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Aboras Tempel von Jadda

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2.Kapitel

„Daniel!“

Janet beugte sich über den jungen Mann und versuchte, ihn mit einer leichten Berührung zu wecken, doch dieser reagierte nicht. Sie nahm seine Hand und tastete nach dem Puls. Viel zu langsam. Zügig nahm sie ihren Rucksack ab und öffnete ihn. Routiniert griff sie einen Infusionsbeutel und bereitete ihn vor. Sie reichte ihn dem Sanitäter, der sich neben sie hockte. Sie hatten nicht viel Platz hier.

Captain Wilgers beobachtete sie bei ihrer Arbeit. Janet sah die Skepsis in seinen Augen, die auch sie ergriffen hatte. Wie sollten sie Daniel nur darunter hervor bekommen? Sie hatten sich abgesprochen, dass Janet den jungen Wissenschaftler zuerst medizinisch versorgen würde.

Captain Wilgers drehte sich zu Teal´c um. „Wo ist Colonel O´Neill?“

Der Jaffa gab keine Antwort, sondert signalisierte ihm durch ein Kopfnicken, ihm zu folgen. „Colonel O´Neill hat hier gegraben.“

„Er scheint voran gekommen zu sein.“ Wilgers leuchtete in das dunkle Loch, doch er konnte nichts erkennen. Sand rieselte an einigen Stellen herab.

„Er muss hier hinein gestiegen sein. So ein Wahnsinn.“ Der Captain drehte sich um und ging zu seinem Team, das vor dem Tempel die Ausrüstung aufbaute.

Teal´c verharrte vor dem schmalen Durchlass. Er wusste, warum O´Neill dies getan hatte, wie viel er für Major Carter empfand. Nichts hätte ihn davon abbringen können, es nicht wenigstens zu versuchen.

Janet trat aus dem Seitentunnel und kam zu ihm herüber. Auch sie verharrte schweigend. Der Sanitäter kümmerte sich um Daniel, während die Rettungsspezialisten ihre Ausrüstung in den Tunnel brachten. Sie war nervös. Janet hatte gehofft, nur den Tempel erreichen zu müssen und ihre Freunde dort vorzufinden. Janet hätte sie versorgt und gepflegt. Doch nun konnte Janet außer für Daniel nicht viel tun.

Sie hoffte nur, dass Captain Wilgers so gut war wie sein Ruf.

Immer mehr Menschen drängten sich jetzt in den schmalen Tunnel, in dem Daniel verschüttet lag. Wilgers kam zu ihnen herüber. „Wir werden uns zunächst um Dr. Jackson kümmern. Wie beurteilen Sie seinen Zustand, Doktor?“

Janet hatte versucht, unter die umgefallene Statue zu schauen und dort ebenfalls das eingetrocknete Blut gesehen. Daniel hatte kaum Schmerzen, doch davon ließ sie sich nicht täuschen. „Er ist schon sehr geschwächt, ich kann nicht sagen, wie weit seine Beine verletzt sind. Ich hoffe, sie sind noch gut durchblutet.“ Das war ihre größte Sorge.

Wilgers fuhr sich nachdenklich durch das relativ lange dunkle Haar. „Wir müssen ihn nach der Bergung möglichst ruhig halten. Sie sind mit dem sogenannten Bergetod vertraut?“

Janet nickte. Sie kannte diese Gefahr. Viele nach Tagen Gerettete starben nach der Bergung, da sie sich zu schnell aufrichteten. Durch das lange Liegen bildeten sich Giftstoffe im Körper, gelangten sie plötzlich zum Herzen, wurde es in vermeintlicher Sicherheit trotzdem gefährlich.

„Gut, dann holen wir ihn raus.“ Wilgers sah zu Teal´c, der weiterhin in den schmalen Durchlass starrte, der O´Neill und Carter vor ihnen verbarg. „Sie wären uns eine große Hilfe. Einer meiner Männer wird hier derweil Wache halten.“ Teal´c nickte dem Rettungsspezialisten zu.

***

Jack lief der Schweiß über das Gesicht. Er rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn, ohne darauf zu achten, dass er sich nur noch mehr Schmutz ins Gesicht brachte. Er hielt einen Moment inne und atmete tief durch.

