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Aboras Tempel von Jadda

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Kapitel Bemerkung:
Pairing-1: Sam/Jack
Staffel: 4. (denk ich)

Anmerkung: Übrigens funktioniert die Story nur, wenn kein Funkkontakt möglich ist... also ist der einfach mal nicht möglich.
Aboras Tempel


Sengende Hitze lag über der Ebene und kein Baum oder Strauch gewährte Schatten. Unwirtlich bot sich die Natur dar und nur mit viel Geduld konnte man dann und wann Leben in dieser Einöde entdecken.

Der große Talkessel, und nichts anderes war es, erstreckte sich kilometerlang, eingerahmt von hohen Bergen im Westen und Osten. Am Ende des langen Tals, im Norden, erhoben sich leichte Hügel, über denen die Sonne sich langsam zum Horizont neigte. Doch noch immer schuf der gleißende Feuerball eine unbarmherzige Hitze, die nur selten durch einen Windhauch abgekühlt wurde.

Stachelige Kakteen und loses Geröll überzogen die Ebene und unter den größeren Felsen suchten Echsen und Schlangen den kühlenden Schatten. Kein Wind wehte und so waren die Fußspuren im Sand gut sichtbar. Sie führten das Tal Richtung Norden hinauf. Sie stellten sich sehr unterschiedlich dar, eine Spur war sehr groß und die Abdrücke hatten sich tief ins lockere Erdreich gedrückt, eine zweite dagegen sehr schwach erkennbar und von kleinerer Größe.

Die Spuren schienen direkt in die Sonne zu führen, die über dem nördlichen Horizont stand, wo sie bald hinter den Hügeln verschwinden würde. Die Kühle der Nacht würde hereinbrechen und wie auch in anderen Wüsten würde die aufkommende Kälte im krassen Widerspruch zur vorangegangenen Hitze liegen.

Eine kleine schwarze Schlange kroch unter einem Felsen hervor, der sie vor der Hitze geschützt hatte. Nun war ihre Zeit angebrochen. Sie würde auf die Jagd gehen und am Ende der Nacht hätte ein Nager vermutlich sein Leben verloren.

Doch etwas stimmte an diesem Abend nicht. Vibrationen erschütterten den Boden, nur ganz leicht, aber immer stärker werdend. Irritiert und alarmiert zog sich die Kreatur in ihr schattiges Versteck zurück.

Dumpf dröhnte der schnelle Schritt, der immer deutlicher zu hören war, und alles Leben zog sich vor dieser Störung zurück. Teal´c rannte. Er nahm die heimische Tierwelt nicht wahr, nur seine Schritte zählten. Er rannte bereits seit vielen Stunden und sein ganzer Körper glänzte vor Schweiß. Immerhin würde es nun kühler werden.

Seine Gedanken drehten sich immer wieder um sein Ziel. Er musste sich beeilen, er musste das Tor erreichen und Hilfe holen. Ein kurzer Blick zurück zeigte ihm, dass er bereits eine große Strecke zurückgelegt hatte. Zu gern hätte er eine kleine Pause eingelegt, doch das durfte er nicht. Die Zeit lief ihm davon, ihm und seinen Freunden.

Er dachte an an Jacks verzweifeltes Gesicht, Daniels Blässe und Major Carter ungewisses Schicksal. Er rannte noch schneller, erhöhte die Schrittfrequenz und ließ seine Beine noch weiter ausgreifen. Er musste vorsichtig sein, ein Fehltritt seinerseits - und sie waren vielleicht alle verloren. Die Dunkelheit und ihre Kühle waren zwar willkommen, brachten aber auch neue Risiken mit sich.

Teal´cs Atem ging bereits schwer, auch für ihn war dies nicht leicht. Doch nur mit ihm hatte SG-1 eine Chance, daher war die Entscheidung auf ihn gefallen. Der Planet ließ keinen rettenden Funkspruch zu und so rannte er. Rannte um das Leben seiner Freunde.

***

Jack griff einen weiteren Stein und schob ihn stöhnend zur Seite. Er merkte, wie ihn seine Kräfte verließen. Seine Hände waren übersät mit Einschnitten der scharfen Felsen. Doch er durfte nicht aufgeben. Die Sonne ging bald unter und er sah kurz in Richtung Ausgang, der einen kleinen Ausschnitt eines vermutlich imposanten Sonnenuntergangs zeigt. Er erinnerte sich an den ersten, den sie auf diesem Planeten erlebten. Feuerrot erhellte sich der Himmel und sie alle hatten mit offenem Mund dieses ungewöhnliche Schauspiel bewundert.

