalus steht ein Eingreifteam bereit, Mitchell hat aber den Kommunikator liegen lassen. Er müßte irgendwo in Rodneys Labor sein", fuhr John fort. „Sobald ihr wißt, wo sich das Monsterhaus befindet, gebt das bitte an Caldwell weiter. Er soll die Eingreiftruppe zu der Adresse beamen."
„Wir kommen mit", entschied Vashtu, die bereits damit beschäftigt war, in den Unterlagen, die wild verstreut lagen, zu wühlen, um das Funkgerät zu finden.
„Vash, ich möchte nicht ..."
„Ihr könnt mich vielleicht auch weiter gebrauchen, John. Und Rodney kann es kaum erwarten, selbst tätig zu werden." Vashtu grinste breit bei diesen Worten.
„Ich habs!" triumphierte McKay in diesem Moment hinter ihr.
„Wir sind in ein paar Minuten da."
„Vash, bitte!"
„Wir sind schneller als ihr und einer muß die Eingreiftruppe einweisen. Bis gleich!"
„Suchen Sie das hier?" Mit einem breiten Grinsen präsentierte McKay ihr das Funkgerät.
Vashtu warf den Hörer auf die Gabel. „Dann los!"
Einen Atemzug später fühlte sie, wie sie von Licht eingehüllt wurde.

Zwanzig Minuten später, Lagerhallenkomplex am Rande von Las Vegas:

John gingen fast die Augen über, als Mitchell den Wagen vor der nächsten Straßensperre halten und sie sich erneut ausweisen mußten.
Woher auch immer, hier war in Windeseile sehr präzise gearbeitet worden. Der fragliche Komplex, in dem neben dem Monsterhaus der Kennedy-High auch noch mehrere andere zu finden waren, war komplett hermetisch abgeriegelt worden mittels Stacheldrahtsperren. Im Moment war man offensichtlich damit beschäftigt, eine provisorische Zeltstadt zu errichten und die Wachen einzuteilen. Und von irgendwoher kam auch noch ein kurzer, gleißender Lichtstrahl, der anzeigte, daß gerade die nächste Gruppe von der Daedalus heruntergebeamt worden war.
„Das hat Ihre kleine Freundin angerichtet, Sheppard", knurrte Mitchell, während er seine Brieftasche wieder zurück in seine Uniformjacke stopfte. „Und Sie können sich darauf verlassen, daß sie deshalb noch mit einigen Konsequenzen zu rechnen hat."
Wenn er ehrlich war, war John jede Hilfe recht, die man ihm bot bei ihrem Insektenproblem. Iratus-Käfer waren gefährlich, daran bestand kein Zweifel. Die Frage war eher, woher hatte Vashtu in aller Eile soviele Leute genommen?
Wie um ihm eine Antwort zu liefern bog hinter ihnen ein Truppentransporter in die Straße ein und hielt vor der Sperre, um von dem Militärpolizisten, der sie genau durchgewunken hatte, kontrolliert zu werden.
Marines, MP, weiter hinten sah John ein Sanitätszelt, das in aller Eile aufgebaut wurde, Luftwaffenangehörige. Es mußten um die einhundert Leute hier sein. Wo kamen die alle so plötzlich her?
„Eine kleine Eingreiftruppe, mehr sollte es nicht sein. Und was haben wir jetzt?" knurrte Mitchell auf dem Fahrersitz. Seine Finger hatten sich so fest um das Lenkrad gekrallt, daß die Knöchel weiß wurden.
Sie kamen nur noch im Schrittempo voran, da überall Menschen umherschwirrten.
Ein SWAT-Team! Wo kamen denn jetzt auch noch Scharfschützen her?
John wäre am liebsten in seinem Sitz versunken. Er konnte sich jetzt schon vorstellen, was für eine Predigt Landry ihm halten würde zum Thema unnütze Kosten. Und ob dieses Großaufgebot sich günstig auf Vashtus Asylantrag auswirken würde, wagte er zu bezweifeln.
Mitchell wurde an den Straßenrand gewunken und stellte den Motor ab. „Hier sieht's aus wie in einem Bienenschwarm. Dann suchen wir doch einmal die Königin", murmelte er und löste den Gurt.
John tat es ihm mit gemischten Gefühlen nach und stieg aus dem Mietwagen.
