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Die Bedrohung der Galvaner von Tanagra

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Die Bedrohung der Galvaner


„Wie sieht’s denn hier aus?!“ entfuhr es Colonel O’Neill, als sie durch das Stargate auf P5C435 angekommen waren. „Auf den MALP-Bildern war das doch noch nicht so schlimm, oder irre ich mich da?“

Die Landschaft, die sich vor ihnen auftat, sah nicht gerade einladend aus. Der Boden war zerfurcht und aufgerissen mit Verwerfungen überall. Teilweise durchzogen tiefe Spalten das Geröllfeld vor ihnen, das nur spärlich von moosartigen Pflanzen bewachsen war.

„Das hier ist ein seismisch sehr aktives Gebiet, der Boden ist vulkanischen Ursprungs, und offensichtlich ist es seit der MALP-Übertragung zu einem erneuten Beben gekommen,“ stellte Major Carter fest. „Diese Spalten im Boden sind neu.“

„Muß ich mir Sorgen machen?“ wollte Jack wissen.

Sam wollte gerade zu einer näheren Erläuterung über Vulkanismus und Seismik ansetzen, als sie seinen Blick wahrnahm und sich für die Kurzversion entschied.

„Ich denke, im Augenblick nicht, Sir.“

„Okay,“ nickte er zufrieden. „Dann wollen wir mal diesen Tempel suchen, den das UAV entdeckt hat.“

Er setzte seine Sonnenbrille auf und marschierte los.

„Ich denke eher nicht, dass es ein Tempel ist,“ warf Daniel ein, und Jack blieb stehen, ohne sich umzudrehen.

„Daniel? Möchten Sie uns noch etwas sagen?“

„Ich meine nur, dass es für mich nicht wie ein Tempel aussieht,“ beharrte der Archäologe etwas genervt, weil schon General Hammond dieser Unterscheidung keine Aufmerksamkeit gewidmet hatte.

„Es scheint mir eher ein anderes öffentliches Gebäude zu sein – eine Bibliothek etwa oder eine Universität. Das macht es ja gerade so interessant.“ Er holte Luft, um seine Überlegungen weiter auszuführen, doch Jack ging einfach weiter, Teal’c folgte ihm wortlos. Sam lächelte Daniel kurz zu und schloß sich ihren Teamkollegen an.

„Jedenfalls...“ Daniel seufzte und lief den anderen hinterher.

 

 

 

 

Es war nicht so weit bis zu dem Gebäude, das sie suchten, aber das Vorankommen war durch die Beschaffenheit des Bodens beschwerlich. Immer wieder mussten sie kleine Umwege in Kauf nehmen, um Spalten im Erdreich auszuweichen.

„Gewagt geparkt,“ stellte Jack trocken fest, als sie am Ziel angekommen waren. Sam musste grinsen, aber es war offensichtlich, was ihr Vorgesetzter meinte:

Das Gebäude, das in seiner Form an das Weiße Haus erinnerte, stand unmittelbar an einer Klippe. Teilweise waren kräftige Risse im Mauerwerk zu erkennen, wo vermutlich der Boden bereits nachgegeben und dadurch die Statik verändert hatte.

„In einem Erdbebengebiet einen Tempel direkt an den Abgrund zu bauen, nenne ich wirklich Gottvertrauen,“ sagte Jack.

„Es ist kein Tempel!“ rief Daniel heftig, und alle drehten sich erstaunt zu ihm um, wodurch ihm erst bewusst wurde, was für einen Tonfall er angeschlagen hatte.

„Entschuldigung, aber niemand hört mir zu,“ räumte er etwas ruhiger ein. „Ich denke eher, dass es ein Bildungsgebäude ist, eine Schule, eine Universität oder Bibliothek. Es sieht nicht nach einem Kultbau aus.“

„Macht das einen Unterschied?“ fragte Jack. Er war ehrlich verwundert, warum das für Daniel offensichtlich so wichtig war.

„Verstehen Sie denn nicht, Jack? Ein Tempel sagt uns viel über die Kultur der Leute, die ihn gebaut und benutzt haben. Aber eine Universität oder Bibliothek – da können wir etwas über ihr Wissen erfahren, ihre Technologien, ihre Medizin, ihre Geschichte und ihre Kultur. Es ist ungleich informativer.“

Jack legte den Kopf schief.

„Und gleich werden Sie mir wahrscheinlich erklären, dass es auf jeden Fall wert ist, das Risiko einzugehen, dieses marode Gebäude am Rande eines Abgrunds an einem Ort, der ständig von Erdbeben erschüttert wird, zu betreten, richtig?“

Daniel stockte einen Moment und sah zum Eingang des Bauwerks. Der Gedanke, jetzt wieder abzuziehen, ohne erfahren zu haben, welche Geheimnisse dieser Ort offenbaren konnte, war ihm zutiefst zuwider. Allerdings musste er Jack recht geben, dass es ziemlich gefährlich aussah.

„Ich weiß nicht.“ Er sah seine Teamkollegen an. „Aber ich denke schon.“

Jack überlegte.

„Sir,“ schaltete Sam sich ein. „Ich denke, wenn wir die Erkundung zeitlich nicht zu sehr ausdehnen, ist das Risiko tragbar. Wenn wir uns erst mal einen Überblick verschaffen, was da drin wirklich interessant sein könnte, wäre es schon wirklich ein großer Zufall, wenn genau in diesem Zeitraum der Bau, der schon so lange zu stehen scheint, zusammenstürzt.“

O’Neill ließ seinen Blick nochmal über die Risse in den Wänden gleiten. Schließlich nickte er.

„Na schön, dann sollten wir nicht noch mehr Zeit vertrödeln. Sehen wir nach, ob es da drinnen ein paar spannende Bücher gibt.“

 

 

 

 

Im Inneren zeigte sich schnell, dass Daniel mit seiner Vermutung über den Zweck des Bauwerks richtig gelegen hatte. Es schien tatsächlich so etwas wie eine Universität oder höhere Schule zu sein. In den Räumen hinter den Türen, die von der Eingangshalle abgingen, verbargen sich Hörsäle; daran anschließend entdeckten sie Räume, die wie Laboratorien erschienen. Die Regale an den Wänden waren teilweise umgefallen, allerlei Gerät und Glassplitter lagen auf dem Boden verstreut.

Daniel hob ein Buch auf und blätterte darin.

„Die Sprache scheint mit dem Altgriechischen verwandt zu sein,“ stellte er fest, und seine Erregung wuchs. „Das hier ist ein Physikbuch.“

Sam kam interessiert näher, konnte mit den Schriftzeichen aber nichts anfangen, und so verstaute Daniel seinen Fund in seinem Rucksack.

Plötzlich ging ein Zittern durch den Boden, und alles um sie herum geriet in Bewegung. Sam verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden.

Nach wenigen Sekunden kehrte wieder Ruhe ein, und Jack half seinem Major auf.

„Sind Sie ok, Carter?“ Er besah sich ihre linke Hand, die blutete, weil sie auf dem Boden in eine Glasscherbe gefasst hatte.

„Halb so wild, Sir,“ antwortete sie. „Nur ein kleiner Schnitt.“ Teal’c holte das Verbandszeug aus dem Gepäck und versorgte schnell die Wunde.

„Ich denke, das war eine deutliche Warnung. Nächstes Mal haben wir vielleicht nicht so viel Glück,“ sagte O’Neill. Er bemerkte Daniels verzweifelten Blick auf all die Sachen, die ihn so interessierten und die er nun hier einfach so zurücklassen sollte.

„Ok, wir teilen uns auf, nehmt alles mit, was irgendwie so aussieht, als könnte Daniel etwas damit anfangen. Bücher, Artefakte, was weiß ich. So Zeug eben. Wir treffen uns in 30 Minuten draußen.“

„Jack,“ wollte Daniel einwerfen, um mehr Zeit zu fordern, doch der Blick seines Kameraden zeigte, dass er nicht mit sich handeln lassen würde.

