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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 9

Sie hatten eine Höhle – eher eine vergrößerte Felsspalte – in der Nähe ausfindig gemacht und sich dorthin zurückgezogen, als der Wind immer stärker und zu einem Schneesturm wurde. Die Drohnen bewachten den Eingang, Ease schmollte, Feather starrte ins Nichts und Guide hatte längst aufgegeben, sich zu rechtfertigen. Stattdessen war er bemüht, im schmalen Schein einer mitgebrachten Lampe an die Daten des Speichers zu kommen, den Fever erbeutet hatte. Fever selbst war noch nicht wieder zu sich gekommen, ebenso wenig wie der Lanteaner, den sie relativ achtlos in einer Ecke abgelegt hatten.

Bonewhite hockte neben seinem Bruder und grübelte vor sich hin. Er hatte angeordnet, alle sechs Stunden den Hive vom planetaren Anwahlgerät aus anzuwählen und bald würden sie es ein zweites Mal probieren. Ezlara besaß keinen eigenen Sternenring, selbst wenn sie mit dem Dart den nächstgelegenen Ring angewählt hätten, wären sie noch mindestens 10 Tage im All unterwegs gewesen. Aber der Dart war zerstört, der Schnee hatte die letzten Flammen gelöscht, bald würde von dem Wrack wohl nichts mehr zu sehen sein. Es gab annehmlichere Orte in der Galaxie, aber wohin sollten sie gehen? Irgendwohin, wo Fever sich nähren kann, sobald er wieder bei Bewusstsein ist, schoss es Bonewhite durch den Kopf. Ja, das machte Sinn. Aus reiner Bequemlichkeit – und weil es jeder Wraith gern lieber feucht und warm statt trocken und eiskalt hatte – würde er vor sich einen Umzug seiner Truppe nicht verantworten können. Feather hatte weise gewählt, dieser Planet war unbewohnt und auch noch nicht von den Lanteanern für einen Außenposten auserkoren worden, theoretisch konnten sie hier Tage und Wochen verweilen. Nur… war er jahreszeitlich bedingt höchst unangenehm.

Neben ihm regte sich Fever. Die Wunde an seinem Knie war zwar noch bei Weitem nicht verheilt, aber wenigstens hatte sie aufgehört zu bluten. ‚Wie geht es dir?’, fragte Bonewhite seinen Bruder, der sich auszusetzen versuchte.

‚Miserabel’, lautete die lakonische Antwort.

‚Wann hattest du dich das letzte Mal genährt?’, fragte Bonewhite.

‚Ist schon einige Zeit her’, entgegnete Fever nach kurzem Nachdenken, ‚ungefähr… acht oder neun Wochen?’ Als Bonewhite ihm einen ärgerlichen Blick zuwarf, verbesserte er sich: ‚Können auch zehn oder zwölf sein, ich weiß es nicht mehr.’

‚Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst dich nähren, direkt bevor du auf eine Außenmission gehst? Du kannst jederzeit verletzt werden und hast dann keine Kraft für die Heilung, wenn du es vergisst!’ Bonewhite knurrte leise. Jeder Blade und jede Drohne nährte sich vor geplanten Einsätzen, die Clevermen nur, wenn sie Hunger verspürten. Wobei Fever auch diesen weitestgehend zu verdrängen vermochte, wenn er zu beschäftigt war.

‚Ich hatte keine Zeit dazu!’, verteidigte sich Fever und versuchte, sein verletztes Bein zu bewegen.

‚Hattest du keine Zeit dazu oder war dir die Ernte noch zu frisch?’, bohrte Bonewhite nach. Sein Bruder hatte seit jeher Probleme damit, sich an Menschen zu nähren die noch Reaktion zeigten. Normalerweise führte das zu keinen Schwierigkeiten, solang Fever auf dem Hive in Sicherheit blieb, aber dies war keine normale Situation.

‚Beides’, gab Fever kleinlaut zu.

