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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 7

Es tat gut, den Hive endlich einmal wieder verlassen zu können. Seit ihre Flotte vor vier Monaten über Balara von den Lanteanern angegriffen worden war, hatten die Wraith sich fast ausschließlich auf die Wiederherstellung ihrer Truppenstärke konzentriert. Ease wusste, dass Guide vor einigen Tagen auf einer Mission gewesen war. Anscheinend hatte er dort jenen mysteriösen Datenspeicher erbeutet, nur wunderte es den jungen Blade, warum Guide nicht wie sonst auch Bonewhites Spezialeinheit zur Unterstützung angefordert hatte. Die Königin hätte dies ihrem Gefährten doch sicherlich nie verwehrt. Andererseits… konnte der Speicher wohl nicht so wertvoll gewesen sein, wenn Fever daran ungestraft seine Wut auslassen durfte.

Ease hatte seine Drohnen die Vorhut übernehmen lassen und lief einen respektvollen halben Schritt hinter seinem Kommandanten Bonewhite. Fever stapfte wenige Meter vor ihnen durch den Wald und schmeckte nach Zorn und Enttäuschung. Guide und die monströse Drohne folgten ihnen. Fast wie in alten Zeiten, dachte Ease und grinste innerlich. Bonewhite war verschlossen wie immer. Wahrscheinlich würde es Ease auch in zehntausend Jahren nicht gelingen, sich mit dem Bruder seines besten Freundes ebenfalls anzufreunden. Aber wenigstens achtete sein Kommandant nicht mehr so haarklein auf die Einhaltung der korrekten Anrede, seit Ease ihm (gegen dessen Willen) vor zwei Jahren das Leben gerettet hatte. Viel näher waren sie sich seitdem allerdings auch nicht gekommen. Ease respektierte Bonewhite für viele Dinge, aber diese künstlich aufrecht erhaltene Distanz ärgerte ihn gelegentlich.

Ganz anders verhielt es sich da mit Fever. Der Cleverman war humorvoll, aufgeweckt, höchst liebenswert und völlig verschroben. Selten hatte Ease jemanden kennen gelernt, der einerseits so genial und doch vom Alltag völlig überfordert war. Mit Fever konnte man sowohl Lachen wie auch Nachtzeiten lang ernsthaft reden über alles, was einem gerade durch den Kopf ging und musste anschließend nicht fürchten, dass er es weiter erzählen würde. Fever lebte in seiner eigenen Welt, in der es keinen Neid, Niedertracht oder Missgunst gab. Kein Wunder, dass Bonewhite und Guide den Cleverman nur zu gern in Watte packten und wie einen Schlüpfling beschützten.

Guide war für Ease ein Rätsel. Wie konnte ihre Königin so einen verschlagenen und hinterhältigen Wraith nur als ihren Gefährten - und vor allem Favoriten! – an ihrer Seite dulden? Wann immer es Zank in der Zenana gab, hatte mit Sicherheit Guide die Vorarbeit dazu geleistet. Auch neulich, als Ease unabsichtlich einen Streit zwischen Lightning und Glow verursacht hatte, war letztendlich die Erwähnung von Guides Rolle bei dem Angriff auf einen abgelegenen Lanteaner-Stützpunkt der Auslöser gewesen. Zugegeben, Ease hatte seinen Spaß an der Auseinandersetzung der beiden älteren Wraith gehabt, aber an deren Heftigkeit trug er nun wahrlich keine Schuld. Das hatte er auch Snow versichert, die ihn daraufhin nur erneut ermahnte, mit seinen Äußerungen über Guide vorsichtiger zu sein. Deutlicher war da ihr Commander Sniper gewesen, ein enger Freund von Guide, der ihm für den nächsten Zwischenfall eine Tracht Prügel angedroht hatte, auf die Ease gut und gern verzichten konnte.

Manches Mal hasste Ease die Zenana. Seine Zugehörigkeit zu den Lords der Königin brachte zwar deutliche Vorteile, distanzierte ihn aber vom eigentlichen Leben auf dem Hive. Und den unkomplizierteren Wraith. Nicht, dass Fever und Bonewhite einfach waren, aber sie waren auf jeden Fall in ihrer Art ehrlicher und vertrauenswürdiger als jedes Mitglied der Zenana. Es gab nur wenige Augenblicke, in denen Ease sich wirklich wohl fühlte außerhalb der Gemächer der Königin: während der Arbeit in der Spezialeinheit und wenn er mit Fever zusammen war. Eine recht traurige Bilanz an sich, aber Ease wäre nicht er, wenn er sich davon hätte deprimieren lassen.