Um sie herum herrschte immer noch Betriebsamkeit, doch jetzt konnte er, was er im Auto nicht vermocht hatte, die Sache überblicken. Kein Chaos, nein, es ging sehr geordnet zu. Die Leute holten sich ihre Anweisungen von einem schwarzen Van, der nur ein kurzes Stück weiter geparkt war, und gingen dann, um eben ihre Befehle auszuführen.
Jetzt ging ihm auch auf, daß einige Zivilisten zwischen den ganzen Armeeangehörigen zu finden waren. Sowohl wohl Mitglieder des Geheimdienstes wie auch ... Jugendliche?
„... da rüber. Und sagen Sie Bishop, er soll seine Leute bereit machen zum Reingehen", hörte er eine ihm sehr bekannte Frauenstimme befehlen. Dann erhaschte er endlich einen Blick auf die Antikerin: Sie stand in der Tür zur Ladefläche des schwarzen Vans, um ein bißchen größer zu erscheinen als sie war. Und offensichtlich koordinierte sie wirklich all das hier. Um sie herum jedenfalls befanden sich die Befehlsempfänger, machten sich entweder bereit wegzugehen und ihren Auftrag auszuführen, oder aber sie wollten wissen, was sie jetzt zu tun hatten.
„Und wir brauchen noch Nachschub an Sauerstoff. Rodney, teilen Sie das bitte Landry mit." Vashtu sprang von dem Van herunter, nachdem sie offensichtlich fertig war und ging, noch immer dicht gefolgt von einem halben Dutzend Männern, in die entgegengesetzte Richtung davon.
„Miss Uruhk!" rief Mitchell in diesem Moment. Allein in diesen beiden Wörtern gährte schon die Wut, die er empfinden mußte.
John dagegen fühlte sich zwar überrumpelt, war andererseits aber auch durchaus positiv überrascht und sah sich in seiner Einschätzung bestätigt. Hatte er nicht bereits vor einem Jahr gesagt, daß Vashtu in der Lage war, ein eigenes Team zu führen?
Die Antikerin schlüpfte in eine Überlebensweste, während sie jetzt auf sie beide wartete. Mit geübten Griffen kontrollierte sie den Inhalt der vielen Taschen, nahm dann von einem jungen Marine ein Hüfthalfter entgegen.
„Was soll das hier? Es war die Rede von einer kleinen Eingreiftruppe, nicht von einem Kleinkrieg!" warf Mitchell ihr vor, kaum daß er vor ihr stand.
Vashtu steckte das Hüfthalfter um, daß es für sie als Linkshänderin geeignet war. John erinnerte sich schwach daran, wie amüsiert er gewesen war, als sie beide wie in einer Spiegelpantomime in eine Höhle eingedrungen waren vor einem Jahr.
„Es war nicht meine Idee. Ich wollte nur ein paar Sanis mit dabei, das war alles", entgegnete die Antikerin, schnallte sich jetzt doch endlich das Halfter um und nahm die Beretta, die man ihr hinhielt.
„Ach, und wer ist dann für das hier verantwortlich?" Mitchells ganze Gestalt wirkte wie kurz vor dem Sprung.
„Das IOA dachte, es sei besser, der Gefahr so schnell und gründlich zu begegnen und hat eine Empfehlung an den Präsidenten ausgegeben. Wenn Sie sich beschweren wollen, dann tun Sie es bei ihm." Gekonnt kontrollierte Vashtu das Magazin, dann die Waffe, ehe sie sie einsteckte.
„Sie haben Panik gemacht, ist doch so!"
Vashtu kreuzte die Arme vor der Brust und schüttelte langsam aber unmißverständlich den Kopf. „Das habe ich nicht. Wie besprochen bin ich mit McKay zur Daedalus hinauf, um die Eingreiftruppe zu unterrichten und einzuweisen. Als wir hier ankamen ... Nun, um es kurz zu machen, wir sind ein bißchen spät."
Augenblicklich klingelten sämtliche Alarmsignale in Johns Kopf, während auch er sich jetzt ausrüsten ließ und als erstes aus seiner Jacke schlüpfte. „Die Iratus sind geschlüpft? Wann?"
Vashtu richtete ihre Aufmerksamkeit augenblicklich auf ihn. „Noch sind nicht alle geschlüpft, aber einige. Die Betroffenen werden gerade behandelt. Im Moment haben wir ein halbes Dutzend plus noch einmal zehn, die einen psychotischen Schub durchleben und nicht wirklich ansprechbar sind. Daher das Sanitätszelt."
