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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 27

Sein Bruder hätte ihm gar nicht das Versprechen abverlangen müssen, nach diesem Abenteuer nie wieder den Hive zu verlassen, Fever war selbst mehr als hinreichend bedient. Ihm war durchaus bewusst, dass er außerhalb ihres Heimatschiffs vollkommen fehl am Platz war. Grelles Sonnenlicht, Wind, Regen, die fremden Gerüche und Geräusche, all dies machte ihm zu schaffen. Er war nicht so abenteuerlustig wie Guide, der unglücklich wurde, wenn er länger als einige Wochen auf dem Hive bleiben musste. Guide ist immer noch ein Blade, dachte er, auch wenn er noch so viel Interesse und Talent für die Wissenschaften aufbringt, er wird nie ein ‚echter’ Cleverman sein.

Sein Mentor arbeitete an der Außenhülle des kleinen Schiffs und versuchte, die strukturellen Schäden einzudämmen, die sie bei ihrer Kollision mit dem Obelisken davongetragen hatten. Der Mensch arbeitete mit dem Rücken zu ihm an den Trägheitsdämpfern, er selbst versuchte, den Antrieb wieder in Gang zu bekommen. Im Grunde könnte auch Bonewhite die Trägheitsdämpfer wieder hinbekommen, dachte Fever und biss sich auf die Lippen. Auch nach so vielen Jahrzehnten nahm er es seinem Bruder immer noch übel, dass dieser sich letztendlich doch für eine Karriere bei den Blades entschieden hatte.

Sie hatten gemeinsam ihre Anwärterzeit bei den Technikern begonnen und wohingegen Fever schnell erkannte, dass er bei den Clevermen richtig aufgehoben war, schwieg Bonewhite sich aus und versteckte seine Unzufriedenheit. Bis er eines Tages erklärte, er würde zu den Wachmannschaften gehen. Für Fever brach in diesem Moment eine Welt zusammen. Seit sie auf Snows Hive gekommen waren, hatten sie kaum etwas getrennt von einander unternommen, hatten gemeinsam ihre Erziehung bei Digger ‚genossen’, wohnten Türmembran an Türmembran und schliefen fast jede Nacht zusammen in einem Bett.

Nun, Letzteres hatte sich bis heute kaum geändert. Was vor allem daran lag, dass Fever nur schlecht allein schlief und seinen Bruder massiv unter Druck setzen konnte, wenn er sich vernachlässigt fühlte. Nach wochenlangem – nein, eigentlich monatelangem Streit hatte der Cleverman nachgeben müssen als er wahrnahm, wie wohl Bonewhite sich bei den Blades fühlte, obgleich er auch dort zunächst nicht von allen anerkannt wurde. Aber letztendlich hatte er für sein Alter und trotz des verspäteten Starts in die neue Karriere mittlerweile schon mehr erreicht, als die Meisten ihrer Abstammung. Winds Nachkommen besitzen nicht viel Ehrgeiz, sagte man. Was nicht bedeutete, dass sie nicht mit genügend Begabung auch vorankämen in der Hierarchie – und mit einem so einflussreichen Gönner wie Guide allemal.

„Die sind so gut wie hinüber“, sagte der Mensch und stellte die Arbeit an den Trägheitsdämpfern ein. „Ohne Ersatzteile kann man da nicht mehr viel machen.“

Da Guide sich außerhalb des Schiffes befand oblag es Fever, dem Lanteaner zu antworten. „Dann tun Sie, was Sie können“, fauchte er und probierte eine andere Reihenfolge der Kristalle für den Antrieb aus.

„Das habe ich bereits getan… aber was versuchen Sie da eigentlich?“, fragte der Mensch und trat neben Fever, der vom Schweißgestank angewidert zurückwich. „Nein, nein, nein, so funktioniert das nicht“, sagte er und pflückte Fevers letzte Kombination von Kristallen vollständig auseinander. „Kann ja sein, dass Ihre organische Technik so arbeitet, aber unsere ist da anders. Sie können nicht den Mangel an Energie durch einen Restspeicherpuffer wettmachen, das gibt nur verschmorte Kabel.“

Ungläubig legte Fever den Kopf schräg und beobachtete, wie der Lanteaner die Kristalle neu ordnete, ihm ein Bündel Glasfaserkabel aus der Hand nahm und verschiedene Umgehungen legte. „So kommen wir der Sache schon näher“, sagte der Mensch und schaute den Cleverman triumphierend an.

