Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Die zwei Seiten einer Münze (1) von silverbullet27

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Kapitel 3 - Zenana

Es gab nicht viele, die sich in diesem Bereich des Schiffes aufhalten durften. In fast unmittelbarer Nähe des Thronsaals, damit sie immer um ihre Königin sein konnten. Ein Schwarm innerhalb des Schwarms, von ihr ausgesucht, eingeladen und an sie gebunden. Unter Snow hatte es zahlreich belegte Quartiere hier gegeben. Dann forderten Krieg und Hinterlist ihr größtes Opfer und Guide, als einer der wenigen, die sich als Gefährte der Königin hatten bezeichnen dürfen, hatte ihnen den Weg gewiesen. Es waren die Lords der Zenana gewesen, die den Hive bewahrten – und den Rest des Schwarms betrogen. Riskante Manöver und Unglücke, aber auch bewusste Selbstopfer hatten dann den Inneren Kreis stark ausgedünnt.

Nun waren nur noch drei von ihnen über: Guide, der letzte Gefährte, Bonewhite und Ease, die letzten der Pallax. Und wieder betrogen sie den Schwarm, damit ihre Schwäche nicht bekannt würde. Ein Hive ohne Königin galt als Freiwild – jede andere Königin hätte Anspruch auf ihn erheben, ihre eigenen Gefolgsmänner einsetzen und sämtliche Strukturen, die noch übrig waren, gänzlich zerrütten können.

Das galt es zu verhindern.

Der leichte Wachschlaf, in den er schließlich gefallen war, wurde jäh unterbrochen, als er Schritte auf dem Gang vernahm. Die Schritte wurden lauter, endeten direkt vor der Tür zu seinem Quartier und Bonewhite setzte sich auf. Dann entfernten sie sich wieder, bewegten sich in Richtung des verwaisten Thronsaals. Ease hätte es nie gewagt, diesen Weg einzuschlagen. Nach kurzem Zögern erhob sich Bonewhite von seinem Lager, zog den Mantel über und folgte der stummen Einladung.

Guide stand mit gesenktem Kopf vor dem Thron. Er wusste, wer ihm gefolgt und einige Schritte hinter ihm stehen geblieben war. „Ich vermisse sie. Beide.", sprach er seine Gedanken laut aus.

Bonewhite sagte nichts. Er hielt seinen Geist verschlossen und beobachtete aus respektvollem Abstand. Er wollte nicht zugeben, dass es ihm ähnlich ging. Dass ihm der Anblick des leeren Throns jedes Mal wieder das Herz zerriss. Genau wie es Ease fühlte. Und weshalb letzterer diesen Ort mied. Weswegen sie ihn eigentlich alle mieden.

„Man sollte meinen, nach all den Jahren würde der Kummer verblassen." Guide wendete sich zu seinem Stellvertreter um und das traurige Lächeln eines alten Mannes huschte über sein Gesicht. Wie so oft stand dieser mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da, einer Statue gleich. Guide schüttelte den Kopf, trat zu dem Jüngeren und flüsterte: „Aber dem ist nicht so."

Ein kurzes Flackern im Blick war die einzige Regung, die Bonewhite sich erlaubte. Er hatte gewusst, noch bevor er den Thronsaal erreichte, dass er Guide in die Falle getappt war. Hier, an diesem Ort, gab es keinen Platz für Zorn. Nur Trauer. Und Angst. Angst vor der ungewissen Zukunft. Nur hier wäre es möglich, ihn endgültig zu überzeugen.

‚Ich hoffe, der Dolch in deinem Ärmel ist scharf genug, mir einen schnellen Tod zu bescheren', drang Guide trotz allem Widerstand in seinen Verstand ein, ‚denn ich denke, dass du mir dieses Privileg zugestehen wirst.'

Bonewhite schloss die Augen, kämpfte gegen die aufkeimende Wut an, atmete tief durch und fauchte: „Es ist genug!" Grimmig riss er die Augen wieder auf und starrte seinen Commander ärgerlich an. ‚Was willst du? Ich respektiere deine Entscheidung! Ich folge deinen Befehlen, was also willst du?'

‚Dass du verstehst! Verstehst, warum ich nicht anders handeln kann – und es akzeptierst. Oder aber, dass du dem Ganzen ein Ende bereitest, bevor du mich hintergehen musst! Weil es dir deine Ehre befiehlt.'

Für den Bruchteil einer Sekunde war Bonewhite tatsächlich versucht, diesem durchtriebenen alten Wraith die Kehle aufzuschlitzen, doch er atmete nur erneut tief durch und riss sich zusammen. ‚Ich verstehe es.'

‚Aber kannst du es auch akzeptieren?' Guide's Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er versuchte, noch tiefer in den Geist des anderen einzudringen, dessen letzten Schutzwall zu durchdringen. Ein Gefühl von Schwäche, von Unsicherheit zu finden.

