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Vashtu von Hyndara71

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Zwei Tage später

Sheppard führte Vashtu in die Kantine. Sofort, nachdem sie den Raum betreten hatten, herrschte Schweigen. Alle starrten sie beide an, teils neugierig, andere sogar feindselig. Er ließ sich nichts anmerken, doch er spürte, wie Vashtu sich unwillkürlich versteifte. So führte er sie zu einem Stuhl, drückte sie mit sanfter Gewalt darauf nieder.
„Ich hole uns einen Kaffee", sagte er, zwinkerte Johnson, dem Marine, der zu ihrer Bewachung abkommandiert war, zu.
Überdeutlich spürte er noch immer die Blicke auf sich, zwang sich, sich ganz normal zu geben. Je mehr er sich anmerken ließ, daß ihm unwohl war, desto länger würde dieser Zustand andauern. Und er hatte vor, so schnell wie möglich zur Routine zurückzukehren - natürlich mit Vashtu.
Er nahm zwei Tassen und stellte sie vor sich. In eine füllte er soviel Kaffee, wie er mochte, dann stellte er die Kanne zur Seite und goß die zweite halbvoll Milch, ehe er sie mit der braunen Brühe auffüllte, noch etwas Zucker dazugab.
„Nanu, Colonel, ich wußte gar nicht, daß Sie Ihre Milch neuerdings mit Kaffee trinken", sagte plötzlich eine bekannte Stimme neben ihm.
Sheppard warf einen halben Blick zu seinem Nachbarn. „Rodney, die Stadt wieder in die richtige Position gebracht inzwischen?" Freundlich lächelnd wandte er sich ab und kehrte zu Vashtu zurück.
„Was ist das?" fragte sie, als sie die Tasse nahm.
„Das Geheimnis der ewig wachenden Führungskräfte: Kaffee. Für dich nicht ganz so stark. Du sollst ihn ja erst einmal kennenlernen." Er ließ sich auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder, blickte zu Johnson hoch, der hinter ihr stand. „Na los, wir beißen uns schon nicht, solange Sie sich auch eine Tasse holen." Auffordernd nickte er zur Theke hinüber.
Johnson nickte dankbar und ging nun seinerseits hinüber.
„Ist das etwa unser Besuch aus der Vergangenheit?" fragte McKay, der Sheppard gefolgt war.
Vashtu starrte in ihre Tasse. Noch hatte sie nicht probiert.
Sheppard blickte fragend auf. „Haben Sie nicht noch etwas zu tun, Rodney?"
McKay ließ sich neben ihm auf einem Stuhl nieder. „Wie ich hörte, haben Sie unseren militärischen Leiter ja sehr in Beschlag genommen."
Vashtu blickte unter ihren Wimpern hervor auf, musterte McKay einen Moment lang, ehe sie den Blick wieder senkte. „Es ist seine Entscheidung, Dr. McKay, wenn ich mich nicht irre."
Johnson kehrte zurück, pustete in seine Tasse, aus der heißer Dampf aufstieg.
Sheppard registrierte erleichtert, daß einzelne Gespräche an den anderen Tischen wieder aufgenommen wurden. Sie waren also nicht mehr die Attraktion.
„Ich habe mir übrigens Ihr ... Labor angesehen. Was für eine Wissenschaft haben Sie denn ausgeübt? Computerspezialist kann es ja nicht gewesen sein", fragte McKay munter weiter.
Vashtu nahm nun endlich einen Schluck, stellte die Tasse dann mit ausdruckslosem Gesicht auf den Tisch.
„Sie war so etwas wie eine Genetikerin, Rodney", antwortete Sheppard für sie.
„Ach ja?" McKay musterte Vashtu mit hochgezogenen Brauen.
„Ja, genau das", murmelte sie endlich, blickte wieder auf, fixierte den Blick des Wissenschaftlers. „Ich weiß, was Sie denken, Dr. McKay. Ich habe mehrere Ihrer Protokolle gelesen."
McKay lächelte.
„Sie sind auf dem falschen Weg", fügte sie noch hinzu.
McKays Lächeln verschwand wie ausradiert. „Ich wüßte nicht, was meine Protokolle Sie angehen. Und daß ich auf dem falschen Weg bin ... nun, der Neid eines gescheiterten Volkes kann tief reichen, nicht wahr?"
Vashtu schob ihre Tasse zur Seite, stützte sich auf ihren Unterarm und beugte sich vor. „Wir sind nicht gescheitert", sagte sie.
„Nun ja, wenn man bedenkt, daß Sie eine unheilbare Seuche gegen die Wraith getauscht haben ... Warum sollte ich das nicht als Fehlschlag auffassen?"
