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Yellow world von Astra

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Kapitel Bemerkung:
Spoiler: Einige, aber fast alle für „Die Simpsons“ *g*. Kurze Anspielungen auf „Im ewigen Eis“, „Virus aus dem Eis“, „Virtueller Alptraum“, „Rettung im All“, „Das Wunder“ und „Enthüllung“.

Anmerkung 1: Schon vor Monaten habe ich angefangen, diese Geschichte zu schreiben. Zwischenzeitlich kam dann die Nachricht, dass RDA tatsächlich bei den „Simpsons“ mitspielt. Keine Ahnung, wie das aussehen wird, aber hier ist (m)eine mögliche Version.
Vielen Dank an Antares, die ein paar sehr kluge inhaltliche Fragen stellte; Blue, die dafür sorgte, dass Mulder wie Mulder spricht; Mac, die mich darauf hinwies, dass es NICHT Area52 ist (auweia!); Nox, die mich mit Details über Patty & Selma und deren MacGyver-Macke versorgte, und Nike und Drew, die jede Menge Ideen für das Loch in der Mitte der Story beisteuerten!
Anmerkung 2: Da es im Vorfeld einige Fragen diesbezüglich gab: Die Sache mit der Air Force-Anweisung und dem macgyvern habe ich mir nicht ausgedacht, sondern das ist verbürgt!
Yellow world (Jack bei den Simpsons)


Freitagabend. Jack setzte sich erleichtert aufatmend in seinen Lieblingsfernsehsessel, während er eine Flasche Bier öffnete. Nach ein paar Tagen „offworld“ tat es gut, wieder in der vertrauten Umgebung zu sein. Er hielt die Flasche wie immer nur mit zwei Fingern, während er mit der anderen Hand nach der Fernbedienung angelte. Seit damals, als er sich erst meilenweit von zu Hause entfernt in der Antarktis daran erinnert hatte, dass ja eigentlich seine Lieblingsfernsehserie lief, hatte er nie wieder vergessen, den Videorekorder zu programmieren.

Er drückte die Play-Taste und als die vertraute Melodie erklang und die Wolke mit dem Schriftzug „The Simpsons“ zu sehen war, machte sich ein erwartungsvolles Grinsen auf seinem Gesicht breit. Während des Vorspannes dachte er darüber nach, weshalb ihm diese Serie eigentlich so viel bedeutete.

Als sie damals Anfang der Neunziger startete, hatte er sie noch zusammen mit Charlie gesehen. Jedenfalls wenn er gerade zufällig zu Hause gewesen war. Das war ihr gemeinsames kleines Ritual gewesen. Charlie hatte wie alle Kinder natürlich vor allem Gefallen an Barts Streichen und Homers Missgeschicken gefunden, aber Jack hatte auch damals schon mehr darin gesehen. Auf humorvolle (oder sollte man sagen, homer-volle?) Art und Weise wurde den Menschen hier ein Spiegel vors Gesicht gehalten und ein paar Wahrheiten angesprochen, die sonst schwer auf dem Bildschirm zu finden waren. Wenn er das doch nur Carter endlich mal klar machen könnte, er war sicher, sie würde die Serie genauso lieben wie er selbst.

Nach Charlies Tod und seiner Scheidung von Sara hatte er sich lange Zeit nicht mehr in der Lage gefühlt, die Serie zu schauen. Homers glückliches Familienleben erinnerte ihn zu schmerzhaft an sein eigenes. Aber je mehr Interesse am Leben er wieder gewann, umso mehr wuchs auch wieder seine Lust am hintergründigen Humor, und er hatte schließlich begonnen, die Folgen regelmäßig auf Video zu archivieren.

Und schaute nun erwartungsvoll ein weiteres wöchentliches Highlight.

Draußen pfiff der Sturm um die Hausecken und ließ ein paar Dachziegel klappern, aber hier drinnen am Kamin war es warm und gemütlich. Jack entspannte sich langsam. All die Sorgen der vergangenen Woche fielen von ihm ab, und er begann, sich aufs Wochenende zu freuen.

Als er nach einer Weile in die Küche ging, um sich das zweite Bier zu holen, wurde er plötzlich auf das Unwetter draußen aufmerksam. Der Sturm hatte zugenommen, und man konnte die Regentropfen gegen die Fenster klatschen hören. Aus dunklen Wolken zuckten grelle Blitze, deren Abstände immer dichter lagen. Jack begann sich zu fragen, ob er den Fernseher nicht lieber ausschalten sollte.

Aber vielleicht schaffte er es ja noch, die Folge zu beenden. Er wollte doch wenigstens wissen, wie es ausging. Kawummmm! Jack zuckte unwillkürlich zusammen. Das war ganz in der Nähe gewesen! Sein Entschluss stand nun fest. Mit einem letzten bedauernden Blick auf den Bildschirm stand er auf, um den Ausschalter zu betätigen. In dem Moment, als er ihn berührte, fühlte er einen starken Stromstoß durch seinen Arm fahren. Bewusstlos fiel er zu Boden.



*****



Sam hatte es sich gerade mit einer Tasse Kaffee, einem Buttercroissant und der Morgenzeitung am Tisch bequem gemacht, um in aller Ruhe zu frühstücken und den Sonnabendmorgen zu genießen, als das Telefon klingelte. Sie rührte sich nicht und wartete, bis der Anrufbeantworter ansprang. Doch als sie Daniels aufgeregte Stimme hörte, nahm sie schnell den Hörer ab.

„Sam, endlich, ich brauche deine Hilfe!“, sprudelte es an ihr Ohr.

„Nun mal langsam, Daniel, was ist denn los?“

Daniel atmete tief ein und fuhr dann ruhiger fort: „Ich kann Jack am Telefon nicht erreichen. Wir waren für heute verabredet, wir hatten vor, das Wochenende über in den Bergen wandern zu gehen. Ich wollte ihn anrufen, um zu fragen, ob wir die Tour nicht lieber verschieben sollten nach dem gestrigen Gewitter. Die Wege werden bestimmt aufgeweicht sein. Eigentlich hatte ich sogar erwartet, dass Jack mich deswegen anruft, du weißt, er nimmt Sicherheit immer sehr ernst!“

Sam nickte. Dann wurde sie sich bewusst, dass Daniel sie ja nicht sehen konnte. So sagte sie: „Vielleicht ist er ja nur schnell was einkaufen oder den Müll rausbringen?“

„Sam, ich versuche es jetzt seit fast einer Stunde! Da stimmt etwas nicht! Nenn mich paranoid, aber könntest du mich bitte begleiten, wenn ich hinfahre? Ich weiß, wo der Schlüssel liegt, aber ich möchte nicht gern allein hineingehen. Es könnten… Leute im Haus sein.“

Sam verstand, was er damit sagen wollte. Das war nichts, das man über eine öffentliche Telefonleitung diskutieren sollte. Und wenn es um so jemanden Wichtiges wie Jack ging, war es auf jeden Fall besser, einmal zu viel vorsichtig gewesen zu sein als einmal zu wenig.

„Gut“, sagte sie. „Wir treffen uns vor seinem Haus in…“, sie schaute auf die Uhr, „…einer halben Stunde.“



*****



Als Sam vor Jacks Haus eintraf, wartete Daniel schon ungeduldig vor der Tür. Er sah, wie sie ihre Waffe entsicherte und in Position ging, dann bedeutete sie ihm, die Tür aufzuschließen. Für einen kurzen Moment dachte Daniel daran, ob sie nicht vielleicht hätten Hammond informieren sollen, aber andererseits, wenn Jack wirklich nur verschlafen hatte, machten sie sich gerade ganz schön lächerlich. Besser, sie schauten erstmal alleine nach.

Vorsichtig gingen sie durch den Flur, jede mögliche Deckung ausnutzend. Im Haus war alles still. „Sir?“, rief Sam. „Sind Sie zu Hause?“ Keine Antwort. Sam durchsuchte schnell die angrenzenden Räume und ging dann weiter. Langsam begann sie nun auch, sich Sorgen zu machen. Es war schon spät und Jack war normalerweise ein Frühaufsteher. Noch dazu, wenn er eine Campingtour geplant hatte.

Sam öffnete zögernd die Schlafzimmertür. Sie hatte das Gefühl, in seine Privatsphäre einzudringen. Nichts. Das Bett lag unberührt. Sie ging wieder dahin zurück, wo Daniel auf sie wartete.

„Was immer auch passiert ist, es ist bereits gestern Abend passiert. Das Bett ist unbenutzt, und im Wohnzimmer stehen noch die Reste seines Abendessens und zwei Bierflaschen.“

Daniel schaute sie besorgt an: „Was machen wir jetzt?“

„Ich denke, es ist an der Zeit, General Hammond zu informieren!“

Sie standen nun wieder im Wohnzimmer und ließen die Blicke ein letztes Mal schweifen, in einem verzweifelten Versuch, doch noch herauszubekommen, was hier geschehen war. Aber alles war ordentlich, es schien kein Kampf stattgefunden zu haben. Jack war offensichtlich gerade dabei gewesen, seine heiß geliebten Simpsons zu schauen wie jeden Freitag.

Sam seufzte und wollte den Fernseher ausstellen, der noch immer lief. Mitten in der Bewegung hielt sie inne. Das war verrückt. Keine Videokassette ging länger als fünf Stunden. Und außerdem kam ihr etwas an der Figur auf dem Bildschirm seltsam vertraut vor. Ein Mann lag da am Straßenrand, regungslos, und doch… Sie wusste nicht genau, was es war. Vielleicht spielten ihr ihre Nerven auch nur einen Streich?

In dem Moment fuhr ein Kehrfahrzeug die Straße entlang und der Mann auf dem Fußweg wurde nassgespritzt. Sam beobachtete mit Erstaunen, wie der Mann sich zu rühren begann, wie er stöhnte, einen Arm über die Augen legte, sich auf die Seite drehte und die Beine anzog. All das hatte sie schon unzählige Male gesehen, wenn Colonel O’Neill mal wieder aus einer Ohnmacht erwachte.

„Daniel“, sagte sie tonlos. Dann etwas lauter: „Daniel!“ Der drehte sich um und trat neben sie, und fassungslos sahen sie gemeinsam zu, wie ein gelbhäutiger, grauhaariger Mann mit tischtennisballgroßen Augen die Straße entlangstolperte in jenem unnachahmlich typischen O’Neill-Gang.

Dann schauten sie sich an. Sie hatten Jack gefunden.



