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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 2

„Was sind das nur für Drohnen?“, fragte Ease kopfschüttelnd. Selbst das stete Lächeln hatte sein Gesicht verlassen, für das er bekannt war.

‚Sei still’, ermahnte ihn Bonewhite mental, ‚Firehead hält große Stücke auf sie.’

‚Aber warum? Sie sind groß, ungeschlacht und… stolpern über ihre eigenen Füße!’, gab Ease still zurück.

‚Sie sollen gute Schützen sein’, entgegnete Bonewhite und beobachtete das Geschehen in der Trainingshalle der Drohnen äußerlich ungerührt. Tatsächlich aber fragte er sich das Gleiche wie sein Stellvertreter. Sie waren beide hierher gekommen, um die Verluste ihrer Einheit auszugleichen und auf der Suche nach geeigneten Drohnen. Firehead, der Meister der Wachmannschaften, ließ sie absichtlich warten, damit sie einen besseren Eindruck von den umstrittenen Kämpfern bekamen, erreichte aber eher das Gegenteil bei den beiden Blades.

Seit er vor zwei Jahren das Spezialkommando übernahm, hatte Bonewhite viele Veränderungen vorgenommen. Von der ersten Besetzung waren nur noch Ease, Lasting und Cove geblieben. Die anderen Offiziere waren entweder im Kampf gefallen oder hatten sich als ungeeignet erwiesen. Immer noch bestand die Spezialeinheit aus zehn Offizieren, die jeweils drei Drohnen kommandierten und ein frei werdender Posten war bei allen Blades heiß begehrt. Längst rekrutierte Bonewhite nicht mehr nur aus den Reihen der Infanterie, auch zwei Dartpiloten hatten ihren Platz in seiner Einheit gefunden.

Während die Piloten ein verschärftes Nahkampftraining zu absolvieren hatten, wurden die Wachoffiziere in Intensivkursen in den Flugkünsten unterrichtet. Bis auf Ease. Es hatte keine zehn Tage gedauert, dann hatte Lightning, der Meister der Darts und ebenfalls ein Pallax der Königin, den jungen Blade zu Bonewhite zurückgeschickt und gemeint: „Wenn die Sterne gewollt hätten dass dieser Wraith fliegt, wäre er mit Flügeln geschlüpft!“

Ease war der mit Abstand schlechteste Pilot, den dieser Hive je gesehen hatte. Aber er war auch dessen zweitbester Schwertkämpfer, einzig Bonewhite war noch begabter in dieser Kampfkunst. Außerdem begriff er recht schnell die Lektionen, die alle Offiziere und ihr Kommandant von den Clevermen erhielten. Nach der Katastrophe auf Othos, die letztendlich den Krieg der Wraith mit den Lanteanern auslöste, hatte Bonewhite beschlossen, dass alle Mitglieder seines Kommandos in sämtlichen Bereichen ausgebildet sein sollten. Er hätte auch gern einen Cleverman unter seinen Männern gehabt, aber bisher hatte sich noch keiner von ihnen dazu bereit gefunden, seinen bequemen und sicheren Platz in den Laboren des Hives für die Gefahren einzutauschen, in die sich das Spezialkommando ständig begab.

Allmählich verlor Bonewhite die Geduld. Er stand aufrecht wie fast immer, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und schob den Unterkiefer vor. Obwohl er offiziell immer noch Firehead unterstand, genoss er doch mittlerweile einige Privilegien, die über die eines regulären Kommandanten der Wachen hinausgingen. Ease schnaubte verächtlich, als Firehead sich endlich zu ihnen gesellte, was ihm einen vorwurfsvollen Blick von Bonewhite eintrug.

„Nun… wie findet ihr sie?“, fragte der Meister der Drohnen und wies auf die immer noch trainierenden Kämpfer.

„Ungewöhnlich“, antwortete Bonewhite knapp. Ease schwieg.

Firehead legte den Kopf schräg und fragte lauernd: „Ungewöhnlich gut oder ungewöhnlich schlecht?“

„Neu und ungewohnt“, antwortete Bonewhite diplomatisch. „Wenn ich meine Truppe wieder etwas mehr gefestigt habe, werde ich vielleicht ein oder zwei von ihnen aufnehmen. Derzeit suche ich aber nach konventionelleren Kämpfern.“

Nicht wirklich zufrieden mit dieser Aussage geleitete Firehead sie zu den Schießständen. „Viel Auswahl habe ich leider nicht zu bieten. Die meisten fertig ausgebildeten Drohnen werden sofort in anderen Einheiten benötigt.“ Der Krieg hatte erst vor vier Monaten etliche Kämpfer gekostet und die Reihen waren noch längst nicht wieder geschlossen.