„Die Zeit läuft, Daniel. 30 Minuten.“

 

 

 

 

Sie verteilten sich in alle Richtungen und begannen mit dem Sammeln, wobei sie über Funk in Kontakt blieben.

Jack war bis in den hinteren Bereich der Universität vorgedrungen und hatte dort eine Art Lager entdeckt, wo allerlei fremdartige Gegenstände aufbewahrt wurden. Er stöberte ein bisschen herum und blieb dann vor einem großen Gebilde aus Stein stehen.

„Carter?“ fragte er in sein Funkgerät.

„Sir?“

„Kann es sein, dass es mehrere von diesen Quantumspiegeln gibt? Sie wissen schon, diese Dinger mit den alternierenden Realitäten.“

Es folgte ein kurzes Schweigen.

„Ja, Sir. Warum eigentlich nicht? Wer einen bauen kann, kann auch mehrere bauen. Haben Sie da so etwas gefunden?“

„Ist ein bisschen schwer zum Transportieren, und wir haben ja auch schon einen, aber vielleicht finde ich das Bedienteil.“

Jack sah sich weiter um und fand schließlich, wonach er gesucht hatte. Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass es Zeit für den Rückweg war.

„Kommt zum Ende, Leute. Wir sehen uns draußen.“

 

 

 

 

Als er wieder in die Eingangshalle kam, sah er sein Team vor sich auf dem Weg zum Ausgang. Auch Daniel war dabei, was ihn beruhigte. Er hatte schon befürchtet, dass der junge Wissenschaftler im Eifer der Erkundung die Zeit vergessen könnte.

Plötzlich begann die Erde wieder zu zittern, diesmal viel stärker als bei dem Erdstoß zuvor, und diesmal konnte sich keiner von ihnen mehr auf den Beinen halten.

Der Boden geriet ins Wanken und sackte plötzlich zur Mitte der Halle hin ab. Sam schrie auf. Teal’c, der ihr am nächsten lag, packte sie an ihrer Weste und verhinderte dadurch, dass sie in den sich auftuenden Spalt rutschte. Er selbst hielt sich an einem Türrahmen fest. Auch Daniel war in Sicherheit und klammerte sich an eine Säule.

Teile der Decke stürzten ein.

Jack war ebenfalls ins Rutschen geraten, und nirgends gab es etwas, wo er sich hätte festhalten können.

„Verdammt, verdammt, verdammt!“ zischte er und versuchte verzweifelt, sich in den Boden, über den er schlitterte, zu krallen. Dann fühlte er, wie er in die neu aufgerissene Spalte glitt.

Im letzten Moment bekam er die Kante zu fassen und hing nun über dem Abgrund.

„Oh Gott!“ stöhnte er. Ein Blick nach unten verhieß nichts Gutes, der Riss war unergründlich tief.

„Sir!“ schrie Sam mit Panik in der Stimme. Teal’c hatte sie zu sich gezogen, so dass sie wieder Halt hatte, und sie alle blickten bestürzt zu Jack, der sich auf der anderen Seite der Spalte nur mit den Fingerspitzen an der Kante festgekrallt hatte.

Die Kluft, die die Halle in zwei Teile spaltete, war jetzt gut 10 Meter breit, so dass Jack von seinem Team keine Hilfe zu erwarten hatte. Allerdings merkte er, wie sein Gewicht, das an seinen Fingern hing, scheinbar abnahm. Er brauchte einen Moment, um wahrzunehmen, woran das lag. Der Teil des Bodens, an dem er hing, neigte sich, so dass sein Körper, der eben noch nur von seinen Fingern gehalten über dem Abgrund gehangen hatte, langsam der sich zurückneigenden Abbruchwand auflag. Seine Füße suchten und fanden etwas Halt, und er strampelte sich schnell nach oben und auf festen Boden. Dort blieb er keuchend liegen, bis er merkte, dass er wieder ins Rutschen geriet, diesmal zur anderen Seite.

„O’Neill!“ schrie Teal’c, und Jack rappelte sich erschrocken auf.

„Die Klippe bricht weg!“

Sie hielten alle inne, als könnte das die Katastrophe aufhalten. Aber die Bewegung des Bodens war tatsächlich zum Stillstand gekommen.

„Wir müssen Hilfe holen,“ stellte Daniel fest und kam vorsichtig wieder auf die Füße.

„Das dauert zu lange,“ erwiderte Teal’c. „Beim nächsten Erdstoß wird die Klippe mit O’Neills Teil der Universität endgültig wegbrechen. Wir brauchen mindestens 2 Stunden, bis wir mit Hilfe wieder hier sein können. Die Stöße kommen aber in kürzeren Abständen.“

Jack nickte resigniert.

„Ich weiß.“

„Sir, haben Sie da wirklich einen Quantumspiegel gefunden?“ fragte Carter nun.

Der Colonel sah auf.

„Allerdings. Wenn er nicht eben kaputtgegangen ist...“

Vorsichtig machte er sich wieder auf den Weg in den hinteren Teil der Universität.

„Hier sieht alles ganz schön mitgenommen aus,“ teilte er über Funk mit.

„Bin jetzt in dem Labor...Da ist er! Er ist noch heil, wie es scheint. Was soll ich jetzt machen? Wie funktioniert das Ding?“

„Haben Sie das Bedienteil?“ fragte jetzt Daniel.

„Hab ich.“

„Drehen Sie an dem Regler. Die einzelnen Realitäten liegen sehr dicht beieinander, Sie brauchen etwas Fingerspitzengefühl...“

Jack berührte das Modul, und im Spiegel erschien ein Bild.

„Unser Spiegel steht wieder in Area 51, richtig?“ fragte er.

„Richtig,“ bestätigte Carter. „Aber Sie sollten sich erst mal in eine Welt begeben, die sicher erscheint und dann von dort aus in Ruhe versuchen, unsere Realität wiederzufinden.“

„Das Wort ‚versuchen’ gefällt mir in dem Zusammenhang überhaupt nicht, Carter,“ antwortete Jack.

Sie lächelte.

„Sie schaffen das schon, Sir.“

„Gehen Sie inzwischen zurück und sorgen dafür, dass der Spiegel ins SGC gebracht wird. Ich hab’ keine Lust, mich mit den Typen vom NID in Area 51 auseinanderzusetzen, wenn ich zurückkomme.“

„Ja, Sir.“

„Und wir sollten uns ein Zeichen überlegen, irgendein Merkmal, das wir vor dem Spiegel platzieren, damit Sie unsere Realität leichter erkennen,“ warf Daniel ein, der sich noch gut daran erinnerte, wie ähnlich sich die Realitäten teilweise waren.

„Wenn ihr den Raum für eine ‚Willkommen-zurück,-Jack-Party’ schmückt, reicht mir das schon als Zeichen,“ sagte O’Neill.

Einen Moment schwiegen alle.

„Und nun macht schon, dass ihr loskommt!“

„Viel Glück, Colonel,“ sagte Sam heiser und schluckte.

„Wir sehen uns auf meiner Party, Major,“ beruhigte Jack sie.

Dann sah er zweifelnd zu dem Spiegel. Er hatte diese ganze Geschichte mit den alternierenden Realitäten nie so richtig verstanden, und jetzt saß er vor diesem Ding als seiner letzten Rettung. Das gefiel ihm gar nicht. Vorsichtig drehte er an dem Regler herum, und Bilder zogen im Spiegel an ihm vorbei, als würde er das Fernsehprogramm durchzappen.

Teilweise zeigten sich ihm völlig fremde Umgebungen, teilweise sah er in ein zerstörtes SGC, teilweise auch in ein unversehrtes. Dunkle Räume gab es auch eine Menge, manche davon sicherlich Area 51 oder dessen Pendant in einer anderen Realität.

