Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Das Artefakt von Hyndara71

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
AREA 51, mittags:

Vashtu langweilte sich. Nichts gegen den kleinen Monsterjäger an ihrer Seite, allerdings konnte Cooper, seines Zeichens der Top-Kryptozoologe des OSIR, auch ziemlich nerven mit seiner überschwenglichen Art, sich über etwas wie einen toten Iratus zu freuen. Sie mußte zugeben, ihre Freude hielt sich in deutlichen Grenzen, und daran änderte sich erst recht nichts, wenn sie daran dachte, daß diese Insekten hier sicher nicht hingehörten.
Einen einzigen Lichtblick hatten sie herausfinden können. Das hieß, ob es ein wirklicher Lichtblick war, konnten sie erst sagen, wenn sie den dazugehörigen Eiballen ebenfalls gefunden hatten und sie tatsächlich die Brut töten konnten, ehe es zu einer Massenpanik kommen konnte.
„Sehen Sie sich nur diese perfekte Form an!" Cooper schwärmte weiter und hielt das Ende des langen Schwanzes mit einer Zange in die Luft. „So einfach, aber so effizient. Wirklich phantastisch, was diese Pegasus-Galaxie so alles zu bieten hat."
Vashtu nickte pflichtschuldig und verschränkte die Arme vor der Brust.
Cooper war über ihre wahre Herkunft und erst recht ihre Besonderheit nicht aufgeklärt - und sie würde einen Teufel tun und ihm verraten, zu was sie geworden war in den letzten zehntausend Jahren. Das war ihr etwas zu unsicher. Am Ende war es noch sie, die auf Coops Seziertisch landete, während er und dieser Professor Axon, von dem er ebenfalls immer erzählte, sie genauestens unter die Lupe nehmen würden. Hatte Coop nicht sogar bei ihrer letzten Zusammenarbeit soetwas angedeutet in Bezug auf einen Besuch aus dem Weltraum vor einigen Jahren?
Vashtu verzog unwillig das Gesicht, lehnte sich mit der Hüfte gegen den Tisch und versuchte weiterhin, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
Solange sie beide noch beschäftigt waren damit, den Iratus in seine einzelnen Segmente und Teile zu zerlegen, solange war es für sie auch noch relativ interessant gewesen. Immerhin hatte sie so die Chance, einen Käfer nach zehntausendjähriger Entwicklung nochmals zu untersuchen und etwaige Unterschiede zu seinen Vorgängern festzustellen. Nur hatten Iratus-Käfer wohl schon vor zehntausend Jahren ihre Endform erreicht. Jedenfalls war ihr kein eklatanter Unterschied zwischen diesem hier und dem Exemplar aufgefallen, aus dessen Zellen sie die Gentherapie erstellt hatte.
Was sie störte, waren vor allem die Biohazard-Anzüge, die sie beide tragen mußten. Nicht nur, daß sie damit aussahen wie übergroße Gallebrocken, die Dinger waren heiß, stanken nach Gummi und ließen ihre Unterwäsche unangenehm an Stellen ihres Körpers kleben, über die sie lieber nicht nachdachte. Sie verstand zwar die Notwendigkeit, auch gegen einen toten Iratus gefeiht zu sein, ganz zu schweigen von dem, was er da möglicherweise mitgeschleppt hatte aus der Quarantäne, aber sie plädierte eindeutig dafür, zumindest eine Lüftung in diese Dinger einzubauen, wenn man sie mehr als eine Stunde tragen mußte.
„Wie sieht's bei euch aus?" meldete sich unversehens eine Stimme, riß sie aus ihren trüben Gedanken und unterbrach Coopers einschläfernden Redeschwall.
Vashtu drehte sich um und hob den Kopf zu dem großen Überwachungsfenster. „Habt ihr das Kunsthandwerk gefunden?" fragte sie zurück.
John, der oben an der Gegensprechanlage stand, grinste zu ihr hinunter, wurde dann aber ernst. „Nein, haben wir nicht", antwortete er. „Aber wir wissen, daß da jemand etwas durch das Gate geschmuggelt hat. Minneons 'Kunsthandwerk' war nur eines von mehr als zwanzig Gegenständen, die ich nie gesehen habe. Jemand hat meine Unterschrift gefälscht."