Er lag lang ausgestreckt im niedrigen Tunnel und schob Erde zur Seite. Er hatte sich sehr weit vorgearbeitet. Der Gang war fast vollständig verschüttet. Auf halber Strecke hatte er eine kleine Nische gefunden, die ihm sogar erlaubt hatte sich aufzurichten. Doch dann war es immer schwieriger geworden.

Er war auf viel loses Geröll gestoßen, das er mühselig rückwärts aus dem Tunnel ziehen musste, da er es nicht einfach hinter sich schieben konnte. An manchen Stellen war der Gang gerade mal einen halben Meter breit. Nur flach auf dem Bauch liegend, konnte er sich vorwärts schieben und das kostete sehr viel Kraft.

Er hoffte nur, dass Daniel in Ordnung war. Er hatte ihn nicht gern allein zurückgelassen, hoffte jedoch, dass Teal´c bald eintreffen würde. Zudem wusste er, dass Daniel auch wissen wollte, was mit Sam geschehen war. Der Gedanke, sie zu verlieren, war für ihn nicht minder schwer als für Jack.

Noch immer hatte Jack keine Spur von Sam entdecken können. Vielleicht hatte er sich schon an ihr vorbei gearbeitet, begraben von Tonnen von Fels? Erneut schüttelte er den verhassten Gedanken ab und begann, weiter zu graben und schob den lockeren Sand an sich vorbei nach hinten. Sand rieselte ihm von oben ins Gesicht und er stoppte erneut. Dieser Teil des Tunnels war wesentlich instabiler.

Vorsichtig zog er sich weiter vorwärts. Seine Gedanken kreisten wieder um seinen Major und in ihm tauchten Bilder auf, die ihn nur noch energischer graben ließen.

Sams Gesicht, als sie hinter der Energiebarriere auf dem Schlachtschiff von ihm getrennt worden war. Oder ihre Erleichterung über seine Rückkehr, nachdem er durch den Meteoritenschauer von der Erde abgeschnitten war. Er hatte sich bereits in sein Schicksal ergeben, doch sie hatte nicht aufgehört, ihn zu suchen. Und er hatte auch nicht vor, hier und jetzt aufzugeben.

Wütend schob er sich vorwärts und griff nach einem weiteren Erdklumpen, der sich unerwartet leicht löste und ihm ins Gesicht fiel, begleitet von einem regelrechten Erdrutsch. Für den Moment war Jack Sicht und Atem geraubt und er war sich sicher, lebendig begraben zu werden. Doch er ergab sich seinem Schicksal nicht und ruderte wild mit den Armen, um den Sand aus seinem Gesicht zu kriegen. Prustend schob er das Erdreich neben sich und schuf so einen kleinen Raum zum atmen. Hustend sog er die Luft ein.

Vorsichtig öffnete er die Augen als der Sandregen nachließ. Dunkelheit umfing ihn und er tastete nach seiner Taschenlampe. Sie war unter dem Sand verborgen und er brauchte einen Moment um sie zu finden. Doch dann erhellte sich der Tunnel wieder und er sah vor sich ein dunkles Loch.

Der kleine Erdrutsch hatte ihn endlich voran gebracht. Hektisch schob er sich vorwärts und versuchte zu sehen, was sich dort verbarg. Er drückte einen Fels nach vorn und ignorierte eine weitere kleinere Sandlawine. Der Durchgang war noch immer zu schmal, doch er schaffte es, einen Arm hindurch zu schieben. Sein ausgestreckter Arm beleuchtete einen Hohlraum.

Zahlreiche Statuen lagen kreuz und quer und er meinte, eine von denen zu erkennen, die ihm nahe des Gewölbes aufgefallen waren. Er war nahe dran und ließ den Lichtstrahl weiter wandern. Der Raum war kaum groß genug, um sich aufzurichten, dafür aber sehr breit. Vermutlich hatten die Statuen verhindert, dass die Decke weiter einstürzte. Der Strahl wanderte weiter und Jack verharrte. Was war das gewesen?

Aufgeregt ließ er den Strahl zurückkehren. Angst machte sich in seinem Herzen breit, das durfte nicht sein! Hinter einem Fels sah er eine Hand. Ihre Hand! Und sie bewegte sich nicht. Sam.