‚Ich hole jetzt diesen Lanteaner und du wirst dich an ihm nähren, verstanden?’

‚Nein!’ Fever schaute mit schreckensweiten Augen zu ihm auf und rutschte näher an die Felswand, ‚Ich kann das nicht!’

‚Mein Bruder…’, Bonewhite atmete tief durch, um nicht zu heftig zu reagieren, ‚es gibt Dinge, die getan werden müssen. Der Mensch ist bewusstlos, also wird er sich nicht wehren. Stell dir vor, er wäre schon einige Zeit in einer Nahrungskapsel, schließ die Augen und…’

‚Wir brauchen ihn noch!’, unterbrach ihn Fever, ‚außerdem ist er… schmutzig. Er riecht. Er ist eklig!’

‚Die Unterhaltung war schon beendet, mein Bruder. Du wirst tun, was ich dir gesagt habe, Aus!’ Er war schon fast aufgestanden, als Fever ihn am Ellenbogen packte und so flehentlich ansah, dass Bonewhite sich kopfschüttelnd wieder neben ihn hockte. ‚Was soll ich nur mit dir anstellen? So geht das nicht weiter, und das weißt du!’

‚Bitte… tu mir das nicht an!’, flehte Fever, ‚Ich kann sicherlich schon wieder aufstehen, ich werde vielleicht humpeln, aber…’

Bonewhite schloss die Augen und seufzte tief. Es gab noch eine andere Möglichkeit, auf die er gern verzichtet hätte. ‚Komm mit’, meinte er und half Fever aufzustehen. Ease schaute kurz zu ihnen hinüber, wendete aber den Kopf ab, als die beiden Brüder sich tiefer in die Höhle zurückzogen. Wenigstens besitzt er Anstand, dachte Bonewhite. Das „Geschenk des Lebens“ war keine leichtfertige Gabe, die öffentlich gemacht wurde. In der Tat gab es nur wenige Dinge im Leben eines Wraith, die noch persönlicher waren.

Außer Sichtweite der anderen lehnte sich Fever gegen die felsige Wand und atmete tief durch. Sein Knie schmerzte entsetzlich, sein Herz raste von der Anstrengung, das konnte Bonewhite deutlich spüren. Er wartete ab, bis sein Bruder seinen Mantel geöffnet hatte, dann setze er seine rechte Hand auf dessen Brustkorb. Mit dem Strom der Lebenskraft, die er nun gleich auf Fever übertrug, würden auch alle sein geheimsten Wünsche, Ängste und Überlegungen fließen. Im Gegenzug würde er beinahe ebenso viel von seinem Bruder erfahren – ob er wollte oder nicht. Und das bereitete Bonewhite Angst.

Für den Blade stand fest, dass er seinen Bruder niemals freiwillig verlassen würde. Sie waren zusammen aufgewachsen und er konnte sich nicht vorstellen, jemals mit einem anderen Wraith so vertraut umzugehen wie mit Fever. Für Bonewhite bedeutete er die Galaxie, sein Leben, bereitwillig würde er alles opfern, wenn sie nur nicht getrennt werden würden, auch wenn ihm diverse Dinge gegen den Strich gingen. Aber er war sich nicht sicher, ob Fever diese Einstellung noch teilte und er wollte es auch nicht wissen. Zu viel hatte sich in den letzten Jahren verändert. Auch wenn Wraith viel durch Berührungen und Hautsekrete an Gefühlen und Gedanken austauschen konnten, das „Geschenk des Lebens“ war um ein Vielfaches intensiver, verwirrender – und nichts, das man in einer eiskalten Höhle in unmittelbarer Nähe Anderer teilte.

