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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 28

Der Lanteaner schlief tief und fest auf der Passagierbank eines nicht funktionierenden Sternenringschiffes und gab seltsame Geräusche von sich. Wenn es nur Schnarchen gewesen wäre, hätten die Drohnen wohl nicht alle paar Minuten zu ihm hineingeschaut. Aber Guide vermutete, dass der Mensch mehrere schwerwiegende gesundheitliche Schäden aufwies und durchaus im Schlaf sterben könnte – vor Erschöpfung.

Ease und Feather hatten geschnaubt und ihre Köpfe geschüttelt, als Guide die Blades darauf hinwies, dass der Mensch namens Cervus wirklich eine Erholungspause benötigte. Bonewhite aber hatte zugestimmt und so waren die Wraith ebenfalls zur Ruhe genötigt. Stumm beobachtete er die Clevermen, die noch letzte Feineinstellungen an dem kleinen Schiff vornahmen. Unter anderem manipulierten sie das Funksystem und die Waffenkontrollen. Es war wohl gut, dass der Lanteaner davon nichts mitbekam. Guide stellte nach einer Weile die Arbeit ein und gesellte sich zu Ease und Feather, Fever arbeitete stumm weiter.

‚Was versuchst du jetzt?’, hörte Fever irgendwann die Stimme seines Bruders im Kopf.

‚Woran ich schon seit Jahren arbeite: diese verfluchten Gensperren zu umgehen. Ich habe zwar schon einige Erfolge dabei erzielt, aber diese hier…’, erwiderte er stumm, während er weiterarbeitete.

‚Du solltest ebenfalls Pause machen. Wenn wir erst auf Toalar sind wird es noch anstrengend genug werden, auch für dich’, meinte Bonewhite und hockte sich neben ihn.

‚Nein, ich finde das hier eigentlich ganz entspannend…’ gab Fever still zurück, um keine zwanzig Sekunden später sein Datenpad fauchend von sich zu schleudern. ‚Gut. Anderer Plan. Hast du was zum Spielen mit?’

‚Nur Würfel. Mit denen spielen aber schon die anderen’ Bonewhite wies mit dem Kopf auf die beiden Blades und Guide, die in einer Ecke des Flugdecks beisammen saßen. ‚Wir könnten uns dazu setzen.’

‚Ich hasse Würfel. Das weißt du.’ Fever presste die Lippen aufeinander und rümpfte die Nase.

‚Früher hast du oft mitgespielt’, meinte Bonewhite mit gerunzelter Stirn.

‚Ich wei߅ aber… egal, lass uns zu den anderen gehen und hoffen, dass der Mensch nicht in der Zwischenzeit stirbt… er röchelt so absonderlich…’

‚Riese meint, ihm laufen gerade Unmengen von einer klaren Flüssigkeit aus dem Mund.’

‚Erwähnte ich schon, dass ich Menschen absolut widerwärtig finde?’, fragte Fever und schüttelte sich.

‚Etwas in der Art hast du bereits ein- oder zweitausend Mal angesprochen, ja.’ Bonewhite schmunzelte.

‚Dann ist mein Standpunkt ja geklärt’, meinte Fever und die Brüder gesellten sich zu den anderen Wraith. Es stimmte, dass Fever früher gern gewürfelt hatte, allerdings nur mit Bonewhite, der anfangs nur schwer dazu zu bewegen gewesen war, andere Zeitvertreibe auszuprobieren. Als der Cleverman an seine Sammlung von Spielen auf ihrem Heimatschiff dachte, ärgerte er sich, was die anderen Wraith aus der Runde auf seine anhaltende Pechsträhne schoben. Schlecht gelaunt warf Fever noch ein paar Mal die Würfel wenn er an der Reihe war, zog sich aber bald zurück und fiel in Halbschlaf. Er war erschöpfter, als er gedacht hatte.

‚Aufwachen, mein Bruder. Der Mensch hat sich gerade erhoben, wir können bald weiter!’, meinte Bonewhite zu ihm und Fever blinzelte. Nachdem der Lanteaner einige Früchte gegessen, eine Flasche Wasser ausgetrunken und – zu Eases Verstimmung – die Produkte seiner letzten Nahrungsaufnahmen auch wieder losgeworden war, betrat die Gruppe das kleine Schiff.

