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Auf Abwegen (5) von silverbullet27

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Kapitel 10

Als sie durch den Sternenring traten, brach auf Usslar gerade der Tag an. Vögel zwitscherten und die ersten tagesaktiven Insekten schwirrten im tropischen Dickicht umher. Keiner von ihnen hätte es zugegeben, aber alle Wraith atmeten erleichtert den Nebeldunst ein, der bald im Licht der Sonne dahin schmelzen würde, die langsam über den Horizont kroch. Der Mensch, der von Eases letzter Drohne am Arm vorwärts gezerrt wurde, stöhnte auf: „… was für eine Hitze!“

Ease knurrte daraufhin: „Vorhin hast du noch gejammert, dir wäre zu kalt, Mensch!“ und ging weiter.

Die beiden Blades unter seinem Kommando hatten deutlich gemacht, dass sie nur wenig Geduld für den Lanteaner aufbrachten und ihn für unnötigen Ballast hielten. Bis zu einem gewissen Grad musste Bonewhite ihnen Recht geben, aber er erkannte nun, warum Fever darauf bestand, den Menschen mitzunehmen. Überhaupt wusste er nun sehr viel mehr über seinen Bruder und war immer noch äußerst aufgewühlt, riss sich aber nach Außen hin zusammen. „Wenn Sie nicht den Mund halten können werden wir Sie wieder betäuben, Mensch“, brummte er, was Ease und Feather zufrieden stellte.

Guide und Fever, der zwar immer noch humpelte, aber wenigstens selbständig laufen konnte, waren in eine mentale Unterhaltung vertieft und bekamen kaum etwas um sich herum mit.

Riese, seine „persönliche“ Drohne, ging voraus, wobei er weiterhin unter jedem Arm ein Stunnergewehr trug. Bonewhite empfand diesen Anblick nicht weniger surreal als das, was der hünenhafte Kämpfer ihm an Bildern und Eindrücken zu vermitteln suchte. Riese war keine normale Drohne, so viel stand fest. Seine Gedankenmuster gingen weit über die rohen und ungeschliffenen anderer seiner Art hinaus und Bonewhite kam erneut der Verdacht, dass Firehead unter Umständen an dem Genmaterial der Drohnenkapseln herumgepfuscht hatte. Ich muss Guide fragen, ob das überhaupt möglich ist, dachte er, während sie sich dem verlassenen Stützpunkt näherten, der einmal unter der Herrschaft von Königin Bloodrose erbaut worden war.

Bloodrose gehörte wie ihre eigene Königin Snow zu den eher unbedeutenden Herrscherinnen der Wraith, die oft miteinander Handel von Waren, Jünglingen und Informationen trieben. Sie als Verbündete zu bezeichnen wäre übertrieben gewesen, aber sie verfolgten ähnliche Ziele. Im Gegensatz zu den aggressiveren Königinnen wie Dreamer oder gar ihrer Primary, Coldamber (die sich seit Kurzem Queen Death nennen ließ), ging es Snow und Bloodrose mehr darum, ihre Territorien zu verteidigen, statt sie auszuweiten.

Dieser Außenposten war bereits vor Jahrzehnten aufgegeben worden, nachdem Bloodrose und Stormeye, deren Herrschaftsgebiet an dieses angrenzte, eine Übereinkunft erzielt und einen Jahrhunderte andauernden Kleinkrieg beendet hatten. Die ungebändigte Natur hatte die äußere Struktur des Baus mittlerweile völlig überwuchert, was es ihnen zunächst erschwerte, einen Zugang zu finden. Feather schließlich war es, der auf einen Nebeneingang stieß. Als die Türmembran sich öffnete, schlug ihnen abgestandene Luft entgegen, aber sie roch wenigstens anheimelnder als der Schneesturm zuvor oder gar die sterile Umgebung der Lanteaner-Einrichtung. Die Blades schwärmten aus, bevor sie zuließen, dass Guide und Fever das Gebäude betraten. Aber sie stießen nur auf ein paar kleinere Nagetiere und die Clevermen konnten ungestört die Energieversorgung wiederherstellen, wobei ihnen Ease zur Hand ging.

„Bitte um Erlaubnis, die oberen Bereiche genauer untersuchen zu dürfen“, bat Feather knapp.

„Gewährt. Nimm die Drohne von Ease mit, Riese kann den Lanteaner unterbringen“, meinte Bonewhite und nickte. Jede Wraitheinrichtung besaß mindestens eine Zelle für Gefangene, neben mehreren Nahrungskapseln, die natürlich unbesetzt waren. Bonewhite begann das leichte Kratzen zu spüren, dem in ein paar Tagen das erste Brennen des Hungers folgen würde. Er hatte Fever zu viel seiner eigenen Lebenskraft übertragen. Hätte sein Bruder die Verbindung nicht abgebrochen, hätte er wohl noch mehr gegeben. Warum hungert er sich auch immer nur so aus?, ärgerte der Blade sich.

