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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 17

Bonewhite war froh, dass Fever sich wieder gefangen hatte. Auch wenn es anstrengend war, ihm beim Toben oder Rumbrüllen zuzuschauen war das weit besser als der Zustand, in dem er vor einigen Stunden in das Mannschaftsquartier gekommen war. Zitternd, ängstlich, zutiefst verstört war er zu Bonewhite in die Schlafecke gekrochen und hatte sich so verzweifelt an ihn geklammert wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Nein, Fever war außerhalb des Hives nicht überlebensfähig. Sein Bruder war viel zu sensibel, zu verletzlich, um mit der Realität umgehen zu können. Und die Realität war nun einmal, dass sie sich mit einer technisch überlegenen Spezies im Krieg befanden, die weder Ehre noch Moral kannte.

Die Lanteaner behaupteten, es wäre moralisch verwerflich, dass die Wraith sich von Menschen nährten. Mit diesem Argument hatten sie die ersten Gespräche mit Coldamber beendet und begonnen, einzelne Herden aus dem Territorium der Wraith umzusiedeln. Dabei waren die Wraith immer bemüht, den Bestand ihrer Nahrung aufrecht zu erhalten, pflegten die Weidegründe und bestraften Wilderei anderer Hives drastisch. Was erwarteten die Lanteaner? Dass die Wraith tatenlos zuschauten wie ihnen die Lebensgrundlage entzogen wurde? Aufgrund der „Moral“ einer Spezies, die nun offen beschlossen hatte, an ihren Gegnern einen Genozid zu verüben?

Es gab zwei Gründe, warum Bonewhite sich an dem Lanteaner in ihrem Gefolge nicht nährte: erstens brauchten die Clevermen ihn und zweitens hielt er ihn für so versimpelt, dass dieser Mensch wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise wusste, in wessen Gesellschaft er (unfreiwillig) reiste – oder gar, zu was für Grausamkeiten sein eigenes Volk in der Lage war.

Mit einer gewissen Genugtuung hatte der Blade die Reaktion des Menschen auf die Kampfrunde mit Ease beobachtet. Abgesehen davon, dass nun auch sein Stellvertreter wieder zu wissen schien, wo sein Platz war. Blieb nur noch Guide übrig, um den er sich zu kümmern hatte. Fever hatte leider Recht: er mochte den alten, verschrobenen Wraith. Bonewhite respektierte den Mentor seines Bruders, auch wenn dieser stets von einem Desaster in die nächste Katastrophe zusteuerte. Bereits mehrfach hatte er sich selbst dabei ertappt, wie er sich wünschte, dass Guide damals ihr Erzieher gewesen wäre, anstatt des ungeduldigen und grausamen Diggers. Vieles hätte sich dann wahrscheinlich anders entwickelt – allerdings wohl auch das Verhältnis zwischen ihm und seinem Bruder.

Letztendlich war es doch ihre gemeinsame Hilflosigkeit gegenüber Digger gewesen, die sie so sehr aneinander geschweißt hatte. Dem alten Blade war im Kampf die Nährhand abgeschlagen worden und er musste sich über drei Jahre lang, in Ermangelung eines eigenen Bruders, von einer Drohne über das „Geschenk des Lebens“ ernähren lassen um am Leben zu bleiben. Angesichts dieser Demütigung war es beinahe verständlich, dass Digger zutiefst verbittert war. Da er nicht zum normalen Dienst taugte während seiner Genesung hatte man ihm Fever und Bonewhite als Zöglinge zugeteilt. Was er dann jedoch mit den Jünglingen angestellt hatte war durch nichts zu rechtfertigen, zumindest nicht in diesem Maße.

Die Wraith wurden nicht zu Mitgefühl oder Nachsicht erzogen. Kleinste Vergehen wurden hart bestraft, auch schon bei den Jüngsten ihrer Gesellschaft. Trotzdem hatte Bonewhite sehr schnell erkannt, dass Fever irgendwann eingehen würde, wenn er nicht die Strafen auf sich nahm, die seinem Schlupfbruder durch dessen Neugierde und Unbeherrschtheit gebührten. Zunächst hatte er sich selbst davon zu überzeugen versucht, dass er sich der Wut ihres Erziehers nur auslieferte, um nicht irgendwann allein dazustehen. Aber je anhänglicher Fever daraufhin wurde, desto mehr musste er sich eingestehen, dass er diesen Hitzkopf fast mehr benötigte als umgekehrt. Fever war wie ein Fieber, das einen von innen heraus zerfraß und gleichzeitig heilte.