Als er spürte, dass der Boden unter seinen Füßen wieder zu erzittern begann, entschied er sich für ein intaktes SGC, das sich ihm zeigte, und legte die Hand auf den Spiegel. Ein kurzer Stromstoß ging durch seinen Körper, und er fand sich auf der anderen Seite wieder. Er sah in dem Labor, in dem er gerade noch gestanden hatte, alles ins Wanken geraten, und dann war der Spiegel plötzlich dunkel. Offenbar war sein Gegenstück in der Realität, die er verlassen hatte, zerstört worden.

 

 

 

 

„Hände hoch! Umdrehen!“ wurde er plötzlich von hinten angeschrien, und er hob folgsam die Hände und wandte sich langsam zu dem Soldaten um.

„Colonel O’Neill?“ fragte dieser fassungslos, als er ihn erkannte.

„Wo kommen Sie denn plötzlich her?“

„Ist `ne lange Geschichte,“ antwortete Jack seufzend. Ihm graute schon davor, diese Sache, die er selbst nicht ganz durchschaute, erklären zu müssen. „Bringen Sie mich zu General Hammond.“

Aber zunächst wurde er in die Krankenstation geführt, wo Dr. Fraiser ihn gründlich untersuchte. Er wurde geröntgt und durch’s MR geschoben, bis man sicher war, dass er weder einen Goa’uld in sich trug noch irgendeine Art von Bombe oder Falle. Erst dann brachte man ihn in den Briefingraum.

„Colonel, schön, dass es Ihnen gut geht!“ wurde er von General Hammond begrüßt.

„Was ist passiert? Wie konnten Sie sich befreien? Haben Sie Ni’irtis Unsichtbarkeitstechnologie genutzt?“

Jack warf einen Blick in die Runde. Daniel, Teal’c, Dr. Fraiser, ein ihm unbekannter Captain und der General sahen ihn erwartungsvoll an.

„Der Spiegel... in dem Raum, wo ich aufgetaucht bin... Sie wissen nicht, wozu er da ist?“ fragte er vorsichtig.

Die Anwesenden tauschten ratlose Blicke aus.

„SG-4 hat ihn erst vor kurzem von einer Mission mitgebracht, so dass wir noch keine Zeit hatten, uns näher damit zu beschäftigen. Die anderen Probleme haben absoluten Vorrang,“ erklärte Hammond. „Wieso, was ist damit? Ist das eine Technologie, die uns vielleicht nützen könnte?“

„Ähm, das ist nicht so ganz einfach.“ Jack sah hilfesuchend zu Daniel, doch der schien auch nicht zu wissen, worauf er hinauswollte.

„Ich schätze mal, Carter kann so was viel besser erläutern. Ich meine, wenn ich ihr das erkläre, was ich so aufgeschnappt habe, dann kann sie sich bestimmt einen Reim darauf machen. Wo ist sie eigentlich?“

„Wir haben ihr noch nicht gesagt, dass er wieder da ist, solange nicht klar war, ob er nicht ein Goa’uld oder so was ist,“ erklärte Dr. Fraiser in Hammonds Richtung.

Der nickte und wies über Gegensprechanlage einen Soldaten an, Dr. Carter zu holen.

Jack rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Ihm fiel wieder ein, dass in beiden alternativen Realitäten, mit denen sie bisher Kontakt gehabt hatten, Sam und er ein Ehepaar waren. Auch hier schien es so zu sein, denn sie schien keinen militärischen Rang zu bekleiden sondern zivile Mitarbeiterin zu sein. Und mit dem Jack O’Neill dieser Welt musste irgendetwas passiert sein, dass man so auf seine Ankunft reagierte und ihr gegenüber ein Geheimnis daraus machte.

 

Einen Augenblick später betrat sie den Raum und blieb wie erstarrt stehen, als sie ihn sah.

„Jack...“

Er lächelte unsicher. „Hi.“

„Du bist also wieder da,“ stellte sie fest. Die Erleichterung war ihr zwar anzumerken, aber besonders enthusiastisch war ihre Begrüßung nicht. Sie setzte sich an der anderen Seite des Tisches auf einen freien Platz.

„Bist du ok?“ fragte sie.

„Eigentlich schon,“ antwortete er vorsichtig.

Sie nickte und wandte sich dann an Hammond.

„General, ich bin mit dem Generator leider nicht weitergekommen, aber wenn Jack jetzt wieder da ist, brauchen wir die Asgard ja auch gar nicht mehr zu kontaktieren. Die Verhandlungen mit den Galvanern können doch noch stattfinden.“

Hammond nickte.

„Das ist richtig. Allerdings wollte uns Colonel O’Neill noch etwas erklären, und dafür hat er um Ihre Anwesenheit gebeten. Er meinte, nur Sie würden es vielleicht verstehen.“

Sie sah Jack an, und in ihrem Blick lag ein seltsamer Ausdruck, den er nicht einordnen konnte. Er war so irritiert, dass es ihm schwer fiel, sich von ihren Augen loszureißen.

„Also...?“ fragte sie.

Seine Erstarrung löste sich endlich, und er konnte den Blick abwenden.

„Ich fürchte, ich bin nicht der, für den Sie mich halten... Das heißt, eigentlich bin ich es doch, aber nicht so ganz.“ Er seufzte. Dann erklärte er so gut es ging und immer wieder unterbrochen von Sams wissenschaftlichen Kommentaren die Möglichkeiten des Quantumspiegels, ihre bisherigen Erfahrungen damit und wie es zu der Situation gekommen war, dass er ihn jetzt hatte benutzen müssen.

„Ich weiß, das klingt alles absolut verwirrend, ich bin der letzte, der das abstreitet, aber alles, worum ich Sie bitten möchte, ist, mir den Zugang zu diesem Spiegel zu gewähren, damit ich dahin zurückkehren kann, wo ich eigentlich hingehöre.“

Die Anwesenden schwiegen, und Jack hatte nicht das Gefühl, dass das ein gutes Zeichen war. Was war hier bloß los?

„Er sieht aus wie O’Neill. Und er redet genau wie O’Neill,“ stellte Teal’c fest.

„Laut der medizinischen Analyse ist er Colonel O’Neill,“ fügte Dr. Fraiser hinzu.

„Wir wären wirklich dumm, wenn wir diese Chance nicht nutzen würden,“ sagte Daniel und sah zum General. Der nickte und blickte auf den Gast mit der seltsamen Geschichte.

„Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Jack: Sie erhalten freien Zugang zu diesem Spiegelding, aber vorher müssen Sie etwas für uns tun. Die Erde ist einer wirklich bedrohlichen Situation ausgesetzt, und wir brauchen unbedingt Colonel O’Neill, um eine Katastrophe abzuwenden. Helfen Sie uns, und wir helfen Ihnen.“

Er stand auf.

„Dr. Carter wird Ihnen alles mitteilen, was Sie wissen müssen. Ich gehe davon aus, dass Sie uns voll unterstützen werden. Genau genommen haben Sie gar keine andere Wahl.“

Hammond verließ den Briefingraum und ging in sein Büro, wo er nach dem roten Telefon griff, um den Präsidenten über die veränderte Situation zu informieren. Die anderen erhoben sich ebenfalls und verließen nach einem kurzen Blick auf O’Neill und Dr. Carter den Raum.

 

„Ich habe keine Ahnung, worum es hier eigentlich geht,“ sagte Jack etwas hilflos und sah zu Sam.

„Komm mit, ich zeig’s dir,“ antwortete sie und ging voran. Er folgte ihr in ihr Labor, wo sie sich an den Computer setzte.

„Vor ein paar Wochen stellten wir beunruhigende Klimaveränderungen auf der Erde fest. Die Durchschnittstemperatur stieg weltweit langsam aber stetig an. Das Eis der Pole begann zu schmelzen. Allerdings stieg dadurch der Meeresspiegel nicht an, und wir entdeckten, dass das frei werdende Wasser nicht auf der Erde blieb sondern zu einer Raumschiffflotte im All transferiert wurde.“

Er sah sie groß an.