„Nein.“ Er erschrak sich vor seiner eigenen Stimme. Nein! Das nicht. Die Verzweiflung füllte ihn ganz und gar aus. Nicht seine Sam. Wütend hämmerte er mit der Lampe an die Tunnelwand. „Sam!!!“

Er schrie es aus sich heraus, seine ganze Wut und Verzweiflung lag in diesem einen Ausruf. Er achtete nicht mehr auf den losen Sand und hämmerte gegen das Hindernis, das ihn noch von ihr trennte.

***

„Zieht an!“ Wilgers gab das Kommando und sein Team begann, mit Teal´cs Hilfe an den Seilen zu ziehen. Sie hatten versucht alles abzustützen und hofften nun, die Statue anheben zu können.

Janet musste in sicherer Entfernung warten und sah besorgt zu Daniel. Sie hatten über ihm eine Sicherheitsplatte angebracht, die ihn vor herabfallenden Trümmern schützen sollte. Das Spezialistenteam hatte zuvor reichlich Trümmer beiseite geräumt und Hohlräume unter der Statue geschaffen. Die dort platzierten Luftkissen sollten die Spezialisten unterstützen. Wilgers aktivierte den Generator am Ausgang des Tunnels, der hämmernd zum Leben erwachte.

„Mehr Zug! Das reicht nicht.“ Wilgers gab mehr Druck auf die Leitungen, bevor er selbst zu seinen Leuten ans Seil sprang. „Doktor! Sie müssen ihn herausziehen.“ Das letzte Wort kam nur noch gepresst heraus, zu hoch war die Anstrengung. Janet lief auf Daniel zu und setzte sich hinter ihn.

„Daniel, wie besprochen, du strengst dich keinesfalls an! Lass alles uns machen.“ Janet fühlte mit ihrer Hand unter die Statue und stellte fest, dass die Beine frei waren. Nur noch ein kleines Stück, dann würden auch die Füße hindurchpassen. „Höher, ihr müsst höher!“

Daniels Blick zeigte Aufregung. Das war nicht gut. „Ruhig Daniel, lass mich alles machen.“ Sie kniete sich hinter ihn und begann, vorsichtig zu ziehen. Langsam, ganz langsam bewegte sie sich rückwärts. Daniel stöhnte und sie hielt kurz inne. Er hatte die Augen geschlossen.

Die Männer hielten noch immer die Seile straff und Janet zog weiter, da sie nicht wusste, wie lang das Team die Statue noch halten konnte. Dann waren die Beine frei und Janet atmete erleichtert auf. Sie rutschte an Daniels Seite, während sie dem Captain zunickte.

„Alles klar! Langsam ablassen.“ Die Männer keuchten und langsam senkte sich die Statue wieder. Wilgers selbst schob sich an Janet vorbei und schaltete den Generator aus. Teal´c hockte sich an ihre Seite, während Janet nach dem Puls ihres Patienten tastete. Alarmiert griff sie zu ihrer Tasche. „Daniel, hörst du mich?“

Daniel schlug kurz die Augen auf, sein Blick war glasig und im gleichen Moment sackte sein Kopf zur Seite weg.

***

Jack hämmerte weiter auf die Tunnelwände ein, die daraufhin endlich nachgaben. Er schob sich hektisch hindurch und ließ sich in den Hohlraum rutschen. So stürmisch er sich gerade vorgearbeitet hatte, so stumm hockte er nun vor der Hand, die hinter dem Felsen hervorragte.

Jetzt, wo er sie gefunden hatte, hatte er Angst vor dem Resultat seiner Suche. Um das Fühlen des Pulses und damit die Gewissheit weiter herauszögern zu können, leuchtete er zunächst vorsichtig den Arm entlang.

Überrascht stellte er fest, dass sie nicht von der Statue begraben worden war. Vielmehr ragte ihr Arm aus einem schmalen Spalt. Sein Lichtstrahl wanderte weiter in die Dunkelheit hinein. Er erblickte das blonde Haar seines Majors, von Schmutz und Staub durchzogen. Sein Herz klopfte bis zu seinem Hals und vorsichtig streckte er seine Hand aus.