„Wie bitte?" An Mitchells Hals schwoll eine Ader. „Und deshalb haben Sie Panik verbreitet und diesen Massenauflauf zu stande gebracht? Wie wollen Sie das erklären, Miss Uruhk? Haben Sie eine Ahnung, was das alles hier kostet?"
„Es könnte allerdings auch eine perfekte Tarnung sein", entgegnete John, dem plötzlich ein Licht aufging.
Vashtu grinste breit und nickte.
„Mam?"
Ein junger Marine hielt der Antikerin ein Funktelefon hin. Ehe sie allerdings danach greifen konnte, hatte Mitchell es schon am Ohr und meldete sich. Um dann krebsrot anzulaufen und es an sie weiterzureichen.
John beobachtete das ganze mit leicht gequälter Miene.
„Ja, Sir. Sicher, Sir", hörte er Vashtu antworten, wußte nicht so recht, was er jetzt tun sollte. Also rüstete er sich selbst weiter auf.
„Der Präsident", raunte Mitchell ihm zu. „Und er wollte Ihre Freundin sprechen."
John blinzelte, sagte aber nichts dazu.
Der Präsident sprach mit Vashtu, und sie antwortete. Was sollte er auch dazu sagen? Er hatte Hayes dummerweise nicht gewählt.
Die Antikerin beendete das Gespräch und reichte das Telefon zurück. „Tut mir leid", wandte sie sich an Mitchell. „Sie waren nicht aufzutreiben und wir wußten nicht, über welche Route ihr beide kommen würdet."
John mußte ein lautes Gelächter unterdrücken, als er begriff. „Du hast die Einsatzleitung?"
Vashtu nickte, während sie beinahe verschämt unter ihren Ponyfransen hochblinzelte zu ihm. Irgendwie wirkte sie dabei wie ein kleines Mädchen, das sich zwar diebisch freute, dies aber auf gar keinen Fall zugeben würde.
„Auf wessen Empfehlung hin wurden ausgerechnet Sie zur Einsatzleiterin bestimmt?" fuhr Mitchell die Antikerin an.
Deren Augen wurden noch größer. „Meines Wissens, auf Empfehlung von General O'Neill. Immerhin bin ich ja keine echte Militärangehörige." Wieder dieses zerknirschte Lächeln.
Mitchell hatte währenddessen alle Farbe verloren. „Ständig hocken Sie im SGC bei Landry, quatschen mit Vala, beraten Carter oder trainieren mit Teal'c. Die ganze Zeit habe ich immer Sie vor der Nase. Und jetzt hier auch noch?" Es fiel dem SG-1-Leader offensichtlich schwer, nicht das auszusprechen, was ihm wohl mehr als deutlich auf der Zunge lag.
„Mam, McKay wäre dann soweit. Er erwartet Sie im Technik-Zelt", meldete ein MP, der John vage bekannt vorkam.
„Tut mir leid." Vashtu zuckte noch einmal mit den Schultern, dann folgte sie dem Militärpolizisten.
„Wir sollten sehen, was dabei herauskommt", schlug John augenblicklich vor und folgte der Antikerin.
Ein Mädchen, vielleicht fünfzehn oder sechszehn Jahre alt, wurde, flankiert von zwei Sanitätern, an ihnen vorbeigeführt. Leise wimmerte sie, bis sie direkte an John vorbei mußte. Ruckhaft hob sie plötzlich den Kopf und begann zu schreien: „Das Monster! Passen Sie auf das Monster auf!"
John zuckte unwillkürlich zusammen, auch weil plötzlich unliebsame Erinnerungen in ihm aufstiegen.
Das Monster, so hatte er damals auch diesen armen Kerl genannt, der in New York von Naniten befallen wurde, die ihn dann komplett umbauten.
„Das Monster kommt, es kommt, um uns alle zu holen ..." Das Mädchen wimmerte, während die beiden Sanitäter es endlich in das Krankenzelt weiterführen konnten.
Vashtu, die offensichtlich auf die Schreierei in ihrem Rücken aufmerksam geworden war, kam mit ernstem Gesicht die paar Schritte zurück. „So sind alle, die nicht von den Iratus angefallen wurden, aber in der Halle gewesen sind", erklärte sie mit besorgter Stimme.
John runzelte die Stirn und sah dem Mädchen nach. „Alle reden sie von einem Monster?" fragte er vorsichtshalber nach.
„Ja." Vashtu drehte sich wieder um.