*****



Jack stöhnte und versuchte herauszufinden, wo er war. Die Oberfläche unter ihm fühlte sich hart und kalt an. Also kein weiches Bett, keine Krankenstation. Er wusste noch nicht, ob das gut oder schlecht war. Auf jeden Fall war er durchnässt. War er etwa wieder unter der Dusche eingeschlafen? Vorsichtig öffnete er die Augen und schaute in einen blauen Himmel. Keine Dusche. Eine Straße. Wie zum Teufel war er hierher gekommen? Das letzte, woran er sich erinnerte, war sein Fernsehsessel zu Hause. War er etwa noch auf ein Bier ausgegangen und hatte jetzt einen Filmriss? Hatte er etwa die ganze Nacht auf der Straße zugebracht? Aus dem Alter war er doch eigentlich raus.

Langsam setzte er sich auf. Die Häuser kamen ihm nicht bekannt vor. Sie hatten die typische Bauweise einer amerikanischen Kleinstadt. Nun, länger hier herumzusitzen machte keinen Sinn. Wenn er nach Hause wollte, musste er jemanden finden, der ihm überhaupt erstmal sagte, wo er eigentlich war.

Als Jack die Straße entlanglief, fiel ihm eine weitere Merkwürdigkeit auf. Obwohl die Sonne hell vom Himmel strahlte, warf er keinen Schatten. Bedeutete das jetzt etwa, dass er ein Vampir war oder was? So langsam fühlte er, wie sich Kopfschmerzen breit machten.

Zu dieser frühen Morgenstunde waren nur wenige Leute unterwegs. Jack hielt Ausschau nach jemandem, der ihm weiterhelfen konnte. Ihm kam eine gelbgesichtige Frau mit lilafarbenen Haaren und einem blauen Kleid entgegen, die wohl gerade vom Einkaufen kam. Sie kam ihm vage bekannt vor, aber er wusste beim besten Willen nicht, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Bevor er nahe genug war, um sie anzusprechen, ließ sie plötzlich die Tüten fallen und schrie so laut, dass man es noch in drei Kilometer Entfernung gehört hätte: „MACGYVER!!!“ Dann stürzte diese Irre geradewegs auf ihn zu.

Nur um sicherzugehen schaute er hinter sich, aber da war niemand anderes. Sie meinte tatsächlich ihn? Im nächsten Moment stand sie auch schon vor ihm. „Reden Sie mit mir?“, fragte er unnötigerweise. „Mein Name ist…“

„Oh, Entschuldigung!“ Aus der Nähe konnte man sehen, dass die Dame einen weit hervorstehenden Oberkiefer hatte. „Ich weiß natürlich, in Wirklichkeit heißen Sie Richard Dean ANDERSON!“ Das letzte schrie sie wieder laut heraus. Jack seufzte. Musste er von all diesen Leuten hier in der Stadt ausgerechnet auf diese Verrückte treffen?

Trotzdem versuchte er es noch einmal: „Nein, ich kenne niemanden mit diesem Namen. Ich bin Colonel Jack O’Neill und habe mich irgendwie… nun ja… verlaufen. Können Sie mir sagen, ob das hier noch Colorado Springs ist?“

„Sie sind nicht…?“, fragte sie enttäuscht. „Aber Sie sehen ihm auf jeden Fall ganz schön ähnlich! – Colorado Springs? Das habe ich noch nie gehört. Nein, diese wunderschöne Stadt hier heißt –“

In diesem Moment entdeckte Jack am Horizont die unverwechselbaren Türme des Atomkraftwerkes. Jetzt wusste er, wo er sich befand. „Springfield“, beendete er ihren Satz tonlos.

D’oh!



*****



Sam und Daniel hatten dem Wortwechsel stumm zugehört. Wenn sie noch Zweifel gehabt hatten, so waren die jetzt beseitigt. Es war Gewissheit: Jack O’Neill war zur Zeichentrickfigur geworden!

Daniel löste sich schließlich aus seiner Erstarrung. „Was machen wir jetzt?“ Hilfesuchend sah er Sam an.

Die überlegte nicht lange. „Wir finden eine Möglichkeit, ihn da wieder rauszuholen, was sonst? Am besten, du rufst den General an und erzählst ihm alles, was wir bis jetzt wissen. Ich werde in der Zwischenzeit ein wenig recherchieren.“

Damit ging sie hinüber zu Jacks Notebook, das auf einem kleinen Tischchen stand. Obwohl sie es noch nie zuvor gesehen hatte, war sie nicht überrascht, dass er eins besaß. Sie hatte ihn schon längst durchschaut. Sie wusste genau, wann seine Begriffsstutzigkeit nur vorgespielt war und wann sie mit ihren astrophysikalischen Erläuterungen wirklich zu weit ging.

Er war nicht so dumm, wie er andere gerne glauben lassen wollte. Auf jeden Fall war er nicht nur aufgrund seiner coolen Sprüche Colonel geworden. Trotzdem kränkte es sie etwas, dass er es auch für nötig hielt, diese Rolle vor ihr, Daniel und Teal’c zu spielen. Offensichtlich hatte er das verräterische Stück immer weggeräumt, wenn sie bei ihm zu Besuch waren.

Jetzt aber stand es da und wartete nur darauf, in Betrieb genommen zu werden. Während Daniel Hammond am Telefon über alles aufklärte, stöpselte Sam sich ins Internet ein und googelte los. Sie hatte keine Ahnung von den Simpsons, aber sie wusste instinktiv, dass nur über die Macher der Serie ein Weg zu finden war, Jack zu helfen.

Erster Stichwort-Versuch: „The Simpsons“. Hm, keine so gute Idee. Offensichtlich hatte sie die Faszination dieser Serie weit unterschätzt. Die Maschine spuckte unzählige Treffer aus, die Fans waren heutzutage wirklich kreativ. Aber immerhin bescherten ihr einige der Seiten ein paar Daten, so dass sie nun gezielt nach Namen wie Matt Groening, James L. Brooks und Sam Simon suchen konnte. Sie brauchte eine Stadt, eine Adresse, etwas Handgreifliches.

Daniel telefonierte immer noch mit dem General. Jetzt hielt er eine Hand über die Sprechmuschel und rief Sam zu: „General Hammond fragt, wie er uns unterstützen kann!“

„Einen Moment noch, ich hab’s gleich!“ Ungeduldig wartete Sam, dass sich die Seite aufbaute. Endlich, die Adresse der Produktionsstätte.

„Wir müssen nach Los Angeles!“, rief sie ihm zu und hörte, wie Daniel für den General wiederholte: „Ja, wir bräuchten so schnell wie möglich einen Flug nach Los Angeles.“

Als Daniel sich umdrehte, sah er gerade, wie Sam das Notebook zuklappte und den Fernseher nun endgültig ausschalten wollte.

„Halt! Nicht ausschalten!“

Sam erstarrte mitten in der Bewegung und zog dann vorsichtig ihren Finger zurück, als sie Daniel sagen hörte: „General, können Sie bitte Teal’c herschicken? Wir brauchen jemanden, der Jack im Auge behält. Gut, danke. Wir melden uns wieder, wenn wir etwas Neues wissen.“

Mit diesen Worten legte er den Telefonhörer auf und schaute Sam an. „Der Fernseher ist im Moment unsere einzige Verbindung zu Jack“, erklärte er müde. „Vielleicht verlieren wir ihn, wenn wir ihn ausschalten.“



*****



„Ich bin Selma“, stellte sich die lilahaarige Frau nun etwas verspätet vor. „Selma Bouvier. Naja, eigentlich Selma Bouvier-Terwilliger-McClure, aber wer zählt schon die Ehemänner?“

Jack schluckte sein ‚Ich weiߒ herunter und sagte abwesend „Angenehm.“ In seinem Kopf drehte sich alles. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. In was für einen Schlamassel war er da nur wieder hineingeraten? Er hatte sich zwar manchmal nach der relativ heilen Welt der Simpsons gesehnt, aber jetzt, wo er wirklich mit beiden Füßen mittendrin stand, wollte er einfach nur wieder nach Hause.

Selma fiel seine Schweigsamkeit nicht weiter auf, sie redete wie ein Wasserfall: „Sie Ärmster sind ja ganz nass. Am besten, Sie kommen erst einmal mit zu mir. Ich habe noch ein paar Sachen im Schrank von Troy McClure, bekannt aus so berühmten Filmen wie ‚Mein Name ist Dingsda’ und ‚Gebt meine Überreste dem Broadway’. Der Kerl hatte mich zu einer Scheinehe überredet, ich hätte sie schon längst rausschmeißen sollen. Aber es dürfte Ihre Größe sein, und Sie brauchen auf jeden Fall was Trockenes zum Anziehen!“

So plapperte sie in einer Tour fort und zog Jack mit sich zu ihrem Wagen. Der Stichpunkt „trockene Sachen“ hatte ihn überzeugt, und so ging er mit. Auch wenn er insgeheim den Verdacht hatte, dass Selma ihm nicht glaubte und immer noch diesen Kerl – Richard wie war noch mal sein Name? – in ihm sah. Aber sie wollte ihm helfen, und das war im Moment alles, was zählte.



*****



Sam holte sich in der Bordküche einen Kaffee und brachte auch Daniel einen mit. Sie waren in einer Militärmaschine auf dem Weg nach Los Angeles. Erst jetzt, als sie das erste Mal Zeit fanden richtig nachzudenken, wurde ihnen die ganze Tragweite der Situation bewusst.

Daniel schaute sie über den Rand seines Kaffeebechers an. „Wie genau wollen wir Jack denn nun helfen?“

Sam rührte nachdenklich in ihrem Getränk herum und zuckte mit den Schultern. „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht, Daniel. Ich dachte, ich kenne mich aus mit den Naturgesetzen. Nach allem, was ich gelernt habe, sollte so etwas überhaupt nicht möglich sein. Und doch ist es passiert!“

Daniel dachte über ihren letzten Satz nach. Er erinnerte ihn an irgendetwas. Wann war es das letzte Mal gewesen, dass die Ereignisse überhaupt keinen Sinn zu ergeben schienen? Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf.