Sie waren einem langen Tal gefolgt und auf diese Tempelanlage gestoßen. Ein Lageplan auf einem Felsen direkt am Stargate hatte sie hierher geführt. Nach Rücksprache mit Hammond waren sie aufgebrochen und nach einigen Tagen hier eingetroffen.

Daniel war ganz hin und weg gewesen. „Jack! Das ist unglaublich. Sieh dir das an... Sam, schau mal dort!“ Hektisch hatte er auf ein Wandbild verwiesen, das verschiedenste Sternen- und Planetenkonstellationen zeigte. Während Teal´c und Jack das Lager etwas abseits errichteten, durchstreiften die beiden Wissenschaftler bereits neugierig dieses Labyrinth von Gängen.

Der Tempel war in einen Felsen gehauen worden, der, so schätzte Jack, zehn Meter hoch war und fast doppelt so breit. Viele der Gänge führten tief hinab in unterirdische Höhlen. Säulen aus behauenem Stein und Statuen verschiedenster Götzen säumten die Gänge. Daniel strich durch die Gänge und katalogisierte jede einzelne Figur. Jack hatte frustriert seinen Schlafsack ausgebreitet. Vermutlich würden sie einige Tage hier bleiben müssen, bis Daniels und Sams Wissensdurst befriedigt war.

Auch am zweiten Tag waren Sam und Daniel gleich morgens im Tempel verschwunden. Den ganzen Abend zuvor hatten die beiden von ihren Entdeckungen erzählt. „Jack, du musst morgen unbedingt mitkommen. Da unten ist ein riesiger Saal mit einem Apparat, der wohl zur Sternenmessung diente. Es ist wie ein antikes Observatorium. Atemberaubend!“ Jack war neugierig geworden.

„Vermutlich war der Tempel Abora gewidmet. Er galt allgemein als Herr des Himmels bei den Sumerern und in Mesopotamien. Man bezeichnete ihn als Göttervater vieler Dämonen, daher die vielen verschiedenen Figuren in den Gängen.“

Jack hatte noch seinen Kaffee getrunken, während Teal´c die nähere Umgebung des Tempels überprüfte. Nicht, dass sie befürchteten überfallen zu werden, die Anlage sah mehr als verlassen aus, doch sie waren schon zu oft unangenehm überrascht worden. Jack hatte einen letzten Schluck genommen und war zur kleinen Wasserquelle gegangen, um seine Flasche aufzufüllen.

Er fand Sam tief unten im Gewölbe, nachdem er Daniel in einer der oberen Kammern angetroffen hatte. Daniel behielt recht, das Observatorium war gigantisch gewesen, eine Art riesiges Teleskop nahm den Großteil des hohen Felssaal ein. Carter war so in ihren Studien vertieft, dass sie ihn erst gar nicht wahrgenommen hatte. „Oh Colonel, ist das nicht ...“ Sie gestikulierte mit den Händen und suchte nach dem richtigen Wort. Sams Geste umschloss alles und Jack konnte nicht umhin, selbst ins Staunen zu geraten.

„Öhm... nur mal eine Frage. Wie konnten die so überhaupt die Sterne sehen?“ Jack hatte fragend auf die geschlossene, reich verzierte Felsdecke über ihnen gedeutet.

„Vermutlich irgendein Mechanismus, der... Nun, ich bin noch auf der Suche, Sir.“ Jack schmunzelte amüsiert, nicht oft sah er seinen Major ratlos.

Vor Jacks Augen entstand erneut Sams Bild und er versuchte es zu halten. Unbewusst griff er zur Wasserflasche und nahm einen Schluck. Jack wusste nicht, wie viele Steine er schon weggeräumt hatte. Seine Arme wurden ihm schwer, doch er wollte und konnte mit der Suche nicht aufgeben. Teal´c war nun schon seit über zehn Stunden fort, um Hilfe zu holen. Ihnen war schnell klar geworden, dass sie ohne Hilfe von außen nicht weiterkamen. Wieder führten ihn seine Gedanken zurück.

Als Jack sich gegen Mittag auf den Weg zurück zum Lager gemacht hatte, war er auf halber Strecke in einem Seitengang auf Daniel gestoßen. In diesem Gang hatte es nur so vor Statuen und Säulen gewimmelt. Sam war noch unten im Observatorium geblieben und wollte gleich nachkommen, damit sie gemeinsam eine Pause einlegen konnten.