„Und warum sollte irgendjemand davon ausgehen, daß Ihre sechs Käferlein nicht die gesamte Brut gewesen sind?" fragte Mitchell.
„Weil sich das durch die Psychosefälle erklärt", antwortete die Antikerin, die schon wieder ihr vormaliges Ziel anstrebte und sich einen Weg durch die geschäftige Menge suchte.
John sah aufmerksam nach rechts und links und schürzte schließlich die Lippen. Er konnte sich denken, was dieser Massenauflauf wirklich sollte. Eine bessere Tarnung für diese Operation hätte sich keiner von ihnen wünschen können, ging ihm auf.
„Sie wollen mich hochnehmen!"
„Keinesfalls." Vashtu schüttelte zweimal den Kopf, bevor sie ihr Headset an ihrem Ohr befestigte. „Da die betroffenen Jugendlichen quasi sofort nach Betreten der Halle angegriffen wurden von den Iratus, die Psychosefälle aber immer noch vorkommen, muß das Nest noch existent sein und sich weiter schützen. Wären alle Jungtiere geschlüpft, gäbe es keinen Grund mehr, im Kopf von irgendjemanden ein beängstigendes Bild zu erzeugen."
„Ziemlich schwache Erklärung für etwas, für daß Sie noch immer keinen Beweis besitzen, Miss Uruhk", wandte Mitchell ein.
Sie betraten jetzt das Technik-Zelt, in dem in aller Eile das Equipment dieses Kontingents aufgebaut worden war. Bildschirme, Monitore, Rechner, Scanner, Funkgeräte, alles was das Herz begehrte und sogar noch ein bißchen mehr war hier, durch Zeltstoff vor der Sonnenhitze geschützt, zu finden.
Nach dem scheinbaren Chaos draußen herrschte hier drinnen dagegen zwar geschäftiges Treiben, aber in geordneten Bahnen. Und der, der diese Bahnen offensichtlich ordnete, war niemand anderes als Rodney McKay, der vor einem Bildschirm saß und mit irgendetwas beschäftigt war, das John nicht ganz erkennen konnte.
„Was ist eigentlich mit der Polizei und dem CSI?" erkundigte er sich plötzlich.
Vashtu drehte sich jetzt zu ihm um. „Oh, wir haben ein bißchen Abwechslung auf deren Weg gestreut. Die dürften noch etwas beschäftigt sein mit dem Durchkommen bis zur Straßensperre. Und weiter wird es dann für sie nicht gehen."
„So einfach, ja?" Mitchell kreuzte die Arme vor der Brust. „Und wie wollen Sie diesen Massenauflauf erklären, Miss Uruhk? Haben Sie das den Präsidenten gefragt?"
„Ein Manöver, bei der aus Versehen halluzinogenes Gas freigesetzt wurde und einige, sich widerrechtlich auf dem Gelände aufhaltende Jugendliche leicht verletzte", antwortete die Antikerin prompt.
„Ein Manöver ..." Mitchells Stimme klang trocken.
„Wirklich gutes Ablenkungsmanöver." John nickte anerkennend.
Tatsächlich hatte er sich das gedacht, seit Vashtu ihre Erklärung geliefert hatte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß man ihr erst so viele Mittel zur Verfügung stellte, um sie dann ins Aus zu manövrieren. Offensichtlich hielt da jemand wirklich viel von ihr und ebenso offensichtlich wurde Vashtu mit der Leitung dieser Operation getestet, ob sie fähig war, eine solche Verantwortung zu tragen.
Und, irgendwie wunderte es ihn nun gar nicht, daß ausgerechnet O'Neills Name bei dieser ganzen Sache auftauchte. Eher war er überrascht, daß der General noch nicht hier war, um seinen neuen Schützling zu beobachten bei dem, was sie hier anstellen konnte.
Dabei ... bisher hatte Vashtu das ganze hier recht gut im Griff, befand John. Die Leute hörten auf sie und führten offensichtlich auch ihre Befehle aus. Selbst die Kommunikation, die sie immer wieder von ihrer eigentlichen Aufgabe abzulenken drohte, hatte sie unter Kontrolle. Jeder wußte, was er zu tun hatte, und, und da hatte Mitchell wirklich einen guten Vergleich gezogen, Vashtu befand sich wie ein ruhender Pol in der Mitte dieses ganzen wie eine Bienenkönigin, die ihrem Staat Anweisungen gab.
