Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Schöne Bescherung von Nyada

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Es brauchte nicht viel, um Teyla Emmagan in der Annahme, dass etwas nicht stimmte, zu bestätigen. Im Laufe der Jahre hatte sie ein Gespür dafür entwickelt, wenn etwas nicht wie geplant vonstatten lief. Ihre Erfahrung hatte sie gelehrt, Zeichen zu deuten noch ehe sie offensichtlich wurden, und sie hatte es sich zu Eigen gemacht, auf ihre geschulten Sinne zu und ebendiese jahrelange Erfahrung zu vertrauten.
So auch jetzt.

Teyla wusste, dass etwas nicht stimmte, als sie zum wiederholten Male innerhalb weniger Minuten ein kurzes, aber schmerzvolles Ziehen in der Kreuzgegend verspürte. Seufzend rutschte sie auf die Kante der Rückbank vor und stemmte sich die Hand in den Rücken, rieb die schmerzende Stelle und atmete gleichmäßig ein und aus. Das Ziehen, das sich soeben nur auf ihr Kreuzbein konzentriert hatte, strahlte nunmehr weitläufiger und zog sich schließlich bis zur Mitte ihres Rückens hoch. Teyla entkam ein leises Stöhnen, als sich das Ziehen in einen dumpf pochenden Schmerz verwandelte und weiter ausbreitete.
Dies konnte nur eines bedeuten und Teyla schloss mit einem schweren Seufzen die Augen.

„Nicht jetzt“, flüsterte sie. Bitte, nicht jetzt, flehte sie in Gedanken und legte eine Hand an ihren Bauch, der sich, jedoch, genau in diesem Moment verheißungsvoll verkrampfte und die Athosianerin kurz aufkeuchen ließ.

„Bitte“, wiederholte sie und rieb sich über ihren harten Bauch, „nicht jetzt.“ Einen schlechteren Zeitpunkt hätte sie sich wohl kaum aussuchen können. „Nicht jetzt, Kleines, bitte“, flehte sie ihr Ungeborenes an, das in ihr tobte, und Teyla spürte, wie sich das Gewicht des Babys verlagerte und gegen ihr Becken drückte.

„Nicht jetzt“, keuchte sie, als der Schmerz zurückkehrte und jegliche Hoffnung, die sie noch in sich gehabt und an die sie sich geklammert hatte, verschwand. Nicht jetzt. Immer und immer wieder wiederholte sie die Worte, wie ein Gebet, wieder und wieder. Nicht jetzt, bitte, nicht jetzt.

Die Vorfahren schienen ihr an diesem Tag, an dem sowieso irgendwie alles schief zu laufen schien, jedoch nicht wohlgesonnen zu sein, denn ehe Teyla wusste wie ihr geschah, durchfuhr sie ein Schmerz, dessen Intensität sie so sehr überraschte, dass sie laut aufstöhnte. Wie ein Spaten bohrte sich der Schmerz von hinten in ihr Rückrad herein, wanderte dann nach vorne und schon im nächsten Moment überkam Teyla das Gefühl, dass in ihrem Inneren etwas riss. Tränen schossen ihr in die Augen. Keuchend klammerte sie sich an die Lehne des Beifahrersitzes und krümmte sich nach vorne, nur um zu sehen, wie sich ein Schwall Flüssigkeit zwischen ihren Beinen auf den Boden des Autos ergoss.

Einen Moment lang saß die Athosianerin wie vom Donner gerührt da. Außerhalb des Wagens hörte sie John und Rodney miteinander diskutieren, doch sie verstand nicht worüber die beiden Männer sich dermaßen aufregten, dass sie einander ankeiften wie ein altes Ehepaar. Stattdessen starrte sie geradezu fassungslos auf die immer größer werdende Pfütze zu ihren Füßen und versuchte zu begreifen, was da gerade passiert war. Tief in ihrem Inneren wusste sie natürlich sehrwohl, was passiert war, wahrhaben konnte sie es jedoch nicht. Nein, sagte sie sich und schüttelte mit dem Kopf, das darf nicht wahr sein. Nicht jetzt, nicht hier. Es ist zu früh. Nein!