„Ich glaube, ich habe eine Idee! Ist es nicht ähnlich wie damals mit dieser virtuellen Realität? Alles, was wir hätten tun müssen, war, durch eine Tür zu gehen. Es waren überall Ausgänge versteckt. Nur haben wir das nicht gewusst!“

„Und Jack hat keine Ahnung davon, dass er so einen Ausgang finden muss“, spann Sam den Gedanken weiter. „Wir brauchen also ein Tor, eine Pforte, irgendetwas…“

„Aber wir haben doch ein Tor!“, unterbrach sie Daniel plötzlich aufgeregt. Er holte sein Notizbuch heraus und schlug es an der Stelle auf, an der er eine Zeichnung des Stargates angefertigt hatte. Sam schaute ihn fragend an: „Wir können nichts verraten, was irgendwie mit dem Stargate zusammenhängt, soviel steht fest.“

„Und dass wir vom Militär kommen? Dürfen wir das sagen? Vielleicht sind sie dann ja hilfsbereiter.“

„Ich denke, ein bisschen Rückendeckung durch den General kann jedenfalls nicht schaden. Andererseits sollte die Sache auch nicht zu publik werden, das wäre ein gefundenes Fressen für gewisse Leute, wenn ein Colonel der USAF einfach mal so abhanden kommen kann.“

Daniel nickte, er wusste, wen sie meinte: Kinsey.

„Trotzdem“, sagte er langsam. „Ich denke, es ist nötig, dass wir ihnen das hier zeigen.“ Sein Zeigefinger zeichnete fast liebevoll dir Rundungen des Tores nach.

„Ich habe natürlich keine Ahnung, ob es klappt“, fuhr er schnell fort. „Aber in Springfield gibt es kein Stargate. Also müssen wir die Zeichner dazu bringen, eins zu zeichnen. Wir müssen ihnen ja nicht sagen, worum genau es sich dabei handelt. Es reicht, wenn sie ihm eins zeichnen, er geht durch, fertig.“

Hoffnungsvoll sah er zu Sam auf. Die schaute ihn verwundert an. „Das könnte tatsächlich funktionieren! Wie bist Du denn nur auf diese verrückte Idee gekommen, Daniel?“

Der lächelte verlegen. „Naja, ich hab als Kind manchmal so eine Zeichentrickserie gesehen, ich weiß gar nicht mehr, wie die hieß. Aber da war ein kleiner Junge, ziemlich clever, der immer die verrücktesten Sachen erfand. Und der hatte einen magischen Zeichenstift. Wenn er also etwas brauchte, um ein Problem zu lösen, hat er es einfach an die Wand gemalt und schon hielt er es in den Händen. Verstehst du?“

Sam schaute ihn verwundert an. Und da sage noch einer, Zeichentrickserien seien zu nichts nütze.



*****



Selma hatte Jack ein paar Sachen rausgesucht und ihn dann allein gelassen. Während Jack sich umzog, musste er immer noch über diese MacGyver-Verwechslung nachdenken. Wie kam der Mann dazu, mit einem Gesicht herumzulaufen, das aussah wie seines? Unverschämtheit!

Der Begriff „macgyvern“ sagte ihm durchaus etwas, selbst Carter hatte ihn schon einige Male benutzt, das erste Mal damals auf Abydos. Einmal hatte sie ihm auch, sich halb verschluckend vor Lachen, gezeigt, dass in einer offiziellen Airforce-Anweisung wortwörtlich stand, dass man in Reparaturfällen, wenn man nicht das passende Werkzeug besitzt, das ganze zu ‚macgyvern’ hätte.

Jack war damals, in den Achtzigern, als die Serie lief, von einer verdeckten Operation in die nächste geschlittert, und die wenige Zeit, die er zu Hause hatte, wollte er lieber mit seiner Familie verbringen. So hatte er niemals selbst Gelegenheit gehabt, einen Blick auf diesen merkwürdigen Typen zu werfen. Er hatte allerdings Carter heimlich im Verdacht, die Serie verschlungen zu haben, und vielleicht waren ja ihre manchmal doch etwas „unkonventionellen“ Lösungsvorschläge bei Problemen eine späte Nachwirkung davon?

Während Jack darüber nachdachte, zog er sich schnell fertig an und schaute dann unschlüssig zur Tür. Schließlich holte er tief Luft und ging in die Küche, wo er Stimmen hörte. Als er hineinkam, sah er plötzlich doppelt. Selma war gleich zweimal da. Soviel hatte er doch gestern Abend wirklich nicht getrunken, dass die Wirkung jetzt noch anhielt? Oder hatte er etwa – mal wieder – einen Schlag auf den Kopf bekommen und das waren die ersten Anzeichen einer Gehirnerschütterung?

Doch die Verwirrung dauerte nur wenige Sekunden. Bei genauerem Hinsehen erkannte man natürlich die Unterschiede. Erstens war das Kleid der anderen rot statt blau, und sie trug auch die Haare anders. Aber ansonsten glichen sich die zwei wie ein Ei dem anderen, oder wie…

„Das ist meine Zwillingsschwester Patty“, stellte Selma diese nun vor.

… oder wie Zwillinge. Yep. Das war dann also Patty. Er hätte es wissen müssen. Wo die eine war, war die andere nicht weit. Sie traten immer nur im Doppelpack auf. Und sie schwärmten beide für… Nein! Nicht auch das noch! Jack stöhnte innerlich auf.

Patty hielt in der einen Hand eine Zigarette, mit der anderen winkte sie ihm, wie es schien, etwas lüstern zu. Irgendwie begann er sich langsam unwohl in seiner Haut zu fühlen. Auch Selma strahlte ihn an. Offensichtlich glaubte sie ihm immer noch nicht, dass er nicht der war, für den sie ihn hielt. Wahrscheinlich wollten sie nachher auch noch ein Autogramm von ihm…

„Und das ist…“, fuhr Selma fort und schaute ihn fragend an. „Entschuldigung, wie war noch mal der Name?“

Jack seufzte. „Colonel O’Neill“, sagte er dann. „Äh, könnte ich vielleicht mal telefonieren?“

„Bitte. Das Telefon steht im Wohnzimmer“, sagten die zwei wie aus einem Mund. Sie machten ihm wirklich Angst. Schnell verzog er sich ins Wohnzimmer und wählte die Nummer des Cheyenne Mountain, die für Notfälle gedacht war. Ein junger Sergeant nahm ab. Jack ließ ihm keine Zeit, seinen Spruch runterzurattern.

„Colonel O’Neill, Dienstnummer 66-789-7876-324, ich möchte sofort General Hammond sprechen!“, verlangte er. Abwesend registrierte er, dass in der Küche eine heftige Diskussion am Laufen war.

„Colonel O’Neill, Dienstnummer 66-789-7876-324!“, wiederholte er; nun schon etwas lauter. „Was soll das heißen, ich bin nicht berechtigt?“

Doch alles, was er erreichte, war ein gebetmühlenartiges „Sie sind nicht berechtigt, diese Nummer anzuwählen. Bitte machen Sie die Leitung frei!“ des Sergeants. Schließlich hängte er frustriert auf.

Als er wieder in den Flur kam, konnte er nicht umhin, den erregten Streit zu belauschen.

„Und ich sage dir, er ist es!“ Das war Selma.

Dann die etwas tiefere, rauchig klingende Stimme Pattys: „Ich muss ihn erst näher kennenlernen, um mir wirklich sicher zu sein!“

„Du willst ihn ja nur für dich alleine haben!“, fauchte Selma zurück.

„Wir haben doch immer alles geteilt, warum diesmal nicht?“ Patty blieb keine Antwort schuldig.

Und Jack wartete den Ausgang der Diskussion nicht ab, sondern machte, dass er zur Tür hinauskam.



*****



Sam schaute auf ihren Zettel und dann unsicher auf das Gebäude vor ihnen. Sie waren hier mitten in Hollywood, und laut Adresse sollte hier das Zeichenstudio sein. Aber eigentlich sah das eher wie ein Appartement-Haus denn wie ein Zeichenstudio aus. Daniel nickte ihr aufmunternd zu, und kurz entschlossen drückte sie auf den Knopf der Wechselsprechanlage.

„Wer ist da?“, fragte eine verzerrte Stimme. Sam holte tief Luft. Sie durfte das hier auf keinen Fall vermasseln. Wenn dieser Türwächter hier der Meinung war, dass da nur irgendwelche Fans vor der Tür standen, würde diese ihnen für immer verschlossen bleiben.

„Hier ist Major Samantha Carter von der Airforce. Wir müssen ganz dringend…“, sie schaute auf ihren Zettel, „… Matt Groening sprechen. Es ist wirklich wichtig!“

Einen Moment lang war es still am anderen Ende der Leitung, und sie befürchtete schon eine Absage, als die Tür sich mit einem Summen öffnete. Aufatmend ließ sie Daniel den Vortritt und folgte ihm dann ins Gebäude. Ein Mann kam ihnen entgegen. Sam musterte ihn kurz: Brille, dunkle lockige Haare, sympathisches Äußeres.

„Matt Groening?“, fragte sie erwartungsvoll. „Nein, ich bin Al Jean, einer der Autoren der Serie. Was kann ich für Sie tun?“

„Major Samantha Carter, und das ist Dr. Daniel Jackson. Entschuldigen Sie, aber das möchten wir lieber mit Mr. Groening persönlich besprechen. Es ist ein… etwas schwieriges Thema.“ Unsicher schaute Sam den Mann an, wartete darauf, dass er etwas erwiderte.

Der sah sie erst lange an. Anscheinend überlegte er wohl, ob das nur ein Versuch von besonders verrückten Fans war, in die heiligen Hallen zu gelangen. Doch irgendetwas in ihren Augen schien ihm zu sagen, dass sie die Wahrheit sprach.

„Gut, folgen Sie mir. Ich bringe Sie zu Matts Büro.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und wies ihnen den Weg. Es ging vorbei an einigen Räumen und durch große Fenster konnte man den Zeichnern bei der Arbeit zusehen. Hier wurde noch wirklich von Hand mit Stift und Farbe gezeichnet. Schließlich standen sie vor der Tür eines Büros.

Al klopfte kurz und steckte dann den Kopf durch die Tür. „Matt, hast du einen Moment Zeit? Hier sind zwei, die dich sprechen wollen.“

Ein undefinierbarer Grunzlaut war die Antwort. Al nahm das zum Anlass, die Tür etwas weiter zu öffnen und Sam und Daniel hineinzuschieben. Langsam erschien vor ihnen ein riesiger Schreibtisch. Dahinter saß ein Mann, der ebenfalls eine Brille trug, dazu noch einen Kinnbart, welcher bereits anfing weiß zu werden. Trotzdem wirkte er erstaunlich jung. Das ganze Büro bestand aus kreativem Chaos, und auch wenn das nicht Sams gründlicher Arbeitsweise entsprach – zu diesem Matt fasste sie sofort Vertrauen. Wenn einer ihnen helfen konnte, dann er.