Er hatte Daniel auf die Schulter geklopft. „Daniel, mach mal eine Pause, wir treffen uns im Lager.“ Er war sich fast sicher, dass Daniel einfach weiterarbeiten würde, zu begeistert war er über ihre Entdeckungen. Er hatte Daniel verlassen und war Richtung Ausgang gegangen. Dort hatte er es gespürt. Es fing als leichtes Zittern im Boden an.

Was dann geschah, passierte so schnell, dass Jack es nur noch verschwommen in Erinnerung hatte. Immer stärker waren die Vibrationen im Erdreich geworden. Risse entstanden in dem alten Gemäuer und erste Felsbrocken lösten sich von der Decke. Jack war gerannt, war den herabstürzenden Trümmern ausgewichen und am Ende doch von ihnen zu Boden gerissen worden. Danach war es dunkel um ihn geworden.

***

„Jack! Jack, bist du noch da?“ Er wurde aus seinen Gedanken gerissen und in die erschreckende Realität zurückgeholt. Er ließ den Stein sinken, den er in der Hand hielt. Daniel brauchte ihn. Jack stützte sich an der Wand ab und stemmte sich hoch. Ein stechender Schmerz durchzuckte sein Knie, aber er biss die Zähne zusammen. Langsam humpelte er den Gang entlang. Sein Knie war grün und blau gewesen, als Teal´c es untersucht hatte. Eine der Statuen war ihm während des Bebens auf sein Bein gefallen. Jack war erst wieder zu sich gekommen als Teal´c versuchte, sie von ihm herunter zu heben.

Jack wich weiteren umgestürzten Säulen und Trümmern aus und sah sich noch einmal um. Er hatte am Ende des Ganges drei Stunden mit Teal´c Felsen zur Seite gerollt, doch keine Spur von Sam gefunden. Sie wussten auch nicht, wo sie zuerst suchen sollten, vielleicht war sie unten sicher im Gewölbe gewesen, vielleicht aber auch schon auf dem Weg nach oben von dem Erdbeben überrascht worden.

„Jack?“ Wieder riss ihn die Stimme seines Freundes aus den Gedanken. Er strebte auf den Seitengang zu und umrundete die Ecke. Der ehemalige prächtige Säulengang war einem einzigen Chaos gewichen. Der hintere Teil war komplett verschüttet und noch immer hatte sich der Staub nicht ganz gelegt, da immer wieder Trümmer nachrutschten. Von hier aus konnte er den jungen Wissenschaftler nicht sehen.

Erst als er eine quer liegende Säule passierte, erblickte er ihn. Er steckte mit seinen Beinen und seinem Becken unter dem Schutt. Über ihm türmte sich ein Geflecht von Statuen und Säulen auf. Doch von dort drohte keine Gefahr, zu starr hatten sich die Elemente verkeilt. Allerdings verhinderten sie auch, Daniel unter den Trümmern hervor zu ziehen.

„Hi Daniel. Klar bin ich da.“ Jack bemühte sich, Daniel Optimismus einzuhauchen, auch wenn es in ihm ganz und gar anders aussah. Teal´c und Jack hatten Daniel unter viel Schutt entdeckt. Er hatte eine tiefe Platzwunde an der rechten Stirnseite und sein Gesicht war blutverschmiert gewesen. Jetzt zierte ein Kompresse die Stirn des jungen Mannes. „Wie fühlst du dich?“

Jack schien nicht genug Optimismus zu versprühen, wie ihm das besorgte Gesicht seines Freundes zeigte. „Ich... das ist nicht so wichtig, hast du eine Spur von Sam?“ Daniel wusste, dass er nur ausharren konnte. Weder Jack noch Teal´c konnten ihn hier herausholen, dafür hatten sich die Trümmer über ihm zu sehr verkeilt. Vielleicht war das auch sein Glück gewesen, denn so lastete nicht das ganze Gewicht der Felsen auf ihm.