Doch diesen Gefallen wollte Bonewhite ihm nicht tun. ‚Wenn es dein Befehl ist, lautet die Antwort Ja.' Er senkte den Blick und gab sich wieder ungerührt.

Seufzend schüttelte Guide den Kopf. „Verzeih mir. Ich verstehe deine Abneigung. Ich teile sie, aber wir haben nicht mehr viele Optionen."

Bonewhite schwieg, doch etwas seiner eigenen Hoffnungslosigkeit drang aus seinem Innersten hervor. Guide hatte gesiegt – wie immer, wenn sie geteilter Meinung waren. Die Lanteaner hatten sich bereits einmal als sehr nützlich erwiesen. Wenn sie nun wieder einer Zusammenarbeit zustimmten, könnte der Hive gerettet werden. Sollte dieser irrsinnige Plan gelingen.

„Welch Ironie… hier stehen wir und trauern, streiten und sorgen uns, genau an dem Ort, an dem wir beide einmal die schönsten Zeiten unseres Lebens verbrachten…"

„Ja. Weise gewählt", gab Bonewhite zu und fühlte, wie auch der letzte Widerstand in ihm zerbrach. „Ich vermisse sie auch."

„Wirst du es ertragen können, dass bald eine andere ihren Platz einnehmen wird, wenn auch nur für kurze Zeit?", fragte Guide nach und fügte hinzu: „Und dass sie eigentlich ein Mensch ist?"

„Verlange nicht von mir, dass ich dann dabei sein werde."

„Nein, das hätte ich nie. Aber wirst du trotzdem noch treu zu mir stehen, wenn das alles vorüber ist, mein Freund?"

„Es gibt keinen anderen Weg, um dein Ziel zu erreichen – und es wird dem Hive dienen." Mein Freund.

„Dann akzeptierst du es jetzt und wirst mich unterstützen?"

Bonewhite ließ die Schultern sinken. „Das muss ich wohl."

„Gut." Guide entspannte sich etwas und betrachtete voller Schmerz den leeren Thron.

„Trotzdem ist sie schwach. Viel schwächer, als du behauptet hattest."

„Es gibt einige Unsicherheiten, ja."

Einige Unsicherheiten… Bonewhite schüttelte den Kopf. Es würde ihm niemals gelingen, seinen Commander in dieser Sache noch umzustimmen. Schlimmstenfalls würde er ihm seinerseits ein vorzeitiges Ende bereiten und den Plan trotzdem durchsetzen. Und was dann aus dem Hive werden würde, wollte er sich gar nicht erst ausmalen. ‚Was ist mit Ease? Traust du ihm?'

‚Nicht so sehr, wie ich dir traue. Jetzt.' Guide atmete tief durch und fügte hinzu: ‚Sollte etwas schief gehen, verlasse ich mich auf dein Urteil, was die anderen Menschen angeht. Lass dir nichts von Sudden oder Ease einreden!'

Bonewhite verzog kurz die Mundwinkel. ‚Du solltest mich besser kennen.'

‚Hunger und Sudden's ungefragte Meinung können durchaus ihre Wirkung haben…' Guide lachte und schlug dem Zweiten Offizier freundschaftlich auf die Schulter.

Nun musste auch Bonewhite grinsen.


weiter: Kapitel 4

Schlusswort:

A/N: Eine Zenana ist ein hinduistischer bzw. indisch-muslimischer Bereich eines Hauses, der Fremden vorenthalten ist – eine Art Harem. Die Idee stammt nicht von mir, sondern aus dem Buch „Homecoming", das ich bereits erwähnt habe. Es ist vernünftig anzunehmen, dass eine Hive-Königin eine gewisse Auswahl an „Samenspendern" und Gefährten trifft, die sie nahe um sich haben will.

Der Begriff Pallax existiert offiziell nicht, aber (Recherchefreak lässt grüßen) im Lateinischen gibt es das Wort „pallaca" für Konkubine. Ich nehme mal ganz stark an, dass Graham und Scott so eine männliche Wortform schaffen wollten, die ich hiermit übernehme. Konkubiner klingt saublöde. Geliebter setzt eine emotionale Verbindung voraus, die von der Königin ausgeht, Liebhaber eine von männlicher Seite. Angesichts des so oft betonten insektoiden Ursprungs der Wraith tippe ich aber eher auf eine von Pheromonen gesteuerte Nutzgemeinschaft, in der die Königin unangefochten dominiert – bye, bye Romantik… - nein, ganz so schnell geben wir doch nicht auf, oder? *fg* Das wäre das Aus für so viele, unendlich traurige FFs, die sich im Net tummeln. Und besonders für die, die von unsterblicher (und erwiderter) Liebe ausgehen!

Okay, ich bin eine Zynikerin. Bitte nicht beißen!

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.