„Weil das nicht zu vergleichen ist, Rodney, darum", wandte Sheppard warnend ein.
McKay lehnte sich wieder zurück. „Wir haben schon so viele abgebrochene Forschungsberichte gefunden, die ausgesetzt wurden, weil man sie ... Was? Ihre Regierung war doch offensichtlich nicht gerade entscheidungsfreudig."
„Der Rat hat nach seinem Gewissen gehandelt, Dr. McKay", entgegnete Vashtu. „Haben Sie eines?"
Sheppard stellte seine Tasse hart auf dem Tisch ab. „Okay, es reicht."
„Es ist schon auffällig, gleichgültig welche Technologie auch immer entwickelt wurde, immer wieder brach man kurz vor der Vollendung die Forschung ab. Mir scheint das ein bißchen zu viel Gewissen zu sein."
Vashtus Kiefer mahlten. „Ich hoffe für Sie, daß Sie nie in eine ähnliche Lage kommen, Dr. McKay. Dann würden Sie nämlich vielleicht verstehen, was damals geschehen ist."
„Die Antiker haben den Krieg verloren und sich aus der Pegasus-Galaxie zurückgezogen. Danke, das habe ich begriffen. Selbst Super-Soldaten wie Sie haben das Ende nicht mehr aufhalten können."
„Ich würde dir gern etwas zeigen, Vashtu, kommst du bitte?" Sheppard wechselte mit Johnson einen hilflosen Blick.
„Ich bin kein Super-Soldat, Dr. McKay", entgegnete Vashtu mit gefährlich leiser Stimme. „Und ich hantiere auch nicht mit Dingen herum, von denen ich nichts verstehe."
„Vashtu, wir gehen!"
Sie blickte irritiert auf. „Was?"
Sheppard nickte Johnson zu. „Wir gehen."
McKay blieb am Tisch zurück, trank seinen Kaffee.

Kurz darauf

„Sir, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war", ließ Johnson sich vernehmen, als sie den Puddlejumper bestiegen.
Sheppard bedachte den Marine mit einem langen Blick, setzte sich dann auf den Pilotensitz und ließ die Triebwerke des Fluggerätes hochfahren.
Vashtu beobachtete ihn dabei.
Er war tatsächlich erstaunlich begabt, doch alle Systeme schien er trotzdem noch nicht zu beherrschen. Der Puddlejumper tat, was er von ihm verlangte, doch offensichtlich waren ihm einige Fragen noch nicht in den Sinn gekommen.
Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück, starrte aus dem Fenster.
Dieser Dr. McKay ... Sie wußte selbst nicht, was genau in sie gefahren war. Im Moment fühlte sie sich von der Situation etwas überfordert. Diese ständigen Blicke machten ihr Angst. Wäre Sheppard nicht an ihrer Seite gewesen, vielleicht hätte sie ihren Plan inzwischen tatsächlich aufgegeben.
Aber McKay? Sie hatte etwas in ihm gefühlt, doch es wirkte nicht wie bei Sheppard oder Dr. Beckett. Offensichtlich experimentieren auch die Menschen mit ihrem Genom herum, und offensichtlich hatten sie da etwas entdeckt - oder zumindest glaubten sie, etwas entdeckt zu haben. Dabei aber machten sie auch gewisse Fehler.
Sie hatte die Wahrheit gesagt, wenn auch etwas verdreht. Sie konnte in McKay lesen, in seinen Gedanken. Und das war etwas, was ihr selbst bei ihrem eigenen Volk verwehrt gewesen war. Es gab bestimmte Verbindungen zwischen den Individuen, das ja, aber nicht so.
Es hatte sie einfach angewidert, wie seine Gedanken sie angefallen hatten, wie er sie in seinem Geist herabsetzte und auf sie hinuntersah. In Verbindung mit der Reaktion der weiteren Atlantis-Besatzung war ihr schlicht ... Sie hatte einfach überreagiert.
„Rodney ist eigentlich gar nicht so ein schlechter Kerl", sagte Sheppard jetzt vollkommen unvermittelt.
Der Puddlejumper schwebte durch die obere Schleuse.
Vashtu biß sich auf die Lippen.
„Laß dich nicht so von ihm reizen. Man muß ihn unter Druck setzen, dann arbeitet er besser. Sein Umgang mit anderen läßt zu wünschen übrig, das gebe ich zu. Aber er ist ein guter Wissenschaftler", fuhr Sheppard fort.
Aus den Augenwinkeln sah Vashtu, daß er konzentriert durch das Sichtfenster blickte. Der Himmel über dem Ozean war blau und mit einigen weißen Wolken betupft.