Sie nahmen Aufstellung um von dem Transporterstrahl des Darts erfasst zu werden, der sie durch den Sternenring zu ihrem ersten Ziel bringen würde. Einem Planeten namens Larris, wo sich eine der drei Waffenforschungseinrichtungen befand, die Guide und Fever ausgewählt hatten. Als sie wieder rematerialisiert wurden, kippte der Lanteaner bewusstlos zusammen – und Bonewhite hörte in seinem Kopf die Hilferufe von Feather. Er schaute sich um und wurde Zeuge, wie der Pilot im Flug aus dem Cockpit sprang, nur Sekunden, bevor der Dart in einer ohrenbetäubenden Detonation explodierte.

Den Lanteaner ließen sie liegen wo er war und rannten hinüber zu Feather, der sich etliche Knochen im Leib gebrochen hatte und die abenteuerlichsten Flüche ausstieß. Einige davon hatte sicherlich nicht einmal Guide zuvor gekannt seinen Reaktionen zufolge. „Was ist geschehen?“, fragte Bonewhite, als der Pilot kurz Luft holte.

„Leuchtkäfer! Miese, kleine, verfluchte Leuchtkäfer! Ich überflog gerade das Areal, als sie urplötzlich von der Einrichtung her aufstiegen und mich angriffen!“ Unter wesentlich derberen Äußerungen ließ er sich von den Drohnen die Glieder richten. Es würden einige Stunden vergehen, ehe Feather sich wieder selbständig fortbewegen konnte, obwohl er gut genährt war. Außerdem benötigte er nach der Heilung gewiss neue Kraft – ebenso wie Bonewhite selbst. Der Kampf mit Ease hatte ihn weit mehr angestrengt als er sich zunächst eingestehen wollte. Dazu kam noch, dass er einen Großteil seiner Lebensenergie auf Fever übertragen hatte. Der Hunger begann in seinem Inneren bereits unangenehm zu brennen.

„Gibt es eine Siedlung in der Nähe?“, fragte er Guide, der daraufhin einen Scanner zückte und kurze Zeit später entgegnete: „Ja, eine Stunde von hier Richtung Westen.“

„Gut. Wir werden uns in den Wald zurückziehen, bei Anbruch der Nacht auf die Jagd gehen und uns dann erst um diese Einrichtung kümmern“, beschloss Bonewhite.

‚Auf die Jagd? Ist das dein Ernst?’, fragte Fever ihn still.

‚Ja. Feather hat uns allen gerade das Leben gerettet und braucht die Kraft. Du kannst meinetwegen bei dem Lanteaner bleiben, wenn dir das lieber ist’, antwortete Bonewhite ärgerlich.

‚Das werde ich ganz gewiss auch tun!’, fauchte Fever ihn an.

Feathers „Unmutsbekundungen“ verebbten erst, nachdem er unter einem Baum eingeschlafen war. Die Drohnen hielten in einigem Abstand zu der Gruppe Wache, während Bonewhite neben dem Piloten hockte und grübelte. Guide und der beleidigte Fever hatten sich über ein Datenpad gebeugt in ihre Arbeit vertieft. Ease spielte mit den Nerven des Lanteaners, der mittlerweile aus der transportbedingten Bewusstlosigkeit erwacht war. Was sind wir doch für eine abgerissene Truppe, überlegte Bonewhite sorgenvoll, und wir sollen die Auslöschung unserer Art verhindern können?

Bei Einbruch der Dämmerung weckte er den Piloten, den eine Aura des Schmerzes umgab, die alle Wraith bedauernd spürten. Fever schaute betreten zu Boden, als Feather sich mühsam erhob und behauptete, vollständig einsatzfähig zu sein. Auch Guide wollte mit auf die Jagd gehen und Bonewhite ließ Riese zur Bewachung von Fever und dem Menschen zurück, der erstaunlich schweigsam beobachtete, wie die Wraith sich bereit machten.