„Nein.“ Jack fuhr sich mit der Hand durch das staubverschmierte Gesicht. „Sicher war sie noch unten im Gewölbe. Aboras Observatorium ist stabil genug. Sie hat bestimmt kein Ende gefunden, da seid ihr Wissenschaftler doch alle gleich.“ Doch ganz überzeugt klang er nicht, das musste er sich eingestehen. „Wie geht es deinen Beinen?“ Jack schaute erneut unter die Statue, die Daniel unter sich begraben hatte. Er hatte am Anfang besorgt festgestellt, dass sich unter Daniels linkem Bein Blut sammelte. Doch mittlerweile war die Lache eingetrocknet. Anscheinend war die Blutung zum Stillstand gekommen.

„Ich weiß nicht, ich spüre sie kaum.“ Jack hielt Daniel die Wasserflasche hin, die dieser dankbar entgegen nahm. Jack suchte sich eine angenehmere Sitzposition. Eigentlich würde er lieber weitersuchen, doch er spürte, dass Daniel jetzt Gesellschaft brauchte. Wenn er ehrlich zu sich war, brauchte er diese Pause auch. Nur wenig Licht fiel noch von draußen herein. Die Nacht senkte sich langsam über den Tempel. Schweigend verharrten sie beide beieinander.

„Jack.“

„Ja?“

„Wir werden sie finden. Teal´c wird bald zurück sein.“ Daniels Stimme klang fest, doch Jack wusste, dass auch an ihm die Verzweiflung über ihre Situation nagte. Daniel wusste, dass es ihm eigentlich gar nicht gut ging. Es würde ein Rennen gegen die Zeit sein.

„Ich hoffe es, Daniel. Ich...“ Jack brach ab. Wie sollte es auch anders gehen? In all den Jahren waren sie so eng zusammen gewachsen. Und Sam... ohne sie würde es gar nicht gehen. Er ... nur selten gestand er sich seine Gefühle ihr gegenüber ein. In der Regel war es einfacher, diese Gefühle weit von sich zu schieben, sonst würde er ihre ständige Nähe nicht aushalten. Aber ja, er liebte sie und sie hier zu verlieren, begraben von Tonnen von Steinen und nichts für sie tun zu können, das machte ihn fast wahnsinnig.

„Versuche zu schlafen, Daniel.“

***

Die Kälte der Nacht lag nun über der Ebene und noch immer rannte Teal´c. Er hatte sich bisher keine Pausen gegönnt und griff auch auf seine letzten Kraftreserven zurück. Der Jaffa hatte schon einmal eine solche Strecke geschafft, doch er wusste, irgendwann würde sein Körper Tribut fordern.

Doch solange es noch kühl war wollte er weiterrennen. Erst in der Hitze des Tages war die Pause angebrachter. Er rechnete damit, das Tor im Laufe des kommenden Tages zu erreichen. Bald würde der nächste Tag anbrechen und mit ihm die Hitze. Teal´c schaffte in seinem Geist Platz für seine Freunde. Ihr Bild vor seinen Augen würde ihn antreiben.

Auch Teal´c hatte das leise Zittern im Fels gespürt als das Beben begann. Er hatte sich im Lager befunden und versucht, sich auf den Beinen zu halten, während immer mehr Risse den Boden vor ihm und die Außenwände des Tempels durchzogen. So schnell es gekommen war, so schnell war es auch wieder vorbei gewesen. Doch das Krachen, das aus dem Tempel drang, wollte kein Ende nehmen. Staubwolken quollen aus dem Eingang hervor und er begann darauf zuzurennen.

„O`Neill! Daniel Jackson!“ Doch seine Rufe blieben unbeantwortet. Als der Staub sich etwas gelegt hatte, war er in die teilweise verschütteten Tunnel gegangen. Er fand O´Neill nahe des Eingangs. Gemeinsam hatten sie sich auf die Suche nach Daniel gemacht.

Teal´c würde Jacks Blick nicht vergessen, als er Daniels Hand unter den Trümmern hervorragen sah und die Erleichterung in seiner Stimme, als er den Puls gefühlt hatte. „Er lebt.“

Die Sonne trat wieder über den Horizont und stach ihm in die Augen. Doch Teal´c merkte es kaum, seine Gedanken waren viele Kilometer hinter ihm.

Sie hatten den jungen Wissenschaftler vom Schutt befreit und seine Wunden versorgt. Doch sie erkannten schnell, dass sie ihren Freund nicht ohne schweres Gerät befreien konnten. Jack war dann in den Hauptgang gehumpelt und hatte stumm begonnen zu graben und der Jaffa hatte sich ebenso stumm dazu gesellt. Stundenlang rollten sie Felsen zur Seite, hatten Steine aus dem Weg geschleppt und gegraben.