Eine der Drohnen der Vorhut übermittelte ihm das Bild einer Absperrung und er wies Bonewhite darauf hin, der ihre kleine Gruppe unverzüglich anhalten ließ. Guide und Fever, der sich mittlerweile wieder beruhigt hatte, scannten die Umgebung. „Es gibt einen Zugang eine halbe Meile westlich von hier, aber dort sind den Anzeigen zufolge auch sechs Wachen“, brummte Guide, „Mir erscheint es sicherer, nach Osten zu gehen zu einem Gebäude, das ein Generatorhaus sein sollte.“

„Wir werden bis zum Einbruch der Nacht warten und dann dorthin gehen“, ordnete Bonewhite an und die Wraith zogen sich etwas in den Wald zurück. Still warteten sie den Sonnenuntergang ab und schlichen in einigem Abstand die Absperrung entlang, bis sie zu einem kleinen bunkerartigen Gebäude kamen. Das elektrische Sirren deutete darauf hin, dass sie es hier mit einem Generator oder Umspannungswerk zu tun hatten. ‚Wie arrogant muss man sein, wenn man die Energieversorgung außerhalb einer bewachten Zone errichtet?’, fragte Ease still Bonewhite, der die Stirn runzelte und entgegnete: ‚Wer sagt, dass dieses Gebäude unbewacht ist?’ Dann deutete er mit dem Kopf auf eine Überwachungskamera auf dem Zaun aus Metall und Beton, die auf das kleine Gebäude gerichtet war. ‚Für mich wirkt das eher wie eine Falle.’

Ease nickte und wies auf zwei unbesetzte Geschütze auf dem Dach der zweistöckigen Einrichtung, die im gleichen Stil wie der Zaun vor allem aus Metall, Beton und zusätzlich Glas errichtet worden war. ‚Möchte wissen wie lang es wohl dauert, bis wir von dort oben Ärger bekommen.’

An Guide gewendet fragte Bonewhite leise: „Vorschläge, wie wir unbemerkt eindringen können?“

„Ah ja… ja, wir brauchen das Aufzeichnungsgerät… danke. Eine meiner neueren Entwicklungen“, flüsterte Guide, während er ein ungefähr handgroßes Gerät aus der Tasche entnahm, die Fever ihm gereicht hatte. „Es ist noch etwas störungsanfällig, aber bald sollte es für den Einsatz eurer Truppe ausgereift sein.“

Warum stört mich das Wort ‚störungsanfällig’?, fragte sich Ease und beobachtete, wie der Meister der Clevermen das Gerät auf die Kamera ausrichtete, einige Minuten aktivierte und dann abschaltete. „Fever, schaffst du das in fünf Minuten?“, fragte Guide leise und bekam nur ein Schnauben zur Antwort. Zu Bonewhite und Ease meinte er: „Ich hab gerade das aufgezeichnet, was die Kamera eingefangen hat. Wenn ich das Gerät wieder aktiviere, wird es die Aufzeichnung an die Kamera überspielen und Fever kann in der Zwischenzeit die Energieversorgung des Zaunes deaktivieren, ohne auf den Überwachungsmonitoren gesehen zu werden. Einfach und effektiv.“

„Und was sind die zu erwartenden Pannen?“, fragte Bonewhite trocken.

Guide zog ein beleidigtes Gesicht, gab dann aber zu: „Es könnte sein, dass die Übertragung zwischenzeitlich aussetzt.“

Die beiden Blades schauten sich kurz viel sagend an, Fever biss sich auf die Lippen. „Wie ich schon sagte, das Gerät ist noch nicht ganz ausgereift!“, verteidigte sich Guide flüsternd.

„Andere Optionen?“, fragte Bonewhite, woraufhin Guide den Kopf schüttelte und sagte: „Es wäre mir lieber gewesen, mit mehr Männern einen Durchbruch am Tor wagen zu können.“

„Ich schaffe das auch in weniger als fünf Minuten“, brummte Fever, „Ich brauche nur etwas Unterstützung beim Aufbrechen der Abdeckung dort.“

„Dein Können in allen Ehren“, wisperte Ease, „aber wenn die Lanteaner dich entdecken, weil dieses… Experiment schief geht, sitzen wir alle auf dem Präsentierteller!“

„Es wird nichts schief gehen!“, fauchte Guide lauter als beabsichtigt, „wenn ihr einen besseren Vorschlag habt, dann her damit!“

Bonewhite schob den Unterkiefer vor, ein deutliches Zeichen für sein Missfallen, dann sagte er: „Zeitrahmen also fünf Minuten.“ Er nickte Fever zu, der sich sprungbereit machte, dann Guide, damit er das Gerät aktivierte und die beiden Brüder spurteten aus der Deckung hervor. Ease überwachte die Umgebung und die Geschehnisse auf dem abgesperrten Gelände mit höchster Konzentration, aber nichts deutete darauf hin, dass sie bisher entdeckt worden waren. Kaum zwei Minuten später hörte er Bonewhites Stimme in seinem Kopf: ‚Zaun- und Gebäudesicherung sind deaktiviert. Aufschließen und weiter!’