„Goa’uld?“ fragte er.

„Nein,“ war die Antwort. „Inzwischen wissen wir, dass die Außerirdischen sich Galvaner nennen. Sie sind sehr hoch entwickelt, für die sind wir nur so was wie Neandertaler.“

„Sehr sympathisch. Freunde von den Tollanern?“ meinte Jack, und er erntete wieder so einen seltsamen Blick von Sam.

„In ihrer Heimatwelt herrscht eine furchtbare Dürre, und sie brauchen das Wasser, um ihren Planeten am Leben zu erhalten. Sie brauchen Unmengen von Wasser und haben schon die ganze Galaxie abgegrast.“

„Wie Heuschrecken,“ warf Jack ein.

Sie lächelte kurz. „Ja, so könnte man sagen. Es ist uns gelungen, Kontakt zu ihnen aufzunehmen, aber sie waren nicht im geringsten kompromissbereit. Bis sich herausstellte, dass wir gemeinsame Bekannte haben: die Asgard.“

„Unsere kleinen grauen Freunde, mal wieder Gold wert,“ stellte Jack fest.

Sam nickte.

„Sie fragten offensichtlich bei den Asgard nach, und die bestätigten, dass wir zu ihren Freunden gehören, was dazu führte, dass die Galvaner jetzt gesprächsbereit sind. Allerdings wurde Jack ihnen von Thor als zu empfehlender Verhandlungspartner genannt, und so ist er der einzige, mit dem sie reden wollen. Ausgerechnet!“ schnaubte sie.

Jack zog die Augenbrauen hoch. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, zog es aber vor, erst mal weiter zuzuhören.

„Wir haben einen Plan entwickelt, wie allen geholfen werden kann und wie sie mit ihrem Klimaeingriff sogar noch etwas Gutes bewirken können – auf dem Planeten, wo Administrator Caulder in seiner Kuppelstadt inmitten einer Eiswüste lebt.“ Sie stockte einen Moment und sah plötzlich sehr verletzlich aus. „Kennst du den überhaupt? Es fällt mir schwer, im Hinterkopf zu behalten, dass du nicht der Jack bist, den wir hier kennen...“

„Ja, den Planeten kennen wir auch,“ teilte Jack mit. „Wenn die da das Klima erwärmen und das freiwerdende Wasser abpumpen, wird die Welt außerhalb der Kuppelstadt dort also wieder bewohnbar.“ Er lächelte. „Ziemlich genial. Deine Idee?“

Wieder warf sie ihm einen dieser seltsamen Blicke zu, und ihn beschlich ein ungutes Gefühl.

„SG-1 war auf einer Mission, als hier der Kontakt mit den Galvanern zustande kam. Natürlich wurden sie sofort zurückgerufen, als Jack als Verhandlungspartner verlangt wurde. Leider kamen sie aber ohne ihn zurück.“

„Moment mal, du sagst das so, als gehörtest du nicht zu SG-1,“ unterbrach Jack.

Sie sah auf.

„Das ist richtig. Ich gehöre nicht zu SG-1. Nicht mehr, seit Jack und ich uns entschlossen haben zu heiraten.“

„Oh...“ Er sah sie unsicher an. Er hatte ja schon so etwas vermutet, aber irgendwie schien da noch mehr zu sein.

„Wie ich deinen Fragen entnehme, ist es in deiner Realität offensichtlich nicht so gekommen,“ stellte sie fest.

„Nein.“ Er sah auf seine Füße. „Major Carter und ich – also, wir sind Kollegen. Naja, Freunde. Irgendwie sowas.“

Sie lächelte traurig. „Gott, wie ähnlich ihr euch seid!“ murmelte sie. Dann sah sie ihn wieder an.

“Ihr habt also auf dem Eiszeitplaneten, als ihr nicht wusstet, wer und was ihr seid, nicht miteinander geschlafen?“

Er hob überrascht den Blick.

„Was? – Nein, natürlich nicht.“

Sam nickte. „Nun, wir schon. Und dann gab es irgendwie kein Zurück mehr. Wir konnten nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Ich quittierte meinen Dienst und wurde zur wissenschaftlichen Mitarbeiterin des SGC. Aber auf Missionen konnte ich so natürlich nicht mehr gehen, und wenn doch, dann nur noch ausnahmsweise, wenn ich für eine bestimmte Aufgabe angefordert wurde. Das war eher selten und dann natürlich nicht mit SG-1.“ Sie seufzte.

„Naja, um zum Thema zurückzukommen: Jack ist auf der letzten Mission gefangen genommen worden, von Ni’irti, wie wir nach allem, was Daniel, Teal’c und Captain Lingston berichtet haben, vermuten. Entweder war es einfach nur Pech, oder Ni’irti hat irgendwie von der ganzen Situation erfahren und sieht darin eine wunderbare Möglichkeit, die Erde ohne großen Aufwand zu vernichten. Die Galvaner wollen ausschließlich mit Jack O’Neill sprechen, sie akzeptieren keinen anderen Verhandlungspartner als den von Thor genannten. Die Asgard sind mit unseren Möglichkeiten nicht erreichbar, sie kämpfen nach wie vor gegen die Replikanten und wären nur direkt auf ihrem Heimatplaneten kontaktierbar, aber ich kriege diesen Zusatzgenerator, den wir dafür bräuchten, nicht in Gange. So kann keiner die Galvaner davon überzeugen, dass auch Daniel oder ich als Verhandlungspartner geeignet wären, zumal sie sich weigern, nochmals selbst mit den Asgard Kontakt aufzunehmen.“

Sie sah ihn an.

„Du siehst, dass du hier plötzlich aufgetaucht bist, ist für uns wie ein Wunder.“

„Ja, das ist es wohl,“ stimmte er nachdenklich zu. Tausend Gedanken rasten durch seinen Kopf.

„Es tut mir leid, dass dein Mann vermisst wird,“ meinte er leise.

Wieder hatte sie diesen Blick, als sie ihn jetzt fixierte.

„Jack ist nicht mehr mein Mann,“ sagte sie. „Wir sind geschieden.“

 

 

 

 

Jack lag auf der Pritsche in seinem Quartier und starrte an die Decke. Er konnte nicht so recht zur Ruhe kommen, zu verrückt war dieser Tag gewesen. Dass ausrechnet er in diese Spiegelsache geraten musste, war mal wieder typisch. Aber zu seinem Glück gab es ja auch hier eine Sam Carter, die die wirren Zusammenhänge begriff, selbst wenn er sie erklärte. Und damit war er schon bei dem Thema, was ihn eigentlich wach hielt: Sam. Auch in dieser Realität hatten sie geheiratet, aber hier war es schiefgegangen. Hier war genau das passiert, wovor er so große Angst hatte, dass es ihn daran hinderte, etwas an seinem Verhältnis zu seinem Major zu ändern.

Er schloß die Augen und versuchte, endlich zu schlafen.

 

 

 

 

Im SGC seiner Realität gab es auch einige schlaflose Gemüter. Daniel und Sam saßen in der Cafeteria und stierten vor sich hin, während sie einen Kaffee nach dem anderen tranken.

„Ganz sicher ist er durch den Spiegel gegangen, bevor die Klippe abgestürzt ist,“ sagte Daniel zum wiederholten Male, als würde es wahr werden einfach dadurch, dass er es immer wieder sagte.

Sam nickte.

„Und er hatte genug Zeit, eine ungefährliche Welt auszusuchen, wo er ganz in Ruhe mit dem Spiegel arbeiten kann.“

„Sicher,“ antwortete Sam, ohne ihn anzusehen.

„Morgen, wenn der Spiegel erst mal hier ist, ist Jack auch bald wieder da. Und dann hat er bestimmt eine Supergeschichte zu erzählen.“

Sie nickte wieder, und sie verfielen erneut in Schweigen.

