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Wraith bevorzugt (7) von silverbullet27

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Kapitel 5

Auf der Brücke ihres Hives herrschte immer noch eine angespannte Atmosphäre. Mittlerweile hatte Fog gelernt, in dem Blade, der ihre Wache kommandierte, zu lesen, auch wenn dieser selten Gefühlsregungen zeigte. Wenn er zornig wurde, schob Bonewhite den Unterkiefer vor. Wenn er angespannt war, verkrampfte er leicht die Finger hinter seinem Rücken. In diesem Moment konnte Fog beinahe die Knochen in den Händen seines vorgesetzten Offiziers knacken hören.

Bonewhite stand still vor dem großen Brückenmonitor und verfolgte die Bewegungen der Schiffe, die ihre Sensoren ihnen meldeten. Fog bediente die Hauptkonsole, zwei Drohnen die weiteren Arbeitsbereiche. Auch wenn sich Dawns Kreuzer wieder auf dem Weg in das Gebiet der Dreamer-Allianz befanden, so war die Situation immer noch nicht entschärft. Nightlily hatte ihnen offen gedroht, ohne dies vorher mit ihrer Primary abzusprechen. Außerdem patrouillierten zwei von Sundancers Hives an den Grenzen zu Winds Territorium. Auch Wind gehörte zu ihrer Allianz und Bonewhite war einer ihrer Nachkommen.

Zwar war jeder Wraith nur der Königin verpflichtet, unter deren Schutz er aufwuchs, aber es gab immer gewisse emotionale Bindungen zu den Herrscherinnen, die letztendlich ihre Mütter waren. Aus diesem Grund tauschten nur Königinnen einer gemeinsamen Allianz untereinander ihre Jünglinge, was zur Vermeidung allzu großer Inzucht vorgenommen wurde. Bonewhite hatte wenige, aber ausnahmslos gute Erinnerungen an seine Zeit als Schlüpfling auf Winds Hive, wo er seine ersten Lebensjahre mit seinen Schlupfbrüdern verbracht hatte. Nach fünf Sternenjahren war er mit anderen seiner Generation an Snow getauscht worden, von denen aber inzwischen keiner mehr außer ihm am Leben war. Seine Zeit als Jüngling hätte Bonewhite am Liebsten völlig verdrängt, wäre da nicht sein Bruder Fever gewesen, dem er zwar den meisten Ärger damals zu verdanken hatte, aber… nein, Wind gehörte zu ihrer Allianz und es war seine Pflicht, sich um ihre Belange zu kümmern, sofern ihre Primary dem zustimmte.

Bisher hatte die Herrscherin ihres Verbandes aber nur Order erteilt, die Bewegungen der Dreamer-Allianz zu beobachten. Und das taten sie. Angespannt. Sie würden Snow wecken müssen, wenn sich noch mehr ereignete oder die Primary es wünschte. Bonewhite war sich nicht gewiss, ob er nicht doch zur Sicherheit Ernteflüge anordnen sollte, um für eine neue Wachphase gerüstet zu sein. In den letzten zwanzig Jahren hatte sich die Dreamer-Allianz nicht mehr so provozierend gezeigt, es konnte möglich sein, dass dies der letzte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Erst mit der Ernte zu beginnen, wenn der Hive bereits erwachte, würde unnötige Hektik mit sich bringen. In einer Winterschlafphase zu viel zu ernten, würde Misstrauen bei ihren Feinden hervorrufen, die sie natürlich ebenfalls überwachten. Nein, sie sind nicht unsere Feinde, sie sind Wraith wie wir. Sie sind unsere Konkurrenten, Rivalen, aber keine Feinde, verbesserte der Blade sich in Gedanken. Laut fragte er: „Status von Kasas?“

„Herdenpopulation ausreichend für eine mittlere Ernte“, antwortete Fog nervös, nachdem er in der Datenbank nachgesehen hatte. Für ihre kleine Wachmannschaft sollten ihre Vorräte noch Monate ausreichen, was eine zusätzliche Lese bedeutete, wusste auch der junge Brückenoffizier.

Bonewhite nickte. „Die Darts sollen sich bereit halten“, ordnete er an. Er hatte beschlossen, die Speicher in den nächsten Wochen allmählich und unauffällig aufzufüllen. „Zu Beginn der Nacht auf dem Planeten wird es eine kleine Ernte geben.“ Kasas lag relativ nahe am Territorium von Dreamer selbst, aber eine kleinere Ernte wäre nicht besonders auffällig. Trotzdem könnten sie auch damit provozieren… andererseits wusste niemand außerhalb ihres Hives, wie es um ihre Vorräte stand und Snow würde ihm seine Vorsicht hoffentlich nicht verübeln, sofern sie nicht zu viel Aufsehen erregte.

