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Wraith bevorzugt (7) von silverbullet27

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Kapitel 3

Wie immer hatte Bonewhite während seiner Wache den Hive vorbildlich geführt. Die Logbücher waren lückenlos und detailliert, die Technik bis ins Letzte gewartet und die Stimmung unter den Männern nicht mehr gereizt, als man es nach dreiunddreißig Jahren gemeinsamen Dienst erwarten konnte. Ich wünschte, der Junge wäre manchmal etwas kreativer und risikofreudiger, dachte Guide, während er durch die Gänge des Hives schlenderte.

Er hatte es nicht sonderlich eilig, zu Blueface ins Labor zu gelangen. Der Cleverman brannte darauf, seine Entdeckung dem Commander zu zeigen, besonders, nachdem Bonewhite nur so wenig Interesse dafür aufgebracht hatte. Aber Guide wusste es besser. Bonewhite war sehr wohl an den Entdeckungen interessiert, nur zeigte er es nicht, da ihm das Ganze zu persönlich geworden war. Aber wie sollte man eine Freundschaft entwickeln, ohne etwas von dem preiszugeben, das einen wirklich berührt?

Guide hatte darauf gebaut, dass es Blueface gelingen würde, Bonewhite aus seinem Panzer zu befreien – und war nicht enttäuscht worden. Aber trotzdem war der Blade noch lang nicht vollständig aus der Reserve gelockt worden, hielt sich immer noch zurück und sträubte sich gegen alles, das gegen die Regeln der Hierarchie oder das Althergebrachte verstieß.
Der kleine Cleverman hingegen war zu einer anderen Zeit geschlüpft und aufgewachsen, hatte nur durch Findigkeit und Ideenreichtum überleben können, nachdem er zusammen mit einigen anderen von seinem eigentlichen Hive vertrieben worden war. Blueface bemühte sich zwar sich anzupassen, aber etwas in seinem Inneren war zerstört worden. Einerseits brillant und rebellierend gegen alles, was die meisten Wraith als gegeben anerkannten, suchte er doch Schutz und Stärke bei anderen – und hatte sie bei Bonewhite gefunden. Nicht bei ihrer Königin Snow, sondern bei einem wortkargen und völlig verschlossenem Blade, an dem Guide schon seit Ewigkeiten zu verzweifeln drohte.

Er seufzte innerlich, als er das Labor betrat, das er ursprünglich für Fever hatte einrichten lassen. In den Jahrtausenden hatte sich hier Vieles geändert, aber es war immer noch das Labor für die Datenverarbeitung und Archivdatenbanken. Mehrere Arbeitskonsolen mit kleinen Monitoren standen in der Mitte des Raumes, größere Bildschirme waren in die Wände eingelassen und die Beleuchtung angenehm gedämpft. Blueface saß auf einem Hocker und durchblätterte konzentriert die Einträge, ohne Guides Ankunft zu bemerken. Sie sind sich so ähnlich…, dachte Guide fast wehmütig. Auch Fever hatte sich so sehr in seine Arbeit vertiefen können, dass er seine Umwelt völlig vergaß. Sicher, Bonewhites Bruder war nicht so… tölpelhaft und arglos gewesen, wie es Blueface von Zeit zu Zeit war. Auch neigte Blueface nicht zu solch unkontrollierten Gefühlsausbrüchen wie Fever, aber dennoch… sie ähnelten sich. Vielleicht sogar zu sehr, was unter Umständen Bonewhites Zurückhaltung erklären konnte.

„Nun?“, fragte Guide nach einer Weile, in der Blueface ihn immer noch nicht bemerkt hatte.

Erschrocken wirbelte der Cleverman herum und wurde blass – was den blauen Schimmer um seine Augen und Nase nur noch betonte. „Sir, entschuldigen Sie, ich…“

„Schon gut“, wiegelte Guide ab, der sich insgeheim über die peinliche Berührtheit amüsierte, die Blueface zeigte. „Zeig mir einfach, auf was du gestoßen bist.“

Einige Stunden später brannten Guide die Augen vom Lesen. Sie hatten alles überflogen, das sie damals unter Zeitdruck hatten kopieren können, kurz bevor sie nur mit knapper Not den Lanteanern entwischt waren. „Es fehlt Vieles“, sagte er und strich sich nachdenklich über den Bart.