Die Stimmen von John und Rodney wurden lauter und rissen Teyla aus ihrer Starre. Sie blinzelte verwirrt, dann wurden ihre Augen weit, als sie begriff. Es traf sie eiskalt und sie erschauderte kurz, nur um sich im nächsten Moment wieder zur Raison zu rufen und sich aufrecht hinzusetzen. Dies war Grund zur Panik, sagte sie sich, auch wenn genaugenommen das Gegenteil der Fall war, aber Teyla erlaubte es sich nicht, negativ zu denken. Sie schloss kurz die Augen, atmete tief durch und besann sich… und plötzlich musste sie lächeln. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und ihr Herz begann zu flattern. Freudige Erwartung erfüllte sie und scheuchte die stille Panik, der sie bis eben zu verfallen drohte, fort. Es ist soweit, rief sie sich in den Sinn und entgegen aller Ängste, die sie besonders in den letzten Wochen durchgestanden hatte, fühlte sie sich entspannt. Es gab nichts, wovor sie sich fürchten musste, schließlich hatte sie der Geburt ihres Kindes, die ihr nun bevorstand, entgegengefiebert, auch wenn sie es sich, zugegeben, etwas anders vorgestellt hatte.

Teyla seufzte. Als sie Johns Silhouette durch die Frontscheibe des Wagens ausmachte, glaubte sie plötzlich, es in der Enge des Wagens nicht mehr auszuhalten und sie begann auf der Rückbank hin- und herzurutschen, ehe sie sich schließlich entschied, auszusteigen. Obwohl es bitterkalt war, sie bis eben noch gefroren hatte und es allein schon wegen der Tatsache, dass soeben ihre Fruchtblase geplatzt war, angemessener gewesen wäre, im Wagen sitzenzubleiben, öffnete die Athosianerin die Autotür. Vorsichtig schob sie ihre Beine, die sich auf einmal tonnenschwer anfühlten und an denen noch immer warme Flüssigkeit herablief, über die Kante des Wagens hinweg. Was folgte, war eine akrobatische Meisterleistung, aber irgendwie schaffte es Teyla schließlich doch sich trotz ihres Leibesumfangs allein aus dem Sitz zu hieven und trotz ihrer sich sehr schwach anfühlenden Beine und zitternden Knie stehenzubleiben.

„Schlimmer kann’s jetzt echt nicht mehr kommen“, hörte sie in diesem Moment Rodney jammern. Schritte näherten sich dem, mitten auf der schmalen Landstraße parkenden Wagen. Der frischgefallene Schnee knirschte unter den Schuhsohlen der beiden Männer, die zum Auto zurückkehrten.

Teyla klammerte sich an die Wagentüre, als sie erneut eine Kontraktion heranrollen spürte. Es war ein ziehender Schmerz, intensiver als der vorherige, und Teyla schnappte nach Luft und fasste sich an den Bauch, der sich unter den krampfartigen Schmerzen zusammenzog. Mühevoll verkniff sie sich ein Stöhnen.

„John?“, rief sie ihren Mann.

„Es ist alles in Ordnung, Tey“, entgegnete er ihr, seine Stimme näherte sich. Wenn du wüsstest, dachte sie sich und entließ nun doch ein leises Stöhnen. „Wir werden nur ein bisschen hier warten müssen. Komm, steig wieder ein. Hier draußen ist es zu kalt.“

„John…“ Der Rest ging in einem Keuchen unter und Teylas Augen weiteten sich, als sie plötzlich eine weitere Wehe heimsuchte. Die Schmerzen, die mit der letzten Kontraktion einhergegangen waren, waren gerade erst verebbt, als die Athosianerin spürte, wie sich alles in ihr aufs Neue zusammenkrampfte. Sie warf einen raschen Blick in das verspiegelte Fenster des Wagens und erschrak. Aschfahl war sie geworden und Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Das kann nicht richtig sein, tönte es in ihr. Nein, da stimmt etwas nicht.

Teyla biss sich auf die Lippen und versuchte sich darauf zu konzentrieren, denn Schmerz wegzuatmen. Sie erinnerte sich, dass es ihr damals, als sie mit Torren in den Wehen gelegen hatte, auch geholfen hatte, zumindest vorübergehend. Carson Beckett hatte es Lamaze genannt, eine Atemtechnik, die auf der Erde wohl sehr populär sein musste, da selbst John etwas damit anzufangen gewusst hatte und ihr widererwarten eine große Hilfe während dieser Stunden gewesen war.

Apropos John… Der Soldat kam genau in diesem Moment in Sichtweite und er runzelte die Stirn, als er sah, dass sie nicht auf ihn gehört hatte und in den Wagen eingestiegen war, so wie er es ihr gesagt hatte.

