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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 30

Experimente an Wraith… lebenden Wraith. Schon bevor unsere Völker einander offiziell das erste Mal begegnet sind… Guide kochte innerlich. Sicher, auch die Wraith hatten in ihrer Vergangenheit Untersuchungen an Menschen vorgenommen. Aber das war gewesen, bevor ihre Nahrung überhaupt eine Sprache entwickelt hatte. Dass die Menschen sich über den Stand von Tieren hinaus entwickelten, hatte damals zu gewissen moralischen Problemen innerhalb ihrer Gemeinschaft geführt, die bis zum heutigen Tag nicht endgültig gelöst worden waren. Da aber die Alternative für die Wraith darin bestand elendiglich zu verhungern, versuchten sie die Tatsache, dass ihre Nahrung Intelligenz aufwies, zu ignorieren. Und den technischen Stand ihrer Herden auf einem möglichst geringen Niveau zu halten.

Wir dürfen nicht beginnen, unsere Nahrung als Individuen zu betrachten, dachte der alte Cleverman und schaute kurz zu dem eifrig arbeitenden Fever hinüber. Unser Gefangener hat viel zu viel Eindruck auf den Jungen gemacht, grübelte er weiter. Er wusste sehr wohl um die Probleme seines Schützlings, sich an Menschen zu nähren, solang sie noch Gegenwehr zeigten. Fever schob das zwar auf die mangelnde Hygiene der Herdenmenschen, aber Guide wusste es besser. Bonewhite wahrscheinlich auch. Fever war zu sanft, von zu hoher Moral. Wahrscheinlich würde er sich heute noch von Früchten ernähren, wenn es ihm möglich wäre. Andererseits hatte auch Coldamber, die Primary der Wraith, damals ihren Männern zunächst untersagt, sich an Lanteanern zu nähren. Wohl nicht zuletzt, weil auch sie die inzwischen längst verebbten Diskussionen in der Vergangenheit geführt hatte, ab welchem Entwicklungsstand eine menschliche Herde als zu zivilisiert für Nahrung gelten konnte… musste.

Erst als die Lanteaner ihre Spezies als Monster beschimpften und offen angriffen, hatte Coldamber sie zur Ernährung freigegeben und spätestens damit den Grundstein für den Krieg gelegt. Dass es trotzdem erst vor zwei Jahren zum offenen Ausbruch der Kampfhandlungen gekommen war, schien fast unglaublich. Waren die Lanteaner schon seit Jahrzehnten mit immer größerer Dreistigkeit in das Gebiet der Wraith vorgedrungen, so hatte man sich doch beiderseits vor größeren Kampfhandlungen gescheut. Natürlich hatte es immer kleinere Scharmützel gegeben – kurz vor dem Angriff auf die Schwesterstadt von Atlantis hatte es erst einen unerwartet großen Zwischenfall auf Athos gegeben, der Hornet das Leben gekostet hatte.

Hornet… dieser ruhige alte Wachoffizier war Guide vom ersten Augenblick an sympathisch gewesen. Bonewhite hatte dessen angenehm bedachte und weitsichtige Art völlig übernommen und mit jenen Eigenschaften ergänzt, die er selbst mitbrachte: Ehrlichkeit, Loyalität und… Widerborstigkeit. Guide hatte schon öfters den Wunsch verspürt, den verschlossenen Blade übers Knie zu legen wie einen Jüngling. Was wohl geschehen wäre, wenn ICH der Erzieher von Bonewhite und Fever gewesen wäre? Guide atmete tief durch. Solche Gedanken konnte er sich nicht leisten. Die beiden Brüder waren ihm schon so viel zu sehr ans Herz gewachsen. Er hatte selbst einen Sohn, nur wusste er nicht, wo dieser sich aufhielt oder wer er war – Snow hatte ihm einmal in einer unbeschwerten Minute von seiner Existenz erzählt. Nein, ich habe auch eine Tochter, ich weiß, wer sie ist, wo sie ist und… ich muss unseren Hive retten. Ihre – unsere – Zukunft.

„Wie weit bist du?“, fragte er Fever, um sich endgültig aus den Gedanken zu befreien.

