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Atlantis 2022 von Mara Ann Carter

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Vorwort



ACHTUNG:
DIESE GESCHICHTE SIND EIGENTLICH 2 UNTERSCHIEDLICHE STORIES!

Beide Geschichten unterscheiden sich nicht im ersten Kapitel, jedoch trennen sich die Wege ab dem 2ten Kapitel - also bitte darauf achten, welche Version ihr lesen möchtet.

[Version: SG]
Sinatra, die Tochter von John und Elizabeth, erlebt ihre ersten Abenteuer auf der Erde und hilft den Leuten um sie herum schwere Situationen in die sie durch Sinatra hineingeraten zu überstehen.

[Version: SG & Harry Potter]
Sinatra findet ein Geheimnis ihres Vaters heraus. (Crossover mit HP)
Atlantis 2022


Kapitel 1: Entscheidungen treffen?

„Hey Schatz, da bist du ja endlich. Ich warte schon so lange, was hat Dich denn jetzt wieder aufgehalten?" Ungeduldig trommelte John mit seinen Fingern auf dem Tisch.

Liz kam gerade erst in den Raum und wurde von John förmlich überfallen. Was wollte er den bloß so Wichtiges von ihr, das absolut nicht warten konnte. Ging es wohl um Geschäftliches oder um die Kinder?

„Du weißt doch, dass ich immer sehr viel zu tun habe und nicht einfach so Pause mal machen kann."

Ein leiser Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit.

„Ich will mit dir über das Thema reden, das Daniel bei seinem Besuch letzte Woche angesprochen hat. Soll unsere Sinatra auf die Militärakademie gehen oder doch lieber hier bleiben."

„Ja," seufzte Liz, „ich mache mir auch schon ständig Gedanken darüber. Allerdings glaube ich, dass sie hier alles Notwendige lernt, um eine selbstbewusste und starke Frau zu werden."

„Sicher, aber es gibt doch so manch andere Dinge, die wir ihr hier einfach nicht beibringen können."

„Und was sollen diese Dinge deiner Meinung nach sein?"

„Da ist mal nur das Leben auf der Erde. Die Besuche reichen dafür nicht aus, denn sie sind viel zu kurz. Dann auch noch der Kontakt mit anderen Jugendlichen, die auf der Erde aufgewachsen sind.

Jugendliche, die ihr Leben lang unter den Wraith gelitten haben, sind definitiv anders und vor allem nicht so selbstbewusst.

Und nicht zu vergessen die Selbstständigkeit, das Reisen und eben der ganz normale Alltag auf der Erde. Auch dazu fähig sein, ein so großes Geheimnis zu hüten und falls es nötig sein sollte, eben auch zu lügen." John blickte Liz mit wissenden Augen an.

„Natürlich hast Du in einigen Punkten recht. Aber wie soll sie denn ganz allein auf der Erde klarkommen? Sie weiß doch nicht viel über unseren Heimatplaneten. Und überhaupt ist sie erst 16."

Verzweifelt versuchte Liz John zu überzeugen, Sinatra hier zu lassen.

John wurde langsam aber sicher ungeduldig.

„Genau das meine ich ja. Irgendwann muss sie es ja Lernen und umso früher desto besser. Würden die an der Akademie auch 14jährige annehmen, hätte ich sie schon damals hingeschickt.

Meine Güte Liz. Du musst einfach lernen loszulassen. Du kannst sie nicht immer behüten."

„Aber John, sie hat doch schon vieles davon, was sie braucht. Sie liebt es zu reisen und ist wirklich anpassungsfähig. Sie hat auch keine Probleme damit, ihre Herkunft zu verheimlichen oder wenn nötig zu lügen. Und an Kontakten mit anderen fehlt es bestimmt nicht."

Liz gingen langsam die Argumente aus.

„Aber auf der Erde ist es einfach nicht dasselbe wie hier. Bei Reisen wird man sie nach einem Pass fragen, sie darf nicht ständig eine Waffe mit sich führen. Auch das Verheimlichen ihrer Herkunft wird viel schwerer. Auf anderen Planeten sind wir allerhöchstens eine Woche, da wird sie noch nicht so viel gefragt wie in einem Monat oder Jahr. Und mit ziemlicher Sicherheit sind auf der Erde die Menschen viel neugieriger.

Du kannst auch nicht sagen, dass sie keine Probleme hat, Kontakte zu knüpfen. Hier wird ihr ja jeder vorgestellt und bis auf einige athosianische Jugendliche hatte sie keinen näheren Kontakt mit Gleichaltrigen. Sie weiß zwar, wie sie mit Erwachsenen verschiedener Qualifikation umgehen muss, aber nicht mit ziellosen Jugendlichen."

„Deine Argumente sind wirklich gut, aber bevor wir eine Entscheidung treffen, sollten wir das Ganze mit Sinatra selbst besprechen. Schließlich geht es ja um ihr Leben." Mit diesen Worten beendete Liz die Diskussion.

Was die Beiden nicht wussten, war, dass es noch einen dritten Beteiligten an diesem Gespräch gegeben hatte. Eine Person, die das Ganze mit angehört hat.

Kapitel 2: Anders sein

Sinatra lief gedankenversunken in ihr Zimmer. Sie zerbrach sich den Kopf darüber, was sie tun sollte. Sie hatte Fähigkeiten an sich entdeckt, die sonst kein anderer hatte.

Oft genug verwünschte Sie diese Gabe.

Früher fand sie es ganz lustig, alles mitzubekommen was in Atlantis so passierte. Doch nun wünschte sie sich, dass sie dieses Gespräch nie mit angehört hätte.

Ihr war es irgendwie peinlich, etwas zu wissen, was sie eigentlich nicht wissen konnte geschweige denn durfte.

Vor fünf Minuten hatte sie ein Gespräch ihrer Eltern miterlebt, obwohl sie eigentlich in einem ganz anderen Teil der Stadt war. Sie hoffte, in ihrem Zimmer etwas Ablenkung zu finden.

Wie immer funktionierte es ganz gut. Bei lauter Musik kann sie ihre Gedanken und vor allem die der Bewohner von Atlantis gänzlich abschalten.

Nach einigen Minuten war sie richtig entspannt. Sie begann zu tanzen. Erst langsam, dann immer schneller im Kreis. Sie schlug Räder, machte einen Handstand und sprang über ihr Bett. Sie flog eher als dass sie tanzte. Ihre Schritte waren federleicht. Sie fühlte sich so frei, dass sie Teyla gar nicht bemerkte, die gerade ihr Zimmer betreten hatte und ihr lächelnd dabei zusah.

Als der Song zu Ende war, begann Teyla laut zu klatschen und machte so auf sich aufmerksam. Sinatra hielt erschrocken inne.

„Hallo Sinatra, dir scheint es ja richtig gut zu gehen."

„Ich weiß zwar nicht, wie es mir gehen soll, aber gerade fühle ich mich wesentlich besser."

Sinatra lächelte die Athosianerin an.

„Du hast richtig glücklich gewirkt. Aber ich kann kaum glauben, was ich eben gesehen habe. Du bist ja richtig über das Bett geflogen.", erwiderte Teyla verwundert.

„Du kannst ruhig glauben, was du gesehen hast. Ich wollte mich dir schon lange anvertrauen und wusste nur nicht wie. Du bist die Erste, der ich es erzähle. Bitte versprich mir, es wirklich niemanden, besonders nicht meinen Eltern, zu erzählen. Bitte." Mit einem Flehen in den Augen blickte Sinatra zu Teyla.

„Natürlich verspreche ich es dir mein Kind. Aber du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht möchtest oder Angst davor hast."

„Ich denke, ich zeige es dir lieber, das ist leichter und ich möchte das du es weißt."

Sie setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett und schloss die Augen. Es dauerte gar nicht lange und sie schwebte in der Luft. Nun konnte sie ihre Augen wieder vorsichtig öffnen, ohne die Energie zu verlieren. Sie würde es natürlich nie zugeben, doch sie musste sich doch sehr anstrengen, um diese Kräfte freizusetzen.

Teyla trat vor Überraschung einen Schritt zurück.

„Ach du meine Güte, Sinatra! Ich kann gar nicht glauben, was ich da sehe. Wie machst du das nur?"

„Es sind die Fähigkeiten der Antiker. Es ist so ähnlich, wie den Stuhl zu steuern oder einen Jumper zu fliegen."

„Kräfte? Dann ist das Schweben wohl nicht das einzige, das du beherrscht?" Jetzt war Teyla aber neugierig geworden.

„Nein, es ist nicht das Einzige. Ich kann auch noch alles hören was in Atlantis gesagt wird.

Besonders schlimm ist es bei Sachen, die ich gar nicht hören will oder soll. Ich kann meine Kleidung tauschen, zum Beispiel auch gegen ein Antikergewand und ich kann teilweise unsichtbar werden.

In der letzten Zeit sind meine Kräfte stärker geworden. Angefangen hat es vor ungefähr drei Jahren mit einem besonders guten Gehör, dann kam das Schweben hinzu. Das mit dem Tarnen kann ich erst seit zwei Wochen."

Während sie dies erzählte, demonstrierte sie Teyla ihre Fähigkeiten. Sie tauschte ihre normale Kleidung gegen ein Antikergewand und am Schluss noch gegen ihr Lieblingskleid.

Sie tarnte ihren Körper, wobei ihr Kopf aber leider sichtbar blieb. Sie war zwar ein bisschen enttäuscht, dass sie die komplette Tarnung wieder nicht geschafft hatte, aber das war ihr in diesem Moment doch nicht so wichtig.

„Sinatra, ich weiß nicht was ich sagen soll. Das ist wirklich unfassbar. Und deine Eltern wissen von alledem nichts? Ich denke du solltest es ihnen lieber sagen." Was hast du übrigens gemeint, du hörst Sachen, die du nicht hören solltest?"

„Ach Teyla, es ist nicht so einfach. Erst vor einer halben Stunde habe ich ein Gespräch meiner Eltern mit angehört. Es ging darum ob ich auf die Militärakademie soll oder nicht."

„Sie haben hinter deinem Rücken darüber gesprochen und hast es dadurch erst erfahren. Das ist wirklich nicht sehr schön." Sie nahm Sinatra tröstend in die Arme. „Das muss doch unglaublich anstrengend sein, kannst du deine Kräfte denn nicht bei Bedarf unterdrücken?"

„Es ist wirklich sehr sehr anstrengend und manchmal platzt mir fast der Kopf. Aber mittlerweile habe ich mich schon daran gewöhnt. Allerdings kann ich sie nur unterdrücken, wenn ich mich derart entspanne, dass sogar meine eigenen Gedanken weg sind. Schlimm war es vor allem bei den Besuchen auf der Erde. Es sind entsetzlich viele Menschen dort, viel mehr als hier." Sinatra erschauerte bei dem Gedanken daran.

„Bitte, behalte es für dich. Ich weiß, ich kann dir vertrauen. Ich will wirklich nicht, dass die ganze Stadt davon erfährt. Und besonders nicht Beckett, der steckt mich sonst sofort in die Krankenstation."

Teyla musste fast ein wenig schmunzeln. Wie der Vater so doch auch die Tochter, wenns um Beckett und seine Krankenstation ging.

„Ich habe es dir doch schon versprochen und ich halte mich immer daran. Niemand erfährt es, OK. Aber du musst mir auch versprechen, dass, wenn es für dich unerträglich wird, dich zumindest deinen Eltern anvertraust. Sie werden dich verstehen und helfen dir bestimmt."

Sinatra nickte erleichtert und drückte Teyla ganz fest. Sie war eine tolle Freundin.

Tja, leider weiß keiner was die Zukunft bringt. Kann Teyla ihr Versprechen halten?

Kapitel 3: Verschwunden

Eine Woche später hatte sich Sinatra nach langem Hin und Her endlich entschieden. Sie wollte auf diese Akademie. Vor allem, um einmal das Leben auf der Erde näher zu erkunden und doch auch ein paar neue Leute kennenzulernen.

Doch hatte sie natürlich auch Angst. Angst davor, zu versagen, ihre Eltern zu enttäuschen.

Während des Gesprächs mit ihnen war ihr klar geworden, das sie noch einiges zu lernen hatte, um auf der Erde allein zurechtzukommen. Vermutlich würde es anfangs besonders schwer sein, nicht allzu sehr aufzufallen und sich den anderen anpassen zu können.

Nur noch einen Monat und sie würde Atlantis verlassen müssen. So lange war sie noch nie von ihren Eltern, ihren Geschwistern, ja, ihren ganzen Freunden hier auf Atlantis getrennt gewesen.

Sie zerbrach sich ihren Kopf darüber, wie sie es wohl ihren Geschwistern beibringen sollte. Diese würden zukünftig nicht mehr so einfach mit ihren Problemen und Sorgen zu ihr kommen können.

Sie werden lernen müssen, sich gegenseitig zu helfen beziehungsweise sich doch auch öfters mal ihren Eltern anzuvertrauen.

Sie vermisste ihre Geschwister jetzt schon schrecklich. Besonders die Abendstunden würden ihr fehlen, wenn sie die Kleinen ins Bett gebracht und ihnen tolle Geschichten erzählt hatt. Meistens kuschelten sie dann noch ein bisschen zusammen.

Sie durfte gar nicht daran denken. Sie waren viel mehr als nur ihre Geschwister. Sie waren einfach ihr Leben.

Im Augenblick freute es sie am meisten, dass ihre Kräfte immer schneller zu wachsen schienen.

Sie konnte sich jetzt mit Leichtigkeit komplett tarnen. Außerdem hatte sie gerade erst entdeckt, dass sie sich sogar ein kleines Schutzschild erschaffen konnte.

Es war mittlerweile schon elf Uhr abends in Atlantis. Sinatra wälzte sich schon seit einiger Zeit schlaflos in ihrem Bett hin und her. Sie konnte einfach keine Ruhe finden und die Gespräche anderer schwirrten ständig in ihrem Kopf herum. Deshalb entschloss sie sich, heimlich einen kleinen Ausflug zu unternehmen.

Sie zog sich schnell an und verließ lautlos ihr Zimmer. Ihre Tarnung war hier wirklich überaus nützlich. So konnte sie sich unbemerkt an den Nachtwachen vorbeischleichen.

Zielstrebig machte sie sich auf den Weg zur Unterwasser-Jumperbucht. Da diese sehr selten benutzt wurde und deshalb auch die Überwachung kein Problem war, würde keiner so schnell bemerken, dass sie Atlantis verlassen hatte.

Sie war sich allerdings nicht sicher, ob sie auf der anderen Seite des Planeten wirklich Ruhe finden würde, da ihr die Reichweite ihrer Kräfte leider noch nicht bekannt war. Aber sie hatte die große Hoffnung, dass es ausreichen würde, um einfach mal einige Stunden in Ruhe schlafen zu können.

Zwei Stunden später

Lantora hatte einen fürchterlichen Alptraum und flüchtet zu ihrer Schwester Ariane ins Bett. Diese wurde dadurch aus ihrem tiefen Schlaf gerissen. Beide machten sich daraufhin auf den Weg zu ihrer großen Schwester. Sie wollten sich zu ihr ins Bett kuscheln, denn dort fühlten sie sich immer so wunderbar geborgen.

Als sie feststellten, dass Sinatra gar nicht dort war, wussten sie im ersten Moment gar nicht, was sie tun sollten. Da es ja mitten in der Nacht war, hielten sie es dann doch für besser, ihre Eltern zu verständigen.

Lantora und Ariane stürzten ganz aufgeregt ins Schlafzimmer ihrer Eltern.

„Mama, Mama wach auf." Lantora schüttelte ihre Mutter aufgelöst an der Schulter.

„Papa, Papa nicht schlafen, Sinatra ist verschwunden."

„Was ist denn los?" Verschlafen tauchte Liz Kopf unter der Bettdecke hervor. „Wieso seid ihr beiden um diese Uhrzeit noch wach?"

„Ich hatte einen Alptraum und habe Ariane aufgeweckt. Wir konnten einfach nicht mehr einschlafen und wollten deshalb zu Sinatra. Sie ist aber nicht in ihrem Zimmer gewesen. Wir machen uns solche Sorgen um sie."

Für ihre sieben Jahre war Lantora schon erstaunlich vernünftig. Ihre jüngere Schwester Ariane war dagegen erst vier.

Liz tastete nach ihrem Headset, welches auf dem Nachttisch griffbereit lag. „Sinatra, Sinatra bitte melde dich."

Doch außer einem Rauschen war nichts zu hören, daher vermutete Sie, dass sich Sinatra nicht mehr innerhalb dieser Stadt aufhielt.

Noch im Aufspringen rüttelte sie John wach. „John, John, wach auf. Sinatra ist verschwunden. Ich lauf mit den Kindern schon mal zum Kontrollraum vor. Komm bitte schnell nach."

Einige Minuten später kam John atemlos in den Kontrollraum gestürzt. Er war immer noch nicht ganz wach und fragte irritiert, was hier eigentlich los war.

„John, da bist du ja endlich!" Mit einem vorwurfsvollen Blick bedachte Liz ihren Mann.

„Liz, was ist denn passiert und wieso sind die beiden kleinen Mäuse um diese Uhrzeit nicht in ihrem Bett?"

Ein Seufzer entwich ihrer Stimme, als sie auf John zutrat. „Ach Schatz, Sinatra ist verschwunden. Sie ist mit einem Jumper aus der Unterwasserbucht abgehauen."

Mittlerweile hatte Liz schon nach Sinatra suchen lassen und ist auch fündig geworden.

„Ich frage mich wirklich, wie sie nur ungesehen an den Wachen vorbeikommen konnte. Selbst auf den Kameras ist nichts zu sehen. Die Überwachung ihres Peilsenders hat ergeben, dass sie da gewesen sein muss und dann mit dem Jumper verschwunden ist. Ich verstehe das einfach nicht."

Liz war mittlerweile völlig aufgelöst. Selbst die beiden Kleinsten klammerten sich ängstlich an ihre Mutter. John konnte sie gar nicht beruhigen und nahm sie alle tröstend in die Arme.

„Keine Sorge, wir finden sie schon. Liz, du kannst dir doch denken, wie sie unbemerkt in die Jumperbucht gelangen konnte. Sie kennt sämtliche Geheimgänge der Stadt und kriecht doch ständig in den Lüftungsschächten herum. Da ist es für sie ein Leichtes, dorthin zu gelangen, ohne dass es einer bemerkt. Es stellt sich hiermit die Frage, wieso diese Jumperbucht eigentlich nicht besser überwacht wird? Ich denke, das sollten wir in Zukunft auf alle Fälle ändern."

„Ich nehme mir sofort einen Jumper und mache mich auf die Suche."

Eilig wollte sich John schon abwenden, aber Liz konnte ihn gerade noch festhalten.

„Nein, ich möchte, dass du zur Daedalus fliegst und Caldwell aus dem Bett holst. Er soll den ganzen Planeten nach ihrem Signal absuchen. Ich kann leider von hier aus derzeit keine Verbindung herstellen."

Wie auf Kommando stürzte John aus dem Raum und zur Jumperbucht. Er wollte keine Sekunde länger warten. Was war nur in dieses Teufelsmädchen gefahren, einfach so abzuhauen, ohne jemand Bescheid zu geben?

Inzwischen hatten sich auch Carson und Teyla im Kontrollraum eingefunden. Sie hatte gerade erfahren, dass Sinatra mit dem Jumper weg war.

„Ach gut, dass ihr kommt". Liz klärte sie in knappen Sätzen über die Situation auf. „Teyla, würdest du dich bitte um Ariane kümmern und sie wieder ins Bett bringen." „Lantora, du weckst sofort Leneon und bringst ihn zur Jumperbucht. Ich möchte, dass er auch beim Suchen mithilft, er kann unseren Jumper fliegen."

Auch wenn Leneon erst 10 Jahre alt war, er war ein Naturtalent im Jumperfliegen. Vor einem Jahr hatte sein Vater begonnen, ihm Flugunterricht zu geben. Seitdem war das Fliegen seine große Leidenschaft.

„Und Carson, es wäre mir wirklich eine große Hilfe, wenn du mitkommen würdest."

„Aber natürlich, Liz. Hier hätte ich auch keine Ruhe. Ich hol nur schnell meine Tasche - für alle Fälle."

Gesagt getan, keine 10 Minuten später saßen sie zu viert im Jumper.

John meldete sich über Funk. Inzwischen hatte die Daedalus auch den Peilsender von Sinatra geortet.

Er gab die Koordinaten von Sinatras Aufenthaltsort durch und flog vor zum Treffpunkt.

Sinatra hatte sehr schnell einen Landeplatz auf dem Planeten gefunden. Es war ein wirklich ruhiges Plätzchen. Sie hatte ja keine Ahnung, welche eine Aufregung durch ihren Ausflug entstanden war.

Sie hatte es sich in ihrem Jumper gemütlich gemacht, eine Decke über ihre Schultern gezogen und war sofort eingeschlafen.

Nun lag sie zusammengekauert auf dem Pilotensitz, aber trotz der Ruhe um sie herum hatte sie einen sehr unruhigen Schlaf.

„Carson, was ist los, ist etwas nicht in Ordnung?" Liz schaute erschrocken in Carsons Gesicht.

Dieser hielt den modifizierten Lebenszeichendetektor in der Hand, der ihm wohl nicht das zeigte, was er gern sehen wollte.

„Das Signal, Sinatras Signal, ist total unregelmäßig. Irgendwas stimmt da nicht."

Er wurde langsam ganz hibbelig und machte sich furchtbare Vorwürfe. Wieso hatte er sie gestern nach der Mission nicht genauer unter die Lupe genommen. Er hätte bemerken müssen, dass es ihr schlecht ging oder dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte.

