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Die zwei Seiten einer Münze (1) von silverbullet27

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Kapitel 8 - Zahl

Es war noch zu früh, um erleichtert aufatmen zu können, aber die Mischlingsfrau machte ihre Sache gut – wesentlich besser, als zu erwarten war. Der Hive der Primary – nein, Steelflower's neues Flaggschiff! – war wie befohlen aus dem Hyperraum gefallen und Guide wusste, dass nun das Signal seines Peilsenders wieder geortet werden konnte. Er überprüfte ihren Standort auf einer der Anzeigen der Brücke und lauschte den Gedanken der fremden Crew. Es hatte sich schnell – vielleicht sogar zu schnell – herumgesprochen, dass die Primary ersetzt worden war. Einige der Männer schienen geradezu erleichtert, jedoch hielt sich der Großteil bedeckt. Einzig der Commander, Malice, ein noch älterer Wraith als er selbst es war, zeigte offen seinen Argwohn. Mit ihm würden sie noch Schwierigkeiten bekommen, das wusste Guide. Besser, er würde früher denn später abgesetzt werden. „Status der Waffen?"

„Volle Kapazität", antwortete der Waffenoffizier und Guide runzelte die Stirn. Er hatte in den vergangenen Monaten oft mit diesem Hive Kontakt gehabt, hauptsächlich mit dem Commander, und dieser Offizier war fast immer im Hintergrund zu sehen gewesen. Er hatte sich jedes Mal gefragt, warum er ihm so bekannt vorkam. Er trat an die Hauptkonsole und überprüfte den Waffenstatus noch einmal selbst: keine Frage, dieser Hive war in bestem Zustand. Was man von Guide's eigenem Schiff eher seltener behaupten konnte. ‚Dein Name ist Precision?', fragte er und der Waffenoffizier nickte. ‚Wo ist der Zweite Offizier?'

‚Kürzlich verstorben', lautete nach etwas Zögern die Antwort.

‚Und der Posten ist noch nicht wieder vergeben worden?' Guide wurde misstrauisch. Es war unüblich, so wichtige Funktionen an Bord eines Schiffes für längere Zeit unbesetzt zu lassen.

‚Nein, bisher noch nicht'

Guide lauschte tiefer in die Gedanken der Mannschaft: Malice war nicht beliebt, aber man respektierte ihn aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung. Im Gegenzug respektiere der Commander allerdings so gut wie niemanden, misstraute beinahe jedem und schürte besonders in den unteren Rängen Angst und tödliche Meinungsverschiedenheiten. Man kann noch so alt und erfahren sein, aber wer nach Zehntausend Jahren immer noch die gleichen Fehler macht, ist keinesfalls auch nur in der Nähe der Weisheit. ‚Das wird die neue Königin bald ändern', versprach er und beobachtete zufrieden, wie Precision sich etwas entspannte. Er stammt aus Wind's Hive, dachte Guide und lächelte in sich hinein. Königin Wind hatte von jeher viele Nachkommen, die auf beinahe allen Schiffen zu finden waren. Irgendjemand hatte sie einmal als „Mutter der Clevermen" bezeichnet, da es viele ihrer Söhne, egal auf welchem Hive sie letztendlich großgezogen wurden, zu Technik und Wissenschaft hinzog. Aber eben nicht alle…

Er musste dringend mit der Mischlingsfrau – Königin Steelflower! – reden. Dieser Hive mochte technisch auf dem letzten Stand sein, aber die Personalpolitik war ein Graus. Kein Wunder, dass die Allianz in letzter Zeit so oft bei Kämpfen unterlegen hatte. Eine verblendete Primary, die von einem Paranoiker beraten worden war, dazu unbesetzte Posten… „Ich werde die Königin über den Zustand des Schiffes unterrichten!", sagte er und verließ die Brücke.

Guide dachte gern von sich, dass er vielleicht nicht die besten Schiffe unter seinem Kommando hatte, aber mit Sicherheit einige der besten Mannschaften. Mochten sich auch immer wieder einige faule Äpfel darunter verbergen (wie Blueface), so war er doch der Überzeugung, dass er ein Händchen für Offiziere hatte. Bonewhite würde ihm jetzt mit seinem Schweigen widersprechen. Mit Schweigen widersprechen… So seltsam es klang, genau das traf es aber. Es gab zwei Arten, wie sein Stellvertreter seine Meinung äußerte: einmal, in dem er mit Guide verschiedene Aspekte einer Angelegenheit diskutierte und dann, in dem er gar nichts sagte. Dann war er komplett anderer Ansicht und Guide hasste die Gespräche, die er dann führen musste. Sicher, er konnte sich immer darauf verlassen, dass Bonewhite seine Befehle befolgen würde, sie respektierte. Aber Guide wollte mehr – wie er erst vor ein paar Tagen mehr gewollt und bekommen hatte.

Er lauschte noch einmal in die Gedanken der Mannschaft: es hatte sich herumgesprochen, dass es bald zur Neubesetzung verschiedener Posten kommen würde. Und nun zeigte sich die große Mehrheit eindeutig positiv gegenüber der neuen Königin eingestellt. Klare Strukturen waren für jeden Wraith äußerst wichtig, auch wenn er manchmal das Gefühl hatte, dass das besonders für Wind's Nachkommen in verstärktem Maße zutraf. Ebenso wie Neugierde. Aber wie viele von ihren Kindern kannte er eigentlich?