„Letzte Unterdatenbank zu dem Keim wird übertragen“, antwortete dieser, „aber ist es nicht riskant, wieder einen Speicher der Lanteaner an Bord zu holen?“

„Nein, diese Exemplare hier sind sauber, das habe ich überprüft. Außerdem, was hätten wir sonst für eine Alternative? Selbst wenn wir an alle Speicherkristalle herankämen und sie mitnähmen, wir hätten gar keine Kapazitäten, sie zu verstauen!“ Es war Guide nicht leicht gefallen, eine Auswahl zu treffen. Aber da sie sich nicht in der Position sahen, diese Einrichtung komplett und dauerhaft zu übernehmen, hatten sie sich entscheiden müssen. „Wenigstens werden auch unsere Feinde nicht mehr auf diese Informationen zugreifen können, wenn wir hier alles zerstören. Und das müssen wir, das ist dir doch bewusst, oder?“

Fever knurrte grimmig. „Damit habe ich keine Probleme.“

Gut. Also erstreckt sich seine bewusste Sympathie wohl doch erst einmal nur auf unseren Gefangenen, dachte Guide nahezu erleichtert.

„Übertragung abgeschlossen. Soll ich die festen Datenbanken sicherheitshalber zusätzlich noch löschen?“, fragte der junge Cleverman, während er den Speicher in seiner überquellenden Ausrüstungstasche zu verstauen suchte.

Guide nahm ihm den Speicher ab und bejahte dessen Frage. Der Datenträger war wesentlich kleiner als der, den Guide vor einigen Tagen erst an Bord ihres Hives gebracht und damit die Misere ausgelöst hatte. Mit etwas Mühe zwängte er ihn unter seinen Mantel, als Ease, der zusammen mit seiner Drohne am Eingang des Labors Wache gehalten hatte, sich zu Wort meldete: „Die Lanteaner brechen durch die Verriegelungen. Die anderen sind schon auf dem Rückzug… wir sollen zum Flugdeck kommen!“

Eilig machten sie sich auf den Weg. In einiger Entfernung konnten sie Schüsse hören, dann die Schritte ihrer Kameraden, die auf sie zugelaufen kamen.

„Beeilung!“, rief Bonewhite und sie rannten in den Kontrollraum des Hangars. „Tür verriegeln“, wies er Fever an, der sofort die Abdeckung des Schließmechanismus herunter riss und sich an die Arbeit machte.

„Das wird sie aber nicht ewig abhalten“, zischte der Cleverman mit gebleckten Zähnen, als sie den Kontrollraum verließen und zu dem kleinen Schiff rannten, das sie gekapert hatten.

„Das braucht es auch nicht, nur bis wir… verflucht!“ Bonewhite fauchte und ballte die Fäuste. Ihr Gefangener war noch nicht wieder bei Bewusstsein – und nur er konnte das Sternenringschiff steuern, das über zerebrale Verbindungen zu kontrollieren war. ‚Wir brauchen nur zwanzig Minuten!’, teilte er Guide mental mit, ‚Einer unserer Kreuzer ist auf dem Weg hierher und kann uns aufsammeln, aber…’

‚Ich sehe zu, was ich tun kann’, entgegnete Guide und lief zurück zu dem Kontrollraum. Noch hielt die Verriegelung der Tür zum Gang, aber die Lanteaner schossen beständig mit ihren Strahlenwaffen auf den Schließmechanismus. Irgendwann würde die Überspannung zu einem Kurzschluss führen und die Tür sich öffnen lassen. Ganz im Gegensatz zu dem Hangartor, das im Moment ihre einzige Fluchtmöglichkeit darstellte.

‚Ich habe eine Idee, aber sie ist riskant’, meinte er still zu Bonewhite, der erstaunlicherweise fast amüsiert zurückgab: ‚Riskanter als diese ganze Reise bisher oder…’ Der Blade unterbrach sich und kam zu ihm gelaufen. „Worum handelt es sich?“

Kurz erklärte Guide ihm seinen Plan, woraufhin Bonewhite nickte und bestätigte: „Das IST riskant.“ Der Cleverman wollte ihn schon anfahren, als er fortfuhr: „Hier muss es Schutzanzüge oder Atemmasken geben, ich suche, du bereitest alles vor.“

Leicht konsterniert verließ Guide den Kontrollraum, in dem Bonewhite nun die Schränke und Verschläge öffnete. Er rannte hinüber zum Schiff und winkte Feather heran. „Wir müssen uns den Weg nach draußen freischießen, das Tor lässt sich nicht öffnen!“

