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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 3

Fever schaute kurz von seinem Datenpad, mit dem er gerade gearbeitet hatte, auf und erschrak, als er das blasse Gesicht seines Bruders sah. „Was ist denn mit dir passiert?“

„Nichts“, murmelte Bonewhite und blieb unschlüssig mitten im Raum stehen.

„Na dann…“, meinte Fever und wendete sich wieder dem Datenpad zu. Es hatte nur wenig Sinn, seinen Bruder aushorchen zu wollen. Wenn Bonewhite nichts sagen wollte, sagte er auch nichts. Als der Blade sich aber wieder zum Gehen wandte, legte Fever das Datenpad beiseite und sagte: „Du kannst gern hier bleiben, ich bin eigentlich fertig.“

„Hm“, brummte Bonewhite und Fever musste sich beherrschen, ihm nicht an die Gurgel zu gehen. Es gab Tage, an denen er überhaupt nicht mit der reservierten Art seines Bruders zurecht kam. Heute war so einer. Ganz offensichtlich hatte Bonewhite etwas auf dem Herzen und keine Ahnung, wie er das ausdrücken sollte. Was auch kein Wunder war wenn man bedachte, dass er eigentlich nur Fever gegenüber mehr als zwei Sätze hintereinander sprach. Ohne Übung… fiel Reden meist schwer. Bonewhite war auch niemand, der stattdessen sein Erlebtes in Bildern teilte, wie es andere taten.

Fever zog ein Spiel heran und bedeutete seinem Bruder, sich zu setzen. Es war eine Kombination aus Glücks- und Strategiespiel, zu dem man Würfel benötigte. Ein Kompromiss, da Blades fast ausschließlich würfelten und Taktikspiele hassten, mit denen sie in ihrer Ausbildung oft jahrelang gequält wurden. Clevermen hingegen lehnten Glücksspiele ab und bevorzugten Zeitvertreibe, bei denen sie denken mussten. Fever war immer noch auf der Suche nach dem richtigen Spiel, das nicht nur ihm sondern auch Bonewhite gefallen konnte. Bisher erfolglos.

Eine Weile lang spielten sie stumm vor sich hin, aber Fever konnte nicht erspüren, ob dieses neue Spiel nun etwas für Bonewhite war oder nicht. Sein Bruder war zu sehr von etwas abgelenkt, das er ihm immer noch nicht verraten hatte. Überhaupt war es meist schwierig, Gefühlsregungen von seinem Bruder zu empfangen, er war schon immer sehr verschlossen gewesen, auch als Jüngling. Sie waren zusammen aufgewachsen unter der Führung eines grantigen alten Blades namens Digger, der nur wenig Geduld für die beiden jungen Wraith aufgebracht hatte. Während Fever damals vor allem mit Fauchen und Toben auf die Ungerechtigkeiten ihres Erziehers reagierte, hatte Bonewhite sich immer mehr zurückgezogen. Nur wenn sie allein waren, ließ er seine Maske fallen und zeigte seine Gefühle.

Darum wollte Fever auch jetzt noch so viel Zeit wie möglich mit seinem Bruder allein verbringen. Seit seiner Beförderung war Bonewhite fast nur noch mit seiner Einheit beschäftigt oder nahm irgendwelche Unterrichtsstunden, freie Abende oder gar Tage waren eine Ausnahme geworden. Fever litt darunter mehr als er je zugegeben hätte, zumal er selbst derjenige gewesen war, der seinen Bruder dazu gedrängt hatte, den Posten als Kommandant der Spezialeinheit anzunehmen. Aber Guide hatte ihm gesagt, dies wäre der einzige Weg, damit Bonewhite nicht mehr in den vordersten Kampfreihen sein Leben aufs Spiel setzen musste – und wohl übersehen, dass die Spezialeinheit oft hinter den Linien des Feindes eingesetzt wurde, was noch viel riskanter war.