Vorsichtig setzte Leneon den Jumper auf der Erde auf. Zur gleichen Zeit landete auch John neben ihnen.

Liz konnte es kaum erwarten, bis sich die Heckklappe ihres Jumpers endlich öffnete. Sie rannte sofort hinaus, dicht gefolgt von Carson und den beiden Kindern.

Während des Landeanflugs hatte John bereits den Jumper von Sinatra enttarnt und dessen Heckklappe geöffnet. Seine Frau war ja doch nicht aufzuhalten, wenns um eines ihrer Kinder ging und so war sie doch gleich viel schneller.

Liz flog fast in den Jumper. Ihr Herz klopfte wie verrückt vor Angst.

Sie sah ihre Tochter zusammengerollt auf dem Pilotensitz. Sie hatte schon die Hand ausgestreckt, um sie aufzuwecken. Mitten in der Luft verharrte sie und sah entsetzt auf Sinatra. Dies war doch kein normaler Schlaf. Sinatra war kreidebleich und hatte Schweißtropfen auf der Stirn.

Ein aufgeregter Carson schob sie zur Seite und nahm behutsam Sinatras Hand, um ihren Puls zu fühlen.

„Ihr Puls ist viel zu schnell und ich vermute mal stark, dass sie Fieber hat. Sinatra, Sinatra, hörst du mich?" Er bekam keine Reaktion.

John hob seine Tochter vom Pilotensitz hoch und legte sie im hinteren Teil des Jumpers auf eine Bank.

Er bat Liz, mit Lantora einstweilen zurück nach Atlantis zu gehen.

Ebenso wie Leneon konnte auch seine mittlere Tochter einen Jumper fliegen. Die Kinder hatten keine Ahnung, dass ihr Vater darüber Bescheid wusste. Er hatte oft genug beobachtet, wie Sinatra auch ihr das Fliegen beigebracht hatte, obwohl er es natürlich offiziell nie erlaubt hätte.

Sie alle wollten Sinatra aber nicht allein lassen. „Liz, du kannst ihr hier eh nicht helfen. Carson kümmert sich wirklich gut um sie. Flieg doch mit Lantora nach Atlantis vor und verständige dort die Krankenstation. Wir kommen so schnell wie möglich nach." „Leneon, du fliegst ebenfalls mit deinem Jumper zurück. Und keine Widerrede."

In der Zwischenzeit hatte Carson Sinatra bereits eine Spritze verabreicht. Sie war noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen.

John sah sie mit besorgten Augen an. Am liebsten hätte er sie in seine Arme genommen.

„Keine Sorge John, sie wird schon wieder." Carson sprach beruhigend auf ihn ein. „Wir können los. Sie sollte so schnell wie möglich auf die Krankenstation."

John setzte sich auf den Pilotensitz, der die Wärme von Sinatra immer noch gespeichert hatte, und flog sie nach Hause. Er war sich noch nicht ganz im Klaren darüber, ob er seine Tochter für deren Verschwinden bestrafen sollte. Andererseits war er so froh, sie halbwegs gesund wieder gefunden zu haben, dass dies erst einmal zweitrangig war. Ihre Krankheit war ihr vielleicht schon Strafe genug.

Nach zwei Tagen auf der Krankenstation wurde Sinatra entlassen. Sie war schon ganz ungeduldig und wäre am liebsten nach einem Tag schon wieder abgehauen. Carson kam das bekannt vor. Diese Sheppards!

Der Besucherstrom riss einfach nicht ab, Liz wich den ersten Tag nicht von ihrer Seite. Ständig musste Carson auch ihre drei Geschwister ermahnen, nicht zu lange zu bleiben. Wenn's nach ihnen gegangen wäre, wären sie die ganze Nacht geblieben.

Carson hatte Sinatra wirklich sehr sehr gründlich durchgecheckt. Aber außer ihrem leichten Fieber, das aber nach einem Tag schon wieder abgeklungen war, und leichten Kopfschmerzen (laut Sinatra) hatte er nichts Schwerwiegendes gefunden.

Also hatte er keinen Grund gefunden, sie noch länger hierzubehalten.

Er hatte ihr aber das Versprechen abgerungen, sich sofort zu melden, wenn es ihr wieder schlechter ginge.

Leider wusste er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass für sie diese starken Kopfschmerzen, die sie vor ihm natürlich sehr verharmlost hatte, ganz normal waren. Diese waren nun mal eine Nebenwirkung ihrer Kräfte.

Sinatra hatte überhaupt keine Erinnerung mehr an diese Nacht. Sie wusste noch nicht einmal mehr, wann und wie sie überhaupt ihr Zimmer verlassen hatte.

Von ihrem Vater durfte sie sich natürlich noch eine mittlere Strafpredigt anhören, unter anderem auch, weil sie ihrer kleinen Schwester das Fliegen beigebracht hatte.

Aber im Grunde waren ihre Eltern doch sehr erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert war.

Sie hatte sich schon ihr hübsches Köpfchen darüber zerbrochen, wie man sie wohl gefunden hatte.

Man hatte nie mit ihr über Peilsender gesprochen. Deshalb hatte Sinatra bisher auch keine Ahnung, dass sie so was in sich trug. Doch nun war es natürlich raus.

Durch diese Erkenntnis kam ihr der Gedanke, dass es künftig nicht mehr so einfach sein wird, sich heimlich davonzuschleichen. Vielleicht hatten diese Dinger ja nur eine bestimmte Reichweite?

Würde man sie dann überall auf der Erde finden, wenn sie dort zur Schule geht? Wo beginnt die Grenze der Möglichkeiten, wo wird es unmöglich?

Sie hatte noch so viele Fragen, aber sie wusste, dass sie darauf nicht die richtigen Antworten erhalten würde. Zumindest vorerst noch nicht.

Jetzt hatte sie nur noch vier Wochen hier in Atlantis, ihrer Heimat.

Ob sie es wirklich aushalten wird, die Stadt 3 Monate lang zu verlassen?

Wird sie gehen oder doch noch bleiben?

Kapitel 4: Sehnsucht oder liebes Tagebuch

Es war mitten in der Nacht, doch Sinatra wälzte sich wieder einmal unruhig in ihrem Bett hin und her. Sie konnte einfach keinen Schlaf finden. Lautlos schlich sie sich aus dem Schlafsaal und machte es sich mit ihrem Laptop in der Kantine gemütlich.

Seit zwei Wochen saß sie hier Nacht für Nacht und schrieb in ihr Tagebuch.

Tagsüber kam sie einfach nicht dazu. Selten war sie allein und außerdem hatte sie Angst, dass ihr jemand durch Zufall beim Schreiben zusehen könnte und dann zu neugierig wäre.

Niemand durfte natürlich von Atlantis wissen. Und sie schrieb meistens über ihre Heimat, ihre große Sehnsucht nach Zuhause.

Hier fühlte sie sich nicht besonders wohl. Sie spürte, dass die anderen Schüler sie ablehnten. Sie behandelten sie wie Luft und waren manchmal richtig gemein zu ihr. Oft genug wünschte sie sich, zumindest von ihren Professoren ein bisschen Hilfe zu bekommen. Doch diese wussten gar nichts vom schlechten Verhalten ihrer Mitschüler. Sinatra kannte den Ausdruck von Mobbing gar nicht.

Wenn dies auch künftig so weitergehen würde, standen ihre Chancen allerdings schlecht, in der Akademie Freunde zu finden.

„Liebes Tagebuch.

Es sind jetzt schon 3 Wochen vergangen, seit dieses Trimester angefangen hat und ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, hier zu sein. Es ist alles so furchtbar fremd für mich.

Ich glaube, ich habe entsetzliches Heimweh, doch weiß ich nicht einmal, wie sich das eigentlich anfühlen sollte. Ich war bisher noch nie solange von Atlantis weg.

Ich habe Angst vor meinen Mitschülern. Alle anderen haben sich so schnell verstanden und mich von ihrer Gemeinschaft sofort ausgeschlossen. Wieso ist das nur so, weshalb habe ich mich nicht integrieren können? So extrem anders bin ich doch nun auch wieder nicht.

Habe ich etwa die falschen Hobbys? Wobei, was kann an Tanzen, Lesen, mit Metall basteln, Lernen, Laufen und Programmieren so falsch sein? Waren sie denn so geschockt, als sie hörten, dass ich zehn Sprachen fließend sprechen und schreiben kann. Nur gut, dass sie nicht wissen, dass ich auch noch drei weitere Sprachen beherrsche, die aber hier auf der Erde wohl nicht zählen werden. Im Stargateprogramm sind sie allerdings ziemlich hilfreich.

Oder glauben sie es mir einfach nicht, dass ich Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Chinesisch, Spanisch, Latein, Tschechisch, Griechisch und Isländisch spreche? Vielleicht hätte ich Goa'uld, Antiker und Altägyptisch auch erwähnen sollen. OK, das sollte ein Scherz sein, hätte ich doch nie gemacht.

Wie kann ich zu der Gemeinschaft der anderen gehören, wie?

Aber - will ich das überhaupt? Ich weiß es ja selbst nicht. Vielleicht sollte ich, wenn sie mich das nächste Mal ärgern einfach meine Kräfte einsetzen. Doch dann würde ich das Versprechen brechen, das ich Teyla vor meiner Abreise gegeben habe, und mich verraten.

Eigentlich ging es da ja nur um die Kräfte, die ich damals hatte. Mittlerweile kann ich Gegenstände bewegen, obwohl sie in anderen Zimmern sind. Es ist wirklich toll. Ich kann die Gedanken eines anderen Menschen lesen wie ein offenes Buch. Na ja, allerdings nur wenn sie schlafen.

Es ist unglaublich! Ich kann mich durch den Raum beamen, leider aber noch nicht weiter. Ich denke, das wird sich noch ändern, denn diese Kraft ist ja auch erst zwei Tage alt.

Aber wie kann ich diese Kräfte nutzen, um mich zu wehren? Soll ich vielleicht jemandem seine Sachen verstecken, wenn er gemein zu mir gewesen ist? Es wäre eine Möglichkeit, denn niemand kann es mir in die Schuhe schieben, ich kann es ja gar nicht gewesen sein :-

Allzu oft sollte ich das aber nicht machen, es könnte sonst auffallen.

Nun muss ich aber wirklich ins Bett. Gute Nacht mein einziger Freund."

Sie schloss die mit einem Passwort geschützte Datei und schaltete den Laptop aus. In zehn Minuten würde die Nachtwache kontrollieren, ob alle in ihren Betten lagen. Sie wollte bestimmt keine Strafe wegen Abwesenheit bekommen.

Wie jede Nacht, kam genau 15 Minuten vor Mitternacht die Nachtwache. Sie hatte bisher noch nie bemerkt, dass Sinatra wach in ihrem Bett lag. Sie tat nur so, als ob sie schliefe. Doch in Gedanken war sie hellwach und sehnte sich nach Hause zurück.

Maria, eine von ihren drei Zimmerkameradinnen, wachte jedes Mal auf, wenn die Nachtwache das Zimmer betrat. Sie beklagte sich jeden Morgen darüber, dass sie wegen dieser ständigen Kontrollgänge nicht richtig schlafen konnte. Ihr würde zwar zugehört, doch es blieb alles beim Alten. Die Akademie wollte es ja gar nicht ändern, denn sonst wussten sie nicht, ob auch wirklich alle in ihren Betten lagen.

Zwei Monate später

„Liebes Tagebuch.

Maria war während der letzten Lesung ziemlich abwesend. Sie schien den ganzen Tag schon eher zu schlafen, als dass sie am Unterricht teilnehmen würde.

Ich glaube, auch sie hat keine so guten Kontakte zu den anderen mehr. Alle tuscheln seit kurzem während des Unterrichts über sie. Gestern hat sie sich zu mir gesetzt, als ob sie Schutz suchen würde.

Seit einer Weile muss ich morgens immer wieder meine Sachen suchen. Doch den Spieß drehe ich jetzt um. Ich habe keine Angst mehr vor ihnen und meine Sachen wird künftig niemand mehr finden, dafür verstecke ich sie ab sofort zu gut.

Heute ist wieder so ein doofer Tag gewesen, wo ich mir gewünscht habe, dass ich niemals hierher gekommen wäre. Wieso habe ich nur ja gesagt?

Nächste Woche sind Ferien. Vielleicht könnte ich einen Teil davon mit Maria verbringen. Sie hat ja ihre Eltern bei einem Autounfall verloren und wird die Ferien eh nur wieder im Kinderheim verbringen. Evtl. könnten wir mal zusammen ins Kino oder irgendwas anderes unternehmen.

Sie könnte mir so viel Neues zeigen, Sachen die ich nicht kenne. Aber ich weiß einfach nicht, wie und ob ich sie überhaupt fragen soll.

Aber am allerliebsten möchte ich natürlich schrecklich gern nach Hause.

Ach, liebes Tagebuch. Wenn du mir doch nur helfen könntest, aber du bist ja nur eine Maschine.

Was würde McKay wohl mit mir anstellen, wenn er dies hier in die Finger bekäme? Wahrscheinlich würde er mir gehörig den Kopf waschen.

Schon wieder halb zwölf. Ich will nicht ins Bett, muss aber leider.

Gute Nacht und bis Morgen mein einziger Freund."

Statt sich in ihr Zimmer zu schleichen, beamte sie sich einfach hin. Sich auf weite Entfernungen zu beamen, machte ihr zwar noch ein wenig zu schaffen, doch es war eine gute Übung dafür.

Sie versteckte noch schnell ihre Sachen und legte sich ins Bett. Als die Tür aufging und der Kontrolleur durch den Raum trat, fing Maria plötzlich an zu husten und begann, sich zu verkrampfen.

Er beachtete sie aber nicht weiter und verließ einfach wieder das Zimmer. Wie jedes Mal, verschloss er die Tür von außen.

Sinatra überlegte angestrengt, wie sie Maria am besten helfen könnte. Das Zimmer konnte sie mit ihr auf keinen Fall verlassen, sie waren ja eingesperrt.

Plötzlich erinnerte sie sich an eine Geschichte, die ihr Sam einmal erzählt hatte. Dort hatte Jack als Antiker die Fähigkeit, mit seinen Händen andere Menschen zu heilen.

Vielleicht konnte sie das ja auch. Einen Versuch war es allemal wert. Sie hatte auch nicht länger Zeit zu überlegen, sie musste es versuchen.

Auf leisen Sohlen schlich sie zu Marias Bett und legte ihr vorsichtig die Hände auf den Bauch. Sie merkte zwar, dass Maria ein bisschen leichter atmete, doch ihre Kräfte waren einfach noch zu gering, um einen Menschen komplett zu heilen.

Sie bekam es doch langsam mit der Angst zu tun. Am besten wäre es doch, die beiden anderen zu wecken. Vielleicht hatten die ja eine gute Idee.

Sinatra überlegte noch kurz, ob sie überhaupt deren Hilfe wollte.

„Was ich will, ist jetzt egal.", dachte sie, bevor sie rief: „Lena, Tina wacht bitte schnell auf. Maria braucht eure Hilfe, ihr geht es nicht gut. Bitte, ich weiß nicht, was ich machen soll."

Noch etwas verschlafen antwortete Tina. „Hey, was machst du denn für einen Lärm? Es ist mitten in der Nacht."

Sinatra war froh, dass Tina als erstes aufgewacht war, war sie doch die Nettere von beiden.

„Tina, Maria geht es nicht besonders gut. Sie hustet schrecklich und ist total verkrampft. Außerdem fühlt sie sich sehr heiß an, ich fürchte fast, sie hat Fieber. Allein weiß ich mir nicht mehr zu helfen. Raus können wir auch nicht, die Tür ist ja von außen abgeschlossen worden."

Tina ging zu Maria und legte ihr die Hand auf die Stirn. Sie zuckte erschrocken zurück, als sie bemerkte, wie heiß diese war.

„Sie braucht Hilfe und zwar so schnell wie möglich. Wieviel Uhr ist es denn?"

„Wir haben dreizehn Minuten nach Mitternacht. Du weißt doch, dass unsere Zimmer immer von dreiviertel zwölf bis halb fünf abgeschlossen werden. In dieser Zeit darf sie keiner verlassen." Sinatra lief aufgeregt zwischen den Betten hin und her.

Mittlerweile hatte der Lärm auch Lena aus dem Schlaf gerissen. Sie schaute etwas verwundert zu den beiden.

„Aber wir müssen ihr doch irgendwie helfen können?" Sinatra zog die Stirn in Falten, sie dachte angestrengt nach. „Es hilft nichts, allein können wir es nicht. Am besten ist es, wir rufen laut um Hilfe. Irgendjemand wird uns hoffentlich schon hören.

„OK, ich mach das. Aber haltet euch lieber die Ohren zu." Tina ging zur Tür und hämmerte mit den Fäusten dagegen.

„Hilfe! Wir brauchen Hilfe! Hallo, hört mich denn niemand?"

Sinatra horchte kurz in sich hinein. Da, es hielten sich gerade zwei Männer im Versammlungsraum auf. Sie betete, dass diese ihre Hilferufe hörten. Es war nur zu dumm, dass sie nicht wusste, wer diese beiden Männer überhaupt waren.

Die drei Mädchen lauschten angestrengt. „Ich glaube, man hat mich gehört." Tina warf einen kurzen Blick zu Sinatra. Es erklangen feste Schritte auf dem Gang.

„Das war nun wirklich nicht zum Überhören, außer man ist taub. Freunde?" flüsterte Sinatra in Tinas Ohr.

Tina nickte leicht mit dem Kopf. „Nur für die Nächte, okay?. Aber das bleibt unter uns."

„Habe verstanden. Pst, hör mal, kommt da nicht jemand?"

Sinatra wusste natürlich inzwischen, dass Hilfe im Anmarsch war. Doch das würde sie auf keinen Fall verraten.

„Hey, hier sind wir." Tina rief nochmal so laut sie konnte. „Wir brauchen dringend Hilfe, bitte schließt die Tür auf."

Eine tiefe Männerstimme erklang vor der Tür. „Was ist denn hier los? Solltet ihr nicht längst schlafen?"

Irgendwie kam Sinatra diese Stimme bekannt vor. Sie konnte sie aber zuerst keinem zuordnen.

Plötzlich fiel es ihr wieder ein. Saß dieser Mann nicht in der Verwaltungsabteilung des Stargatecenters? Wie war noch mal sein Name? Richtig, Captain Tolbars.

„Captain Tolbars, sind sie das? Machen sie bitte die Tür auf. Unsere Kameradin ist krank, sie muss sofort auf die Krankenstation. Bitte, ihr geht es sehr schlecht."

„Wer ist denn da und wieso kennst du meinen Namen? Lieutnant Verren, schließen sie sofort die Tür auf!"

Die Tür öffnete sich und zwei Männer traten ein. Sinatra kannte nur Captain Tolbars, der andere war ihr unbekannt. Die beiden schauten sich kurz um, bis ihr Blick auf das kranke Mädchen fiel. Lt. Verren trat auf Maria zu, hob sie aus dem Bett und verließ mit ihr das Zimmer.

Capt. Tolbars wies die erleichterten Mädchen an, ihnen zu folgen. Unterwegs wandte sich Capt. Tolbars etwas unwillig an Tina. „Sagt mal, woher wisst ihr eigentlich, wer ich bin?"

„Hey, sehen sie nicht mich an. Ich begegne ihnen heute zum ersten Mal."

„Vielleicht reicht ihnen das Capt. Tolbars. Kadett Sinatra Sheppard, Tochter von Colonel John Sheppard."

Er wirkte etwas geschockt. Wenn sie nicht gerade hier in der Akademie wären, wäre sie ihm sogar gleichgestellt.

„Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung für meine Unhöflichkeit. Ich frage mich allerdings, warum Sie denn ohne Abschluss einen höheren Sicherheitsgrad als ich haben?"

Der Sprung vom du ins sie fiel auch den anderen beiden sofort auf.

„Entschuldigung angenommen. Aber warum ich den höchsten Sicherheitsgrad habe, denn ein Mensch hier hat, darf ich ihnen nicht verraten. Nur so viel, ich habe ihn schon so lange ich denken kann."

Tina schaute etwas erstaunt zu Sinatra, das hatte sie bisher gar nicht gewusst. „Ich verstehe nicht, Sinatra, wie meinst du das?"

„Musst du auch nicht, Tina." Sinatra wollte mit Sicherheit nicht zu viel verraten. „Vielleicht, irgendwann in der Zukunft, wirst du es mal verstehen dürfen."

Sie hatten die Krankenstation schon fast erreicht, als Capt. Tolbars noch etwas einfiel. „Sinatra, eins würde mich brennend interessieren. Wieso hat ihr Vater eigentlich die Beförderung zum General nicht angenommen?"

„Ach, das ist eine ganz eigene Geschichte. Aber hauptsächlich deshalb, weil er seinen jetzigen Arbeitsplatz über alles liebt und ihn auf keinen Fall verlassen möchte. Im Übrigen hasst er es, Chef zu sein. Er möchte lieber seinen Chef nerven dürfen und nicht von irgendwelchen anderen Leuten genervt werden."

„Tja, unter diesen Gesichtspunkten kann man es fast verstehen. Ich nehme mal stark an, dass er bestimmt nicht seine Familie verlassen wollte. Da fällt mir überhaupt auf, ich weiß ja noch nicht einmal, wo er stationiert ist." Capt. Tolbars wollte zwar nicht neugierig erscheinen, aber es hatte den Anschein, als erwartete er von Sinatra doch eine Antwort auf seine Frage.

„Wohl nicht die richtige Sicherheitsstufe dafür, oder?" Gott sei Dank hatte Tina ein loses Mundwerk und ersparte auf diese Weise Sinatra eine Antwort.