Mit zusammengebissenen Zähnen zwang er sich dazu, Teile seiner Lebenskraft auf Fever fließen zu lassen, ohne zu viel von sich preis zu geben, verlor sich dann jedoch im Strudel der Gefühle, die von ihm, durch ihn, durch Fever und zurück strömten. Bilder und Erinnerungen wallten auf, dann war er wieder allein und alles erschien ihm kalt und grau. Sein Bruder hatte seine Hand, ihre Verbindung, von sich gestoßen. Fever atmete schwer und schaute ihn so überwältigt an, wie Bonewhite sich selbst fühlte. Auch war es Fever, der zuerst die Sprache wieder fand – mehr oder weniger. ‚Niemals!’, meinte er und schob sich an ihm vorbei, zurück zu den anderen, wobei er seinen Mantel schloss.

Bonewhite schluckte und starrte seinem Bruder hinterher. Dabei fiel sein Blick auf den Lanteaner, den sie völlig vergessen hatten und der immer noch auf dem Boden der Höhle lag. Er hat alles beobachtet! Wütend rannte er los – der Mensch hatte nur vorgegeben, noch bewusstlos zu sein und sprang nun, da der Wraith auf ihn zukam, panisch auf, doch der Blade war schneller, packte ihn am Kragen und drückte ihn an die Wand. Mehr als ein Fauchen brachte Bonewhite allerdings nicht zustande, so entsetzt und zornig war er.

„Nein, nicht, lassen Sie mich los“, rief der Mensch aus und wehrte sich heftig strampelnd gegen den eisenharten Griff, der ihn gefangen hielt.

Die anderen Wraith waren aus ihrer Hockstellung aufgesprungen und schauten überrascht zu ihnen hinüber. Als Bonewhite den Lanteaner kehlig knurrend zu Boden warf, war es Guide, der fragte: „Wie lang war er schon wach?“

„Zu lang“, fauchte Bonewhite und beugte sich über den Menschen, der ängstlich versuchte, sich von ihm zu entfernen.

„Tun Sie mir nichts! Ich… ich habe Informationen! Ich kann Ihnen nützlich sein!“, stammelte der Mensch, doch Bonewhite beachtete ihn gar nicht mehr, sondern stieg wortlos über dessen Beine hinweg. „Sternenring anwählen, jetzt!“, befahl er an Feather gerichtet, der sich unverzüglich aufmachte, der Order zu folgen. Zu den anderen meinte er: „Wenn der Hive immer noch nicht erreichbar ist, werden wir nach Usslar gehen. Dort lag einmal ein Außenposten von Bloodrose, vielleicht finden wir hier einige Dinge, die uns nützlich sein könnten.“

„Und was machen wir mit dem da?“, fragte Ease, wobei er mit dem Kopf auf den Menschen wies, der sich angstgelähmt an die Felswand gedrückt hatte und sie mit weit aufgerissenen Augen beobachtete.

Bonewhite schaute zu Fever, dann zu Guide, der meinte: „Wir sollten ihn mitnehmen. Er könnte uns ebenfalls noch nutzen.“

„Ja… als Wegzehrung!“, sagte Ease und grinste den Menschen gnadenlos an, der zu wimmern begann.

‚Lass das’, meinte Bonewhite zu Ease, ‚Fever sagte, er bräuchte ihn wegen irgendeiner Sicherheitssperre.’

‚Zu schade. Darf ich dann wenigstens mit ihm spielen?’, entgegnete Ease immer noch psychotisch grinsend.

‚Nein. Das ist nicht unsere Art.’ Manchmal fand Bonewhite den Humor seines Stellvertreters geradezu abstoßend.

Feather kam zurück und schüttelte den Kopf. „Keine Verbindung.“

„Dann also nach Usslar“, beschloss Bonewhite und vermied es, Fever anzuschauen.

weiter: Kapitel 10

Schlusswort:
A/N: Bisherige Szenenwünsche: unfreiwilliges Bad in einem Tümpel und drei Tage Dauerregen. Wer bietet mehr? Allerdings bitte ich von weiteren „feuchten“ Zwischenfällen Abstand zu nehmen, Wraith haben schließlich keine Kiemen *ggg* ;)
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