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Vae Victis II: Die Herren der Winde von Terraner

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Kapitel 11: Jenseits des Meeres

Die Wellen umspülten sachte das Brett an dem sich Colonel Caldwell festhielt. Viele kleine Fische knabberten an dem rechten Fuße Stevens, der vor geraumer Zeit seinen rechten Schuh verloren hatte. Seine Arme erlahmten allmählich, nach stundenlangem Festhalten an der Planke.

Seit dem Untergang der Kaiserin Ottilie waren ein Tag und eine Nacht vergangen. Bernadette und er waren inzwischen alleine auf weiter See. Die Überlebenden waren auseinander getrieben, ertrunken oder hatten schwimmend versucht Land zu erreichen. Nur vereinzelt schwammen noch Trümmer des Schiffes vorbei.

„Steven, willst du den Rest trinken?“

In der vergangenen Nacht hatte es geregnet und Bernadette hatte etwas Regenwasser mit ihrem Dreispitz aufgefangen. Caldwell fand ihren Hut immer praktischer und beschloss auf der nächsten IOA-Konferenz eine ähnliche Kopfbedeckung für die Air Force anzuregen.

„Ja, gerne“, Caldwell nahm den durchweichten Dreispitz und trank das Wassre in schnellen hastigen Schlucken.

„Lange werden wir hier nicht mehr überleben können“, meinte Generalfeldmarschall Bernadette von Bucklebear nach einer Weile. Sie hatten sich in den vergangenen 24 Stunden über Gott und die Welt unterhalten, dies war das erste Mal das einer von ihnen ihre missliche Lage direkt ansprach.

„Es gibt schlimmere Tode als neben einer schönen Frau im Ozean zu verdursten“, sagte Steven Caldwell und lächelte schwach.

„Cha Cha Bum!“

„Hast du das gehört?“

„Was denn, Steven?“

„Mir war, als hätte ich eben aus der Ferne etwas vernommen. Musik und Gesang… vermutlich liegt es an der Dehydration.“

„Nein, ich höre es jetzt auch!“, meinte Bucklebear und horchte angestrengt. Leise erklang Musik aus der Ferne, sie hörten sie jetzt beide. Gleichzeitig tauchte am Horizont, immer wieder von Wellen verdeckt, eine kleine Rauchsäule auf.

„Das muss eines dieser modernen Dampfschiffe sein!“, rief Bernadette aufgeregt. „Ihr habt Dampfschiffe? Warum sind wir dann mit einem Segelschiff gefahren?“, fragte Steven verwundert.

„Weil Dampfschiffe einfach zu langsam sind, Steven… wie können wir sie nur auf uns aufmerksam machen?“

„Versuch dich auf die Planke zu setzen und mit etwas zu winken! Deinem Dreispitz vielleicht!“

Bernadette von Bucklebear folgte dem Ratschlag und hievte sich mit Mühe auf die schwankende, schmale Planke. Sie zog ein weißes Taschentuch aus einer Tasche und winkte damit dem fernen Dampfschiff zu.

„Hey! Hier her!“

Die beiden riefen nun abwechselnd, darauf hoffend dass sie jemand auf dem fernen Dampfer hörte oder sah…

Eine Stunde später:

Der dunkelblaue Rumpf des eleganten Dampfschiffes ragte neben den zwei Schiffsbrüchigen aus dem Wasser. Am Bug konnte Caldwell den in goldenen Lettern angebrachten Namen SMS Ozymindas erkennen.

Ein Mann in weißer Uniform beugte sich über die Reling. „Ahoi! Wir lassen gleich eine Strickleiter herab, halten Sie durch!“

Die versprochene Strickleiter baumelte bald von der Reling herab und der Generalfeldmarschall erklomm sie als erste. Der erschöpfte Caldwell folgte ihr alsbald.

„Willkommen auf der SMS Ozymindas, Madam!“, der Kapitän salutierte auf der Stelle als er die aufgeweichten Rangabzeichen Bernadettes erkannte.

„Danke, Kapitän….?“

„Theophilus, Walter Theophilus! Kapitän zur See, zu ihren Diensten! Ich bin zwar nicht mehr in der Marine, aber ich helfe ihnen trotzdem gerne!“

„Ist dies hier eine Privatyacht?“, fragte Bernadette und sah sich um. Sie standen auf etwas, was wohl die Bezeichnung Sonnendeck verdiente. Zumindest standen hier einige Liegestühle auf dem auf Hochglanz polierten Mahagoni-Deck herum.

