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Die zwei Seiten einer Münze (1) von silverbullet27

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Kapitel 4 - Zahl

Es war so weit. Die Lanteaner waren bereit, sich auf den Plan einzulassen und er, Guide, sollte – musste! – an den Vorbereitungen teilnehmen. Da der Hive sich zuerst noch mit einem anderen Schiff treffen sollte, war er auf den Sternenring angewiesen, um rechtzeitig zu der geplanten Operation einzutreffen. Und wie konnte es anders sein: kaum war er aus dem Ereignishorizont herausgetreten, umringten ihn die Krieger der Menschen mit einsatzbereiten Waffen. Innerlich schmunzelnd folgte er seiner „Leibwache" durch die Stadt, die ihm langsam aber sicher recht vertraut erschien. Was für ein Aufstand, nur für ihn allein. Und dann erst der Wilde, der ihn auf einem der Gänge angehalten hatte… Ungezügelt wie eine Drohne und der Mischlingsfrau doch so treu ergeben wie ein Pallax seiner Königin. Eine erfrischende Kombination. Diese neuen Lanteaner zu studieren war ihm immer wieder eine Freude.

Gutgelaunt machte er sich zusammen mit der kleinen Heilerin ans Werk. Auch eine interessante Person. Obwohl er ihre Angst riechen konnte, versank sie völlig in ihrer Arbeit und jegliche Unsicherheit war hinweg geblasen. In ihr brannte ein Feuer, das sowohl von Neugierde wie auch… wie nannten es die Menschen? …Moral geschürt wurde.

Zunächst hatte Guide geglaubt, Moral wäre eine Schwäche, ein naives Nichtakzeptieren der Wirklichkeit, aber mittlerweile wusste er es besser. Es war ihr Ideal, dem sie nacheiferten, auch wenn sie nur selten erfolgreich dabei waren. Diese neuen Lanteaner formten sich ihre Wirklichkeit, bis sie sich ihren Vorstellungen von Moral anpassten – jeder Einzelne von ihnen. Darin unterschieden sie sich eindeutig von denen, die sie Antiker nannten, auch wenn ihnen das nicht bewusst war.

„Ich habe hier ein Problem…", ließ sich die, die sie Dr. Keller nannten, vernehmen und trat zu ihm hinter die Glasscheibe, woraufhin die Wachen nervös ihre Waffen erhoben.

Als ob er nichts Besseres zu tun hätte, als gerade jetzt und hier eine Geisel zu nehmen – oder womöglich noch seinen Hunger zu stillen. „Ich sehe es", brummte er und tippte die Daten in das Terminal. Menschen und Wraith waren sehr unterschiedlich. Auch wenn die Mischlingsfrau teilweise Gene besaß, die sie für diese Operation nur zu aktivieren brauchten, gab es noch genug, das einzig durch plastische Chirurgie erschaffen werden konnte, um die Illusion zu schaffen, es mit einer echten Königin zu tun zu haben.

Geduldig erklärte er der Heilerin, was sie zu tun hatte, berührte sie sogar einmal kurz – aus reiner Neugierde – und war gleichzeitig erstaunt und enttäuscht. Erstaunt darüber, dass die Heilerin ihre Angst völlig vergessen zu haben schien und nur noch an die ihr gestellte Aufgabe dachte. Enttäuscht, weil die Menschen so taub und blind waren. Ein Wraith hätte nur einem Bruder erlaubt, sich so derart nähern zu dürfen, um die chemischen Informationen aus dessen Hautsekret aufzunehmen. Die Menschen hingegen waren weder in der Lage, im Geiste miteinander zu kommunizieren, noch chemische Botschaften bewusst zu versenden. Wahrscheinlich redeten sie deshalb so viel. Gaben sich Namen, die nach nichts schmeckten. Sprachen über Gefühle, ohne den wahren Sinn in ihre Worte kleiden zu können. Vielleicht waren sie deshalb so daran interessiert, eine verbindliche Moral, ein Ideal, für alle ihrer Spezies zu definieren.

Guide zweifelte daran, dass es ihnen innerhalb der nächsten Zwei- oder Dreitausend Jahre gelingen würde. Allerdings würde er diese Entwicklungen nur zu gern selbst verfolgen.