Mittlerweile hatten sie die Krankenstation erreicht. Die diensthabende Ärztin, Dr. Meyers, kam im Eiltempo herbei und wies Lieutenant Verren an, Maria auf ein Krankenbett zu legen.

„Was ist denn mit ihr los?" Die Medizinerin sah fragend zu den Mädchen.

„Sie hustet so komisch und hat immer wieder Fieberkrämpfe." Sinatra trat zu Maria und wollte ihre Hand nehmen.

Dr. Meyers packte Sinatra am Arm und schob sie zur Seite. „Ab jetzt kümmere ich mich um sie."

Sie hatte schon ihr Stethoskop in der Hand und ihre ganze Aufmerksamkeit galt nun Maria. Sie wollte noch den Namen ihrer Patientin wissen und schickte dann die Mädchen wieder in ihre Zimmer.

„Ihr könnt wieder ins Bett gehen, sie ist hier wirklich in guten Händen."

„Sind schon weg." Capt. Tolbars drängte die Mädchen zur Tür. „Los, ihr habt Dr. Meyers gehört. Eurer Freundin wird es bestimmt bald wieder besser gehen."

Er wartete, bis alle die Krankenstation verlassen hatten und schloss dann leise die Tür. Ein Schweigen hatte sich über die kleine Gruppe gelegt. Sie waren schon fast an ihrer Zimmertür, als Tolbars sich kurz räusperte. „Ähm, Sinatra, auf ein Wort unter vier Augen bitte."

Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie sah kurz zu Tina und Lena und drehte sich dann wieder Richtung Flur. „OK, wenn sie meinen."

Tolbars zog sie in eine ruhige Ecke. Er sah sich kurz um und sprach in einem leisen Ton mit ihr. „Sinatra, ich möchte, dass sie morgen um kurz vor Mitternacht an einem unserer Treffen teilnehmen. Dort werden sie dann näheres erfahren. Aber erzählen sie niemanden davon. Ich werde sie hier abholen."

Sinatra war zwar etwas verwundert, aber letztendlich siegte doch ihre Neugier. „Verstanden, ich werde auf sie warten. Gute Nacht, Captain."

Was sie bei diesem Treffen wohl erwartete? Heute Nacht würde sie bestimmt nicht mehr schlafen können. Was hatte es mit diesen nächtlichen Treffen wohl auf sich und warum wurden die Schüler davon ausgeschlossen? Wieso durfte grade sie jetzt so plötzlich daran teilnehmen? Fragen über Fragen, die hoffentlich morgen Nacht eine Antwort finden würden.

In ihren Gedanken war sie natürlich auch bei Maria. Gleich morgen früh würde sie diese besuchen.

Sie schlich sich leise ins Zimmer. Die beiden anderen hatten natürlich auf sie gewartet und wollten sie mit Fragen bombardieren. Aber Sinatra winkte nur müde ab. Sie erzählte ihnen, dass es lediglich um allgemeine Fragen zur Schule gegangen war. Sie gaben sich Gott sei Dank damit zufrieden und Sinatra konnte sich endlich wieder in ihr Bett sinken lassen.

Es war schon dunkel und Sinatra setzte sich wieder mal mit ihrem Laptop in ihre Lieblingsecke des Speisesaals und begann zu schreiben.

„Liebes Tagebuch.

Gestern Nacht ging es Maria gar nicht gut. Nach einigen Problemen haben Tina und ich es geschafft, sie auf die Krankenstation zu bringen. Ich habe sie heute besucht, es geht ihr schon viel besser. Vielleicht kann sie morgen schon wieder entlassen werden.

Ich frage mich immer noch, wieso wir eingeschlossen werden. Allerdings, sonst hätte ich nie eine Einladung zu dem geheimen Treffen erhalten. Doch soll ich wirklich dorthin gehen? Die Diskussion, der ich bisher gelauscht habe, ist dabei nicht sehr ermutigend gewesen. Die meisten wollen nicht, dass einer der Schüler davon weiß.

Als sie dann endlich zum eigentlichen Thema zurückkamen, war ich doch ein bisschen überrascht. Es ging darum, ob man eine zweite Akademie auf dem Cheyenne Mountain bauen sollte. Sie wäre für alle, die diese hier oder eine der anderen 40, mit überdurchschnittlich guten Noten absolvierten. Eine Akademie, die die Ausgewählten auf die Zukunft vorbereiten soll. So ganz hab ich es noch nicht verstanden, aber ich werde es ja gleich erfahren.

Heute sollen an dem Treffen auch Samantha Carter-O'Neill und Daniel Jackson teilnehmen, was für mich doch ein Grund zum Hingehen ist.

Trotzdem fand ich es gemein, dass mich manche als „nur eine einfache Schülerin" betitelt haben.

Diese Leute dürfen ja noch nicht einmal meine wahre Herkunft wissen und behandeln mich, als wäre ich minderwertig.

Obwohl, wieso sollte mich das stören? Eigentlich sind sie ja die, die minderwertig sind.

OK, OK, so etwas sollte ich noch nicht einmal denken. Niemand ist minderwertig nur eben einfach anders.

Ich muss jetzt Schluss machen, es ist gleich soweit.

Bis morgen, alles Liebe,

deine Sinatra."

Heute ließ sie sich ausnahmsweise mal Zeit. Sie lief langsam zu ihrem Zimmer und traf vor der Tür auf Captain Tolbars, der diese gerade öffnete. Da er sie aus den Augenwinkeln heraus kommen sah, kontrollierte er nur noch kurz das Zimmer, bevor er abschloss. Danach zeigte er ihr den Weg in den Versammlungsraum. Dies war eigentlich unnötig, da Sinatra ja gestern schon herausgefunden hatte, wo dieser geheime Raum lag.

Kapitel 5: Hilferuf aus Atrona

Zur selben Zeit

Die Athosianer hatten schon vor Jahren aufgegeben, ihren Heimatplaneten Neu Atos zu nennen, da das für ihre Kinder sehr verwirrend war. Den Planeten, auf dem sie jetzt lebten, nannten sie Atrona, was in einem uralten Dialekt ihrer Sprache „die Hoffnung stirbt zuletzt" bedeutet.

Das Fest war im vollen Gange. Die Athosianer feierten den 3. Geburtstag von Timon und die Tatsache, dass sie nun schon seit 5 Jahren von den Wraith verschont wurden.

Ronons Blick glitt suchend umher. „Teyla, sag mal, wo sind eigentlich die Kinder?"

„Ich weiß nicht genau, aber sie müssten gerade am Fluss spielen, Schatz."

„Nein, da komme ich gerade her, dort sind sie nicht. Ich mach mich mal auf die Suche nach ihnen."

Nachdem er und andere Athosianer lange Zeit erfolglos gesucht haben, suchten sie Hilfe in Atlantis.

1 Stunde später

John kam gerade von Atrona mit seinem Jumper zurück.

In der Jumperbucht rannten Teyla und Ronon, die schon vor 10 Minuten zurückgekommen waren, auf ihn zu. Er brachte ihnen leider keine guten Nachrichten. Die Suche nach ihrem Sohn und den anderen Kinder war erfolglos.

Teyla schwankte und wäre fast zusammengebrochen, Ronon konnte sie gerade noch auffangen. Wieso und wohin waren die Kinder verschwunden?

Teyla war sich ziemlich sicher, dass die Kinder noch irgendwo auf dem Planeten waren. Sie spürte es einfach und ihr Gefühl hatte sie in Bezug auf ihren Sohn noch nie im Stich gelassen.

Sie machte sich schreckliche Vorwürfe, dass sie nicht besser auf ihn aufgepasst hatte.

Sie wandte sich an John. „Kannst du bitte dafür sorgen, dass wir uns in 15 Minuten in Liz Büro treffen. Ich habe da eine Idee."

„Natürlich, wen soll ich denn benachrichtigen?"

„Alle," erwiderte Teyla.

John machte sich sofort auf den Weg. Er verständigte seine Frau Liz, Rodney und natürlich Carson.

Das Wort „ALLE" bedeutete bei ihnen genau diese Zusammensetzung, wobei dieses Mal Sinatra fehlen würde.

Wie es seiner Tochter wohl gerade erging? Er vermisste sie doch sehr. Ohne sie machte ihm das Erkunden neuer Planeten lange nicht mehr soviel Spaß.

Rodney kam mal wieder als Letzter und setzte sich etwas außer Atem auf seinen gewohnten Stuhl.

Er hatte noch gar nicht erfahren, was auf Atrona passiert war. Er musste erst sein Experiment beenden, bevor er das Labor verlassen konnte. Er war wegen der Unterbrechung fast ein bisschen sauer.

„Was gibt es so Wichtiges, dass meine sofortige Anwesenheit erwünscht ist?

„Ach Rodney", seufzte Teyla. „Timon und noch ein paar andere athosianische Kinder sind verschwunden. Ich brauche dringend Sinatra, um sie zu finden."

„Du brauchst Sinatra, wieso?, fragte Liz verwundert.

„Einfach deshalb, weil sie die Fähigkeit hat, Menschen auf viele Kilometer Entfernung zu hören. Jedenfalls müsste sie auf diesem Planeten jeden überall finden können. Wieso ist sie wohl damals auf die andere Seite geflüchtet? Ich sage es euch, sie hat jeden in Atlantis den ganzen Tag gehört. Überall diese Stimmen in ihrem Kopf. Und als sie abgehauen ist, wollte sie sich nur eine Nacht lang Ruhe gönnen. Auch über ihre ständigen Kopfschmerzen hat sie zu niemandem auch nur ein Wort gesagt."

Liz konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Oh nein? Ich hatte ja keine Ahnung!" Sie wandte sich an den Schotten. „Carson hatte sie wirklich andauernde Kopfschmerzen?"

„Ja sie hatte Kopfschmerzen, aber sie hat nie erwähnt, dass diese permanent da sind."

,Wieso ist mir das nur nicht aufgefallen?, grübelte Carson. ,Hätte sie sich mir doch nur anvertraut.,

„Im übrigen hat sie ja 100% des Antiker-Gens. Wobei ich das nebenbei bemerkt immer noch unglaublich finde. John selbst hat nur 98%."

„Wieso denn unglaublich?", John war fast ein bisschen beleidigt. „Und was ist mit ihren Geschwistern, die haben doch auch alle 100%?"

„Leute, Bitte!", bat Teyla eindringlich, „wir kommen vom Thema ab". „Ich brauche Sinatra wirklich dringend. Nur sie hat die Fähigkeit, meinen Sohn und die anderen Kinder meines Volkes zu finden."

Rodney wurde langsam ungeduldig, „Hey, entschuldigt mal, wieso kann das denn nicht auch Leneon machen?"

„Weil Sinatra nunmal ihre Kräfte erst mit 13 richtig entdeckt hat und er aber erst 11 ist. Ihm fehlt vor allem noch die Übung und wer weiß, ob er es überhaupt schaffen würde."

John gab nun auch seine Zustimmung. „Okay, einen Versuch ist es allemal wert. Sie wird ja auch nicht viel vom Unterricht verpassen, zumal in 2 Tagen eh Trimesterferien sind."

Carson rief entsetzt: „Leute, es ist mitten in der Nacht, muss das denn sein?"

„Carson!"

„Ja, Ja schon in Ordnung."

„Chuck, wählen sie die Erde an!", Liz betätigte ihr Headset.

Erde, Akademie

„...es der beste Ort die neue Akademie zu bauen."

„Es ist zwar die wichtigste Militäreinrichtung dieses Landes, aber auch die Gefährlichste. Man sollte keine unerfahrenen Studenten in die Nähe von etwas lassen, wovon sie noch nicht einmal Wissen dürfen." entrüstete sich eine Frau. „Entschuldigung Colonel, aber man hat es noch nicht einmal für wichtig gehalten, mir zu sagen, was sich eigentlich in dem Berg befindet. Genauso wenig wie den vielen anderen der hier Anwesenden."

„Colonel Carter", meldete sich Sinatra zu Wort. „Sie hat schon Recht. Wieso soll man hier über etwas diskutieren, über das die meisten Anwesenden noch nicht einmal Bescheit wissen dürfen. Das ist, um es einfach mal frei zu sagen, einfach nur schwachsinnig. Wir können nicht immer nur von Gefahren sprechen und somit um den heißen Brei herumreden. So werden diese viel zu sehr unterschätzt, da alles so geheim bleiben muss."

Samantha gab Sinatra recht. „Ja, es stimmt schon. Aber du weißt genau was passieren würde, wenn zu viele davon erfahren, besonders dann die falschen Leute."

„Colonel Carter bitte melden."

„Entschuldigen sie bitte.", eilig verlies Sam den Raum.

„Carter hier, was gibt's so wichtiges?"

„Atlantis fordert die sofortige Rückkehr von Sinatra. Sie haben einen Notfall. Sie haben 2 Stunden, um sie zum Stargate zu bringen."

„Verstanden, Carter Ende."

Sie ging unverzüglich zurück.

„Sinatra, gerade kam eine Nachricht für dich. Die scheinen dich dringend zu Hause zu brauchen. Captain Tolbars, holen sie bitte mit Sinatra ihre Sachen. Direktor, konnte ich bitte auch gleich ihr Zeugnis mitnehmen, sie wird wohl kaum vor den Ferien wieder hier sein können."

Der Direktor wandte sich an die übrigen Anwesenden. „Unser Treffen ist hiermit beendet, wir treffen uns zur vereinbarten Zeit wieder. Folgen sie mir bitte."

15 Minuten später auf irgendeiner Landstraße

„Sam könnten sie Sinatra bitte ein Headset geben, ihr Vater will mit ihr sprechen."

In diesem Moment hatte Sinatra schon ihr eigenes aus der Tasche gekramt.

„Sinatra hier, verbinden sie mich."

Sam war ziemlich verwirrt, entweder Sinatra hatte gut geraten oder sie hat es ihr wohl angesehen. Vielleicht erfuhr sie ja mehr durch das Gespräch.

„Hallo mein Schatz, stimmt das was Teyla uns erzählt hat?", erklang die Stimme von John besorgt. Wieso hast du mir das denn nicht gesagt. Ich hätte dich doch verstanden, dir geholfen. Besonders Carson macht sich große Vorwürfe."

„Ach Dad, was Teyla sagt stimmt schon alles und sag Carson, dass ihn keine Schuld trifft. Es geht mir gut, auch keine Kopfschmerzen mehr. Und Dad, ich bin mir nicht sicher, ob du mich verstanden hättest. Herrgott noch mal! Dad, leg doch endlich deine Hände auf den Tisch, das ist ja nicht auszuhalten. Außerdem geht es hier nicht um mich, sondern um Timon und die anderen atosianischen Kinder."

John war sprachlos. „Oh mein Gott, woher weißt du es schon? Wie machst du das nur?"

„Dad, solange das Gate eine Verbindung nach Atlantis hat, kann ich Teyla schluchzen und die Anderen reden hören. Sie ist doch wieder schwanger, kann man sie denn nicht schonen? Und was da mit mir passiert weiß ich selbst nicht, aber es ist mir eigentlich auch egal. Carson, ich weiß das sie mich hören, halten sie endlich den Mund."

Sam saß fassungslos neben ihr. „Sinatra, du willst damit doch nicht etwa sagen, dass du die Fähigkeiten eines Antikers besitzt?" Du kennst General O'Neills Akte und du weißt auch, wie es McKay ergangen ist."

Sinatra nickte, „Jacks Gehirn kam mit dem Wissen der Antiker nicht zurecht und Rodneys DNS wurde verändert. Ich bin damit aufgewachsen. Es ist jetzt schon fast vier Jahre her, das ich das erste Mal gemerkt habe, das ich außergewöhnlich gutes Gehör besitze. Danach wurde es immer besser. Wenn ich wollte, könnte ich den Leuten in China beim Mittagessen zuhören. Mittlerweile kann ich auch ganz gut damit umgehen."

„Was? Carson ist das möglich, Rodney?" John konnte es immer noch nicht glauben.

„Mit diesen Kräften ist alles möglich, John" erwiderte Rodney. „Erinnere dich, was ich damals getan habe. Das war mehr, viel mehr."

„Rodney, du erinnerst dich aber auch daran, was danach passiert ist, oder?"

„Ja, ja ich weiß. Wieso musst du mir das eigentlich immer noch auf die Nase binden."

„Jungs hört endlich auf zu streiten. Dad, mach zwei Jumper fertig. Ich will dich, Carson, Rodney und Ronon dabei haben. Vielleicht wäre Major Taylor auch ganz gut, er scheint sich gerade ein bisschen zu langweilen. Sinatra Ende."

Das war Sam fast ein bisschen unheimlich. Sie hatte zwar schon manches erlebt, aber ein Kind, das seinen Eltern einen Befehl erteilt und diese ihn dann auch noch befolgen? Sinatra erschien ihr sehr selbstbewusst und den Befehlston zu treffen war für sie eine einfache Übung.

„Sinatra, du hast jetzt genau noch 15 Minuten, um mir das, was gerade passiert ist, zu erklären. Und bind mir keinen Bären auf. Du hast genug Zeit, um mit der Geschichte rauszurücken."

„Oje". Sinatra seufzte. „Ob ne viertel Stunde genug Zeit dafür ist, weiß ich auch nicht, aber ich werde es versuchen. Sir. Kurz vor meinem 13. Geburtstag habe ich plötzlich herausgefunden, das ich höre, was Leute hinter einer geschlossenen Tür flüstern. Vor gut einem Jahr konnte ich dann sämtliche Leute in Atlantis hören und dann kamen leider auch diese ständigen Kopfschmerzen. Mein einziger Fluchtpunkt war ein Ausflug auf andere Planeten oder mal ein Tag auf dem Festland. Nur ein paar Tage, bevor ich hier auf die Erde kam, habe ich dann endlich gelernt, mit dieser Kraft umzugehen und sie bei Bedarf abzuschalten. War wohl auch zum richtigen Zeitpunkt. Ich glaube, sonst wäre ich noch verrückt geworden."

Zwischen den einzelnen Sätzen stockte sie, um die richtigen Worte zu finden. So einfach wie es aussah, war es dann doch nicht.

„Das waren nur 5 Minuten. Du sagtest aber, dass eine Viertelstunde dafür nicht ausreichen würde?"

„Ich dachte, sie wollen die ganze Wahrheit wissen. Das ist nämlich nicht die einzige Kraft die ich habe."

„Oh mein Gott, was gibt es den sonst noch für Kräfte, die du hast?"

Sinatra musste erstmal tief Luft holen. „Ich kann fliegen ohne irgendwelche Hilfsmittel und auch Sachen schweben lassen. Ich kann meinen Körper komplett tarnen oder andere Sachen einfach unsichtbar machen."

Sie erzählte mit Absicht nur von den Dingen, die Sie auf Atlantis schon konnte, damit zumindest ein kleiner Teil ihres Geheimnisses noch geheim bleiben würde. Irgendwie sagte ihr Gefühl ihr, dass es so besser wäre. Schutzschilde, Beamen, Gedanken lesen und Heilen, würde vorerst ihr Geheimnis bleiben. Aber für wie lange wohl? Wann würde sie diese Kräfte in der Gegenwart von anderen Menschen einsetzen müssen?

„Sir, können sie das bitte bitte für sich behalten. Ich möchte nicht als Versuchskaninchen dastehen."

„In Ordnung. Aber das mit dem Hören ist ja sowieso schon raus. Das andere bleibt ein Geheimnis zwischen uns beiden."

20 Minuten später

Br. Gen. Lorne gab den Befehl zum Aktivieren des Gates. „Sergeant, wählen sie Atlantis an."

Zum einen Teil war dies für Sinatra langweilig, zum anderen Teil wusste sie aber, das hinter dem Ereignishorizont ein neues Abenteuer auf sie wartete. Doch jetzt war es erst mal ihr Weg nach Hause.

Aufgeregt ging sie durchs Stargate.

„Sinatra, dein Vater wartet schon startklar auf dich in der Jumperbucht.", wurde sie von Chuck begrüßt.

Ohne sich noch einmal umzusehen, rannte sie die Treppe hinauf und erst als sie den Jumperhangar betrat, wurde sie langsamer. Nach einer kurzen Begrüßung und einer Umarmung ihrer Eltern machte sie ihren Jumper startklar. Sie flog hinter ihrem Vater durch das wieder aktivierte Stargate. Carson war der Copilot. Das passte ihr allerdings überhaupt nicht. Er schaute sie fragend an, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf. Sie war ein fast ein bisschen sauer auf ihren Dad, doch der hatte es ja nur gut gemeint.

Zur selben Zeit in einer Höhle auf Atrona

„Timon, wach doch auf." Ein Mädchen von ca. 9 Jahren schüttelte ihn. Sie war das älteste der Kinder, die in dieser Höhle gelandet waren und auch die Erste, die vor ein paar Minuten wach geworden war. Sie hatte entsetzliche Angst und alles tat ihr beim Bewegen weh. Sie wusste nicht mehr, wie sie in dieser Höhle gelandet sind. Die einzige Erinnerung war, dass sie und die anderen Kinder eine seltsame Steinplatte gefunden hatten. Gemeinsam versuchten sie, diese anzuheben.

„Kata wo sind wir hier, wieso ist es so dunkel?" jammerte Timon „mir tut mein Bein weh."

„Ich weiß es nicht Timon, aber ich glaube, wir hätten besser diese Steinplatte in Ruhe lassen sollen."

Sie beruhigte ihn so gut es ging und versuchte, ihre eigene Angst zu verbergen. Sie wandte sich an die anderen Kinder. „Hat vielleicht einer von euch das Gen?"

Aus mehreren Richtungen war ein mehr oder weniger deutliches ‚Nein' zu vernehmen.

„Mist, dann können wir auch nicht sagen, ob das hier von den Antikern ist. Ich denke, jemand muss das Gen haben, um den Ausgang zu öffnen.?"