Riese trieb den schwitzenden Menschen vor sich her, ohne eines der Gewehre abzulegen. Fever hatte Recht: dieser Mensch stank und das nicht nur nach Angst. Er war gut einen Kopf kleiner als die Wraith, mehr als zwei im Gegensatz zu Riese, hatte ein feistes Gesicht, eine rundliche Figur, das dunkle Haar war strähnig und schweißnass. Seine helle Kleidung war fleckig, die Schuhe abgetragen. Aber sie brauchten ihn, vorläufig. Bonewhite folgte den beiden, öffnete die Zelle und Riese schubste den Menschen hinein, der prompt stolperte und zu Boden fiel. „Nicht so grob, ich sage Ihnen auch so alles, das ich weiß!“, entrüstete sich der Lanteaner als er aufstand und das Zellengitter geschlossen wurde.

Der Blade wendete sich ab und wollte zu den Clevermen gehen, als der Mensch ihn erneut ansprach: „Hey, hätten Sie vielleicht etwas zu Trinken für mich? Ich bin völlig ausgedörrt. Was zu Essen wäre auch nicht schlecht!“

Mit ausdrucksloser Miene drehte Bonewhite sich um und starrte ihn an. Wasser sollten auch die Wraith bald wieder zu sich nehmen, aber von was ernährten sich Menschen? Der Blade wusste nicht viel über ihre Herdentiere, nur, dass sie auf manchen Planeten besser gedeihten als auf anderen. Guide hatte dazu geforscht, er würde ihn dazu befragen. „Sie sollten sich mit Ihren Forderungen etwas zurückhalten, Mensch. Wir sorgen schon dafür, dass Sie am Leben bleiben, vorübergehend.“

Der Lanteaner schluckte, trat jedoch näher heran. Das Gitter zwischen ihnen machte ihn wahrscheinlich mutiger. „Nennen Sie mich bitte nicht so.“

„Bitte?“, fragte Bonewhite nach, ohne sich seine Überraschung oder Ablehnung anmerken zu lassen.

„Mensch. Bitte nennen Sie mich nicht immer nur Mensch. Ich habe einen Namen“, antwortete der Lanteaner, wobei er sich mit der Zunge die Lippen befeuchtete, was Bonewhite nur noch mehr abstieß. „Vielleicht sollten wir uns einander vorstellen: ich bin Cervus Albus, Systemanalytiker und Wartungsspezialist. Und Sie sind?“

Bonewhite verstand das Prinzip der menschlichen Namen nicht. Auch die Wraith sprachen sich mit Namen an, aber das war etwas völlig anderes. Ihre Bezeichnungen füreinander waren weniger wörtlich als eine im Geist übermittelte Empfindung, die sie voneinander unterschied. Es konnte zwei Wraith mit dem gleichen Namen wie Bent in einem Raum geben und doch wüsste jeder, welcher angesprochen wurde, auch wenn nur der Begriff fiel. Trotzdem vermied man weitestgehend, dass es gleichnamige Wraith auf einem Hive gab. Mit dem, was der Mensch als seinen Namen bezeichnete, verband Bonewhite nichts. Für ihn waren das nur hohle Worte. Mit den Titeln konnte der Blade schon eher etwas anfangen. Sie besagten, dass dieser Mensch sein Leben damit verbrachte ähnlich wie Fever mit Computern zu arbeiten, wobei sein Bruder mehr forschte und entwickelte. Analysen und Wartungen nahmen bei den Wraith nur Anwärter und Techniker der unteren Stufen der Hierarchie vor. Sie hatten sich also eine relativ unbedeutende Person gegriffen, wahrscheinlich wären sie sogar besser dran gewesen, wenn sie eine der Lanteaner-Wachen mitgenommen hätten, die sie ja auch nur betäubt hatten. „Ich bin derjenige, der Ihnen empfiehlt, sich ruhig zu verhalten“, antwortete er auf die Frage und wandte sich wieder zum Gehen.

„Ich verstehe!“, rief der Mensch ihm hinterher, „Sie befürchten, ich könnte Ihren Namen verraten, wenn man mich rettet. Aber das brauchen Sie nicht, hören Sie? Hallo? …hallo?“

Bonewhite befürchtete das nun wahrlich nicht. Weder, dass die Lanteaner das von ihm kannten, was sie unter einem Namen verstanden, noch, dass sich jemand die Mühe machte, diese unbedeutende Person zu „retten“. Wahrscheinlich waren die Lanteaner froh ihn los zu sein. Zumindest er wäre es gewesen an deren Stelle. Trotzdem änderte das nichts an der Tatsache, dass der Mensch verpflegt werden musste. Er suchte mit Riese im Geleit die verwaisten Mannschaftsquartiere auf und fand einen Kondensator, den er in Betrieb nahm und einen Krug unter die Öffnung stellte. Auf den Hives und größeren Kreuzern war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass es keinen technischen Aufwand erforderte, Wasser zum Trinken kondensieren zu lassen. Auch wenn dieser Planet für Wraith sehr angenehme Bedingungen bot, war die Wassergewinnung etwas schwieriger. Er beobachtete, wie die ersten Tropfen in den Krug fielen. In drei oder vier Stunden würde er gefüllt sein und Riese konnte ihn dann zu ihrem Gefangenen bringen.