‚Grundgütiger! Die sind ja noch schlechter als die stolpernden Riesen!’, meinte Ease still zu seinem Kommandanten, der ihn geflissentlich ignorierte. Es war Bonewhite durchaus bewusst, dass ihnen nun zunächst die schlechteren Exemplare vorgeführt wurden. Mit Firehead zu verhandeln war eine Kunst für sich. „Sir, wir brauchen gute Schützen, die sich in unwegsamen Gelände geschickt bewegen können und Anordnungen auch über einen längeren Zeitraum folgen können, ohne ständige Ermahnung.“

„Bonewhite, du weißt genau, dass dazu alle meine Drohnen in der Lage sind!“, entgegnete Firehead gereizter, als er es wirklich war. „Deine Einheit ist ein Luxus, den sich unser Hive in Zeiten wie diesen eigentlich nicht leisten kann.“

„Wahrscheinlich haben Sie Recht, Sir“, meinte Bonewhite kühl. „Ich sollte wohl unsere Königin fragen, ob sie damit einverstanden ist mein Kommando zu verkleinern, wenn ich nicht alle Kämpfer ersetzen kann.“

Ease und Bonewhite konnten spüren, wie Firehead von einer Welle kalter Panik erfasst wurde. „Das wird kaum nötig sein. Ich habe noch einige Drohnen, die erst am Nachmittag zum Training eingeteilt sind. Vielleicht sind darunter einige für dich geeigneter. Ich kann sie gleich rufen, wenn du willst.“

Bonewhite nickte zustimmend. Einige Zeit später tauchten zwei weitere Dutzend Drohnen auf und übernahmen den Trainingsplatz. Es dauerte nicht lang, bis er sich mit Ease einig war und sie teilten dem Meister der Wachmannschaften mit, welche der Kämpfer sie ausgewählt hatten. „Außerdem habe ich Interesse an dem Riesen dort hinten“, meinte Bonewhite, woraufhin seinem Stellvertreter das Gesicht entgleiste. Firehead hingegen strahlte und antwortete: „Ja, Riese, so nennen ihn hier alle. Er ist etwas ganz besonderes!“

Wahrscheinlich ganz besonders ungeschickt, dachte Ease und zwang sich zu einem Lächeln. Was immer Bonewhite auch vorhatte, er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Kommandant es ernst meinte damit, diese plumpe Gestalt in sein Kommando aufzunehmen. Als sie mit den neuen Drohnen in ihrem eigenen Trainingsbereich angekommen waren, fragte er ganz offen: ‚Hast du den Riesen jetzt mitgenommen um Firehead zu beruhigen, oder hältst du wirklich etwas von ihm?’

‚Ein wenig von beidem’, antwortete Bonewhite und teilte die Drohnen seinen wartenden Offizieren zu, damit sie mit ihnen üben konnten. Nur der Riese blieb übrig. Was soll ich jetzt mit ihm anstellen?, fragte er sich und umkreiste die hünenhafte Drohne mehrmals. Er selbst war schon recht groß gewachsen, nur wenige Wraith an Bord wie Guide und Sniper überragten ihn deutlich, aber diese Drohne… war wahrhaftig riesig. Er wies den Riesen an ihm zu zeigen, wie gut er mit einem Stunnergewehr zu schießen vermochte und bereute es sofort. Entweder war das Gehirn dieser Drohne nicht mit gewachsen oder sie spürte die Abneigung, die Ease ihr entgegenbrachte, jedenfalls nahm sie sich nicht eine der Zielscheiben an der Wand vor, sondern den gut aussehenden Blade, der unvermittelt zu Boden ging.

„Nahrung, zu mehr ist dieses Ungetüm nicht nutze!“, zeterte Ease, als er wieder bei Bewusstsein war.

„Still. Er ist noch jung. Ich gehe davon aus, dass es ein Missverständnis war“, meinte Bonewhite beruhigend, obwohl er die Genugtuung der riesigen Drohne deutlich gespürt hatte – und wenn er ehrlich zu sich selbst war, bis zu einem gewissen Grad teilte.

Zornig funkelte Ease den Riesen an, dessen verfilztes Haar bisher kaum auf die Schultern reichte. „Ja… zu jung, um überhaupt schon eine Waffe tragen zu dürfen!“, fauchte er und fügte still hinzu, um Bonewhites Autorität vor den anderen nicht in Frage zu stellen: ‚Ich verstehe dich nicht! Wer soll dieses Monstrum überhaupt führen?’