Plötzlich schlug sie die Hände vor’s Gesicht.

„Oh Gott, es ist so furchtbar, nur zu dritt durch das Tor zu kommen! Wir haben ihn da einfach allein gelassen.“

„Wir konnten ihm dort nicht helfen, Sam.“

„Ich weiß.“

„Und es geht im bestimmt gut, Jack ist nicht so leicht kleinzukriegen.“

„Er fehlt mir,“ sagte sie unvermittelt. „Ich hab solche Angst, dass ich ihn nie wiedersehe.“

Daniel wusste nicht, was er sagen sollte. Also nahm er einfach Sams Hand und drückte sie aufmunternd.

„Morgen haben wir ihn bestimmt wieder!“

 

 

 

 

Jack stand am nächsten Tag schon sehr früh auf, obwohl er nur wenig geschlafen hatte. Vor dem Treffen mit den Galvanern wollte er unbedingt noch mit Daniel sprechen und genaueres erfahren über die Umstände, unter denen der O’Neill dieser Welt verschwunden war. Und es gab da auch noch etwas Anderes, was er Daniel fragen wollte.

Zunächst holte er aus der Cafeteria zwei Becher mit Kaffee, und dann machte er sich auf die Suche. Er fand den jungen Wissenschaftler in seinem Büro.

„Morgen,“ sagte Jack zur Begrüßung, und Daniel sah von seinen Unterlagen auf.

„Kaffee?“

„Gern, danke.“ Daniel nahm den Becher und bot Jack einen Platz an, aber der zog es vor, an ein Regal gelehnt zu stehen.

„Hat Ihr Besuch bei mir einen besonderen Grund?“

„Sie kommen gleich zur Sache, hm?“ lächelte Jack.

„Wir erwarten bald die Galvaner, daher ist nicht so viel Zeit für Gespräche. Also, was gibt’s?“

„Ich würde gern wissen, was bei der letzten SG-1-Mission genau passiert ist. Wie euer O’Neill verschwunden ist. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht man davon aus, dass Ni’irti dahintersteckt?“

Daniel nickte und nippte an seinem Kaffee.

„Es war eigentlich nur eine normale Routinemission, nichts Aufregendes, ein paar Bodenproben, ein paar Ruinen, keine Bewohner. Aus den Ruinen konnten wir schließen, dass Ni’irti dort einmal verehrt worden ist, aber das schien schon länger her zu sein. Wir haben alles gründlich untersucht, aufgezeichnet und Proben gesammelt. Nichts ließ auf eine Bedrohung schließen. Dann kam über Funk die Meldung, dass wir sofort zurückkehren sollten, weil wir im SGC gebraucht würden. Wir waren dann auch schon fast wieder am Stargate, als Jack...“ Er warf einen Blick zu seinem Gegenüber, und man sah, dass es ihn irritierte, ihm von ‚Jack’ zu erzählen, „...als Jack von einem Schuß aus einer Zat getroffen wurde und zusammenbrach.“

„Ein Schuß aus einer Zat?“ hakte Jack erstaunt nach. „Wo kam der her?“

„Das ist es ja!“ Daniel lehnte sich vor. „Es war niemand zu sehen. Und bevor wir zu Jack laufen und ihm helfen konnten, war auch er verschwunden – unsichtbar geworden. Wir konnten ihn nicht finden, also kehrten wir erst mal ins SGC zurück.“

„Es ist nicht nochmal geschossen worden? Der Rest des Teams ist nicht angegriffen worden?“ fragte Jack ungläubig.

„Nein,“ schüttelte Daniel den Kopf. „Nachdem Jack verschwunden war, tat sich nichts mehr. Auch die Verstärkung, die nach unserer Rückkehr sofort losgeschickt wurde, um ihn zu suchen, stieß auf keinerlei Spuren und wurde auch nicht angegriffen.“

„Und das findet hier keiner seltsam?“ wollte Jack mit hochgezogenen Augenbrauen wissen.

„Wir kamen zu dem Schluß, dass Ni’irti ihn entführt hat, schon wegen der Unsichtbarkeit lag das nahe. Vielleicht benutzt sie ihn als Geschenk, um sich bei den Systemlords wieder einzuschmeicheln oder so was in der Art.“

Jack schüttelte unwillig den Kopf.

„Und dann nimmt sie nur einen und lässt die anderen laufen? Ich denke doch mal, dass die Systemlords Teal’c viel lieber in ihren Händen hätten als mich, äh, Jack, also O’Neill – uns.“ Er wedelte in einer ‚Sie-wissen-schon-Geste’ in der Luft herum.

„Ni’irtis Verhalten war in der Vergangenheit schon öfter irrational – von unserem Standpunkt aus gesehen,“ stellte Daniel fest, aber Jacks Einwand hatte ihn doch nachdenklich gestimmt. Er schob die Unterlippe etwas vor.

„Wollen Sie damit etwa sagen, dass Jack gezielt entführt worden ist, weil...“ Er verstummte.

„Wäre das nicht möglich? Warum versteifen sich diese Typen denn so darauf, nur mit ihm zu verhandeln?“

„Thor hat ihn genannt, sie meinen, dass sie nur ihm trauen können.“

„Und klingt das für Sie plausibel? Ich finde, es klingt nach einer miesen Tour, die die da abziehen.“

„Aber es sind Freunde der Asgard,“ sagte Daniel entgeistert.

Jack legte den Kopf schief.

„Wissen wir das so genau? Sie kennen die Asgard, aber Freunde? Thor hat sie jedenfalls nie erwähnt – zumindest nicht in meiner Realität. Von den Galvanern hab ich noch nie was gehört. Können keine so engen Freunde oder Verbündeten sein, wenn Sie mich fragen.“

„Was glauben Sie, was dann dahintersteckt?“

Jack überlegte und kaute auf seinem Becher herum, der inzwischen leer war.

„Was, wenn die ganz andere Ziele verfolgen? Und uns und auch die Asgard dabei sehr geschickt manipulieren?“

„Die wissen wahrscheinlich, dass die Asgard gerade eigene schwerwiegende Probleme haben und nicht groß nachfragen werden, was hier passiert, bevor es zu spät ist,“ führte Daniel den Gedanken weiter. „Mit ihrer Anfrage, ob unsere Welt ein Verhandeln wert und mit wem die Verhandlung zu führen sei, haben sie den Schein der Kooperationswilligkeit gewahrt. Wenn die Verhandlungen dann durch – sagen wir, höhere Gewalt, nämlich das Verschwinden des Verhandlungspartners auf Seiten der Erde, scheitern, können ihnen die Asgard später keinen Vorwurf machen. Sie können die Erde in die Katastrophe stürzen, ohne dass ihnen jemand einen Strick daraus drehen könnte.“

„Und wer ist scharf darauf, die Erde zu vernichten, darf es aber selbst nicht tun?“ gab Jack noch einen letzten Schubs.

„Mein Gott,“ entfuhr es Daniel. „Wenn das wahr ist...“

„...dann werden die Jungs gleich ein ziemlich dummes Gesicht machen, wenn ich da auftauche, um mit ihnen zu verhandeln,“ grinste Jack.

„Wir müssen General Hammond informieren,“ sagte Daniel und sprang auf.

Jack holte Luft, um seine andere Frage, die er noch hatte, zu stellen, überlegte es sich dann jedoch anders. Jetzt gab es erst mal wichtigere Dinge zu tun.

 

 

 

 

SG-1, Jack, Sam und Hammond saßen wenig später im Briefingraum und überlegten, wie sie vorgehen wollten.

„Ohne die Hilfe der Asgard können wir trotzdem nichts ausrichten,“ stellte Hammond fest. „Wenn es der eigentliche Plan der Galvaner ist, die Erde zu zerstören, dann werden sie es tun, auch wenn wir ihnen einen O’Neill als Verhandlungspartner gegenüberstellen.“

„Wir müssten einen Asgard, am besten natürlich unseren Freund Thor, als Zeugen und Verbündeten hier haben. Eine andere Chance sehe ich nicht,“ nickte Daniel.