„Ich hab gesagt, Du sollst wieder einsteigen“, wiederholte er seufzend. „Es ist zu-“ Abrupt brach er ab, als er ihre Hand bemerkte, mit der sie sich an den Bauch fasste. „Hey, alles in Ordnung?“, fragte er. „Fühlst Du Dich nicht gut?“

Teyla lächelte schwach, als er mit seinem Gipsbein und Krücken auf sie zugehumpelt kam. Was sollte sie bloß darauf antworten? Manchmal wunderte sie sich über die Eigenart ihres Mannes, das Offensichtliche nicht zu erkennen, selbst wenn man es ihm, so wie sie, direkt vor die Nase hielt.

„Ich befürchte, dass wir ein kleines Problem haben“, entgegnete sie ihm, etwas außer Atem, wie sie feststellen musste. Ihre Knie drohten unter ihr nachzugeben und sie war froh, als John in greifbare Nähe kam und sie sich an seiner Hand, die er ihr entgegenstreckte, festhalten konnte. Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben und er drückte ihre Hand. Was ist los, schienen seine grünen Augen sie fragen zu wollen und Teyla antwortete ihnen mit leiser, verlegener Stimme: „Meine Fruchtblase ist gerade geplatzt. Das… Baby kommt, John.“

Was folgte, war das Paradebeispiel für John Sheppards recht eigenwillige Art, mit überraschenden Neuigkeiten umzugehen. Zuerst war keinerlei Regung in seinem Gesicht zu erkennen, seine Miene blieb ausdruckslos und er starrte sie an, während ihre Worte langsam zu ihm durchdrangen. Dann, wenige Sekunden später und ganz langsam, hob sich erst die rechte Augenbraue, die linke gesellte sich kurz darauf hinzu und zusammen entschwanden sie in ungeahnte Höhen. Als nächstes begann sein rechter Mundwinkel zu zucken, dann, synchron dazu, sein rechtes Augenlid. Das Aufreißen seiner wunderschönen grünen Augen, in denen sich Teyla jedes Mal verlor, wenn sie ihn ansah, und das Herunterklappen der Kinnlade bildeten den Abschluss seiner kleinen Vorführung.

„Das… Baby… kommt“, wiederholte John, während er sie weiter vollkommen perplex anstarrte. Teyla nickte.

„Das… Was?!“, war es nun von Rodney zu vernehmen, dem es im Gegensatz zu John anscheinend nicht die Sprache verschlagen hatte. „O mein Gott! Das Baby… Aber… Jetzt?!“

Teyla war daran, ihm etwas zu erwidern, als eine Wehe sie aus heiterem Himmel und völlig unerwartet traf. Sie stieß einen überraschten Laut aus, der die beiden, sie begleitenden Männer aus ihrer Starre riss. Ein Schrei, so klar und markerschütternd, dass die Athosianerin selbst erschrak, gefolgt von einem gepeinigten Stöhnen, welches sie ausstieß, als der Schmerz sie in die Knie zwang.

„Teyla!“, hörte sie John rufen, der, nun um einiges aktiver als noch vor fünf Sekunden, seinen Gips und die Krücken ignorierend, einen Satz auf sie zu machte und seine kräftigen Arme um sie schlang und auffing, bevor es ihr vollends den Boden unter den Füßen wegriss.

„Um Himmels Willen“, drang Rodney schrille Stimme von der Seite durch Teylas wattigen Verstand, der sich unter dem Schmerzensansturm zu verabschieden drohte und sich in die dunkelste Ecke ihrerselbst zu verkriechen schien. Teyla selbst nahm die Reaktionen der beiden Männer nicht mehr war, viel zu sehr war sie damit beschäftigt sich auf das Ein- und Ausatmen und nicht auf den glühenden Schmerz in ihrem Unterleib zu konzentrieren, der ihr den Schweiß auf die Stirn und Tränen in die Augen trieb. Die Wehe ließ ihren Körper erzittern und sie war froh, dass Johns starke Arme sie umfingen und festhielten.

„Einfach atmen, Babe“, sagte der Soldat. „Ein- und ausatmen, ein und aus.“ Die Athosianerin brachte ein knappes Nicken zustande und biss während der letzten Momente der Wehe die Zähne zusammen.