Er schaute sie jetzt erwartungsvoll an, legte den Stift aber nicht aus der Hand. „Ich bin Major Samantha Carter“, stellte sie sich nun zum dritten Mal an diesem Tag vor. „Das ist Dr. Daniel Jackson. Wir kommen von einer militärischen Einrichtung der Airforce in Colorado Springs und brauchen Ihre Hilfe. Es geht um die nationale Sicherheit.“

Sie hätte nie gedacht, dass sie mal mit dieser Phrase arbeiten würde. Aber sie funktionierte. Wenigstens hatte sie jetzt seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Mit der Hand wies er auf zwei Stühle und forderte sie wortlos auf, sich zu setzen. Er wartete darauf, dass sie fortfuhr.

„Ich weiß nicht recht, wie ich es erklären soll. Vielleicht anhand des Filmes ‚Pleasantville’. Ich bin sicher, Sie kennen den?“

Matt und Al nickten synchron.

„Nun, äh, einer unserer Vorgesetzten ist, äh, ähnlich wie in diesem Film, in den Fernseher hineingezogen worden. Gerade als ‚Die Simpsons’ lief.“

Nun war es heraus. Wie würden die beiden reagieren? Es klang ja auch zu verrückt. Vielleicht hätten sie doch ihren Besuch lieber von ganz oben ankündigen lassen sollen. Doch dafür war es nun zu spät.

Daniel mischte sich ein. „Ich weiß, wie das klingt, aber es ist die Wahrheit. Wir haben ihn selbst auf dem Bildschirm gesehen. Und Sie sind die einzigen, die uns dabei helfen können, Colonel O’Neill zurückzuholen. Bitte hören Sie sich Major Carters Vorschlag an!“

Matt und Al schauten sich sprachlos an. Das war das Verrückteste, das sie jemals gehört hatten. Andererseits, wie viele verrückte Geschichten hatten sie sich schon für ihre gelbe Familie ausgedacht? Und jetzt passierte eine genau vor ihrer Nase.

„Was ist mit der nationalen Sicherheit?“, wandte sich Matt jetzt fragend an Sam.

„Das ist geheim“, antwortete die automatisch, dann versuchte sie zu erklären: „Colonel O’Neill ist sehr wichtig für unser Programm. Wir hätten ihn einfach gerne zurück. Und glauben Sie mir, Sie wollen ihn bestimmt nicht länger als nötig ohne Aufsicht in Ihrer Serienwelt herumwandern haben. Er neigt dazu… Dinge durcheinanderzubringen.“

Daniel grinste kurz bei ihrem letzten Satz, wurde aber sofort wieder ernst. Wenigstens schien dieser Matt nun überzeugt.

„Okay“, sagte er. „Was soll ich tun?“



*****



Jack atmete erleichtert auf, als er endlich draußen vor der Tür stand. Ein klein wenig hatte er zwar ein schlechtes Gewissen, weil er so ganz ohne ‚Danke’ zu sagen abgehauen war – und das noch dazu in den Klamotten eines fremden Mannes –, aber da drin hätte er keinen Augenblick länger bleiben wollen. Seine eigenen nassen Sachen trug er als Bündel unter dem Arm. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, die anderen später zurückzusenden.

Er schaute die Straße hinauf und hinunter, unschlüssig, was er nun weiter unternehmen sollte. Schließlich lief er einfach drauflos. Da es Wochenende war, war die Straße menschenleer, und er war hoffentlich sicher vor weiteren Attacken.

Mitten in die friedvolle Stille platzte plötzlich ein lautes Fluchen. Als Jack um die Ecke bog, sah er fürs erste nur einen Turm blauer Haare hinter einem Auto hervorlugen. Also wem die gehörten, war ja wohl klar. Die gab es in ganz Springfield nur einmal. Haarfärbemittel: Blau Nr. 56

Und Marge Simpson war eine patente Frau, sie hatte schon viel ausprobiert im Laufe der Serie. Hatte sich für die verschiedensten Dinge engagiert und die unterschiedlichsten Berufe ergriffen. Aber Autoschlosser war wohl noch nicht dabei gewesen.

Langsam ging er auf sie zu, wollte sie nicht erschrecken. Da schaute sie auf.

„Kann ich Ihnen helfen… Ma’am?“, fragte er unsicher. Ihm war eine Sekunde zu spät eingefallen, dass die verrückten Zwillinge ja Marges Schwestern waren… Doch nun war es zu spät. Sein Angebot wurde mit Freuden angenommen.

Also krempelte er die Ärmel hoch, machte die Motorhaube auf und erstarrte. Er wusste zwar nicht genau, was er hier zu finden gehofft hatte, aber auf jeden Fall nicht DAS. Er hatte Kabel erwartet, eine Menge undefinierbarer Kabel, die sich umeinander wanden, oder wenigstens einen Motor… War ein Motor zuviel verlangt bei einem Auto? Aber vor ihm lag nur gähnende Leere.

Kein Wunder, dass das Auto nicht ansprang, wenn kein Motor drin war! Leicht verzweifelt klappte er die Motorhaube wieder zu und hoffte, Marge hätte seinen ratlosen Gesichtsausdruck nicht gesehen.

Natürlich war da kein Motor. Warum auch? Er war schließlich in einer Zeichentrickserie. Warum sollten die Zeichner etwas zeichnen, das sowieso nie jemand zu Gesicht bekäme? Die Autos rollten doch auch so. Meistens jedenfalls.

„Haben Sie schon mal probiert, den Zündschlüssel ganz herum zu drehen?“, fragte er Marge und hasste sich selbst dafür. Er erntete dafür auch einen Blick, der fast mit Carters Gesichtsausdruck „Ich bin zwar eine Frau, aber ich weiß trotzdem, was ich tue!“ konkurrieren konnte.

Doch bereitwillig drehte sie den Schlüssel ein weiteres Mal, Jack schickte ein Stoßgebet gen Himmel und siehe da, das Auto erwachte zum Leben. Das war das erste Mal, dass seine Anwesenheit positive Auswirkungen auf eine Maschine zeigte. Normalerweise begannen Carters Reaktoren schon wild zu blinken, wenn er noch fünf Meter entfernt war, was meistens mit einer höflichen Aufforderung einherging, doch bitte jemand anders zu nerven.

Nein, so hätte sie das natürlich nie formuliert, aber er und Maschinen, das war tatsächlich ein Kapitel für sich.

Marge aber strahlte: „Vielen Dank für Ihre Hilfe!“ Allerdings kam das ein klein wenig sarkastisch heraus, und irgendwie hatte er das ja auch verdient. Er zuckte mit den Schultern, murmelte „Gern geschehen“, und wollte sich davon machen.

Doch Marge rief ihm hinterher: „Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?“

Zögernd blieb er stehen. So gern er sie näher kennengelernt hätte, sie und Homer und die ganze Familie – sollte er das wirklich tun? Hatte er nicht mit seiner Anwesenheit hier schon genug Staub aufgewirbelt? Das Letzte, was er wollte, war, ihnen wehzutun. Sie waren glücklich in ihrer kleinen Welt, sie wussten nicht, dass es noch etwas anderes gab. Und am besten blieb das auch so.

Niemals durften sie erfahren, woher er kam und dass er sie alle kannte, vielleicht besser, als sie sich selbst kannten.

Nachdem Jack sich selbst dieses Versprechen gegeben hatte, stieg er zu Marge ins Auto – das, wenn schon keinen Motor, so doch wenigstens ein Lenkrad hatte! – und überlegte sich, was er ihr stattdessen erzählen wollte.



*****



Sam sah mit wachsender Ungeduld, wie Matt unzufrieden bereits das fünfte Blatt Papier zusammenknüllte und quer durch den Raum in den Papierkorb warf. Sie hatte das Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlief. Draußen war es schon längst dunkel geworden.

„Sieh mal, Sam“, sagte Matt, ohne von seiner sechsten Zeichnung aufzuschauen. Sie waren im Laufe des Nachmittags dazu übergegangen, sich beim Vornamen zu nennen. „Es ist nicht so einfach, wie es aussieht. Ich darf mich nicht zu sehr in Einzelheiten verlieren, aber es muss andererseits auch erkennbar sein, worum es sich handelt. Das Wesentliche mit ein paar wenigen Strichen darstellen, das ist es, worauf es ankommt.“

Während Matt geduldig weiter an der Zeichentrickversion eines Stargates arbeitete und dabei fasziniert von Daniel beobachtet wurde, griff Sam zum Handy.

„Hallo Teal’c, hier ist Sam. Was macht der Colonel gerade?“

„O’Neill sitzt mit LisaSimpson in einem Baumhaus und betrachtet die Sterne, MajorCarter.“

Sam schloss erleichtert die Augen. O’Neill schien trotz allem seinen Aufenthalt zu genießen.

„Hör zu, Teal’c, er darf auf keinen Fall die Stadt verlassen. Ruf mich sofort an, wenn du so etwas bemerkst. Wir können ihm nur helfen, wenn er in der Nähe bleibt, hast du verstanden?“

„Verstanden, MajorCarter. Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Teal’c.“ Damit trennte sie die Verbindung und wandte sich wieder um. Sie sah plötzlich, wie erschöpft alle aussahen. Es war ein langer Tag gewesen. Aus einem Sprint war unverhofft ein Marathon geworden, und es war noch kein Ende abzusehen.

„Machen wir Schluss für heute, morgen ist auch noch ein Tag. Daniel, was meinst du?“

Der schien ihre Frage gar nicht gehört zu haben. Die Augenbrauen nachdenklich zusammengekniffen antwortete er stattdessen mit einer Gegenfrage: „Wieso darf Jack die Stadt nicht verlassen?“

Auch Matt schaute von seiner Zeichnung auf. „Ja, wieso eigentlich? Ist es nicht egal, wo er sich befindet, solange ich ihm zeichnen kann, was er braucht?“

„Eben das ist es ja gerade“, antwortete Sam geduldig. „Solange wir wissen, wo er sich befindet, oder wir ihn irgendwohin dirigieren können. Doch eigentlich stellte alles, was du bisher gezeichnet hast, immer die Simpsons-Familie in den Mittelpunkt. Alle anderen sind nur Nebencharaktere, die nur gelegentlich auftauchen – jedenfalls habe ich das so verstanden?“

Ein bestätigendes Nicken von Matt.