Er empfing etwas Ähnliches wie Unmut von seiner Drohne. „Ich weiß, er ist abstoßend, aber Fever braucht ihn noch. Also versorgen wir ihn so weit.“

Riese legte den Kopf schräg und zeigte Neugierde, woraufhin Bonewhite antwortete: „Ja, es ist alles gut. Mein Bruder… verwirrt mich nur von Zeit zu Zeit, denk dir nichts dabei.“ Es war an sich absurd, so mit einer Drohne zu sprechen, aber… „Nein, keine Sorgen darum. Wir werden schon zurück nach Haus kommen. Und lass Ease in Frieden, er muss sich erst noch an dich gewöhnen.“

‚Sir, ich habe hier etwas!’, meldete sich Feather mental, ‚Das sollten Sie sich selbst anschauen!’

Bonewhite folgte der Wegbeschreibung von Feather, bis er zusammen mit Riese auf einer zugewachsenen Dartplattform auf der obersten Ebene aus dem Gebäude trat. Feather und die andere Drohne waren dabei, einige Schlingpflanzen zur Seite zu zerren, um einen Dart zu befreien. „Bekommst du ihn flugfähig?“, fragte er den Piloten, als der sich ins Cockpit schwang.

„Die Energiereserven sind ziemlich heruntergefahren und ich benötige einige Zeit für die Diagnostik“, antwortete Feather brummend, „vielleicht könnte mir einer der Clevermen… oh, die Verbindung steht!“ Für seine Verhältnisse geradezu freudig begann der sonst sehr mürrische Wraith, den Status der Systeme abzufragen. „Energieübertragung läuft. In ein oder zwei Stunden kann ich mehr sagen. Aber sieht gut aus, Sir.“

Bonewhite nickte. Wenigstens noch etwas, das nicht völlig aussichtslos erschien. Er ließ den Piloten allein und nahm die Drohne von Ease mit hinunter zur Kommandozentrale, wo die anderen Wraith arbeiteten. Guide fuhrwerkte an den Kommunikationseinrichtungen herum, während Ease und Fever auch den Rest der Anlage mit Energie versorgten und verschiedene Systeme hochfuhren. Früher einmal waren hier bis zu fünfzig Wachoffiziere und einige Techniker der Clevermen stationiert, dazu noch einmal die doppelte Anzahl an Drohnen. Piloten waren nur ungefähr zwanzig hier untergebracht, wenn Bonewhite die Anzeigen richtig las. Moose und Flechten hatten weite Teile der Monitore überwachsen. Es würde einige Stunden dauern, bis die enervierten Membranen diese umgewandelt hatten und die Anzeigen deutlicher zu erkennen waren. „Status?“, fragte er, woraufhin Guide antwortete: „In dreißig oder vierzig Stunden sollten wir unseren Hive wenigstens rufen können. Bis dahin können wir entweder immer wieder versuchen, den Sternenring anzuwählen, oder abwarten und schon einmal Teile unserer Beute zu entziffern.“

„Wir werden beides tun“, beschloss Bonewhite. „Feather hat einen Dart entdeckt, wenn dessen Anwahlsystem wieder läuft erspart uns das eine Menge Lauferei.“ Der Sternenring war gut zwei Stunden zu Fuß von dem Stützpunkt entfernt, aber mit dem Dart auf dem Dach konnten sie ihn ebenfalls anwählen und Rückmeldung erhalten – sollte er zu reparieren sein.

Er schaute hinüber zu seinem Bruder, der jedoch den Blick abwendete. Ich Idiot!, verfluchte Bonewhite sich selbst.

weiter: Kapitel 11

Schlusswort:
A/N: In der Legacy-Buchserie gibt es ebenfalls eine Queen Death die behauptet, eine direkte Nachfahrin von Coldamber zu sein. Coldamber war jene Königin, die den großen Angriff auf Atlantis befehligte und dann Jahrtausende auf dem Meeresgrund festsaß, bis sie die Ankunft des SGA-Teams in „Submersion“ aus dem Winterschlaf holte.
Cervus Albus ist lateinisch und bedeutet übersetzt „Weißer Hirsch“ – nur für die Freunde des Running Gags aus „Dépendances variables“ ;)
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