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Wraith bevorzugt (7) von silverbullet27

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Kapitel 2

Ungläubig schaute Bonewhite seinen Freund an, dann holte er tief Luft und sagte: „Dafür werde ich Guide jetzt nicht wecken!“

„Aber…“

„Nein.“

„Und wenn…

„Nein.“

„Dann wecke ich ihn eben selbst.“

„Das wirst du bleiben lassen!“

„Er hat mir erlaubt, das zu tun, wenn ich etwas entdecke, das…“

„Was mit Sicherheit keine Jahrtausende alten Daten beinhaltet!“

„Woher willst du das wissen?“, fragte Blueface mit gerümpfter Nase. So gern er Bonewhite auch mochte und respektierte, dessen Sturheit und strikte Einhaltung der Hierarchie und Regeln trieben den Cleverman gelegentlich zur Weißglut. Zum Ende ihrer gemeinsamen Wachen hin stritten sie sich öfter als zu Beginn. Fünfunddreißig Jahre intensive Zusammenarbeit reizte jeden und es war gut, dass die Wachmannschaften regelmäßig wechselten.

„Ich kenne Guide“, entgegnete der Blade fest. Sicher war er sich aber nicht. Guide erachtete viele Dinge mit anderer Wertigkeit als Bonewhite. Vielleicht war es auch ein Fehler, ihn nicht zu wecken? Vielleicht waren die Daten wirklich wichtig und seit Jahrtausenden verschollen gewesen? Während des Krieges und in den Wirren danach gab es Vieles, das sie nicht mehr untersuchen konnten.

Blueface konnte die Zweifel seines Freundes spüren. „Ich wecke ihn. Wenn er wütend wird, ist er es auf mich und nicht auf dich.“

Bonewhite bedachte den kleinen Cleverman leise knurrend mit einem Blick, der jeden anderen Wraith in seine Schranken gewiesen hätte. Aber Blueface reagierte nur mit einem unschuldigen Augenaufschlag und biss sich auf die Lippen. Komm schon… bisher habe ich dich noch jedes Mal rumgekriegt…, dachte der Cleverman und unterdrückte ein Jubeln, als Bonewhite aufseufzte und meinte: „Deine Verantwortung. Ich werde dich nicht in Schutz nehmen, wenn er dir den Kopf abreißen will.“

„Das wird er schon nicht tun“, erwiderte Blueface zuversichtlich. Außerdem kenne ich dich – du würdest das nicht zulassen.

Der Blade rümpfte die Nase, ging jedoch voran zur Zenana, wo sich Guides Schlafwabe befand. In der Wabenkammer waren nur wenige Kapseln noch belegt. Bonewhite erschien es, als ob nach jeder Wachphase weniger Lords zurückkehrten – und dem war auch meist so. Die wenigsten der Gefallenen hatte er je betrauert, das war nicht die Art der Wraith. Man gab sein Leben für seine Königin, seinen Hive, für die Gemeinschaft und trat in einen neuen Lebenszyklus ein, in dem man sich mit seinen Sünden und Verstrickungen des vergangenen auseinander zu setzten hatte. Das war einer der Grundsätze ihres Glaubens. Bonewhite kannte niemanden, der wirklich religiös war. Sogar Fever, dem er seine Gesichtstätowierung (ein Schutzgebet an die Sterne) zu verdanken hatte, hatte Begriffe ihres Glaubens eher zum Fluchen als für Gebete verwendet. Er selbst fluchte innerlich, als sie vor Guides Schlafkapsel ankamen und er den Weckvorgang einleitete. Dann trat er beiseite – sollte sein Commander ruhig als erstes seinen vorwitzigen Schützling erblicken.

Blueface reckte das Kinn und baute sich auf, was aufgrund seiner geringen Körpergröße nicht gerade imposant wirkte. Aber der kleine Cleverman besaß Stolz und Selbstvertrauen genug um sicher zu wirken, ohne Arroganz. Snow duldete keine hochmütigen Wraith unter ihren Untergebenen. Selbst Lightning, ihr oftmals unberechenbarer Hivemaster, war keinesfalls blasiert zu nennen. Snows Männer kannten ihre Stärken ebenso wie ihre Schwächen – auch wenn Guide seine selten zu bremsen vermochten. Wenn es außer der Königin überhaupt noch jemanden gab, der den Commander von den aberwitzigsten Unternehmungen abhalten konnte, war es Bonewhite. Und eben dieser hatte Blueface deutlich gemacht, dass er nun nicht bereit war, für ihn mehr als nötig einzutreten.