„Ich kann mich natürlich irren, aber wenn nun einer, der in der Serie eigentlich ÜBERHAUPT nichts zu suchen hat, sozusagen noch weniger ist als Nebendarsteller – wenn der nach irgendwohin verschwindet, ohne dass wir es bemerken, sind wir nie mehr in der Lage, ihn wiederzufinden. Denn der Focus ist auf diese Stadt gerichtet, mit den Simpsons im Zentrum. Oder, lass es mich so erklären: Wie eine Überwachungskamera, die nur auf einen Raum gerichtet ist und nur dieses Bild überträgt, aber was nebenan vor sich geht, liegt außerhalb unserer Reichweite. – Ich glaube aber wirklich, wir sollten für heute Schluss machen, Daniel.“

„Ich weiß nicht, bist du sicher, Sam?“ Unschlüssig schaute Daniel zwischen ihr und Matt hin und her. Al war bereits in einer Ecke des Raumes auf einem Stuhl eingeschlafen.

Sam hatte plötzlich O’Neills Stimme im Ohr, damals in der Antarktis. Sie hatte geglaubt, er wollte aufgeben, als er auf ein paar Stunden Schlaf bestand. Heute wusste sie es besser. Jack O’Neill gab niemals auf. Und das würde sie auch nicht. Doch wenn sie vor Übermüdung einen Fehler machten, half ihm das noch weniger.

„Es scheint, als würde Colonel O’Neill diese Nacht im Haus der Simpsons übernachten. Für den Moment ist er also in Sicherheit, und ich denke, eine Mütze Schlaf wird auch uns gut tun.“ Und Teal’c wird auf jeden Fall auf seinem Posten bleiben und uns, falls nötig, benachrichtigen; fügte sie still für sich hinzu.

„Da ist ein kleines Motel ein paar Blocks die Straße runter, da könnt ihr übernachten“, sagte Matt, ohne von seiner Zeichnung aufzuschauen. „Ich mach das hier nur noch fertig, und morgen können wir dann sehen, ob es wirkt.“ Um nichts in der Welt hätte er zugegeben, dass er mindestens genauso gespannt war wie die anderen, ob diese Sache funktionieren würde.

Sam und Daniel verabschiedeten sich, dann war Matt allein mit dem schnarchenden Al. Immer wieder fuhren seine Finger fragend den Ring mit den merkwürdigen Zeichen entlang. Er hätte zu gern gewusst, worum es sich dabei eigentlich handelte.



*****



Colonel O’Neill schaute in den Sternenhimmel und atmete tief ein. Wo immer auf der Welt er auch war, in was für einem Schlamassel er auch gerade steckte – wenn er in den Himmel hinaufsah, wurde er immer ganz ruhig. Dann fühlten sich all seine Probleme so klein an angesichts der unendlichen Weite. Ein Sandkorn im Universum, das war er, nichts weiter.

Doch heute erkannte er keines der vertrauten Sternbilder. Offensichtlich hatten die Zeichner sich nicht allzuviel Mühe gemacht und einfach nur willkürlich ein paar Punkte an den Himmel getupft. Doch was sollte es, Sterne waren schließlich Sterne. Wenn er auf einem anderen Planeten während der Nachtwache in den Himmel starrte, sahen sie schließlich auch fremd aus.

Er dachte über den heutigen Tag nach. So verrückt er auch begonnen hatte, er hatte auch seine schönen Seiten gehabt. Er hatte Marge erzählt, dass er sich verlaufen hatte und nicht recht wusste, wie er wieder nach Hause kommen sollte, und sie hatte ihm angeboten, dass er vorübergehend erst einmal bei ihnen bleiben konnte.

Sie hatten einen friedvollen Vormittag gehabt, dann waren die Kinder nach Hause gekommen, und fast augenblicklich ging das Gezanke los. Doch Jack hatte es genossen, dass Leben im Hause war; sein eigenes war ihm oftmals viel zu still und leer.

Er hatte einen Streit zwischen Bart und Lisa zu beider Zufriedenheit schlichten können, und anschließend mit dem Jungen Fußball gespielt. Dabei hatte er sich so jung wie schon lange nicht mehr gefühlt.

Am Abend dann hatte ihn Homer mit in Moe’s Taverne genommen, und später waren sie sogar noch mit Carl und Lenny beim Bowling gewesen. Als Jack einmal alle zehne getroffen hatte, hatte er sogar eine Runde Duff-Bier spendiert. Schmeckte gar nicht mal so schlecht, das Zeug. Dass Marge ihm den Schein zugesteckt hatte, brauchte Homer ja nicht zu wissen. Denn in Jacks Hosentasche war nichts Brauchbares zu finden gewesen. Und selbst wenn er seine Kreditkarte dabei gehabt hätte, bezweifelte er doch ernsthaft, dass man die hier akzeptieren würde.

Er war nicht allein im Baumhaus, Lisa saß neben ihm. Für ein kleines Mädchen war sie erstaunlich still. Er fand eigentlich, dass sie viel zu ernst für ihr Alter war. Ein Grund mehr, warum sie ihn immer an Carter erinnerte.

Lange Zeit saßen sie da und schwiegen. Schließlich sagte Lisa: „Wenn ich mal groß bin, will ich zu den Sternen fliegen.“

Jack zuckte kurz zusammen, als sie so unvermittelt zu sprechen begann. Lisa fuhr fort: „Ich will so vieles, wenn ich mal groß bin. Ich möchte erreichen, dass die Menschen endlich vernünftig werden. Ich möchte irgendetwas Großes erfinden, das allen nützt. Ich möchte dafür sorgen, dass die Erde sich noch ein paar Runden länger dreht. Ach, wenn ich doch schon aufs College gehen könnte!“

Weshalb erzählte sie das ausgerechnet ihm? Hatte sie niemanden in der Familie, mit dem sie über solche Sachen reden konnte? Jack erinnerte sich noch an die Folge, als sie einige Tage lang mit den Mädchen von der Highschool verkehrt hatte. Endlich hatte sie mal Freundinnen gehabt, jemanden, der sie verstand. Bis sie zum Schluss dann wieder ausgelacht worden war.

Er war froh, dass es dunkel war und sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Er musste schlucken. Denn er wusste, sie würde nie älter als acht werden und für immer nur die zweite Klasse besuchen. Zeichentrickfiguren entwickelten sich nicht weiter. Doch er hatte nicht das Recht dazu, ihr ihre Hoffnungen und Träume zu nehmen.

„Du kannst alles, was du nur willst“, antwortete er schließlich mit Verspätung und verzog dann das Gesicht. Ein ähnliches Gespräch hatte er auch einmal mit Charlie geführt. Der wollte damals unbedingt ein berühmter Baseballspieler werden. Jack hatte daran gedacht, wie er selbst in seiner Jugendzeit Eishockeyprofi werden wollte und hatte es ihm daher nicht ausgeredet. ‚Wenn du es wirklich willst und hart dafür arbeitest, kannst du es schaffen’, hatte er seinen Sohn ermutigt.

Jack schüttelte diese trüben Gedanken ab und richtete sich dann auf. „Es ist spät, wir sollten ins Bett gehen“, sagte er dann leise. Er half Lisa, als sie gemeinsam den Baum hinunterkletterten.



*****



Am nächsten Morgen versuchte Jack, sich beim Rasieren nicht zu sehr von seiner unnatürlichen Gesichtsfarbe ablenken zu lassen. Er hatte sich zwar daran gewöhnt, dass alle anderen aussahen, als hätten sie die Gelbsucht. Aber sich selbst im Spiegel so zu sehen war doch etwas – verrückt. Nach dem Motto „Ich kenn dich nicht, aber ich wasch dich trotzdem“ beendete er seine Morgentoilette und ging dann nach unten. Marge war dabei, leckere Pfannkuchen zu machen, und das ganze Haus duftete nach gebratenen Eiern und Speck.

Die ganze Familie war schon am Frühstückstisch versammelt und Jack ertappte sich bei dem Gedanken, dass er sich an ein Frühstück in so zahlreicher Gesellschaft gewöhnen könnte. Zu Hause nahm er sich meistens nicht die Zeit und stürzte nur einen Kaffee herunter. Erst jetzt ging ihm auf, wieviel ihm das zweite Frühstück in der Kantine des Cheyenne Mountain bedeutete. Zusammen mit Carter, Daniel und Teal’c. Sie waren seine Familie. Er verspürte plötzlich unheimliches Heimweh.

Er ließ sich gegenüber von Bart nieder, welcher Pfannkuchen auf Pfannkuchen in sich hineinschaufelte. Jack wurde schon vom Zusehen schlecht. Er nickte dankend, als zwei der wundervoll duftenden gelben runden Dinger auf seinem Teller landeten und begann genussvoll zu essen. Kauend teilte er Homer seinen Entschluss mit:

„Ich werde mich heute auf den Weg nach Colorado Springs machen. Ich habe mich erkundigt, da fährt gegen elf ein Bus am Busbahnhof. Ich kann euch ja nicht ewig zur Last fallen.“

Lisa schaute von ihrer Müslischüssel hoch. „Dürfen wir mit, Dad? Bitte, bitte, bitte!“

Marge kam mit dem letzten Stapel Pfannkuchen an und setzte sich schließlich auch an den Tisch.

„Oh ja, Homie, den neuen Busbahnhof wollten wir uns doch schon immer mal ansehen. Lass uns einen Familienausflug machen!“

„Meinetwegen“, brummte Homer als Antwort, während er mit seinen Schinkenstreifen kämpfte.

Bart überlegte kurz, ob ein Familienausflug für einen Jungen in seinem Alter uncool wäre, aber dann entschied er, doch mitzukommen. Es würden sich unterwegs bestimmt genügend Gelegenheiten für ein paar Streiche ergeben. Unternehmungslustig langte er nach einem weiteren Pfannkuchen.



*****



Sam und Daniel betrachteten mit wachsendem Erstaunen und Bewunderung die Szenerie, die sich vor ihnen ausbreitete. Da stand ein Stargate, komplett mit ein paar Stufen, inmitten einer Lichtung in einem Wald. Sie hatten Matt gesagt, er solle es an einen möglichst einsamen Ort setzen, aber sie hatten nicht für möglich gehalten, wie poetisch das ganze am Ende aussehen würde.

„Sehr schön“, sagte Daniel schließlich. „Jetzt braucht Jack nur noch ein DHD.“

„Ein was?!“ Matt sah fassungslos von einem zum anderen.

„Äh, so was hier.“ Daniel fing einen warnenden Blick von Sam auf und blätterte schnell in seinem Notizbuch ein paar Seiten weiter bis zu einer Zeichnung eines DHDs.

