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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 20

Je länger sie in der Datenbank nachforschten, desto mehr verdichteten sich die Hinweise, dass die Lanteaner einen Informanten in den Reihen der Wraith besaßen. Fever brannten Augen und Nase von der Trockenheit als sie endlich beschlossen, wenigstens Bonewhite einzuweihen in ihre vorläufigen Erkenntnisse. Während Guide den Blade informierte hielt Fever den Blick gesenkt. Er wollte nicht sehen, wie sein Bruder vielleicht durch ihn hindurch sah, ihn ignorierte oder schlimmer, wütend auf ihn war. Nein, ignoriert werden war schlimmer als alles andere. Seit Jünglingstagen hatte er sich nicht mehr so elend gefühlt. Als Bonewhite sich noch nicht um ihn gekümmert hatte und er allein dastand, mit Digger als übermächtigen Gegner.

„Wir werden so viel wie möglich herunterladen, aber wir haben nur noch bedingten Speicherplatz. Alles werden wir nicht retten können, aber wir können auch nicht hier bleiben und sämtliche Informationen auswerten“, meinte Guide, „Es könnten wichtige Hinweise auf die Informanten verloren gehen, wenn wir diese Datenbank vernichten. Und das müssen wir, zwangsläufig.“

„Gibt es keine Möglichkeit die Daten anderweitig zu speichern?“, fragte Bonewhite und Fever spürte, wie die Blicke seines Bruders auf ihm ruhten.

Als Fever nicht antwortete, sagte Guide: „Wir haben bereits überlegt, ob wir einige der Informationen über die Leuchtbomben löschen sollten. Andererseits sind diese auch wertvoll und wir konnten uns nicht einigen.“

„Wir könnten auch die Speicherkristalle der Lanteaner selbst mitnehmen und zu Haus überspielen“, meinte Fever mit dünner Stimme. „Aber dann müssten wir einen Lanteaner mitnehmen, der die Kristalle für uns aktiviert.“ Er hielt den Blick immer noch gesenkt und biss sich auf die Lippen.

„Klingt machbar. Sobald Feather fertig ist unserem Gefangenen Flugstunden zu erteilen werden wir abreisen“, sagte Bonewhite und verließ das Labor.

Guide seufzte. „Was habt ihr jetzt schon wieder?“

„Nichts“, log Fever und öffnete eine der Abdeckungen der Konsole, um die Speicherkristalle zu entnehmen.

Guide schürzte die Lippen, ging aber nicht weiter auf das Thema ein. Eine Stunde später hatten sie alle Kristalle entnommen und verstaut, die restlichen Datensätze vorsichtshalber zusätzlich gelöscht und waren abreisebereit. Ease und Feather platzierten mehrere Sprengsätze, dann öffneten sie die Tür zu dem Quartier, in dem sie die Forscher und Wachen der Einrichtung eingesperrt hatten.

„Sie werden sich jetzt so viele Vorräte nehmen wie Sie benötigen, um bis zum Sternenring zu gelangen“, meinte Bonewhite zu den Lanteanern. „Wir werden Ihr Schiff mitnehmen – sobald wir starten, haben Sie noch fünf Minuten zur Räumung des Gebäudes. Danach wird es eine Explosion geben und diese Einrichtung vernichtet.“

„Warum tun Sie das?“, fragte eines der Weibchen, die offensichtlich die Leiterin der Einrichtung war, „Sie könnten uns auch einfach töten, warum lassen Sie uns entkommen?“

Keiner der Wraith antwortete darauf. Sie bestiegen das kleine Sternenringschiff, in dem bereits Feather und ihr Gefangener im Cockpit saßen. „Danke“, sagte der Lanteaner und startete das kleine Schiff. Einige sehr holprige Flugminuten später hatten sie den Sternenring erreicht und wählten ihr nächstes Ziel an. Fever wusste, dass Guide den Steuerkristall des planetaren Anwahlgerätes bereits direkt nach ihrer Ankunft entfernt und in seinem Mantel verborgen hatte. Wenn nicht ein anderes Sternenringschiff in der nächsten Zeit diesen Planeten aufsuchte, würden die Lanteaner einen grausamen Tod sterben. Mitleid hatte keiner der Wraith. Sie befanden sich im Krieg und ihr Gegner war bereit, ihre ganze Art auszurotten.

