Kapitel 10
Sam erwachte am nächsten Morgen - War es wirklich Morgen? Sie konnte es
nicht genau sagen, denn es war einfach zu viel passiert und ihre innere Uhr
wurde vollkommen durcheinander gebracht. - als etwas ihren Bauch berührte.
Ihr war etwas seltsam zumute und sie wusste zuerst nicht, wo sie war. Dann
öffnete sie die Augen und sah Jack, der sanft mit seinem Zeigefinger
kreisförmige Bewegungen um ihren Bauchnabel machte. Sie musste lächeln, als
ihr wieder alles einfiel, was letzte Nacht geschehen war. Jack schien es zu
bemerken und lächelte sie an.
"Guten Morgen!", sagte er leise und beugte sich zu ihr herüber, um sie zu
küssen. Sie ließ es geschehen und fühlte sich gut. Wenn es nach ihr ginge,
hätte dieser Moment für immer andauern können. Nur widerwillig löste sie
sich von seinen Lippen.
"Morgen. Wie spät ist es eigentlich?", fragte sie, während sie sich
aufsetzte. Jack tat es ihr gleich und setzte sich neben sie.
"Keine Ahnung. Die haben mir gleich nach der Gefangennahme meine Uhr
weggenommen." Er hatte immer noch dieses Lächeln im Gesicht, dass er schon
den ganzen Morgen über hatte. Er fühlte sich einfach gut, was sicherlich
auch daran lag, dass er höchstwahrscheinlich wieder Vater werden würde. Dass
Sam die Mutter seines Kindes war, machte ihn natürlich noch glücklicher,
denn tief in seinem Inneren hatte er es sich immer gewünscht. Doch plötzlich
wurde seine Laune getrübt, denn ihm würde wieder der Sinn der Existenz
dieses Kindes bewusst. Doch so weit sollte es nicht kommen. Er würde alles
tun, um sein Kind und damit auch Sam zu beschützen. Zu sehr hatte ihn der
Verlust von seinem Sohn Charlie getroffen. Noch einmal wollte er das nicht
mehr durchmachen. Doch jetzt wollte er sich erst mal an die neue Situation
gewöhnen. Er wollte so viel Zeit mit Sam verbringen, denn wer weiß wie viel
ihnen noch blieb. Er nahm Sams Hand in seine und sah Sam an. Sie erwiderte
seinen Blick und schenkte ihm ein verschlafenes, aber trotzdem wunderschönes
Lächeln.
"Was hältst du von Liliane?", fragte er sie.
"Was?" Sam blickte Jack verwirrt an und man konnte deutlich erkennen, wie es
anfing hinter ihrer Stirn zu arbeiten.
"Der Name unserer Tochter. Ich finde, Liliane würde passen."
Zuerst war Sam sprachlos, doch dann fing sie sich und grinste Jack an.
"Woher willst du wissen, dass es ein Mädchen wird?", fragte sie noch immer
grinsend. "Sagen wir mal: Väterliche Intuition. Also was nun?"
Gerade als Sam antworten wollte wurde die Tür zu ihrem Zimmer aufgestoßen
und zwei Jaffa kamen herein. Sam unterdrückte einen Schrei und zog sich die
Decke über ihren Körper. Die Jaffa kamen geradewegs auf Jack zu und packten
ihn an den Armen. Jack wehrte sich aus voller Kraft und auch Sam hielt ihn
am Arm fest, doch die beiden Jaffa waren zu stark und schleiften ihn mit
sich. Aus vollem Hals schrie Jack, dass sie ihn in Ruhe lassen sollten, doch
er wurde ignoriert und immer weiter zur Tür gezerrt. Als er draußen war und
die Tür wieder geschlossen wurde, rief er ein letztes Mal nach Sam.
"Pass auf dich und das Kind auf! Ich werde schon klar kommen. Ich liebe
dich!"