„Es… es ist zu früh“, keuchte sie schließlich, als der Schmerz abklang, und sank mit einem Stöhnen gegen das Auto. „Irgendwas… stimmt nicht, John. Es geht zu schnell.“

„Es wird alles gut werden“, versuchte John sie zu beruhigen, seinem Blick konnte sie jedoch entnehmen, dass auch ihm klar war, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Es war zu früh und ging zu schnell, viel zu schnell.
Teylas Sinne schlugen Alarm, als sich, kaum dass John ihr geholfen hatte, auf die Rückbank des Wagens zu rutschen, und sie sich von den Schmerzen erholt hatte, die nächste Wehe ankündigte und wenige Sekunden mit solcher Gewalt über sie hereinbrach, dass es sie buchstäblich nach hinten wegriss. Teylas Lippen stoben auseinander und sie schrie laut und lange, warf den Kopf in den Nacken, während ihr Körper sich aufbäumte. Irgendetwas stimmt nicht, wiederholte sie immer und immer wieder in Gedanken. Das ist nicht richtig! Nein, irgendetwas stimmt nicht!

John, der in der geöffneten Wagentüre stehengeblieben war, weil die Rückbank nun, da sie sie der Länge nach für sich beanspruchte, keinen Platz mehr für ihn bot, blickte auf sie herab. Panik ließ seine grünen Augen alarmiert aufblitzen, blanke Panik, und er schien wieder in eine Art Schockstarre zu verfallen, ebenso wie Rodney, der ihm in diesem Augenblick über die Schultern schaute.

Sich durch die letzten Momente der Wehe quälend und die Beine anwinkelnd, schloss Teyla die Augen. Nichts, so wurde ihr bewusst, würde so ablaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte oder wie sie und John es geplant hatten. Tränen schossen der Athosianerin in die Augen und ihre freudige Erwartung verpuffte und wich derselben Panik, die in Johns Augen zu erkennen war.
Mühsam rappelte sie sich auf, lehnte sich zurück und rutschte an der geschlossenen Autotür, die hinter ihr lag, hinauf. Die Schmerzen waren noch nicht richtig verklungen, als ihr Körper erneut zu zittern und zu beben begann. Teyla biss die Zähne fest aufeinander, presste ihren Rücken gegen die Kunststoffverkleidung der Wagentür und verkrallte ihre Finger in den Bezug des Rücksitzes.

Ihr Blick traf den ihres Mannes.

„Gut, gut… jaja, wir…“, stammelte John, „…wir fahren Dich ins Krankenhaus.“

Teyla schüttelte mit dem Kopf.

„Das… Baby kommt...jetzt, John“, japste sie, ehe sie erneut aufschrie, vor Schmerz und aus Angst, und ihr Körper sich aufbäumte, als die Schmerzen sie hinterrücks überfielen und sie durchflossen wie ein heißer Strom. Aus ihrem tiefsten Inneren heraus, begann sie auf einmal den Drang, zu pressen, zu verspüren.

Der Soldat erstarrte, als ihr Kopf auf ihre Brust fiel und ein Beben durch ihren schweißbedeckten Körper jagte. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er auf sie herab, dann, ein paar Sekunden später, drückte er Rodney, der noch immer hinter ihm stand und sich scheinbar noch immer nicht vom Fleck bewegen konnte, seine Krücken in die Hand und wies ihn an, im Kofferraum nach brauchbaren Gegenständen zu suchen.

Die blauen Augen des Kanadiers weiteten sich.

„Was… was hast Du denn vor?“

John, der gleichzeitig versuchte sich und sein Gipsbein in eine einigermaßen bequeme Position zu manövrieren und einhändig seinen Mantel auszuziehen, antwortete ihm über die Schulter hinweg: „Wonach sieht es denn aus? Ich hole jetzt dieses Baby!“

„Was!? Aber… aber, das… das ist doch Wahnsinn“, begehrte Rodney auf. „Das… Wir können doch nicht… Sie muss ins Krankenhaus, John!“

„Die Zeit haben wir nicht“, entgegnete der Soldat knapp und fand vor den angewinkelten Beinen seiner Frau Platz. „Tey, hör mir zu“, begann er, griff nach ihrer Hand, drückte sie und wartete, bis die Athosianerin ihn ansah. „Wir kriegen das hin. Wir schaffen das, okay?“

„E…es geht zu…schnell“, keuchte Teyla, die die Tränen nun nicht mehr länger zurückhalten konnte. Mit furchterfüllten Augen sah sie ihren Mann an.