Blueface nickte nur und schwieg. Bevor der Commander zu ihm ins Labor gekommen war, hatte er sich über die Mission, auf der diese Daten erbeutet worden waren, informiert. Damals waren einige der älteren Offiziere, darunter auch Guide und Bonewhite, auf einer gefährlichen Irrfahrt durch die Galaxie gereist, während der Hive gestrandet und unerreichbar gewesen war. Er konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es gewesen sein mochte, ständig von einem übermächtigen Gegner bedroht zu sein und dennoch in dessen geheimste Forschungseinrichtungen einzudringen, während um sie herum der Krieg tobte.

„Wenn du nicht über diese Daten gestolpert wärest… hm. Blueface, mein Junge, ich bin mir nicht sicher, ob wir dieses Puzzle je zusammensetzen können“, meinte Guide ruhig, woraufhin der junge Cleverman niedergeschlagen in sich zusammen sackte. „Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es versuchen möchte“, fuhr Guide fort und amüsierte sich über die Verwirrung, die er damit bei Blueface auslöste. „Die Einrichtung, in der wir diese Informationen fanden, war tief in das Innere eines Planeten hinein gebaut. Unsere Schiffe haben damals alles bombardiert und es sind mehr als siebentausend Jahre seitdem vergangen, aber unter Umständen finden wir dort noch etwas. Zumindest eine Spur, wo wir weitersuchen können.“

In Bluefaces Augen blitzte Begeisterung auf. „Ich suche sofort alles heraus, was wir sonst noch zu diesem Planeten in den Datenbanken haben, Sir!“

„Tu das, mein Junge. Ich werde mich um den Rest kümmern“, sagte Guide lächelnd und erhob sich von den Hocker, auf dem er gesessen hatte. Er fühlte kurz in das mentale Netzwerk des Hives, das in den Winterschlafphasen so unangenehm klein und intim war, bis er denjenigen fand, den er sprechen wollte. Wie immer in Arbeit vergraben… Guide rümpfte kurz die Nase, dann lenkte er seine Schritte Richtung Brücke.

Dort angekommen fand er Bonewhite an der Hauptkonsole vor. ‚Probleme?’, fragte er still und stellte sich neben den Blade.

‚Bedingt. Ein Kreuzer von Dawn ist in das Gebiet von Nightlily eingedrungen und reagiert nicht auf die Rufe’, entgegnete Bonewhite leicht besorgt. Nightlily gehörte zu der Allianz ihrer eigenen Primary, Dawn zu der von Dreamer.

‚Wann ist das geschehen?’, fragte Guide ärgerlich nach.

‚Vor ungefähr einer Stunde’, antwortete Bonewhite, ‚seitdem beobachten wir die Geschehnisse. Der Kreuzer hält weiter auf Itreas zu, Nightlilys bestem Weidegrund. Entweder, sie wollen wildern oder provozieren.’

‚Hm. Hoffen wir auf Letzteres’, meinte Guide brummend, ‚Noch ein Angriff auf unsere Allianz wird die Primary nicht mehr dulden, ohne militärische Konsequenzen zu ziehen.’

Bonewhite nickte. Die Dreamer-Allianz war eine der größten Fraktionen ihrer Gesellschaft und provozierte beständig kleine Auseinandersetzungen mit ihren Nachbarn, um deren Stärke zu testen. Bereits nach den letzten Zwischenfällen hatten ihre eigene Primary wie auch weitere Herrscherinnen von anderen Verbänden angekündigt, notfalls einen Bürgerkrieg auszurufen, um die Aufsässigen in ihre Schranken zu verweisen.

‚Halte mich auf dem Laufenden, so weit du kannst. Ich werde mit Blueface auf eine Mission gehen. Dafür benötige ich auch die Dienste von Deeper.’ Deeper war einer der besten Piloten ihres Hives und Bonewhite und Guide treu ergeben.

‚Wie mein Commander wünscht’, entgegnete Bonewhite unterkühlt.

Guide knurrte leise. ‚Willst du gar nicht wissen, wo es hingehen wird?’

‚Ich ging davon aus, Sir, dass Sie mich noch davon in Kenntnis setzen würden’, erwiderte Bonewhite ohne Gefühlsregung. Außerdem kann ich es mir denken, alter Mann.

Wenn das mit Dawn nicht gerade wäre, würde ich dich mitnehmen, nur um dir…, dachte Guide, unterbrach sich jedoch und schüttelte den Kopf. ‚Du bist und bleibst ein Dickschädel’, konstatierte er und verließ die Brücke, um weitere Reisevorkehrungen zu treffen.