"Nein! Lasst ihn los! Jack!" Sam stand auf und rannte zu Jack, doch sie kam
zu spät. Nur wenige Sekunden, bevor sie die Tür erreichte, war sie auch
schon wieder geschlossen worden und ließ sich nicht mehr öffnen. Zitternd
ließ sie sich vor der Tür auf die Knie fallen und fing an zu weinen. Sie
wusste nicht was mit Jack oder mit ihr geschehen wird und das machte ihr
Angst. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und hoffte, dass sie Jack
nichts antun würden.
Mittlerweile waren 2 Wochen vergangen in denen Sam nichts von Jack, Daniel
oder Teal'c gehört hatte. Außer für einige medizinische Untersuchungen
durfte sie ihr Zimmer nicht verlassen, geschweige denn versuchen mit ihren
Teammitgliedern zu sprechen. Nur wenige Stunden nachdem sie von Jack
getrennt wurde, brachte man sie zu dem Saltra, dem Leibarzt Apophis'. Die
Untersuchungen waren unangenehm, denn es war nötig, dass er mit seinem
Handgerät ihren Bauch berührte. Es tat nicht weh, sondern kribbelte nur ein
wenig, doch die Tatsache, dass ein Goua'uld sie anfasst und mühelos ihr Kind
töten könnte, ließ sie erschaudern. Sie hoffte nur, dass sie nicht mehr
allzu viele Untersuchen über sich ergehen lassen musste.
Von Thor hatte sie auch nichts gehört. Eigentlich dachte sie, dass er hier
irgendwann mal aufkreuzen wird, doch anscheinend hatte sie sich da
getäuscht. Sie hoffte nur, dass es auch wahr war, was Jack ihr erzählt
hatte.
Jack... Sam musste jeden Tag, in jeder Minute an ihn denken. Dass sie nicht
wusste, wo er war und wo er sich befand machte sie krank. Für Apophis war
Jack nichts weiter als ein Instrument für sein Kind, nichts weiter.
Ihre einzige Beschäftigung war, außer dem Hoffen und Bangen um Jack, Daniel
und Teal'c, ein Laptop von der Erde. Sie wusste nicht wie er hier herkam und
wie Apophis überhaupt auf die Idee kam, ihr einen in ihr Zimmer bringen zu
lassen. Woher konnte ein feindlicher Goua'uld einen der modernsten Laptops,
die es überhaupt auf dem Markt gab, besorgen? Schon lange hatte sie
aufgehört, die Jaffa, die ab und an kamen um ihr etwas zu Essen zu geben, zu
fragen. Sie sprachen sowieso nicht mit ihr. Also begnügte sie sich mit der
Tatsache, dass er einfach da war und schrieb jeden Tag ein paar Zeilen um
ihren Frust und ihre Angst zu bewältigen. So richtig wollte ihr das
allerdings nicht gelingen. Müde nahm sie ihre Hände von der Tastatur des
Laptops und schaltete ihn aus. Mühsam erhob sie sich und ging auf das Bett
zu. Sie legte sich hin und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen.
Irgendwie musste sie es schaffen, dass sie aus diesem Zimmer herauskam. Doch
wie, wollte ihr nicht einfallen. Sie konnte ja auch schlecht die Tür
einschlagen und dann jeden Jaffa über den Haufen rennen, der ihr begegnete.
Wenn sie nicht schwanger wäre, hätte sie es eventuell mit viel Glück
schaffen können, doch in ihrem jetzigen Zustand sollte sie an diese
Möglichkeit nicht einmal denken. Doch war das nicht genau die Lösung? Der
einzige Grund warum sie noch lebte, war, dass sie Apophis' Nachfolger in
sich trug. Im Prinzip hatte sie Apophis in der Hand, denn er würde sie
niemals umbringen oder verletzen. Sie konnte also alles fordern mit der
Begründung sie könnte sich und dem Kind etwas antun. Hoffnung keimte in ihr
und seit Langem huschte wieder ein kleines Lächeln über ihr Gesicht.