Er beobachtete noch eine weitere Stunde lang den Monitor, bevor er die Brücke verließ. Wenn sich etwas änderte, würde man ihn rufen, aber bis dahin wollte er seine Gedanken ordnen. Die Nacht würde auf Kasas erst in einigen Stunden einbrechen, bis zur Ernte hatte er also ebenso noch etwas Zeit. Aufgewühlt ging er zu dem Ort, der ihm während seiner Wachen die meiste Ruhe versprach: zu Snows Unterkunft in ihrer Winterschlafkapsel.

Vorsichtig legte er beide Hände auf die Membran der Kapsel und fühlte nach der Präsenz ihrer schlafenden Königin. Auch wenn die Wraith während des Winterschlafes keine Lebenszeichen aussendeten, so konnten sie einander doch spüren, wenn sie nahe beisammen waren. Nur als feines Summen im Hintergrund des mentalen Netzwerks, aber wenn er sich konzentrierte, konnte er ihre Präsenz schmecken. Bonewhite schloss die Augen und ertastete jene kühle und doch so warme Schwingungen, die ihn immer wieder beruhigten, egal, wie aufgewühlt er war. Nach einer Weile schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er seufzte innerlich auf. So nah und doch unerreichbar, dachte er und biss sich auf die Lippen.

Wie oft hatte er schon jenen Tag verflucht, an dem ihre Königin ihn zu einem ihrer Pallax erklärt hatte, um ihn zu schützen. Es war der Tag gewesen, an dem sich sein Leben von Grund auf änderte. Er hatte auf Geheiß ihrer Königin einen Verräter, seinen Vorgesetzten, hingerichtet und damit dessen Position übernommen. War ein Lord der Zenana geworden, ohne je das Bett ihrer Herrscherin zu teilen. Und er hatte seinen Bruder verloren. Niemals hatte er sich einsamer, sinnentleerter gefühlt als damals.

Guide hatte ihn einige Wochen später aufgerüttelt und aus der lähmenden Trauer geholt, von der sonst niemand je erfahren hatte. Ease, ebenfalls ein Lord der Zenana und Fevers bester Freund, war ebenso einige Zeit niedergeschlagen gewesen, was für ihn bedeutete, dass er sich aus allen Streitigkeiten des inneren Kreises heraus gehalten hatte und etwas weniger lächelte. Bonewhite hatte jeglichen Kontakt abgeblockt, der über die Arbeit hinausging. Damit niemand erfuhr, wie zerstört und verletzlich er sich fühlte – oder besser, dass er gar nichts mehr fühlen wollte, konnte. Sie waren mitten im Krieg mit den Lanteanern gewesen und kämpften um das Überleben ihrer Spezies. Es hatte keine Zeit für Persönliches gegeben.

Jahrhunderte später, in denen Guide ihm mehr als ein Freund geworden war, hatte Bonewhite jene verzweifelte Sehnsucht nach ihrer Königin entwickelt, die ihn auch jetzt wieder zu ihrer Schlafwabe geführt hatte. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte er sich mit Blueface angefreundet, den Guide ihm beinahe „aufgedrängt“ hatte. Blueface war in vielen praktischen Bereichen fast ebenso unbeholfen wie Fever, aber wohl auch genauso genial im Umgang mit Daten und Technik. Wohingegen Bonewhite sich fast ständig mit seinem Bruder gestritten hatte, bemühte Blueface sich unablässig, ihm alles recht zu machen, so nah wie nur irgend möglich zu sein, was den Blade manchmal bis aufs Blut reizte. Und doch tat der kleine Cleverman seiner Seele gut.

Aber nun hatte Guide Blueface mitgenommen auf einen Planeten, auf dem sie bereits einmal mit Fever gewesen waren. Diese Verknüpfung wühlte Bonewhite bis ins Innerste auf, was er in der derzeitigen politischen Lage noch weniger benötigte als überhaupt.

‚Sir? Unser Sternenring wurde aktiviert’, hörte er Fogs Stimme in seinem Kopf und Bonewhite zog die Hände von der Schlafkapsel ihrer Königin zurück, bevor er entgegnete: ‚Das wird der Commander sein. Ich werde ihn im Hangar empfangen.’

Bonewhite kam gerade rechtzeitig auf dem Flugdeck an um zu sehen, wie sieben über und über mit hellgrauer Asche bedeckte Gestalten aus dem Transportspeicher von Deepers Dart rematerialisiert wurden. Verwirrt legte er den Kopf schräg und beobachtete. Die Drohnen schüttelten ihre Schöpfe, dass die feine vulkanische Asche nur so aufflog. Guide und Blueface zogen sich die Atemmasken vom Gesicht und husteten.