Matt seufzte, als er das Bild sah. „Das kann ich unmöglich zeichnen. Zu viele Einzelheiten. Diese Symbole kriege ich nie im Leben alle unter.“

„Aber…“, wollte Daniel anfangen. Doch Matt war noch nicht fertig.

„Ist euch noch nie aufgefallen, dass alle Zeichentrickfiguren immer nur vier statt fünf Finger haben? Das ist bedeutend einfacher zu animieren. Wir werden uns auf einige wenige Symbole beschränken müssen. Das ist alles, was ich für euch tun kann.“

Daniel wog ab, welchen Unterschied es machen konnte, wenn einige der Symbole fehlten.

„Gut“, sagte er endlich. „Aber wenigstens diese sieben hier müssen auf jeden Fall dabei sein.“

Damit kennzeichnete er die sechs Symbole, welche für die Erde standen. Dann überlegte er kurz, um sich ein Symbol für Jacks Ausgangspunkt auszudenken. Es ähnelte entfernt einem S. S wie Springfield.

Sam fühlte plötzlich die ganze Last der Verantwortung. Es war genauso wie wenn sie durchs Tor gingen und fremde Welten erforschten. Jede noch so unbedeutende Kleinigkeit konnte ungeahnte Auswirkungen auf das Leben auf dem anderen Planeten haben, und jeder Strich, den sie hier zeichneten, würde das Leben in Springfield verändern. Sie mussten aufpassen, nicht mehr als nötig durcheinanderzubringen. Das waren sie diesen Menschen schuldig.

Als Matt wieder zu zeichnen begann, klingelte Sams Handy. Ein Blick auf die Anzeige verriet ihr, dass Teal’c der Anrufer war. Mit einem dumpfen Gefühl der Vorahnung drückte sie die Lautsprech-Taste.

„MajorCarter“, hörte sie Teal’cs vertraute Stimme. „O’Neill ist mit den Simpsons jetzt am Busbahnhof. Es scheint, als wolle er nach Colorado Springs fahren. Ihr müsst so schnell wie möglich etwas unternehmen.“

„Bleib dran, Teal’c“, sagte sie schnell, dann wandte sie sich Matt und Daniel zu, die alles mit angehört hatten. „Geht das denn überhaupt? Ich meine, dass er so einfach wegfahren kann? In ‚Pleasantville’ führte die Straße doch immer im Kreis herum, nicht?“

Sie klammerte sich an diesen Gedanken, aber Matt zerstörte ihre Hoffnung kurz darauf.

„Ich denke schon, dass das möglich ist. Schließlich war Homer auch schon mal in Las Vegas, und einmal haben wir die Simpsons sogar nach Japan geschickt, wo sie in so einer komischen Spielshow auftreten mussten, ganz zu schweigen von Barts Entschuldigungsreise nach Australien…“

Sam unterbrach ihn: „Dann müssen wir etwas unternehmen! Wir können ihn nicht einfach so wegfahren lassen! Er darf auf keinen Fall in diesen Bus steigen! Bitte!“

Matt kaute an seinem Bleistift: „Ich glaube, ich hab da auch schon eine Idee.“



*****



Nun war also die Zeit des Abschieds gekommen. Jack war noch nie gut in so was gewesen. Wenn er früher auf seine Missionen gehen musste, hatte er sich immer ganz früh am Morgen aus dem Haus gestohlen. Wenn Charlie und Sara aufwachten, war er schon längst über alle Berge. Keine Gelegenheit für Tränen. Es war nicht so, dass sie nicht gewusst hatten, dass er gehen würde, aber sie hatten nicht darüber gesprochen. Nie.

Jack hob Maggie hoch und knuddelte sie. Er strich Lisa übers Haar und boxte Bart leicht in die Seite. Marge umarmte er etwas länger, während er ihr für ihre Gastfreundschaft dankte. Zum Schluss wandte Jack sich schließlich Homer zu.

Etwas verlegen lächelnd standen sich die beiden Männer gegenüber, bis Jack Homer zum Abschied ebenfalls umarmte. „Eine großartige Familie hast du da“, flüsterte er ihm ins Ohr. „Pass gut auf sie auf, versprichst du mir das?“

Als sie sich wieder voneinander lösten, grinsten sie beide etwas schief, unsicher, wie sie mit dieser Situation umgehen sollten. Doch dann entschärfte glücklicherweise Bart die Lage, als er mit seinem Skateboard zwischen ihren Beinen herumraste und von Homer spielerisch Prügel angedroht bekam.

Es war ein großer Busbahnhof, und ständig fuhren Busse ab oder kamen an. Jack hatte seine Fahrkarte hervorgeholt und studierte sie noch einmal gewissenhaft, als er Marge plötzlich schreien hörte.

„Maggie! Oh mein Gott, Maggie!“

Jacks Kopf schnellte hoch und dann in die Richtung, in die Marge angstvoll deutete. Da, direkt vor einem weiteren ankommenden Bus, krabbelte Maggie quietschvergnügt auf der Straße herum. Der Bus fuhr unaufhaltsam auf sie zu. Der Fahrer saß viel zu hoch, er konnte sie von da aus unmöglich sehen.

Jack zögerte keine Sekunde. Er sprintete los und schaffte es, Maggie im allerletzten Moment beiseite zu schubsen. Dann war der Bus auch schon über ihm. Er fühlte noch den Anprall, dann gar nichts mehr.



*****



Sam hatte mit wachsendem Schrecken zugesehen, was Matt da in fliegender Hast zusammenzeichnete, und gleichzeitig Teal’cs Live-Bericht zugehört. Kraftlos sackte ihre Hand, welche das Telefon hielt, schließlich nach unten, ohne jedoch die Verbindung zu trennen. Dann ließ sie sich auf einen Stuhl fallen.

Verwundert sah sie, dass Daniel und Matt überhaupt nicht besorgt schienen. So langsam verstand sie überhaupt nichts mehr. Wie konnten die so ruhig bleiben, wenn der Colonel gerade von einem Bus überfahren worden war und bewusstlos auf der Straße lag?

Als hätte er ihre Gedanken gehört, sagte Daniel beruhigend: „Keine Sorge, Sam, es wird ihm bald wieder besser gehen.“ Er und Matt grienten sich kurz an. Wenn Daniel auch kein Simpsons-Fan war, so hatte er als Kind doch genügend Zeichentrickserien gesehen, um eines zu wissen: Egal was passierte, die Figuren taten sich nie ernsthaft weh.

Das Ziel war gewesen, Jack am Wegfahren zu hindern. Und auch wenn es vielleicht nicht der eleganteste Weg gewesen sein mochte - der effektivste war es auf jeden Fall.

Langsam hob Sam das Handy wieder an ihr Ohr.



*****



Stöhnend kam Jack wieder zu sich. Er lag schon wieder auf der Straße. Das wurde langsam zu einer unliebsamen Gewohnheit. Als er die Augen aufschlug, starrte er in eine Menge besorgter Gesichter. Lisa, Bart, Homer, Marge mit der schmatzenden Maggie auf dem Arm.

„Wie fühlst du dich, Jack? Sollen wir Dr. Hibbert rufen?“ Marge sah dankbar zwischen Jack und Maggie hin und her.

Jack überlegte, wie er sich fühlte. Als ob ein Bus über ihn drüber gefahren wäre, eigentlich. Doch hey, es war ja gerade ein Bus über ihn drüber gefahren! Er richtete sich vorsichtig auf. Dafür waren nur ein paar schmerzende Knochen eigentlich bisschen wenig, oder? Und dann dämmerte es ihm: Er war hier in einer Zeichentrickserie. Zeichentrickfiguren konnten aus großer Höhe hinunterfallen, in Flammen stehen, gewürgt werden oder von einem Bus überfahren werden, doch sie standen immer wieder auf. Außer, wenn sie wie Homer zuviel Krusty-Burger aßen und dann eine dreifache Bypass-Operation brauchten.

Jack stand nun endgültig auf und bewegte seine Arme und Beine. Nichts gebrochen, keinerlei sichtbare Verletzungen. Janet Fraiser musste in dieser Welt wohl arbeitslos sein. Bei dem Gedanken an den Doc fiel Jack wieder ein, weshalb er eigentlich hier war. Er schaute auf seine Uhr. Noch zehn Minuten bis zur Abfahrt seines Busses.

„Ich glaube, das ist ein Zeichen“, sagte da Lisa. Alle Augen richteten sich auf sie. „Ich glaube, das ist ein Zeichen, dass Jack nicht fortfahren soll“, präzisierte sie.

„Das könnte möglich sein“, stimmte Marge nach einer Weile zu.

Jack schaute unsicher von einem zum anderen. Er hatte eigentlich nie an so etwas wie Zeichen geglaubt. Er wollte in diesen Bus steigen und nach Colorado Springs fahren. Wenn er Glück hatte, hatten die dort auch ein SGC, und vielleicht existierte ja sogar eine Zeichentrickversion von Carter, und wenn er die erstmal gefunden hatte, dann würde alles gut werden. Sie würde ihm schon helfen, wieder nach Hause zu kommen.

Dann fiel Jack die echte Carter ein. Auch diese würde nichts unversucht lassen, ihn wieder nach Hause zu holen, das hatte sie schon einige Male bewiesen. Vorausgesetzt, sie wusste überhaupt, wo er war. Vielleicht war sie ja gerade jetzt schon dabei? Vielleicht musste er einfach nur abwarten und würde ihren Plan durch sein eigenmächtiges Handeln zunichte machen? Er wusste nicht mehr, was er tun sollte. Tatenlos herumzusitzen war noch nie seine Stärke gewesen.

Jack ließ die Augen über den Busbahnhof schweifen, bis sein Blick schließlich an einem Werbeplakat hängen blieb. Er starrte es an. Er war sich sicher, dass es vor ein paar Minuten noch nicht da gewesen war. Er versuchte, einen anderen als den offensichtlichen Sinn in der Aufschrift zu finden: SDT - WIR ARBEITEN DARAN. Es fiel ihm keiner ein. Dieses Plakat ergab nur dann Sinn, wenn Sam und Daniel und Teal’c in ihrer Realität bereits dabei waren, fieberhaft eine Lösung zu finden.

„Okay“, sagte Jack. „Ich glaube, ich bleibe noch ein wenig in der Stadt.“



*****



Als Teal’c diesen Satz durchs Telefon wiederholte, brach Jubel aus. Diese Hürde war genommen, doch schon türmte sich die nächste vor ihnen auf:

„Wie soll Jack eigentlich von dem ‚Tor’ erfahren?“, fragte Daniel in die allgemeine Ausgelassenheit.