Nein, er zweifelte nicht einen Moment daran, daß sie dem ganzen gewachsen war. Vielleicht würde sie aufgrund der Umstände etwas zu vorsichtig sein, aber sie würde das hier zu einem Ende bringen, so oder so. Und er zweifelte nicht daran, daß dieses Ende positiv für sie ausgehen würde.
„Ach, da sind Sie ja endlich!" McKay war auf sie aufmerksam geworden, winkte ihnen jetzt ungeduldig zu.
„Haben Sie etwas für uns, Rodney?" Vashtu schien auf der Stelle alles um sich her zu vergessen, trat an die Seite des Wissenschaftlers und beugte sich über den Bildschirm, vor dem er saß.
„Könnte sein. Ist zwar nicht die beste Aufnahme, aber ich schätze ..." McKay tippte etwas herum, bis er zufrieden schien mit dem Ergebnis. „Besser geht's nicht."
John war der Antikerin gefolgt, beugte sich jetzt auf der anderen Seite über seinen Freund und starrte auf den Monitor, auf dem ein körniges Schwarz-Weiß-Bild zu sehen war. „Ihr habt ein MALP da drin?" fragte er verblüfft.
„Schien mir erst einmal sicherer. Irgendwelche Umweltdaten?" antwortete die Antikerin.
„Luftzusammensetzung normal für die Erde, Temperatur okay. Luftfeuchtigkeit ist etwas hoch", McKay verzog das Gesicht und schob die beiden, die ihn bedrängten, mit den Armen ein wenig von sich.
„Das Bild ist schlecht", merkte in diesem Moment Mitchell an, der hinter dem Wissenschaftler stand.
„Der Stahl in den Betonwänden stört die Übertragung", kommentierte McKay nur. „Außerdem ist es dunkel da drin. Entweder ist die Sicherung durchgebrannt oder die Bälger sind noch nicht dazu gekommen, das Licht einzuschalten."
„Letzteres ... hoffentlich." Vashtu schob sich wieder näher an den Bildschirm heran und kniff die Augen zusammen. Mit einem Finger deutete sie auf einen eigenartig geformten Umriß. „Was ist das?"
„Das versuche ich gerade herauszufinden", ätzte McKay und bewegte den Stick, mit dem die Sonde kontrolliert wurde.
Eine schnelle Bewegung war am unteren Rand des Bildes zu sehen.
John zuckte unwillkürlich zurück, sein Herz schlug schneller. „Was war das?" fragte er alarmiert.
„Da da drin nichts lebendiges außer den Iratus ist, dürfte es sich um einen Ihrer Lieblinge handeln, Sheppard", kommentierte McKay trocken.
John erschauderte unwillkürlich.
„Konzentrieren wir uns wieder auf das Ding, um die Iratus kümmern wir uns danach. Ich möchte keine unliebsame Überraschung erleben, wenn wir da reingehen", entgegnete Vashtu angespannt.
John holte tief Atem, schwieg jetzt aber.
Aus dem Dunkel und dem schneeigen Bild des Monitors schälte sich allmählich etwas, was für ihn entfernte Ähnlichkeit hatte mit einem alten Filmmonster. Da fiel ihm das Motto des Monsterhauses ein und einen Moment lang wollte er sich beruhigt aufrichten. Dann aber bemerkte er, daß dieses Ding ... sich bewegte.
„Jede Wette, wir haben das athosianische Kunsthandwerk gefunden", murmelte Vashtu.
„Das Monster ..." flüsterte John. „Wieso bewegt es sich?" Er warf einen ratlosen Blick zu der Antikerin hinüber.
„Nicht die Statue bewegt sich, der Kokon tut es", antwortete sie und richtete sich auf, um ihr Funkgerät zu aktivieren. „Bishop, wir gehen rein. Etwa fünf bis sechs Meter neben dem Eingang steht eine eigenartige, außerirdische Statue. Die beinhaltet das Nest. Und Vorsicht, ein weiterer Käfer ist geschlüpft."
„Verstanden, Mam", kam die verzerrte Antwort aus dem Funkgerät.
„Wenn ihr mitkommen wollt, ich gehe rüber." Vashtu klopfte einmal mit den Fingerknöcheln auf den Metalltisch, an dem McKay saß, dann drehte sie sich um und verließ das Zelt wieder.
John zögerte nicht, sondern folgte ihr sofort, ein flaues Gefühl im Magen.
Hoffentlich machte sie nicht ausgerechnet jetzt einen Fehler!
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