Unwillkürlich musste Fever daran denken, wie sie das erste Mal ausgesetzt worden waren. Kurz vor Erreichen des Alters für die Nahrungsumstellung wurden die Jünglinge der Wraith für fünf Tag- und Nachtzeiten auf einem unbewohnten Planeten ausgesetzt – ohne Wasser, ohne Früchte, von denen sie sich zu dieser Zeit noch ausschließlich ernährten. Sie sollten Hunger und Durst verspüren und hassen lernen, aber Fever und Bonewhite kannten diese Gefühle schon ausgiebig. Digger hatte sie sie gelehrt – zur Strafe für kleinere Vergehen, größere Ungeschicklichkeiten, ihrer bloßen Existenz. Nachdem sie von einem Dart inmitten einer öden Savannengegend abgesetzt worden waren, hatte sich Fever auf den Boden gehockt und ins Leere gestarrt. Bonewhite hingegen hatte die Umgebung erforschen wollen, blieb dann aber bei seinem Bruder, der sich keinen Zoll bewegte, bis sie wieder eingesammelt wurden. Im gleichen Sternenjahr verschwanden mehrere ausgesetzte Jünglinge, die sich auf den Weg gemacht hatten, den Sternenring des Planeten zu suchen und von wilden Tieren angegriffen worden waren. Lange Zeit hatte Fever geglaubt, sein Bruder hätte sich wohl lieber mit den Raubtieren angelegt statt ihm bei seiner Agonie zuzuschauen.

Ich muss mich zusammenreißen, dachte er und hob endlich den Kopf. Wenn es das gewesen sein sollte, würde er damit zurechtkommen müssen. Er war Fever, ein Cleverman, der sich einen hohen Platz in der Hierarchie seiner Kaste erkämpft hatte, weil er begabt war. Das hatte er ganz allein vollbracht – wenn man einmal von Guides gelegentlicher Hilfestellung absah. Bonewhite hatte in dieser Hinsicht nie etwas für ihn getan oder tun können. Und den Rest würde er auch noch meistern. Er hatte Ease zum Freund, Guide war sein Mentor und ebenfalls ein Freund, nein, er würde sich nicht unterkriegen lassen!

Als sie das Wurmloch durchquert und aus dem Ereignishorizont wieder austraten, erschütterte ein heftiger Ruck das kleine Schiff. Die Trägheitsdämpfer versagten und sie wurden wild hin und her geworfen, bis ihr Gefährt unsanft auf dem Boden aufsetzte. Fever rieb sich den angeschlagenen Schädel und betrachtete fasziniert das Blut, das an seinen Händen klebte. Auch die anderen Wraith hatten bei ihrem Absturz verschiedene Blessuren davon getragen.

„Das hättest du sehen müssen, Mensch!“, fauchte Feather den Lanteaner an und hatte die Rechte bereits drohend erhoben, doch Ease hielt ihn zurück: „Das reicht, er ist kein Pilot. Außerdem hat niemand damit rechnen können, dass direkt vor dem Sternenring eine Säule steht.“

Guide brummte und kugelte seine Schulter wieder ein, die Drohnen öffneten die Heckklappe und Fever konnte sehen, was sie gerammt hatten: einen Obelisken, keine fünfzehn Schritte vom Sternenring entfernt. Der Zusammenprall hatte ihn in der Mitte auseinander brechen lassen. Der Cleverman stolperte aus dem kleinen Schiff und schaute sich um. Sie waren inmitten eines Ruinenfeldes abgestürzt, umgeben vom dichten Urwald.

„Ich schwöre, diese Mission ist verflucht!“, knurrte Feather, „warum sonst übersteht kein Fluggerät mehr als eine Passage durch die Ringe…“

„Ist das auch der richtige Planet?“, fragte Bonewhite tonlos.

„Das war die Adresse, die auf dem Kristall gespeichert war“, antwortete Guide und überprüfte noch einmal alles auf seinem Datenpad.

„Sieht nicht so aus, als ob hier in letzter Zeit viel los gewesen wäre“, sagte der Mensch und ließ den Blick über die verwitterten Ruinen schweifen.