Der Cleverman wusste nicht, was ihn nun erwartete. Bisher war er noch nie zugegen gewesen, wenn Guide erwachte. Der Winterschlaf war keine erholsame Angelegenheit und Blueface selbst benötigte jedes Mal nach dem Erwachen einige Stunden, um sich mental zu ordnen. Bonewhite war meist tagelang nicht wirklich ansprechbar, aber der Blade war auch so bekanntermaßen ein ausgemachter Morgenmuffel. Guide hingegen war ihm immer, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, ein geduldiger Mentor gewesen. Aber was, wenn er nun…

Die Membran der Schlafkapsel zog sich zurück, die Verbindungen lösten sich und Guide öffnete die Augen. Blueface schluckte, senkte den Blick und grüßte: „Commander…“

„Was ist geschehen?“, brummte Guide und griff nach seinem Mantel. Als sein Blick auf Bonewhite fiel, der sich abseits hielt und ebenfalls den Kopf gesenkt hielt, wusste er, dass etwas nicht stimmte.

„Sir, Sie erlaubten mir Sie zu wecken, falls ich eine wichtige Entdeckung machen sollte“, antwortete Blueface so fest wie möglich, während das Adrenalin durch seine Adern rauschte.

Guide runzelte die Stirn und stieg aus seiner Wabenkapsel. „Ah ja, das habe ich wohl getan… nun, um was handelt es sich?“ Er unterdrückte ein Gähnen und streckte sich unmerklich.

Blueface übergab seinem Mentor das Datenpad und erklärte: „Ich bin vor einigen Stunden auf diese alten Einträge gestoßen, die Sie sicherlich interessieren.“

Alte Einträge? Skeptisch griff Guide nach dem Pad und begann zu lesen. Nach einer Weile schaute er auf und musterte seinen Schützling, bevor er meinte: „Ich erinnere mich an die Mission. Damals haben wir noch mehr Informationen gesammelt, existieren diese Dateien noch?“

„Ja, Sir. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, alles zu sichten“, antwortete Blueface und nahm das Datenpad wieder entgegen.

„Gut. Dann ruf sie auf, ich komme so bald wie möglich in dein Labor“, sagte Guide. Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: „Es scheint, dass wir Arbeit vor uns haben.“

Eskortiert von einigen Drohnen machte Blueface sich auf, die Zenana zu verlassen, wobei es ihm schwer fiel, seine Erleichterung zu verbergen. Guide wendete sich an Bonewhite, der immer noch kein Wort von sich gegeben hatte. „Es war die richtige Entscheidung, mich zu wecken.“

Der Blade nickte nur und deutete mit einer Geste an, seinem Commander folgen zu wollen. Guides Mundwinkel zuckten kurz, aber er machte sich auf den Weg in sein eigenes Quartier in der Zenana. Er ahnte, was seinen älteren Schützling bewegte. Als sie in seiner luxuriösen Unterkunft angekommen waren und die Türmembran sich hinter ihnen geschlossen hatte, meinte er sanft: „Ich bin wohl nicht der Einzige, der sich an diese Mission erinnert, gehe ich da recht in der Annahme?“

„Ja, Sir“, antwortete Bonewhite knapp.

Guide knurrte leise. „Lass den Unsinn.“ Immer, wenn Bonewhite nicht mit ihm übereinstimmte, nannte er ihn Sir, auch wenn sie unter sich waren. „Früher oder später wäre er so oder so auf Dinge gestoßen, an deren Entwicklung oder Entdeckung dein Bruder mitgearbeitet hatte. Besser, wir stoßen in Ruhezeiten auf so etwas… ich hoffe doch, es herrscht noch Frieden?“

Der Blade nickte. „Ja. Dreamers Hives befindet sich gerade in einer Winterschlafphase und ohne sie hält sich ihre gesamte Allianz zurück, wie auch früher schon.“

„Zu schade, dass diese Königin so viel Unruhe zu verursachen vermag. Ich bin ihr vor einigen Jahrtausenden einmal begegnet, aber das habe ich dir sicherlich schon erzählt…“, seufzte Guide, während er sich frische Kleidung hervorsuchte.

