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Die zwei Seiten einer Münze (1) von silverbullet27

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Kapitel 9 - Uskhara

Zwölf Jahre nach Ausbruch des Krieges gegen die Lanteaner kam es zur Belagerung des Planeten Uskhara am Rande des Weidegebietes der Allianz, der auch Snow angehörte. In unterirdisch gelegenen Einrichtungen war es der dortigen Herde gelungen, fortschrittliche Waffen zu entwickeln. Es musste unbedingt verhindert werden, dass diese den Lanteanern in die Hände fielen. Der erste Angriff endete in einer Katastrophe. Dreihundert Darts waren ausgeschwärmt, einhundertundzwölf kehrten zurück. In ihren Transportspeichern waren die Muster der überlebenden Infanterie-Blades: sechsundzwanzig. Von knapp vierhundert, die durch den Sternenring gegangen waren. Die Verluste an Drohnen wurden nie bekannt gegeben.

Guide und Fever warteten mit vielen anderen vor dem Darthangar auf die Leerung der Speicher. Als man Bonewhite zu ihnen brachte, schrie Fever seine Erleichterung, Wut und Angst laut heraus. Er war nicht der Einzige. Guide hingegen blieb ruhig. Es gab nichts, was nicht schon irgendjemand an Bord des Hives gedacht, geschrieen oder anderweitig geäußert hatte. Gemeinsam trugen sie den Verletzten in Fever's Quartier – er hatte mittlerweile in einen der Cluster umziehen müssen, als Leiter der Dechiffrierungsabteilung gestattete man es ihm nicht mehr, irgendwo anders zu wohnen. Wenigstens gab es dort genug Platz für die Krankenpflege, die seit jeher von Brüdern und Freunden übernommen wurde. Es kam selten genug vor, dass ein Wraith sich nicht schnellstens selbst heilen konnte und auf die Hilfe anderer angewiesen war.

Fever tat sein Bestes, seinem Bruder Kraft zu geben, bis Guide ihn unterbrach: „Hör auf damit. Es bringt nichts, wenn du auch noch umfällst. Geh zu den Speichern, ich kümmere mich so lang um ihn."

Widerwillig folgte Fever dem Rat. Sobald die Türmembran geschlossen war, begann Guide mit der Untersuchung des Bewusstlosen: große Teile der Haut waren verbrannt, wann immer sie zu heilen schien, erschienen erneut Blasen und die Verbrennung kehrte zurück, breitete sich aber auch nicht weiter aus. Guide runzelte die Stirn: er hatte schon alle möglichen Formen von Brandwunden gesehen, aber diese ähnelte keiner ihm bekannten. Es war, als würde eine Säure immer wieder die gleichen Stellen verletzten und doch anders…

Er versuchte, Zugang zu Bonewhite's Geist zu erlangen, doch das Einzige, auf das er stieß, war Schmerz. Unendlicher, betäubender Schmerz. Überall im Hive spürte man Schmerz – von den Verwundeten, von ihren Brüdern, von jedem einzelnen Wraith. Selbst die Königin schien sich vor Schmerz zu winden – und Wut. Was immer auch die Uskhari entwickelt hatten, es war mächtiger als alles, was Wraith und Lanteaner bisher erforscht hatten. Den Sternenring hielt man angewählt und da dieser Herde keine Raumschiffe zur Verfügung standen, könnte der Hive noch jahrelang im Orbit bleiben und den Planeten belagern.

Er musste einfach herausfinden, was sich dort unten abgespielt hatte! „Verzeih mir…", knurrte er leise und legte seine Hände auf Bonewhite's unverletzte Schulter. Fühlte, schmeckte, bohrte sich am Schmerz vorbei in die Erinnerungen an den Kampf…

Feuer, meterhohe blaue Flammen, hell und knisternd, überall dort, wo die Kanonen der Uskhari hinfeuern. Eine Drohne, übergossen von Feuer, schreiend, um sich schlagend, reißt sich die Maske vom Gesicht, verbrennt, vergeht zu Asche. Ein Dart, getroffen, auch er brennt blau, dann zerbirst er in der Luft, brennende Wrackteile fallen überall um ihn herum zu Boden, rote und blaue Flammen. Ein Geruch wie brennendes Vieh, geschmolzenes Glas, Stahl der rostet, Elektrizität. Die Stadtmauer ist nicht weit, er befiehlt seinen Drohnen auf die nächstgelegene Kanone zu feuern, dann trifft ihn ein Trümmerteil, blaues Feuer fließt über ihn, verbrennt das Leder seines Mantels, ER brennt. Schmerz, nur noch Schmerz, dann Schwärze…

Entsetzt riss Guide seine Hände zurück. Als er selbst noch zu den Blades gehörte, war er Pilot gewesen. Kämpfe am Boden hatte er auch erlebt, aber niemals solch eine Schlacht. Er atmete tief durch, dann suchte er nach etwas, in dem er Hautproben in sein Labor bringen konnte. Er fand einen Becher und kratzte mit seinem Dolch etwas von Bonewhite's Verletzungen ab.