Bis Jack inne gehalten hatte. „Es hat keinen Sinn.“

„In der Tat. Wir benötigen Hilfe.“

Sie hatten sich zwischendurch um den inzwischen erwachten Daniel gekümmert und wussten beide, dass sie ihn so schnell wie möglich unter dem Gestein hervorholen mussten. Und Carter... die Gedanken des Jaffas kreisten um den Major. Ihr Verlust wäre unersetzbar. Sie klammerten sich an den Gedanken, dass sie im Gewölbe sicher gewesen war.

Die Sonne brannte ihm wieder ins Gesicht. Mit jedem Schritt stieg sie höher und er kam seinem Ziel näher. Er dachte nicht mehr an eine Pause, nicht so kurz vor dem Tor.

Vor ihm lag ein Hügel, er wusste, er war seinem Ziel sehr nahe. Er keuchte, als er die Steigung überwand, um an der Kuppe mit dem Anblick des Stargates belohnt zu werden. Er stolperte den Hang hinab und auf das DHD zu. Erst jetzt merkte er, wie erschöpft er war. Seine Hände glitten über die Symbole und am Ende aktivierte er das Gate, sendete den Code und schleppte sich durch den Ereignishorizont.

***

Der General genoß gerade seinen Morgenkaffe und sah dabei einige Einsatzberichte durch. Er hatte vor wenigen Minuten eine Besprechung mit Dr. Fraiser hinter sich gebracht. Alles lief in geregelten Bahnen. In zwei Stunden würde sich SG-11 auf den Weg nach Madrona machen, um ein dortiges Forschungsprojekt voranzubringen.

Doch plötzlich schrillte der Alarm und kündigte eine unangemeldete Anwahl von außerhalb an. Der General eilte zügig aus dem Büro und hinunter in den Kontrollraum, wo Sgt. Siler bereits die Iris schloß. „Sir, wir erhalten einen Code. Es ist SG-1, Sir.“

„Iris öffnen.“ Der General beobachtete, wie sich die silbrige Iris langsam öffnete und Sekunden später ein gehetzt wirkender Teal´c durch das Tor trat. Der General hätte ahnen können, dass dem Jaffa niemand mehr folgte, denn Teal´c sah sich nicht um, wie es unter Teammitgliedern in der Regel der Fall war. Doch irgendwie wollte sich der General nicht mit diesem Gedanken abfinden.

Das Blau fiel leer in sich zusammen und zurück blieb nur der Jaffa, der nun langsam und sichtlich erschöpft auf die Rampe sank. Der General griff sofort zum Mikro. „Dr. Fraiser bitte in den Torraum.“ Dann beeilte er sich, selbst dorthin zu kommen. Hammond schritt die Rampe hinauf, wo sich bereits ein Sanitäter um Teal´c bemühte. Doch dieser schob ihn beiseite, als er den Leiter des SG-Centers auf sich zukommen sah.

„General Hammond. Unsere Freunde benötigen unsere Hilfe.“

***

Jack schreckte aus dem Schlaf hoch. Er hatte in der Nacht den Rest ihrer Ausrüstung aus dem Lager geholt und bei Daniel deponiert. Der junge Wissenschaftler war schnell eingeschlafen und Jack deckte ihn mit einem Schlafsack zu, um ihn vor der Kälte der Nacht zu schützen.

Danach hatte er sich wieder an die Arbeit gemacht, brüchige Stellen stützte er ab und was er bewegen konnte, rollte und räumte er zur Seite. Er musste irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen sein, denn am Morgen fand er sich halb über einen Felsen gelehnt vor. Vorsichtig streckte er seine Glieder, in die die Kälte gefahren war. Sein Knie pochte leicht und sein Mund war trocken.

Er griff zur Feldflasche und erinnerte sich daran, diese bei Daniel liegen gelassen zu haben. So richtete er sich stöhnend auf und schleppte sich den Gang entlang. Immer wieder stützte er sich an umgefallenen Statuen ab. In der Nacht hatte er begonnen, ihnen Namen zu geben, als Mittel gegen die Einsamkeit und Hilflosigkeit. Der letzte in der Reihe war „George“. Ein recht stummer Kandidat, aber ein guter Zuhörer.

