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Die zwei Seiten einer Münze (1) von silverbullet27

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Kapitel 1 - Kopf

Deine Ehrlichkeit wird noch einmal dein Untergang sein.

Jeder andere, den er kannte, hätte seinem Ärger jetzt Luft gemacht. Selbst Ease, der sich nur selten aus der Ruhe bringen ließ, hätte die Drohnen spüren lassen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.

Nicht so Bonewhite. Er würgte seinen Zorn so gut es ging hinunter und begab sich auf die Brücke. Er war bei der Besatzung wahrlich nicht als zimperlich bekannt – andernfalls hätten sie ihn auch nie als Zweiten Offizier anerkannt – aber er würde niemals persönliche Probleme an seinen Untergebenen ausleben. Und mehr als ein persönliches Problem war es nicht, das ihn jetzt so verärgerte.

Guide hatte ihre Beziehung schon immer bis an die eine oder andere Grenze strapaziert, eigentlich sollte er daran gewöhnt sein. Vielleicht lag es aber auch nur an ihrer derzeitigen Gesamtsituation, dass ihn persönliche Angriffe jetzt so tief trafen. Nein, auch vor dem Großen Schlaf hatte es ähnlich angespannte Zeiten gegeben und sie waren weitaus besser miteinander ausgekommen. Es lag daran, dass sein Commander sich verändert hatte in der Zeit seiner Gefangenschaft bei den Genii. Zu lang war er fort gewesen. Jeder hatte das gespürt, auch ihre Königin – und dennoch hatte sie ihn später wieder auf seinen alten Posten gesetzt.

„Status?", fragte Bonewhite nach einer Weile und trat an die Hauptkonsole.

„Die Menschen verlassen gerade den Hive", antwortete Sudden, bevor er dem zweiten Offizier die Konsole überließ.

Bonewhite überflog die Anzeigen, dann trat er wieder in die Mitte der Brücke. Wäre es nach ihm allein gegangen, er hätte diese Menschen nicht gehen lassen. Nahrung war knapp und es glich beinahe Verschwendung, welche entkommen zu lassen. Aber sein Commander wünschte es so. Auch wenn die Männer es nicht verstanden. Überall um sich herum spürte er die Verwunderung, nein, mehr noch die Verärgerung, die aufkeimte. Dem ersten, der es wagen sollte, etwas zu sagen, würde er das Genick brechen. Er straffte sich und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Meist reichte diese Geste schon aus, um auf der Brücke für Ruhe zu sorgen. Und sie verfehlte auch dieses Mal nicht ihre Wirkung.

„Alten Kurs setzen.", befahl er und spürte, wie langsam Ruhe in die Männer einkehrte.

Je länger er so dastand und die großen Anzeigen betrachtete, desto tiefer versank er in seinen Erinnerungen. An Guide's Rückkehr. Niemand hatte mehr daran geglaubt, als sie unerwartet die Nachricht von Bloodrose's Hive erhielten, dass sie einen Heimkehrer für Snow, ihre eigene Königin, hätten. Es war pures Glück gewesen, dass ausgerechnet ein Team von Bloodrose Guide aufgegriffen hatte, es hätte weitaus schlimmer kommen können. Snow und Bloodrose waren immer gut miteinander ausgekommen, für Wraith-Verhältnisse.

Bonewhite verkniff sich ein Schmunzeln bei dieser Erinnerung. Lightning war komplett das Gesicht entgleist, als er seinen alten Rivalen aus dem Shuttle steigen sah. Was er selbst für ein Gesicht gemacht hatte, wollte Bonewhite besser nicht wissen. Er wusste nur noch, dass er nach dem Schock eine große Erleichterung gefühlt hatte – die Jahre unter Lightning als Commander des Hives und der Allianz waren, gelinde ausgedrückt, frustrierend gewesen.

Und doch war er, Bonewhite, es gewesen, der seine Königin davon abhielt, Guide sofort seinen alten Status zurückzugeben. ‚Erst sollte er sich erneut beweisen', hatte er ihr geraten. Und Snow hatte entgegnet: ‚Du brauchst ihn nicht zu fürchten. Es war meine Entscheidung und Guide hat es zu akzeptieren.' Dann hatte sie gelächelt und beinahe geschnurrt: ‚Außerdem wäre ich ihm sehr dankbar, wenn er sich an meiner Stelle um Lightning kümmern würde… ich mache mir nicht gern selbst die Hände schmutzig.'

Es sollte noch einige Zeit dauern, bis der damalige Erste Offizier tot zu Füßen der Königin gelegen hatte und Guide seinen ihm zustehenden Rang einforderte und auch erhielt. Bis dahin war allen die Veränderung an dem Krieger aufgefallen – ob die Königin ihn je daraufhin angesprochen hatte, konnte Bonewhite nur ahnen. Entgegen aller zunächst ausgesprochenen Versicherungen war das Verhältnis zwischen ihm und der Königin immer distanzierter geworden, von beiden Seiten aus.