In diesem Moment passierte das, was er nicht zu hoffen gewagt hatte. Das blonde Haar geriet in Bewegung und Sam hob langsam den Kopf. Eine schmutzstarrende und erschöpfte Sam blickte blinzelnd zu ihm auf. Erst jetzt bemerkte er die verkrusteten Blutreste in ihren Haaren.

„Jack!? Das hat lange gedauert...“

Jack hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit diesem Satz.

Er war sprachlos. „Ich... nun, ich musste...“ Er verstummte und sah in ihre Augen. Sie lebte, er würde sie nicht verlieren. In ihm machte sich eine unendliche Erleichterung breit. Sie hatte ihn Jack genannt.

„Ich habe versucht, mich durchzugraben, aber ich kam hier nicht durch. Das ging nicht so leicht. Ich... ich weiß auch nicht.“ Sam hustete leicht auf. Jack löste sich endlich aus seiner Starre. Er griff zu seiner Wasserflasche und öffnete sie. „Trinken Sie, Sam. Und dann überlegen wir, wie wir Sie da raus bekommen.“

Sie griff zu und setzte die Flasche hastig an den Mund. „Langsam.“

Jack begann, an der Statue zu zerren und war verblüfft, sie tatsächlich bewegen zu können. Langsam, ganz langsam rutschte sie zur Seite und gab den Durchgang frei. Sam reichte ihm das Wasser und versuchte vorsichtig, sich durch den schmalen Spalt zu schieben. Plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht vor Schmerz und sie griff sich an die rechte Schulter.

„Warten Sie.“ Er zog sie behutsam zu sich und rutschte bis an die Wand. Sorgsam bettete er Sam vor sich. Dankbar lehnte sie sich an seiner Schulter an. „Ich...“, Sam stöhnte leicht vor Schmerz. „Ich denke, ich hab mir die Schulter gebrochen.“

„Und außerdem eine mächtige Beule am Kopf.“ Er tastete nach der blutverkrusteten Stelle an ihrem Hinterkopf. „Autsch, nicht...’

„Bin schon weg!“ Hastig zog er seine Hand zurück.

„Ich möchte nur einen Moment ausruhen. Ich habe die ganze Zeit gegraben. Als ... die Decke stürzte ein und ich ... und dann habe ich gegraben, aber ich war so müde. Ich... diese Kopfschmerzen und...“

Jack zögerte kurz, doch dann strich er ihr langsam mit seiner Hand über den Kopf. „Shhht.“ Dann hielt er ihr das Wasser hin. Sie war in einem schlechten Zustand und völlig dehydriert. Viel länger hätte sie nicht durchgehalten. Jetzt mussten sie nur noch hier heraus, aber dafür sollte sie kurz zu Kräften kommen.

Jack vermutete eine Gehirnerschütterung. Er griff zu seinem Gürtel und zog ihn vorsichtig aus den Bundschlaufen heraus. Er musste die Schulter fixieren.

„Was ist mit Daniel und Teal´c?“

Die Frage traf ihn zu unvermittelt, als dass er ihr etwas hätte vormachen können. „Teal´c holt Hilfe.“

„Und Daniel?“

Jack zögerte.

Sam sah zu ihm auf. „Was?“

„Er ist eingeklemmt, weiter oben, im Seitentunnel.“

***

Daniel lag auf der Trage am Eingang des Tempels. Hier schützte ihn der Schatten. Noch immer hatte er das Bewusstsein nicht wieder erlangt. Janet und der Sanitäter überwachten ständig seine Werte. Nach der Bergung war sein Blut wieder in die Gefäße der Beine geflossen. Das Herz kam nicht hinterher und für einen Moment hatte Janet gezweifelt, ihn zurück holen zu können.

Doch nun schlug es wieder regelmäßig. Sie strich über Daniels Arm. Hier konnte sie nicht mehr viel für ihn tun. So wie es aussah hatten seine Beine das ganze unter diesen Umständen doch relativ gut überstanden. Janet hatte zwar Brüche am rechten Bein feststellen können und dazu etliche Quetschungen, aber die Durchblutung hatte ausgereicht das Gewebe zu erhalten.

