Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Stargate 2010 - Season 1: The Journey begins von Timelord , Valdan

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
1.06 Stein des Ursprungs

Erschöpft traten die Vier durch das Tor. Entgegen Jacks Aufforderung hatte Daniel nicht sofort den Planeten der Heiler angewählt, sondern eine andere Adresse eingegeben. Jetzt waren sie nach fünf „Relaisstationen“ an ihrem Ziel angekommen.

Nicole ging es gar nicht gut. Sie hatte die meiste Zeit in einer gnädigen Ohnmacht verbracht, aber Jack hatte mit Besorgnis gemerkt, dass ihre Körpertemperatur gestiegen war.
‚Kein Wunder‘, dachte Jack. ‚Bei den Verletzungen die ihr in diesem Dreckloch von Verlies zugefügt worden sind. ‘

Sanft legte er noch einmal seine Hand auf Nicoles Stirn.
„Keine Veränderung“, murmelte er und sah zu Daniel, der die junge Frau trug. „Sind wir jetzt endlich da?“, knurrte er den jüngeren Mann an und stürmte, ohne eine Antwort abzuwarten, los.

„Du läufst in die falsche Richtung, O‘Neill!“, rief ihm Lyz hinterher und zog Daniel auf einen Weg, der rechts vom Tor wegführte. Grummelnd drehte Jack sich um und folgte den anderen.

Ungefähr 15 Minuten später traten sie aus dem Wald auf eine weite Lichtung. Vor ihren Augen breitete sich eine größere Siedlung aus. Die Häuser waren stabil aus Stein erbaut und zumeist zweigeschossig. Kein Wall begrenzte die Siedlung, an deren Rand sich eine Gruppe kleinerer Gebäude um ein langgezogenes zweistöckiges Haus scharrten. Man hatte fast den Eindruck, als ob sie sich in den Schutz des größeren Baus duckten. Ein überwucherter, hüfthoher Zaun umschloss das dazu gehörige Gelände, unterbrochen von mehreren torlosen Durchgängen.

Lyz ging zielstrebig auf das große Haus zu. Auf dem halben Weg öffnete sich die doppelflügelige Tür und zwei Personen mit einer Trage kamen ihnen entgegen. Sie waren in dunkelgraue Kutten gekleidet und Daniel kam sich vor, als hätte eine Zeitmaschine ihn ins Mittelalter versetzt. Ohne große Worte nahmen sie dem jungen Mann die immer noch bewusstlose Nicole ab und legten sie behutsam auf die Trage, um sie im Laufschritt in das Haus zu bringen.

Die anderen kamen kaum mit und als sie endlich dort ankamen, hatte man die verletzte Frau schon auf ein Bett gelegt, welches von beiden Seiten durch Vorhänge vom Rest des Raumes abgetrennt war. Ein Mann in einer hellgrauen Kutte hatte sich neben Nicole gestellt und tastet diese gerade vorsichtig ab. Als er die drei anderen kommen sah, fragte er ohne große Umstände, was mit ihr geschehen war.

Lyz erklärte ihm auch in direkten Worten, wie Nicole gefangen und gefoltert worden war, sie aber nicht genau sagen konnten, was für eine Folter die junge Frau hatte über sich ergehen lassen müssen.

„Und dafür haben wir jetzt die ganzen Umwege gemacht, um dem ersten Menschen, dem wir begegnen, die ganze Geschichte brühwarm zu erzählen?“, blaffte Jack in Lyz Richtung, als er sie genau Auskunft geben hörte. Diese blitzte ihn nur an, überließ die Antwort allerdings dem Heiler.

„Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Jeder, der diese Zuflucht betritt, ist sicher, solange er in diesen Mauern oder in der Siedlung verweilt. Alles was gesprochen wird, bleibt zwischen dem Heiler und dem Kranken. Übrigens vergaß ich, mich vorzustellen. Mein Name ist Rofus, von der Gilde der Heiler und ich werde mein Bestes geben, um eurer Freundin zu helfen. Dazu brauche ich allerdings Platz und Ruhe. Daher möchte ich euch bitten, euch in das Zimmer am Ende des Ganges zu begeben. Dort könnt ihr euch aufhalten, bis ich euch genaueres sagen kann, was den Heilungsprozess angeht.“

Ein leicht verächtliches „Ärzte“ grummelnd, drehte Jack sich ungehalten zu den anderen um und zusammen gingen sie, Rofus Anweisungen folgend, den Gang hinunter. Sie fanden den Warteraum, der mit Sitzgelegenheiten und kleineren Tischen ausgestattet war. Darauf standen Tassen und verschiedene Karaffen mit Getränken.

Während Daniel und Lyz sich jeder einen Becher Wasser einschenkten und Platz nahmen, begann Jack unruhig auf und ab zu gehen. Alle paar Minuten ging sein Blick zur Tür, aber von Rofus war keine Spur zu sehen.

„Jack - es wird bestimmt noch eine Weile dauern. Willst du dich nicht setzen? Von deinem nervösen hin und her Gelaufe wird es auch nicht schneller gehen“, versuchte Daniel den Colonel zu beruhigen, aber es half nichts. Bis auf einen vernichtenden Blick erntete er keine weitere Reaktion. So ging es noch ungefähr eine Viertelstunde weiter, bis Jack einmal tief einatmete und mit einem „Ich muss hier raus“ durch die Tür ging und sich auf den Weg nach draußen machte. Er konnte diese „Krankenhausatmosphäre“ nicht länger ertragen. Diese untätige, hilflose Warten auf Informationen. Das hatte er noch nie gekonnt und seit Charlies Tod war es unerträglich für ihn geworden.

Draußen angekommen, atmete er erst einmal tief durch. Die Sonne verstecke sich hinter einem leichten Dunstschleier. Es wehte ein leichter Wind, der aber warme, angenehme Luft mit sich brachte. Jack entschloss sich daher, in Ruhe das Dorf zu erkunden.

Es schloss sich direkt an das Gelände der Heiler an und auf den Wegen herrschte geschäftiges Treiben. Völlig anders als in den gespenstisch wirkenden Ort, wo sie die Adresstafeln gefunden hatten. Auch wenn man die Häuser nicht gerade als neuzeitlich bezeichnen konnte, so war doch alles sehr gepflegt und sauber und die Menschen, die hier lebten, machten einen fröhlichen Eindruck.

„Wahrscheinlich gehört diese Welt zu denen, die von diesen Goa-Dingsbums nicht angegriffen werden dürfen“, dachte Jack und erinnerte sich an die Worte von Lyz.

„Einige wenige Welten stehen unter einem „Nicht-Angriffs-Pakt“. Meistens sind es solche, die den Goa‘uld kaum Vorteile bringen und bewiesen habe, dass sie sich völlig neutral verhalten und ihre Bewohner keine Bedrohung darstellen. Manche dienen den Goa‘uld als Verhandlungsorte. Dort treffen sie sich ohne Verrat oder Meuterei fürchten zu müssen.“

Trotz seiner Anspannung fühlte Jack sich sicher. Sein Blick schweifte zwar automatisch wachsam über die Umgebung, aber er konnte beim besten Willen keine Gefahr erkennen.

Er lief eine belebte Straße entlang, die auf einem großen Platz mündete, auf dem ein Markt abgehalten wurde. Unzählige Holzstände waren auf dem großen Areal verteilt. Obwohl auf den ersten Blick reines Chaos zu herrschen schien, konnte man auf den zweiten Blick erkennen, dass die wogende Menge sich auf Wegen bewegte, die sternförmig auf dein Mittelpunkt des Platzes ausgerichtet waren. Dort stand ein großer Brunnen, der nicht nur als Wasserspender diente. Direkt angrenzend standen eine Reihe offene Küchen, von deren Feuerstellen verführerische Düfte in die Luft stiegen. Die Menschen, die sich dort mit Essen vorsorgt hatten, blieben entweder direkt an den Holztischen sitzen, aber einige nahmen ihre Verpflegung auch mit und machten es sich auf dem breiten Rand des Brunnens bequem.