„Was tust du?" Fever war zurückgekehrt und kniete sich vor der Schlafecke neben ihn nieder.

„Hast du jemals Feuer gesehen, das sich wie Wasser verhält?" Guide runzelte die Stirn und betrachtete die Stelle, an der er gekratzt hatte. Irrte er sich, oder… „Hier!", er drückte Fever seinen Dolch in die Hand, „Zieh ihn aus und versuche, das Verbrannte zu entfernen. Nähre ihn und berichte mir, was geschieht, ob die Wunden schneller oder langsamer zurückkehren. Ich bin bald wieder da und löse dich ab!" Damit stürmte er davon.

Stunden später erschien Guide vor seiner Königin, verbeugte sich und sagte: „Meine Königin, Ihr müsst den Sternenring von Uskhara zerstören lassen!" Die versammelten Offiziere im Thronsaal raunten erstaunt und warteten gespannt auf die Reaktion ihrer Königin.

Snow beugte sich auf ihrem Thron vor und winkte ihren Pallax näher heran. „Warum sollte ich das tun? Welchen Nutzen soll das für spätere Erntezüge haben?"

„Niemand darf je wieder diese Welt betreten oder verlassen, meine Königin", antwortete er, „Noch weiß ich nicht genau, was für eine Waffe diese Herde entwickelt hat, aber ich weiß, dass die Kunde darüber niemals weiter getragen werden sollte!"

Die Königin runzelte die Stirn. ‚Du verlangst viel, Guide. Mehr, als dir zusteht.' Laut fragte sie: „Wann wirst du wissen, was für ein Grauen dort entwickelt wurde, Meister der Cleverman?"

„In ein paar Tagen, acht, vielleicht zehn. Meine Männer arbeiten daran. Bis dahin solltet Ihr nur aus der Luft angreifen…"

„Sind noch nicht genug gute Piloten heute von uns gegangen?", unterbrach ihn Lightning fauchend und bleckte die Zähne. „Nur, weil du früher einer von uns warst, heißt das noch lange nicht…"

„Still!", fuhr die Königin den Meister der Darts an. „Ich will hören, was Guide zu sagen hat!"

„Soweit berichtet wird, können die Menschen ihre Kanonen nur langsam ausrichten. Die Fußtruppen waren ihnen hilflos ausgeliefert. Die Darts hingegen… es waren wohl meist Zufallstreffer. In kurzen, schnellen Angriffsflügen sollte es gelingen, ohne große Verluste die meisten der Geschütze zu vernichten", schlug Guide vor und verneigte sich respektvoll. Er konnte spüren, wie die anfängliche Skepsis der Offiziere Überlegungen zur Machbarkeit des Planes wich.

„Und dann?", fragte Snow ihn und lächelte kalt, „Was soll dann folgen? Etwa die Zerstörung des gesamten Weidegrunds?"

„Ja, das wäre mein Vorschlag", antwortete Guide fest. ‚Als Exempel, meine Königin. Den Uskhari wurde gestattet, sich viel zu weit zu entwickeln. Und keine andere Herde sollte je erfahren, dass es möglich ist, unser Volk so erfolgreich angreifen zu können.'

‚Du hast Recht, Stormeye hat diesen Weidegrund viel zu sehr sich selbst überlassen. Trotzdem wird sie nicht glücklich darüber sein, wenn ich ihn vernichten lasse!' Snow schürzte die Lippen, dann meinte sie für alle im Thronsaal vernehmbar: „Der Sternenring soll zerstört werden. Aber ich werde keine weiteren Angriffe gestatten, bis du berichten kannst, was für Waffen das sind. Und ob wir sie selbst nutzen können."

Als Guide Fever's Quartier betrat, war dieser völlig erschöpft. „Du warst bei der Königin, erzählt man sich?"

Guide legte lächelnd den Kopf etwas schräg. „Ich war nicht untätig, sagen wir es so. Wie geht es unserem Patienten?"

„Nicht gut, aber besser. Die Wunden kommen wirklich nicht so schnell wieder zurück, aber es hört auch nicht auf", meinte Fever mit dem Unterton von Verzweiflung.

„Hm. Ja, das war zu erwarten", brummte Guide und begutachtete die Verletzungen an Bonewhite eingehend.

„Dann weißt du, was das für ein Feuer war?", fragte Fever aufgeregt und jegliche Erschöpfung schien von ihm abgefallen zu sein.

