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Die zwei Seiten einer Münze (1) von silverbullet27

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Kapitel 2 - Zahl

Sie ist deine größte Schwäche.

Guide knurrte – vor allem sich selbst an. Er hätte nicht so hart sein sollen, immerhin war Bonewhite's Ehrlichkeit auch dessen größte Stärke. Und zu einem nicht eben geringen Anteil auch Basis ihrer fast freundschaftlichen Beziehung. Das, Respekt und ihrer beider Glaube an den Sinn der Strukturen. Es gab sonst niemanden mehr in der Allianz, dem er so weit vertrauen konnte, wie er in der Vergangenheit schon öfter hatte erleben müssen.

Nachdem die Besucher sein Schiff wieder verlassen hatten, war er in sein Quartier zurückgekehrt und noch einmal durch die Berichte gegangen, die ihm zu „Michael" und dessen Forschungen vorlagen, doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab.

Er erinnerte sich noch gut daran, wie er vor langer Zeit auf seinen heutigen Stellvertreter aufmerksam geworden war: eben durch dessen Stille. Blass, verschlossen und still war der junge Blade damals gewesen. Und niemand hatte ihm zugetraut, je ein eigenes Schwadron führen zu können. Wie hatten sie sich doch damals getäuscht. Selbst er hatte zunächst nicht das gesamte Potential dieses Jungen erfasst. Und manchmal fragte er sich, ob er es je könnte, bis dieser ihm tatsächlich eine Klinge durch die Kehle ziehen würde.

Solche Vorwürfe wie vorhin waren wahrlich keine gute Idee. Wie lang hatte es gedauert, bis Bonewhite überhaupt einmal etwas geäußert hatte, das über das Offensichtliche hinausging. Übertriebener Ehrgeiz war keine hervorstechende Eigenschaft seines Stellvertreters, wohl aber seine Überzeugung, den Hive um jeden Preis verteidigen zu müssen. Wenn nötig auch gegen ihn. Und dafür würde er nicht viele Worte verschwenden.

Guide seufzte und schob die Berichte beiseite. „Michael" war ein Monstrum, das die Lanteaner erschaffen hatten. Und doch waren die Forschungen, die dieser betrieben hatte – und vielleicht noch betrieb – nicht neu. Immer wieder hatte es in der Vergangenheit Einzelne gegeben, die sich damit beschäftigten, neue Nahrungsquellen aufzutun. Nur sein Ansatz war ein völlig neuer: nicht mehr die Nahrung zu verändern, sondern die Konsumenten, die Wraith.

Vielleicht sollte er Bonewhite noch diesen Abend aufsuchen und ihn zu überzeugen versuchen? Wer wusste schon, wann die Lanteaner sich melden würden… bis dahin musste er sicher sein, dass er zumindest von seinem eigenen Schiff volle Unterstützung erwarten konnte. Aber höchstwahrscheinlich grollte ihm sein Stellvertreter noch zu sehr. Andererseits war es auch nicht klug, ihn zu lang seinen eigenen Gedanken zu überlassen. Gerade nach den heutigen Vorwürfen könnte es auch gut sein, dass Bonewhite sich wieder völlig in sich zurückzog und ihn ohne Rat zurückließ. Es wäre nicht das erste Mal. Warum konnte dieser Wraith nicht einfach seiner Wut freien Lauf lassen, wie es jeder andere getan hätte?

Nein, wahrscheinlich war Bonewhite völlig ungerührt auf der Brücke erschienen, hatte Anweisungen gegeben und sich in Arbeit vergraben. Wie es eben seine Art war. Und unter der Oberfläche würde es zunächst kochen, sich später abkühlen und irgendwann die Rechnung kommen. Gut überlegt und nachhaltig. Wie immer.

Wütend schlug Guide mit der Faust auf den Tisch, dass dieser heftig erzitterte.

„Du tätest gut daran, dein Glück bei den Clevermen zu versuchen!", hatte Firehead, der First-Watch Captain, damals Bonewhite angefahren, gerade, als Guide in den Trainingsbereich der Drohnen gekommen war.

„Ich brauche ein Schwadron.", hatte Guide knurrend gefordert. Er hatte nicht vorgehabt, sich in Streitigkeiten dieser Abteilung einzumischen, warum auch? Das ging ihn als damals schon hochrangigen Wissenschaftler nichts an. Andererseits war er auch nicht begeistert darüber, dass einige Blades die Clevermen als Abladestelle für ihre weniger für Kämpfe geeigneten Offiziersanwärter erachteten. Misstrauisch hatte er den Zurechtgewiesenen gemustert, während Firehead eine Schwadron zusammenstellte. Fünf Drohnen, ein Offizier, ein junger Anwärter.

Guide hatte die Auswahl kurz begutachtet, dann genickt und war vorangegangen. Doch die undurchdringliche Miene des jungen Blades, den man ihm nicht mitgegeben hatte, ließ ihn nicht mehr los. Er hielt inne und kehrte zu Firehead zurück. „Was ist mit dem da?", hatte er gefragt und auf Bonewhite gedeutet.