Seufzend beobachtete er den Fortschritt der Operation und überließ sich seinen Gedanken. Viele junge Clevermen waren zu Beginn ihrer Laufbahn noch ängstlich, hielten sich sehr zurück und nur in wenigen brannte ein ähnliches Feuer, wie es in der Heilerin zu spüren war. Aus eben jenen wurden später meist die begabtesten Forscher, Ingenieure, Wissenschaftler, aber es dauerte seine Zeit, bis sie ihre Überzeugungen auch gegen ihre Vorgesetzten zu verteidigen wussten. Fever war einer von ihnen gewesen. Doch Guide wäre niemals auf ihn aufmerksam geworden, hätte er damals nicht versucht, mehr über Bonewhite zu erfahren.

Fever hatte Zeit und Raum um sich herum völlig vergessen können und seine Ansichten beizeiten mit unangebrachter Heftigkeit vertreten, selbst für einen Wraith. Einerseits verwunderlich, anderseits aber auch nachvollziehbar, dass es zu einer Bruderschaft zwischen diesem Hitzkopf und dem kühlen Taktiker Bonewhite gekommen war. Beide stammten ursprünglich aus Wind's Hive. Es war üblich, dass zum Zwecke der „Blutauffrischung" und zur Wahrung des Gleichgewichts die Hives untereinander ihre Jungen austauschten. Noch bevor zu erkennen war, welche Begabungen in ihnen steckte.

Beide hatten zunächst als Technikhelfer ihre Ausbildung bei den Clevermen begonnen. Während Fever innerhalb nur weniger Jahre bereits zum Techniker avanciert gewesen war, hatte Bonewhite sich den Blades zugewendet. Nicht unüblich, allerdings waren auch dort dessen Talente zunächst nicht erkannt worden. Was nicht zuletzt daran lag, dass Bonewhite sich immer schon nur selten zu Wort meldete, auch wenn er Fehler in den Planungen und Aktionen seiner Ausbilder erkannt hatte. Die Geschichte mit den eigenmächtig von ihm ausgesandten Drohnen hätte ihm um ein Haar das Genick gebrochen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Guide hatte schnell den Ausbilder ausfindig machen können, dessen Mission nur dank des Eingreifens des jungen Anwärters nicht in einer totalen Katastrophe geendet hatte. Hornet war ebenfalls kein Freund der vielen Worte, aber weitaus gesprächiger, als sich sein Zögling präsentiert hatte: ‚Bonewhite ist nicht dumm. Aber dumm genug, sein Wissen nicht auszunutzen.'

‚Also hast du bewusst diese Flanke offen gelassen und abgewartet was geschehen würde?', hatte Guide nachgefragt und die Stirn gerunzelt.

Hornet hatte zunächst geschwiegen. ‚Ich warte seitdem darauf, dass er das entweder gegen mich verwendet oder aber mich darauf anspricht. Aber er schweigt und lässt Firehead toben.'

Fragt sich, ob das Dummheit oder Loyalität ist. ‚Es wäre vielleicht angebracht, dass DU die Angelegenheit klärst. Erzähle Firehead, es wäre ein Test gewesen, den der Junge bestanden hätte.'

Bei seiner nächsten Mission hatte Guide darauf bestanden, dass Hornet und Bonewhite ihn mit einer Schwadron Drohnen begleiteten. Noch war der Krieg nicht erklärt worden, aber die Impertinenz, mit der die alten Lanteaner immer wieder in den Randgebieten des Herrschaftsbereichs der Wraith auftauchten, Fragen stellten und ganze Herden zum Auswandern anregten, hatte nicht mehr nur noch etwas Lästiges an sich.

Ein abgeschossenes Aufklärungsschiff hatte Gelegenheit geboten, mehr über den Feind zu erfahren. Während Guide die Daten herunter lud, hatte er genügend Gelegenheit, die beiden Blades zu beobachten. Hornet war ein Ausbilder mit gutem Ruf gewesen. Besonnen, geduldig und von sicherem Auftreten. Auch er stand häufig mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da, eine Geste, die sein Schüler offensichtlich übernommen hatte, ohne bisher jedoch die zugehörige Aura von innerer Stabilität und Unerbitterlichkeit ausstrahlen zu können. Er war damals eben noch nur ein Anwärter, kein gestandener Schwadronskommandant mit vielen Jahren Erfahrung.