Vashtu fühlte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht weichen wollte bei dieser Antwort.
Wenn es noch mehr Gegenstände gab, die möglicherweise mit irgendetwas gefährlichem aus der Pegasus-Galaxie konterminiert waren, würde das noch jede Menge Arbeit bedeuten. Sicher, Arbeit, bei der sie mit John zusammen etwas tun konnte. Andererseits aber standen die Chancen gut, daß sie irgendwann zu spät kommen und Unschuldige für ihr Versagen mit dem Leben bezahlen würden. Daß das IOA davon nicht sonderlich erbaut sein würde stand vollkommen außer Frage. Man würde ihnen auch von dort die Hölle heißmachen.
Unterdrückt stöhnte sie auf.
John setzte eine gequälte Miene auf. „Du sagst es. Mitchell erstattet gerade Landry Bericht. Gut möglich, daß das IOA uns zum nächsten Wohnort jagt, ehe es dort auch noch zu Toten kommen kann."
„Wir sind hier noch nicht fertig", beharrte Vashtu, wies mit dem ausgestreckten Arm auf die Überreste des Iratus, den sie zusammen mit Cooper untersucht hatte. „Alles deutet auf ein Gelege hin. Und wenn wir das nicht finden, wird Las Vegas in kürze eine Geisterstadt sein."
„Ich muß korrigieren", wandte der kleine Wissenschaftler ein. „Wir haben keine genaue Kenntnis über die Brutzeit."
Johns Kiefer spannten sich an, Vashtu konnte es deutlich sehen.
Es nagte an ihm, daß sie nicht weiterkonnten. Sie hatten die Grenzen fast erreicht. Vielleicht konnten sie beide durch ihre jeweiligen Erfahrungen ein bißchen mehr beitragen, aber auch das half nicht wirklich weiter. Sie wußten von dem Eiballen, aber sie hatten keine Ahnung, wo er steckte.
„Ich denke nicht, daß Minneon die Erde mit Iratus-Käfern verseuchen wollte", sagte John schließlich. „Also müssen wir nach etwas anderem suchen. Irgendeinem Behältnis ..." Stirnrunzelnd sah er zu ihnen beiden hinunter. „Was habt ihr herausgefunden?"
„Oh, es ist eine nahezu perfekte Spezies", begann Cooper prompt zu schwärmen. „Hervorragend angepaßt an eine gemäßigte Umwelt. Leider nicht mehr flugfähig, aber dafür hat unser Exemplar eine Art Spinnendrüsen entwickelt. Ich gehe davon aus, daß sie entweder ihre Opfer einspinnen oder sich, ähnlich wie Arachniden, Netze weben können."
„Letzteres", kam es trocken aus zwei Kehlen.
Vashtu drehte sich wieder zu Cooper um und sah ihn an. „Wir haben die Todesursache", sagte sie dann schließlich, nachdem er irritiert den Mund geschlossen hatte.
„Wir sind uns nicht ganz sicher ..."
„Wir HABEN die Todesursache", wiederholte Vashtu, sandte John einen Blick. „Und möglicherweise kann uns diese Erkenntnis im weiteren Verlauf dieser Angelegenheit helfen."
John hatte sich interessiert vorgebeugt, als sie so plötzlich und spontan das Wort ergriffen hatte. Jetzt konnte Vashtu wirklich sehen, wie neue Hoffnung in ihm keimte.
„Nun ja, wenn Sie wirklich meinen ..." Cooper schien etwas verstimmt darüber, daß sie seine Lobeshymne unterbrochen hatte.
Vielleicht, ging es Vashtu kurz durch den Kopf, sollte sie einen Iratus für den Wissenschaftler am Leben lassen, damit er selbst die Erfahrung machen konnte, wie es war, wenn ein solches Insekt sich an einem festmachte und dann langsam die Lebensenergie aussaugte.
„Woran ist unser Freund gestorben?" fragte John endlich.
Vashtu grinste. „Offensichtlich suchte er in dem Kaninchenbau Schutz vor der Wüstensonne. Dann krachte der Gang über ihm ein und sein Schwanz wurde eingeklemmt, so daß er nicht in den nächsten Schatten flüchten konnte. Also war er die ganze Zeit über der Sonne ausgesetzt."