‚Was hast du mit dem Lanteaner angestellt, dass er so ruhig ist’, fragte er still Ease.

‚Nichts. Nun… nicht viel. Ich habe ihm eigentlich nur verdeutlicht, dass ich das nächste Mal, wenn ich mit ihm allein bin, sicher sehr viel weniger Geduld aufbringen werde – und wir im Grunde nur eine seiner Hände zum Aktivieren der Geräte seines Volkes benötigen’, antwortete Ease lächelnd, während sie sich geräuschlos der Siedlung näherten.

Bonewhite schob missbilligend den Unterkiefer vor. ‚Erzählst du Fever davon oder handelst du so, wirst du selbst eine Hand verlieren, verstanden?’

‚Ja, Sir’, entgegnete Ease überrascht, ‚ich meinte das auch nicht wirklich ernst.’

‚Das ist dein Problem. Du siehst das hier alles als Spiel an, aber das ist es nie gewesen!’ Bonewhite unterdrückte ein wütendes Knurren.

‚Ganz gewiss nicht’, meinte Ease nicht weniger zornig, ‚aber nicht alle von uns verbringen ihre Zeit schweigsam grübelnd in einer Ecke!’

‚Probleme?’, hörte Bonewhite Guide in seinem Kopf fragen.

‚Nein. Was ist mit dieser Behausung dort drüben? Sind genügend Menschen darin für uns alle? Ich würde nur ungern mehr als eines der Gebäude überfallen’, gab er zurück.

Guide richtete seinen Scanner auf das etwas abseits von der Siedlung gelegene Steinhaus aus und antwortete: ‚Acht Lebenszeichen. Drei im oberen Geschoss, die restlichen sind unten versammelt.’

Bonewhite nickte, dann schlugen sie zu. Zuerst nährten sie sich an den erwachsenen Exemplaren im unteren Wohnbereich der Behausung, dann gingen sie nach oben. Sie überließen es dem immer noch geschwächten Feather, sich auch von den jungen Menschen Kraft zu holen. Der Pilot hatte es wirklich am Nötigsten.

Von den anderen Menschen in der Siedlung unbemerkt kehrten sie wieder dorthin zurück, wo sie den Tag verbracht hatten. Fever saß immer noch über ein Datenpad gebeugt da und wertete Daten aus, allerdings hatte sich etwas zwischen Riese und dem Lanteaner getan. Die hünenhafte Drohne hielt den Menschen vor sich, mit einer Hand hatte er ihm einen Arm auf dessen Rücken gedreht, mit der anderen hielt er ihm den Mund zu.

„Schlechte Unterhaltung geführt?“, fragte Ease grinsend und trat direkt vor den Lanteaner hin, um ihm in die zornerfüllten Augen zu schauen.

„Unangebrachtes Gesprächsthema“, antwortete Fever abwesend, dann blickte er auf und sagte: „Wir haben ein Problem.“

Nur eines? „Berichte“, forderte Bonewhite neutral. Auch Fever war seiner Autorität während dieser Mission unterstellt und hatte zu gehorchen. Theoretisch.

„Ich war vorhin beim Wrack unseres Darts. Die Lanteaner waren auch schon dort gewesen, hatten aber den Flugschreiber übersehen. Ich habe eben die Daten ausgewertet, die ich davon erhalten konnte“, sagte der Cleverman, „Was uns angegriffen hatte waren keine Leuchtkäfer, sondern winzige Ausgaben der Leuchtbomben, mit denen wir schon zu tun hatten.“

Guide griff ruppig nach Fevers Datenpad und las selbst, die restlichen Wraith schwiegen bestürzt.

‚Willst du mich eigentlich in den Irrsinn treiben?’, fragte Bonewhite seinen Bruder still, nachdem sein Herzschlag wieder eingesetzt hatte.

weiter: Kapitel 18

Schlusswort:
A/N: In den Ruinen von Larris befindet sich der Antikerschrein, an dem „Prinzessin Harmony“ ihr Amulett aufladen musste in der vierten Staffel, ihr erinnert euch? Sehr witzige Folge – McKay als Babysitter einer Pubertistin *g*
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