Allmählich erkannte Fever ein Muster in dem Gewirr, dass der Lanteaner angerichtet hatte und er öffnete eine weitere Abdeckung, hinter der sich ebenfalls Teile des Antriebssystems verbargen. Er begann, nach der Vorlage des Menschen die Kristalle und Kabel neu zu ordnen, bis jener auch eingriff und sie schweigend zusammenarbeiteten.

Einige Stunden später kamen sie trotzdem nur zu einem ernüchternden Resultat. „Die Trägheitsdämpfer funktionieren nur minimal, der Antrieb reicht nicht aus, um eine Atmosphäre verlassen zu können, was angesichts der Schäden an der Außenhülle auch nicht ratsam wäre. Der Eintritt in die Atmosphäre von Toalar würde uns bei lebendigem Leib verbrennen, wenn wir überhaupt vom Sternenring im Orbit aus ohne Kompression so weit kämen“, erklärte Guide den Blades.

„Also benötigen wir ein neues Schiff“, konstatierte Bonewhite nüchtern. „Können wir mit diesem bis zur Stadt fliegen?“

„Solang wir innerhalb der Atmosphäre bleiben und nur eine niedrige Flughöhe halten, steht dem wenig entgegen“, antwortete Guide dem wie allen Wraith bewusst war, dass sie, falls noch Lanteaner auf Othos waren, in einem ihrer Schiffe am Weitesten kämen.

Schweigend bestiegen sie das notdürftig zusammengeflickte Sternenringschiff und hoben unsicher ab. Feather verbiss sich nur schwer die schlimmsten Beleidigungen, die ihm zu den Flugkünsten des Menschen einfielen. Fever krallte sich in die Sitzauflage der Bank im hinteren Bereich des Schiffes, als ihm das Grinsen von Ease auffiel. ‚Was ist?’, fragte er still.

‚Du hast ja wirklich friedlich mit unserem kleinen Liebling zusammengearbeitet… wirst du jetzt ein Menschenfreund?’, frotzelte der Blade und grinste noch breiter.

‚Wohl kaum’, gab Fever ärgerlich zurück, ‚aber er ist nicht unbegabt und versteht von ihrer Technik wohl noch am Meisten von uns.’

Ease grinste nur und schaute nach vorn durch die Frontscheibe. Das kleine Schiff näherte sich schwankend dem angewählten Sternenring. Die defekten Trägheitsdämpfer kompensierten das Gewackel nur wenig und Fever wurde allmählich übel. Er kniff die Augen zusammen und schluckte den Kloß hinunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte.

‚Bitte sag mir, dass wir gleich da sind’, meinte er mental zu seinem Bruder, der erwiderte: ‚Wir sind durch das Portal und wenn wir nicht in den Bäumen dort landen… sollten wir diesen Flug überleben.’

‚Das sind geradezu phantastische Aussichten!’, gab Fever zurück und öffnete die Augen erst wieder, als sie holprig aufsetzten. Als erstes sah er einen blassen Ease, dem sich wohl nicht weniger der Magen umgedreht hatte als ihm. Dann aus dem Augenwinkel, wie Feather nach Luft schnappte. Nur Guide und sein Bruder zeigten sich ungerührt. Selbst die Drohnen wirkten angespannt.

„Na, das war ja was…“, meinte der Mensch und zuckte zusammen, als Feather neben ihm laut zu Knurren begann und die Zähne fletschte.

„Ruhe jetzt!“, blaffte Bonewhite den Piloten an und bedeutete allen, das Schiff zu verlassen.

Sie waren auf den Trümmern der Stadt gelandet, die sie vor zwei Jahren angegriffen hatten. Vom Ebenbild von Atlantis erhob sich nur noch der Zentralturm, insgesamt waren die Gebäude einige Meter tief ins Erdreich abgesackt und Erdrutsche hatten die meisten Überreste mittlerweile zugedeckt. In einigen Jahrzehnten würde man wohl bis auf den Turm nicht mehr viel von der einstigen Größe der Stadt erkennen können. Erfreulicherweise zeigten die Lanteaner nach dem Großangriff nur noch wenig Interesse an Othos und den Ruinen, weshalb sie unbemerkt den Planeten durch den Sternenring hatten aufsuchen können.