Sie stand auf und ging zu ihrem Esstisch, auf dem noch eine Gabel vom
letzten Essen lag. Sie nahm sie in die Hand und umschloss sie fest. Dann
ging sie zur Tür und drückte auf einen Knopf, der den Jaffa, die auf der
anderen Seite Wache hielten, meldete, dass sie irgendetwas benötigte. Kurz
darauf öffnete sich die Tür mit einem Surren und ein Jaffa betrat den Raum.
Sofort richtete Sam die Gabel auf ihren Bauch und funkelte den Jaffa böse
an.
"Ich will sofort mit Apophis sprechen, oder sein Nachfolger wird nie das
Licht der Welt erblicken!", sagte sie mit fester Stimme. Der Jaffa zeigte
keine Regung. Erst als sie die Gabel etwas fester an ihren Bauch drückte
hielt er sie auf.
"Folge mir!", sagte er nur und ging voraus. Erleichtert nahm Sam die Gabel
von ihrem Bauch und folgte dem Jaffa. Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihr
Gesicht, als sie durch die vielen Gänge des Schiffes ging.
"Tau're, was soll das?" Die Stimme Apophis' hallte laut und wütend durch den
Raum. Sam, die vor ihm stand, zeigte jedoch keine Regung und umfasste die
Gabel wieder stärker. Ihr Gesichtsausdruck war wie versteinert und man
konnte die Entschlossenheit in ihren Augen erkennen.
"Glaube mir, ich mache keine Scherze, Apophis. Ich würde dieses Kind lieber
umbringen, als ihm das anzutun, was du vor hast!" Im Grunde war es nicht
einmal gelogen. Natürlich würde sie alles versuchen, um ihr Kind zu
beschützen, doch vor allem wollte sie es vor seinem Schicksal bewahren.
Apophis sah ihre Entschlossenheit und überlegte sich genau, was er tun
sollte.
"Was forderst du?", fragte er Zähne knirschend.
"Ich will, dass du meine Freunde freilässt.", antwortete sie ruhig.
"Das kann nicht dein Ernst sein, Tau're! Niemals!", herrschte Apophis sie
an, doch Sam zeigte immer noch keine Regung.
"Denke daran, dass das Leben deines Nachfolgers in meiner Hand liegt." Sam
zeigte demonstrativ auf die Gabel an ihrem Bauch. "Nur ein bisschen fester
und das Kind war einmal!" Sie drückte die Gabel etwas tiefer in ihren Bauch,
achtete aber darauf, dass sie es nicht übertrieb.
"Das ist lächerlich! Ich kann alle spitzen Gegenstände aus deinem Zimmer
entfernen lassen. Somit ist das Leben des Kindes nicht mehr gefährdet."
"Du vergisst, dass ich das Kind auch anders töten kann. Dazu braucht man
nicht unbedingt einen Gegenstand."
"Ich lasse auf keinen Fall alle anderen Tau're frei!", Apophis ging auf sie
zu und riss ihr mit einem Ruck die Gabel aus der Hand.
"Dann lasse wenigstens Colonel O'Neill frei und ich werde deinen Nachfolger
verschonen." Sam wartete gespannt auf die Antwort von Apophis. Sie pokerte
hoch, doch sie war sich auch ziemlich sicher, dass sie gewinnen würde.
Apophis war es anzusehen, wie sehr er überlegte. Die Tau're hatte recht, sie
hatte das Leben des Kindes in ihrer Hand, auch ohne Hilfsmittel. Er musste
verhindern, dass sie das Kind töten würde und das um jeden Preis. Sollte sie
ihren Freund bekommen und zufrieden sein. Hauptsache seinem Nachfolger würde
nichts geschehen. Er schnaufte verächtlich und drehte sich wieder von Sam
weg. Wütend blickte er auf sie und bedeutete einem Jaffa zu kommen.