Wilgers war mit seinen Männern und Teal´c auf der Suche nach Sam und Jack. Immer wieder kamen sie an ihr vorbei und holten Ausrüstung aus dem Lager. „Frank, bitte bereite einen der Anhänger vor, damit wir die Trage darauf fixieren können.“ Sie nickte dem jungen Sanitäter zu.

„Janet?“ Überrascht sah die Ärztin auf ihren Patienten hinab. Daniel sah sie verwirrt an. Sein Blick war noch immer nicht ganz klar. Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

„Hi Daniel, wieder da?“

„War ich weg?“ Diese irritierte Frage überraschte sie kurz. Wenn Daniel wüsste, wie weit er weg gewesen war! Doch sie lächelte ihn weiter an. „Nur ein wenig. Alles in Ordnung.“

„Was... was ist mit meinen... Beinen.“ Er zögerte, so als wäre er sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte.

„Etwas angeschlagen, aber das kriegen wir wieder hin.“

„Jack … Sam?“

Teal´c tauchte an Janets Seite auf. „Wir werden sie bald gefunden haben, Daniel Jackson.“ Der Jaffa hockte sich an Daniels Seite und legte eine Hand auf dessen Schulter. „Es tut gut, dich hier draußen zu sehen.“

Er blickte Janet fest in die Augen und nickte ihr zu. Sie erwiderte seinen Blick stumm. Es bedurfte keiner Worte, sie alle fühlten das Gleiche.

Teal´c richtete sich auf und betrat erneut den Tunnel, Daniel in guten Händen wissend. Nun konnte er sich ganz auf O´Neill und Carter konzentrieren. Es war schnell klar, dass er nicht selbst in den Tunnel vordringen konnte, da er nicht überall hindurch passte. Am Zugang war es besonders instabil und die Spezialisten waren bemüht, diese Stelle zuerst abzusichern.

Wilgers setzte sich einen Helm auf und aktivierte die darauf angebrachte Lampe. Er würde nicht viel mitnehmen, dafür war kein Platz. Er war mit einem Seil gesichert, mit dem sie ihn notfalls wieder hinausziehen konnten. Er drehte sich zu dem Jaffa um. „Wenn sie leben, holen wir sie heraus.“ Der Captain wusste, dass es für Teal´c schwer war, untätig zurück zu bleiben.

Damit wandte er sich dem Tunnel zu.

***

„Weiter Sam.“ Jack schob sich vorsichtig rückwärts durch den Gang, während Sam ihm vorwärts folgte. Sie hatten sich trotz der Risiken für diese Vorgehensweise entschieden, damit Jack sie unterstützen konnte. Sie war durch ihre Schulter behindert und tat sich sehr schwer, sich voran zu schieben und der Gang war einfach zu eng, um sich dann zu ihr umdrehen zu können.

Sam war erschöpft und wäre ohne Jacks Hilfe nicht weit gekommen. Sie blickte ihn an, wie er versuchte, sich an einer sehr engen Stelle vorbeizuschieben. Sein Gesicht in dieser aussichtslosen Situation direkt vor sich zu haben, half ihr vermutlich mehr als er ahnen konnte.

Sam dachte kurz an Jacks Blick, als er sie im Strahl der Taschenlampe ansah, soviel hatte darin gelegen - Erleichterung, Zufriedenheit und eine Zuneigung der besonderen Art. Natürlich wussten sie beide um ihre Gefühle, doch nur in Situationen wie dieser ließen sie beide diese Emotionen auch ein wenig zu.

Sie konnte ahnen, wie besessen Jack nach ihr gesucht haben musste, umgekehrt wäre sie nicht minder rastlos auf die Suche nach ihm gegangen. Er drehte sich zu ihr herum und sah ihr fragend ins Gesicht.

„Was?“

Jack war sich nicht ganz sicher, wie er Sams schmunzelnden Blick deuten sollte, wie konnte man in ihrer Situation überhaupt schmunzeln? Andererseits liebte er sie gerade für diesen Gesichtsausdruck. Und da lagen sie nun, dreckverschmiert, verschwitzt und ohne irgendeine Chance sich zu umarmen. Aber Jack war sich fast sicher, dass sie sich nie näher waren als in diesem Moment.