Interessiert schlenderte Jack durch die Gassen der mittelalterlich anmutenden Ansiedlung.
„Fehlt nur noch, dass gleich ein weißer Ritter auf seinem Pferd ankommt und einen Drachen bekämpft“, grinste Jack in sich hinein.

Je weiter er sich dem Mittelpunkt des Platzes näherte umso mehr verspürte er eine Veränderung seiner Umgebung. Es war nicht so, dass alle seine trainierten Sinne auf Alarm gingen. Das Kribbeln im Nacken war anderer Natur. Er fühlte sich beobachtet, aber wenn er sich umschaute, gingen alle Menschen ihren normalen Geschäften nach.

Er versuchte mehrmals herauszubekommen, ob sein Gefühl richtig war, drehte sich plötzlich um oder blieb sogar stehen, aber er konnte niemanden erwischen. Er beschloss dieses Gefühl zu ignorieren und kam so am Brunnen an.

Dort drehte er sich um, lehnte locker dagegen und mimte den Müßiggänger, der nichts besseres zu tun hatte, als die vielen geschäftig hin und her eilenden Hausfrauen, Bauern und Geschäftsleuten zu beobachten.

Er hatte noch nicht lange dort gestanden, als ein verlockender Duft seine Nase umschmeichelte. Genießerisch sog er diesen ein und vor seinem inneren Auge tauchte ein Bild von einem riesigen T-Bone-Steak und einem kalten Bier auf.

Jacks Augen suchten nach der Herkunft dieser Versuchung und wurde kurz darauf fündig. Etwas links von ihm drehte sich ein sechsbeiniges Tier von der Größe eines jungen Schweins über einem Feuer. Daneben stand ein ungefähr 15-jähriger Junge und goss in regelmäßigen Abständen eine rote Soße über das Fleisch, deren Überschuss zischend in das Feuer spritzte und dazu beitrug, dass das Wasser im Mund zusammenlief.

Einen kurzen Moment vergeudete er einen Gedanken daran, ob die Münzen, die Lyz ihnen vorsichtshalber gegeben hatte, für eine sättigende Portion ausreichten. Dann schob er diese Überlegung beiseite und ließ ausnahmsweise seinen Hunger das Handeln übernehmen.

Jack ging auf den Jungen zu und wollte gerade eine Portion bestellen, da schaute der Jugendliche hoch und bemerkte ihn. Er hatte dabei einen Gesichtsausdruck, als ob er Jack zuletzt auf einem Fahndungsplakat gesehen hätte. Seine Augen weiteten sich, er ließ den Schöpflöffel fallen und nachdem er zwei Schritte rückwärts gemacht hatte, drehte er sich um und verschwand hinter einer Zeltbahn. Jack hörte, wie er stammelnd zu jemandem sprach: „Dadader....aus der....steht da und....was soll ich tun?“, verstand Jack konnte sich aber keinen Reim darauf machen.

Es hätte Jack schon interessiert, „Wer“ da stand, als ein älterer Mann herbeigeeilt kam. Er war in einen blauen Kaftan gekleidet, um den Hals hatte er eine helleren Schal locker gebunden und um seine etwas fülligere Leibesmitte hatte er sich eine Schürze gebunden. Die Kleidung war ziemlich gepflegt, aber der Schürze konnte man eine ganze Landkarte von Speisen entnehmen, die an diesem Stand anscheinend die Küche verließen.

„Willkommen, Herr“, begrüßte er Jack mit einer angedeuteten Verbeugung. Dann öffnete er einladend die Arme und fuhr fort: „Hast du Hunger? Hast du Durst? Was kann mein bescheidener Herd dir bieten?“

Jack schaute sich fragend um, aber anscheinend war wirklich er gemeint. Als er mit immer noch leicht skeptischen Blick in die Tasche griff, um klimpernd die Münzen herauszufischen, stemmte der Wirt empört die Hände in die Hüften.