Guide schüttelte den Kopf. „Nicht genau, nein. Aber ich habe eine Ahnung…" Als Fever nicht aufhörte, ihn neugierig anzustarren, fügte er hinzu: „Sag es keinem, aber ich denke, die Uskhari haben eine Art Plasmafeuer entdeckt. Primitiv zwar, aber für den Kampf in einer Atmosphäre mit Sauerstoff sehr effizient."

„Und was kann man dagegen unternehmen?"

„Die Herde ausrotten und jeden Hinweis auf diese Entdeckung vernichten." Am konsternierten Blick des Cleverman erkannte er, dass das nicht das war, was Fever wissen wollte. „Für deinen Bruder bedeutet das, dass wir so weitermachen müssen, wie bisher. Das Plasma ist tief in seine Haut eingedrungen. Darum kommen die Verbrennungen immer wieder." Er seufzte und meinte dann: „Geh in mein Labor, lass dir mein Datenpad geben und bring es zu mir. Und dann solltest du dich ausruhen. Das hier wird lange dauern…"

Als Bonewhite das erste Mal erwachte, waren bereits drei Tage seit dem Sturm auf Uskharas Hauptsiedlung vergangen. Sein Körper brannte vor Schmerz und seine Kehle war ausgedörrt. Dankbar trank er die wenigen Tropfen Wasser, die Fever ihm einflößte. ‚Langsam, sonst spuckst du alles wieder aus… das hatten wir die letzten Tage oft genug!'

Das nächste Mal, als er erwachte, sah er Guide, der am Tisch saß und mit einem Datenpad arbeitete. Bonewhite versuchte, sich aufzusetzen und umzuschauen, aber Guide hatte ihn bemerkt und drückte ihn zurück in die Kissen. ‚Für solche Experimente ist es noch zu früh, junger Blade.'

‚Wo ist Fever?', fragte Bonewhite und stöhnte vor Schmerzen.

Guide lächelte. ‚Er schläft. Ich bin hier, damit er sich nicht völlig verausgabt. Du hast einen wirklich treuen Bruder, das muss ich dir sagen…'

‚Ich wei߅' Dann verlor er wieder das Bewusstsein.

Sieben Tage nach der Katastrophe suchte Guide seine Königin erneut auf, diesmal waren sie allein, was er sehr begrüßte. „Mein Königin…"

‚Sei still!', meinte Snow und schüttelte den Kopf. ‚Ich weiß nicht, wer es ist, aber Stormeye hat einen Spion in meinem Hive. Uskhara war eine Falle, um mich zu schwächen. Was ihr auch gründlich gelungen ist!'

Guide blinzelte, dann senkte er den Blick. ‚Ja, das ergibt Sinn.'

‚Dann weißt du, was das für Waffen sind?', fragte sie hoffnungsvoll.

‚Ja. Und ich weiß auch, dass diese Herde niemals die Möglichkeiten gehabt hätte, sie selbst zu entwickeln.' Guide verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. ‚Ich kenne jemanden, der herausfinden kann, wer der Verräter ist. Aber Ihr müsst ihn dann vor Rache schützen, meine Königin!'

Snow erwiderte darauf nichts.

Guide kehrte in Fever's Quartier zurück und fand den Cleverman in Arbeit vergraben vor. Bonewhite saß in der Schlafecke und begrüßte ihn lächelnd mit einem Kopfnicken.

„Ah, wie ich sehe, geht es dir schon wieder richtig gut!" Dann wandte er sich an Fever: „Du wirst in der Taktik benötigt."

Nachdem Fever gegangen war, setzte Guide sich neben Bonewhite und untersuchte dessen beinahe verheilten Wunden. „Hübsche Tätowierung…"

„Fever war langweilig, glaube ich…", lachte Bonewhite gequält auf „Wenn wir noch mehr Zeit miteinander verbringen, könnte es Tote geben."

„Und die ganze Mühe soll dann umsonst gewesen sein?" Guide schüttelte den Kopf. „Das lasse ich nicht zu. Außerdem habe ich einen Auftrag für dich…"

Wie erwartet, reagierte Königin Stormeye nach der Vernichtung Uskharas, einem ihrer persönlichen Weidegründe, nicht sonderlich erfreut. Nach zähen Verhandlungen trafen sich die beiden Königinnen mit ihren Eskorten vor den Ruinen der ehemaligen Hauptsiedlung. Stormeye war eine außergewöhnlich schöne Königin und Guide betrachtete sie argwöhnisch. Snow mochte nicht über solch offensichtliche Qualitäten verfügen, aber sie war seine Königin. Und er wusste, was für eine großartige Herrscherin sich unter ihrer etwas zu blassen Haut verbarg, die ihr ihren Namen eingebracht hatte. Es würde für ihn nie eine andere Königin geben.