"Jaffa, bringe den Anführer der Tau're in ihr Zimmer!" Der Jaffa nickte und
verschwand sofort aus dem Raum. Dann wandte er sich wieder an Sam. "Ich
werde deinen Forderungen nachgehen. Wenn du dich nicht an unsere Abmachung
hältst, werde ich euch alle eigenhändig umbringen! Geh jetzt, dein Freund
wird dir gebracht werden." Damit verschwand er aus dem Raum und lies eine
zufriedene Sam zurück, die lächelnd die Gabel in ihrer Hand ansah. Es war
also gar nicht so schwer Apophis zu erpressen, dachte sie sich, bevor sie
sich auf den Weg in ihr Zimmer machte.
Kapitel 11
"Jacob, was ist passiert?" General Hammond ging Jacob aufgebracht entgegen,
als dieser die Rampe des Stargates hinunter lief. Dass Jacob zwei Tage zu
spät und dann auch noch allein zurück kam, ließ ihn Schreckliches ahnen.
Noch dazu trug der Gesichtsausdruck seines Freundes dazu bei, sich Sorgen zu
machen.
"Es tut mir leid, aber ich glaube, dass die Mission gescheitert ist. SG1,
Mel'kal und Kellro sind nicht zur vereinbarten Zeit am ausgemachten
Treffpunkt erschienen. Wir haben noch 36 Stunden gewartet, aber sie kamen
nicht. Ich glaube nicht, dass sie überlebt haben." Seine Stimme war von
einer Traurigkeit erfüllt, die General Hammond zusammenzucken ließ. Im
ersten Moment hallten seine Worte nur durch seinen Kopf, als wenn sie nicht
wirklich existierten. Doch allmählich wurde er deren Bedeutung bewusst und
begriff was für einen Verlust sie darstellten. Doch noch keimte ein bisschen
Hoffnung in ihm, zu oft hatte sich sein bestes Team aus den auswegslosesten
Situationen befreit.
"Sind Sie sicher?", war alles was er hervorbrachte.
"Verdammt George, sie sind nicht auf dem Planeten zu finden, also müssen sie
in dem Raumschiff sein! Es ist unmöglich, dass sie alle überlebt haben!"
Plötzlich ließ er den Kopf sinken und seine Augen glühten auf. Selmak hatte
die Kontrolle übernommen.
"Entschuldigen Sie ihn bitte, General Hammond. Der Tod eures Teams und
seiner Tochter hat ihn sehr getroffen.", antwortete er in seiner gewohnt
ruhigen Art.
"Schon gut, Selmak, aber was macht Sie so sicher, dass sie tot sind?",
fragte der General, als sich Selmak auf den Weg in den Besprechungsraum
machte. Er folgte ihm und schloss schnell zu ihm auf. Die Situation
verwirrte ihn vollkommen und er hoffte, dass das alles nur ein böser Traum
war, der dadurch zustande kam, dass jeden Moment die Druckwelle eines
zerstörten Sterns die Erde vernichten konnte.
"Was meinst du, haben die auf der Erde schon alle Hoffnungen aufgegeben?"
Sam fragte Jack, als dieser gerade mit ihr frühstückte. Zwei weitere Wochen
waren vergangen und sie hatten bis jetzt noch keine Möglichkeit gefunden
einen Fluchtplan zu entwickeln. Dieses Raumschiff war nicht nur von Außen,
sondern auch von Innen eine Festung. Sie konnten nicht einen Schritt tun,
ohne von irgendwelchen böse dreinblickenden Jaffa beobachtet zu werden,
geschweige denn auch nur in die Nähe des sich an Board befindenden Stargates
zu gelangen. Jack legte sein Messer wieder auf den Tisch und biss herzhaft
in etwas, dass wie ein Brötchen aussah, aber wie Müsli schmeckte.
"Das glaube ich nicht, Sam. Die sind es doch schon gewohnt, dass wir
manchmal mit unseren Missionen etwas aus der Reihe fallen." Ein
verschmitztes Grinsen huschte über sein Gesicht, bevor er wieder in dieses
Müslibrötchen biss. "Außerdem glaube ich, dass Thor bestimmt schon versucht
hat sich mit General Hammond in Kontakt zu treten."