Guide riss sich von seinen Gedanken los und wies die Heilerin auf ein Problem hin, dass er mit der Gestaltung der Hautfarbe der Mischlingsfrau bekam. „Sie ist zu dunkel. Vielleicht, wenn wir uns auf das Gesicht und die Nährhand beschränken…", überlegte er und kniff die Augen zusammen.

„Ich dachte immer, dass Ihre Königinnen sich recht freizügig kleiden würden, würde es nicht auffallen, wenn Teyla dann mit hochgeschlossenem Kragen herumrennen würde?", fragte Dr. Keller nach und ließ für einen Moment das Skalpell sinken.

„Eine Königin kann tun, was sie will. Niemand wird sie nach so etwas Banalem fragen." Snow, SEINE Snow, hatte es geliebt, sich von Kopf bis Fuß in schimmerndes Schwarz zu hüllen. Und damit versprach sie weit mehr als die anderen, die ihre Reize so offensichtlich machen. „Ich werde Anweisung geben, ihr entsprechende Kleidung herzustellen, sobald mein Schiff in Kommunikationsreichweite kommt."

„Mr. Woolsey hat aber schon…"

„Nein!", unterbrach Guide sie fauchend, riss sich aber zusammen und fügte versöhnlicher hinzu: „Wraith besitzen ein anderes optisches Spektrum als die Menschen. Und Sie werden gar nicht wissen wollen, wie derart zusammengewürfelt wir Ihre Kleidung empfinden, Dr. Keller." Er zwang sich zu einem Lächeln. „Es wäre fatal, wenn das von Mr. Woolsey genehmigte Kleidungsstück bei meinem Volk den Eindruck eines Lumpen erwecken würde, nicht wahr?"

„Ja, das wäre es wohl…", sagte Dr. Keller nachdenklich und wendete sich wieder ihrer Patientin zu.

„Wir sollten ihr Haar schwarz gestalten.", brummte Guide. Wenn die Mischlingsfrau sich schon wie Snow kleiden musste, könnte er es nicht auch noch ertragen, sie vielleicht mit rotem Haar zu sehen. Das würde zu viele alte Wunden aufreißen, nicht nur bei ihm.

Und wieder musste er an Fever denken. Nach Monaten, in denen er trotz intensiver Beobachtung so gut wie nichts über Bonewhite in Erfahrung hatte bringen können (was ihn nur noch neugieriger gemacht hatte), war das Fachgebiet des jungen Technikers ihm nur zu recht gekommen. „Transkribieren und entkodieren. Zur Analyse zurück an mich", hatte Guide gefordert und Fever ein Datenpad in die Hand gedrückt.

Auch wenn er selbst dazu sehr wohl in der Lage gewesen wäre, so hatte er die Gelegenheit, die sich ihm hier bot, nicht verstreichen lassen wollen. Einige Stunden später hatte der Techniker wieder vor ihm gestanden und ihn mit unverhohlener Neugierde angestarrt, bis er, der Etikette gehorchend, den Blick senken musste.

„Was ist es nur, das ihr Jungen ständig durch Anstarren über mich herausfinden wollt!", hatte Guide geknurrt und die Augen zu schmalen Schlitzen verengt.

Fever hatte etwas gezögert, dann aber geantwortet: „Man fragt sich, weshalb ein so begabter Pilot, wie Ihr es seid, seine Karriere aufgab und noch einmal bei den Clevermen anfing… als einfacher Technikhelfer…"

„Ach, das fragt man sich also? Wer ist man?", war die nächste Frage, die Guide gestellt hatte.

Der Techniker hatte geschluckt, dann meinte er kleinlaut: „Nur wenige, Sir. Wir sind nur neugierig…"

Eine ehrliche Antwort, die er schon damals zu schätzen gewusst hatte.


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