„Was ist geschehen?“, fragte Bonewhite, der sich wieder einmal glücklich schätzte, nicht mehr zusammen mit Guide auf Missionen gehen zu müssen.

„Nur eine Aschewolke. Toalar ist noch genauso ungemütlich wie früher“, brummte der Commander. „Aber wir haben, was wir wollten. Zumindest einen Teil und eine Spur, die wir verfolgen werden.“

Bonewhite fiel es schwer, sich sein Missfallen nicht anmerken zu lassen. Mental hörte er Blueface meinen: ‚Hoffentlich meint er mit wir nicht auch mich – das war einer der schrecklichsten Planeten, auf denen ich je gewesen bin!’

Laut sagte der Cleverman zu Guide: „Ich lasse die Ausrüstung ins Labor bringen und würde gern erst ein Bad nehmen, bevor ich mit der Auswertung beginne.“

„Sicher, sicher…“, antwortete Guide, während er Bonewhite skeptisch betrachtete. ‚Und was ist hier in der Zwischenzeit geschehen?’

Kurz informierte Bonewhite seinen Commander über ihre derzeitige Lage. „Sehr gut. Kleine Ernten hier und da sollte man uns nicht als Provokation auslegen können. Wenn doch, soll es wohl so sein.“ Guide seufzte. „Es war schon zu lang zu ruhig, was?“

Bonewhite senkte den Blick. Seit sie vor etwas über zweitausend Jahren gemeinsam gegen eine urplötzlich hoch entwickelte Herde gekämpft hatten, gab es immer mehr Reibereien und Spannungen zwischen den einzelnen Wraithfraktionen. Diese Konflikte schwelten letzten Endes seit dem Ende des Großen Krieges gegen die Lanteaner, wenn nicht schon zuvor. Coldamber, ihre letzte gemeinsame Primary, hatte ihre Spezies auch nur im Angesicht ihres gemeinsamen Feindes einen können.

„Begleite mich, wir haben noch etwas zu bereden“, sagte Guide, nachdem er sich vergeblich bemüht hatte, die Asche von seiner Kleidung zu streifen. In seinem Quartier in der Zenana angekommen, legte der Commander seinen Mantel ab und schaute in den Spiegel. „Dieses Mal werde ich wohl nicht um ein Bad herum kommen“, seufzte er. Kein Wraith kam gern mit Wasser in Kontakt. Nun ja, wenn man einmal von Blueface absah, der mindestens einmal in zehn Tagen die warmen Lagunen ihres Hives aufsuchte. Aber Guide vermutete dahinter schon lang mehr als nur das Bedürfnis, sich zu säubern.

Bonewhite schwieg. Er selbst hasste geradezu Wasser in jeglicher Form. Jeden Morgen trank er einige Schlucke aus einem Becher und achte peinlichst darauf, nicht unnötig zu kleckern. Sein letztes Bad lag Jahrhunderte zurück und hatte er – wie konnte es anders sein – Guide zu verdanken. Der Nebel auf dem Hive reinigte alles und jeden an Bord ausreichend, vorausgesetzt, man war nicht gerade mit dem Commander in eine der üblichen absurden Situationen geraten, für die Guide berüchtigt war.

Der Commander fuhr sich durch die zersausten Haare und schüttelte etwas Asche aus, doch der feine Staub blieb dennoch an ihm haften. „Ich werde ihn zum Obersten der Clevermen ernennen, wenn unsere Königin zustimmt, und mich wieder ganz offiziell zu den Blades zählen lassen“, erklärte Guide mit fester Stimme.

„Wie mein Commander wünscht“, entgegnete Bonewhite neutral. Die Position des Obersten Cleverman wurde immer noch Guide zugerechnet, auch wenn dieser schon seit Ewigkeiten eine höhere Stellung innehatte. Blueface war der mit Abstand begabteste Clevermen unter Snows Herrschaft, auch in mehreren Fachbereichen, nicht nur in seinem eigenen. Diese Ernennung war an sich überfällig.

Misstrauisch legte Guide den Kopf schräg. Manchmal kann ich dich wirklich ganz und gar nicht einschätzen, mein Junge, dachte er und runzelte die Stirn.

weiter: Kapitel 6

Schlusswort:
A/N: Wieder einmal ein Kapitel ohne Action, fast nur Erklärungen… aber notwendig, wie ihr noch lesen werdet ;)
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