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Das Artefakt von Hyndara71

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AREA 51:

Vashtu harrte lange Zeit in der Hoffnung aus, der lästige Klopfer an ihrer Tür werde von selbst wieder verschwinden, doch wer auch immer da Einlaß verlangte, war hartnäckig und sie schließlich so wach, daß sie bezweifelte, in dieser Nacht überhaupt noch Schlaf finden zu können.
Seufzend fügte sie sich also, kletterte umständlich aus dem Etagenbett, tappte auf bloßen Füßen zum Lichtschalter, wobei sie sich natürlich den Zehen an irgendetwas stoßen mußte, schnappte sich ihre Fliegerjacke, um sie über das lange T-Shirt, das sie zum Schlafen trug, zu ziehen und entriegelte endlich die Tür, um sie dann einen Spaltbreit zu öffnen. Herzhaft gähnend beugte sie sich in den Spalt hinein und blinzelte in das grelle Neonlicht des Flurs, bis sie erkannte, wer da so vehement Einlaß verlangte.
„John!" Sie riß die Augen auf, runzelte dann aber gleich wieder die Stirn und sah auf ihre Armbanduhr hinunter. „Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?"
John stand, zwei dampfende Becher auf einem Tablett balancierend, vor ihr und lächelte entschuldigend. „Nicht so richtig. Ich konnte nicht schlafen", antwortete er leise.
„Es ist drei Uhr morgens!"
Er setzte seinen besten Hundeblick auf. „Entschuldige, wenn ich dich geweckt habe." Auffordernd und gewinnend lächelnd hob er das Tablett. „Ich habe Tee für uns mitgebracht."
Vashtu glaubte einen Moment lang wirklich, sie würde noch träumen. Stand da wirklich John Sheppard vor ihr und verlangte Einlaß in den Damen-Mannschaftsraum?
„Du HAST mich geweckt", antwortete sie biestig. „Was willst du?"
„Mit dir reden." Wieder dieses Lächeln, das sie im Stillen dahinschmelzen ließ. Aber das würde sie nie im Leben zugeben!
„Laß mich rein, bitte ..."
„Wenn Mitchell einen ausführlichen Bericht von mir haben will beim Frühstück ..."
„Laß das meine Sorge sein. Mitchell wird seinen Bericht bekommen, ich schwör's."
Vashtu seufzte, lehnte ihren Kopf an den Türrahmen. „Das ist nicht so einfach, John. Wir sind hier nicht mehr auf Atlantis."
„Eben darum müssen wir endlich reden!" beharrte er.
Wenn es doch irgendjemand anderes wäre, der da vor ihrer Tür stand. Irgendjemand, dem sie wirklich etwas abschlagen konnte. Bei John fiel ihr das allerdings ziemlich schwer, es war ihr genauer gesagt eigentlich unmöglich ihn abzuweisen.
„Komm schon, Vashtu, laß mich rein. Ich benehme mich auch wie ein Gentleman." Wieder grinste er sie breit an.
„Ich sollte es besser wissen ..." seufzte sie, trat einen Schritt zurück und ließ die Tür aufschwingen. „Aber sei bitte leise."
John strahlte übers ganze Gesicht. Eilig huschte er an ihr vorbei in den Raum hinein, überließ es ihr, die Tür wieder zu schließen.
Vashtu zögerte noch einen Moment, steckte den Kopf heraus auf den Gang und beobachtete erst das eine, dann das andere Ende mit Adlerblick, ehe sie die Tür endlich wieder schloß, den Riegel vorlegte.
„Wow, soviel Platz nur für dich?" wandte John sich an sie, als sie wieder zurückgetappt kam, um sich auf ihrem Bett niederzulassen.
Vashtu zuckte mit den Schultern. „Die meisten der Angestellten haben ein Haus in der Nähe. Soviel ich weiß, hat die Air Force eine komplette Siedlung hochgezogen vor einiger Zeit. Seitdem schlafen eigentlich nur noch mindere Gäste wie ich in den Mannschaftsquartieren, wenn sie hierher ausgeliehen werden. Für irgendjemandem muß Groom Lake ja zum Alptraum werden." Nicht sehr elegant ließ sie sich wieder auf ihr Bett zurückfallen und holte tief Atem.
„Naja, ich kann ja ein Bett zwischen uns schieben, wenn dir das lieber ist", sagte John leise und erinnerte sie daran, daß sie keine Hose, abgesehen von ihrer Unterwäsche, trug. Sofort rappelte sie sich wieder auf und zog die Decke über die Beine.