„Mensch, ich rate dir, besser zu steuern als die letzten Male“, knurrte Feather ihren Gefangenen an und nahm Platz auf dem Co-Pilotensitz.

„Wie oft soll ich es Ihnen eigentlich noch sagen? Mein Name ist Cervus Albus! Ich spreche Sie ja schließlich auch nicht mit ‚Wraith’ an!“, nörgelte der Lanteaner, während er den Antrieb startete.

„Vielleicht sollten wir diese Diskussion auf einen späteren Zeitpunkt verlegen“, ließ sich Guide brummend vernehmen, „derzeit haben wir andere Probleme als die der korrekten Anrede.“

Die hatten sie in der Tat. Ihr Plan sah vor, das Portal nach Toalar zu öffnen, zur Planetenoberfläche hinunter zu fliegen, etwaige Funkrufe mit statischem Rauschen und Wortfetzen zu beantworten und schlicht und ergreifend in der Nähe der Forschungseinrichtung zu landen. Die Informationen, die sie über diese Anlage besaßen, waren mehr als dürftig, weshalb Bonewhite beschlossen hatte, alles Weitere spontan zu entscheiden. Ganz unvorbereitet waren sie vor einigen Tagen nicht auf diese Mission gegangen, auch wenn sie nicht mit solchen Umwegen und Komplikationen gerechnet hatten. Ihre Ausrüstung, besonders die der Clevermen, sollte noch für die eine oder andere Überraschung gut sein. Trotzdem fühlte Fever sich höchst unwohl.

‚Guide? Bist du sicher, dass diese Generatoren auch funktionieren?’, fragte Fever seinen Mentor und Vorgesetzten still, als sie das Flugdeck der zerstörten Stadt schwankend verließen.

‚Das werden wir erfahren, wenn wir dort sind’, entgegnete dieser knapp und nickte Feather zu, der daraufhin die Waffensysteme hochfuhr.

„Was tun Sie da?“, fragte der Mensch entsetzt.

„Eine Zielübung vornehmen“, antwortete Bonewhite, während der Wraithpilot das defekte Schiff, mit dem sie hergekommen waren, anvisierte und eine der Leuchtbomben des kleinen Schiffes startete.

„Aber das war doch jetzt völlig unnötig!“, meinte der Lanteaner, als die Bombe ihr Ziel traf und eine gewaltige Explosion auslöste.

„Nicht unbedingt“, erklärte Guide ruhig, „so haben wir einerseits unsere Spuren verwischt und wissen andererseits, dass wir die Waffen einsetzen können. Was wir auch tun werden, wenn Sie, Cervus Albus, uns in irgendeiner Form zu hintergehen versuchen. Und jetzt achten Sie bitte ein wenig auf die Flughöhe, ja?“

Fever richtete ein Stoßgebet an die Sterne, als sie nur knapp über einige Baumwipfel hinweg flogen. Feather knurrte einige Verwünschungen, die Bonewhite mit einem Fauchen beendete. Die Stimmung an Bord als angespannt zu bezeichnen wäre milde ausgedrückt gewesen.

‚Wenn das hier vorbei ist, schließe ich mich für zwei Tage in meinem Quartier ein und bleibe im Bett’, meinte Fever still zu Bonewhite der nickte und überraschend nervös entgegnete: ‚Ich hoffe, du hast da noch Platz für mich – und einen Türcode, der auch Guide daran hindert, einfach so herein zu marschieren.’

‚Den habe ich ungefähr zwei Stunden nach seinem letzten Überraschungsbesuch bei dir entwickelt’, gab Fever zurück und versuchte sich an einem Lächeln, was gründlich misslang.

Sie wählten das Portal an und flogen in das Wurmloch. Als sie auf der anderen Seite austraten, befanden sie sich in einem hohen Orbit um einen Planeten mit erheblicher vulkanischer Aktivität. Einzig auf den Landmassen an den Polen schien es keine aktiven Lavaberge zu geben.