Jack ließ sich neben Daniel nieder, der noch immer tief und fest schlief. Jack machte sich Sorgen, er konnte weder Sam noch ihm wirklich helfen. Vorsichtig zog er Daniels Schlafsack zurecht und legte sich dann an seine Seite. Ihm war kalt und so zog er seinen eigenen Schlafsack zu sich herüber und fiel an der Seite seines Freundes in einen unruhigen Schlaf.

***

Teal´c beobachtete, wie sich der Rettungstrupp bereit machte, das Tor zu passieren. Drei Stunden waren vergangen, in denen er dem General, Janet Fraiser und dem Leiter des Rettungsteams die Situation genauestens wiedergegeben hatte. Hammond hatte einen Spezialisten für die Bergung Verschütteter kommen lassen. In der letzten halben Stunde hatte der Jaffa ihm genau die Struktur des Tempels erklärt. Captain Wilgers hatte daraufhin einiges an Spezialausrüstung einpacken lassen. Hammond hatte es sogar geschafft, vier Quads zu organisieren, damit eine Vorhut schneller bei SG-1 war.

Teal´c sah sich ungeduldig zum Kontrollraumfenster um und wurde mit dem Nicken des Generals belohnt. Das Gate begann sich zu drehen und ein Team aus SG-7, den Bergungsspezialisten und einem Sanitätsteam sah erwartungsvoll die Rampe hinauf. Janet schulterte ihre medizinische Ausrüstung. Sie hatte beim General darauf bestanden, diese Mission zu begleiten. Es war klar, dass alle drei Teammitglieder dringend medizinische Hilfe benötigten.

Jedenfalls hoffte sie, dass sie auch drei zu versorgen hatte. Sie schüttelte den Gedanken ab. Sie würden Sam finden. Der General wusste, wie nah sich die beiden Frauen standen und dass er auf diese Mission niemand anderes als sie schicken konnte. Der Ereignishorizont baute sich mit dem bekannten Getöse auf und die Mitglieder von SG-7 bestiegen die vier Geländefahrzeuge, um sie lautstark auf den Planeten zu fahren. Der Rest machte sich zu Fuß auf den Weg.

Janet durchschritt die silbrige Oberfläche an der Seite des großen Jaffas und bedeckte, drüben angekommen, gleich ihre Augen vor dem gleißenden Licht. „Ist das eine Hitze.“

Major Meyers war schon wieder von seinem Fahrzeug abgestiegen, da er und sein Team zunächst zurückbleiben würden. Er kontrollierte noch einmal die Fahrzeuge und die zwei kleinen Anhänger daran. Diese waren bis obenhin mit Ausrüstung bepackt. Janet würde mit Teal´c fahren.

Janet lief der Schweiß schon jetzt in Strömen hinab. Es würde eine anstrengende Strecke werden und als sie den ersten Hügel überquert hatten, sah sie eine trostlose Ebene vor sich. Oh ja, das würde eine lange und warme Fahrt werden.

***

Jack zerrte an einem großen Felsen, der sich einfach nicht bewegen wollte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte es erneut, doch nichts geschah. Erschöpft lehnte er sich zurück. Er wurde bald wahnsinnig, er musste Sam finden. Er drückte sich hoch und humpelte zum Ausgang, der Sonne entgegen.

Er bedeckte die Augen vor den blendenden Strahlen, denn er hielt sich fast ausschließlich im abgedunkelten Tempel auf, so dass er einige Minuten brauchte, um etwas zu erkennen. Da der Tempel am Fuß einer Hügelkette lag, konnte er seinen Blick weit ins Tal hinein schweifen lassen, doch es zeigte sich keine erhoffte Staubfahne.

„Teal´c, wo bleibst du denn.“ Jack setzte sich einen Moment um auszuruhen. Er wusste, dass sich sein Freund nicht schonen würde, um Hilfe zu holen. Jack stützte seine Arme auf und lehnte sich leicht zurück. Ihr altes Lager lag verwaist. Lächelnd dachte er an ihren ersten Abend zurück.

Das Gespräch war auf ein heikles, aber auch amüsantes Thema gefallen. Jack hatte über Daniels Hang gesprochen, immer wieder in diverse amouröse Abenteuer zu geraten, woraufhin Daniel gleich mit Jacks Beziehung zu einem 30-tägigen weiblichen Wesen konterte. Sie hatten viel gelacht und in Erinnerungen geschwelgt. Und nun drohte auch Sam nur zu einer Erinnerung zu werden.