„Willst du mich beleidigen? Du willst mich doch nicht etwa bezahlen? Niemand soll sagen, dass Ammon dich für ein Essen ausplündern würde.“

„Kennen wir uns?“, fragte Jack perplex zurück und holte die Hand leer wieder aus der Tasche heraus.

„Nicht persönlich, aber es besteht kein Zweifel daran, wer du bist. Setz dich und mein Sohn wird dir gleich eine Portion Hinufeintopf mit einer Portion Fleisch vom Grill und einem schönen, gut gekühlten Gerstensaft bringen.“

Er nötigte Jack an einen Tisch im Schatten und scheuchte dazu ein paar andere Gäste weg, die ehrfürchtig ihren Platz hergaben und in kürzester Zeit waren Jacks Wünsche erfüllt. Er hätte gerne noch mehr darüber erfahren, was diesen Aufstand verursacht hatte, aber Ammon ließ sich nicht mehr blicken.

Also beschloss Jack, sich erst einmal dem lecker duftenden Essen zu widmen. Zuerst vorsichtig, aber dann mit Genuss, langte er herzhaft zu, denn das Fleisch war hervorragend und der Gerstensaft, der dem irdischen Bier sehr ähnelte, schmeckte ihm genauso gut.

Das einzige, was ihm leicht den Appetit verdarb, war das Verhalten der anderen Gäste. Diese hatten sich in gebührendem Abstand um den Tisch gescharrt. Sei beobachteten jede seiner Bewegungen und tuschelten dabei unaufhörlich. Leider so leise, dass Jack nichts verstand.

Dies hielt eine Zeit lang an.


**************************************


Jack schätzte, dass er vor mittlerweile zwei bis drei Stunden die Heiler verlassen hatte, als von außen etwas die Mauer der Umstehenden zu durchbrechen versuchte, die stur ihre Plätze verteidigten.

„Jack? Bist du hier irgendwo?“, hörte er in dem Tumult und als er ruhig mit einem „Ich bin hier, Daniel“, antwortete, hörte die Unruhe schlagartig auf und die Menge bildete eine Gasse, um Daniel durchzulassen. Als dieser sich endlich zum Colonel durchgekämpft hatte, grinste dieser ihn fröhlich an und deutete auf das Essen.
„Hunger? Schlag ruhig zu, ich lade dich ein. Aus irgendeinem Grund will der Wirt keine Geld von mir...“, wurde aber ernst, als er den Gesichtsausdruck des jungen Mannes sah. Dieser schaute aus, als ob er vor lauter Neuigkeiten fast zu platzen schien.

„Ist was mit Nicole? Geht es ihr schlechter?“, löcherte Jack, dem schlagartig der Appetit vergangen war, den Archäologen. Dieser hatte das Essen mit keinem Blick gewürdigt und fixierte nun Jack.

„Nicole geht es gut, soweit es ihr in ihrem Zustand gut gehen kann. Zumindest geht es ihr nicht schlechter. Aber ich habe etwas anders, was ich dir unbedingt zeigen muss“, Daniel legte eine derartige Überzeugung in seine Stimme, dass Jack den jungen Mann neugierig anschaute.

„Was gibt es denn?“

„Das kann ich nicht erzählen, dass musst du mit eigenen Augen gesehen haben. Komm mit, ich erzähle dir auf dem Weg, wie ich es gefunden habe.“

Mit leisem Bedauern stand Jack auf und suchte nach Ammon, der auch sofort herbei eilte.
„Alles zu Eurer Zufriedenheit? Wieso wollt ihr schon wieder aufbrechen? Hat es euch nicht geschmeckt?“

„Keine Angst, Ammon“, versuchte Jack den Mann zu beruhigen, „es hat gut geschmeckt. Wenn ich wüsste wie, dann würde ich dich weiterempfehlen. Aber mein junger Freund hier, scheint mir etwas Weltbewegendes mitteilen zu wollen und dazu muss ich mich leider von diesem gastlichen Ort verabschieden.“

Ammon warf einen genaueren Blick auf Daniel, bekam große Augen und entgegnete:
„Ich verstehe. Ihr könnt jederzeit zurückkommen und euer Mahl beenden.“

Daniel zog Jack daraufhin am Arm aus der Menschentraube heraus, am Brunnen vorbei und auf den Rand des Platzes zu.