Sam wurde schlagartig wieder ernst. Es war ja nicht gerade so, dass sie ihm eine Zeitung zukommen lassen konnten, in der der Weg zum Stargate beschrieben war. Wie leicht konnte diese in die falschen Hände gelangen.

„Ich glaub, ich hab da eine Idee…“, sagte sie langsam.

„Ich auch!“



*****



Jack starrte immer noch auf das Schild, als ein weiteres daneben seine Aufmerksamkeit erregte. Auf einem neon-grünen blinkenden Pfeil stand nur ein Wort: „CHAAPA’AI“.

Jack grinste in sich hinein. Das sah Daniel ähnlich. Er folgte der Richtung des Pfeils mit den Augen und entdeckte plötzlich erstaunt, wie vor seinen Füßen ein gelber Backsteinweg begann, der genau in die Richtung führte, in die auch der Pfeil zeigte.

Anerkennend pfiff er durch die Zähne. ‚Auf nach Oz!’, dachte er bei sich. Dann wiederholte er die ganze Abschiedszeremonie, winkte den Simpsons noch ein letztes Mal zu und machte sich schließlich auf den Weg. Zum Glück hatten sie sich davon überzeugen lassen, dass er ganz allein gehen musste.

Der Weg bog um mehrere Ecken, bis er schließlich aus der Stadt hinausführte. Er schien kein Ende zu nehmen. Wo schickte Sam ihn hier nur hin? Jack war sich sicher, dass der gelbe Backsteinweg Carters Idee war. Sie wusste um seine Vorliebe für diesen Film. Oft genug hatte er ein paar Außerirdische mit seinen Sprüchen und Zitaten verwirrt.

Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als ihr zu vertrauen. Stunde um Stunde schritt er dahin, bis er schließlich in einen Wald kam. Nach einer weiteren Stunde tauchte eine Lichtung auf. Und mitten auf dieser Lichtung stand tatsächlich ein Stargate.



*****



Während Daniel und Matt mit den verschiedenen Zeichnungen beschäftigt waren, war Sam nicht untätig gewesen. Telefonisch hatte sie Sergeant Siler dirigiert, der in O’Neills Haus eine Web-Cam eingerichtet hatte. Diese filmte alles, was auf dem Bildschirm zu sehen war und übertrug es über eine geschützte Leitung im Internet auf den Computer in Matts Büro.

So konnten sie nun alle Ereignisse live verfolgen und, wenn es nötig war, sofort eingreifen. Teal’c war aber auch weiterhin als Beobachter vor Ort geblieben. Wer wusste schon, ob Jack nicht vielleicht eine übereifrige Putzfrau besaß, die den Fernseher ausschalten würde. Und möglicherweise wäre er dann für immer darin gefangen – ein Punkt, über den Sam lieber nicht genauer nachdachte.

Eine zweite Datenübertragung erfolgte ins SGC, zusätzlich war Sam aber über ihr Mobiltelefon mit dem General verbunden, um ihn von ihren nächsten Schritten in Kenntnis zu setzen.

Zum Glück brauchte Jack einige Stunden, bis er den Wald erreichte, so konnte Matt in Ruhe sein DHD fertigzeichnen. Gerade in dem Moment, als er es beendet und Daniel bestätigend genickt hatte, betrat der Colonel die Lichtung. Sam atmete auf, das war knapp gewesen. Der Rest sollte nun eigentlich ein Kinderspiel sein. Oder?



*****



Jack blieb noch eine Weile im Schatten der Bäume und vergewisserte sich, dass ihm niemand gefolgt war. Für seine Heimreise konnte er nun wirklich keine Zeugen brauchen. Doch alles blieb ruhig. Es war inzwischen auch schon wieder dunkel geworden und er fühlte sich wie der einzige Mensch auf der Welt.

Er schüttelte dieses Gefühl des Verlorenseins ab und ging langsam auf das Stargate zu. Bald würde er wieder zu Hause sein. Als er näher kam, entdeckte er auch das DHD. Allerdings sah es etwas ungewöhnlich aus. Mindestens die Hälfte der Symbole schien zu fehlen.

Jack stand eine Weile davor und versuchte die richtigen Symbole zu finden. Meistens ließ er zwar Carter oder Daniel rauswählen, aber natürlich kannte er selbst auch die Koordinaten für die Erde. Allerdings hatte er sich weniger ihre Form, sondern eher ihre Lage optisch eingeprägt. Und so verwirrte ihn diese veränderte Anordnung hier etwas.



*****



„Worauf wartet er denn noch?“ murmelte Sam ungeduldig vor sich hin.



*****



Jack hatte sich gerade entschlossen und wollte das erste Symbol drücken, als er ein Geräusch hinter sich hörte. Blitzschnell drehte er sich um und wünschte sich, seine Waffe dabei zu haben. Doch als er sah, wer da vor ihm stand, entspannte er sich wieder ein wenig.

Ein Mann in einem dunklen Anzug und eine rothaarige Frau in einem blauen Kostüm. Der Mann begann jetzt zu sprechen:

„Ich bin Agent Mulder, das ist Agent Scully vom FBI. Können Sie uns sagen, was das für ein Ding da ist?“



*****



„Wo kommen die denn jetzt auf einmal her?“, fragte Sam entgeistert. Ging denn heute alles schief?

Matt zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Wahrscheinlich sind sie noch seit der Folge im Wald, in welcher Mr. Burns so grün leuchtete und Homer dachte, er hätte ein Alien gesehen… Tut mir leid, ich habe nicht mehr daran gedacht.“



*****



Jack dachte zum wiederholten Male ‚ich weiߒ, als Mulder sich vorstellte. Laut aber sagte er: „Colonel O’Neill, Air Force. - Nein, tut mir leid, das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Wie haben Sie es denn überhaupt entdeckt?“

Ein durchdringender Blick von Mulder: „Das kann ich Ihnen leider auch nicht sagen.“

„Dann eben nicht. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden?“

Doch Mulder war noch nicht fertig. „Air Force, hm? Dann gehören Sie also zu dem Verein, der in Area 51 seit Jahren mit UFOs experimentiert?" Herausfordernd stellte er sich Jack in den Weg.

‚Wenn du wüsstest, wie recht du hast’, dachte Jack, während er sich an seinen ungeplanten Ausflug zusammen mit Teal’c ins Weltall erinnerte. Dann versuchte er krampfhaft einen Weg zu finden, diese beiden Neugiernasen hier loszuwerden.

Er lachte etwas gezwungen. „UFOs? Sie haben zu viel schlechte Filme gesehen!“

An dieser Stelle mischte sich Scully zum ersten Mal ein: „Im Gegensatz zu meinem Partner glaube ich auch nicht daran, jedoch ist dieser Ring dort definitiv aus keinem uns bekannten Material. Ich wollte es untersuchen, aber es ist so fest, dass sich kein einziger Span davon abschaben ließ. Ich habe noch nie zuvor so etwas gesehen!“

Jack sah ein, dass er ihnen nicht länger etwas vormachen konnte.

„Okay, ich gebe zu, es ist ein geheimes Regierungsprojekt.“ Als er Mulders Augen triumphierend aufblitzen sah, fuhr er schnell fort: „Wir arbeiten mit den Regierungen von Großbritannien, Frankreich, Russland und China zusammen. Es ist nur zum Besten für die Erde. Das müssen Sie mir glauben!“

Eindringlich starrte er die beiden an. „Es ist sicherlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es allgemein öffentlich bekannt wird. Dann können wir uns gern länger darüber unterhalten. Im Moment aber möchte ich gerne allein sein. Vertrauen Sie mir!“



*****



„So tu doch endlich etwas, Matt!“

„Ich versuche es ja, Daniel!“



*****



Mulder sah aus, als ob er ‚Ich vertraue niemandem außer Scully’ sagen wollte, aber diese war schneller: „Kommen Sie, Mulder, es gibt hier nichts mehr für uns zu tun.“

Sie nickte Jack zum Abschied zu und begann dann den immer noch widerstrebenden Mulder davonzuziehen.

Jack atmete erleichtert auf und wartete, bis sie im Wald verschwunden waren. Im Stillen dankte er wem auch immer dafür, dass er ihn von den beiden befreit hatte. Er wusste genau, normalerweise wären sie nicht so schnell abzuschütteln gewesen. Wenigstens hätten sie sich seinen Ausweis zeigen lassen.

Jack wandte sich wieder dem DHD zu. Schnell drückte er die sieben Tasten und dann das rote Feld in der Mitte. „Kawoosh“ machte es, und ein Wasserschwall schien aus dem Tor zu schießen, bevor sich der Ereignishorizont stabilisierte.

Als Jack hinter sich ein erstauntes Keuchen hörte, erstarrte er. Er drehte sich um, während er lautlos fluchte. Er hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach werden würde. Vor ihm stand Mulder und starrte ihn sprachlos an.

Jack schaute stumm zurück. Er wusste nicht genau, was er jetzt machen sollte.



*****



Auch Matt fluchte lautlos in sich hinein. Er hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach werden würde. Er hätte Mulder nicht unterschätzen dürfen.

Daniel aber griff sich einen Zettel und einen Stift und begann mit fliegenden Fingern zu zeichnen. Alle anderen schauten erstaunt zu, was da auf dem Papier entstand.



*****



Jack sah sich verzweifelt um, als er am Fuße des DHD etwas liegen sah, das mit Sicherheit vorhin noch nicht da gewesen war. Mit einer fließenden Bewegung bückte er sich, nahm die Zat hoch und feuerte auf Mulder. Der ging augenblicklich, von Lichtblitzen umzuckt, lautlos zu Boden.

„Tut mir leid“, murmelte Jack, dann zögerte er nicht länger. Er drehte sich um, rannte die drei Stufen zum Stargate empor und tauchte in das Tor.

Hinter ihm begann sich Mulder benommen zu rühren und sah nur noch verschwommen, wie sich das Tor schloss. Wo war O’Neill? Spurlos verschwunden. Scully würde wieder sagen, er hätte sich das alles nur eingebildet.

Niemand würde ihm glauben.

Wieder einmal.



*****



„General, er kommt jetzt durch!“, rief Sam aufgeregt in den Hörer. Sie hatten in der Eile vergessen, dem Colonel ein GDO zu zeichnen, und es war höchste Zeit, die Iris zu öffnen.