„Nein!“ Jack raffte sich auf und warf einen letzten Blick in die Ferne. Nichts, rein gar nichts war zu sehen. Er würde allein weitergraben müssen. Ein Zittern im Boden ließ ihn innehalten.

Es war so kurz gewesen, dass Jack sich gar nicht so sicher war, was er da gespürt hatte. „Was...?“ In diesem Moment war es wieder da und der Boden vibrierte unter seinen Füßen. Hektisch sah er den Tunnel hinab und überall Staub und Dreck von der Decke rieseln.

„Jack!“ Daniels Stimme löste seine Starre, während das leichte Zittern des Bodens anhielt. Schon das leichteste Nachbeben konnte den Tempel restlos zum Einsturz bringen. „Ja... Jack, hilf mir! Jack...“

Daniels Stimme kippte und brach ab. Jack humpelte so schnell er konnte in den Tempel. Auch wenn es seinen eigenen Tod bedeuten konnte, er würde seinen Freund nicht im Stich lassen. Er achtete nicht auf sein Bein und hetzte hinab, während das Zittern erstarb.

Doch das Knirschen ging weiter, direkt vor ihm fiel ein Teil der Decke herab, dem Jack nur knapp ausweichen konnte. „Daniel!“ Jack kam um die Ecke und sah besorgt, wie viel Staub und kleine Trümmerstücke von der Decke fielen. Sein Freund hatte die Arme schützend über das Gesicht gelegt und hustete unter all dem Staub. „Daniel!“ Jack warf sich neben ihn und schützte ihn mit seinem Oberkörper, bis das Rieseln des Drecks nachließ. Daniel hustete und versuchte, sich den Staub aus dem Gesicht zu wischen. Jack half ihm, sich leicht aufzurichten.

„Verflucht! Noch ein paar dieser Nachbeben und hier stürzt alles zusammen. Welcher Gott auch immer auf diesen Aborodingsbums sauer ist, er hat ganze Arbeit geleistet.“ Jack reichte Daniel seine Wasserflasche und rieb sich, jetzt wo sein Adrenalinspiegel wieder sank, das nun schmerzende Bein.

„Ist schon okay, Jack. Kümmere dich lieber um Sam, hier kannst du eh nicht viel tun.“ Daniel nahm einen kräftigen Schluck. „Warst du draußen?“ Dieser beiläufige Satz spiegelte wieder, wie es in ihnen beiden aussah. Daniel begann seine Hoffnung zu verlieren.

„Ja. Ist ziemlich heiß. Da ist es hier drin schon angenehmer.“

„Hast du schon etwas sehen können?“

Jack wusste, dass er Daniel nichts vormachen brauchte. „Nein.“

Daniel nickte. „Geh und suche Sam.“ Jack sah ihm fest in die Augen, zweifelnd ihn allein lassen zu können, aber der Blick seines Freundes war eindeutig und so stand er wieder auf und ging in den Hauptgang zurück. Allerdings zog er eine Decke in Daniels Reichweite, mit der dieser sich vor weiterem Staub schützen konnte.

Die Lampe war umgefallen und Jack richtete sie wieder auf. „Wow.“ Jack sah, dass der Stein, der vorher so fest verkeilt gewesen war, sich verschoben hatte und den Blick auf ein dunkles Loch frei gab. Er wusste nicht, wie oft er versucht hatte, diesen Stein nur wenige Zentimeter zu bewegen. So hatte das Nachbeben noch sein Gutes.

***

„Teal´c.“ Der Jaffa stand in Fahrtrichtung und starrte das Tal entlang. Der Himmel dämmerte, doch noch immer war es unerträglich heiß. Janet hatte sich in den Schatten eines kleinen Strauches gesetzt. Sie hatten eine kleine Pause eingelegt, nicht nur sie, auch ihre fahrbaren Untersätze mussten mal abkühlen und Flüssigkeit nachlegen. Captain Wilgers Team kümmerte sich darum.