„Das haben Sie sehr gut erkannt. Das Tanzteeorchester Hommington hat die SMS Ozymindas für ihre Insel-Tournee gechartert.“

„Das erklärt die Musik“, schlussfolgerte Caldwell und sah interessiert zum Bug des Schiffs, auf dem sich in einem großen weißen Zelt zahlreiche distinguiert aussehende Musiker versammelt hatten. Trotz der Wärme trugen sie Smokings und Abendkleider. Ein Mann löste sich aus der Menge und marschierte mit energischen Schritten auf sie zu. Das Haar des älteren Herrn stand in alle möglichen Richtungen ab, und Caldwells Vermutung dass es sich um den Dirigenten handeln könnte, bestätigte sich prompt.

„Warum haben sie die Maschinen stoppen lassen? Was machen diese tropfenden Personen hier? Und weshalb hat man mir immer noch nicht meinen 16 Uhr Tee gebracht? Ich kann so nicht arbeiten!“, der Mann stemmte die Hände in die Seiten und funkelte die drei an.

„Es ist meine Pflicht als Seemann Schiffsbrüchige aufzunehmen, Herr Zwackelmann! Das müssten Sie eigentlich verstehen… der Junge mit dem Tee sollte gleich kommen.“

„Das hoffe ich für Sie! Sonst war das meine letzte Reise mit Ihnen!“, der Dirigent wandte sich mit großer Geste um und eilte zu seinen Musikern zurück.

„Ich muss mich für Herrn Zwackelmann entschuldigen, der letze Auftritt des Tanzteeorchesters verlief nicht gut. Die Affen in Port Lucia haben die Musiker mit Bananenschalen abgeworfen.“

„Haben Sie Port Lucia gesagt? Ist das nicht der Nähe des Jenseitigen Reiches?“, fragte Bucklebear.

„Der Hafen ist nur zwei Tagesreisen von der äußersten Grenze des Reiches entfernt, das stimmt.“

Generalfeldmarschall Bernadette von Bucklebear warf Caldwell einen freudestrahlenden Blick zu. Steven dachte bei sich, dass sich diese Frau wohl von nichts aufhalten ließe und lächelte unwillkürlich.

„Oh, wo bleiben meine Manieren! Sie stehen hier rum und möchten bestimmt nichts lieber als raus aus diesen nassen Klammotten und ich erzähle nur… Jaques, bring die Herrschaften zu den Kajüten! Die Musiker haben bestimmt nichts dagegen wenn Sie sich ein paar ihrer trockenen Sache ausleihen und sich frischmachen.“

So folgten Caldwell und Bernadette dem Schiffsjungen, trennten sich dann und trafen sich am Abend auf dem Deck wieder. Der Kapitän hatte einen Tisch und drei Stühle aufstellen lassen und bat sie mit einer einladenden Geste sich zu setzen, Steven Caldwell rückte seine Fliege zurecht und setzte sich. Er hatte sich in Schale geschmissen und einen weißen Anzug geborgt, wie ihn auch Harrison Ford in einem der Indiana Jones Filme getragen hatte. Generalfeldmarschall Bernadette von Bucklebear trug hingegen ein rotes Abendkleid, das sie aus dem Schrank der Sopranistin genommen hatte. Kapitän Theophilus trug seine Paradeuniform und sah entspannt zu, wie sein Steward ihnen Rotwein einschenkte.

Das warme Licht des Sonnenunterganges fiel auf die drei erhobenen Gläser. „Auf den Kaiser!“

Die drei tranken ruhig, während der Steward mit einem silbernen Tablett aus der Kombüse kam und ihnen Tintenfisch à la carte vorsetzte.

„Exquisit!“, lobte Caldwell nachdem er das kunstvoll zubereitete Meerestier probiert hatte und zog für sich ein kleines Resümee: Kulinarisch hatte sich diese Reise bisher für ihn gelohnt.

Die drei hatten sich in der Zwischenzeit einander vorgestellt, aber Caldwell und seine Begleiterin hatten noch nicht über ihre Mission gesprochen. Das änderte sich jetzt.