„Das ist eine dumme Idee!“, meinte der Pilot, „Da draußen herrscht dicke Luft – im wahrsten Sinne des Wortes!“

Guide knurrte: „Das wissen wir! Dein Vorgesetzter arbeitet daran – und nun sieh zu, dass du die Waffensysteme hochgefahren bekommst!“

Feather starrte den Cleverman kurz an, dann zerrte er ihren besinnungslosen Gefangenen ins Cockpit, drückte dessen Hand auf die Kontrollen der Co-Pilotenseite und machte sich an die Arbeit. „Alles bereit zum Feuern“, meldete er nach einer kurzen Weile.

Bonewhite kam mit einigen Atemmasken zu dem Schiff gelaufen und verteilte sie an die Wraith. „Aber der Mensch braucht auch eine!“, protestierte Fever und deutete auf den Bewusstlosen.

„Jetzt sag nicht, du willst den schon wieder mitnehmen?“, fragte Ease fassungslos.

„Wir brauchen ihn, um an die Daten zu kommen! Wie schnell werden wir wohl wieder die Gelegenheit bekommen, einen Lanteaner gefangen zu nehmen?“, fauchte Fever zurück und setzte dem Menschen die Atemmaske auf, die sein Bruder ihm zuvor gereicht hatte.

„Ich fasse es nicht! Könntest du deinem Bruder das bitte ausreden?“, wendete Ease sich gereizt an Bonewhite, der mit ausdruckloser Miene antwortete: „Er hat leider Recht. Aber es gab nicht mehr als sieben Masken. Ich werde meine mit Fever teilen.“

„Nachdem das nun geklärt ist, sollten wir vielleicht endlich weitermachen?“, rief Guide knurrend aus und setzte sich seine Atemmaske auf. Die Drohnen kämpften etwas mit den Masken, die sie seit ihrem Schlupf trugen, bevor sie die Atemmasken aufsetzen konnten. Eases Drohne war nicht weiter auffällig, aber Riese… die hünenhafte Drohne wirkte besorgt und schaute zwischen Bonewhite und Fever hin und her.

Auf einen Wink von Bonewhite hin feuerte Feather zwei Leuchtbomben des Schiffes auf das Hangartor ab – keine Sekunde zu früh, denn die Lanteaner brachen gerade durch die Tür zum Kontrollraum. Zischend entwich der Sauerstoff aus dem Flugdeck, als das Tor durch die Explosion zersplitterte. Riese trug ihren Gefangenen und die Wraith rannten aus dem Hangar hinaus ins Freie.

Hitze schlug ihnen entgegen und Asche trübte ihre Sicht. Guide konnte schmecken, wie der faulige Schwefelgestank sich auf seine Haut legte. Ein Blick zurück verriet ihm, dass die Lanteaner sich im Kontrollraum des Hangars verschanzt hatten. Die beiden Brüder hielten sich abwechselnd zum Atmen die Maske vor die Gesichter, während sie weiter liefen. ‚Wir müssen hinter diese Felsen dort gelangen’, hörte er Bonewhite in seinem Kopf, ‚dort können sie uns nicht mit ihren Geschützen erwischen.’

Tatsächlich waren zwei Geschütztürme aus dem Lavagestein emporgestiegen, in dem sich die Anlage verbarg. Ein Treffer tötete auch noch Eases letzte Drohne, der aufstöhnte und den Kopf schüttelte. „Firehead wird mich erwürgen!“, rief er aus, als sie in Deckung waren.

„Was soll ich denn sagen?“, brummte Feather mürrisch, „Lightning wird auch nicht gerade erfreut darüber sein, dass ich gleich zwei Darts vernichtet habe… gut, einer war nicht unserer, aber…“

„Ruhe!“, donnerte Bonewhite los, „Noch sind wir nicht in Sicherheit – macht euch über solche Kleinigkeiten Gedanken, sobald wir zu Haus sind!“

Guide konnte nur schwer seine Verwunderung unterdrücken. Alle Mitglieder von Bonewhites Kommando schienen auf die eine oder andere Weise unangepasst, rebellisch und… nun ja, wie Querulanten. Trotzdem waren sie die Besten ihres Hives, das wusste Guide spätestens nach dieser Mission.

Erleichtert vernahm er das Kreischen mehrerer Dartantriebe in der Ferne.

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