Und du ein manipulierender alter Mann, der sich überall einmischt und von einem Desaster in die nächste Katastrophe schlittert, dachte Bonewhite und fletschte die Zähne, als er seinem „Freund“ hinterher schaute. Tief in seinem Inneren stach ihn die Sorge wie ein eiserner Dorn, dass Blueface von dieser Mission nicht zurückkehren könnte. Guide war bekannt dafür, die meisten seiner selbst angerichteten Miseren recht unbeschadet zu überstehen, aber der kleine Cleverman war… zarter. Unbeholfen, untrainiert, leicht abzulenken und viel zu neugierig, um in die reale Welt außerhalb des Hives geschickt werden zu dürfen. Blueface musste alles anfassen, überall hineinschauen und war sogar einmal von einer Klippe gestürzt… obwohl, daran trug auch Bonewhite eine gewisse Mitschuld. Bring ihn mir nur heil zurück, dachte der Blade und schluckte, bevor er Deeper anwies, sich für Guides Mission bereitzuhalten.

Der Pilot war nicht begeistert davon, in eine Atmosphäre voller Stickstoff und Wolken von Schwefelsäure eintreten zu sollen, aber er ließ sich davon nur wenig anmerken. Die meiste Sorge bereitete ihm eh die vulkanische Asche, die wie kleine gläserne Nadeln die Außenhaut seines Darts noch weiter reizen würde.

„Die Anlage befand sich am nördlichen Pol des Planeten. Überflieg das Areal und sobald du so etwas wie einen Zugang siehst, setz uns ab“, wies Guide ihn an.

„Sir, ich könnte auch versuchen, Ihnen einen Zugang freizuschießen“, schlug Deeper vor.

„Die tektonische Aktivität auf diesem Planeten ist ziemlich hoch. Ich bin mir nicht sicher, ob dadurch nicht ein Erdbeben oder gar ein Vulkanausbruch hervorgerufen werden könnte“, entgegnete Guide nachdenklich. „Andererseits… wenn wir eh keinen Zugang hätten, wäre es das Risiko freilich wert.“

Der Pilot verbeugte sich knapp, wobei sich einige seiner dicken Haarkordeln aus dem eilig gebundenen Zopf lösten. Deeper hatte gerade erst eine Schicht beendet und war auf dem Weg ins Bett, als Bonewhite ihn rief. Er war nicht wirklich müde, aber er hatte keine besondere Lust verspürt, wie meistens mit den anderen Piloten zu würfeln.

Wie bei fast allen Blades zerrte die Ereignislosigkeit der Winterschlafphasen an Deepers Nerven. Die Clevermen fanden immer etwas zu tun und genossen augenscheinlich die Ruhe auf dem Hive, wenn sich nur die kleine Wachmannschaft von wenigen Dutzend Wraith außerhalb der Winterschlafkapseln aufhielt. Aber es hatte sich gezeigt, dass die wenigen Taten, die während dieser Ruhephasen zu vollbringen waren, entscheidend für die Karriere sein konnten. Deeper war einer der aussichtsreichsten Kandidaten auf den Posten des Meisters der Darts und das wusste er.

Beladen mit Unmengen Ausrüstung kam Blueface in den Hangar und gesellte sich zu dem Piloten und Guide, der sich ein Schmunzeln verkniff. Still meinte er zu seinem Schützling: ‚Lass mich raten: Bonewhite hat dir empfohlen, dich auf eine lange Reise vorzubereiten, auf alles gefasst zu sein und nichts dem Zufall zu überlassen?’

Unsicher schaute Blueface zu seinem Commander auf und erwiderte: ‚Das, und ich habe die Missionsberichte gelesen, die zu…’

‚Glaube mir, ich bin der Letzte, der noch einmal so eine Irrfahrt unternehmen möchte! Wenn wir auf Toalar fertig sind – sofern wir nach dieser langen Zeit überhaupt noch etwas finden – werden wir ganz sicher erst zum Hive zurückkehren, bevor es weitergeht’, erklärte Guide freundlich.

weiter: Kapitel 4

Schlusswort:
A/N: Zur Mission, die letztendlich nach Toalar führte, bitte „Auf Abwegen“ lesen. Wie Blueface von einer Klippe fiel könnt ihr in „Während ihr schlieft“ nachlesen.
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