Die Kinder waren verängstigt und Timon hatte schon Tränen in den Augen.

„Bitte heult doch jetzt nicht, es wird alles wieder gut. Bestimmt suchen sie schon nach uns."

Urplötzlich ertönte aus einer anderen Ecke der Höhle ein verzweifelter Schrei.

„Ulfen, was ist denn los?" Kata fuhr erschrocken hoch.

„Komm schnell, es ist Tom. Er blutet."

In der Zwischenzeit näherten sich schon die beiden Jumper. Sinatra gab die Anweisung zur Landung bei den Ruinen.

„Wieso dort, da ist absolut nichts.", motzte Rodney.

„Rodney! Scanne einfach die Gegend nach leichten Energie Impulsen."

Ungefähr einen Kilometer von ihrem Landeplatz entfernt hatte Rodney doch eine sehr sehr leichte Energiesignatur entdeckt, auf die nun Sinatra und Carson zuliefen. Sinatra wollte als Begleitung nur Carson. Alle anderen hatte sie mit den Jumpern in Richtung der Berge geschickt.

„Sinatra, was sollte das eben, wieso soll ich dich allein begleiten?"

„Weil ich ihre Hilfe bei den Kindern brauchen werde. Geben sie mir ihre Hand, wir sind da."

„Wieso?"

„Tun sie's einfach. Einige der Kinder scheinen sich verletzt zu haben und das können wir jetzt nicht gebrauchen. Nicht loslassen und berühren sie die Steinplatte."

Es gab einen Lichtblitz und Rodney staunte über den Energieschub, den er plötzlich empfing, dann waren die Beiden Peilsender von den Sensoren des Jumpers verschwunden.

Es wurde hell in der Höhle, als die beiden auftauchten. Jetzt war Sinatra auch klar warum sich manche der Kinder verletzt hatten, sie und Carson schwebten mindestens 4 Meter in der Luft. Behutsam lies sie sich beide auf den Boden gleiten. Dort machte sich Carson sofort an die Arbeit und untersuchte die Kinder.

Tom hatte sich an einer scharfen Felskante ins Bein geschnitten. Er legte ihm einen Druckverband an, um die Blutung zu stoppen.

Sinatra suchte derweil nach einem Ausgang, als plötzlich jemanden an ihrem Bein zupfte.

„Sinatra hast du mich gefunden?", Timons Gesicht tauchte hinter ihr auf.

„Ja, Timon, das habe ich. Geht es dir gut?"

„Bis auf höllische Kopfschmerzen, Ja."

„Komm, geh zu Carson. Ich versuche den Ausgang zu finden."

„OK"

Irgendetwas stimmte hier nicht. Sinatra konnte es sich nicht erklären, wieso sie mehr als vier Meter über dem Boden gelandet sind? Wobei der Boden auf dem sie steht, auch nicht wirklich gut aussieht. Ihr Blick glitt umher. Dort an der Wand schien sich einmal eine Treppe befunden zu haben.

Jetzt wusste sie auch, was sie so irritiert hatte. Früher war hier vermutlich noch ein weiteres Stockwerk. Im Laufe der Zeit ist dann wohl die Decke eingestürzt.

Sie überlegte, wie sie wohl am besten die Kinder hier rausschaffen könnte. Da, ihre Augen erblickten etwas höher in einer Nische eine Konsole. Was war das hier wohl alles? Antikisch auf alle Fälle.

Die Konsole schien auch noch zu funktionieren, sie konnte es förmlich hören.

,Komm Konsole, sag mir wo der Ausgang ist.,

Wie, als ob ihr Gedanke den Befehl dazu gegeben hätte, öffnete sich mit einem Mal ein Teil der Höhlendecke und gab den Blick auf den Himmel frei.

„Dad, hörst du mich? Wir haben die Kinder gefunden. Wir sind in einer Höhle."

„Bin schon unterwegs, brauchen ungefähr 10 Minuten, bis wir bei euch sein können. Carson, wie geht es den Kindern?", man hörte Johns Besorgnis in seiner Stimme.

„Ein paar haben heftige Prellungen, eines hat eine Fleischwunde und noch einige kleinere Verletzungen. Genaueres kann ich erst sagen, wenn sie auf Atlantis gründlich durchgecheckt sind. Sie sind natürlich sehr verängstigt. Wir sollten schauen, dass wir sie so schnell wie möglich hier rausbekommen, die Temperatur hier ist auch nicht grade bestens."

„Okay, wir beeilen uns."

„Sinatra, das hast du gut gemacht."

Oh, so ein Lob hätte sie von Carson gar nicht erwartet. Eher noch eine Standpauke, da sie doch ihre Fähigkeiten geheim gehalten hatte. „Keine Standpauke?"

„Eine Standpauke würde doch bei dir eh nichts bringen. Außerdem war es vielleicht nicht einmal so verkehrt, dass du es bis jetzt für dich behalten hast. Den Ärger wirst du bestimmt noch von anderen bekommen."

„Wieso Ärger? Sie hat uns doch gerettet?" Der kleine Timon konnte das nicht verstehen.

„Ach weißt du, ich habe vorher ziemlich viel Mist gebaut." Sinatra war jetzt ziemlich kleinlaut.

„Nein, alles was du tust ist doch wichtig und gut." Mit diesen Worten lies er sich in ihren Schoß fallen.

„Carson er ist ganz heiß!" Sie berührte seine Stirn. „Er hat hohes Fieber."

„Ich weiß, ich weiß. Dem Jungen mit der Fleischwunde geht es auch nicht so gut. Hier kann ich ihnen aber nicht helfen, wir müssen schnellstens hier raus."

Sinatra legte ihre Hände behutsam auf Timons Kopf. Ein Leuchten umfing sie beide. Konnte sie ihn heilen? Sie musste es zumindest versuchen. Das gelbe Licht um ihre Hände wurde stärker. Die Zeit schien stehenzubleiben. Ihr wurde plötzlich schwarz vor Augen und ihr Körper fiel zur Seite.

„Sinatra, Sinatra", hörst du mich? Carson rüttelte sie vergeblich an der Schulter.

Mit einem Mal fiel ein Schatten auf sie beide und ein Jumper schwebte langsam die Höhle hinab.

„Oh Gott John, da sind ihr ja endlich."

Ronon stürzte aus dem Jumper und lief sofort auf Timon zu. Er riss ihn in seine Arme.

„Timon! Gott sei Dank. Bist du okay?" Timon nickte und kuschelte sich an ihn.

John sah sich um und entdeckte Sinatra, die leblos am Boden lag. Sofort war er bei ihr.

„Carson, was ist mit ihr?" Man konnte seine Besorgnis um sie aus seiner Stimme hören.

„Ich denke mal, sie hat die Heilkräfte der Antiker. Sie wollte Timon damit helfen, da er vor Fieber förmlich glühte und hat sich dabei vollkommen verausgabt. Keine Sorge, sie wird schon wieder. Sie braucht einfach nur viel Ruhe."

Man spürte förmlich die Erleichterung von John. „Alle Mann in die Jumper und dann ab nach Hause. Rodney hilf doch bitte Major Taylor bei den Kindern. Wir kommen später zurück und du kannst dann nach Herzenslust diese Höhle erforschen. Aber jetzt gibt's wichtigeres."

Er selbst nahm seine Tochter behutsam auf die Arme und betrachtete liebevoll ihr Gesicht.

Dann erhoben sich zwei Jumper gen Sternenhimmel. Das steinerne Dach der Höhle schloss sich auf Johns Befehl unter ihnen.

Würde es auf diesem Planeten eine Kirchturmuhr geben, hätte man sie 3 Uhr schlagen hören.

Kapitel 6 : Der gewohnte Alltag?

Es war schon sehr spät, als Sinatra endlich aufwachte. Mit einem noch etwas verschwommenen Blick sah sie sich um. Sie war nicht auf der Krankenstation, sondern in ihrem Zimmer, in ihrem geliebten Himmelbett.

Es war ihr nicht ganz klar, wie sie hierher zurückgekommen war. Sie wusste nur noch, dass sie versucht hatte, Timon zu heilen.

War sie denn nicht bewusstlos gewesen? Sie schwang ihre Füße aus dem Bett und machte sich auf die Suche nach ihrem Vater. Sie überlegte, wo sie zuerst hingehen sollte. Wo würde sie ihn wohl finden? In der Cafeteria bei Rodney, der seine Essgewohnheiten bestimmt nicht verändert hatte oder bei ihrer Mutter im Büro. Vielleicht sollte sie vorher noch auf die Krankenstation gehen und nach den Kindern schauen? Oder doch lieber gleich ihre Kräfte nutzen und einmal hinhören, wo es für sie jetzt am Interessantesten sein könnte?

„Unplanmäßige Aktivierung von außen, es ist die Erde."

‚Oh,', dachte Sinatra. ‚Also auf in den Gateraum. Danke Chuck.'

Sie entschied dafür, sich nur in den Teleporter zu beamen und den Rest der Strecke - wie jeder andere auch - zu laufen.

Im Gateraum kam gerade Colonel Carter durch das Gate. Mit einem Lächeln im Gesicht blickte sie um sich. Ja, hier würde sie wirklich gerne leben. Doch sie wusste auch, dass sie auf der Erde dringender gebraucht wird. Am besten war es natürlich, einigen Abstand von McKay zu haben. Die paar Mal, die sie ihm über den Weg gelaufen war, endeten bis jetzt eigentlich immer in einer mittleren Katastrophe.

Sinatra sprang leichtfüßig die Treppe hinunter. „Hallo Colonel Carter, was machen sie denn hier?

„Hallo Sinatra, wie geht es dir denn? Unter anderem bin ich hier, um dir dein Zeugnis bringen. Solltest du nicht lieber im Bett sein?"

„Wieso im Bett? Nein, nein, mir geht es doch schon wieder gut. Kann ich jetzt mein Zeugnis haben, Sir? Bitte."

In einem leicht befehligten Ton antwortete Samantha „Jetzt komm erst mal mit. Deine Eltern warten in ihrem Büro schon auf uns.",

und ging schnellen Schrittes die Treppe hinauf.

Sinatra folgte ihr ein bisschen nachdenklich. Habe ich etwa irgendwas falsch gemacht, oder ist sie aus irgendeinem anderen Grund sauer auf mich?

„Guten Tag Samantha. Was verschafft uns die Ehre ihres Besuchs?" Liz schüttelte Samantha die Hand und warf einen kurzen besorgten Blick zu Sinatra. Diese sah schnell auf den Boden. Auch John trat zu seiner Tochter und sah sie fragend an. „Hey, geht's dir wieder gut?" Sinatra nickte nur.

Sam räusperte sich. „Guten Tag Elizabeth. Ich komme wegen ihrer Tochter."

Mit einem verständnislosen Blick sah sie Samantha zu Sinatra. „Wegen Sinatra? Hat sie denn auf der Erde etwas angestellt?"

„Keine Sorge, Elizabeth. Es ist alles in Ordnung. Ich bringe nur ihr Zeugnis und wollte außerdem fragen, ob sie die Ferien nicht bei mir verbringen kann."

Überrascht sah Sinatra zu Col. Carter. „Wie, die Ferien bei ihnen verbringen, wieso?"

„Schau dir zuerst mal dein Zeugnis genauer an, dann erkläre ich dir wieso."

Mit diesen Worten überreichte sie den Dreien je eine Kopie des Zeugnisses.

Sozialverhalten: 4
Arbeitsverhalten: 1

Physik:
Elektronik: 1
Astrophysik: 1
Magnetismus: 2
Mathe:
Arithmetik: 1
Formelwissenschaft: 1
Sprachen:
Englisch: 1
Deutsch: 1
Latein: 1
Französisch: 2+
Russisch: 1
Chinesisch: 1
Sport:
Parcourstraining: 2
Laufen: 2
Schießen: 1
Klettern: 2
Mannschaftssport: 4-
Geschicklichkeit: 1
Schwimmen: 2

Extra Kurse:
Schach
Erste Hilfe
Black Ops Training
Büro, Organisation
Leadership
Material Arts (Kampfkunst ohne Waffen)
Überlebenstraining
Flugtraining

Sinatras Verhalten gegenüber ihren Mitschülern ist nicht ausreichend. Ebenso fehlen besonders die sozialen Kontakte mit ihnen.
Aufgrund des Notendurchschnitts von 1,5 empfehlen wir dringend, sie am Mensa-Test teilnehmen zu lassen.

Da ihre Leistungen im Fach Mannschaftssport nur ausreichend sind und sie auch besonders viele Probleme mit ihren Mitschülern hat, halten wir ein psychisches Gutachten für zwingend notwendig.

In den sprachlichen Fächern sowie im Mathematischen ist sie allen weit voraus, deshalb wurde nach eingehender Beratung entschieden, dass sie sofort ins 3. Trimester wechseln kann.

Wir wünschen ihr weiterhin viel Erfolg.

„Hey, das ist doch bis auf die zwei Vieren ganz gut, oder?"

„Sinatra, ließ dir erst einmal den Text durch und entscheide dann selbst ob es für dich gut genug ist.", gab Samantha ihr den Rat.

„Schätzchen, der Mensa-Test ist das Beste was dir je passieren wird. Oh Mann, ich bin furchtbar stolz auf dich." John sah mit stolzgeschwellter Brust zu Sinatra.

„Aber Dad, du bist doch selbst nie eingetreten. 135 und wolltest nicht." Irgendwas in Sinatra sträubte sich. Sie wollte doch nur wieder hier in Atlantis bleiben.

Liz ging auf sie zu und schaute sie mit eindringlichen Augen an. „Aber es wäre für die Zukunft wirklich besser, wenn du dir unter deinen Mitschülern ein paar Freunde suchst."

„Ach Mom, wenn das nur so einfach wäre." Sinatra standen nun Tränen in den Augen. Sie schluckte. „Sie wollen nichts mit mir zu tun haben, sie denken ich sei behindert."

„Sinatra, du bist nicht behindert. Nur halt anders. Du musst dich einfach nur ein bisschen anpassen."

Unbemerkt hatte Dr. Heightmeyer das Büro betreten.

„Ah Doktor Heightmeyer, schön das sie kommen konnten. Ich habe auch eine Kopie des Zeugnisses von Sinatra für sie." Mit diesen Worten überreichte Col. Carter ihr eine Zeugnisabschrift.

„Danke, Colonel." Kate vertiefte sich interessiert in die Urkunde.

Sinatra konnte diese Frau, die meinte, über all ihre Gefühle Bescheid wissen zu müssen, nicht leiden. Vielleicht lag auch der Grund darin, dass es viel schwerer war sie zu belügen.

Dr. Heightmeyer sah fragend zu John. „Wollen sie, dass ich das Gutachten anfertige?"

Samantha ergriff schnell das Wort. „Nein, es ist vermutlich besser, wenn dies in der Akademie gemacht wird. Sie soll die Zeit bis zu unserer Abreise noch für andere Dinge nutzen können. Natürlich nur, wenn du wirklich mitkommen willst.", bittend sah sie zu Sinatra.

„Ich würde gerne wissen, warum sie mir dieses Angebot machen. Sir."

„Ich möchte dir zeigen, wie das richtige Leben auf der Erde aussieht. Außerdem werde ich dann auch noch einen anderen Gast in deinem Alter haben. Sie ist, seit vor fünf Jahren ihre Heimat zerstört wurde, im Kinderheim aufgewachsen. Ich denke, ihr werdet euch bestimmt gut tun. Auch wird sie nicht die einzige sein, die du kennen lernen sollst. Und mir würdest du wirklich eine große Freude damit machen."

John hatte bis jetzt schweigend zugehört. „Sinatra, es ist wirklich …"

„Nein, ist schon okay Dad.", fiel ihm Sinatra ins Wort. „Col. Carter, es wäre mir eine Ehre, die nächsten Wochen bei ihnen zu verbringen."

„Das freut mich wirklich sehr. Ich hoffe auch, dass du und mein anderer Gast vielleicht Freundinnen werden könntet." Nach diesen Worten wandte sich Samantha an das Ehepaar Sheppard. „Ich denke, wir haben auch noch einige andere Dinge allein zu besprechen."

Dr. Heightmeyer strich Sinatra liebevoll über den Kopf. „Sinatra, vor allem kleine Schritte führen manchmal schneller zum Ziel als große."

„Danke Doc, kann ich jetzt gehen?" Sinatra sah bittend zu ihren Eltern.

„Nur wenn du dich sofort zu Carson begibst und dich nochmal durchchecken lässt. Alles Weitere besprechen wir später." Liz war sich sicher, dass Sinatra ansonsten einfach so verschwinden würde.

„Vergiss nicht, morgen um 09.00 Uhr startklar am Gate zu sein.", mit diesen Worten entließ Col. Carter Sinatra.

„Werde ich nicht. Danke, Sir." Sinatra drehte sich um und begab sich schnurstracks zu Carson.

„Hi Carson, wie geht's Timon und den anderen?"

„Denn Umständen entsprechend gut, und - danke.", Teyla saß gerade am Bett ihres Sohnes.

Sie ging auf Sinatra zu und nahm diese ganz fest in die Arme.

Sinatra wurde ganz verlegen. Das war für sie doch selbstverständlich, ihren Freunden zu helfen. „Wieso danke?"

„Du hast meinem Sohn das Leben gerettet, ohne dich wäre er jetzt vielleicht tot." Teyla erschauderte immer noch im Gedanken daran, was alles noch hätte passieren können.

„Teyla jetzt lass mich aber wieder los, ich kriege ja kaum noch Luft."

„Sinatra, Sinatra hier bist du. Komm, wir wollen mit dir spielen." Atemlos kamen ihre kleinen Geschwister angerannt.

„Ariane, Lantora, Leneon, kommt doch her." Sinatra freute sich unbändig, sie wiederzusehen. Lachend umfing sie alle drei.

„Sinatra, bitte bitte komm mit uns auf den Spielplatz. Papa wollte uns nicht hinfliegen und da haben wir uns gedacht, du könntest ja mitkommen."

Doch sie hatte die Rechnung ohne Carson gemacht. "Halt", meldete sich dieser eindringlich zu Wort. "Zuerst will ich dich noch gründlich untersuchen. Vorher lasse ich dich nicht weg, kleines Fräulein."

Nachdem Carson festgestellt hatte, dass es ihr wirklich gut ging, gab er grünes Licht. Aber natürlich nicht, ohne die entsprechenden Ermahnungen und Ratschläge. Guter alter Carson. Mit John und seinen Kindern hatte er es wirklich nicht einfach.

„Jumper 2 erbittet Starterlaubnis.", aufgeregte Kinderstimmen ertönten hinter Sinatra.

„Starterlaubnis erteilt Jumper 2, viel Spaß."

„Danke Chuck, bis nachher."

Und schon war der Jumper mit denn vier kleinen Sheppard's auf dem Weg zum Festland.

Zu dem Spielplatz, den sie und ihr Vater für ihre Geschwister auf diesem Planeten aufgebaut hatten, er war Sinatras größter Stolz.

Kapitel 7: Ferien

„Viel Spaß mein Schatz und bau keinen Mist.", mit diesen Worten drückte Liz ihre Tochter nochmal fest an sich.

„Mama, ich doch nicht." Sinatra konnte sich ein Grinsen fast nicht verkneifen.

„Pass bitte gut auf meine kleinen Geschwister auf, sie brauchen dich."

„Wieso? Gibt's irgendwelche besonderen Probleme, von denen ich schon wieder nichts weiß?" Liz blickte forschend in Sinatras Augen.

„Lass es dir von Leneon erklären. Er ist ein bisschen überfordert mit den beiden anderen. Außerdem wäre es gut, wenn er öfters mal wieder durchschlafen könnte."

Es hörte sich fast an, als ob die Rollen von Mutter und Tochter vertauscht wären. Aber da Liz die Leitung der Stadt hatte und demnach nicht ganz so viel Zeit, war Sinatra doch sehr oft der Ansprechpartner für ihre kleineren Geschwister gewesen.

„Und nun zu euch." Sinatra wandte sich ihren kleinen Schwestern zu und ermahnte sie. „Ariane, Lantora, fallt eurem Bruder nicht ständig auf die Nerven. Er ist erst ja doch erst 11 und genauso wie ihr noch ein Kind."

„Dad", Sinatra fiel es sichtlich schwer, sich von ihrem Vater zu verabschieden. Sie schluckte ein paar Mal und bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, hatte er sie ganz fest in seine Arme genommen.

„Tschüss meine Große. Pass einfach nur gut auf dich auf, okay?" Liebevoll strich er ihr über den Kopf und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn.

Mit einem letzten, etwas traurigen Blick, trat Sinatra mit Col. Carter durch den Ereignishorizont. Sie hatte wirklich die Hoffnung, dass es diesmal besser gehen würde.

Nach einem kurzen Augenblick kamen sie im SGC an und Sinatra ging festen Schrittes die Rampe hinunter.

Nach einer kurzen Begrüßung mit einigen SGC-Mitarbeitern wandte sich Samantha zu Sinatra. „So, du musst noch einmal für eine kurze Routineuntersuchung auf die Krankenstation und dann geht's aber ab in die Ferien. Was möchtest du denn zuerst machen? Lieber mal ins Kino gehen oder vielleicht ins Schwimmbad?"

„Oh, lassen sie mich mal kurz überlegen. Ich glaube, ein Picknick würde mir gefallen, Sir."

„Picknick? Kann man dabei etwas Stehlen?", Vala, die auf dem Gang herumgelungert hatte, hatte ein Wort gehört, dessen Bedeutung sie nicht kannte, und das nach mittlerweile 19 Jahren auf der Erde.

„Nein Vala, geh wieder deinen Daniel nerven. Ich will meinen Urlaub doch genießen." Sam rollte mit den Augen.