„Er starb an einer Art Kreislaufversagen aufgrund der Hitze", ergänzte Cooper trocken.
„Er hatte einen Hitzschlag!" Vashtu grinste wieder breit.
John stutzte. „Ihr habt an einem Insekt eine Todesursache feststellen können? Noch dazu eine solche?"
„Jedes Lebewesen besitzt einen Kreislauf. Bei einem Hitzschlag versagt dieser Kreislauf und es kann zum Tod kommen", erklärte Cooper. „Das gilt für Insekten ebenso wie für Menschen. Nur üblicherweise, da haben Sie recht, können wir es bei ersteren nicht feststellen."
„Normalerweise sind die auch nicht so riesig", ergänzte Vashtu.
„Ganz genau", nickte der Kryptozoologe. „Aufgrund der hohen Körpermasse war es uns möglich, den Kreislauf zurückzuverfolgen. Ein Käfer dieser Art mag keine sehr hohe Intelligenz sein Eigen nennen, andererseits aber weist sein Körper ähnliche, wenn auch vereinfachte Organe wie alle Lebewesen auf."
Jetzt schien John allmählich ins Rotieren zu kommen. Einen Moment lang wurden seine Augen glasig, dann aber gewannen sie wieder Klarheit. Zögernd nickte er. „Ein Iratus hat kein Gehirn, aber er hat innere Organe."
„Er besitzt ein Nervenzentrum und sozusagen ein Ur-Gehirn", widersprach Cooper. „Bei den meisten insekten- und insektenartigen fungiert der Magen sozusagen als Gehirn."
John riß die Augen auf, dann grinste er frech. „Daher also der Spruch mit dem Bauchgefühl ..."
„Kann man so sagen." Vashtu nickte. Allmählich war sie nun doch wieder in ihrem Element. Sie mochte es einfach, wenn sie anderen Sachverhalte erklären konnte und deren Begreifen dann sehen zu können. „Jedes Lebewesen, ob nun mit oder ohne Gehirn, besitzt zwei andere Zentren, mit denen der Körper funktionieren kann: Magen und eine Verdickung der Nervenstränge an irgendeiner Stelle des Körpers - bei Wirbeltieren meist zwischen Hüfte und Becken. Beides gemeinsam kann das Gehirn ersetzen, wenn es einmal ausfallen sollte. Nur höhere Spezies wie der Mensch mit seinen komplexen Lebenserhaltungssystemen können ohne das Einwirken des Gehirns nicht mehr arbeiten, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne."
„Meister, es lebt!" John hatte bei diesen Worten seine Stimme verstellt, den Kopf eingezogen, ein diabolisches Grinsen aufgesetzt und rieb sich die Hände.
Vashtu stutzte.
„Wir würden das nicht mehr intelligentes Leben nennen, wenn das Gehirn seine Funktion nicht mehr ausführen kann." Cooper schüttelte den Kopf, was aber nur Vashtu sehen konnte, da sie beide ja immer noch in den Anzügen steckten. „Aber es hat durchaus Fälle gegeben, in denen Menschen, die hirntot waren, noch Wochen, in einigen Fällen sogar Monate weiter gelebt haben. Ich erinnere mich da an einen Fall aus den Neunzigern, der in Deutschland passierte ..."
„Okay, Leute, wir haben ein Problem!" Mitchell hatte mit diesen Worten den Überwachungsraum betreten, sah jetzt auf den Seziertisch hinunter. „Dieser Grissom vom CSI ist hier, und er scheint nicht sonderlich erbaut zu sein, herkommen zu müssen."
„Und? Wir ärgern ihn doch gar nicht mehr", bemerkte John, lehnte sich gegen das Fenster und kreuzte lässig die Arme vor der Brust.
„Tja, das sieht er wohl anders." Mitchell wandte sich wieder dem Untersuchungsraum zu. „Er will mit Ihnen sprechen, Miss Uruhk, mit Ihnen und Sheppard. Also bewegen Sie sich Richtung Ausgang und ziehen sich um. Und kein Wort über den Käfer."
Vashtu warf John noch einen fragenden Blick zu, doch der wußte ebensowenig wie sie, zuckte nur ratlos mit den Schultern.
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.