„Aber wir können die Asgard nicht erreichen,“ wandte Teal’c ein. „Wir können nicht genug Energie auf das Stargate leiten, um den Heimatplaneten der Asgard direkt anzuwählen.“

„Was ist mit K’tau?“ fragte Jack und blickte in die Runde.

Alle sahen ihn groß an.

„K’tau? Wer ist das?“ wollte Hammond wissen.

„Nicht wer, vielmehr wo. Es ist ebenfalls ein geschützter Planet. Und zwar einer mit einer direkten Kommunikationsverbindung zu den Asgard.“

„Und Sie haben diesen Planeten besucht?“ fragte Daniel.

„Ja, „ antwortete Jack und zuckte die Achseln. „Keine Ahnung, warum Ihr noch nicht da wart.“

„Wie lautet die genaue Bezeichnung?“ wollte Sam wissen, und Jack zog eine Grimasse.

„Ah, mit dem Zahlen- und Buchstabensalat hab ich’s nicht so,“ gab er zu, und Sam musste lächeln. Dann wurde sie wieder ernst.

„Ohne die Stargateadresse oder die Koordinaten nützt uns das alles aber leider nichts, Jack.“

Er überlegte. Dann fiel ihm etwas ein.

„Gab es bei euch vielleicht mal einen Planeten, den ihr nicht erreichen konntet, obwohl die Adresse eigentlich richtig sein musste? Wir sind da nämlich nur hingekommen, weil Carter den Computer irgendwie überlistet hat, was sich aber im Nachhinein als keine so gute Idee erwies. Die Sonne von K’tau stand zu dem Zeitpunkt so ungünstig, dass wir direkt durch sie durch mussten und damit das Lichtspektrum verändert haben und...“ Er bemerkte, dass alle ihn verständnislos ansahen und lächelte entschuldigend. „Naja, jedenfalls ist das schon eine Weile her, und vielleicht ist der Planet jetzt auf normalem Wege erreichbar. Dann würden wir ihn nicht gefährden, wenn wir ihn anwählen, und wir könnten mit den Asgard sprechen.“

„Ich werde das sofort prüfen, General,“ sagte Sam, sprang auf und war schon aus dem Raum.

General Hammond sah auf die Uhr.

„Viel Zeit haben wir nicht mehr,“ stellte er fest. „Lassen Sie uns trotz allem noch kurz besprechen, wie die Verhandlungen mit den Galvanern ablaufen sollen, Colonel. Nur für den Fall, dass wir uns doch irren sollten.“

 

 

 

 

Sie waren mit der Besprechung fast am Ende, als Carter wieder zurückkam. Ihr Gesicht war vor Aufregung und Anspannung gerötet, und die Augen leuchteten.
“Ich glaube, ich habe es gefunden!“ rief sie. „Das müsste die Adresse sein.“

Sie liefen alle in den Kontrollraum.

„Geben Sie die Adresse in den Computer ein,“ ordnete Hammond an, und Sam nickte.

„Ist bereits geschehen.“

„Anwahlvorgang starten!“

Das Stargate setzte sich in Bewegung, und ein Symbol nach dem anderen rastete ein.

„Na, dann wollen wir mal die Daumen drücken,“ murmelte Jack und sah gebannt durch das Fenster in den Torraum hinab.

„Chevron 7 – eingerastet!“

Die hellblaue Fontäne schoß aus dem Tor, und wenig später waberte der Ereignishorizont wie eine senkrechte Wasserfläche.

Jack erklärte kurz, was für Leute auf K’tau lebten und wie sie ihnen begegnen sollten, um möglichst schnell Zugang zu dem Kommunikationsgerät zu erhalten.

„SG-7 wird das übernehmen,“ entschied Hammond und gab eine entsprechende Anweisung durch, doch Jack schüttelte den Kopf.

„Ich denke, das sollte SG-1 übernehmen, Sir,“ wandte er ein.

„Das geht nicht,“ erwiderte Hammond. „Die Zeit ist zu knapp. Ich brauche Sie hier bei den Verhandlungen, Dr. Jackson ebenso. Sein Sie mir nicht böse, mein Sohn, aber wenn Sie nicht vollkommen anders gestrickt sind als unser Jack O’Neill, dann ist es besser, Sie haben Dr. Jackson bei den Verhandlungen an Ihrer Seite. Ihr diplomatisches Geschick ist ... sprichwörtlich.“ Alle grinsten, und Jack blickte sich unschuldig um.

„Teal’c möchte ich auch gern hier haben. Mit seinem Hintergrundwissen kommt er vielleicht am ehesten darauf, welchem Systemlord wir diese Schwierigkeiten zu verdanken haben. Vielleicht rutscht den Galvanern irgendetwas heraus, womit er was anfangen kann.“

Teal’c neigte den Kopf, um sein Einverständnis zu bekunden.

„Dann sollte Sam mit SG-7 gehen,“ schlug Jack vor. „Sie hat immerhin schon mal den gesamten Planeten der Asgard gerettet.“ Er stockte und sah zu Daniel. „Hat sie doch, oder?“

Der Gefragte nickte, und Jack war zufrieden. „Dann werden sie ihr sicher zuhören.“

Hammond sah Sam an.

“Dr. Carter? Wären Sie bereit, die Aufgabe zu übernehmen?”

„Natürlich,“ entgegnete sie und lächelte.

„Dann los!“

 

 

 

 

Inzwischen hatte sich SG-7 bereits vor dem Stargate versammelt und wartete auf den Abmarschbefehl. Als Sam sich zu ihnen gesellt hatte, nickten sie noch einmal zu den anderen hoch und verschwanden dann im Wurmloch.

Hammond sah ihnen nach.

„Jetzt können wir nur noch abwarten und hoffen, dass sich alles zum Guten wendet.“

„Wie kommen die Galvaner eigentlich her?“ wollte Jack wissen und sah fragend zu den anderen.

„Oh, sie haben so ein ähnliches Transportsystem wie auf Thors Schiff,“ antwortete Daniel. „Sie werden direkt hier in den Briefingraum kommen.“ Er sah auf die Uhr. „In knapp einer Stunde.“

„Wenn das so ist, genehmige ich mir noch einen Kaffee,“ meinte Jack. „Kann ich Sie einladen, Daniel?“

„Da sag ich nicht nein.“

 

 

 

 

Sie gingen gemeinsam in die Cafeteria und setzten sich dort an einen Tisch.

„Sie wollen noch über irgendwas anderes mit mir reden, richtig?“ fragte Daniel, ohne sein Gegenüber direkt anzusehen.

Jack blickte erstaunt von seinem Kaffee auf.

„Langsam werden Sie mir unheimlich. Woher wissen Sie das?“ fragte er.

„Ich kenne Sie jetzt schon eine Weile,“ antwortete Daniel. Dann dachte er nochmal über seine Worte nach. „Nein, eigentlich nicht wirklich Sie, aber...“

„Schon gut!“ unterbrach Jack ungeduldig. „Ich weiß schon, wie Sie’s meinen.“

Daniel lächelte.

„Also?“ fragte er.

Jack schwieg einen Moment.

„Es geht um den anderen Jack,“ sagte er. „Und um Sam.“

Der Archäologe lächelte, als hätte er genau das erwartet, sagte aber nichts.

„Wieso ist das mit den beiden ... schiefgegangen?“

Daniel lehnte sich zurück.

„Wie kommen Sie darauf, dass ich das weiß?“ fragte er.

„Sie waren dabei,“ entgegnete Jack.

„Ich arbeite nur mit den beiden, das heißt, seit der Heirat eigentlich nur noch mit Jack.“

O’Neill sah ihn unbewegt weiter an, bis Daniel schließlich seufzte.