„Wieso? Er kann doch auch mitkommen. Das macht bestimmt viel Spaß zusammen."

Sam wurde langsam aber sicher ungeduldig. „Vala. Es reicht. Was bedeutet das Wort „Nein" noch mal?"

Vala verzog schmollend ihren Mund „Bin ja schon weg. Spielverderber."

Sinatra, die Vala bisher noch nicht näher kennengelernt hatte, sah fragend zum Colonel. „Ist die wirklich immer so, Sir?"

„Leider ja. Aber sie ist mit den Jahren schon um einiges humaner geworden. Ich weiß trotzdem nicht, wie Daniel es den ganzen Tag mit ihr aushält."

Auf dem Weg zu Sams Anwesen

„So, kleines Fräulein. Jetzt möchte ich wirklich wissen, ob du mir die Wahrheit gesagt hast."

Sinatra war etwas verwirrt. „Wie? Die Wahrheit. Wie meinen sie das?"

„Ich rede über deine Kräfte Sinatra. Ich habe beim letzten Mal bemerkt, dass du mir wahrscheinlich nicht alles erzählt hast. Du kannst doch noch mehr. Damit habe ich recht, oder? Ich will auch gar nicht deine gesamten Fähigkeiten wissen. Mich interessiert lediglich, ob ich mit meiner Vermutung Recht habe."

„Ja, Col. Carter. Sie haben mitten ins Schwarze getroffen." Sinatra war fast ein bisschen erleichtert über die Frage von Samantha. „Lüge ich denn so schlecht?"

„Nein, ganz und gar nicht. Aber eigentlich hätte ich schon von dir erwartet, dass du schlau genug bist, zumindest einen Teil deiner Fähigkeiten für dich zu behalten. Von „Heilen" hattest du nämlich auch nichts gesagt."

Sam sprach nun in einem eindringlichen Ton mit Sinatra.

„Geheimnisse sind für uns zum großen Teil lebensnotwendig. Sie bestimmen unser Leben. Dir sollte das eigentlich klar sein. Das, was an dir besonders ist, solltest du wie deinen größten Schatz behandeln."

Sinatra nickte ernst. „Ich weiß. Es ist ein Schatz, der größte, den ein Mensch in sich tragen kann.

Daraufhin war es einige Minuten still im Auto. Ein jeder hing seinen Gedanken nach.

„Wieso haben sie ihr Haus eigentlich so weit weg vom Stützpunkt bauen lassen, Sir?"

„Ach weißt du, 3 Sunden Autofahrt sind gar nicht so viel. Aber es ist doch weit genug entfernt, um dort einen Bunker einzurichten, den man im Falle eines Angriffes unabhängig vom SGC benutzen kann. Außerdem eignet sich der Ort dort besonders gut für Kinder, deren Eltern den ganzen lieben Tag lang arbeiten müssen."

„Und was sagten die Bewohner denn dazu, dass sie manchmal eine ganze Woche oder noch länger nicht zu Hause waren?" Sinatra wollte ja nicht neugierig erscheinen, aber diese Frage beschäftigte sie schon eine kleine Weile.

„Wir hatten ein Kindermädchen für Olivia engagiert und oft war ja auch Jack da. Ich glaube, du wirst mit ihr bestimmt viel Spaß haben."

Sinatra wollte noch ein bisschen mehr über Olivia wissen. „Wie alt ist sie jetzt eigentlich und was macht sie denn zur Zeit?"

„Sie ist 15, Sinatra, und geht aufs College in New York. Heute ist sie ausnahmsweise zuhause und kocht für uns das Mittagessen."

„Ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen." Sinatra wurde jetzt doch langsam ein bisschen nervös. „Und wer ist das andere Mädchen? Wie heißt sie denn und von wo kommt sie her?"

„Den Namen werde ich dir noch nicht verraten. Sie weiß genauso wenig wer du bist.

Ich will dir mal ihre Geschichte erzählen. Allerdings versuche ich es wie ein Märchen klingen zu lassen, da kommt sie am Interessantesten rüber."

Sam machte eine kurze Pause, bis sie anfing zu erzählen:

„Es war das Ende des Waldes, nur der Berg lag noch vor ihr. Ein einzelner kleiner Baum säumte den Weg, der steil und in vielen Windungen zur Höhle bergauf führte.

Es würde anstrengend werden, dort hinaufzugelangen. Doch musste sie es noch vor Sonnenuntergang schaffen. Bei diesem Spiel ging es um keinen Preis, das hatte sie begriffen. Es ging um ihr Leben. Das Spiel war ihr Leben und sie kannte noch nicht einmal die Regeln.

In ihrem Beutel war alles, was sie besaß. Ihre Bibel, ihr Tagebuch mit Schreibutensilien, ihre Decke und ihr Kissen.

Wo waren die anderen Flüchtlinge, die in dieser Höhle Schutz suchen sollten? Sie sah sich um, aber sie konnte niemanden entdecken.

Wieso ging gerade heute der Alarm los? Heute an ihrem 11. Geburtstag?

Warum mussten genau zu diesem Zeitpunkt die Krenter kommen und einen Angriff auf ihr Dorf starten?

Diese Monster, die tagsüber Menschen mit viel zu vielen Haaren waren und nachts zu fünf Meter großen feuerroten, nicht aufhaltbaren Kannibalen mutierten, die alles zerstörten was ihnen in den Weg kam.

Beim letzten Überfall hatten sie die Hälfte der Bevölkerung mitgenommen und das ganze Dorf zerstört. Dies lag nun schon sechs Jahre zurück.

Gott sei Dank, sie hatte die rettende Höhle erreicht. Erschöpft stolperte sie in den Höhleneingang. Dabei übersah sie jedoch einen größeren Stein, der aus dem Boden herausragte. Sie blieb mit ihrem Bein daran hängen und konnte nicht mehr auftreten. Mit einem Stöhnen sank sie kraftlos zu Boden.

Morgen früh, dachte sie, morgen früh wird alles wieder gut sein und schloss müde die Augen.

Der Tag kam und ging, aber sie wachte nicht auf. Ein neuer Morgen begann und zu ihrem großen Glück wurde sie dort von uns gefunden.

Sie hatte ein gebrochenes Bein und war völlig ausgetrocknet. Ohne uns hätte sie nie überlebt, da der Rest ihres Volkes getötet worden war."

Sinatra war völlig schockiert. „Die Arme, sie muss doch bestimmt jetzt noch entsetzliche Alpträume davon haben."

„Hast du nicht auch manchmal Alpträume von dem, was du so alles erlebt hast?", Sam blickte kurz zu ihr hinüber.

„Nein, bisher nicht. Na ja, solange ich mich sicher fühle, vermutlich nicht."

„Siehst du, auch sie wird sich hier sicher fühlen, so wie du auf Atlantis."

„Wann werde ich sie denn kennenlernen?" Sinatra war jetzt wirklich schon auf dieses Mädchen gespannt.

„Ich hole sie morgen Vormittag vom Heim ab, in dem sie momentan lebt. Zum Mittagessen müsste ich dann wieder Zuhause sein."

Der Rest der Fahrt verlief schweigsam. Beiden war für große Unterhaltungen die Lust vergangen.

Es dauerte noch etwa zwei weitere Stunden, bis sie endlich ihr Ziel erreichten.

Sinatra kam fast um vor Hunger. Sie merkte, dass sie es nicht mehr gewohnt war, so spät zu Essen.

Die drei Monate in der Akademie hatten doch eine gewisse Regelmäßigkeit in ihre Eßgewohnheiten gebracht. Zuhause in Atlantis war es ihr völlig egal gewesen, wann es zu essen gab. Sie ließ es auch ab und zu mal ausfallen. Doch jetzt brauchte sie es immer um eine bestimmte Uhrzeit und das war ihr fast ein bisschen unheimlich.

Kapitel 8: Freibad

Die Nacht war angenehm warm gewesen. Sinatra fühlte sich seit langem wieder einmal so richtig frei. Keine Überwachung mehr. In der Akademie gab es überall Kameras, man war immer irgendwie beobachtet. Mit der Zeit vergaß man diese zwar meistens, aber eben nicht immer.

Nach einiger Zeit hatte sie herausgefunden, dass es einen Toten Winkel im Speisesaal gab, den liebte sie natürlich besonders. Sogar außerhalb des Gebäudes wurde jeder Zentimeter überwacht. Zum Glück waren wenigstens in der Nacht die Kameras in den Quartieren abgeschaltet, sonst wäre sie vermutlich irgendwann durchgedreht.

Ein ganz eigenartiges Gefühl überkam sie. Eines, das sie bisher so noch nicht kannte.

Sie streckte sich und sprang aus ihrem Bett.

Beschwingt hüpfte sie die Treppe hinunter in Richtung Esszimmer. Es war zwar gerade mal sechs Uhr früh, aber sie wollte in ihren Ferien schon gar nicht damit anfangen, viel später aufzustehen.

Samantha stand gerade mit Olivia in der Küche und drehte sich um, als sie Sinatra bemerkte.

„Guten Morgen, Sinatra. Gut geschlafen?"

„Guten Morgen Colonel, Olivia. Ja, herrlich."

Sam schüttelte nur den Kopf, als sie vor ihr salutierte. Das sollte sie ihr für die Ferien vielleicht besser verbieten. „So nicht. Hier bin ich für dich Sam, verstanden?"

„Ja, Si.. Sam." Das würde etwas dauern, bis sie sich daran gewöhnt hatte.

„Gut so, setz dich und genieß dein Frühstück. Ich muss gleich los."

„Vielen Dank." Sie suchte sich einen Platz am Fenster aus. Draußen war herrlicher Sonnenschein.

Sam lehnte an der Küchentheke und trank noch schnell ihren Kaffee aus. „Jack hat überraschend frei bekommen, er kommt morgen hierher."

„Ist er wirklich so... wie alle sagen?" Sinatra war wirklich neugierig auf ihn.

Sam lachte. „Du meinst so … humorvoll? Ja, und noch etwas schlimmer. Er hasst es, hier auf der Erde sein zu müssen. Er denkt, wenn er nicht durchs Stargate geht, fehlt ihm ein wichtiger Teil. Das macht seine Witze immer ein bisschen trauriger, aber auch ironievoller. Er ist wirklich ein herzensguter Mensch."

„Mum, du wirst ja fast rot dabei. Es ist doch nur Dad."

Lachend sah Olivia zu Sinatra, die sich gerade eine Tasse heiße Schokolade eingeschenkt hatte. „Denk dir nichts dabei, sie ist immer so, wenn's um Dad geht." Sie sah auf ihre Uhr. „Mensch, wir müssen jetzt los, Mum. Du musst mich doch noch vorher zum Flughafen bringen."

Sie ging auf Sinatra zu und nahm sie kurz in die Arme. „Es war schön, dich kennengelernt zu haben. Wir sehen uns sicher bald mal wieder." Mit diesen Worten schnappte sie sich ihre Tasche und schon war sie zur Tür hinaus.

Sam warf im Vorübergehen auch noch einen kurzen Blick zu Sinatra.

„Also, du bist jetzt mal eine Zeitlang allein. Genieß es und fühl dich wie zuhause, aber stell ja nichts Schlimmeres an, okay? Bis später."

Nun war Sinatra alleine, alleine und frei. Das war wirklich ein tolles Gefühl.

Was sollte sie wohl mit ihrer freien Zeit anfangen? Vielleicht mal in die Stadt? Ja, das war vermutlich keine schlechte Idee. Bei dieser Hitze wäre eine Eisdiele wohl der beste Ort oder nein, doch besser mal in ein Schwimmbad? Traute sie es sich überhaupt zu, hier auf der Erde in ein Schwimmbad zu gehen. Sie hatte keine Ahnung, wie es dort so war.

Schade, dass Olivia schon wieder weg musste. Es ist wirklich blöd, dass ich keine Freundin habe, die mir das Ganze erklären kann. Aber ein Feigling, nein ein Feigling bin ich nicht, dachte sich Sinatra.

Eigentlich kann doch gar nichts schiefgehen. Außerdem ziehe ich auch Katastrophen nicht so magisch an wie mein Vater, oder etwa doch? Nein, bestimmt nicht!

So, feige sein bringt nichts. Ich gehe jetzt ins Schwimmbad.

Sinatra frühstückte schnell fertig und räumte ihr Geschirr in die Spülmaschine. Dann zog sie sich den Bikini unter ein Sommerkleid, flugs ein Handtuch in die Tasche, 10 $ noch schnell eingesteckt und machte sich aufgeregt auf den Weg.

„Einmal, bitte." Sinatra hatte aufmerksam zugehört, was die Frau vor ihr zur Kassiererin sagte.

Zum Glück stand jemand vor ihr, als sie das Freibad betrat, sonst wäre sie vermutlich schon an der Kasse aufgefallen.

„Das macht dann 4.50 $."

Das Geld wanderte über den Tresen.

„Hier, deine Eintrittskarte."

„Dankeschön." Sinatra atmete unhörbar auf. Das hatte sie schon mal hinter sich. Jetzt brauchte sie nur noch ein Schließfach für ihre Tasche.

Gesucht, gefunden. Fünf Minuten später war sie umgezogen, hatte ihre Sachen eingeschlossen und den Schlüssel an ihrem Arm befestigt, so wie es die anderen Badegäste auch machten.

Die Sonne brannte mittlerweile nur so vom Himmel. Einmal kurz abgeduscht und schon stand sie auf dem Zehn-Meter-Brett.

Alle starrten sie an. Zumal war es ein neues Gesicht im Bad und zum anderen benutzten dieses Brett eigentlich nur immer dieselben sieben Jungs, was sie natürlich nicht wissen konnte.

Sinatra achtete gar nicht auf ihre Umgebung. Sie stieß sich ab, schlug einen Salto und tauchte kopfüber in das erfrischende Nass ein.

Der Sprung dauerte ihr viel zu kurz. Normalerweise war sie immer zwanzig Meter vom Wasser entfernt gewesen, doch das war auf Atlantis und nicht hier.

Sie tauchte wieder auf und alle Leute klatschten. Da bemerkte sie erst, welche Aufmerksamkeit ihr gegolten hatte. Es war ein komisches Gefühl. Das war doch wirklich nichts Besonderes gewesen. Am Rand stand auch ein Sanitäter, der erleichtert ausatmete, als sie unbeschadet wieder aus dem Wasser auftauchte. Er gab ihr ein Zeichen mit der Hand.

Sie überlegte kurz, ob es nicht besser wäre, sich auf die Wiese zu setzen und auf den Sanitäter zu warten oder besser gleich den Turm wieder raufzugehn.

‚Was solls', dachte sie. ‚Den Turm rauf, was sonst.'

Sie schwamm zur Leiter und kletterte aus dem Wasser. Sie versuchte dabei, die umstehenden Leute wenigst möglich zu beachten und eilte wieder den Sprungturm hinauf.

Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie den Sanitäter, der geschockt versuchte, in ihre Nähe zu kommen. So eine Person war ihm noch nie untergekommen! Er war sich ganz sicher, dass sie ihn gesehen hatte.

Sie sprang erneut. Während sie noch auftauchte, dachte sie sich, dass sie dem armen Mann eigentlich nicht noch mehr Sorgen bereiten sollte. Gleichzeitig wollte sie sich aber auch darüber beschweren, dass es hier kein 20-Meter-Brett gibt.

Sie stieg aus dem Wasser und setzte sich auf die Wiese, um sich abzutrocknen. Da eilte schon der Sanitäter, der fast einem Herzinfarkt nahe war, herbei.

Sinatra wollte ihn gleich von vorneherein beschwichtigen. „Hey, immer mit der Ruhe. Mir geht es gut."

„Sehr witzig, dass soll ich ihnen doch nicht wirklich glauben?"

„Wieso denn nicht?" Sinatra war es gar nicht recht, solch eine Aufmerksamkeit zu erregen.

„Weil noch nicht einmal ich das durchgehalten habe." Ein junger Mann war aus der Menge hervorgetreten.

„Hallo, wer bist du denn?" Sinatra schaute sich verwundert um. Mittlerweile waren doch einige neugierige Badegäste nähergekommen.

„Er ist einer der wenigen, die auf diesen Turm dürfen. Aber auch für ihn gilt natürlich, nur einmal alle halbe Stunde." Der Sanitäter meldete sich empört wieder zu Wort.

„Hey, eigentlich hat sie mich gefragt. Hallo, ich bin Jason."

„Schon in Ordnung. Gibt's hier eigentlich ein Schwimmbad mit einem 20-Meter-Brett? Das hier ist mir doch ein bisschen zu niedrig."

Dieser Satz brachte ihr aus allen Richtungen zweifelnde Blicke ein.

Der Sanitäter setzte sich zu ihr hinunter. „Haben sie sich etwa den Kopf gestoßen, wissen sie noch wer sie sind?"

„Ich bin Kadett Sinatra Sheppard und nein, ich habe mir nicht den Kopf gestoßen." Langsam wurde es ihr doch zu bunt.

„Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass so eine junge Person freiwillig zum Militär geht. Jetzt mal ehrlich."

„Ich bin ehrlich und wenn sie nichts dagegen haben, gehe ich jetzt. Ich muss nämlich wieder nach Hause." Sinatra packte ihre Sachen und wollte so schnell wie möglich verschwinden.

„Ich habe sehr wohl etwas dagegen. Ich traue ihnen noch nicht einmal zu, dass sie allein aufstehen können."

„Wirklich. Was sie nicht sagen". Mit einem Satz war sie auf den Beinen. Das hier wurde ihr jetzt echt zu blöd. Sie drehte sich um und eilte zu ihrem Schließfach. Der Sanitäter sah ihr verdutzt hinterher. Er verstand die Welt nicht mehr.

Auch Jason, der Junge, der sich eingemischt hatte, sah Sinatra erstaunt nach. Wer war nur dieses Mädchen?

Eine halbe Stunde später in Sams Auto

„Colonel, wer ist eigentlich das andere Mädchen, von dem sie mir erzählt haben. Wie ist sie denn auf die Erde gekommen?"

Samantha warf einen kurzen Blick auf das Mädchen, das neben ihr saß.

„Den Namen werde ich dir noch nicht verraten. Aber sie ist nicht so, wie du vermutlich denkst. Ihre Eltern stammen beide von der Erde und sind auch noch am Leben. Sie ist nur nicht hier aufgewachsen."

Radio: „...sprang ein Mädchen zweimal vom 10-Meter-Brett. Ein Sanitäter wollte sich um sie kümmern, doch nach Augenzeugenberichten verlangte sie nur nach einem 20-Meter-Brett. Als man sie fragte, ob sie sich den Kopf gestoßen hätte, verneinte sie und verließ eiligst das Freibad. Die ganze Geschichte in fünf Minuten."

„Das hat mir gerade noch gefehlt," seufzte Samantha. „Ich hatte ihr doch gesagt, sie soll nichts anstellen."

„Und mit der soll ich zusammenwohnen, Sir?"

„Normalerweise ist sie nicht so. Heute war es das erste Mal, dass sie hier alleine gewesen ist. Sie weiß nicht sehr viel über die Gepflogenheiten auf der Erde." Sam wurde jetzt langsam etwas nervös und trat das Gaspedal durch. „Vielleicht hätte ich sie doch besser auf Atlantis lassen sollen."

„Der soll ich die Erde zeigen, Sir. Das meinen sie doch nicht ernst, oder?"

„Doch, ich meine das ernst, Maria. Und im Übrigen, nenn mich doch bitte Sam."

„OK, wie sie wollen, Sam. Atlantis?"

Kapitel 9: Ärger und Verwunderung

Samantha bog in die Einfahrt ein und hatte kaum den Schlüssel rumgedreht, als sie auch schon aus dem Auto stürzte. „Maria, du bleibst vorerst hier. Ich habe erst einmal ein Hühnchen mit jemandem zu rupfen, dann hole ich dich."

„Verstanden, Si.. Sam."

Der Colonel eilte die Treppe hoch und schloss wütend die Haustür auf.

„Kadett Sinatra Sheppard, sofort angetreten."

Sie war so sauer, dass man ihr Rufen noch im Nachbarhaus gehört hätte, wenn eines dagewesen wäre.

Draußen im Wagen hielt Maria den Atem an. Hatte sie gerade Sinatra Sheppard gehört?

Oh Gott, es würde doch nicht dasselbe Mädchen sein, mit dem sie die letzten 3 Monate in einem Zimmer gelebt hatte. Die Sinatra, die ihr vor einer Woche das Leben gerettet hatte?

Nein, ihre Sinatra würde so etwas wie in den Nachrichten kam, nicht tun, dazu war sie doch viel zu schüchtern.

Maria hatte in letzter Zeit immer wieder darüber nachgedacht, was das wohl für ein Notfall in Sinatras Familie war, da diese gar so überstürzt abreisen musste und wo Sinatras Zuhause wohl lag.

Bei Maria überwiegte nun doch die Neugier, deshalb stieg sie aus dem Auto und schlich sich leise zur Tür. Sie wollte ja unbedingt weiter mithören, worum es hier eigentlich ging.

Drinnen hörte sie eine Stimme, die ihr wohlbekannt war.

„Ja, Sir." In Sinatras Stimme schwang nun doch etwas Angst mit. Angst, die Sam verriet, dass sie hier vielleicht das Falsche tat, aber es eben getan werden musste.

„Kadett Sheppard! Stimmt es, dass sie das getan haben, was gerade in den Nachrichten jedem verkündet wurde?"

Sinatra verlor noch ein wenig mehr an Gesichtsfarbe. „Ja, Sir."

Sam durfte sich in diesem Fall kein Mitleid erlauben. Auch wenn es ihr schwer fiel, lies sie es sich nicht anmerken. „Habe ich mich heute Morgen nicht klar ausgedrückt?"