John grinste frech, nahm jetzt einen der Becher und pustete hinein.
„Also, was willst du mitten in der Nacht von mir, einmal abgesehen vom Spannen?" fragte Vashtu, nachdem er einen Schluck getrunken hatte.
Augenblicklich war jede Spur von Humor von ihm gewichen. Er hockte auf der Bettkante ihr gegenüber und sah sie nun sehr ernst an. „Du hast diesem Grissom gegenüber etwas gesagt. Und ich möchte jetzt wissen, ob das wirklich der Wahrheit entspricht."
Vashtu schälte sich aus ihrer Jacke, die ihr im Bett nun doch entschieden zu warm war und lehnte sich dann mit dem Rücken gegen die Wand. „Was habe ich Grissom denn gesagt, daß dich so in Sorge versetzt?"
„Du hättest politisches Asyl beantragt", kam es wie aus der Pistole geschossen zurück.
Das allerdings hätte sie sich denken können. Natürlich hatte ihn niemand aufgeklärt, warum denn auch? Offiziell durften sie beide ja nicht einmal Kontakt zueinander haben.
„Ja, das stimmt", antwortete sie mit einem Nicken.
John stutzte. „Und ... und wo?"
Vashtu richtete sich wieder auf, stopfte sich ihr Kopfkissen in den Rücken, um es etwas bequemer zu haben. „Landry hat mich, kurz bevor ihr aus Pegasus zurückkamt, in sein Büro gerufen und mich gefragt, ob ich nach Atlantis zurück wollte. Da habe ich ihn um Asyl gebeten." Sie runzelte die Stirn, rammte ihren Hinterkopf in das Kissen hinein. „Verdammt, John! Es sind mindestens ein Dutzend Schiffe vermißt da draußen, aber ausgerechnet über das von Helia müßt ihr stolpern!"
John riß die Augen auf. „Ein Dutzend?"
„Darum geht es nicht!" Vashtu schüttelte unwillig den Kopf. „Solange Helia da ist, kann ich nicht zurück ... naja, ihr ja wohl auch nicht, wie ich das verstanden habe."
„Woolsey ist drüben und verhandelt mit Helia und ihrer Crew", erklärte John, beugte sich jetzt vor und begann, mit seinem Becher zu spielen. „Aber ... was stimmt nicht zwischen Helia und dir? Ist irgendetwas vorgefallen, daß du jetzt die Erde anbetteln mußt, damit man dich hier bleiben läßt?"
Das wurde sehr wahrscheinlich doch eine lange Nacht werden, beschloß Vashtu in diesem Moment. Unwillig verzog sie das Gesicht.
„Helia ist ... war sozusagen Moros' Liebling", antwortete sie zögernd. „Moros war zu meiner Zeit das Oberhaupt des Rates. Euch ist er besser als Merlin bekannt. Mitchell ist ihm ja gerade nachgejagt mit SG-1. Dabei haben sie Dr. Jackson verloren."
John hob die Hand. „Mir geht's im Moment nicht um SG-1, mir geht es um dich", wandte er ein. „Was ist so schlimm daran, daß diese Helia der Liebling von Moros war? Jetzt kann sie es doch wohl nicht mehr sein, oder?"
Vashtu zuckte mit den Schultern. „Moros war nicht sonderlich gut auf die Familie Uruhk zu sprechen, das zum einen", antwortete sie. „Nach dem Tod meiner Mutter ... Mein Vater sammelte damals alle politische Macht um sich, die er nur kriegen konnte. Hätte die Entwicklung der Therapie länger gedauert und wäre nicht in einem solchen Fiasko geendet, wer weiß, ob wir überhaupt aus der Pegasus-Galaxie verschwunden wären?"
„Dein Vater wollte die Führung über Atlantis an sich reißen?" fragte John ungläubig.
Vashtu zögerte, nickte dann aber. „Er saß mit im Rat als ich klein war. Erst nach dem gescheiterten Selbstversuch von Enkil zog er sich aus der Politik zurück. Seinen Sitz übernahm Janus." Sie hob die Schultern, ließ sie dann langsam wieder sinken. „Und aus irgendeinem Grund konnte Moros mich sowieso nicht leiden. Für mich war er immer der böse Onkel, schon als ich noch klein war. Und als ich die Therapie dann an mir selbst anwandte hatte ich mich ihm ausgeliefert."