„Er ist in meinem Team, darum wirst du dich wohl oder übel mit ihm anfreunden müssen. Mir ist er manchmal auch zu anmaßend, aber ich denke, inzwischen habe ich ihn ganz gut im Griff." Er drehte sich zu ihr um, lächelte ein wenig. Doch in seinen Augen stand Sorge.
Vashtu seufzte, senkte den Kopf. „Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist", sagte sie.
Sie würde sich vor McKays Geist schützen müssen, ihre Barrieren verstärken. Vielleicht half es, wenn sie sich während seiner Anwesenheit auf andere konzentrierte. Allerdings war sie sich da nicht so ganz sicher.
„Colonel Sheppard, hier Weir. Was tun Sie da?"
Er blinzelte ihr zu, drehte sich wieder nach vorn. „Ich zeige unserem Gast die Umgebung, Elizabeth", seine Stimme klang vollkommen unschuldig bei diesen Worten.
Vashtu sah ihn forschend an, nachdem sie plötzlich Weirs Stimme nicht mehr hörte.
Das war noch etwas, was sie niederdrückte und belastete. Daß man ihr immer noch mißtraute. Sollte ihr Plan Erfolg haben, brauchte sie das Vertrauen aller Menschen auf Atlantis. Doch bis jetzt sah es nicht so aus, als würde ihr das gelingen.
Sie drehte sich wieder zum Fenster um und blickte hinaus.
Das hatte ihr gefehlt. Früher war sie oft mit den Jumpern unterwegs gewesen. Ihr Vater hatte immer scherzhaft behauptet, sie hätte in die Armee eintreten sollen. Doch dazu hatte sie sich nicht berufen gefühlt. Sie wußte, sie brauchte mehr Freiheit, als man ihr dort hätte geben können. Also glaubte sie, in der Wissenschaft diese zu finden. Doch wie schnell Vertrauen aufgebraucht war, hatte sie nur allzu schnell feststellen müssen. Daß Janus ihr die Jumper zugänglich machte, war für sie wie eine Befreiung gewesen.
„Gefällt es dir?" fragte Sheppard sanft.
Sie nickte, schloß die Augen.
Selbst wenn sie eigentlich nichts spürte, glaubte sie doch, sie könne fühlen, wie sie flog. Wie ein Vogel.
Als sie die Augen wieder öffnete, lächelte er sie an, und sie erwiderte sein Lächeln.
„Noch mehr würde es mir gefallen, wenn du mich einmal fliegen lassen würdest." Die Worte waren ihr herausgerutscht, da sie nicht glaubte, er würde es wagen.
In seinen Augen blitzte Überraschung auf, dann grinste er, schaltete kurz den Autopiloten zu und erhob sich.
Vashtu ließ sich diese Aufforderung nicht zweimal zeigen. Sofort rutschte sie auf den Pilotensitz, übernahm das Steuer.
„Sir, ich glaube nicht ..." hörte sie Johnson hinter sich mit einem zweifelnden Unterton in der Stimme sagen.
„Überwachen Sie die Kontrollen", fiel Sheppard ihm ins Wort, setzte sich auf ihren vorherigen Platz. Sie fühlte seine Blicke auf sich, er musterte sie interessiert, ob sie auch alles unter Kontrolle hatte. Dann glitt sein Blick ab und er sah zum Fenster hinaus.
Vashtu überkam der Übermut. Sie steuerte den Jumper in einen engen Looping, machte dann rasch aufeinanderfolgende Ausweichmanöver, zog dann das Gerät hoch bis in eine niedrige Umlaufbahn, um sie dann wieder fallen zu lassen und kurz über dem Ozean abzufangen. Sie beschleunigte und konnte beinahe die Wellen fühlen, die sie hinter sich herzogen.
„Du fliegst gut." In Sheppards Stimme schwang Bewunderung.
Vashtu lachte, ließ den Jumper, ohne die Geschwindigkeit wegzunehmen, eine noch engere Kurve beschreiben, zog ihn wieder hoch bis in einen weiteren Orbit hinein. Dann legte sie ihn in eine weitere Kurve, ließ ihn wieder hinunter trudeln, indem sie die Geschwindigkeit abrupt absenkte, um ihn in geringer Höhe wieder aufzufangen und in einen festen Kurs zu zwingen.
„Wow!"
Vashtus Lächeln erlosch.
Sie mußte es tun. Und jetzt war vielleicht genau der richtige Zeitpunkt. Sie musterte ihn kurz aus den Augenwinkeln, blickte dann wieder nach vorn. Noch einmal überdachte sie ihre Entscheidung, dann atmete sie tief ein. „John, ich möchte gern mit dir sprechen ... unter vier Augen." Sie sagte es so leise, daß sie hoffte, nur er würde es hören.