Von dort ging es weiter durch ein paar Gassen, bis sie wieder auf dem Geländer der Heiler waren. Allerdings wandte Daniel sich nicht dem „Hospital“ zu, sondern steuerte die entgegengesetzte Richtung an. Währenddessen berichtete er Jack, was der Auslöser für die Aufregung gewesen war.


Ungefähr 1,5 Stunden früher
Hospital

Daniel und Lyz saßen schweigend in dem Raum, in welchem Jack sie zurück gelassen hatte. Beide hingen ihren eigenen Gedanken nach.

Daniel drehte einen Becher, den er mittlerweile geleert hatte, zwischen seinen Händen und dachte an die letzten Wochen. Was sie zusammen erlebt und alles voneinander erfahren hatten. Unter diesem Blickwinkel war das, was man Nicole sehr wahrscheinlich angetan hatte noch schlimmer, als er oder die anderen je ermessen konnten. Selbst wenn sie körperlich wieder genesen würde, könnte es lange dauern, bis sie sich gefühlsmäßig davon erholt haben würde.

Er wusste zwar, dass sie eine starke Frau war, aber selbst starke Menschen stießen irgendwann an ihre Grenzen. Er sah zu Lyz hinüber. Sie schien entweder in einer Art Trance zu sein oder sie schlief im Sitzen. Die Augen waren geschlossen und sie atmete tief und ruhig, so dass Daniel nicht im entferntesten auf den Gedanken gekommen wäre, sie zu stören.

Er hatte keine Ahnung, wie lange sie hier schon saßen oder wie lange es her war, dass Jack fluchtartig das Gebäude verlassen hatte, als sich ihm ein Mönch - denn als solche konnte man die Mitglieder dieser Gemeinschaft hier wohl bezeichnen - näherte.

Der Mann war ungefähr in Daniels Alter und verbeugte sich vor diesem, bevor er zu sprechen begann.
„Entschuldigt die Störung, Herr. Mein Name ist Conus, Bruder des zweiten Gen. Meine Aufgabe besteht zur Zeit darin, mich um den Ursprungstempel zu kümmern.

Als meine Mitbrüder mit heute mittag von euer Ankunft berichteten, musste ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen. Nachdem ich nach deiner verletzten Freundin gesehen habe und nun vor dir stehe, kann ich nicht länger warten. Ich wundere mich, dass euch noch niemand unterrichtet zu haben scheint, aber das werde ich jetzt gerne übernehmen. Wenn du dich mit anvertrauen würdest, würde ich dir gerne etwas zeigen.“

„Du machst mich neugierig. Was hätte uns schon mitgeteilt werden sollen?“, fragte Daniel nach, aber auf ein kurzes Kopfschütteln von Conus, schluckte er weitere Fragen hinunter.
„Na gut, ich komme mit, aber vorher will ich versuchen, meiner Kameradin eine Nachricht...“, weiter kam er nicht, denn Lyz Stimme erklang klar und deutlich.
„Geh nur mit Conus, Daniel. Ich bleibe hier und wenn es etwas Neues gibt, weiß ich, wo ich dich finden kann. Ich kenne den Tempel, den ihr besuchen werdet.“ Lyz schaute ihn an und nickte ihm auffordernd zu.

„Dann lass uns gehen“, wandte er sich dem Mönch zu, der sich kurz in Lyz Richtung verbeugte und Daniel dann mit einem Kopfnicken bedeutete, ihm zu folgen.