Ein Blick auf die Zeitanzeige ließ Fever aufstöhnen. Es war schon wieder viel zu spät geworden und er musste am nächsten Morgen früh in seinem Labor sein, bevor einer seiner Assistenten ihm die Auswertung der letzten Simulationen vermurkste. „Lass uns zu Bett gehen. Du bleibst doch hier, oder?“

Bonewhite nickte nur stumm, bevor er Stiefel und Mantel abstreifte. Und wie immer genau dort liegen ließ wo sie hinfielen. Fever hasste Unordnung, also hängte er die Kleidung seines Bruders ordentlich über einen Stuhl, stellte die Stiefel darunter und kroch anschließend unter die Decke in seiner Schlafnische, wo Bonewhite schon zur Wand gedreht lag. Eine Weile lang starrte er den Rücken seines Bruders an, dann drehte er sich seufzend um und versuchte zu schlafen. Gerade, als er am Einnicken war, hörte er die leise Stimme seines Bruders, der fragte: „Bist du jemals einem lebensmüden Wraith begegnet?“

Fever drehte sich auf den Rücken und schaute an die Decke. „Ja. Dir. Als wir auf Othos waren und du nicht mit zurück auf den Kreuzer in Sicherheit kommen wolltest.“

Nun drehte sich auch sein Bruder auf den Rücken und schaute ebenfalls an die Zimmerdecke. „Das war etwas anderes. Ich meine, einen Wraith, der einfach ohne… Grund sterben will. Dem alles zu viel wird.“

„Nein, ich denke nicht“, meinte Fever nach kurzem Überlegen. „Wieso? Bist du heute so jemanden begegnet?“

„Ja.“

Geht es auch etwas genauer?, dachte Fever und bohrte nach: „Jemand den ich kenne?“

„Nein.“

Fever presste frustriert die Lippen aufeinander. Wie konnte man nur so derart maulfaul sein? „Aber jemand, den du kennst?“

„Ja.“

Das war doch einfach zum wahnsinnig werden! „Bedeutet er dir etwas? Nein, lass mich raten, die Antwort lautet ja. Sonst würdest du dir keine Gedanken darüber machen. Wer ist also dieser Unbekannte, der mir den Abend verdorben hat?“

Bonewhite schwieg, dann setzte er sich auf und meinte: „Ich sollte besser gehen.“

„Nichts da! Du bleibst hier!“ Fever setzte sich ebenfalls auf und hielt seinen Bruder am Arm fest. „Ich mag es nur nicht, wenn du so gar nichts sagst. Und jetzt rede gefälligst, sonst werde ich noch irre! Denkst du etwa an so etwas? Ins Meer zu gehen, meine ich…“

„Nein!“ Entsetzt schaute Bonewhite ihn an. „Es ist nur… es ist Gown. Er hat vorhin etwas gesagt, das… ich weiß auch nicht.“

„Gown? Der ist älter als mancher Stern… Wie kommt er auf so etwas?“

„Er… erzählte vom ersten Bürgerkrieg. Und dass die Lanteaner uns verändern würden und er das nicht mehr mitbekommen wolle… nichts Genaues. Ist mehr ein Gefühl.“

„Und wie sollen uns die Lanteaner verändern? Ich meine, wir sind Wraith und das werden wir auch immer bleiben oder nicht?“ Fever verstand nicht.

„Er sagte, die Lanteaner seien grausam. Und dass wir… ich weiß nicht, vielleicht müssen wir genauso werden, um uns gegen sie verteidigen zu können. Es ist… ich glaube, er ist einfach zu alt und dieser Krieg macht ihm Angst, weil er schon zu viele erlebt hat.“

Fever seufzte. Es war manchmal wirklich erstaunlich, was alles im Kopf seines Bruders vor sich ging. „Wir werden sie besiegen. Und wenn doch nicht, sie zumindest so weit vertreiben, dass wir ungestört bleiben können. Guide meint, wir müssen nur ihre Technologie verstehen und gegen sie einsetzen, Besseres erfinden. Daran arbeiten wir. Arbeite ich.“ Sanft aber mit Nachdruck zog er Bonewhite zurück auf die Kissen. „Du solltest mir schon so weit vertrauen, dass ich diese Menschen irgendwann austricksen kann.“

„Daran habe ich niemals auch nur eine Sekunde gezweifelt“, sagte Bonewhite und lächelte leicht.