"Da wäre ich mir allerdings nicht so sicher, Jack. Wenn nicht mal sein
"Verbündeter" Apophis ihm vertraut und ihn immer noch bewacht, würde es
reiner Selbstmord sein sich jetzt mit der Erde in Kontakt zu setzen. Seine
Tarnung ist sowieso kurz vorm Auffliegen." Mit einer blitzschnellen Bewegung
riss sie Jack den Rest des Brötchens aus der Hand und steckte es sich in den
Mund.
"Hey!", rief er gespielt böse. Sam lächelte nur, ging aber nicht weiter
darauf ein.
"Apropos Thor. Wollte er sich nicht noch einmal bei uns blicken lassen?",
fragte sie ihn, als er gerade dabei war sich ein neues Brötchen zu
schmieren.
"Ich glaube, der hat im Moment genug Probleme, wie du eben schon sagtest. Er
bastelt sicher schon an einem Fluchtplan für uns. Das hat er immerhin beim
letzten Mal versprochen."
"Mit dem Unterschied, dass das letzte Mal schon wieder zwei Wochen her ist,
Jack. Wir haben überhaupt keine Ahnung, wie weit Apophis mit seinem Plan
überhaupt ist. Vielleicht sind die gerade dabei, die Startsequenz für den
Entzug des Wasserstoffs einzuleiten." Aufgebracht stocherte sie mit ihrem
Messer in einem dieser seltsamen Brötchen herum.
"Sam, ganz ruhig. Thor hat uns bis jetzt immer geholfen und er wird es auch
wieder tun. Vertrau' ihm einfach."
"Ich würde so gerne Daniel oder Teal'c sehen. Sie fehlen mir irgendwie. Ob
es ihnen gut geht?", fragte Sam leise.
"Aber das weist du doch, Sam. Daniel fühlt sich wahrscheinlich bei den
Asgard wie im Paradies und nervt unsere kleinen Freunde schon, weil er sie
ständig über ihre Kultur ausfragt. Und Teal'c wird von einem Asgard heimlich
mit dem Nötigsten versorgt. Auch wenn er Schmerzen erleiden muss, geht es
ihm doch den Umständen entsprechend gut. Den beiden geht es gut.", beruhigte
er sie und das nicht zum ersten Mal. Seit ein paar Tagen ging es Sam nicht
so gut, das wusste er. Sie versuchte es zu verbergen, aus welchen Gründen
auch immer, doch er kannte sie zu gut und wusste es vom ersten Augenblick
an. Er beschloss die ganze Sache zu beobachten und sie darauf anzusprechen,
wenn es sich nicht besserte.
Thor lief ruhig durch die Gänge des Raumschiffes und überlegte was Apophis
jetzt von ihm wollte. Apophis hatte ihn ziemlich aufgebracht zu sich rufen
lassen und er hoffte, dass seine Tarnung noch nicht aufgeflogen war. Vor der
Tür zu Apophis' Gemächern hielt er an und wartete bis die Jaffa ihm Eintritt
gewährten. Eine Prozedur, die er in den vergangenen Wochen schon sehr oft
erlebte. Als er in den großen Raum eintrat fand er Apophis in einem Thron
sitzend vor, der ihn genau beobachtete. Immer noch ruhig ging er auf Apophis
zu und blickte direkt in seine Augen, um seine Standhaftigkeit zu beweisen.
"Du hast mich gerufen, mein Freund?", begann Thor.
"Die Arbeit deiner Wissenschaftler ist nicht schnell genug, Thor. Eigentlich
sollte unser Plan bereits vor Tagen ausgeführt worden sein. Ich habe das
Gefühl, dass du mich hinhältst." Apophis sprach ruhig und langsam, während
er sich von seinem Thron erhob. Er ging auf eine Wand zu, an der
verschiedene, für einen Goua'uld ungewöhnliche, Waffen hingen und bedrohlich
über sie strich.
"Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber die Prozedur des
Wasserstoffentzugs erweist sich doch schwieriger als vorher angenommen.
Meine Wissenschaftler sind der Ansicht, dass sie noch wenige Tage brauchen,
um sicher zu sein, dass alles auch wirklich klappt. Wir können uns einfach
keine Fehler erlauben. Das verstehst du doch sicher."
"Wie oft willst du mir das eigentlich noch erzählen, Thor? Ich möchte
Ergebnisse sehen, verstanden?" Apophis wandte sich wieder von seinen Waffen
ab und ging schnellen Schrittes auf Thor zu. Dieser lies sich jedoch davon
nicht beeindrucken und hielt seinem funkelndem Blick stand.
"Natürlich, Apophis. In spätestens einer Woche wird das Universum uns
gehören!"
"Ich gebe dir zwei Tage, mehr nicht! Wenn deine Wissenschaftler bis dahin
keine Ergebnisse geliefert haben, werde ich alles daran setzen, dass unsere
Freundschaft nicht mehr bestehen wird. Und das wollen wir beide doch nicht,
oder?"
"Natürlich nicht.", erwiderte Thor und ging langsam auf die Tür zu.
"Bis in zwei Tagen, mein Freund.", hörte er Apophis noch sagen, als er aus
dem Raum trat und wieder die Gänge entlang lief. Das war jetzt wirklich das
letzte Mal gewesen, dass er Apophis hinhalten konnte. Er hoffte, dass seine
Wissenschaftler eine Möglichkeit herausgefunden haben, wie sie Apophis
Raumschiff vernichten konnten, bevor die letzte Frist abgelaufen ist.
Vielleicht konnten ihm seine Freunde, die Tau're hier auf dem Schiff,
helfen, dachte er sich, während er auf sein Mutterschiff transportiert
wurde.
Kapitel 12
Ein stechender Schmerz zuckte durch ihren Unterleib, so sehr, dass sie auf
die Knie sank und sich mit beiden Armen den Bauch hielt. Dieser Schmerz war
nicht auszuhalten und sie fühlte beinahe nichts anderes mehr. Der Boden
unter ihren Knien schien zu verschwinden und ihr den Weg nach unten
freizugeben. Ihr Umfeld verschwamm, so sehr beanspruchte der Schmerz all
ihre Sinne. Doch trotz alledem hatte sie einen klaren Kopf und wusste welche
Ursache dieses peinigende Gefühl hatte. Etwas starb in ihr. Etwas, das sie
sehr liebte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es konnte, nein, durfte
einfach nicht sein. Warum musste das Schicksal ihr das antun? Nach ein paar
traurigen und zugleich wütenden Tränen brach Sam zusammen und wurde
bewusstlos.
Für Jack brach eine Welt zusammen, als der Arzt ihm mitteilte, dass Sam ihr
Kind verloren hatte. Er wurde von Sams Schrei geweckt, den sie vor ihrer
Ohnmacht ausstieß und fand sie nur noch liegend auf dem Boden vor. Sofort
hatte er die Wachen gerufen, die Sam dann schnell zu ihrem Arzt brachten.
Der Arzt meinte, dass er nichts mehr für das Kind tun konnte, um es zu
retten. Mit diesen Worten ließ er Sam und ihn wieder in ihr Zimmer
einsperren und beließ es bei seiner spärlichen Erklärung. Sam war von der
Bewusstlosigkeit in einen unruhigen Schlaf gewichen und schien zu träumen.
Jedoch schienen es keine guten Träume zu sein, Sam wälzte sich die ganze
Zeit hin und her und wimmerte leise vor sich hin. Jack versuchte sie zu
wecken, doch ihr Schlaf war zu fest. Anscheinend hatten die Goua'uld ihr
irgendein Schlafmittel gegeben. Er saß die ganze Nacht neben Sam und hielt
ihre Hand. Er hoffte sie so zu beruhigen, damit sie sich ausruhen konnte. In
den frühen Morgenstunden besiegte der Schlaf auch ihn und er wich in eine
Traumwelt, die ihm etwas Hoffnung gab.