„Was ich mich schon die ganze Zeit frage, verehrte Frau Generalfeldmarschall, ist: Was machen eine hochrangige Angehörige des Militärs und ihr außerirdischer Freund mitten im Ozean?“

„Sich an einer Planke festhalten“, meinte Caldwell so trocken wie der Rotwein war.

„Es begann alles so…“, fing Bernadette an zu erzählen und berichtete dem Kapitän was dem Kaiser wiederfahren war und was sich bisher auf ihrer Reise ereignet hatte.

„Piraten! Agenten aus dem Jenseitigen Reich! Drachen! Meine Güte!“, der Kapitän musste erst mal etwas trinken um die abenteuerliche Geschichte zu verdauen.

„…und deswegen sind wir auf dem Weg ins Jenseitige Reich!“, schloss Bucklebear.

„Sie können auf meine Unterstützung bauen! Es ist meine Pflicht als Patriot Ihnen zu helfen. Ich werde ihnen eine Mann vorstellen, der ihnen vielleicht wichtiges erzählen kann.“

Der Kapitän stand auf und ging zum Tanzteeorchester, das an einer separaten Tafel speiste und kam kurz darauf mit einem braungebrannten Mann zurück.

„ Das ist Rodriguez, er hatte schon mal ein Engagement in Huwaze, der größten Hafenstadt des Jenseitigen Reiches. Vielleicht weiß er etwas, was Ihnen helfen könnte.“

„Huwaze ist die verdammt nochmal schönste Stadt in der ich jemals gespielt habe!“, meinte Rodriguez, grinste und zeigte dabei etliche Goldzähne.

„Herr Rodriguez, wissen Sie wer im Jenseitigen Reich den Willen und die Mittel gehabt haben könnte Morton IV zu entführen?“

„Er wurde entführt? Schande…“

„Und zwar von einem Drachen. Einem sehr großen, bösartigem und schnellen Drachen!“, fügte Colonel Caldwell ernst hinzu.

„Es gibt nur zwei Institutionen im Jenseitigen Reich die Drachen benutzen dürfen… das Militär und der Geheimdienst. Aber nur der Geheimdienst verfügt über IKR.“

„IKR?“

„Interkontinental-Reptilien, Sie wissen schon, Langstreckendrachen!“

„Langstreckendrachen… interessant. Und gefährlich“, meinte Caldwell. Da die Viecher nicht nur Tod und Verderben anrichten konnten sondern offenbar auch gezielt Staatsoberhäupter entführen konnten, waren sie fast schon gefährlicher als ICBMs.

„Hat der Geheimdienst ein Hauptquartier, eine Zentrale in der sie ihre Gefangenen einkerkern oder ähnliches?“, fragte Bernadette von Bucklebear.

„Ja! Der Drachenhort und die Geheimdienstzentrale befinden sich in der Teufelsfeste“, antwortete Rodriguez bereitwillig.

„Teufelsfestung klingt wesentlich beeindruckender als Langley…“, brummte Caldwell und nahm noch einen Schluck Wein. „Wo befindet sich diese Teufelsfestung?“

„Diese verfluchte Festung liegt auf einer hohen, felsigen Insel vor den Klippen Huazuazüs. Sie ist nur durch eine wacklige Brücke mit dem Festland verbunden.“

„Man will es uns offensichtlich nicht leicht machen“, meinte Bucklebear und dankte Rodriguez, der daraufhin wieder zu seinen Kollegen ging.

„Soll ich den Steuermann Kurs auf die Teufelsinsel nehmen lassen, Frau Generalfeldmarschall?“, fragte der Kapitän.

„Ja bitte, Ich weiß zwar noch nicht wie wir diese Festung stürmen sollen, aber ich bin sicher das wir einen Weg finden“, meinte Bucklebear und lächelte.