„Ähm, nein, Sir."

„Was haben sie für eine Erklärung für ihr Verhalten vorzubringen?", mit festem Blick sah Sam zu Sinatra.

Diese verlor nun doch die Beherrschung, sank auf die Knie und fing an zu heulen.

„Ich wusste es doch nicht. Ich war einfach nur dumm. Wer konnte schon ahnen, dass so etwas passieren würde."

Sams Blick verlor langsam seine Strenge. „Na na, nicht doch. Du weißt doch, dass ich hier die Verantwortung für dich habe. Ich will doch nur nicht, dass dir etwas passiert. Außerdem ziehst du mit solchen Aktionen nur unnötige Aufmerksamkeit auf dich."

„Ja und es tut mir wirklich leid. Ich weiß genau, dass ich einen großen Fehler gemacht habe." Flehend bat Sinatra „...Sam kannst du mir bitte nochmals verzeihen?"

Sam nahm Sinatras Arm und half ihr beim Aufstehen. „Also gut, ausnahmsweise. Aber keine solchen unbedachten Aktionen mehr, klar?

„Maria, komm rein. Ich weiß, dass du lauschst." Sam brauchte sich gar nicht umzudrehen.

Langsam ging die Tür auf und eine ziemlich verängstigte Maria betrat den Raum. Ihr Blick fiel auf die beiden am Boden die gerade dabei waren, wieder aufzustehen.

Mit klopfendem Herzen stand Sinatra dann vor dem Colonel. „Sam? Schickst du mich jetzt wieder nach Hause?"

„Nein, mein Mädchen. Ich will mich gewiss nicht mit deinem Vater anlegen. Du weißt doch, was er damals angestellt hat, nur um auf Atlantis zu bleiben."

In Sinatras Gesicht kam langsam wieder das Lachen zurück.

„Mach mich bloß noch eifersüchtig. Du weißt doch, dass ich das nur zu gerne miterlebt hätte."

„Wenn man es genau nimmt, hast du das doch. OK, nicht wirklich, aber du warst schon mal in Planung." Sam musste schmunzeln in der Erinnerung daran.

Maria trat nun in das Blickfeld und meldete sich zu Wort. „Hey, was ist hier eigentlich los. Ich verstehe nur Bahnhof. Worum geht's hier denn und was machst du hier." Sie sah Sinatra fragend ins Gesicht.

Nun war Sinatra die Überraschung deutlich anzusehen. „Maria, du? Ähm, mein Vater hatte vor siebzehn Jahren einen seiner Leute geschlagen, damit dieser ja nicht weitererzählt, dass er etwas mit meiner Mutter hat. Und um nicht zurück zur Erde zu müssen, hat er sich lieber dafür degradieren lassen. Ich glaube, das waren für ihn die schlimmsten vier Monate seines Lebens."

„Freiwillig, hat er das wirklich freiwillig gemacht?" Maria schüttelte ungläubig den Kopf.

„Nein, was denkst du denn! Er wurde erpresst, da sein Vorgesetzter von der Schwangerschaft wusste."

Marias Neugierde war damit noch nicht befriedigt. „Und wieso waren es die schlimmsten Monate seines Lebens?"

„Weil er als einfacher Soldat von seinem neuen Vorgesetzten gedemütigt und bis an die körperlichen Grenzen getrieben wurde, sodass er ein ziemlich häufiger Gast auf der dortigen Krankenstation war."

Das wurde ja immer besser. Maria konnte es gar nicht glauben. „Ja, und hat er seinen Rang wieder zurückerhalten?"

„Natürlich. Er hat wirklich tolle Freunde, die ihn nicht im Stich gelassen haben. Aber wirklich Ruhe hatte er erst nach der Hochzeit mit meiner Mutter."

Sam dirigierte sie in die Küche und holte aus dem Gefrierfach schnell ein paar Pizzen. Mittlerweile war es schon recht spät geworden und zum Kochen fehlte ihr jetzt die rechte Lust.

Maria und Sinatra schauten sich noch immer etwas ungläubig an. So ganz konnten sie es noch nicht fassen, dass sie hier zusammen am Küchentisch von Col. Carter saßen.

Maria brach zuerst das Schweigen. „Sinatra, wieso hast du eigentlich die letzten zwei Tage in der Akademie gefehlt?"

Eigentlich wollte sie es Maria zuerst nicht verraten. Aber dann dachte sich Sinatra, was solls.

„Weißt du Maria, ich musste zuhause ein paar Kinder retten."

„Ich glaube, ich verstehe nicht ganz. Wieso musstest du Kinder retten?" Maria begriff langsam gar nichts mehr.

„Sam, darf ich?" fragend sah Sinatra zum Colonel.

Diese zuckte mit den Schultern. „Ist deine Entscheidung. Du kannst ihr, wenn du willst, deine ganze Lebensgeschichte erzählen. Sie hat die Freigabe. Stufe NSSA. Genauso wie die dritte Person, die in einer Woche zu uns stoßen wird."

Man sah die Überraschung auf den Gesichtern der Mädchen. „Wie, es kommt noch jemand? Sollten wir sie schon kennen?"

„Ja es kommt noch ein weiblicher Gast. Wer sie ist, werdet ihr noch früh genug herausfinden und ja, ihr kennt sie."

„Na, dann ist das ja nicht so schwer." Maria schaute zu Sinatra. „Sie muss ja mit uns auf die Akademie gegangen sein."

„Aber es sind drei Klassen dort gewesen, Maria. Mit je 25, 18 und 17 Schülern. Ich habe nie so besonders darauf geachtet, wer mit mir Unterricht hatte. Außerdem, es könnte auch irgendeine x-beliebige Lehrerin sein."

Maria bettelte. „Sam bitte, sag schon. Wer ist es?"

„Nein, ihr beiden. Ich will euch doch nicht den Spaß verderben. Außerdem wäre das ihr gegenüber unfair. Sie nervt mich auch schon ständig mit E-Mails, wer ihr seid und ich werde definitiv nicht nachgeben.", und Sam beendete damit diese Diskussion.

Schicksalsergebend wandte sich Maria wieder zu Sinatra. „Ich denke, mehr werden wir jetzt auch nicht aus ihr herausbekommen. Willst du mir nichts Näheres über diese Rettungsaktion der Kinder erzählen?"

Und so fing Sinatra an zu erzählen, wie sie Timon und die Kinder gefunden und aus der Höhle befreit hatte. Auch, dass Timon für sie wie ein Familienmitglied ist. Sie wäre liebend gern seine Patentante geworden, wenn sie damals das richtige Alter gehabt hätte.

Kapitel 10: Wieso?

Wieso, das fragte sich John Sheppard schon seit einer Woche.

Eigentlich wollte er seine Tochter doch in den Ferien nur für sich haben.

Wieso hatte er Sam nicht widersprochen, als sie Sinatra unbedingt mitnehmen wollte?

Sie hatten doch beide den gleichen Rang und trotzdem war immer noch ein klitzekleines Gefühl von Angst in ihm, wenn er vor Col. Carter stand. Er konnte auch gar keinen bestimmten Grund dafür angeben, es war einfach so.

Seine Gedanken kreisten ständig um seine Tochter. Was sie wohl grade machte und ob es ihr auch wirklich gutginge. Sie hatte sich noch nicht einmal gemeldet, obwohl schon zweimal eine Verbindung mit der Erde bestand. Von überallher kamen E-Mails, nur nicht von ihr. Vermisste sie ihren Vater denn überhaupt nicht?

Manchmal war er fast krank vor Sehnsucht. John wusste natürlich, dass sie doch alt genug war, um auf sich selbst aufzupassen und im Übrigen war sie bei Sam ja in wirklich guten Händen. Trotzdem ließ ihn seine Sorge nicht gänzlich los. Er grübelte auch immer wieder darüber nach, wer wohl das andere Mädchen war, von dem Sam gesprochen hatte. Sie würde doch seine Tochter nicht dazu verleiten, irgendetwas Dummes anzustellen?

Unruhig ging er im Versammlungsraum auf und ab. In fünfzehn Minuten fand der Morgenappell statt, da durfte er sich nichts mehr anmerken lassen. Er würde wieder der stahlharte Colonel sein, der keine Gefühle zeigte. Er musste wieder den unbrechbaren Führer geben, doch tief im Innern war er auch nur ein Mensch. Nur manchmal schienen das seine Leute, und vor allem auch er selbst, zu vergessen.

Bestimmt kamen wieder welche zu spät. Dann musste er die ganze Truppe zu Strafliegestützen verdonnern, weil keiner von denen es für nötig gehalten haben wird, die zwei Neuen rechtzeitig aus den Betten zu holen.

Oje, es wird das gleiche sein, wie die letzten dreizehn Tage.

Wieso habe ich bloß nicht letzte Woche die beiden Second Leutnants mit zurück zur Erde geschickt? Jetzt bekomm ich sie vielleicht nicht so schnell wieder los.

Na ja, wahrscheinlich hab ich doch noch dran geglaubt, dass sie es irgendwann checken würden, wie es hier so läuft. Ein kleines bisschen spielt natürlich auch eine Rolle, dass ich Angst habe, dem Vater sagen zu müssen, dass sich seine Söhne nicht für Atlantis eignen.

Er ist doch ein Lt. General. Nein, das wäre nicht richtig, die Söhne eines Vorgesetzten schlecht zu machen. Ich kann ihm doch nicht sagen, wie ungeeignet sie wirklich sind.

Und zu allem Unglück sind es ja auch noch Zwillinge. Ich habe während der ganzen letzten Zeit noch nicht einmal herausgefunden, inwiefern sie zu unterscheiden sind. Sie machen sich mit Sicherheit einen großen Spaß daraus, wenn ich sie dauernd verwechsle.

Johns Gedanken schweiften nun zurück in die Vergangenheit.

Wenn ich so zurückblicke, bin ich in meinem tiefsten Innern doch etwas von mir selbst enttäuscht.

Wieso habe ich nur die Beförderung zum Brigadier General abgelehnt?

Ja, der Hauptgrund war schon, dass ich mein Zuhause nicht verlassen wollte und dazu bin ich auch zukünftig wohl nicht bereit.

Er gab sich einen innerlichen Ruck und kehrte in die Gegenwart zurück.

Wie haben die Beiden es eigentlich geschafft, den Rang des Second Leutnant zu erhalten? Oder besser, wie haben sie nur ihren akademischen Abschluss erhalten? Das würde mich brennend interessieren.. Man verlässt die Akademie ja nur mit diesem Rang. Und durch ihren Vater hatten sie den Vorteil, dort gleich nach der Grundausbildung weiter zu lernen. Ich muss mir nach dem Appell mal unbedingt ihre Akten genauer ansehen. So kriege ich auch raus, welche Kurse sie belegt und was für Noten sie hatten.

Tom und Tobias Faless brachten selbst einen John Sheppard langsam aber sicher an seine Grenzen.

Kapitel 11: Trouble im Hause Faless

Endlich, endlich war es soweit. Er würde diese zwei Nichtsnutze jetzt wirklich loswerden.

Colonel John Sheppard entfuhr ein Seufzer aus tiefstem Herzen.

In den Zeugnissen der beiden hatte er gleich ein Dutzend Gründe gefunden, die sie unbrauchbar für Atlantis machten. Zum Glück hatte ihm Elizabeth auch noch beigestanden und sich gefragt, warum zum Teufel die beiden für dieses Programm überhaupt vorgeschlagen wurden. Sie wollte auf keinen Fall jemanden mit einem Durchschnitt von 2,4 und zig negativen Einträgen auf Atlantis haben, besonders da es wirklich null Positives in den Akten der beiden zu lesen gab.

Sheppard konnte es gar nicht schnell genug gehen, bis die beiden endlich weg waren. Wie es zurück auf der Erde mit den zwei Teufeln weiterging, war ihm völlig egal. Nach ihrer letzten Aktion würden sie sowieso erst einmal degradiert werden.

6 Stunden später, Faless Manor

„Tina, sofort angetreten!" Gen. Faless donnernde Stimme erscholl durchs Haus.

Bei den Faless war dieser Ruf normal. Besonders, wenn er vom Familienoberhaupt kam.

Doch dieses Mal hatte seine Stimme einen besonders scharfen Unterton. Ihm war gerade mitgeteilt worden, dass seine Söhne gefeuert wurden und diese jetzt abholbereit am Flughafen standen.

Er fragte sich kopfschüttelnd, was die beiden denn nun schon wieder angestellt hatten.

Nicht, dass es schon schlimm genug war, dass sie statt einem, drei Jahre auf der Akademie verbracht hatten, um ihren Abschluss zu schaffen. Nein, das hatten sie gewiss nicht von ihm.

Dem Himmel sei Dank - wenigstens seine Tochter war da ein ganz anderes Kaliber. Eben ganz der Vater.

„Ja Dad, Sir."

„Tina, du machst hier in der Küche sauber und räumst anschließend dein Zimmer auf. In einer halben Stunde bin ich mit den Zwillingen wieder hier, bis dahin bist du gefälligst fertig oder du darfst ihre Strafübungen mitmachen!" Der General war mittlerweile auf 180!

„Ja Sir, Verstanden Sir."

Mit einem lauten Knall fiel die Haustür ins Schloss.

Tina machte sich schleunigst an die Arbeit. Innerhalb von zwanzig Minuten hatte sie alle ihre Aufgaben erledigt. Soviel war gar nicht zu tun und ihr Zimmer war sowieso immer picobello sauber.

Die restliche Zeit nutzte sie, um die Betten ihrer Brüder neu zu beziehen. Dabei flogen ihre Gedanken zwangsläufig zu den Zwillingen. Sie war wirklich neugierig, was diese nun schon wieder angestellt hatten und vor allem wo, da ihr der Ort ihrer Stationierung nicht bekannt war.

Ihr Vater war langsam aber sicher einem Herzinfarkt nahe wegen den Zweien.

In nicht allzu ferner Zukunft würde Tina Näheres dazu erfahren. Vor allem auch über zwei Mädchen in ihrem Alter, deren Kindheit unter größter Geheimhaltung lag.

„Tom, Tobias in die Küche. Strammgestanden!" Mit einem strengen Blick bedachte Gen. Faless seine beiden Jungs. „Tina, du gehst schnell hoch und überziehst die Betten der beiden."

„Schon erledigt, Sir." Lt. General Faless war über diese Antwort nicht erstaunt, er hatte von seiner Tochter nichts anderes erwartet.

„Gut gemacht, dann auch ab in die Küche. Jetzt kannst du noch was lernen."

„Ich sagte - strammgestanden, habe ich mich nicht klar ausgedrückt?", wandte sich der General wieder an seine Jungs. Die beiden lümmelten an der Wand der Küche, welche eine riesige Freifläche besaß und auch manchmal als Trainingsraum zweckentfremdet wurde.

„Ähm, doch, Sir." In Nullkommanichts standen sie in Habachtstellung, einige Meter von der Wand entfernt.

„Wieso wurdet ihr gefeuert und degradiert?" Sein Ton duldete keine weiteren Ausflüchte.

Tom meldete sich vorsichtig zu Wort. „Weil unser Vorgesetzter uns nicht auseinanderhalten konnte und unbedingt der Meinung war, den Morgenappell immer schon um halb fünf Uhr früh stattfinden zu lassen."

Tina wollte die Wogen ein bisschen glätten und bat um Redeerlaubnis. „Sir, ich bitte um Erlaubnis sprechen zu dürfen."

„Erlaubnis erteilt."

„Also Jungs.", kopfschüttelnd sah sie zu ihren Brüdern, die nun recht kleinlaut geworden waren. „Ich bin ja hier die Einzige, die euch auseinanderhalten kann. Ihr hättet die Pflicht gehabt, eurem Vorgesetzten zu sagen, wer von euch welcher ist. Und ein Morgenappell um halb fünf früh ist absolut normal. Ihr seid das nur von der Schule her nicht gewöhnt. Mensch, ihr seid mittlerweile zweiundzwanzig und somit nicht mehr minderjährig, also absolut alt genug für die normale Uhrzeit eines Morgenappells."

„Wir können doch nichts dafür, dass wir immer ausreichend Schlaf brauchen oder dafür, dass dieser Col. Sheppard nicht gerade der Intelligenteste ist.", brachte Tobias zu ihrer Verteidigung hervor.

Sheppard? Tina kannte diesen Namen. „Ihr seid zwar meine Brüder und auch älter als ich, aber das rechtfertigt nicht, dass ihr einen Vorgesetzten beleidigt. Und wenn er nur halb so schlau ist wie seine Tochter, ist er mit Sicherheit um einiges intelligenter als ihr beide zusammen."

Sie wandte sich zu ihrem Vater. „Entschuldigen sie bitte meine Ausdrucksweise, Sir, aber es musste einfach gesagt werden."

Gen. Faless nickte zustimmend mit seinem Kopf. „Schon in Ordnung, Tina. Du hast das, was ich gedacht habe, in die richtigen Worte gefasst. Und nun wieder zu euch Jungs. Sofort auf den Boden, 120 Liegestützen und ich will keine Klagen hören, sonst seid ihr hier noch lange nicht fertig. Tina, du darfst dich für deine nicht ganz feine Ausdrucksweise mit zwanzig Liegestützen beteiligen."

Das ließen sich die drei nicht zweimal sagen. Schon gingen sie zu Boden.

Nachdem Tina mit den ihren fertig war, befahl ihr Vater, „Ab in dein Zimmer, sofort."

„Ja, Sir.", Tina salutierte und verließ so schnell wie möglich die Küche.

Sie eilte noch kurz ins Bad und suchte Creme und Verbandszeug zusammen. Jetzt war sie wieder einmal froh, dass sie und ihre Brüder eine Etage für sich alleine hatten, so konnte sie die beiden zumindestens heute Nacht noch versorgen. Ihr Vater ging wahrlich nicht zimperlich mit ihnen um. ‚Hoffentlich sind es nur Muskelzerrungen', dachte sich Tina. ‚Bitte Dad übertreib es nicht mit ihnen.' In Erste Hilfe hatte sie ja noch nicht viele Erfahrungen sammeln können, aber demnächst würde sie ja einen Kurs dafür besuchen.

„So Jungs, es reicht für heute, schließlich will ich ja keinen Arzt rufen müssen. Geht sofort in euer Quartier. Morgen, halb fünf, zum Appell antreten. Und wehe wenn einer von euch motzt. Ihr habt bis dahin genügend Zeit, um über euer Verhalten nachzudenken. Verstanden?"

„Ja, Sir." Tom und Tobias machten sich schleunigst aus dem Staub.

Gen. Faless sah ihnen seufzend hinterher. Er war mit seinem Latein auch bald am Ende.

1 Stunde später, Tom und Tobias Zimmer

„Tom, Tobias seid ihr noch wach?" Tina klopfte leise an die Zimmertür ihrer Brüder.

„Ja Schwesterchen sind wir." „Hast du die Creme?"

Man hörte schon an den Stimmen der beiden, dass sie nicht so ganz schmerzfrei waren.

Tina schlüpfte schnell durch die geöffnete Tür. „Ja, hier. War es sehr schlimm?"

Tom verzog schmerzhaft das Gesicht und bedachte sie mit einem leidenden Blick.

„Tom, du musst mir unbedingt erzählen, was ihr in den letzten drei Wochen gemacht habt. Ich platze sonst noch vor Neugier." Tina setzte sich zu ihm auf die Bettkante und schlug die Beine hoch.

„Nein Tina, wir dürfen nichts verraten. Wir haben eine Schweigepflichterklärung unterschrieben."

„Hey, so eine habe ich auch unterschrieben. Doch nähere Infos kriege ich erst übermorgen. Ich vermute mal stark, dass es um die gleiche Sache geht. Außerdem erzählt ihr mir sonst ja auch alles."

„Diesmal nicht, Schwesterherz. Ich will weder für deinen Tod verantwortlich sein noch will ich mein ganzes Leben im Gefängnis verbringen." Tom wollte seine Schwester wirklich nicht in diese Sache mit reinziehen.

„Das ist nicht fair.", schmollend verzog Tina ihren Mund. „Dann erzählt mir doch zumindest etwas über euren Vorgesetzten. Wie ist er denn so und warum habt ihr ihn denn gar so verärgert."

Tobias sah auf seine Schwester hinunter. „Na ja, eigentlich ist er ganz in Ordnung. Auf der Basis sind er und seine Frau die Leiter, er fürs militärische und sie fürs zivile. Außerdem haben die beiden vier Kinder. Vorhin hast du bestimmt von Sinatra, der Größten, gesprochen."

„Vier Kinder.", Tina konnte es gar nicht glauben. „Sie hat mir nie erzählt, dass sie noch Geschwister hat."

„Sie hat dir auch bestimmt nicht erzählt, dass sie dort die Rechte eines Captain hat. Mann, ich war froh, nur einmal mit ihr zum Morgenappell antreten zu müssen."

„Kleiner Bruder, du meinst wohl das eine Mal, wo wir sogar pünktlich waren.", grinste Tom.

„Erinnere mich bitte nicht daran. Ich fasse es immer noch nicht, dass sie uns aus dem Bett gekriegt hat."

"Und ihr Vater, was habt ihr bloß noch alles angestellt, dass er so verärgert war?" Tina konnte wirklich sehr hartnäckig sein, wenn sie etwas unbedingt erfahren wollte.

„Wir kamen nicht zum Morgenappell und waren ihm gegenüber respektlos. Das waren die Worte von Col. Sheppard, nicht unsere." Tobias kam nun mit seiner Erzählung etwas ins Stocken. „Ähm, den größten Fehler, den wir vermutlich gemacht haben, war aber, dass wir seinen elfjährigen Sohn gefesselt außerhalb der Basis ausgesetzt haben."