„Nun denn, wie erklärt Ihr all das hier, Snow?", fauchte Stormeye und wies auf die umher liegenden Trümmer. „War das wirklich nötig?"

„Im Interesse der Sicherheit unserer Allianz ganz gewiss", entgegnete Snow kühl.

Guide konnte die Unruhe der Männer um ihn herum spüren. Er schaute kurz zu Bonewhite hinüber, der aufrecht und in gewohnter Haltung mit den Händen hinter dem Rücken neben Firehead stand. Gut, wenigstens er weiß sich zu beherrschen, dachte Guide und ermahnte zum wiederholten Male Fever und Sapper zur Ruhe.

Stormeye lachte spöttisch auf. „Als ob so ein primitives Volk es wirklich hätte bewerkstelligen können, uns ernsthaft zu gefährden… Habt Ihr nicht ein wenig bei den Zahlen über Eure Verluste übertrieben, meine Teuerste?"

„Nicht im Geringsten. Außerdem war es meinen Clevermen möglich, herauszufinden, dass dieses primitive Volk Hilfe von Außen hatte, bei der Entwicklung ihrer… Plasmakanonen." Snow lächelte, als ein Ruck durch die Eskorte ihrer Rivalin fuhr.

„Von den Lanteanern, nehme ich an…?", fragte Stormeye lauernd.

„Wir wissen beide, dass das wohl nur schwer eindeutig festzustellen ist…" Snow lächelte immer noch. „Euch steht eine Entschädigung zu, bitte, bestimmt einen meiner eigenen Weidegründe und Ihr sollt ihn erhalten."

„Ihr habt keinen auch nur annähernd so ertragreichen Weidegrund, wie es Uskhara gewesen ist. Ich verlange mehr!", forderte Stormeye knurrend.

„Nach altem Brauch sollt Ihr Euch noch jemanden aus meiner Eskorte aussuchen – ausgenommen natürlich Mitglieder meiner Zenana." Snow lächelte nun nicht mehr. „Und noch einem anderen…"

Das war das Zeichen für Bonewhite. Mit einem sauberen, schnellen Schnitt durchtrennte er Fireheads Kehle und nahm wieder Haltung an wie zuvor. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Stormeye, wie der Körper ihres Spions zu Boden fiel. „Was soll das, Snow?"

„Es ist mein Recht, Feiglinge und Verräter hinrichten zu lassen, Stormeye. Obwohl es auch Königinnen geben soll, die solche nur zu gern in ihre Betten einladen."

Die andere Königin verstand den Wink sehr wohl. „Nun denn… einen guten Scharfrichter kann man immer gebrauchen. Ich nehme diesen da!", sagte sie und wies auf Bonewhite.

Fever zuckte zusammen und Guide meinte zu ihm: ‚Sei still!', doch er wusste, dass es bereits zu spät war.

„Wie ich schon sagte, die Lords meiner Zenana sind für diesen Handel tabu. Ich muss Euch bitten, erneut zu wählen", erklärte Snow eisig.

Stormeye's Commander trat zu seiner Königin und flüsterte ihr etwas zu. Dann breitete sich ein bösartiges Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie wies auf Fever. „Dann diesen…"

Guide schloss die Augen und seufzte innerlich, als Snow zustimmte. Es sollte das letzte Mal sein, dass sie Fever sahen. Wahrscheinlich überlebte er nicht einmal den Weg in der Fähre zu Stormeye's Hive.


weiter: Kapitel 10
Schlusswort:

A/N: Ich entschuldige mich hiermit für dieses „Zwischenkapitel", das völlig aus meinem bisherigen Konzept fällt – ich musste feststellen, dass mein Kopfkino zu viele Szenen enthielt, die ich nicht mal so eben einstreuen konnte wie bisher. Es markiert verschiedene Wendepunkte und ist mir auch zu wichtig, um es zu teilen, darum also ein ganzes Kapitel nur der Vergangenheit gewidmet.

Das mit der Krankenpflege durch Brüder und Freunde stammt nicht ganz von mir allein – ich habe vorhin schon ein bisschen in „The Lost" herum geblättert (böser Fehler – so werde ich den zweiten Percy Jackson – Band nie beenden) und da geschah genau dieses: ein Wraith wird von seinem Bruder wieder aufgepäppelt – mehr oder weniger… will nichts verraten. Generell aber völlig logisch: wozu bräuchten Wraith Ärzte und Krankenstationen, wenn nach einem oder zwei „Häppchen Mensch" doch eh fast alles von allein heilt?

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