Fever und Bonewhite kamen als Jungen von ihrem Hive. Zusammen mit einigen anderen, die er nie richtig kennen lernen sollte. Guide erinnerte sich, wie er zu Ausbruch des Krieges einmal Fever in seinem Quartier hatte besuchen wollen und feststellte, dass dieser immer noch in einer der kleineren Waben lebte. Guide dachte mit Unbehagen an die vielen Jahre, die er selbst in einer solchen verbracht hatte: kaum Platz für die eigenen wenigen Habseligkeiten, fast nur eine etwas vergrößerte Schlafecke, umgeben von zwölf bis zwanzig ähnlichen Waben. Dort herrschte ständiges Kommen und Gehen, gelegentlich Streit mit den anderen Bewohnern und es wurde immer kalt, sobald man die Eingangsmembran länger als zwei Minuten geöffnet ließ.

Umso erstaunter war er gewesen, dass auch Bonewhite noch in dieser Wabeneinheit gelebt hatte – die Waben der beiden Brüder hatten Membran an Membran gelegen. Guide's Ankunft in der Einheit hatte für leichtes Aufsehen gesorgt. Wer nicht schon beim Würfelspiel im Zentrum der Einheit gesessen hatte, schaute neugierig aus seiner Wabe heraus, so auch Bonewhite, der ihn die Stirn runzelnd begrüßt hatte. „Fever schläft, soll ich ihn wecken?"

„Nein, nein… es reicht, wenn er sich später bei mir meldet.", hatte er geantwortet und sich genauer umgeschaut. „Wieso lebt ihr noch hier? Hat man euch keine größeren Quartiere angeboten? Du führst doch schon seit zwei Jahren dein eigenes Schwadron, da steht dir etwas Bequemeres zu… und Fever sowieso."

Bonewhite hatte kurz zu den anderen hinübergeblickt, die ihr Würfelspiel unterbrochen und der Unterhaltung gelauscht hatten. „Es ist in Ordnung so."

Guide hatte die plötzlich aufkeimende Unruhe deutlich bemerkt, die in der Einheit entstanden war. Das Würfelspiel war wieder aufgenommen worden, aber die Gedanken, die man sorgsam vor ihm hatte verbergen wollen, drückten etwas anderes aus. Dann war ihm noch etwas anderes aufgefallen: fast niemand hier war noch ein Anwärter, dafür hatten ihre Geister die gleiche, feine Unternote, die Guide schon oft an Fever wahrgenommen hatte – besonders, wenn jener einen seiner Wutausbrüche bekam. Sie stammen alle von Wind's Hive…

Bei genauerer Betrachtung konnte er sogar gewisse äußerliche Ähnlichkeiten erkennen, die er schon gelegentlich an Fever und Bonewhite bemerkt hatte: relativ schmale Nasen, ihr Haaransatz, die wachsamen Augen, die ausgeprägte Stirnpartie. Alle in dieser Wabeneinheit hatten diese Merkmale geteilt, mal mehr, mal weniger deutlich.

Was konnte klarer strukturiert sein, als eine Wabeneinheit? Die Quartiere der Offiziere lagen in der Nähe der Einheiten, die sie befehligten, oftmals in verschachtelten Gängen. Ingenieure, Techniker und Wissenschaftler wohnten in Clustern, deren Grundrisse jeden Wartungsarchitekten zum Verzweifeln bringen konnten.

Guide war sich sicher: er musste Precision auf sein eigenes Schiff versetzen. Und Sudden hier zum Zweiten Offizier ernennen. Damit würde er Bonewhite wohl gleich zwei Gefallen auf einmal erweisen – nach ihrem letzten Streit das Mindeste, was er tun konnte. Wahrscheinlich überlegte sein Zweiter Offizier gerade, ob er dem Signal seines Commanders überhaupt folgen sollte. Aber die Menschen würden darauf bestehen und Bonewhite und Ease würden ihn – trotz aller Unstimmigkeiten und Gereiztheit der letzten Tage – nicht so hintergehen, dafür steckten sie selbst viel zu tief mit drin.

Gutgelaunt und optimistisch betrat er den Thronsaal und wurde heftig von der Mischlingsfrau angefahren – zu Recht. Und kaum hatte er sie halbwegs beruhigt und ihr seine weiteren Pläne dargelegt, erschien auch schon Malice mit der nächsten Herausforderung.

Auf dem Weg zur Brücke gab er ihr noch letzte Anweisungen, doch die überging sie dann völlig – sie opferte bewusst gute Kämpfer, gute Piloten, um sich an ihm zu rächen! Außerdem war die Kommandostruktur zu schwach besetzt, zu sehr auf den Commander zentriert, um einem Gegenangriff standzuhalten – sie würden diesem Kampf unweigerlich verlieren! Bestenfalls würde Malice ihr gleich hier die Kehle aufschlitzen, um seinen Hive zu retten, wenn er, Guide, ihm nicht zuvor kam…


weiter: Kapitel 9
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