Der Kapitän verschwand im letzten Licht des Tages in Richtung Brücke. Schweigend aßen Steven und Bernadette den Tintenfisch. Über ihnen begannen die ersten Sterne am Himmel zu glänzen. Als der Colonel sie betrachtete, fiel ihm auf wie fremd ihm die Konstellationen waren. Er hatte Berichte von SG-Teams gelesen in denen von diesem Phänomenen berichtet wurde. In der Milchstraße waren jedoch nur die Sternbilder verschoben gewesen, hier war Caldwell mit vollkommen anderen Sternen und astronomischen Figuren konfrontiert. Dies war eine ganz andere Galaxie…

Die Frau die ihm gegenüber mit sichtlichem Genuss einen außerirdischen Tintenfisch verzehrte war die Einwohnerin einer fremden Galaxie. Trotzdem fühlte er sich ihr nahe. Mit einem Lächeln wischte sich der Colonel den Mund mit einer Serviette ab.

„Woran denkst du, Steven?“, fragte Bernadette von Bucklebear als sie ihr Mahl beendete.

„An diese fremden Sterne. Weißt du, von einem Planeten aus gesehen wirken sie ganz anders als von einem Raumschiff aus“, antwortete Caldwell und lehnte sich zurück. Der Generalfeldmarschall begann ihm die einzelnen Sternbilder zu zeigen und zu benennen. Die Musiker des Tanzteeorchester Hommington holten sich ihrer Instrumente aus dem Zelt und improvisierten. Mit der Hintergrundmusik der Jamsession und den Weingläsern in der Hand unterhielten sich der Colonel und der Generalfeldmarschall über die astronomischen Unterschiede zwischen den Galaxien und darüber das Supernovae zwar von Planeten hübsch anzuschauen wären, bei der Navigation eines Raumschiffs aber eher hinderlich sind. Schließlich kam der Kapitän zurück um ihnen zu sagen das er einen neuen Kurs befohlen hatte.

Das Gespräch über den Sternenhimmel versiegte, und das Jammen der Musiker war das einzige Geräusch auf dem im hellen Mondlicht liegenden Deck.

„Hast du Lust zu tanzen?“, fragte Caldwell und sah Bernadette an.

„Das habe ich schon viel zu lange nicht mehr getan“, meinte Bucklebear und schmunzelte, „im Einsatz hätte es meine Autorität untergraben wenn ich mit einem Untergebenen getanzt hätte.“

Der Air Force Colonel erhob sich und schlenderte zu den Hommingtoner Musikern.

„Hey, könnt ihr „Beyond The Sea“ spielen? Das Lied war auf der CD drauf die wir eurem Volk im Rahmen der Völkerverständigung geschenkt haben“, fragte Caldwell Rodriguez.

„Natürlich, die Musikszene der Hauptstadt hat sich um die Tonträger und Notenblätter gerissen die ihr mitgebracht hat! Wann kommt man denn schon mal dazu Lieder aus fremden Galaxien zu spielen? Wir spielen den Song gerne für euch.“

Caldwell bedankte sich und ging zurück zu Bernadette, die ihn schon erwartete.

„Somewhere beyond the sea
Somewhere waiting for me…“, setzte Rodriguez an und sang mit Leidenschaft während das Hommingtoner Tanzteeorchester hinter ihm versiert die Musik spielte.

Bernadette und Steven tanzten über das Deck des Schiffes. Instinktiv fanden sie trotz ihrer unterschiedlichen Kulturkreise zu einem gemeinsamen Tanzstil der sie anmutig und elegant über das vom Mond beschienene Deck schweben ließ.

„My lover stands on golden sands
And watches the ships that go sailing…“

Eine Sternschnuppe durcheilte den Himmel über ihnen.

„Somewhere beyond the sea
She's there watching for me
If I could fly like birds on high
Then straight to her arms I'd go sailing
It's far beyond a star, it's near beyond the moon
I know beyond a doubt
My heart will lead me there soon…“

Der legendäre Generalfeldmarschall und sein von den Sternen stammender Gast tanzten noch lange, genossen den Moment und vergaßen die Gefahren die hinter und vor ihnen lagen.

Kapitän Theophilus beobachtete die beiden und wertete es als guten Umstand das Zwackelmann, der Dirigent, schlief. Der war nämlich kein Freund ausländischer Musik. Schließlich erhob sich Theophilus und zog sich in die Kapitänskajüte zurück um etwas zu schlafen.

Er ließ ein gut aufgelegtes Orchester und ein zwei leidenschaftlich tanzende Militärs zurück...

weiter: Kapitel 12
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