„Wir kriegen das hin, Teyla“, wiederholte John mit fester Stimme.

„Aber e…es geht alles zu schnell“, erwiderte sie ihm, schluchzte laut und begann hysterisch nach Luft zu schnappen. „John, ich… ich kann das nicht, nein… nein, ich…“

„Ssht.“ John beugte sich vor und legte ihr einen Finger über die zitternden Lippen und Teyla konnte sehen, dass in diesem Moment eine innere Ruhe in ihrem Mann zu überkommen schien, die auch auf sie übergriff.

„Wir schaffen das“, beruhigte John sie. Er betonte jedes einzelne Wort und fesselte sie mit seinem Blick. Seine grünen Augen zogen sie in ihren Bann und Teyla merkte fast augenblicklich, wie sie sich entspannte.

„Rodney“, wandte sich John an seinen Freund, der noch immer mit dem Boden verwachsen zu sein schein, „wir werden gleich Deine Hilfe gebrauchen können.“

„Ähem… ja…ja, okay“, stammelte der Wissenschaftler. Etwas hilflos und mit der Situation scheinbar überfordert, nickte er, Johns Krücken noch immer in den Händen haltend. „Was… was soll ich tun?“

John warf einen kurzen Blick über seine Schulter und musterte seinen Freund von oben bis unten. Nach kurzer Überlegung verlangte er: „Gib mir Deine Jacke.“

„Ich… ja, gut…“ Rodney tat wie ihm geheißen, entledigte sich hastig seiner Jacke und reichte sie John. „Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich diese Jacke von Jennifer letztes Jahr zu Weihnachten bekommen habe?“, gab er zu Bedenken, als er sah, wie John das Kleidungsstück zwischen Teylas gespreizten Beinen ausbreitete, nachdem er ihr die Hose von ebendiesen gestreift und sie mit seinem Mantel bedeckt hatte. „Es wäre doch wirklich schade, wenn-“

„Deine Jacke ist jetzt gerade doch wohl das geringste Problem, das wir haben“, zischte John ihn an, seine Aufmerksamkeit dann wieder seiner Frau zuwerfend, die genau in diesem Moment den Kopf zurückwarf und ein lautes Jammern ausstieß und die Hände in die Sitzfläche der Rückbank stemmte, um den Halt zu bekommen, den ihr ihre zitternden Beine nicht mehr gaben.

„Du machst das super, Tey“, lobte John seine Frau überschwänglich. „Du musst atmen, hörst Du? So, wie wir das geübt haben, ja? Erinnerst Du Dich?“ Als Teyla nickte und zu hecheln begann, lächelte er. „Sehr gut“, rief er und tat es ihr gleich, hechelte ein paar Sekunden mit ihr zusammen weiter, ehe er den Mantel, der ihre Beine bedeckte, anhob.

„O mein Gott“, platzte es hinter ihm aus Rodney heraus, der genau in dem Moment einen Blick über die Schultern seines Freundes riskierte, als ein Stück vom Kopf des Babys erschien.

„W…was… ist?“ Rodneys aschfahles Gesicht und sein entsetzter Blick versetzten Teyla in Panik. Ächzend richtete sie sich auf, fiel jedoch keine zwei Sekunden später mit einem Stöhnen zurück, als sich die nächste Wehe mit einem stechenden Schmerz ankündigte. Sie verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Miene.

„Du machst das super.“ Johns Blick war zwischen ihre Beine gerichtet und er hatte ein breites Grinsen auf den Lippen. „Ich kann den Kopf schon sehen“, informierte er sie lächelnd und bettete die Decke, die Rodney im Kofferraum gefunden hatte, auf seine Arme, um das Baby auffangen zu können.

„Nicht nur Du“, mischte sich Rodney von hinten ein und kniff angewidert die Augen zusammen. „O Gott, das ist ja…Ich…ich sollte das echt nicht sehen.“

John ignorierte ihn und bannte stattdessen den Blick seiner schwer atmenden Frau. „Hey, bist Du bereit eine Mommy zu werden?“, fragte er sie lächelnd.

Teyla erwiderte das Lächeln schwach. „I…ich denke schon“, sagte sie.