Schweigend verließen sie das Gebäude und folgten einem ausgetretenen Pfad über das Gelände. Sie überquerten eine große Rasenfläche und betraten einen großen Kräuter- und Gemüsegarten. Dieser war von hohen, buchsbaum-ähnlichen Gewächsen umgeben. Einige der Kräuter strömten im Sonnenschein angenehme Düfte aus und verleiteten einen, sich dort länger aufzuhalten. Aber Conus machte keine Pause und so verließen sie diesen Ort durch eine Pforte, die in die Hecke eingelassen war. Ungefähr 500 Meter dahinter lag der Tempel.

Es war ein rundes Gebäude, dessen Dach von schlanken, glatten Säulen getragen wurde. Eine Treppe führte zu einem Umgang, um den Tempelinnenraum, der durch einen torlosen Durchgang erreicht werden konnte.

Conus brachte Daniel bis zum Eingang, dann bedeutete er diesem alleine weiterzugehen.

Das Innere war schlicht gehalten. Weiß verputzte Wände wurden im oberen Drittel von eine Reihe schmaler, hoher Fenster durchbrochen, die gewährleisteten, dass der Raum sonnendurchflutet und hell war. Nur das Fenster über dem Eingang machte eine Ausnahme mit seiner ovalen Form. In der Mitte stand ein Altar aus hellem Stein, auf dem nur ein Gegenstand lag. Es handelte sich um eine schwarze, polierte Granitplatte, die durch einen Ständer leicht schräg gestellt war, dass man einen guten Blick darauf hatte.

Als Daniel näher trat, konnte er sehen, dass der Stein viergeteilt war. Als erstes war eine Zeichnung in den Stein gemeißelt, die drei Menschen darstellte, eine Frau und zwei Männer. Der eine Mann schien bewaffnet und damit ein Krieger zu sein, die Frau war gleichfalls bewaffnet und der dritte hielt eine Schriftrolle in der Hand und als Daniel ihn genauer betrachtete, konnte er erkennen, dass diese Figur eine Brille trug.

Dieser Darstellung folgten drei Textabschnitte, von denen Daniel den ersten und zweiten nicht entziffern konnte. Er staunte nicht schlecht, als er bemerkte, dass er den letzten Teil lesen konnte, der zu seiner Überraschung in Latein verfasst war.

Mit jedem Wort, welches er las und im Kopf übersetzte, wurde seine Augen größer und als er fertig war, warf er noch einmal einen Blick auf die Darstellung am Anfang und trat einen Schritt zurück. Ungläubig schüttelte er den Kopf und um keinen Fehler zu machen, las er den Text noch einmal, ohne aber zu einem anderen Ergebnis zu kommen.

Er drehte sich um, ging zu Conus, der ihn lächelnd erwartete und fragte leise: „Wie lange schon? Wie lange gibt es diesen Tempel?“

„Der Stein des Ursprung, wie wir ihn nennen, wurde vor 5 Generationen hierher gebracht. Niemand weiß genau, wann er erstellt wurde oder wie lange dieser Text existiert hat, bevor er im Stein verewigt wurde. Aber als er hier ankam, wurde auch der Tempel errichtet und die Brüder verbreiteten die Kunde, von der der Stein spricht. Er ist in den zwei verbreitetsten Sprachen verfasst und den letzten Teil hat der Weise Mann diktiert, der diese Prophezeiung einst machte. Es heißt, nur einer der drei Auserwählten kann den Text lesen.“

Daniel schluckte und antwortete mit leicht belegter Stimme: „Der Text sagt also in allen Abschnitten das Gleiche? Dieses Prinzip kenne ich, von einem Artefakt aus meiner Heimat. Das Ganze ist ein bisschen überwältigend und ich würde jetzt gerne erst einmal Jack O‘Neill finden und ihm davon berichten. Hast du eine Ahnung, wo ich ihn finden kann?“

„So direkt nicht, aber das lässt sich bestimmt herausfinden“, lächelte Conus und bat Daniel ihm zum Pförtner des Klosters zu folgen, der ihnen auch prompt sagen konnte, in welche Richtung Jack gegangen war.

