Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Die zwei Seiten einer Münze (1) von silverbullet27

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Kapitel 10 – Kopf

‚Sudden, bleib wo du bist!' Bonewhite's Geduld erschöpfte sich langsam.

‚Wir sind im Hyperraum!', kam die gereizte Entgegnung des Meister der Darts.

‚Aber nicht lang, also halte dich bereit!'

‚Ich kann mich auch auf der Brücke bereithalten!'

‚… und ich kann dich hier auf der Brücke schneller deines Postens entheben, wenn es das ist, was du möchtest!' Bonewhite atmete tief durch, Sudden war jetzt der letzte, den er in seiner Nähe brauchte.

‚Das würdest du nicht wagen, Guide würde mich sofort…'

‚Guide ist im Moment nicht an Bord und solang habe ich das Kommando, falls dir das entgangen sein sollte!' Er lauschte, doch zumindest für den Augenblick schien Sudden Ruhe zu geben. Wäre es nach Bonewhite gegangen, wäre Sudden bis heute noch nur ein einfacher Kreuzerkommandant geblieben. Aber Guide war der Auffassung, dass es sicherer war, mögliche Meuterer so nah wie es ging an sich zu binden, mit hohen Posten ruhig zu stellen und immer im Auge behalten zu können. Bonewhite hatte gegen Sudden's Beförderung zurück auf den Hive heftig protestiert, aber Guide war nicht zu überzeugen gewesen, dass es sogar den Abschuss eines der eigenen Kreuzer wert wäre, um sich Sudden endgültig vom Hals zu schaffen. Im Gegenteil, er hatte sogar gelacht und es für einen Scherz gehalten. Oder zumindest so getan.

Bonewhite wagte gar nicht, sich auszumalen, was geschehen wäre, hätte Sudden damals vom Tod der ersten Snow erfahren…

Damals, kurz vor Ende des Krieges gegen die alten Lanteaner, galt Bonewhite als Pallax der Königin, aber er war nie zu ihr gerufen worden, außerhalb von Ratssitzungen und offiziellen Anlässen. Er hatte ein – für sein Empfinden – riesiges Quartier in der Zenana bezogen, das Kommando über die Drohnen und Wachmannschaften geführt und war niemals zuvor so derart einsam gewesen. Verschiedene Unglücksfälle hatten auch den letzten seiner Wabenbrüder das Leben gekostet und Guide war häufig auf Missionen unterwegs gewesen, um Lanteaner-Technologie zu erbeuten. Zwar hatte Bonewhite in Guide damals noch nicht direkt einen Freund gesehen, aber zumindest wagte es Lightning nicht, ihn so offen anzugreifen, wenn der Gefährte der Königin an Bord gewesen war.

Einer der übelsten Scherze, die Lightning damals mit ihm trieb, war gewesen, sich öffentlich darüber auszulassen, dass selbst einer von Bonewhite's Untergebenen häufiger zur Königin gerufen wurde, als dieser. Andererseits hatte Ease damals schon ein sehr einnehmendes Wesen und sein Lächeln tat ein Übriges – nur Bonewhite hatte der Moonstone-Linie nie besonders viel abgewinnen können. Zu dünn, zu glatt, zu sehr von sich selbst überzeugt – und im Fall von Ease auch noch oft zu leichtfertig. Aber Snow hatte einen Narren an ihm gefressen, er war ein beliebter Ausbilder und im Grunde Bonewhite egal gewesen, solang Ease nicht mit seinem Posten liebäugelte.

Guide war Stunden zuvor von einer Mission zurückgekehrt und beschäftigte jeden einzelnen Cleverman an Bord mit seiner neuesten Entdeckung. Es war eine der wenigen Ruhepausen des Krieges gewesen, und der Zeitpunkt für das Treffen der Königinnen der Allianz immer näher gerückt. Bereits vor Tagen hatte Sniper, der damalige Commander des Hives, die Drohnen und Offiziere ausgewählt gehabt, die Snow und ihn zu der „Konferenz" begleiten würden. Ease war nicht darunter und dessen Laune auf einem Tiefpunkt, das war trotz des stoischen Lächelns unübersehbar gewesen.

‚Guide, du verpasst ihre Abreise, wenn du nicht jetzt zum Hangar kommst!', hatte Bonewhite den damals Zweiten Offizier erinnert – bereits zum dritten Mal.

‚Ich bin gleich da… aber wir empfangen hier Werte… nein, das hat Zeit, ich bin unterwegs.'