„Dann ist ja gut!“, entgegnete Fever. „Können wir jetzt bitte schlafen?“

Der nächste Morgen gestaltete sich für Fever relativ hektisch. Zuerst hatten sie verschlafen, dann war Guide nirgendwo aufzufinden und zu guter Letzt explodierte im Biolaborbereich auch noch eine Probe, die alles und jeden im näheren Umkreis mit stinkendem und ätzendem Schleim überzog. „Ich will mein eigenes Labor…“, murmelte Fever und stützte den Kopf in Händen auf.

„Sir? Ihre Testergebnisse sind da“, sagte einer seiner Assistenten und deutete auf eine blinkende Anzeige auf der Konsole, an der Fever arbeitete.

Seufzend rief er die Ergebnisse auf und fragte sich, wie sein Assistent noch einmal hieß. Ständig vergaß er, wie seine Techniker und anderen Mitarbeiter genannt wurden. Er selbst nannte sie „Faul“, Fauler als Faul“, „Übereifrig“ und „Unfähig 1 bis 5“, was seiner Meinung nach höchst treffend war. Aber andere hatten dazu andere Ansichten, nicht zu Letzt die armen Wichte, die ihm zugeteilt worden waren. Bis auf „Übereifrig“ war niemand freiwillig in sein Team gekommen, Guide hatte sie abkommandieren müssen. Eigentlich arbeitete Fever viel lieber allein, aber das ging nun einmal nicht. Er war der Leiter einer Abteilung, die nicht nur aus ihm bestehen konnte. Außerdem war Guide der Meinung, diese unterdurchschnittlich begabten Holzköpfe könnten von ihm noch etwas lernen… „Wundervoll. Alles noch einmal von vorn. Und diesmal bitte mit ALLEN Daten!“ Fever schnaubte vor Wut. Irgendjemand hatte vergessen, die Aufzeichnungen der Scanner von vor drei Tagen einzufügen, darum konnten sie die Kurse der Lanteanerschiffe nicht kontinuierlich berechnen, geschweige denn, jemals vernünftig funktionierende Ortungsgeräte herstellen.

„Fever!“, rief jemand plötzlich und er drehte sich um. Guide war gerade durch die Tür gekommen und trug ein Stück Lanteanertechnik herein. „Ich habe hier etwas für dich!“

Zufrieden grinsend stellte der Meister der Clevermen einen verbeulten Kasten vor Fever auf der Konsole ab, der zudem noch mit Ruß verschmiert war und danach roch, als ob er bis vor kurzem noch gebrannt hätte. „Was ist das?“, fragte er und schaute zu Guide auf, der den Kopf mit gebleckten Zähnen Richtung Biolabor gedreht hatte um Witterung aufzunehmen.

„Ein Datenspeicher der Lanteaner… was stinkt hier so?“ Guide verzog angewidert das Gesicht und fauchte.

„Darkseeds letztes Experiment. Könnte ich bitte ein eigenes Labor bekommen?“

„Aha und nein. Dann bekomme ich nicht mehr mit, wie viele deiner Assistenten du mal wieder umgebracht hast“, entgegnete Guide mit gerümpfter Nase.

„Ich habe noch nie einen meiner Assistenten umgebracht!“, entrüstete sich Fever, dem nicht entgangen war wie seine Mitarbeiter sich geduckt hatten.

„Auch nur, weil ich dich immer im Auge behalte… Wie schnell kannst du das hier auswerten? Es ist dringend!“

Kicherte da etwa jemand? Fever warf seinen Männern tödliche Blicke zu, dann antwortete er: „Kommt darauf an, wie die Daten gesichert sind.“

„Dann finde es heraus und ruf mich, wenn du etwas hast. Ich werde derweil bei Darkseed nach dem Rechten schauen…“ Damit wendete Guide sich ab und Fever machte sich grummelnd an die Arbeit.

weiter: Kapitel 4

Schlusswort:
A/N: „Ins Meer gehen“ ist meine Metapher dafür, dass ein Wraith sich umbringen will. Die Iratuskäfer reagierten heftig auf den Kontakt mit Salzwasser ( „38 Minuten“, erste Staffel) und wo findet sich mehr Salzwasser als in einem durchschnittlichen planetaren Ozean? Zumindest, so weit WIR das Universum kennen. Was nicht heißt, dass ein Wraith wirklich in ein echtes Meer gehen muss, um sich ein Ende zu bereiten.
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