„Das ist nicht gut…“, sagte der Mensch, als plötzlich eine Anzeige vor ihm auf der Frontscheibe auftauchte, „die Atmosphäre ist stark schwefel- und stickstoffhaltig. Wenn die uns nicht in ihre Anlage hinein fliegen lassen, können wir das Schiff nicht verlassen. Wir würden innerhalb von Sekunden ersticken.“

„Dann werden wir eben in die Anlage hinein fliegen“, sagte Bonewhite trocken, „weil Sie denen dort über Funk von einem Unglück auf Larris berichten werden, dem Sie nur knapp entgangen sind. Sie werden Sie warnen, dass sich ein Kommando Wraith aufgemacht hat, diverse Forschungseinrichtungen zu zerstören und diese Anlage eines der nächsten Ziele ist.“

„Aber auf Larris ist doch nichts geschehen, oder? Oder?“, fragte der Mensch mit aufkommender Panik.

„Wir haben dort unseren zweiten Dart verloren. Die Nachricht, dass wir dort gewesen sind, sollte sich in Ihrem Volk schon verbreitet haben“, gab Bonewhite steif zurück. Ihr Gefangener war bewusstlos gewesen, als sie das Gebäude auf Larris gesprengt hatten.

„Aber zwischen dem Auffinden eines Wracks und einer Katastrophe besteht ein ganz erheblicher Unterschied“, meinte der Lanteaner misstrauisch.

„Mensch, die Geschichte soll uns nur Zugang zu einem Landedeck mit atembarer Atmosphäre verschaffen, keiner stundenlangen Befragung standhalten!“, fauchte Ease, dem das Lächeln vergangen war.

„Ich traue Ihnen nicht! Sie verheimlichen mir doch etwas!“ Ihr Gefangener schwenkte in eine stabile Umlaufbahn ein und nahm die Hände von den Kontrollen, woraufhin der Antrieb aussetzte.

Riese erhob sich und hielt eines seiner Stunnergewehre an die Schläfe ihres Gefangenen. „Wir vertrauen Ihnen auch nicht“, sagte Bonewhite, „aber Sie wissen auch, dass wir in der Lage sind die Waffen dieses Schiffs abzufeuern. Wenn Sie also nicht wollen, dass wir die ganze Anlage vom Orbit aus angreifen, tun Sie besser, was ich Ihnen gesagt habe.“

„Sie haben versprochen, dass es keine Toten geben wird!“, protestierte ihr Gefangener verzweifelt.

„Die wird es nicht geben, sofern Sie sich an Ihren Teil der Abmachung halten, Cervus Albus“, sagte Guide bedächtig.

„Was ist auf Larris geschehen, nachdem Sie mich betäubt hatten?“, fragte der Mensch und presste die Lippen aufeinander.

„Wir haben Sie betäubt um sicher zu gehen, dass Sie keinen Alarm schlagen, bevor wir durch den Sternenring waren“, antwortete Guide, „die Siedlung erschien uns zu nah. Sonst nichts.“

Fever konnte, ebenso wie die anderen Wraith, die Lügen schmecken. Wie muss es nur sein, so blind und taub durch das Leben zu gehen, fragte sich der Cleverman. Auch die Wraith waren in der Lage, gewisse Dinge voreinander geheim zu halten, indem sie sich für andere mental verschlossen. Doch diesem Menschen gegenüber war das nicht einmal nötig.

Der Lanteaner zögerte, legte dann aber seine Hände wieder auf die Navigationskontrollen. „Was für eine Katastrophe soll das denn gewesen sein? Ich muss vielleicht schon mehr erzählen, bis sie mir glauben und das Landedeck öffnen.“

Guide zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Irgendetwas, das plausibel klingt. Was hätten Sie an unserer Stelle getan, um diese Einrichtung auszulöschen?“

„Vielleicht die Null-Punkt-Module überladen. Zeitverzögert, versteht sich. Man braucht ja auch etwas Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen“, antwortete der Mensch.

Die Wraith schauten sich düster an. Genau das hatten sie getan. Dieser Lanteaner ist wirklich nicht dumm, dachte Fever und wehrte sich gegen den Respekt, den er immer mehr für ihren Gefangenen entwickelte.

weiter: Kapitel 29
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