„Hey, wer wusste schon, dass er den abgestürzten Jumper reparieren konnte." Wenn er an dieses Ereignis zurückdachte, wurde Tom immer noch sauer. „Der Chefwissenschaftler meinte, dies wäre unmöglich. Na ja, er hat es trotzdem geschafft."

„Deswegen seid ihr also degradiert worden." Ganz verstand es Tina zwar immer noch nicht, aber sie beließ es erst einmal dabei. „Habt ihr das eigentlich alles unserem Vater erzählt?"

„He, spinnst du? Wir sind doch nicht lebensmüde."

„Also, ich gehe jetzt ins Bett und ich denke, ihr tut das am besten auch. Morgen früh wird pünktlich angetreten. Ich könnte es natürlich auch zu einem Befehl machen. Ha, dank eurer Degradierung stehe ich jetzt über euch. Gute Nacht ihr beiden." Sie schmiss noch eine Kusshand und flugs war sie aus dem Zimmer.

„Schlaf gut, Schwesterchen."

„Sir.", konnte Tobias ihr noch lachend hinterher rufen.

In ihrem Zimmer angekommen machte sich Tina fertig fürs Bett und legte ihre Kleidung ordentlich über den Stuhl. Sie stellte den Wecker auf zehn nach vier, damit sie sich morgen in aller Ruhe fertig machen konnte. Das frühe Aufstehen macht ihr nichts aus, sie war eh keine Langschläferin.

Da es nun still war im Hause Faless, konnte Tina ihre Gedanken in Ruhe kreisen lassen.

Sie hat drei kleinere Geschwister. Sie schafft es, meine Brüder aus dem Bett zu bekommen und allem Anschein nach ist sie auf einer geheimen Militärbasis aufgewachsen. Und mit der habe ich auf einem Zimmer gelebt, sie sogar als Freundin bezeichnet. Jetzt verstehe ich auch, warum sie nie etwas über ihre Familie erzählt hat, es liegt alles unter Geheimhaltung. Womöglich ist sie eines der zwei Mädchen, von denen Col. Carter-O'Neill gesprochen hat. Sie hat erwähnt, dass das Leben der beiden anderen größtenteils unter Geheimhaltung liegt. Es würde auch dazu passen, dass ich zumindest eine der beiden Personen kenne. Ich soll aber beide kennen, wer ist wohl die zweite?

Tina war einfach zu müde, um sich weiter den Kopf zu zerbrechen. Sie löschte das Licht und schlief tief und fest bis zum nächsten Morgen.

4:30, Küche der Faless

Tina war gerade mit ihrem Frühstück fertig.

„Stillgestanden Kadett." Ihr Vater betrat mit festem Schritt die Küche.

„Ja, Sir." Mit einem Salut schwang sie sich von ihrem Platz am Tisch weit genug in den Raum hinein, sodass sie frei stehen konnte.

„Wo sind ihre Kameraden?" Der General wollte es sich nicht eingestehen, aber er hatte schon befürchtet, dass er Tina hier allein antreffen würde.

„Ich habe sie vor zehn Minuten aus dem Bett geschmissen, soll ich sie holen?" Tina war schon auf dem Sprung.

„Oh nein. Das übernehme ich selber. Stehen geblieben.", seine Stimme duldete keinen Widerspruch.

„Ja, Sir." Tina wollte ihren Vater nicht noch mehr reizen.

Jetzt war er wirklich sauer. Befehlsverweigerung würde er auf keinen Fall dulden. Die würden noch ihr blaues Wunder erleben. Manchmal musste er sich doch fragen, was er bloß bei der Erziehung seiner Söhne falsch gemacht hatte.

Das Licht im Zimmer war bereits an, doch die beiden lagen wieder in ihren Betten und schlummerten selig.

Mit donnernder Stimme riss er die Zimmertür auf. „Aufgestanden Soldaten. SOFORT!"

Tobias streckte seinen Kopf unter der Bettdecke hervor. Er wusste zuerst gar nicht, was hier los war. Auch Tom war noch nicht richtig wach. Schlaftrunken bewegten sich die beiden langsam aus ihren Betten.

„Geht das nicht ein bisschen schneller? Bewegung ihr Trantüten."

„Ja, Sir" und schon standen die beiden auf ihren Beinen, wenn auch noch etwas wackelig.

„In 5 Minuten seid ihr unten. Ich will euch noch sehen, bevor ich eure Schwester zum Flughafen bringe. Ich will ihr die Ferien nicht noch schwerer machen, deshalb habe ich ihren Flug vorverlegt. Wenn ich zurück bin, werden wir mal ein paar sehr ernste Worte miteinander wechseln."

„Nein, Sir, sie können doch Tina nicht jetzt schon fliegen lassen. Wer versorgt dann künftig unsere Wunden?" Tom und Tobias waren fassungslos.

Doch das schien General Faless schon nicht mehr gehört zu haben, er war schon wieder unterwegs zur Küche. „Tina, hol deine Sachen. Dein Flug geht in einer halben Stunde."

„Ja, Sir."

Sie wusste, dass sie ab jetzt eine Minute hatte, um fix und fertig am Auto zu erscheinen. Die Fahrt würde ansonsten der reinste Horror für sie werden.

„49, 50, 51. Gut, du wirst schneller." Der General hielt seine Stoppuhr in der Hand.

„Welchen Flug nehme ich denn jetzt? Sir."

„Es ist ein Militärflug, Tina. War schwer genug, dich da rein zu kriegen. Mit deiner neuen Sicherheitsstufe hast du Glück gehabt, es scheint neues Personal zur Basis im Cheyenne Mountain gebracht zu werden. General O'Neill hat dort die Verantwortung für dich. Ich erwarte von dir einwandfreies Benehmen, er ist auch mein Vorgesetzter, verstanden?"

„Natürlich, Sir."

Sie waren schon kurz vor dem Flughafen, als Tinas Vater noch etwas einfiel. „Was meinten deine Brüder eigentlich damit, dass, wenn du weg bist, niemand mehr ihre Wunden versorgt?"

Tina schluckte, bisher hatte sie das ganz gut vor ihrem Vater geheim halten können. „Jedes Mal wenn Sie sie bestrafen, Sir, kommen sie zu mir und ich creme dann ihre Zerrungen ein und versorge die übrigen Wunden."

Jetzt war General Faless sprachlos. „Wieso tust du das, Tina? Sind sie nicht einmal dafür Manns genug, sich um sich selbst zu kümmern?"

Tina enthielt sich einer Antwort, sie wollten ihren Vater nicht noch mehr reizen. Außerdem bog der Wagen gerade in die Einfahrt des Flughafens ein.

„Na ja, ich will deine wahren Beweggründe gar nicht wissen, wenigstens sind die beiden dann schnellstmöglich wieder einsatzbereit. Nimm deine Tasche, wir sind da."

„Ja, Sir." Leise nahm sich Tina ihre Tasche vom Rücksitz und stieg aus.

„General!"

„General!" Tina salutierte.

Jack O'Neill stand schon bereit, um sie zu begrüßen. „Stehen sie bequem Lt. General, Kadett. Das ist also ihre Tochter", er musterte Tina mit aufmerksamen Augen, „sie scheint mir jetzt schon vernünftiger zu sein als ihre Söhne."

„Ich versichere ihnen, Sir, sie ist das genaue Gegenteil der beiden." Gen. Faless konnte den Stolz in seiner Stimme nicht ganz verbergen.

„Stimmt doch gar nicht, Dad, Sir.", wehrte Tina verlegen ab.

„Wir müssen los. Gen. Faless, es freut mich, sie wiedergesehen zu haben. Ich versichere ihnen, ich werde gut auf ihre Tochter Acht geben. Komm jetzt."

„Ja, Sir." Tina verabschiedete sich noch schnell von ihrem Vater. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen, aber das wäre mehr als unangemessen gewesen.

Auf dem Weg zum Flugzeug wandte sich Jack nochmals zu Tina. „Kadett Faless, ich erwarte von ihnen, dass sie ohne Widerrede meine Befehle befolgen."

„Ja, Sir. Immer, Sir."

So gefiel Jack das. Sie war wirklich das genaue Gegenteil ihrer Brüder. Zwillinge konnte er sowieso nicht ausstehen, nicht seit seiner High School Zeit.

„Flugkontrolle. Alle anwesend, wir können los."

„Verstanden Sir, Start in zwei Minuten."

„Sir, was macht dieses Madchen hier?" Captain Richards sah mit einem fragenden Blick zu Gen. O'Neill.

„Sie kommt mit uns, Captain, und im Übrigen muss ich mich garantiert nicht vor ihnen rechtfertigen."

Jack war etwas ungehalten über die Frage vom Captain.

„So können sie uns aber nicht einweisen, Sir."

„Oh doch, ich kann. Sie hat die Freigabe. Ihre Aufgabe besteht darin, zwei Stargatekindern zu helfen, hier auf der Erde zurechtzukommen."

„Wenn ich fragen darf, Sir, von welchen Planeten kommen die Kinder? Sir."

„Die eine von PXJ 389, lebt seit ein paar Jahren hier im Heim und die andere ist in Atlantis aufgewachsen." Jack wurde langsam ungeduldig bei diesem Frage und Antwort-Spiel.

Tina zuckte bei dieser Antwort zusammen. „Atlantis, die Versunkene Stadt? Sir?"

Der übereifrige Captain war aber immer noch nicht zufrieden. „Das stand aber nicht im Memo. Sir."

Jack drehte sich zu Tina um. „Ja, das Atlantis, Tina." Jetzt wurde es ihm aber doch allmählich zu bunt mit diesem Captain. „Natürlich stand es nicht im Memo. Es gibt zwei Sicherheitsstufen, NSS1 und NSSA, ersteres ist niedriger. NSSA hat nachher noch ein Briefing. Kadett Faless hat NSSA und bei ihnen steht es sehr wohl auf dem Memo."

Auf allen Plätzen wurde nun heftig in den Memos geblättert um den eigenen Grad herauszufinden.

Jack schaltete einen Beamer ein und verschaffte sich die nötige Aufmerksamkeit. Er hasste diese Arbeit, doch es war notwendig, da es immer noch diverse Leute gab, die die Memos ohne zu lesen im Papierkorb verschwinden ließen.

„So Leute, nun stellt mal eure Lauscher auf. Das Stargate ist eine Vorrichtung, um zu anderen Planeten zu reisen, es wurde 1929 in ...#

Kapitel 12: Erkenntnisse

2 Stunden später, Parkplatz Cheyenne Mountain

„General, darf ich ihnen eine Frage stellen? Meine Brüder, die beiden waren doch in Atlantis stationiert, oder?"

Sie hatte noch an dem zweiten Briefing außerhalb des Fliegers teilgenommen und dort erfahren, was Atlantis wirklich ist - eine Stadt der Antiker, die als Militärbasis in der Pegasusgalaxie dient.

Jack schaute erstaunt zu ihr. „Woher willst du das wissen?"

„Ich habe also Recht, Sir? Und auf den Kopf gefallen bin ich wahrlich nicht. Ich glaube, ich weiß auch, wer mich bei ihrer Frau erwartet; zumindest die eine Person." Tina war sich ziemlich sicher, dass es sich bei diesem Mädchen nur im Sinatra handeln konnte.

„Und, wen hast du denn im Auge"?

O'Neills Blick sagte ihr schon, dass sie richtig lag.

„Die eine ist Sinatra Sheppard, nicht wahr? Die Infos ihrer Frau haben mich drauf gebracht. Sie hat mal gesagt, das Leben dieses Mädchens liegt unter Geheimhaltung und dass sie von Geburt an den höchsten Sicherheitsgrad eines Menschen hat. Auch der Zufall spielte eine Rolle, dass meine Brüder zuhause den Namen ihres Vorgesetzten erwähnt haben. Dieser Colonel Sheppard lebt mit seiner Familie auf einer geheimen Basis. Na ja, und Atlantis ist geheim. Die Verbindung ist gar nicht zu übersehen. Sir."

Jack nickte zustimmend mit dem Kopf. „Bingo. Getroffen. Aber dann tun sie bitte zumindestens so, als wären sie überrascht, wenn wir ankommen. Wir wollen doch meiner Frau nicht die Freude verderben. Tina, sie sollten versuchen, ein bisschen zu schlafen, sie sehen müde aus. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns."

„Da haben sie Recht, Sir." Sie machte es sich auf dem Beifahrersitz so bequem wie möglich. Es dauerte nicht lange, dann war sie schon eingeschlafen.

Eine Stunde zuvor, O'Neill Manor

„Guten Morgen, Sam , Sinatra."

„Guten Morgen Maria, schon wach?" Sam saß mit Sinatra bereits am Frühstückstisch.

„Schon? Ich bin eine Stunde zu spät. Eigentlich wollte ich viel früher aufstehen."

„Hey, bleib mal locker. Schließlich haben wir Ferien, Zeit zum ausschlafen." Sinatra schmierte sich gerade noch ein Brötchen mit Marmelade und lehnte sich genüsslich im Stuhl zurück.

„Ihr sitzt bereits beim Frühstück. Wieso habt ihr mich denn nicht geweckt?"

„Ach, ich bin auch erst vor dreißig Minuten aus dem Bett. Im Normalfall geht mein Wecker schon um vier bzw. halb fünf."

Maria nahm neben Sinatra Platz. „Was gibt's denn um vier Uhr morgens schon so Wichtiges?"

„Ach weißt du, ich bin in Atlantis aufgewachsen. Dort stand immer um vier Uhr dreißig Morgenappell auf dem Programm. Ja, und den habe ich seit meinem vierzehnten Geburtstag mitgemacht, es war eben Teil meiner Grundausbildung."

„So ganz versteh ich das nicht." Maria schenkte sich nachdenklich eine Tasse Tee ein. „Ich denke du bist doch auch noch minderjährig, da ist das doch gar nicht erlaubt."

„Du hast ja Recht Maria. Aber Sinatra hatte keine andere Möglichkeit und wie du siehst, hat es ihr auch nicht geschadet. Ich persönlich findet es zwar ein bisschen unverantwortlich, aber meine Meinung ist in dieser Sache gar nicht gefragt." Sam stand auf und holte sich eine Tasse frischen Kaffee.

„Schließlich war es meine Entscheidung Sam. Ich habe immer darum gebettelt, teilnehmen zu dürfen. Ich war eh immer um diese Uhrzeit wach." Sinatra warf einen kurzen Blick zum Colonel. Doch diese hatte ihr gar nicht mehr zugehört. „Was beschäftigt dich eigentlich, Sam? Haben wir irgendetwas etwas damit zu tun?"

„Hört mal her ihr zwei. Jack kommt nachher und bringt unseren neuen Gast nun doch schon etwas früher mit."

„Sollte sie nicht ursprünglich erst morgen Abend kommen?" Maria war nun neugierig geworden.

„Ja, aber es gibt wohl großen Ärger mit ihren Brüdern. So viel ich gehört habe, wurden die beiden degradiert."

Degradiert? Sinatra wurde hellhörig. „Zufällig Zwillinge?"

Samantha schaute verblüfft zu ihr hin. „Ja, aber wie kommst du denn darauf?"

Sinatra schaute triumphierend in die Runde. „Ha, das können nur die beiden Faless-Zwillinge aus Atlantis sein. Dad hat mir gestern eine E-Mail geschickt. Sie sind degradiert worden und aus Atlantis geflogen. Deren Vater ist übrigens ein General." Sinatra fiel es plötzlich wie Schuppen vor ihren Augen. „Tina! Tina stammt aus einer Militärfamilie und ihre großen Brüder sind Zwillinge. Der Vater ist Lt. General, der Nachname passt ebenfalls. Sie ist in unserer Klasse. Tina Faless kommt zu uns. Stimmts?"

Sam nickte lächelnd. „Ja, du liegst vollkommen richtig. Ich denke, dann hat sie jetzt auch das Recht, zu erfahren, wer ihr seid; ansonsten wäre es etwas unfair."

Mit einem Mal wurde Sinatra still und lauschte in sich hinein. „Leute, sie weiß bereits, dass ich hier bin. Sie unterhält sich gerade mit Jack darüber." Am besten ist, Sam, du funkst ihn doch einfach mal vorab an." Bevor Sam noch viel erwidern konnte, war Sinatra schon aufgestanden und räumte ihr Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine.

„Auf Maria, wir gehen derweil eine Runde joggen.", und schon zog sie Maria mit zur Tür hinaus.

Sam war völlig perplex. Einen Befehlston hatte dieses Mädchen an sich. Das konnten ihre Eltern wahrlich nicht verleugnen. Sie rief ihnen noch etwas hinterher, aber das hörten die zwei schon gar nicht mehr."

Sam angelte in ihrer Tasche nach ihrem Handy, um ihren Mann anzurufen.

„Hi, Schatz. Was ist denn los?" Jacks Stimme war von einem leichten Rauschen begleitet.

„Ich wollte dich nur mal schon vorwarnen, dass die Mädels hier über Tina Bescheid wissen. Sinatra ist nicht so leicht etwas vorzumachen."

„Jep, da ist sie nicht die Einzige. Auch Tina weiß bereits Bescheid. Sie hat in der letzten Stunde mehr Informationen als nötig erhalten. Lediglich Maria ist noch die große Unbekannte."

Da es jetzt auch schon egal war, bat Sam ihren Mann, Tina noch über den Rest zu informieren. Sie sprachen noch über ein paar belanglose Dinge, ehe sie ihr Gespräch beendeten.

‚So so, dachte Sam. Sie wusste es also auch. Gewisse Dinge herauszufinden, war für einen so klugen Kopf wie Tina bestimmt nicht schwer, es fehlte ihr nur ein bisschen an Selbstvertrauen. Aber das würden sie schon noch hinkriegen. Die erste Hälfte der Ferien war bereits um. Noch zwei Wochen. Oder besser gesagt vier Tage bei ihnen, eine Woche Atlantis und die restlichen drei Tage wieder hier. Ich möchte Colonel Sheppard seine Tochter doch nicht die ganzen Ferien vorenthalten. Vorher muss ich aber noch diese Freibad-Angelegenheit klären.

Nachdem Tina mit O'Neill angekommen und die allgemeine Begrüßung vorbei war, hatten die Mädchen erst einmal eine Menge miteinander zu bereden. Am Nachmittag wollte Col. Carter dann mit den Dreien ins Freibad.

„Colonel Carter müssen wir unbedingt diese Badeanzüge anziehen.", entsetzt hob Tina einen schwarzen, in ihren Augen altmodischen Badeanzug in die Höhe. Irgendwie kam jetzt doch der Teenager in ihr wieder zum Vorschein. „Ich möchte wirklich lieber meinen Bikini."

„Tina. Ich habe es dir doch schon einmal gesagt, hier bin ich für dich Sam und ja es muss sein, ich möchte, dass ihr anständig ausseht.

„Hey, entspann dich." Sinatra stand schon fix und fertig angezogen vorm Spiegel. „Du wirst's überleben. Und überhaupt, denk einfach dran, dass es in vier Tagen schon zur Basis geht." Im Gedanken an Atlantis fingen ihre Augen verdächtig an zu glänzen.

„Mir wird schon schlecht, wenn ich nur daran denke. Für dich ist das ja kein Problem. Es ist ja nur der Vater, der dort die Leitung hat. Für mich ist das einfach unglaublich, es hört sich einfach nicht real an." Tina wollte gar nicht an soviel an Atlantis denken, ihr graute jetzt schon vor der Begegnung mit Col. Sheppard.

„Vergleiche meinen Vater bitte nicht mit deinem. Er ist wirklich sehr nett, solange man sich eben an die Spielregeln hält. Real wird es für dich erst werden, wenn du es einmal erlebt hast, keine Angst." Für Sinatra konnte die Zeit nicht schnell genug herumgehen, bis sie endlich wieder in ihr geliebtes Atlantis zurück durfte. Sie konnte es schon richtig vor sich sehen, die mächtigen Türme, der einzigartige Geruch des Meeres dort.

„Ich will aber gar nicht wissen, wie er auf mich reagiert, nachdem was meine Brüder getan haben.", Sinatra wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen.

„Wie? Was getan? Ich dachte, sie sind wegen der Einträge in ihren Akten geflogen?" Auch Sinatra wusste eben nicht alles.

Tina erzählte ihnen die Geschichte, die sie von Tom und Tobias gehört hatte. Dass sie unter anderem deshalb degradiert wurden, weil sie jemanden auf dem Festland ausgesetzt hatten. Sie schämte sich wirklich sehr für ihre Brüder.

Jetzt wurde Sinatra aber doch sehr neugierig, wer denn da auf dem Festland ausgesetzt worden war.

Tina schaute sie schuldbewusst an. „Ähm, es war dein kleiner Bruder."

„Leneon? Wieso wusste ich das nicht? Dad hat mir kein Wort davon gesagt." warf Sinatra entrüstet ein.

Sam beschwichtigte sie. „Dein Dad wollte eben nicht, dass du dir unnötig Sorgen machst. Leneon hat den abgestürzten Jumper ja wieder repariert und ist wohlbehalten nach Atlantis zurückgeflogen. Soviel ich weiß, bekommt er sowieso demnächst einen Peilsender, dann dürften solche Aktionen kein großes Problem mehr sein."

„Er hat den Jumper repariert? Allein?" Sinatra wollte es gar nicht glauben. „Unfassbar. Das haben noch nicht mal Rodney und ich geschafft."

„So Kadetten, Thema beendet. Auf geht's, sonst wird's noch dunkel, bis wir endlich ins Freibad kommen." Sams Stimme duldete keinen Widerspruch.

„Ja, Sir." Die drei salutierten.

„Kein Salut, kein Sir, nur Sam. Verstanden."

„Du hast es doch herausgefordert, Sam." Dabei schaute Sinatra ganz unschuldig drein.