Er streckte seinen Arm aus und strich ihr über die Wange, ganz leicht und sah sie dabei liebevoll an. Sie nahm seine Hand in die ihre und drückte sie fest an ihr Gesicht. Sie wollte ihn nicht mehr loslassen, auch wenn es bedeutete, diesen schmalen Tunnel nie mehr zu verlassen.

Die Sekunden verstrichen und keiner von ihnen beiden sagte ein Wort oder machte eine Bewegung. Die Zeit schien für sie still zu stehen, hier in diesem schmalen Durchlass, der kaum Raum genug zum Atmen bot. Und doch ging ihrer beider Atem schneller als noch Minuten zuvor, seine Hand an ihrem Gesicht.

***

Ein Lichtstrahl durchbrach den Moment und beleuchtete Jack von hinten. „Colonel O’Neill! Sind Sie das?“

Jacks Hand verharrte noch einen kurzen Moment an ihrer Wange, fest umschlossen von der ihren. Ihre Blicke waren wie ein Versprechen als sie den Kontakt trennten und in das Hier und Jetzt zurückkehrten.

„Ja. Und wer sind Sie?“

„Captain Wilgers. So ein Wahnsinn, hier hinein zu kriechen.“

„Sie sind doch auch hier.“

„Wir holen Sie hier raus. Haben Sie eine Spur von Major Carter entdecken können?“

„Direkt hier vor meiner Nase. Wir sind auf dem Weg nach draußen.“

Jack begann, sich weiter zurück zu robben, immer darauf bedacht, das lose Erdreich nicht noch weiter zu lockern. Das Rettungsteam war da, das bedeutete, Teal´c hatte es geschafft und jemand würde sich um Sam und Daniel kümmern. Daniel! „Wilgers, was ist mit Dr. Jackson?“

„Keine Sorge, Colonel, er ist frei. Dr. Fraiser kümmert sich bereits um ihn.“

Janet hatte also Teal´c begleitet, er wusste seinen Freund in guten Händen. Ihnen fehlten jetzt nur noch wenige Meter bis zum ersten Hohlraum und Jack schob sich langsam weiter. Sam hatte sichtlich Mühe, voran zukommen und ihr Gesicht verzog sich immer wieder vor Schmerz. Sie konnte nicht mehr.

Jack griff ihren gesunden Arm und begann, sie behutsam hinter sich herzuziehen, was auch ihm nicht leicht fiel. Plötzlich spürte er mehr Freiraum an seinen Füßen, sie hatten die Nische erreicht. Vorsichtig zog er Sam vorwärts und Wilgers half ihm dabei, Sam weiter heraus zu ziehen.

Sie quetschten sich gemeinsam in den schmalen Hohlraum und verschnauften kurz. Erstmalig konnte er dem Mann hinter sich ins Gesicht blicken. „Wilgers also?“

Der Captain nickte knapp und er schien in Jacks Augen ein erfahrener Mann zu sein. „Na dann lass ich Ihnen wieder den Vortritt.“ Der Rettungsspezialist stimmte erneut nickend zu und schob sich, die Beine voran in das letzte Stück Tunnel hinein. „Kommen Sie, Major.“

Sam nutzte den letzten Moment und strich zärtlich an Jacks Hand entlang. Bald würden sie sich wieder als Colonel und Major gegenüber stehen und eine solche Nähe wäre ihnen nicht möglich.

Ihre Blicke trafen sich und wieder schien dieser Moment nicht enden zu wollen. Ein bitteres Lächeln umspielte seinen Mund, als er Sams Arm ergriff, um sie zu stützen. Sie schob sich in den schmalen Durchlass und strebte dem sicheren Ausgang zu. Jack folgte ihr und schob sie von hinten. Er sah weiter vorne ein Licht den Tunnel erhellen.

***

Janet hatte sich zu Teal´c gesellt und wippte unruhig mit den Füßen. Auch wenn sie das in den meisten Situationen gut verbergen konnte - Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen und jetzt wuchs ihre Ungeduld ins Unermessliche. Mit Grauen sah sie in das dunkle Loch, es schien viel zu schmal, als dass ein Mensch es passieren könnte.

Sie spürte die plötzliche Hektik als sie Bewegungen in dem diffusen Dunkel ausmachen konnte. Füße tauchten auf - Janet hielt den Atem an. Wilgers schob sich heraus.,... ja! Sie hatten sie gefunden. Vorsichtig halfen die Männer Sam heraus und setzten sie vorsichtig auf dem Boden ab.