„Dort drüben befindet sich ein Zugang“, meinte Guide und blickte von den Anzeigen seines Scanners auf.

Behutsam verschafften sie sich Zutritt und die Wraith schauten sich neugierig im Inneren des Zentralturmes um. Was die Lanteaner nicht selbst geborgen hatten, war anscheinend in den Besitz der einheimischen Herde übergegangen. Trotzdem erwachten Lichter und einige Konsolen zum Leben, sobald ihr Gefangener in die Nähe kam. Fever hielt seine Neugierde nicht mehr im Zaum und setzte sich an das nächst beste Terminal. Nach nur wenigen Sekunden knurrte er enttäuscht: „Fast alle Daten sind gelöscht, die Speicherkristalle entfernt oder zerstört worden. Hier laufen nur noch die rudimentärsten Systeme.“

Ihr Gefangener schaute sich nicht weniger interessiert um als die Wraith. „Schade. Scheint eine schöne Stadt gewesen zu sein. Atlantis wohl sehr ähnlich, wie man sich erzählt.“

„Wo wir gerade dabei sind, Mensch: wo liegt Atlantis noch einmal genau?“, fragte Ease beiläufig und Feather musste sich ein Schmunzeln verbeißen.

„Oh, ich war nie dort“, erwiderte der Mann arglos, „ich weiß nur, dass dort der Hohe Rat tagt und die besten Wissenschaftler arbeiten.“

„Wo befindet sich der Hangar?“, fragte Bonewhite an Guide gerichtet, der auf seinen Scanner schaute und brummte: „Hätte ich gewusst, dass wir hier vorbeischauen, hätte ich die Lagepläne kopiert und mitgenommen… ich vermute, einige Stockwerke unter uns, zumindest werden dort größere Hallen angezeigt.“

Nach fast dreistündiger Suche, die öfters durch Trümmerstücke behindert wurde, fanden sie endlich das Flugdeck und Feather ächzte. Die wenigen Schiffe, die sich noch dort befanden, waren teilweise ausgeschlachtet worden. „Ob überhaupt noch eines von denen fliegt?“, fragte er an die Clevermen gerichtet.

Fever antwortete nicht, sondern ließ sich von ihrem Gefangenen eines der verschlossenen Schiffe öffnen. Guide hingegen sagte: „Das werden wir sehen…“

Die beiden Clevermen und der Lanteaner begannen zügig die einzelnen Fluggeräte zu testen, bis sie eines fanden, das nach einigen wenigen Reparaturen noch für den Flug außerhalb der Atmosphäre geeignet schien. Die Blades erkundeten zusammen mit den Drohnen die umliegenden Stockwerke während der Arbeiten. Schließlich fanden und aktivierten sie sogar die Öffnung des Hangars. Fever war erstaunt, wie reibungslos er mit dem Lanteaner zusammen arbeiten konnte, auch wenn dessen Gestank ihn weiterhin abstieß. Die Ausdünstungen des Menschen erinnerten ihn an einige der widerlicheren Experimente, die ihr Biologe Darkseed des Öfteren durchführte und damit das Zentrallabor verpestete. Still wendete er sich an Guide und fragte: ‚Könnte ich bitte ein eigenes Labor bekommen, wenn wir zurück auf dem Hive sind?’

‚Mein Junge, dies ist weder die Zeit noch der 0rt um dieses Thema zu verhandeln, oder?’, gab Guide missgelaunt zurück.

Fever rümpfte die Nase. Anscheinend ist nie die rechte Zeit, um darüber zu reden, dachte er, aber ich werde nicht locker lassen. Irgendwann…

„Ich bin müde“, ließ sich der Mensch vernehmen, „Könnten wir vielleicht für ein paar Stunden Pause machen?“

weiter: Kapitel 28

Schlusswort:
A/N: Auch für mich – wie angedroht – einige Zeit noch Pause, Ende der Woche sollte es weitergehen.
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