„Sinatra Sheppard! Ich kann dich auch zurückschicken, dann gibt es zumindestens keinen Ärger mehr." Sam hob streng den Zeigefinger, doch ihre Augen lächelten dabei.

„Oki doki, SirSam. Ich werde versuchen, mich zu benehmen." Mit einem Lachen schnappte sie nach ihrer Tasche und mit Sam zusammen machten sie sich auf ins Freibad.

Kapitel 13: Streit

20 Minuten später im Freibad

Tina war als Erste fertig und schaute sich mal kurz um. „Sam, dürfen wir zum Sprungturm?"

„Na klar, aber wartet kurz, ich komme auch mit." Sie breitete noch schnell ihr Handtuch aus und eilte dann den Mädchen nach.

Bis sie zum Turm kam, war Tina bereits flink nach oben geklettert und sah zu den anderen hinunter. „He Maria komm, sei doch kein Feigling. Es ist doch nur ein Fünfer."

Maria schüttelte nur leicht den Kopf. „Nee Tina, da passe ich. Mir reicht auch das Ein-Meter-Brett."

„Höhenangst?" Sam betrachtete sie mitfühlend.

„Nein, Sam. Sonst hätte ich mir bestimmt etwas anderes als die Air Force ausgesucht."

Sinatra und Tina stürzten sich einige Male in die kühlen Fluten. Irgendwie wurde es ihnen nach einiger Zeit aber zu langweilig. „Hey Tina. Komm, wir gehen auf den Zehner." Sinatras Augen funkelten erwartungsvoll.

„Oh nein Sinatra Sheppard. Da hab ich auch noch ein Wörtchen mitzureden." Samantha hatte nicht die Absicht, Sinatra in dieser Sache nachzugeben.

„Ach komm schon Sam. Wir sind hier um Spaß zu haben.", Sinatra bedachte sie mit einem treuherzigen Blick. Doch da hatte sie bei Sam auf Granit gebissen. „Wir schon. Du nicht. Strafe muss sein. Du sollst hier noch ein bisschen Buße tun und du weißt ja wofür."

„Aber Sam. Das können sie doch nicht von ihr verlangen, es ist einfach nicht fair.", kam Tina ihr zu Hilfe.

Sinatra dachte gar nicht dran, sich ihr Vergnügen verbieten zu lassen. Da kam dann doch das Sheppard-Gen bei ihr wieder voll durch. „Vergiss es, Sam." Sie drehte sich um und wollte zum Sprungturm.

Jetzt wurde es Sam aber doch zu bunt. „Sinatra Sheppard, wie wäre es dann mit einer Disziplinarmaßnahme?"

Sinatra hielt kurz inne und konnte es sich nicht verkneifen zu antworten. „Was haben sie denn so im Angebot, Colonel?"

Sam stemmte ihre Hände in die Hüfte und erwiderte streng „Wie wäre es wohl, wenn du die ganzen Ferien bei mir verbringen musst oder noch besser, du besuchst den Ferienunterricht in der Akademie?" Sie würde mit diesem Mädchen schon noch fertig werden.

„Da haben Maria und ich auch noch ein Wörtchen mitzureden, Sam. Ich will doch unbedingt ihr Zuhause kennenlernen."

Tina beeilte sich, aus Sams Reichweite zu kommen. „Hey, Sinatra, warte auf mich!"

„Dann lauf doch einfach ein bisschen schneller." Sinatra lachte und lief, ohne sich nochmal umzudrehen, Richtung Sprungturm.

„Scherzkeks. Niemand in unserer Klasse ist schneller als du." Doch das hörte Sinatra schon gar nicht mehr. Sie war mittlerweile auf dem Turm angekommen. So schnell sie konnte war Tina ihr nachgeeilt und ebenfalls hochgeklettert.

„Runter da, ihr habt dort oben nichts zu suchen!" Wutschnaubend sah der Bademeister zu den beiden hoch. Er konnte es nicht fassen.

„Und das ist die Meinung von wem?" Um eine freche Antwort war Sinatra nicht verlegen.

Ohne weiter auf ihn zu achten, stieß sich Sinatra vom Brett ab, machte einen Salto und tauchte kopfüber ein ins kühle Nass. Sie schwamm bis zum Beckenrand und kam prustend wieder hoch. Gleich nach ihr sprang Tina mit einer wunderschönen Kerze ins Wasser. Sinatra wartete schon auf sie und half ihr raus.

„Ich glaubs einfach nicht." Sam war mittlerweile auch angekommen. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. "Habt ihr eigentlich Watte in euren Ohren? Kadetten, noch so eine Aktion und ihr könnt den zweiten Teil der Ferien streichen."

Sinatra schüttelte sich das Wasser aus den Haaren. „Ma'am, nur keine leeren Versprechungen. Das machen sie doch sowieso nicht."

Doch so leicht wollte Sam sie nicht davonkommen lassen. „Sinatra Sheppard, du glaubst wohl, du kannst hier machen was du willst. Da hast du dich aber geschnitten. Wenn so etwas noch einmal vorkommen sollte, werde ich mich mal mit deinem Vater unterhalten. Er wird schon wissen, wie er dich wieder zur Vernunft bringt."

„Ach Sam, sie wissen doch, dass dieser genauso eine große Abneigung gegen unnütze Befehle hat." Treuherzig sah ihr Sinatra ins Gesicht. Sam fiel darauf keine vernünftige Antwort mehr ein. Sie seufzte, „Kind, du bist einfach unmöglich."

„Jep, so bin ich eben und stehe auch dazu."

Einträchtig gingen sie wieder zurück zur Wiese, wo es sich Maria derweil auf ihrem Handtuch gemütlich gemacht hatte.

Mit einem gespielten „Sofort Setzen!" zeigte Sam Richtung Boden.

Sinatra und Tina salutierten lachend. „Ja, Ma'am, zu Befehl, Ma'am."

In diesem Moment kam auch schon der Bademeister bei den Vieren an. Seine Laune war nicht gerade die beste. Schon wieder waren welche ohne seine Erlaubnis gesprungen. Empört wollte er schon zu einer Strafpredigt ansetzen, als er Sinatra bemerkte. „Du schon wieder?"

Sinatra wollte nicht schon wieder für Aufregung hier im Bad sorgen und sah ihn mit einem offenen Blick ins Gesicht. „Ja, ich schon wieder. Ich möchte ihnen nur sagen, dass es mir aufrichtig leid tut, ihnen letzte Woche Ärger bereitet zu haben."

Sie schielte zu Col. Carter. „Ja Colonel, auch ich weiß, wie man sich zu benehmen hat. Ist ja nicht so, als wäre ich hinterm Mond aufgewachsen."

„Bist du doch." Maria konnte sich den Kommentar dazu nicht verkneifen.

„Hey Maria, du bist doch selbst hinterm Mond aufgewachsen, also halt dich da raus." Sinatras Ton war nicht sehr freundlich ihr gegenüber, deshalb befand Sam, es wäre nun doch an der Zeit für ein paar Strafmaßnahmen, um die Gemüter ein bisschen zu abzukühlen. „Junge Dame, sei nicht so frech. Runter. Dreißig Liegestützen, aber flott."

Sinatra entschied, dass es wohl besser für sie wäre, jetzt ohne viel Murren zu gehorchen und warf sich blitzschnell auf den Boden.

„Ich glaube nicht, dass das jetzt unbedingt sein muss." Dem Bademeister war etwas unwohl bei der ganzen Sache. Er wandte sich an Sam. „Das eben war doch nicht wenig anstrengend für ihren Körper."

„Doch, glauben sie mir, es muss sein. Dieses Mädchen kann weitaus Schlimmeres aushalten."

„...29, 30. Wie Klippenspringen?" Leicht außer Atem stand Sinatra wieder auf.

„Kadett Sheppard, halten sie ihr vorlautes Mundwerk." Sams Stimme hatte einen warnenden Ton angenommen.

„Ja, Ma'am.", flüsternd wandte Sinatra sich zu Tina „Alles in Ordnung?" Diese nickte. „Ja, Danke."

Der Bademeister fragte Sam, ob sie für diese Mädchen verantwortlich war.

Diese rollte mit ihren Augen. „Zur Zeit, leider ja."

„Moment mal. Sie wollten doch unbedingt, dass ich die Ferien bei ihnen verbringe." Jetzt war Sinatra aber wirklich entrüstet über die Betonung von Sams ‚Leider'. „Ich wäre ja auch liebend gern Doktor Heightmeier auf die Nerven gegangen. Doch das, was in diesen bescheuerten Psychologiebüchern steht, wäre wohl eh nicht sehr hilfreich für mich. Da sind Fantasybücher viel cooler, die sind wenigstens nicht so langweilig und eher umsetzbar." Mit diesen Worten stand sie auf und griff nach ihrem Handtuch.

Sam war durch Sinatras Verhalten jetzt doch etwas aus dem Konzept gebracht worden. „Langsam, junge Dame. Wo willst du denn jetzt wieder hin?" Fest ergriff sie Sinatras Arm.

„Nur einfach weg von hier." Sinatra konnte sich nicht länger beherrschen und stieß hervor, „Am liebsten gleich nach Hause, aber das geht ja leider nicht. Ich suche jetzt mir irgendwo ein ruhiges Plätzchen. Suchen sie mich doch mit meinem Peilsender, ist mir piepegal."

„Sinatra!", doch die hatte sich schon losgerissen und rannte Richtung Ausgang. Sam und die anderen beiden Mädchen konnten ihr nur noch fassungslos hinterherschauen.

Maria war schockiert über den plötzlichen Ausbruch ihrer Freundin. Was war nur mit einem Mal in sie gefahren? Sie drängte die anderen zum Aufbruch. Auch Samantha stand der Situation etwas hilflos gegenüber. Sie konnte sich über das Verhalten Sinatras keinen rechten Reim drauf machen. Sie wusste noch nicht mal, ob sie nun furchtbar wütend oder besorgt sein sollte. Mit verstörtem Blick sah sie zum Bademeister. Sie wollte grad zu einer Erklärung ansetzen, doch dieser winkte nur kurz ab. „Wir unterhalten uns später noch. Sie sollten das erstmal klären."

Ein paar Straßen weiter

„Hey Mädchen, so warte doch!" Sinatra war gar nicht bewusst, dass dieser Ruf ihr gelten konnte. Sie rannte so schnell sie konnte ziellos durch die Straßen. Ein Mann trat ihr in den Weg und hielt sie am Arm fest. „Hey, dich meine ich."

Abrupt wurde Sinatras Lauf gestoppt. Sie sah einen älteren, ca. 50jährigen Mann vor sich.

„Wie kann ich ihnen helfen, Mister?" Als er so nah vor ihr stand, sah sie sich ihn etwas genauer an. Irgendwie kam er ihr bekannt vor. Sah dieser 50 Jährige nicht Jason ähnlich, ne. Sie schüttelte gedanklich den Kopf. Nein, lediglich um die Augenpartie und die Nase war eine Ähnlichkeit vorhanden.

Der Mann sah ihr derart intensiv in die Augen, dass es Sinatra fast ein bisschen unheimlich wurde. „Mädchen, ich will nur eins wissen, kennst du einen John Sheppard?"

Mit einem mulmigen Gefühl in der Bauchgegend zog sie ihren Arm zurück und antwortete „John Sheppard, wie kommen sie denn darauf?"

Sie wurde nochmals eindringlich gemustert. „Ja, ich denke, du weißt von wem ich rede. Ich habe nur eine Bitte an dich. Würdest du ihm diesen Brief geben?" Er zog einen weißen Umschlag aus seiner Jackentasche. „Ich habe John seit mehr als dreiundzwanzig Jahren nicht gesehen und habe vergeblich versucht, einen Kontakt mit ihm herzustellen. Wir sind damals im Streit auseinandergegangen, als er nach Afghanistan musste."

Er drückte ihr den Brief in die Hand und bevor sie noch etwas erwidern konnte, war er schon wieder verschwunden. Verblüfft sah sie auf den Umschlag, was war das denn jetzt gewesen? Sie stopfte ihn schnell in ihre Tasche und machte sich wieder auf den Weg.

Sie bog in eine ruhige Seitengasse ein und sah sich vorsichtig um. Da sie niemanden in ihrer Nähe entdecken konnte, beamte sie sich nach London. Das war der einzige Ort außerhalb von Amerika, den sie kannte. Ein schöner Ort, um sich eine Weile zu verstecken. Kaum war sie dort angekommen, bereute sie sofort wieder ihre Entscheidung. Sie fürchtete, durch ihre Abwesenheit noch viel mehr Ärger heraufzubeschwören. So machte sie schnell eine Kehrtwende und beamte sich in ihr Zimmer bei den O'Neills. Dort verriegelte sie die Tür, warf sich auf ihr Bett und ließ den Tränen freien Lauf.

Maria hob aufmerksam lauschend den Kopf. „Sam, lassen sie das. Ich glaube, sie ist hier."

Sie waren gerade zu Hause angekommen, als Sam schon nach ihrem Headset gegriffen hatte.

„Hört ihr das nicht? Es hört sich an, als wenn jemand weinen würde."

Sam hatte es jetzt auch mitbekommen und verstand nicht ganz, warum Sinatra wieder zurück ins Haus gelaufen war. „Ich glaube, du hast Recht. Aber wieso ausgerechnet wieder hierher, sie wollte doch unbedingt weg."

„Ich vermute mal stark, sie hat schreckliche Angst oder eben ein furchtbar schlechtes Gewissen. Seien sie nicht allzu streng mit ihr, Ma'am. Die Pubertät spielt bestimmt auch eine große Rolle dabei." Tina war für ihr Alter schon erstaunlich erwachsen.

Sams donnernde Stimme erscholl durchs Haus. „Sinatra! Hierher, sofort!"

Maria und Tina zuckten zusammen. „Oh nein, bitte nicht so. Das richtet doch nur noch mehr Schaden an, bitte geben sie ihr noch ein bisschen Zeit."

Sam schaute ihre beiden anderen Schützlinge verwundert an. Irgendwie verstand sie nicht so recht, was in den Gehirnen dieser pubertierenden Mädchen vor sich ging.

Maria versuchte, es einigermaßen verständlich rüberzubringen. „Das, was sie vorhin von ihr verlangt haben, ist für Sinatra so eine Art seelische Folter. Für sie ging die halbe Welt unter, als sie ihr gesagt haben, dass sie keinen Spaß haben darf und dass das Ganze eine Strafe sein soll. Sie tickt eben ein bisschen anders als normale Teenager. Und ihr Temperament geht leider sehr schnell mit ihr durch."

„Aber, ich wollte doch nur das Beste für sie. Sie muss eben auch lernen, für ihre Fehler einzustehen. So funktioniert das hier nun Mal."

„Das kann schon sein." Tina ergriff nun das Wort. „Sie haben mit dieser Aktion aber genau das Gegenteil erreicht. Sinatra wusste bereits selbst, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung war. Beim Bademeister hat sie sich ja auch entschuldigt. Und ihre impulsive Art, die oft etwas ruppig rüberkommt, na ja, das ist eben Sinatra. Jetzt sitzt sie bestimmt verängstigt in ihrem Zimmer." ‚Oder auch furchtbar wütend', fügte sie in Gedanken hinzu.

„Nein, das wollte ich wirklich nicht." Sam war sehr nachdenklich geworden. „In Zukunft werde ich wohl etwas vorsichtiger mit ihr umgehen müssen. Ich hoffe, das hat kein Nachspiel mit ihrem Vater. Das würde mir noch fehlen." In Gedanken an Col. Sheppard wurde es Sam doch etwas mulmig. Der würde ihr die Hölle heiß machen, wenn seine Tochter hier unglücklich sein würde.

Tina versuchte Sam zu beruhigen. „Es wird alles wieder gut werden. Ich denke, das Beste ist, Maria und ich sehn mal nach ihr. Sinatra kriegt sich dann schon wieder ein."

„Ich denke, das wird nicht ganz leicht werden, aber versuchen wir's." Maria und Tina machten sich auf den Weg nach oben.

Tina klopfte an die Tür. „Sinatra. Bitte mach doch auf. Wir sind's, Maria und Tina. Es kommt schon alles wieder in Ordnung. Ich versprech es."

Maria schob Tina zur Seite. „Bitte Sinatra, lass uns rein. Wir werden schon dafür sorgen, dass du wieder nach Atlantis kannst. Wir können es nicht ertragen, wenn du traurig bist."

Halb wütend, halb schluchzend stieß Sinatra hervor: „Verschwindet, ich will niemanden sehen. Lasst mich in Ruhe. Von wegen Freunde."

„Du kannst dich einschließen, solange du willst, Sinatra Sheppard. Wir werden uns hier nicht vom Fleck rühren. Mensch, sei doch vernünftig. Verbau dir doch nicht deine Zukunft wegen so einer Kleinigkeit." Tina setzte sich vor der Tür auf den Boden.

„Und wie sollte diese Zukunft aussehen, ich bin doch eh zu nichts zu gebrauchen.", stieß Sinatra verzweifelt hervor. „Ich kann nichts und stelle ständig irgendetwas an; wer will schon so einen blöden Idioten wie mich?" Sie versank immer tiefer in Selbstmitleid.

Maria redete immer noch durch die geschlossene Tür auf sie ein. „Sinatra, das stimmt doch alles gar nicht. Du bist überhaupt nicht blöd. So gut wie du, war kaum einer in der Akademie, du hast unheimlich viele Möglichkeiten."

Doch Sinatra wollte überhaupt nicht zuhören. Sie war so in ihren Zweifeln und in ihrem Selbstmitleid gefangen, dass sie zu keinerlei Einsicht bereit war.

Tina suchte nach neuen Argumenten, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Es war Sam, die das Ganze jetzt beenden wollte. „Sinatra, bitte, es war mein Fehler. Ich hätte nicht so reagieren dürfen. Mach bitte die Tür auf." Sie lauschte, aber nichts rührte sich. Sam bettelte noch eine kleine Weile, doch Sinatra war unerbittlich. Bei Sam lagen nun mittlerweile auch sämtliche Nerven blank.

„Sinatra, es tut mir leid. Ich dachte, ich tue hier das Richtige für dich, aber anscheinend habe ich es doch völlig falsch angepackt. Verzeih mir." Mit diesen Worten eilte sie runter in die Küche und nach kurzer Zeit kam sie wieder hoch. „Sinatra, ich hab Jack angerufen. Er kommt in den nächsten Stunden zurück und nimmt euch dann mit nach Atlantis." Leise fügte sie noch hinzu „Viel Spaß dort."

Bevor Tina und Maria sie noch aufhalten konnten, rannte sie aus dem Haus. Sie wollte möglichst weit weg, ihren Gefühlen entkommen. Von Drinnen war nur noch das Aufheulen eines Motors zu hören, dann war Stille.

Die beiden Mädchen blieben fassungslos zurück. Das ganze war so schnell gegangen, sie wussten zuerst gar nicht, was sie jetzt machen sollten. Dann siegte bei Tina wieder die Vernunft. „Maria, geh schon mal Packen. Jack wird bald hier sein. Bei mir ist noch alles in der Tasche, ich bin gar noch nicht richtig zum Auspacken gekommen. Ich werde inzwischen versuchen, Sinatra zu erreichen."

„Mach ich, viel Glück dabei." Maria eilte in ihr Zimmer.

Jack war inzwischen eingetroffen. Er betrat das Haus und fand Maria und Tina in der Küche vor. „Hallo Mädels, seid ihr soweit fertig?"

„Noch nicht ganz, Sir", Tina war bei seinem Eintritt schnell aufgestanden. „Maria und ich schon, aber Sinatra hat sich noch immer in ihrem Zimmer verbarrikadiert."

Jack war überhaupt nicht so ganz klar, was hier los war. „Was zum Teufel ist hier eigentlich vorgefallen? Sam war ja völlig aufgelöst am Telefon."

Maria ergriff das Wort und klärte O'Neill über die Vorgänge im Freibad auf. „Irgendwie ist Sinatra daraufhin total ausgerastet und dann einfach abgehauen." Maria konnte auch jetzt immer noch nicht ganz begreifen, wie das Ganze überhaupt derart ausarten konnte. Mit Sinatra war es wirklich nicht so einfach.

Jack ging nach oben und klopfte an Sinatras Tür. „Hey Mädchen, ich denke, es ist besser, wenn du diese Tür öffnest. Für heute ist's wirklich genug. Wir bringen dich erst mal zurück nach Hause, dann sehen wir weiter."

Langsam ging nun endlich die Tür auf und Sinatra kam mit hängendem Kopf auf den Flur.

Jack schüttelte bei ihrem Anblick nur leicht den Kopf. Zurück in Atlantis, konnte sich nun ihr Vater mit ihr auseinandersetzen. „Sinatra, ich denke, du weißt, dass dein Verhalten falsch war. Aber das musst du mit Sam irgendwann selber klären. Man kann sich seiner Verantwortung nicht einfach entziehen und sollte es auch nicht. So, es ist Zeit, wir müssen los."

Sinatra schluckte und holte ihre Sachen. Das ganze war ihr unendlich peinlich. „Es tut mir wirklich leid, Sir. Ich wollte keinen solchen Ärger machen, wirklich nicht. Irgendwie ist das alles aus dem Ruder gelaufen. Zwischenzeitlich habe ich mich auch mal kurz nach London gebeamt, aber meine Entscheidung sofort wieder rückgängig gemacht." Ihre Stimme wurde immer leiser. „Sir, wir können gehn."

„Gut, dann kann es ja losgehen." Die Mädchen gingen stillschweigend zum Wagen und Jack verstaute das Gepäck.




Achtung: Ab hier gibt es nun 2 Versionen zum weiterlesen! 1x nur Stargate und 1x ein Stargate-HarryPotter Crossover!!
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