„Sam!“ Janet sah sie an, doch die Freude über die Rettung ihrer Freundin wich der Professionalität als Ärztin, als sie sah, wie Sam sich die schmerzende Schulter hielt. Janet wollte sich gerade zu ihr hocken, doch irgendwas ließ sie innehalten. Und im gleichen Moment wurde ihr bewusst, dass der Boden von Vibrationen durchzogen wurde.

„Oh Gott, nein.“ Sam sah erschrocken zu dem kleinen Durchlass, aus dem Jack noch nicht aufgetaucht war. Sie drückte sich mit dem gesunden Arm hoch, doch das Beben wurde stärker. „Raus, alles raus hier!“

„Aber...“ Janet wollte helfen, doch Teal´c schob sie bestimmt zum Ausgang und wandte sich wieder dem Erdloch zu, aus dem nun immer mehr Staub drang. Zwei der Männer hoben Sam hoch und trugen sie hinaus, während sie sich heftig wehrte. Ihr Blick zurück sprach Bände und auch Janet konnte es nicht fassen.
Nicht jetzt, nicht so kurz vor der Rettung. All dies geschah in wenigen Sekunden, in denen sich das Beben noch verstärkte. Vor Staub hustend erreichten sie das Freie, wo die Retter Sam in sicherer Entfernung absetzten. Janet eilte zu ihrer Freundin und nahm sie in den Arm. Sam blickte nur geschockt auf den Eingang des Tempels, aus dem das Poltern von Gestein und die Rufe der Männer zu hören waren.

Das Beben ebbte ab und alle starrten gebannt auf den Eingang. Sekunden vergingen wie Minuten und Janet sah, dass auch Daniel sich auf seinem Lager aufgerichtet hatte. Eine Veränderung seines Blickes ließ ihren Blick wieder zum Tempeleingang wandern und ihre Erleichterung war unermesslich als Wilgers und Teal´c mit O´Neill hustend aus der Dunkelheit gestolpert kamen. Sie hielten den Colonel gestützt.

***

Die Sonne brannte auf den Felsen und ließ die Wüste vor Hitze flirren. Noch für Stunden würde die Hitze sich halten, bevor die Kühle der Nacht hereinbrechen würde. Tiere harrten im kühlen Schatten der Felsen aus und mieden jeden Sonnenstrahl.

Eine kleine schwarze Schlange zog sich weiter zurück, als ungewohnte Laute ihre Ruhe störten.

Sie waren bereits seit einem Tag unterwegs und kamen nur langsam voran. Janet hoffte, dass Hammond noch weitere Verstärkung schickten würde, doch solange marschierten sie weiter. Sie hatte Sams Schulter verarztet und darauf bestanden, dass sie mit einem der Hänger transportiert wurde. Auch Daniel lag auf seiner Trage, festgeschnallt auf einem der kleinen Anhänger.

Sie waren langsam unterwegs, um die Verletzten zu schonen. Janet lief neben Daniel her und beobachtete ihn aufmerksam. Sie hatte ihm Schmerzmittel verabreicht, damit er die Erschütterungen besser verkraftete. Nun schlief er. Janet blickte zu Jack, der hinter Wilgers saß.

Sie hatten ihn regelrecht ausbuddeln müssen, doch letztendlich war Aboras Tempel nicht zum Grab für ihre Freunde geworden. Gemeinsam hatten sie es geschafft, gerade noch rechtzeitig. Und der Blick, mit dem Jack immer wieder zu Sam hinübersah, bestärkte Janet in ihrem Gefühl, dass da sicher viel mehr in diesem Tempel passiert war als mancher ahnte... Janet seufzte leise und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie blickte zurück.

Die Sonne stand über den Hügeln, die sie bereits weit hinter sich gelassen hatten. Dieses Tal war so trostlos, kein Baum oder Strauch, der Schutz vor der Hitze bot. Einzig Kakteen und Geröll gab es hier. Hier gab es kaum Leben und Janet war, froh diesen unwirtlichen Planeten zu verlassen.

Gemeinsam mit ihren Freunden.


Ende
© 2004 Jadda
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