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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 5

Mit gerunzelter Stirn lief Guide nach dem Gespräch in Bonewhites Winz-Quartier durch die Gänge des Hives. Da er seit drei aufregenden Tag- und Nachtzeiten auf den Beinen war, sollte er zumindest versuchen, etwas Schlaf zu finden, bevor er am Abend die Königin aufsuchen wollte. Er begab sich zu einem Transporter, der ihm allerdings den Dienst versagte. ‚HASTEN!’, brüllte Guide in das mentale Netzwerk.

‚… ja, Sir?’, meldete sich der Ingenieur verschüchtert..

‚Sagtest du nicht, du wolltest eine Nachtzeit für die Wartung der Transportersystem bewilligt haben? Das war vorletzte Nacht, oder? Jetzt ist Tagzeit!’ Von dieser Wohneinheit bis zu seiner eigenen Unterkunft zu Fuß zu laufen würde gut und gern eine Stunde benötigen.

‚Ja, Sir… wir sind auf Probleme gestoßen. Seitdem schalten sich verschiedene Systeme immer mal wieder ab. Ich versichere Ihnen, dass wir daran arbeiten, Sir!’

‚Das bringt mich hier jetzt auch nicht weg! Schalte gefälligst den Transporter in der siebten Ebene der dritten Wachsektion ein!’ Nach wenigen Minuten, die Guide sich noch Hastens Entschuldigungen anhören durfte, brachte der Transporter ihn in die Nähe der Zenana. Dieser Wohnbereich des Schiffs war für die meisten Wraith an Bord verbotenes Terrain. Nur die Gefährten und Pallax ihrer Königin wohnten hier und der Zugang wurde von patrouillierenden Drohnen bewacht. Nur mit ausdrücklicher Genehmigung durften andere Wraith die Quartiere der Lords der Zenana aufsuchen. Dadurch ergab sich eine sehr exklusive und extrem zerstrittene Gemeinschaft – weniger aus Eifersucht, Snow achtete sehr darauf, dass sie zumindest den Schein wahrte, keinen ihrer Lords zu bevorzugen, sondern weil… Zenanas nun einmal so waren.

Jeder hier verfolgte seine eigenen Ziele, es gab verschiedene Bündnisse von unterschiedlicher Beständigkeit, Reibereien, Streitereien, Vertraute, Freunde und es gab Ease. Dieser naseweise junge Wraith ließ sich von niemandem über längere Zeit beeinflussen, war jedoch wie alle Lords der Königin völlig ergeben. Mit einem Lächeln ließ er die sorgfältigst ausgearbeiteten Allianzen platzen und scherte sich einen Dreck darum, dass ihm fast jeder am Liebsten die Kehle durchschneiden würde. Und genau dieser kam ihm nun fröhlich lächelnd entgegen, als hätte er nicht die halbe Nacht im Spielzimmer der Zenana gewürfelt. „Schon so früh auf en Beinen?“, knurrte Guide.

„Ich brauche nicht so viel Schlaf und muss zum Dienst“, entgegnete Ease munter und rauschte an ihm vorbei.

Mit anderen Worten: du bist alt und keinen interessiert es, ob du in deinen Laboren auftauchst oder nicht, übersetzte sich Guide diese Aussage. Es war nicht so, dass er Ease hasste. Er mochte ihn nur nicht. Weder dessen Jugend, gutes Aussehen, unbekümmerte Art, den Einfluss auf Snow, seine Freundschaft mit Fever… eigentlich hätte er nichts dagegen, wenn der junge Blade einfach von der Bildfläche verschwinden würde. Die nächste Gelegenheit würde sich bald bieten, da Bonewhite darauf bestanden hatte, auf jeden Fall Ease auf die Mission mitzunehmen, um deren Genehmigung Guide noch gar nicht gebeten hatte. Andererseits würde Snow mehr als misstrauisch werden, wenn er sich diesem lächelnden Ärgernis auf einer seiner Exkursionen entledigte.