Fever überlegte kurz, dann schaute er sich das Sternenringschiff genauer an. Die Hülle wies einige Schäden auf, auch die gelegentlichen Funken, die im Cockpit sprühend aufflogen, waren nicht sonderlich beruhigend. Schweigend machte er sich daran, wenigstens einen Überblick über die Schäden zu gewinnen, während die anderen diskutierten, ob sie sich vielleicht verwählt hatten und was nun zu tun sein.

‚Bekommst du es wieder hin?’, hörte er irgendwann die Stimme seines Bruders im Kopf.

‚Kann ich noch nicht sagen’, entgegnete er so gefasst wie möglich, ‚die Schäden sind gravierend.’

‚Könnte der Lanteaner dir helfen? Er ist doch so etwas wie ein Wartungstechniker’ Bonewhite war neben ihn getreten und beobachtete Fever mit schräg gelegtem Kopf.

‚Kann sein’, antwortete der Cleverman knapp. Auch wenn ihm tausend Fragen auf der Zunge brannten, er würde sie nicht stellen. Weder, ob sie auf dem richtigen Planeten waren, was sie nun tun würden, wo Ease und seine Drohne abgeblieben waren oder gar, ob sein Bruder jetzt endgültig von ihm genug hatte. Er hatte zu tun, was jeder Cleverman in ihrer Situation tun würde: versuchen, ihre Lage irgendwie zu verbessern. Gleich, wie entsetzlich laut sein Herz schlug oder wie verzweifelt er sich wünschte, Frieden zu schließen. Er biss sich auf die Lippen und wollte sich umdrehen, um an einem anderen Kristallfach zu arbeiten, stieß jedoch gegen Bonewhite, der ihn ausdruckslos anschaute.

Fever holte tief Luft und setzte zum Sprechen an, als sie ein Rascheln hörten und Ease aus dem dichten Blätterwerk hervortrat. „Zwei Meilen von hier habe ich Abdrücke von Schuhen gefunden“, meldete der Blade.

Bonewhite trat aus dem Schiff und Fever rauschte das Blut in den Ohren. Wahrscheinlich hätte ich nur etwas Dummes gesagt, dachte er und versuchte, sich über die Unterbrechung zu freuen, was ihm allerdings nicht gelang. Still arbeitete er weiter, bis Guide zu ihm kam. „Pack deine Sachen zusammen, wir werden die Fußspur verfolgen. Vielleicht sind die Ruinen nur Tarnung und die Lanteaner haben trotzdem ein Labor hier.“

Fever nickte und verstaute seine Ausrüstung, die er selbst trug. Eases Drohne wollte sie ihm zwar abnehmen, aber er schüttelte nur den Kopf. Wenn sie angegriffen würden, würde er als Cleverman nicht kämpfen können, aber die Drohne wäre dann wenigstens nicht behindert. Die Tasche wurde immer schwerer, je tiefer sie in den Dschungel vordrangen, aber er beklagte sich nicht. Im Gegensatz zu dem Menschen, der hinter ihm lief und von verschiedenen Früchten am Wegesrand kostete. An jeder hatte er etwas auszusetzen: zu süß, zu matschig, zu bitter, zu… „Mund halten!“, fauchte Fever nach einiger Zeit und stellte sich dem Lanteaner in den Weg. „Das hier ist kein Vergnügungsausflug, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte!“

Der Mensch schaute sich verunsichert um. Bisher hatte Fever noch kein Wort mit ihm gewechselt. Selbst als sie für einige Stunden allein waren, hatte der Cleverman nicht mit ihm gesprochen sondern nur Riese angewiesen, ihm den Mund zuzuhalten. „Sie sind ein Gefangener und nur deshalb noch kein Futter, weil wir bisher keinen Ersatz für Sie gefunden haben. Sobald ich einen Weg gefunden habe diese verfluchte Gensperre zu umgehen, werde ich Ihnen persönlich die Kehle durchschneiden, verstanden?“

„Aber Ihr Kommandant hat doch gesagt…“, stammelte der Lanteaner, doch Fever unterbrach ihn fauchend: „Nicht alle von uns besitzen so viel Geduld – meine jedenfalls ist erschöpft!“

Wütend drehte Fever sich um und stapfte weiter. Außer einer Drohne hatte nur Guide diese Szene mitbekommen und runzelte besorgt die Stirn.

weiter: Kapitel 21

Schlusswort:
A/N: So, ab heute wird es wieder weniger Updates geben, die Arbeit ruft, da habe ich kaum Zeit zum Schreiben, leider…
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