Verstehen blitzte in seinen Augen auf. Er drehte sich zu Johnson um. „Könnten Sie mir bitte meine Weste aus dem Abteil holen. Sie muß auf einem Sitz liegen."
Der Marine erhob sich, warf ihnen noch einen skeptischen Blick zu. „Natürlich, Sir." Damit ging er.
Kaum hatte er die Kanzel verlassen, drückte Sheppard auch schon den Knopf und ließ die Trenntür zwischen Vorderteil und Heck einrasten. Dabei grinste er wie ein kleiner Junge, der gerade einen besonderen Streich ausgeheckt hatte.
Dumpfes Klopfen drang zu ihnen hinein.
„Muß eine Fehlfunktion sein, Johnson. Ich arbeite daran", rief der Colonel über die Schulter zurück.
Vashtu ließ den Jumper im Autopiloten weiterfliegen, drehte sich zu ihm um und schüttelte den Kopf. „Manchmal ... John, ich frage mich wirklich, ob du alle deine Taten ernst meinst."
„Wenn ich ihn nicht ausgesperrt hätte, wären wir nie allein, dafür werden die anderen schon sorgen, glaube mir. Also, was wolltest du mir sagen?"
Vashtu zögerte nun doch, blickte wieder zum Frontfenster hinaus. Sie wußte, sie hatte noch mehr Trümpfe, sie wußte, sie konnte sie nach und nach ausspielen. Aber war es wirklich richtig, was sie tat? Würde ihr Plan gelingen, wenn sie auf diese Weise vorging? Oder würde er scheitern?
Sie kniff die Lippen aufeinander, knetete mit den Händen ihre Oberschenkel.
„Hey, du mußt es mir nicht sagen, wenn du nicht willst." Sheppard beugte sich vor, suchte ihren Blick.
Hinter ihnen hämmerte Johnson noch immer fluchend gegen die Tür.
Vashtu sah auf und seufzte. „Während der Zeit, in der ich euch beobachtete, ist mir euer Umgang mit den Energien aufgefallen, den ZPMs", sagte sie schließlich.
Sheppard setzte sich wieder auf und runzelte die Stirn. „Und?"
Jetzt war sie es, die sich nicht mehr traute, ihm in die Augen zu sehen. Viel zu sehr wünschte sie sich, ihm etwas anderes sagen zu dürfen. Aber dazu war jetzt keine Zeit, wollte sie an ihrem Plan festhalten. Und sie hatte Angst, daß er genau das in ihrem Gesicht lesen konnte.
„Ihr benutzt die ZPMs, bis sie leer sind. Dann baut ihr sie aus und ... was? Werft ihr sie einfach weg?"
Sheppard stutzte. Offenbar hatte er sich darüber noch keine Gedanken gemacht.
Vashtu nickte. „Die Geräte, die ihr ZPMs nennt, waren nie dazu gedacht, nur einmal verwendet zu werden. Es gab und gibt vielleicht noch immer Geräte, mit denen sie ihre Energie wiederherstellen können. Ihr nutzt die Macht der Stadt nicht, weil ihr immer nur ein oder zwei ZPMs verwendet, vielleicht weil ihr von diesen Maschinen nichts wußtet. Ihr könntet wesentlich mehr haben, ihr könntet Atlantis wirklich wiederauferstehen lassen." Jetzt wagte sie doch einen Blick.
Sheppard starrte sie mit großen Augen an. „Wir könnten den Schild verwenden!"
Vashtu nickte. „Ihr könntet Atlantis fliegen lassen", setzte sie hinzu.
In seinen Augen leuchtete es auf. „Cool!" Er wurde ernst. „Aber ... es sind immerhin zehntausend Jahre vergangen ..."
„Die Technologie ist gleich. Ich denke, irgendeines müßte noch funktionieren, selbst wenn die anderen vielleicht zerstört sind."
„Andere? Wieviel Ladegeräte gab es?" Sheppard beugte sich vor, in seinen Augen blitzte Abenteuerlust und Neugier.
„In dieser Galaxie drei", antwortete Vashtu. „Und wo eines ist weiß ich. Bei einer meiner Expeditionen hatte ich mich einem Reparaturtrupp anschließen dürfen. Ich kenne die Gate-Adresse."
Johnson, der sich noch immer die Lunge aus dem Hals brüllte und wie irr gegen die Tür hämmerte, war endgültig vergessen. Vashtu und Sheppard sahen sich an, während in ihren Köpfen fast gleiche Bilder abliefen. Dann nickten sie einander im stummen Einverständnis zu.
„Wir sollten es Weir sagen."
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