Überhaupt hatte Bonewhite wohl nur auf Ease bestanden, um ihn, Guide, zu ärgern. So wie er mittlerweile selbst Fever dazu gebracht hatte, ihn mit ‚Sir’ anzureden, wenn ihm etwas nicht in den Kram passte. Die Jungen werden langsam flügge, dachte er murrend. Bonewhite war von Beginn an schwierig gewesen, aber wenn auch noch Fever anfing zu rebellieren, würde er über kurz oder lang Probleme bekommen. Dann konnte er solche Vorgespräche wie eben nicht mehr führen. Die beiden Brüder waren von Grund auf ehrlich und verschwiegen, aber wenn sie ihm schaden wollten, bräuchten sie nur ‚unabsichtlich’ ein falsches Wort bei dem richtigen Wraith wie Lightning fallen lassen. Lightning gehörte zu seinen dauerhaften Rivalen in der Zenana und nutzte jede sich bietende Gelegenheit um Guide zu diskreditieren bei ihrer Königin. Snow war schlau und erfahren genug, um sich selbst ein Bild machen zu können, aber so weit reichende Planungen, wie er sie des Öfteren unternahm noch bevor er zu ihr ging, verstimmten sie nachhaltig.

In seinem Quartier angekommen ließ er sich müde auf das Bett sinken und seufzte. Allein wenn sie erfuhr, dass sein kurzer Ausflug zu ‚Feldforschungszwecken’ am gestrigen Tag ein durchgeplanter Raubzug gewesen war - für den Bonewhite seine Mitarbeit verweigert hatte ohne direkten Befehl - würde er zu büßen haben. So hatte Guide sich eine durchschnittliche Wachmannschaft als Begleitung nehmen müssen und eben etwas Pech (zwei tote Drohnen) und auch viel Glück (der Datenspeicher der Lanteaner, den er Fever übergab) gehabt.

Er streifte Mantel und Stiefel ab und legte sich auf die Decken. Er freute sich darauf, seine Tochter nachher wieder zu sehen. Die Kleine wuchs schneller als er erwartet hatte. Und sie sah jetzt schon ihrer Mutter so ähnlich, dass sie eigentlich eine Miniaturausgabe von Snow war… Hoffentlich würde sie später auch deren Wesen besitzen. Es war so einfach, sich Snow zu unterwerfen. Jeder neue Wraith an Bord, ob getauschter Jüngling oder erwachsener Flüchtling von einem zerstörten Hive (davon gab es seit Ausbruch des Krieges viel zu viele), spürte Snows Gerechtigkeit und Güte… obwohl sie, wenn sie hintergangen wurde, keinerlei Gnade mehr kannte. Und diejenigen, die sich schon längere Zeit auf diesem Hive befanden oder gar aufgewachsen waren, reagierten oft mit Angst oder Ablehnung auf andere Königinnen. Snow galt als eine der schwächeren, unbedeutenden Herrscherinnen, aber das konnten nur Wraith behaupten, die sie nie kennen gelernt hatten.

Snow war für Guide der Inbegriff einer Königin: groß gewachsen mit langen, schlanken Gliedern, tiefrotem Haar wie Blut, großen Augen… dazu ihr aufgewecktes Wesen, ihr angeborener Gerechtigkeitssinn, die Sanftheit, mit der sie andere im Geiste berühren konnte – gepaart mit eiserner Strenge, wenn es die Situation erforderte. Seine Königin unterstützte die Clevermen bei all ihren Forschungen, war neuen Ideen immer aufgeschlossen gegenüber. Die Blades unter ihrer Herrschaft erhielten gründliche Ausbildungen, ausgezeichnete Ausrüstung und sie verschwendete keine Leben in sinnlosen Kämpfen, nicht einmal das ihrer Drohnen. Überhaupt hatte sie nur wenig Interesse daran, ihren Herrschaftsbereich zu vergrößern, im Gegensatz zu anderen Herrscherinnen. Snow lag mehr daran, ihre Gebiete zu behalten, zu pflegen und zu beschützen als zu expandieren. Etwas, das Guide manches Mal nur bedingt nachvollziehen konnte.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief er ein, träumte von Snow… bis er die Stimme von Plating in seinem Kopf hörte: ‚Sir, wir haben hier Probleme.’

Er setzte sich knurrend auf, kratzte sich kurz ordnend durch sein leicht verfilztes Haar und fragte: ‚Welcher Art?’ Plating war der leitende Astrophysiker unter seinem Kommando und so zurückhaltend, dass Guide gelegentlich vergaß, dass es diesen Wraith überhaupt gab.

‚In sämtlichen Laborbereichen sind Lüftung, Licht und Computer ausgefallen, Sir.’

‚Was sagt Hasten dazu?’ Brummelnd zog Guide seine Stiefel wieder an. Ein Blick auf die Zeitanzeige sagte ihm, dass er kaum fünf Stunden geschlafen hatte, viel zu wenig nach der langen Zeit, die er in den letzten Tagen unterwegs gewesen war.