Der Jaffa drehte sich um und Janet sah die Ungeduld in seinen Zügen. Sie hielt ihm ihre Wasserflasche hin. „Auch Jaffa müssen manchmal trinken.“

Teal´c neigte den Kopf und schenkte ihr ein dankbares Lächeln. „In der Tat, Doktor Fraiser.“

Wieder wanderte Teal´cs Blick in die Fahrtrichtung. Janet konnte nicht umhin. „Wie lange werden wir noch brauchen, bis wir in Funkreichweite sind? Und wie lange, bis wir sie endlich erreichen?“

Der Jaffa zögerte. In diesem Tal schien die Zeit still zu stehen und doch rannte ihnen die Zeit davon. „Die Funkgeräte funktionieren auf diesem Planeten nur sehr eingeschränkt.“ Ungeduldig sah er beim Betanken zu. „Nach dieser Rast werden wir die Nacht durchfahren müssen und sollten das Ende des Tales Mitte des morgigen Tages erreichen.“

Janet sog frustriert die Luft ein. Sollte Sam tatsächlich noch leben und eingeschlossen oder verschüttet sein, würde ihr das Wasser längst ausgegangen sein. Daniels Lage würde eine Bergung schwierig machen, sie hoffte nur, dass ... Sie schüttelte die Gedanken ab und stand auf.

„Fahren wir.“ Mit diesen Worten schritt sie zum Quad und saß auf. Auch in ihr steckte die Ungeduld, ihre Freunde zu retten. Sie dachte an ihre letzte Begegnung mit Sam. Sie hatten gemeinsam gefrühstückt. Noch immer klang Sams Lachen in ihren Ohren.

***

Jacks Entschluss stand fest. Er wollte nicht auf den Rettungstrupp warten, sondern durch die schmale Öffnung kriechen. Er hatte soweit wie möglich hinein geleuchtet, aber nichts entdecken können und auf sein Rufen kam auch keine Antwort.

Er schnallte sich die Wasserflasche an den Gürtel und stellte eine zweite neben Daniel, der seine Augen geschlossen hatte. Jack wusste nicht, ob er schlief. Er hatte lange mit sich gerungen, ob er Daniel alleine lassen durfte, doch wenn Teal’c es geschafft hatte, dann konnte die Rettung nicht mehr fern sein.

Draußen stieg die Sonne immer höher und erhellte langsam den Tunneleingang. Es würde sehr eng werden, er wusste nicht, wie weit er kommen würde und konnte nur wenig mitnehmen. Sam würde Wasser benötigen und Verbandszeug. Das hoffte er zumindest, er verdrängte die dunklen Gedanken. Sie lebt. Sie musste einfach leben.

„Daniel?“ Jack wartete bis Daniel langsam die Augen öffnete. „Ich gehe jetzt. Brauchst du noch etwas?“

Jack hatte aus Zweigen eine Art Dach über Daniels Oberkörper gebaut. Zusammen mit einer Zeltplane sollte dies zumindest kleinere Schuttmengen abhalten. Daniel sah ihn einen Moment stumm an.

„Du findest sie, ja?“

Jack nickte seinem Freund zu. Er würde sie finden, so oder so. Daniel nickte ebenfalls unmerklich und schloss erschöpft die Augen. „Ja, du findest sie.“

„Teal´c wird bald hier sein.“ Er drückte Daniels Schulter und stand mühsam auf. Daniel öffnete die Augen und sah ihm hinterher, wie er um die Ecke humpelte. Er hörte Jack über den Schutt kriechen.

Irgendwann hörte er gar nichts mehr außer dem leisen Wind in den Tunneln. Die Stille war bedrückend und er fühlte sich hilfloser denn je. Er hatte es Jack nicht gesagt, aber die Anwesenheit seines Freundes war das Einzige gewesen, was ihn vor der dem Aufgeben bewahrt hatte.

Er spürte seine Beine nicht mehr und immer wieder wurde ihm schwarz vor Augen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie sie ihn unter all den verkeilten Trümmern hervor holen wollten. Frustriert schlug er mit der Faust gegen das Bein der steinernen Gottheit, die ihn begraben hatte. Immer wieder schlug er auf den Fels ein, wissend, dass dies nichts bringen würde außer weiteren Schmerzen.

Daniel hielt inne. Ein leises Grummeln und Zittern durchfuhr den Boden und löste erneut einen kleinen Schuttregen aus, der dieses Mal jedoch an Jacks Konstruktion entlang rutschte.

Wann hörte das endlich auf? Bei einem großen Nachbeben hätte Jack keine Chance. Seiner Beschreibung nach war der Hohlraum, durch den er kriechen wollte, mehr als instabil. Daniel schloss die Augen und versuchte zu lauschen. Nichts, die Tunnel schluckten alle Geräusche Jacks. Der junge Wissenschaftler merkte gar nicht, wie er in einen unruhigen Dämmerschlaf verfiel.

weiter: Kapitel 2

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