„Ok, ein bisschen was weiß ich vielleicht schon,“ räumte er ein.

„Sam quittierte den Dienst, damit die beiden offiziell zusammensein konnten. Sie blieb aber beim SGC als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Die Heirat kam ziemlich schnell danach, und die beiden schienen sehr glücklich. Allerdings fiel es Sam schwer, hier zu bleiben, während SG-1 auf Missionen ging. Wie bei Ihnen wahrscheinlich auch, wird SG-1 oft für die heikelsten Aufträge eingesetzt, reine Routinemissionen sind eher selten. Sam starb fast vor Angst um Jack, wenn er unterwegs war. Sie wusste ja nur zu gut, was da draußen passieren konnte, und dass sie nicht bei ihm war und nur auf seine Rückkehr warten konnte, machte sie zunehmend fertig. Oft genug kam er ja auch verletzt zurück, oder wir waren wiedermal überfällig, und keiner wusste, was passiert war.“

Er seufzte.

„Vielleicht hätte sie lernen können, damit umzugehen, wenn er ihr etwas dabei geholfen hätte, mit ihr über die Missionen gesprochen hätte. Aber das tat er nicht. Sie wusste nur das, was er in den offiziellen Missionsberichten geschrieben hatte, und das auch nur, weil Hammond ihr Einblick gewährte. Jack sprach nie mit ihr über seine Erlebnisse auf den Missionen oder was er dabei gefühlt hatte, welche Ängste er vielleicht durchgestanden hatte oder welche Qualen. Er schloß sie komplett aus.“ Daniel zerrupfte ein Papierpäckchen mit Zucker. „Ich denke, dass die Beziehung daran zerbrochen ist – wie auch schon seine erste Ehe.“

Jack schwieg und rührte in seinem Kaffee, der nur noch lauwarm war.

„Tut mir leid, wenn es nicht das war, was Sie hören wollten,“ meinte Daniel und sah Jack an.

„Schon gut,“ entgegnete dieser. „Wir sollten langsam hochgehen, unsere Gäste müssten bald da sein.“

 

 

 

 

Die Delegation der Galvaner bestand aus drei in weiß gekleideten Männern mit lilafarbenem, langem Haar, das zu Zöpfen geflochten war. Und wenn noch ein Zweifel an Jacks Theorie bestanden hatte, so war er in dem Moment ausgeräumt, als sie ihn sahen. Die Überraschung und Verwirrung war ihnen so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie auch gleich ein Schuldeingeständnis hätten unterschreiben können. Sie warfen sich schnelle Blicke zu und versuchten dann, ihre Unsicherheit zu überspielen.

„Colonel O’Neill, wie schön, dass du es doch noch geschafft hast,“ sagte der Anführer von ihnen, der sich als Ksidan vorgestellt hatte. „Man hatte uns mitgeteilt, du seist verschollen. Deswegen waren die Gespräche eigens verschoben worden.“

Jack lächelte liebenswürdig.

„Ja, es war nicht ganz einfach, wie ihr euch sicher denken könnt, aber – hier bin ich! Gerade noch rechtzeitig, was?“

Das Lächeln der drei Galvaner schien etwas gequält.

„Setzen wir uns doch,“ schlug Daniel vor, und man kam seinem Vorschlag nach.

Im Laufe der Verhandlungen erläuterten die Besucher, dass sie das Wasser, das sie auf der Erde durch die Klimaveränderungen gewannen, unbedingt bräuchten, da sonst ein Überleben auf ihrem eigenen Planeten unmöglich sei. Alle Wasserreserven waren dort aufgebraucht, und sie hatten keine Zeit mehr, andere Quellen ausfindig zu machen, ihre Bevölkerung würde ohne baldigste Lieferung von Wasser umkommen.

„Das tut uns natürlich sehr leid,“ räumte Jack ein, wobei sein Gesichtsausdruck aber zeigte, dass er sich gar nicht so sicher war, ob es ihm wirklich leid tun sollte. „Allerdings werdet ihr vielleicht auch verstehen, dass unser eigener Planet und unser eigenes Volk, die Menschen, uns noch etwas mehr am Herzen liegen. Und das, was ihr da treibt, wird unser Volk und unseren Planeten zerstören.“ Er schüttelte bedauernd den Kopf. „Tja, und wenn wir wählen müssen, wer ins Gras beißt...“

„Was Colonel O’Neill eigentlich sagen wollte,“ warf Daniel schnell ein, „war, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt, die ein Überleben beider Rassen gewährleistet.“

Jack nickte kurz.

„Genau,“ stimmte er zu. „Es gibt da nämlich einen Planeten, wo es viel zu viel Eis gibt, und die Leute würden sich wirklich über eine Klimaänderung freuen. Wenn ihr dann auch noch das Schmelzwasser mitnehmt, können sie ihren Planeten wieder frei bewohnen – und ihr habt mehr Wasser, als ihr hier je kriegen könntet. Und,“ er sah zu Daniel. „Dieser Planet liegt glücklicherweise auch noch auf eurem Weg nach Hause, ihr müsst nicht mal einen Umweg machen.“ Er hob präsentierend die Hände und lächelte.

„Wenn das kein tolles Angebot ist!“

Die Galvaner schwiegen, nur ihre Blicke flogen unruhig hin und her. Es sah fast so aus, als würden sie telepathisch kommunizieren.

Die Menschen warteten geduldig. Jede Verzögerung konnte ihnen nur recht sein.

„Das geht leider nicht,“ sagte Ksidan schließlich.

Jack lächelte spöttisch.

„Warum überrascht mich das bloß nicht?“

Ksidan wirkte wieder einen Augenblick irritiert, dann setzte er zu seiner Erklärung an.

„Wir haben weder die Zeit, bei einem anderen Planeten noch mal von vorn mit der Erwärmung zu beginnen, noch haben wir die Energiereserven dafür. Alles wurde genau berechnet, so dass wir es gerade noch bis nach Hause schaffen.“

„Du lügst,“ sagte Jack ruhig.

Die Köpfe der Galvaner ruckten herum, und Ksidan sprang auf.

„Was erlaubst du dir?!“

„Ich glaube, ihr habt von Anfang an nur ein Ziel gehabt, nämlich die Erde zu zerstören,“ fuhr Jack ungerührt fort. „Es kommt euch dabei gar nicht auf Wasser oder sonst was an, wahrscheinlich ist euer verdammter Planet nicht mal in Schwierigkeiten. Für welchen Schlangenkopf macht ihr das? Und was hat er euch dafür versprochen?“

„Diese Unterstellungen sind ungeheuerlich, wir werden sofort auf unser Schiff zurückkehren!“ Die anderen beiden Galvaner standen nun auch auf, aber bevor sie ihren Transporter aktivieren konnten, betraten Thor und Sam den Raum.

„Perfektes Timing,“ murmelte Daniel.

„Wir hören schon eine ganze Weile zu, und ich bin sehr erstaunt über den Verlauf dieses Gespräches,“ stellte Thor fest und sah mit seinen schwarzen Augen die Galvaner durchdringend an. Diese sanken kraftlos auf ihre Stühle zurück.

„Thor, es ist nicht so, wie er sagt. Es ist... wir brauchen das Wasser. Eine Misswirtschaft hat uns in Schwierigkeiten gebracht...“

„Schweig!“ rief Thor streng, und alle im Raum zuckten zusammen.

„Deinem Planeten fehlt kein Wasser, euer Leben ist nicht bedroht. Was euch fehlt, ist Naquada für den Bau von Raumschiffen und Waffen. Haben euch die Goa’uld eine große Lieferung versprochen oder sogar eine eigene Mine auf einem ihrer Planeten?“

Die Galvaner senkten den Kopf.

Thor nickte.