„Der macht nur Ärger. Hat mich erst neulich zwei Drohnen gekostet", hatte Firehead entgegnet und die Zähne gefletscht, was den Anwärter allerdings nicht im Geringsten zu beeindrucken schien.

„Wie das?"

„Schickte sie auf eigene Faust los, damit sie in eine Lanteaner-Patrouille laufen konnten."

„Ärgerlich."

„Allerdings. Wenigstens gab es bei dem Einsatz nicht noch mehr Verluste."

Guide hatte daraufhin nur gebrummt und den Anwärter umkreist, der bisher regungslos dagestanden hatte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. „Vielleicht sollte er auf meine Mission mitkommen. Lanteaner sind nicht zu befürchten, aber der Commander besteht auf eine Eskorte."

„Seid Ihr sicher? Ich könnte schwören, dieser da findet unter jedem Stein noch welche…" Firehead war von dem Vorschlag ganz und gar nicht angetan gewesen.

„Nun, Steine wird es genug geben. Aber ich will ihn. Behalte den anderen Anwärter." Guide war sich bewusst gewesen, dass er damit gleich mehreren vor den Kopf stieß, aber die Geschichte faszinierte ihn. Er hatte sich erinnert, zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Variationen zu diesem Vorfall gehört zu haben – warum nicht einen ursprünglich Beteiligten dazu befragen?

Ja, Neugierde war schon immer eine treibende Kraft in seinem Leben gewesen. Guide stand von seinem Stuhl auf und ging zur Brücke. Wieder Erwarten war von Bonewhite nichts zu sehen.

„Status?", fragte er.

„Alten Kurs wieder aufgenommen. In 30 Stunden erreichen wir den Treffpunkt", antwortete Sudden und runzelte die Stirn. Es war ungewöhnlich, dass der Commander sich selbst den Statusbericht geben ließ. Meist war dieser von Bonewhite bestens informiert, bevor er auf der Brücke auftauchte.

Guide war diese Geste nicht entgangen, doch er würde unter keinen Umständen darauf eingehen. Oder gar nach dem Verbleib seines Stellvertreters fragen. Besonders nicht Sudden, der ihm schon oft ein Dorn im Auge gewesen war. So sehr Guide ambitionierte Offiziere bevorzugte, lehnte er Speichellecker ab. Und Sudden war beides.

Sollten die Männer eben glauben, er wollte sich nur die Füße vertreten oder unangekündigte Kontrollen durchführen, von der Meinungsverschiedenheit der beiden Führungsoffiziere würden sie nichts erfahren.

Sie waren schon einige Stunden auf dem Planeten gewesen, den Guide nach Hinterlassenschaften der Lanteaner absuchen sollte, bevor er die Gelegenheit bekam, den jungen Blade ungestört nach dem Vorfall zu befragen. Bis dahin hatte dieser sich kaum gerührt, nur hin und wieder durch den offenen Mund geatmet, um eine eventuelle Witterung besser aufnehmen zu können.

„Warum hattest du die Drohnen ohne Wissen deines Ausbilders losgeschickt?", hatte Guide gefragt und weiter missmutig in den verkohlten Resten des ehemaligen Außenpostens der Lanteaner gestochert.

Bonewhite hatte ihn zunächst nur ausdruckslos angeschaut. Als keine Antwort kam, war Guide ärgerlich geworden: „Ich bin es gewöhnt, dass auf meine Fragen geantwortet wird!"

„Ich empfand es als notwendig."

„Notwendig?" Guide hatte sich vor dem jungen Blade aufgebaut und in dessen Gesicht nach irgendeinem Hinweis auf dessen Gefühle gesucht.

„Ja." Bonewhite senkte – wie es angemessen war – den Blick, doch von Emotionen war nichts zu erkennen gewesen.

Kein Wunder, dass Firehead diesen hier hasst. Er spielt wirklich mit der Geduld anderer… ‚Und wieso hast du es als notwendig empfunden, wenn ich fragen darf?', fragte er persönlicher nach.

Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ein Muskel in den sonst unbewegten Gesicht des Anwärters gezuckt, bevor er antwortete: ‚Eine der Flanken war ungedeckt.'

Guide hatte etwas erstaunt den Kopf in den Nacken gelegt. ‚Und das war deinem Ausbilder nicht aufgefallen?'

Keine Antwort, keine Regung.

‚Da musste erst einem naseweiser Anwärter in den Sinn kommen, zwei Drohnen auszuschicken, die dann auch prompt auf den Feind trafen… Das ist geradezu bedenklich…' Guide war beeindruckt gewesen. Sowohl von Bonewhite wie auch der Tatsache, dass da jemand extrem nachlässig gewesen war. So nachlässig, dass es wahrscheinlich nur diesem Grünschnabel zu verdanken war, dass einzig zwei Drohnen zu den Opfern gezählt werden mussten.

Nie würde Guide den ersten Blick von Bonewhite vergessen, in dem er ein Gefühl erkennen konnte. Es war weder Furcht, Überheblichkeit noch Misstrauen gewesen, sondern Neugierde.


weiter: Kapitel 3
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