Gemeinsam überwanden die Wraith den Zaun und rannten zu einem Nebeneingang, der zwar unbewacht aber verriegelt war. Nichts, womit Fever nicht innerhalb kürzester Zeit fertig wurde und wieder einmal wünschte Ease sich, dass Fever auf mehr Missionen dabei wäre. Bonewhite suchte immer noch nach einem Cleverman dauerhaft für sein Kommando, aber selbst wenn Fever gewollt hätte, würde er es ihm nie erlauben – wahrscheinlich nicht einmal dann, wenn die Königin darauf bestehen würde. Eher würde er wohl desertieren und seinen Bruder mit vom Hive nehmen. Und Fever würde ohne zu Zögern folgen – die beiden waren unzertrennlich, egal wie heftig sie manchmal stritten, so viel war für Ease sicher.

Im Inneren der Einrichtung erwartete sie gedämpftes Licht in verwaisten Fluren. Anscheinend arbeiteten die Lanteaner nicht des Nachts, oder zumindest nicht in diesem Bereich der Einrichtung. Guide wies ihnen den Weg anhand der Anzeigen eines kleinen Sensorpads und bald standen sie vor einer metallenen Tür. „Hier ist die Zentraldatenbank untergebracht“, raunte Guide, „ein Techniker ist in diesem Raum und eine Wache. Fever, du musst alles herunterladen was du kannst, notfalls nimm einfach die Datenkristalle mit. Ich muss etwas anderes untersuchen…“ Dann huschte er weiter und war schon fast um die nächste Ecke, als Bonewhite befahl: „Ich werde an Guide dranbleiben und nehme Riese mit. Ease, du bist mir für Fever verantwortlich!“ Damit rannten auch er und die hünenhafte Drohne weiter.

Ease verzog das Gesicht. Das letzte Mal, als Bonewhite ihm aufgetragen hatte sich um seinen Bruder zu kümmern, war er auf eine Selbstmordmission gegangen. „Bleib hinter mir“, zischte er Fever zu und befahl seinen Drohnen, den Archivraum zu stürmen. Die Wache war schnell ausgeschaltet, aber der Cleverman der Lanteaner hatte sich hinter einer halbrunden Konsole verschanzt und schoss wild um sich. Eine der Drohnen ging getroffen nieder und starb auf der Stelle. Wutentbrannt stürmte Ease in den Raum und versuchte die Konsole zu umrunden, um so den ungeübten Schützen treffen zu können. Der Lanteaner bemerkte dies und feuerte nun auf Ease, hielt jedoch meterweit daneben. Der Blade grinste breit angesichts der Unfähigkeit des Menschen, zuckte jedoch zusammen, als er hinter sich einen Schmerzensschrei hörte. Fever war ihm – wie befohlen – gefolgt und am Knie getroffen worden. Mit einem einzelnen gezielten Schuss betäubte Ease den Verteidiger und sah nach seinem Freund. „Warum bist du nicht auf dem Gang geblieben?“, fragte er und betrachtete die Wunde. Sie sah nicht gut aus, würde aber bald verheilt sein. Nur nicht eben sofort, was sie auf dem Rückzug erheblich behindern würde.

„Du hast gesagt, ich solle hinter dir bleiben!“, presste Fever mit zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Ja, aber doch nicht, wenn ich… verflucht, dein Bruder wird mich umbringen!“ Er half dem Cleverman auf und stützte ihn, als dieser auf die Konsole in der Mitte des Raumes zuhielt, um seinen Auftrag zu erfüllen.

„Das wird er nicht tun. Vorher bekommt er es mit mir zu tun…“ Fever versuchte sich an einem Lächeln, scheiterte jedoch kläglich. Hastig zog er einige Instrumente aus seiner mitgebrachten Tasche und begann, Zugriff auf das Archiv zu nehmen.

Ease zerrte den Körper des betäubten Lanteaner-Clevermans zu Fever hinüber und meinte: „Nähr dich von dem hier, dann heilt es schneller. Ich überwache den Eingang.“

weiter: Kapitel 8
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