„Wir haben euch noch nie getraut, und wir haben euch schon längere Zeit sporadisch beobachtet. Nun hat sich unser Verdacht bestätigt. Das einzige, was euch jetzt weiterhelfen kann, ist die Wahrheit. Ich erwarte, dass ihr uns alle Namen nennt, die an dieser Verschwörung beteiligt sind. Aber das klären wir an anderer Stelle im Rahmen einer ordentlichen Verhandlung.“

Er deutete auf die zwei Begleiter von Ksidan.

„Ihr beiden werdet jetzt auf das Raumschiff zurückkehren und Colonel O’Neill herschicken. Und ich hoffe für euch, dass er unversehrt ist.“

Die Angesprochenen sahen den kleinen grauen Asgard ohne Verstehen an.

„Colonel O’Neill? Aber...“ Ihr Blick wanderte verwirrt zu Jack, der wieder liebenswürdig lächelte.

„Oh, ihr habt noch einen O’Neill da oben,“ versicherte er.

„Geht!“ befahl Thor, und sie gehorchten und verschwanden in weißem Licht. Wenige Minuten später blitzte das Licht wieder auf, und Jack O’Neill stand im Raum.

„Wow,“ sagte er nur. Dann fiel sein Blick auf sein Ebenbild, das am Tisch saß, und ihm klappte die Kinnlade runter.

„Was zum...“ Er musste sich setzen.

„Geht es dir gut, O’Neill?“ fragte Teal’c.

„Bin mir nicht sicher,“ antwortete er, ohne den Blick von dem anderen Jack zu wenden.

„Das erklären wir Ihnen später,“ versicherte Daniel und ging zu Thor.

„Ksidan, du kannst jetzt auch auf dein Schiff zurückkehren und es zurück zu eurem Planeten führen,“ sagte dieser zu dem letzten verbliebenen Galvaner, der ebenfalls völlig verwirrt von einem O’Neill zum anderen sah. „Es sollte dir besser nicht einfallen, irgendwelche Umwege einzuschlagen oder zu fliehen. Wir haben euch sehr genau im Auge, glaub mir. Du würdest alles nur noch schlimmer machen.“

Ksidan sah bleich zu dem Asgard, dann nickte er und erhob sich. Nach einem letzten ungläubigen Blick auf den doppelten Menschen verschwand er im weißen Licht seines Transporters.

„Ein unangenehmes Volk, diese Galvaner,“ stellte Thor fest. „Aber ich hatte sie für klüger gehalten, als dass sie sich mit den Goa’uld einlassen. Technisch sind sie zwar hoch entwickelt, aber die geistige Reife scheint dabei nicht mitgehalten zu haben... Nun, sie werden bestraft werden. Und auch der betreffende Systemlord wird sich verantworten müssen. Besonders vor seinesgleichen. Wir sind zwar durch den Krieg gegen die Replikanten sehr eingespannt und geschwächt, aber trotzdem kann sich kein Goa’uld ernsthaft wünschen, mit den Asgard und ihrer Allianz in Konflikt zu geraten. Und genau das hat dieser hier, welcher es auch sein mag, mit der Bedrohung eines geschützten Planeten riskiert. Das wird die anderen nicht erfreuen.“

Er blickte zu General Hammond.

„Ich werde jetzt zurückkehren. Man braucht mich auf meinem Heimatplaneten.“

„Vielen Dank, Thor,“ sagte Daniel und reichte dem Asgard die Hand. Sie geleiteten den Besucher hinunter zum Stargate, das dieser mit einer Handbewegung aktivierte.

Alle bedankten sich noch einmal und verabschiedeten sich.

Als sich das Stargate hinter Thor geschlossen hatte, wandte der gerade wiedergekehrte Jack O’Neill sich an die anderen.

„Kann mir jetzt bitte jemand erklären, was hier los ist?“

„Sicher, gehen wir wieder in den Briefingraum,“ antwortete Hammond.

„Ähm, Sir,“ meldete sich der andere Jack zu Wort. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich würde gerne zum Quantumspiegel gehen und versuchen, in meine Welt zurückzukehren.“ Er zuckte hilflos die Achseln. „Wenn ich zu lange in der gleichen Realität mit meinem – Gegenstück – bleibe, dann wird das ziemlich unangenehm für mich.“ Sein Blick wanderte zu Sam. „Irgend so ein Kaskadingsbumsphänomen.“

Sie nickte mit gerunzelter Stirn.

„Erlaubnis erteilt,“ stimmte der General zu. „Jack, Sie haben uns sehr geholfen, und wir sind Ihnen dafür sehr dankbar. Dr. Jackson, würden Sie unseren Gast zu dem Spiegel begleiten und sich dabei vielleicht auch die Handhabung zeigen lassen? Mir scheint, es kann nicht schaden, wenn wir uns etwas näher mit dem Ding befassen.“

„Sicher,“ stimmte Daniel zu.

Jack verabschiedete sich schnell von den anderen. Auch seinem Ebenbild gab er die Hand, die dieser nur zögernd ergriff.

„Sam und Daniel werden dir das alles erklären, wahrscheinlich besser, als ich es je könnte.“

„Wenn du nicht nur so aussiehst wie ich, dann glaube ich das gerne.“

Sie nickten sich nochmal zu, dann ging Daniel mit Jack hinaus.

 

 

 

 

„Wonach suchen wir denn genau?“ fragte Daniel, als er über eine Stunde zugesehen hatte, wie Jack mit dem Regler auf dem Bedienteil des Spiegels eine Realität nach der anderen anwählte und wieder verwarf.

„Nach einer Party,“ antwortete Jack und erntete dafür einen skeptischen Blick von dem Archäologen.

Dann erschien in dem Spiegel die Abbildung eines Raumes im SGC. Auf einem Stuhl vor dem Spiegel saß Major Carter mit einem Schild auf dem Schoß:

Willkommen zuhause, Jack.

Sie war eingeschlafen, und ein Luftballon, den sie wohl in der Hand gehalten hatte, schwebte unter der Decke.

„Das ist es,“ sagte Jack lächelnd, und Daniel zog die Augenbrauen zusammen.

„Ihr wisst wirklich, wie man eine Party feiert,“ bemerkte er trocken.

Er betrachtete Sam und ihre Uniform.

„In Ihrer Realität haben Sie beide nichts miteinander, oder?“ fragte er mit einem Nicken zum Spiegel. „Sie ist immer noch bei der Army.“

„Richtig,“ antwortete Jack.

„Aber Sie...“ setzte Daniel zur nächsten Frage an, doch Jack unterbrach ihn.

„Ich gehe jetzt, Daniel. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.“ Er klopfte dem jüngeren Mann auf die Schulter und stellte sich dann vor den Spiegel. In dem Moment, wo er ihn mit der rechten Hand berührte, tauchte er im Spiegelbild auf. Daniel machte große Augen und winkte, als Jack noch einmal grüßte. Dann wurde der Spiegel abgeschaltet.

 

 

 

 

Sam wachte auf, weil sie das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Ihr erster Blick galt dem Spiegel, doch der war schwarz.

Sie stöhnte, als sie sich wieder gerade hinsetzte und ein Schmerz durch ihren Rücken fuhr.

„Schlafen sollte man im Liegen,“ hörte sie eine amüsierte Stimme hinter sich und fuhr herum.

„Sir!“ rief sie freudig und sprang auf, um gleich wieder schmerzerfüllt das Gesicht zu verziehen. Ihr rechter Fuß war eingeschlafen.

Er kam zu ihr und stützte sie am Arm.

„Sie waren die ganze Zeit gar nicht im Bett, oder?“ fragte er leise.

Sie senkte den Blick und wurde ein bisschen rot.

„Nein, ich denke nicht.“

Er legte den Arm um ihre Schulter und geleitete sie zur Tür.

„Kommen Sie, Major, dann spendiere ich Ihnen jetzt einen Kaffee. Ich hab eine echt tolle Geschichte zu erzählen!“


ENDE
Tanagra 2002
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