Später, als sie Snow endgültig verloren hatten, hatte Guide ihm den Kopf zurechtgerückt und gemeint: ‚Was hätte ich dagegen haben sollen? Sie war kein Kind mehr – und sie war unsere Königin.'

Sicherlich war auch das ein Zeichen für Guide's Veränderung – vor seiner Zeit in der Gefangenschaft bei den Genii hätte er Bonewhite nach dessen Geständnis wahrscheinlich durch den ganzen Hive gejagt und anschließend in Stücke gerissen. Nicht, dass der Commander nun plötzlich weichherzig ihm gegenüber geworden war, aber spätestens die Zeit bei den neuen Lanteanern, die Zusammenarbeit im Kampf gegen die Maschinenwesen, hatten Guide eindeutig verändert.

Und dann kamen wieder Tage, an denen Bonewhite ihm nichts, aber auch gar nichts recht machen konnte. Er ihn öffentlich demütigte, um sich Stunden später wieder seinen Rat einzuholen, als wäre nie etwas geschehen. Sudden meinte einmal, wahrscheinlich fürchte Guide den Einfluss, den er verloren und Bonewhite hingegen bei den Männern gewonnen hatte. Darum müsse er von Zeit zu Zeit beweisen, wer der Oberste Kommandierende des Hives war. Aber Bonewhite war sich bei Sudden nie wirklich sicher, ob er solche Aussagen ernst meinte oder nur versuchte, sich einzuschmeicheln.

Unwillkürlich hatte er begonnen, auf der Brücke auf und ab zu gehen. Erst, als er beinahe in einen Cleverman gerannt wäre, schreckte der Zweite Offizier aus seinen Gedanken hoch. Das hier führte zu nichts. Wenn Guide noch mit ihm sprechen wollte, würde er ihn zu sich rufen lassen. Oder ihn in seinem Quartier aufsuchen. Aber sicher nicht hier. Er übergab die Brücke an Sudden und lief die Gänge des Schiffs entlang. Zunächst hatte er gleich seine eigene Unterkunft aufsuchen wollen, doch das Laufen tat ihm gut. Es machte seinen Kopf frei. Immer weiter lief er, bis er vor dem Trainingssaal der Drohnen angekommen war.

Fasziniert beobachtete er, wie die muskelbepackten, aber ohne geistige Führung zu nichts brauchbaren Kämpfer aufeinander eindroschen. Seit Jahrtausenden hatte sich an den Kampfstilen kaum etwas geändert. Die Ausrüstung war verbessert worden, die Uniformen geändert, aber die Bewegungen waren immer noch die gleichen. Ob unbewaffneter Nahkampf, mit Schwertern oder Schockstäben: es gab Dinge, die sich wohl auch nicht zu ändern brauchten.

‚Sehnsucht?', drang eine vertraute Stimme in seinen Verstand und Bonewhite drehte sich um. Ease besaß die Gabe, sowohl überheblich wie auch freundlich zugleich zu lächeln.

‚Wohl kaum.', antwortete er und wendete sich wieder den Kämpfenden zu. ‚Dafür war ich zu lang an deiner Stelle.'

‚Dann ist ein offizieller Besuch?' Ease's Lächeln nahm etwas Katzenhaftes an, während er sich neben den Zweiten Offizier stellte.

‚Nein.'

‚In diesem Fall hätte ich dir auch nur mitteilen können, dass die Drohnen sich wie erwartet gut machen, wir allerdings immer noch zu wenige haben, um unsere Verluste auszugleichen.'

„Damit erzählst du mir nichts Neues", knurrte Bonewhite und bereute, dass seine Füße ihn hierher getragen hatten. Ease gehörte wie er selbst schon seit Jahrtausenden zum Inneren Kreis dieses Hives, aber sie waren nie Freunde, geschweige denn Brüder, geworden. Sie betrachteten einander mit Respekt, arbeiteten gut zusammen, aber im Grunde gingen sie sich aus dem Weg.

Sie standen eine Weile nur schweigend da und beobachteten, dann drehte Bonewhite sich um und schlug nun endgültig den Weg zu seinem Quartier ein.


weiter: Kapitel 2

Schlusswort:

A/N: Auch hier bleibe ich bei den Bezeichnungen, die Scott und Graham verwenden: Blades sind die Kriegeroffiziere, Clevermen die Forscher, Techniker und Ingenieure. Drohnen sind Drohnen – also die hässlichen Viecher *g*

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