„Sind die Drohnen an Bord?", hatte Sniper gefragt und Bonewhite genickt. Auch die zwei Wachoffiziere, der Pilot, die Brückenmannschaft, alle waren bereits auf dem kleinen Kreuzer gewesen, nur Snow und Sniper fehlten noch.

Bonewhite hatte immer Respekt für Sniper empfunden, auch wenn dieser sich häufig von persönlichen Gefühlen leiten ließ, vor allem seiner Abneigung gegenüber anderen Gefährten und Pallax der Königin – und Ease im Besonderen. Letzterer hatte ein ärgerliches Knurren ertönen lassen, als der Commander sich von ihnen entfernte. ‚Halt den Mund', hatte Bonewhite Ease angefaucht. Er selbst hatte sich nichts Schlimmeres vorstellen können, als der Primary und sämtlichen Königinnen der Allianz auf einmal zu begegnen, aber in der Vorstellung des jüngeren Ease waren alle Wraith-Königinnen von absoluter Perfektion. Spätestens seit seiner Begegnung mit Stormeye war Bonewhite da allerdings anderer Ansicht.

Guide hatte die Abflugrampe nur Sekunden, bevor Snow von Lightning begleitet eintraf, erreicht und sich in der Gruppe der Lords eingereiht, die ihre Königin verabschieden sollten. Sniper hatte Guide offiziell das Kommando während seiner Abwesenheit übergeben und Snow ihnen allen noch einmal zugelächelt, bevor sie den Kreuzer betrat.

Minuten später hatte es Snow nicht mehr gegeben, war der Hive von Trümmerstücken getroffen worden und niemand wusste, was geschehen war. Es brauchte einige Stunden, bis die Ereignisse im Rat der Zenana zusammengetragen ein Bild ergaben: der Kreuzer war beim Eintritt in den Hyperraum explodiert – wie viele andere Wraith-Schiffe in der Galaxie auch. Ratlosigkeit, Trauer und ungerichtete Wut hatten sich zu einem gefährlichen Gebräu gemischt, das die Zenana zu sprengen vermocht hätte, wäre es nicht Guide gewesen, der ihnen einen undenkbaren Weg aufgezeigt hatte: „Unsere Königin hat eine Tochter. Sie ist ihr Ebenbild, nur wesentlich jünger. Wir müssten sie nur als Snow ausgeben, dann kann die Primary den Hive nicht für sich beanspruchen!"

„Bist du wahnsinnig?", hatte Lightning's Ruf den entstandenen Tumult übertönt. „Wie stellst du dir das vor?"

Als Ruhe eingekehrt war, hatte Guide ihnen berichtet, wo Snow's und seine Tochter aufwuchs – wie bei allen jungen Königinnen war ihre Existenz geheim gehalten worden, meist wussten nicht einmal die Väter von ihren Nachkommen. Es waren vor allem Guide's Freunde unter den Lords, die diesem Plan recht schnell zugestimmt hatten. Nach langer Debatte hatte sich auch Lightning bereit erklärt, diesen Betrug mitzutragen: „Wahrscheinlich kann es gar nicht mehr schlimmer kommen…"

Einzig Rime war nicht zu überzeugen gewesen – bis Bonewhite ihm wortlos die Kehle durchschnitt. Selbst Guide hatte seinen Schützling mit mehr als nur Verwunderung angestarrt gehabt und dann das entstandene Schweigen durchbrochen: „Ich nehme mal an, das war deine Zustimmung, Bonewhite…"

Ja, das war in der Tat seine Zustimmung gewesen. Und die Grundlage dafür, dass nur noch Lightning und seine Brüder ihn in Zukunft nicht respektieren sollten. In den nächsten Tagen war das Chaos, das durch das Attero-Gerät der Lanteaner verursacht worden war, wie sie später herausfinden sollten, ihr größter Schutz. Der Versuch, Snow's Tochter durch den Sternenring an Bord zu holen, endete mit einem weiteren Desaster, dem aber nur einige Drohnen zum Opfer gefallen waren – wenn man einmal von der halben Dartbucht und einigen eilig evakuierten Decks in der Nähe absah.

Sudden kam einige Jahre später als Überlebender von einem der Hives, die im Kampf um die Stadt der Lanteaner zerstört worden waren, an Bord. Er hatte die ältere Snow nie kennen gelernt – und wenn alles gut ging, würde er auch nie auf die falsche Königin Steelflower treffen.

Sie näherten sich ihrem Ziel und die neuen Lanteaner kamen pünktlich auf die Brücke um – nichts zu sehen. „Sie sind nicht da…"


weiter: Kapitel 11
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.