„Ja“, entgegnete Bonewhite und senkte den Blick, als sein Commander sich umkleidete.

„Eine wirklich beeindruckende Herrscherin… wunderschön, mächtig, grausam und berechnend. In gewisser Weise ähnelt sie ihrer Vormutter Coldamber, aber… hm. Nein, sie wird nie so viel Ausstrahlung besitzen, zu unserem Glück“, meinte Guide ruhig, „aber sie hat schon mehrfach bewiesen, wie gefährlich sie für das Gleichgewicht der Fraktionen werden kann.“

Bonewhite lauschte stumm den Ausführungen, dachte jedoch über ganz andere Dinge nach. Dinge, die ihn weit mehr bewegten als die seit Ewigkeiten schwelenden Konflikte ihrer Gemeinschaft.

„Setz dich“, wies Guide ihn an und beide nahmen am Tisch Platz. Eine Schale mit Würfeln stand bereit und er griff nach einigen blauen und grünen Spielsteinen, wog sie in der Hand und lächelte versonnen, bevor er plötzlich ernst wurde und fragte: „Wie macht er sich?“

„Er ist fleißig, gewissenhaft und organisiert“, antwortete Bonewhite ruhig.

„Hm. Trotzdem wirkt er immer noch sehr… ungestüm auf mich.“

Nicht nur auf dich, alter Mann. „Seine Begeisterungsfähigkeit sucht gelegentlich ihres Gleichen.“

„Sehr schön ausgedrückt“, meinte Guide und grinste. „Immer noch der gleiche Hitzkopf also - oder hat er bereits etwas Ruhe von dir übernommen?“

„Er ist… gesetzter geworden. Aber in dieser Angelegenheit…“ Bonewhite suchte nach Worten, fand jedoch keine, die nicht auf ‚verhält er sich genauso unvernünftig wie du’ hinausliefen und ließ den Satz lieber unvollendet.

„Hmhm“, machte Guide und nickte. „Ihr seid immer noch Freunde, nehme ich an? Gut. Ich mag den Kleinen und traue ihm viel zu. Aber er braucht mehr als nur mich als Beschützer. Spätestens in der nächsten Wachphase wird Lightning auf ihn losgehen, das ist uns beiden doch wohl bewusst?“

weiter: Kapitel 3

Schlusswort:
A/N: Was die Religiosität der Wraith angeht, gibt es kaum bis keine Referenzen. Ich bin der Überzeugung, dass es keine hoch entwickelte Kultur ohne Glaubens- und Moralgrundsätze gibt. Die Wraith versagen sich Mitgefühl für ihre Gefallenen (5. Staffel, „Gelöste Fesseln“), aber Guide reagiert mehr als nur wütend, als seine Königin über Atlantis getötet wird (4. Staffel, „Der Seher“) – wie passen Wut und Trauer zu mangelndem Mitgefühl? Eine denkbare Erklärung wäre, dass die Wraith den Tod als Ausgangspunkt für einen neuen Start ansehen, weshalb sich ihre Trauer mehr oder weniger auf ihre persönlichen Verluste durch das Ableben eines Freundes, Bruders, einer Königin erstreckt, wohingegen der Gefallene nun die Möglichkeit erhält, ein neues Leben zu beginnen. Was auch ihre Bereitschaft, sich jederzeit im Kampf zu opfern, erklären würde, da der Tod für sie nicht weiter erschreckend ist.
Im Life Journal von Jo Graham habe ich gelesen: „Long ago, in the first days of the world, there were the First Mothers. […] Nine queens and ninety-nine men, blades and clevermen alike, for that is how people were made. That is how we were born in the ice of the first world, beneath the light of the moon.” – in meiner Vision glauben die Wraith zusätzlich an einen „grundgütigen Schöpfer der Sterne”, denn irgendjemand musste ja auch die Erstmütter erschaffen haben, oder nicht? Außerdem brauchte ich irgendetwas, das meine Wraith zum Fluchen nehmen konnten *ggg*
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