Irgendwann erwachte er wieder, weil er eine Bewegung spürte. Er öffnete die
Augen und sah Sam, die versuchte sich aufzurichten. Mit einer schnellen
Bewegung drückte er sie wieder behutsam zurück.
"Hey, nicht aufstehen. Du bist noch zu schwach.", sagte er leise. Anstatt zu
antworten fing Sam an zu weinen und griff nach Jacks Hand. So saßen sie
einige Minuten da, nur das Schluchzen Sams konnte man hören.
"Warum, Jack? Warum wir?", rief sie aufgebracht. Jack kamen die Tränen und
er streichelte sanft Sams Handrücken.
"Ich weiß es nicht, Sam, ich weiß es einfach nicht.", antwortete er ihr
unter Tränen. Es tat gut alles herauszulassen und nicht seine Gefühle in
sich hineinzufressen, wie er es bei Charlys Tod getan hatte. Wieder
vergingen Minuten, in denen jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.
Schließlich setzte sich Sam hin und sah Jack aus geröteten Augen an.
"Ich will hier raus, Jack.", sagte sie flüsternd. Jack nickte nur.
Zu Jacks Überraschung erholte sich Sam körperlich schnell. Bereits am
nächsten Tag konnte sie wieder aufstehen und sich die Beine vertreten. Doch
ihr psychischer Zustand machte ihm Sorgen. Sie sprach nur das Nötigste und
blockte alle seine Versuche ab ihr näher zu kommen. Langsam machte er sich
ernsthafte Sorgen um sie. Er hoffte nur, dass Thor sie bald hier rausholen
würde.
Noch am selben Tag, an dem Jack das dachte, bekamen sie Besuch von Thor. Er
hatte teilte ihnen mit, dass er jetzt eine Möglichkeit gefunden hatte, wie
man die Mission endlich beenden konnte. Der Schwachpunkt des Schiffes
bestand immer noch in dem Kühlsystem, welches das komplette Raumschiff bis
hin zum Hauptreaktor durchzog. Eine Zerstörung dieses Systems würde eine
Kettenreaktion auslösen, die auch den Reaktor lahm legen könnte. Doch um das
System zu überlasten, müsste man Zugriff auf die internen Schiffssysteme zu
bekommen. Apophis war jedoch immer noch nicht bereit einen Asgard auch nur
in die Nähe einer Konsole zu lassen, weshalb sie es noch nicht tun konnten.
Jedoch wäre der Zugriff über dem Laptop, den Sam immer noch als Tagebuch
nutzte, möglich. Einige Wissenschaftler haben eine Möglichkeit gefunden, die
menschliche Technologie mit den dreifachgesicherten Schiffssystemen eines
Goua'uld Mutterschiffes zu verbinden, sodass man von dort aus alles steuern
konnte. Dann müsste Sam nur das Kühlsystem überlasten und sie hätten freie
Bahn zu fliehen, denn danach würden so gut wie keine Sicherheitssysteme
aktiv sein. Sam hörte Thor gespannt zu und nickte nur kurz, als Jack sie
fragte, ob sie das auch schaffen würde. Sie war froh, dass sie endlich eine
Möglichkeit gefunden hatten zu fliehen und dieser Alptraum bald ein Ende
hatte.
Thor, Jack und Sam machten einen Zeitpunkt aus und besprachen noch wenige
Einzelheiten. Thor konnte nicht lange bleiben, noch musste er auf der Hut
sein. Als er gegangen war nahm Jack Sam in den Arm und strich sanft über
ihren Rücken.
"Morgen um diese Zeit sind wir wieder zuhause. Das verspreche ich dir.",
flüsterte er ihr leise ins Ohr.
weiter: Kapitel 13