„Vertrauen ist schnell verspielt - das sagtest du damals, als du mir deine Geschichte erzähltest." Johns Blick wurde weich. „Und jetzt hast du Angst, daß Helia dir etwas antun könnte, würdest du nach Atlantis zurückgehen, richtig?"
„Ich habe keine Angst, ich weiß, was sie tun wird. Sie ist dazu verpflichtet, solange sie unseren alten Gesetzen folgt", entgegnete Vashtu, senkte den Blick. „Laut unseren Gesetzen, die wohlgemerkt vor zehntausend Jahren gültig waren, habe ich Verrat begangen und müßte mit dem Tod bestraft werden. Helia würde auf diesem Urteil bestehen, sie würde auch auf meiner Auslieferung bestehen, würde sie von mir erfahren."
„Wie kannst du etwas verraten, daß seit tausenden von Jahren nicht mehr existiert?" John sah sie ungläubig an. „Ich meine, du hättest diese Helia erleben sollen! Erst bat sie uns um Hilfe und ließ sich und ihre Leute mitnehmen nach Atlantis. Als wir dann im Gaterium standen tat sie irgendetwas und ..."
„... die Kontrolleinheit fuhr aus. Ich kann's mir vorstellen, denn ich hatte damals das gleiche vor." Vashtu grinste bitter. „Als wir mit diesem Energiewesen verbunden waren und du in das Wurmloch gezogen wurdest. DAS wollte ich damals unten im Gaterium."
„Das erklärt aber noch nicht, inwieweit du Verrat begangen haben solltest."
Vashtu nickte.
Natürlich verstand er nicht. Wie sollte er auch? Sie hatte bisher noch nie ein Wort über die Ansichten ihres Volkes verloren, auch wenn man sie danach gefragt hatte. Sie war immer ausgewichen. Zum Großteil, weil sie sich schlicht und einfach schämte, wie engstirnig die Lantianer gewesen waren. Der winzige andere Teil dagegen hatte gehofft, niemals wieder mit diesem Wissen konfrontiert zu werden.
„Wir hatten einen Namen für euch Menschen früher", sagte sie leise, malte ein unsichtbares Muster auf ihre Decke. „Keiner sagte 'Menschen' damals. Wenn von euch gesprochen wurde, dann als 'Taube'."
„Taube? Wieso taub?"
Vashtu kniff die Lippen aufeinander. „Weil ihr nicht telepatisch begabt seid wie wir. Ihr seid taub uns gegenüber. Und, zumindest in der Pegasus-Galaxie, wurde an verschiedenen Orten dafür gesorgt, daß das auch so blieb. Die Menschen sollten sich nicht weiter entwickeln. Vielleicht, weil einige durchaus erkannten, welches Potenzial in euch steckt, vielleicht aber auch nur weil ... viele sahen in Menschen nichts anderes als besseres Vieh, gerade gut genug für die Wraith, um ihnen als Nahrung zu dienen."
„Das verstehe ich nicht. Bisher gingen doch alle davon aus, daß wir die nächste Entwicklungsstufe von euch sind."
„Seid ihr nicht, zumindest der Großteil." Vashtu schloß die Augen, weil diese brannten vor Scham. „Als die ersten Lantianer hierher zurückkehrten, fanden sie euch auf der Erde vor. Auch in Pegasus tauchten hier und da Menschen auf, aber man hielt sie für zu primitiv, um lange überleben zu können." Sie zögerte, zuckte dann erneut mit den Schultern. „Das war vor meiner Zeit, lange vor meiner Zeit."
„Und inwiefern hat das jetzt etwas mit dem Vorwurf des Verrates zu tun?"
Sie hörte, daß er begriffen hatte, es sich aber noch nicht eingestehen wollte. Am liebsten hätte sie ihm ein „Ja, es ist so wie du denkst!" ins Gesicht geschleudert, entschied sich aber doch für die ausführlichere Variante.
„Ein ehernes Gesetz der Lantianer besagt, daß ein Lantianer niemals etwas von dem Wissen seines Volkes an andere weitergeben darf", antwortete sie, öffnete die Augen wieder und wagte ein sarkastisches Grinsen.
„Und du hast uns von Anfang an die Datenbank zugänglich gemacht ..." John wurde blaß als sie nickte.