‚Dass er daran arbeitet, Sir. Ich wollte sie nur darüber informieren’, antwortete Plating neutral.

‚Ich komme und mache mir selbst ein Bild davon.’ Der zentrale Laborbereich lag der Zenana am Nächsten, also würde er zu Fuß gehen. Wer wusste schon, wohin ihn die Transporter derzeit bringen würden, wenn schon der Rest der Technik in den Laboren versagte. Womöglich wäre er für Tage in den Musterspeichern gefangen, bis irgendjemand auf die Idee kam, dort nach ihm zu suchen. Dieser Jemand würde höchstwahrscheinlich Fever sein, aber da sein Schützling sich nicht selbst gemeldet hatte war anzunehmen, dass er nach dem heutigen Morgen etwas verstimmt war. Normalerweise machte Fever sofort ein riesiges Aufheben darum, wenn auch nur einer seiner Computer ausfiel. Wenn jetzt alle ausgefallen waren… entweder hatte er so einen Koller bekommen, dass man ihn mit einem Stunner hatte betäuben müssen oder er war entsetzt in Ohnmacht gefallen, ja, so würde es sein. Nachtragend war nur Bonewhite, dass dann aber ausreichend für beide Brüder zusammen.

Umso erstaunter war Guide, dass Fever recht gefasst in seinem Laborbereich saß und nur ein verärgertes Schmollen auf den Lippen trug. Er verbringt zu viel Zeit mit Ease. Er gewöhnt sich schon dessen Verhalten an, dachte er, während er zu seinem eigenen Arbeitsbereich durch das große Zentrallabor lief. Der ganze Raum war nur spärlich von einigen separaten Lichtquellen erleuchtet, sonst lag alles im Dunkeln. „Wie lang ist das schon so?“, fragte er an niemand bestimmten gerichtet. Fever und Darkseed wendeten sich sogar von ihm ab und es war wieder an Plating, ihn auf den neuesten Stand zu bringen: „Seit gut einer Stunde, Sir. Anfangs flackerten nur die Lichter, dann fielen reihenweise die Computer aus und zum Schluss die Lüftung.“

Guide presste die Lippen fest aufeinander. Fever hätte sich sofort bei ihm gemeldet bei einem Ausfall seiner Systeme – anscheinend war er doch mehr als nur verstimmt, dass Guide ihn und seinen Bruder aus dem Bett geworfen hatte. Spätestens der Ausfall der Lüftung hätte Darkseed auf den Plan gerufen, aus dessen Laborbereich sich mittlerweile süßlicher Verwesungsgeruch ausbreitete. Aber er hatte erst tags zuvor den Meister der Biologie zusammengestaucht, weswegen dieser sich beleidigt zeigte. Clevermen! Je begabter, desto empfindlicher!, dachte Guide. „Wo ist Hasten?“

„Im Bereich der mittleren Waffenphalanx, Sir. Das Schiff hatte kurz vor den Ausfällen hier begonnen, ins Nichts zu feuern“, antwortete wieder Plating, „er versucht immer noch, die Geschütze auszuschalten.“

„Und was seid ihr dann immer noch alle hier? Seht zu, dass ihr Hasten und seinem Team helft, verflucht! Ja, auch du und deine Männer, Darkseed! Ihr habt genug technisches Verständnis, um den Ingenieuren zur Hand zu gehen! Sitzt hier rum und wartet auf… auf was eigentlich? Bewegt euch!“, fauchte Guide. Kopfschüttelnd verfolgte er, wie der Schwarm Clevermen aus dem Labor abzog.

Nein, heute Abend würde er Snow seinen Vorschlag nicht unterbreiten können, auf eine Mission zu gehen. Zunächst würde er ihr erklären müssen, was zu diesen heftigen Fehlfunktionen des Schiffes geführt hatte – und glaubhaft versichern, dass so etwas nie wieder geschah.

Außerdem sollte er ernsthaft in Erwägung ziehen, sich zumindest bei Fever in irgendeiner Form zu entschuldigen. Die abweisende Art seines Schützlings hatte ihn tief getroffen, tiefer, als es die unterkühlte und verschlossene seines Bruders je getan hatte. Bonewhite ist manchmal sehr unversöhnlich, aber wenn schon Fever so reagiert, bin ich wohl doch zu weit gegangen, grübelte er vor sich hin.

weiter: Kapitel 6

Schlusswort:
A/N: Tja, so ist das in Führungspositionen – für alles und jeden verantwortlich sein. Auch wenn man selbst gar nichts getan hat.
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