„Na schön.“ John wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß weg, der ihm trotz der eisigen Temperaturen, die außerhalb des Wagens herrschten, auf der Stirn stand, und meinte dann zu ihr: „Wenn die nächste Wehe kommt, möchte ich, dass Du dem Baby hilfst. Du darfst so stark pressen wie Du willst, danach hast Du Pause, hast Du mich verstanden, Teyla?“ Als sie nickte, streckte er die Hand aus und streichelte über ihre schweißnasse Wange. „Komm, schau mich an. Wir bekommen jetzt gleich ein Baby und ich will, dass Du weißt, dass ich hier sein werde. Wenn Du mich beschimpfen willst, dann tu’s. Wenn Du mich schlagen oder treten willst, dann tu’s.“

Teyla nickte und verdrehte dann ihre Augen, als der Schmerz mit einer Heftigkeit zurückkehrte, die ihr die Luft abschnürte. Nach Halt suchend, klammerte sie sich mit der rechten Hand an die Rückenlehne der Sitzbank, während sie mit der anderen Hand John am Kragen packte und ihn zu sich riss.

„Sehr gut“, feuerte er sie an, ohne dabei den Blick anzuheben. „ Komm schon, Tey. Pressen!“ Mit all seiner Kraft lehnte er sich gegen ihren Fuß, den sie gegen seine Schulter stemmte, und blickte kurz zwischen ihren Beinen hervor. „Ein letztes Mal noch, Teyla! Pressen, Honey“, drängte sie sie.

Teyla ächzte laut und ihr Körper fiel in sich zusammen, als die Wehen kurz pausierten. „I…ich kann n…nicht, John“, keuchte sie. „Ich kann nicht mehr.“

„Doch, Du kannst“, sagte er. „Hey, sieh mich an. Sieh mich an, Teyla!“ Er wartete, bis sie ihren Kopf hob und ihn ansah, streckte die Hand aus und strich ihr die Haare aus den Augen, lächelte und flüsterte dann: „Nur noch einmal, Babe.“

Teyla, die bereits die Vorboten der nächsten Kontraktion herannahen spürte, schüttelte mit dem Kopf. „N…nein.“ So sicher, wie in diesem Moment, war sie sich in ihrem ganzen Leben noch nie gewesen. Sie hatte keine Kraft mehr.

John ließ nicht locker. „Du schaffst es“, widersprach er ihr. „Wir können jetzt nicht einfach aufhören. Das geht nicht. Nicht jetzt, wo wir soweit gekommen sind.“ Dann wieder: „Du schaffst das. Du schaffst einfach alles. Nur noch einmal, Teyla, dann haben wir unser Baby. Einmal noch, tu’s für mich, bitte.“

Seinem Dackelblick hatte sie noch nie widerstehen können und seine Worte schienen in ihr eine Schublade mit Reserveenergie für Notfälle geöffnet zu haben, denn im nächsten Moment gelang es Teyla, sich in eine sitzende Position zu hieven. Sie stemmte die Handflächen gegen die Sitzfläche der Rückbank, holte einmal tief Luft, ließ den Kopf nach vorne auf die Brust fallen, biss die Zähne zusammen und begann zu pressen.

„Ja, sehr gut“, hörte sie John rufen. „Pressen!“, befahl er ihr und sie tat wie ihr geheißen, presste ein allerletztes Mal mit all ihrer Kraft. Ein lauter, animalischer Laut verließ ihren Mund, als sie spürte, wie das Kind sich durch sie hindurch bewegte und schließlich aus ihr heraus.
Die Schmerzen endeten abrupt und als sie nach all dieser Zeit das erste Mal diese Leere in ihrem Körper spürte, sank sie haltlos und mit einem lauten Ächzen zurück. Ein Moment der absoluten Stille folgte, nur ihr letztes Stöhnen hing in der angespannten Luft. Die Zeit im Wagen schien stehenzubleiben und Teyla wusste nicht, wie lange sie heftig nach Atem ringend dalag, ehe ein lauter, zorniger Schrei die Stille zerriss und die Ankunft ihres Kindes verkündete.

„O mein Gott“, drang eine Stimme zu ihr durch, von der sie zuerst nicht wusste, ob sie sie John oder Rodney zu zuordnen hatte. Das hysterische Lachen, das folgte und laut in ihren Ohren dröhnte, entstammte aber ohne jeden Zweifel der Kehle ihres Mannes und als Teyla die Augen öffnete, blickte sie in Johns strahlendes Gesicht. . Mit Tränen in den Augen und einem überglücklichen Lächeln auf den Lippen schaute er auf das nasse, blutverschmierte, zappelnde Baby hinab, das weich in seinen Armen gelandet war.