‚Das werde ich selbst übernehmen’, antwortete Bonewhite und presste die Lippen aufeinander. Normalerweise befehligte er selbst keine Drohnen mehr, sondern nur noch die ihm untergeordneten zehn Offiziere. Trotzdem spürte er etwas bei dieser Drohne, das sie ihm sympathisch machte.

Am Abend fand Bonewhite sich bei dem Taktikoffizier Gown ein, der nur selten selbst unterrichtete. Der alte Wraith galt als einer der geschicktesten Taktiker dieser Sektion der Galaxie und war schon länger ein Lord der Zenana als selbst Snow regierte. Es war anzunehmen dass er ihr Vater war, auf jeden Fall war er ihr Erzieher gewesen. „Nun denn… hast du die Übungen befolgt, die ich dir aufgetragen hatte?“, fragte er, während er eine Sternenkartenprojektion nicht aus den Augen ließ.

„Ja, Sir“, antwortete Bonewhite knapp mit gesenktem Kopf.

„Beweise es“, meinte Gown und rief die Übungsprojektion auf, an der sie in der letzten Woche gearbeitet hatten. Wohlwollend verfolgte der Alte, wie Bonewhite Hives und Kreuzer zunächst für ein Abfangmanöver und dann für einen Angriff positionierte. Er selbst steuerte die feindlichen Schiffe an einer anderen Konsole über die Karte. Zwei Stunden später waren sie immer noch mit ihrer virtuellen Schlacht beschäftigt, ohne dass eine der beiden Seiten nennenswerte Erfolge oder Verluste zu verzeichnend gehabt hätte. „Gut. Das reicht für heute. Nächste Woche fahren wir genau hier fort“, schloss Gown die Übung ab. „Überlege dir, wie du mich endgültig schlagen könntest.“ Als er von der Konsole zurücktrat, strauchelte er ein wenig und Bonewhite sprang herbei, um ihn zu stützen und zu einer Sitzbank im Hintergrund der Taktikzentrale zu führen.

Seufzend ließ der alte Wraith sich fallen und richtete seinen antiken Mantel, den er stets voller Stolz trug. „Setz dich.“

Zögerlich kam Bonewhite der Aufforderung nach. Er empfand allergrößten Respekt für Gown und war noch nie nach dem Unterricht länger geblieben.

„Es ist gut zu wissen, dass es nach mir noch einige Begabte geben wird“, meinte der Alte ruhig und ein trauriges Lächeln verzerrte die bereits verblassenden Spiraltätowierungen auf der linken Gesichtshälfte, die Bonewhite am nächsten war. „Ich glaube, als ich so alt war wie du heute war es noch nicht so wichtig, um jeden Preis zu siegen. Versteh mich nicht falsch, auch wir hatten Feinde!“ Er lachte raspelnd und Bonewhite senkte den Kopf noch tiefer. „Natürlich kennst du die Geschichten um den ersten Bürgerkrieg, nicht wahr? Schreckliche Geschichten sind das… Nicht übertrieben, aber das Grauen, von dem sie berichten, von Wraith, die andere Wraith jagten, Hives, die sich gegenseitig auslöschten und der Ermordung der Erstmütter, all das waren die Ausnahmen. Nicht alles, was wir damals taten war von solcher Niedertracht… Aber ich glaube, unsere neuen Feinde, die Lanteaner, sie kennen nur diese Art, mit uns umzugehen. Und das wird auch Auswirkungen auf uns haben, mein Junge.“ Als Bonewhite nichts entgegnete fuhr Gown fort: „Ich hoffe nur, dass ich das nicht mehr erleben muss. Und nun geh, ich komme hier allein zurecht.“

Wortlos und verstört erhob sich Bonewhite. Doch statt wie geplant in sein eigenes Quartier zu gehen suchte er Fever auf, der tatsächlich einmal früher sein Labor verlassen hatte.

weiter: Kapitel 3

Schlusswort:
A/N: Die Schlacht auf Othos könnt ihr in „Dépendances variables“ nachlesen.
Die Erstmütter werden in einem der folgenden Legacy-Bücher erwähnt („The Avengers“), welches noch nicht erschienen ist. Jo Graham hatte nur einen Textausschnitt in ihr Life Journal gepostet, in dem Guide Teyla erzählt, dass es neun Erstmütter gegeben hätte und neunundneunzig Blades und Clevermen, die ersten Wraith. Was es genau mit diesem Schöpfungsmythos auf sich hat, weiß ich selbst noch nicht. Auf jeden Fall eine spannende Angelegenheit, die ich einfach mal erwähnen musste ;)
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