„Öffnen Sie die Iris“, hörte sie die Stimme des Generals durchs Telefon und wartete angespannt, bis sie ihn sagen hörte: „Er ist jetzt angekommen, Major. Gute Arbeit. Sie können dann zurückkehren.“

In dem kleinen Büro brach unbeschreiblicher Jubel aus. Sam umarmte erst Daniel, dann Al und Matt, und auch die Männer klopften sich gegenseitig auf die Schultern. Sie hatten es tatsächlich geschafft.

„Vielen Dank für alles!“ Sam schaute glücklich von einem zum anderen. „Entschuldigung, dass wir so schnell gehen, aber wir müssen unbedingt nach Hause!“

„Ist schon gut, Sam.“ Matt schüttelte ihr zum Abschied lange die Hand. „Wenn wir wieder mal etwas für euch tun können, meldet euch einfach.“

„Ich hoffe nicht“, antwortete Daniel darauf, und alle lachten.



*****



‚Jaaaa!’, jubelte Jack innerlich und riss die Arme in die Höhe, während er langsam die Rampe hinunterschritt. Endlich wieder zu Hause. Er hätte nie gedacht, dass ihm dieser eintönige Berg mit seinen Regeln mal so fehlen würde. Aber warum starrten ihn hier alle so komisch an? Hatte er ein drittes Auge oder was?

Oben hinter seiner Scheibe entdeckte Jack den General. Er tippte sich zu einem lässigen Salut mit der Hand an die Schläfe, aber statt des erwarteten Willkommensgrußes hörte er ihn sagen: „Dr. Fraiser sofort in den Torraum.“

Als Jack die Hand langsam sinken ließ und sie dabei in seinem Gesichtsfeld vorbeikam, blieb ihm sein protestierendes ‚Wieso, mir geht’s doch gut?’ im Halse stecken. Er war immer noch so gelb wie eine Quitte und so flach wie eine Flunder. Verdammt.



*****



Einige Stunden später stürmten Daniel und Sam in die Krankenstation. Daniel blieb, kaum dass er die Tür geöffnet hatte, abrupt stehen, so dass Sam beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre. Als sie schließlich im Raum war, erfasste sie alles gleichzeitig: Den immer noch flachen Colonel in seinem Bett, Teal’c auf einem Stuhl daneben, General Hammond und Dr. Fraiser, welche ihm gerade Bericht erstattete:

„Es tut mir leid, General, aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich das behandeln soll!“

Janet klang resigniert, etwas, das nicht oft vorkam. Und das ließ alle Alarmglocken in Sam läuten.

„Wie fühlen Sie sich?“ fragte sie den Colonel, der langsam ungeduldig zu werden schien.

„Großartig, einfach großartig, wenn man davon absieht, dass ich jetzt als Bettvorleger arbeiten könnte!“

O’Neill warf ihr einen genervten Blick zu. „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin Ihnen und Daniel wirklich dankbar, dass Sie mich zurückgebracht haben, aber möglicherweise haben Sie etwas Wichtiges übersehen?“

Sams Gehirn arbeitete bereits auf Hochtouren, und auch Daniel war anzusehen, dass er verzweifelt nachdachte. Schließlich sagte er das erste, was ihm gerade einfiel: „Wie wär’s mit einer Luftpumpe?“

Jack fiel fast aus dem Bett. „Das ist nicht dein Ernst!“, und nach einem Blick in Daniels Gesicht: „Es ist dein Ernst?!“

Daniel zuckte mit den Schultern und murmelte so etwas wie „Im Trickfilm funktioniert das immer…“, dann ließ er das Thema fallen und fragte stattdessen: „Was hast du eigentlich gerade gemacht, als das… passiert ist?“

Jack bedachte ihn dafür mit einem Blick, der zu sagen schien: ‚Ich dachte, das hätte sich mittlerweile herumgesprochen?’ Als der ihn aber weiterhin fragend ansah, antwortete er endlich: „Ich habe mir die Simpsons angeschaut, was sonst?“

Doch Daniel ließ noch nicht locker: „Und weiter?“

„Was weiter? Nichts weiter! Als das Gewitter immer heftiger wurde, wollte ich den Fernseher ausstellen. Und dann – zack, zappenduster!“

Daniel wirkte plötzlich aufgeregt: „Ein Blitzschlag! Es muss ein Blitz gerade in dem Moment eingeschlagen sein, als Jack den Fernseher berührte!“

General Hammond sah fragend Major Carter an, bis diese schließlich zustimmend nickte. „Ich denke, das ist eine Möglichkeit, Sir.“

„Wir müssen also nur noch einen vergleichbaren Blitz erzeugen, um Jack – äh, in seine ursprüngliche Form zu bringen.“

Janet hatte plötzlich ein Bild vor Augen, wie Daniel einen westafrikanischen Regentanz aufführte. Obwohl sie das zu gerne gesehen hätte, sagte sie: „Ich glaube nicht, dass ich das aus ärztlicher Sicht verantworten kann.“

„Janet, ein Blitzschlag ist für Zeichentrickfiguren im Allgemeinen ungefährlich.“ Da war sich Daniel sicher. Oder doch nicht?

Jack hatte von einem zum anderen geschaut, während hier über sein Schicksal diskutiert wurde, und entschied nun, dass es an der Zeit wäre, auch einmal etwas dazu zu sagen.

„Ich möchte auf keinen Fall der Erste sein, der herausfindet, dass es doch nicht so ungefährlich ist! Und außerdem habe ich auch keine Lust, wochenlang bis zum nächsten Gewitter zu warten und mich dann mit einem Drachen auf den Cheyenne Mountain zu stellen! Gibt’s denn keine andere Möglichkeit?“

Teal’c hatte bis dahin noch gar nichts gesagt. Deshalb waren alle erstaunt, als er sich jetzt zu Wort meldete: „Wie wäre es mit einem Zat’n’ktel? Seine Energie ist einem Blitz ähnlich und doch für den Menschen ungefährlich.“

Diesmal schaute General Hammond fragend Dr. Fraiser an. Ihre Augen leuchteten auf. „Ich denke, das könnte funktionieren, Sir! Teal’c, hol deine Zat. Und alle anderen muss ich bitten, den Raum zu verlassen.“

Teal’c kehrte bald mit der Waffe zurück, und beim Hinausgehen hörten Daniel, Sam und der General, wie Jack ihm zurief: „Diesmal aber wirklich erst auf drei, hörst du?“

Dann wurde die Tür geschlossen, und die Wartenden hörten nur noch ein unterdrücktes Fluchen von Jack. Nach fünf endlos erscheinenden Minuten öffnete sich die Tür wieder, und als sie hastig in den Raum zurückströmten, stand da Jack in voller Lebensgröße und beschwerte sich gerade: „Ich sagte, auf drei, wann lernst du endlich zählen, Teal’c?“

Der nahm den Anranzer unbewegt zur Kenntnis, und plötzlich löste sich die Anspannung der vergangenen zwei Tage in einem allgemeinen Lachen auf, in das schließlich auch Jack mit einstimmte. Er wusste, er musste noch vor ein paar Minuten einen lächerlichen Anblick geboten haben und war froh, dass die ganze Sache nun vorbei war.

Um sich zu vergewissern, dass alles wieder beim Alten war, ging er zu dem kleinen Waschbecken in der Ecke hinüber und schaute in den Spiegel. Sein Gesicht hatte wieder die ursprüngliche Farbe angenommen, nur ein leichter Gelbschleier war noch zu erkennen. Das lag aber doch sicherlich nur an diesem komischen Kunstlicht hier, oder? Hoffentlich hatte er Glück, und Janet ließ ihn nach der Nachuntersuchung nach Hause.

Übermütig erklärte Jack: „Wie wär’s, wenn ihr heute Abend alle zu mir kommt? Wir machen eine Simpsons-Nacht!“

Erwartungsvoll blickte er von einem zum anderen, doch die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Bis Teal’c sagte: „Das wird ganz bestimmt ein interessanter Abend werden, O’Neill. Ich habe nämlich jede Minute deines Aufenthaltes in Springfield auf Video aufgezeichnet.“

Jack erstarrte und drehte sich dann zu ihm um: „Das hast du nicht!“

Und Teal’c, derselbe Teal’c, der sonst nie eine Miene verzog, grinste ihn tatsächlich an.

Sam sagte schnell: „Ich bringe die Pizza!“

„Und ich den Wein!“ fiel Daniel ein.

„Und ich mache den Salat!“ DAS wollte sich Janet auf keinen Fall entgehen lassen.

General Hammond schaute auf die ausgelassene Bande und schüttelte nur mit dem Kopf. Doch dann musste auch er schmunzeln. Es war tatsächlich das erste Mal, dass er Colonel O’Neill sprachlos erlebte. Sprachlos und platt. Fast so platt, wie Jack noch vor einigen Minuten gewesen war.

Innerlich über dieses Wortspiel grinsend machte er sich dann leise in Richtung Schreibtisch davon.


Epilog – eine Woche später

Matt saß an seinem Schreibtisch und betrachtete zwei Fotos. Das eine zeigte einen Mann Anfang fünfzig in Air Force-Uniform, der sehr ernst in die Kamera blickte. Das andere war eine Zeichnung von demselben Mann im typischen Simpsons-Stil. Ein kurzer Brief lag noch dabei, in steilen, kraftvollen Buchstaben hatte Jack geschrieben:

„Damit Sie wissen, wem Sie geholfen haben. Seit Jahren verfolge ich Ihre Serie, doch nie hätte ich gedacht, dass sich unsere Wege einmal kreuzen würden. Ich danke Ihnen für alles, was Sie getan haben, damit ich wieder nach Hause konnte. Ich hoffe, dass Sie nie Ihre Kreativität verlieren werden,

Colonel Jack O’Neill“

In dem Moment öffnete sich die Tür, und Al steckte seinen Kopf hindurch. Er sprühte vor Energie.

„Matt, ich habe eine großartige Idee für eine neue Folge! Wie wäre es, wenn Homer plötzlich entdecken würde, dass es noch eine dritte Dimension gibt?“

Matt schaute von dem Brief auf. Er war sofort Feuer und Flamme. Bald darauf steckten die zwei die Köpfe zusammen, entwarfen und verwarfen, berieten und stritten sich, skizzierten, texteten, lachten…

Wie sie es schon seit vielen Jahren taten.

Und hoffentlich noch viele Jahre tun würden.

E N D E


Schlusswort: (diese FF hat im Oktober-05-Voting den 4. Platz belegt bei 28 Storys)
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