„Ist es okay?“, hörte Teyla sich selbst mit erschöpft klingender Stimme fragen, während sie ihren Mann dabei beobachtete, wie er mit einem Tuch, das Rodney, der nun ebenfalls breit grinste, ihm anreichte, den sich windenden Körper des Babys säuberte und vorsichtig mit einem Messer, welches ebenfalls von Rodney herbeigeschafft worden war, die Nabelschnur durchtrennte.

John hob den Kopf und ihre Blicke trafen sich. Ihn so glücklich und gelöst zu sehen, ließ nun auch Teyla alle Barrieren überwinden und ihre Emotionen brachen an die Oberfläche. Ein lautes Schluchzen brach über ihre Lippen, als sie John sagen hörte: „Zehn Finger, zehn Zehen, zwei Arme und Beine, es scheint nichts zu fehlen.“

Sein Blick glitt über das wütend zerknautschte Gesicht des Babys hinunter über den in seinen Händen zappelnden Leib… und plötzlich umspielte ein keckes Grinsen seine Mundwinkel und seine grünen Augen blitzten, als er aufblickte und mit einem stillen Lächeln das verkündete, was Teyla bereits erahnt hatte.

„Es ist ein Junge.“

„Ein Junge?“, wiederholte die Athosianerin und rappelte sich auf, um einen ersten, richtigen Blick auf ihren neugeborenen Sohn werfen zu können.

John nickte. „Ein Junge, ein kleiner, perfekter Junge. Und wunderschön ist er auch noch“, lachte er und schob vorsichtig seine Hände unter den so zerbrechlich wirkenden Körper seines Sohnes. Er war klein, gerade einmal groß genug, dass er in seine Hände passte. Die empörten Schreie des Babys wurden leiser und es schien zu bemerken, dass etwas anders war. Es drehte seinen Kopf, seine Lider flatterten träge und im nächsten Moment blickte John in zwei wache, dunkle Augen, von denen der Soldat schon jetzt wusste, dass sie später dieselbe Farbe wie die Augen Teylas haben würden.

„Wir haben einen Sohn“, wiederholte er mit vor Ergriffenheit zitternder Stimme und Teyla schmunzelte.

„Väterliche Intuition, huh?“, neckte sie ihn mit einem matten Lächeln.

Der Soldat lachte auf. „Beim nächsten Mal wird’s ein Mädchen, ganz bestimmt“, meinte er und die Athosianerin verzog das Gesicht.

„Beim nächsten Mal?“, echote sie und allein bei der Vorstellung zog sich erneut alles in ihr zusammen, weswegen sie entschlossen mit dem Kopf schüttelte. „Das nächste Mal, John Sheppard, wirst Du das Kind austragen und auf die Welt bringen- das schwöre ich Dir. Noch einmal mache ich das nicht mit.“

„Wir werden sehen“, entgegnete John ihr mit einem vielsagenden Zwinkern und legte ihr nun endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ihren Sohn in die ausgestreckten Arme, lehnte sich dann zurück und betrachtete Mutter und Kind mit einem seligen Lächeln.

„Willkommen auf der Welt, mein Kleiner“, begrüßte Teyla ihren Sohn, dessen Augen in der Zwischenzeit wieder zugefallen waren, und küsste ihn auf die schrumplige, warme Stirn. Ein erleichtertes Gefühl durchfuhr sie und seufzend drückte sie das schlafende Baby an ihre Brust.

„Wow“, sagte Rodney leise, als ob er befürchtete, das kleine Bündel in Teylas Armen zu wecken. „Das… das ist…“

„…ein Wunder“, beendete John den Satz für seinen Freund und fügte, als er den Kopf hob und gen Nachthimmel blickte, der über ihnen aufgerissen war und sich ihnen sternenreich präsentierte, lächelnd und voller Inbrunst hinzu: „Es ist ein Weihnachtswunder.“

„Er ist ein richtiges kleines Christkind“, grinste Rodney, fasste den schlafenden Sohn des Soldaten ins Auge und klopfte John schließlich anerkennend auf die Schulter. „Wow, wer hätte gedacht, dass Du tatsächlich noch einmal so etwas Schönes zustande bekommst“, triezte er seinen Freund, der der Stichelei jedoch nur ein kurzes Augenrollen widmete und dann vollkommen in Gedanken versunken meinte:

„Ja, wer hätte das gedacht.“

TBC
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.