„Ich habe zweifachen Verrat begangen: ich habe mich den Tauben angeschlossen, minderwertigen Wesen, die kaum begreifen, was wir getan haben, und ich habe diesen Tauben alles Wissen meines Volkes zugänglich gemacht. Wenn Helia das jemals herausfindet, bin ich schlichtweg tot, John. Ihr bleibt gar keine andere Wahl, will sie vor ihrer eigenen Mannschaft glaubwürdig bleiben."
„Und wenn du dich weiter verschanzt gehalten hättest letztes Jahr?" In Johns Augen konnte sie eine gewisse Hoffnung lesen, doch auch die mußte sie zerstören.
„Ich habe entgegen dem Rat gehandelt, als ich mir die Therapie selbst gab. Wenn die Wraith nicht die Tür aufgebrochen und mir damit die Flucht ermöglicht hätten, Helia würde sich nicht um mich kümmern. Ich war nicht mehr existent damals, John. Ich war keine Angehörige meines Volkes mehr. Ich stand außerhalb von allem."
„Du kannst mir doch nicht erzählen, daß diese Helia dich verhungern lassen würde!" Mit einem Ruck kam John wieder auf die Beine. „Verdammt, ich mag diese Frau auch nicht, aber zumindest ansatzweise wird sie doch wohl von Menschenrechten gehört haben, oder?"
„Ich bin kein Mensch und keine Lantianerin laut den Beschlüssen des Rates. Darum nenne ich mich selbst ja Antikerin, John. Helia hätte mich weiter in meinem Labor gelassen, es hätte sie nicht gekümmert. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn sie hätte nachsehen lassen, nachdem ihr weg wart. Nachsehen lassen, um mich aus dem Weg zu räumen."
Er starrte sie an und wußte offensichtlich jetzt wirklich nicht mehr, was er sagen sollte. Er starrte sie nur an, mit blassem Gesicht und großen, wie von Schrecken geweiteten Augen.
Vashtu wußte nicht, welche Gedanken, Träume und Hoffnungen ihn angetrieben hatten und er sich in Bezug auf ihr Volk gemacht hatte. Aber sie wußte, sie hatte diese Bilder gerade alle sehr gründlich zerstört.
„Das ist der Grund, warum Daniel Jackson und ich immer wieder aneinandergeraten. Auch wenn er zweimal seinen Körper hatte ablegen können, er glaubte irgendwo immer noch an das Gute in den Aufgestiegenen. Ich tue das nicht." Langsam aber unmißverständlich schüttelte sie den Kopf.
Kraftlos sackte John endlich wieder auf das Bett zurück, starrte sie immer noch an. „Aber du hast dir nichts zu Schulden kommen lassen ... zumindest doch wohl nichts wirklich ... ich meine, ich weiß nicht, was letztes Silvester passiert ist, daß dir das alle immer noch vorwerfen. Aber O'Neill schien ganz vernarrt in dich zu sein, als ich ihn das letzte Mal gesprochen habe."
„Das spielt für Helia keine Rolle. Für sie zählt, wie die Gesetze vor zehntausend Jahren lauteten, und ich schätze, selbst wenn noch einer der Alten leben würde, würde sie eine Änderung der Gesetze nicht anerkennen. Ich bin hier gestrandet und hoffe, daß, wer auch immer, seine Hand über mich halten wird."
John senkte endlich den Kopf. Es war, als könne er im Moment nicht mehr ertragen, sie anzusehen.
Vashtu zögerte, kniff die Lippen wieder aufeinander, dann blickte sie auf. „Ich ... wollte dich um ..." Sie schloß den Mund, wußte im Moment wirklich nicht, wie sie es sagen sollte, ohne daß es zu kitschig klang. Dann gab sie sich selbst einen Ruck. „Enkil hat mich immer Vash genannt. Das war eine Art Kosename, eine Abkürzung, aber ... es hat mir immer viel bedeutet, wenn er mich so genannt hat. Und ... ich möchte, daß du ... naja, wenn du willst, dann ..." Sie schloß den Mund und zog eine Grimasse.
Wortlos erhob John sich. Einen Moment lang fürchtete Vashtu, er werde gehen und sie zurücklassen, doch er kam nur zu ihr, hockte sich vor ihr Bett und sah sie an. Nur allmählich erschien ein Lächeln auf seinen Lippen und ein wenig des Lichtes kehrte in seine Augen zurück.
„Es ist mir eine Ehre ... Vash." Seine Stimme klang heiser.
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