Auf dem Weg zum Tempel


Daniel hatte seinen Bericht gerade beendet, da fragte Jack auch schon nach: „Und was steht jetzt so weltbewegendes auf dem Stein, dass du mich von einem guten Essen wegholst?“

„Das wirst du gleich selber sehen“, antwortete Daniel, „es ist nicht mehr weit.“

Jack murmelte ein „na super“ in seinen nicht vorhandenen Bart und folgte dem jüngeren Mann. Dabei fragte er sich den restlichen Weg, was dem Archäologen, den er bisher eher mitteilsam erlebt hatte, so beeindruckt hatte, dass er etwas für sich behielt.

Als sie kurze Zeit später vor dem Tempel standen, pfiff Jack leise durch die Zähne.
„Nettes Teil, hätte gut in meinen Garten gepasst“, meinte er und betrat das Innere. Dann ging er zur Tafel vor, die jetzt im vollen Mittagslicht glänzte.

„Netter Comic; und was steht da jetzt so wichtiges? Meine Fähigkeit andere Sprachen zu lesen ist ein bisschen eingerostet. Oder geht es gar nicht um den Inhalt des Textes, sondern um die Architektur dieses Bauwerkes?“, feixte Jack und schaute Daniel dabei erwartungsvoll an.

Dieser ließ mit weiteren Erklärungen auch nicht länger auf sich warten.

„Der unterste Text ist in Latein. Ich kann mir nicht denken, dass viele Menschen hier das verstehen werden, vor allem, weil die beiden oberen Texte, laut Conus, den gleichen Inhalt haben und in den gängigsten Sprachen verfasst sind. Frei übersetzt steht da folgendes:

Im Jahre Krotos in der vierten Umkreisung werden sie kommen:

Eine Frau – jung, stark und kämpferisch
Ein Kämpfer – erfahren, weise und listenreich
Ein Gelehrter – jung und sprachgewandt

Sie suchen ihre Heimat und werden auf diesem Weg gegen die falschen Götter kämpfen.

Wenn sie kommen, ist das Ende der Unterdrücker besiegelt.


**************************************


„Aha“, murmelte Jack, „und was soll uns das jetzt sagen, außer dass es ein ziemlich direkter Aufruf zu Rebellion ist und ich mich wundere, dass noch niemand von den Schlangenköpfen dieses Teil zerschlagen hat.“

„Aber Jack; der Text zusammen mit der Zeichnung und der Überlieferung, dass nur einer der drei „Retter“ den unteren Text lesen kann, das scheinen wir zu sein.“ Daniels Augen leuchteten, als er versuchte seine Begeisterung an Jack weiterzugeben.

„Ja klar. Wir sind die großen Retter. Wir kennen uns hier nicht aus, haben kaum Waffen außer denen, die wir uns zusammenklauen, kurz – wir sind hier hilflos gestrandet und ohne Lyz könnten wir uns kaum fortbewegen. Es würde allerdings erklären, was mir vorhin auf dem Markt passiert ist.“, schloss er schon etwas nachdenklicher.

„Lass uns zu Lyz gehen“, forderte Daniel in diesem Moment. „Ich will ihr das alles erzählen.“

Jack ließ sich immer noch nicht völlig von der Begeisterung anstecken, die der junge Mann verbreitete, aber er nickte nachdenklich, denn er war mit der Entscheidung zu Lyz zu gehen mehr als einverstanden. Allerdings waren seine Gründe ganz andere. Auf dem Weg ging Jack einiges durch den Kopf, was ihm, zusammen mit dieser „Prophezeiung“, in einem ganz anderen Licht erschien. Und so ließ er Daniels Gesprächsversuche abprallen und sammelte innerlich Munition für die bevorstehende Begegnung.

Sie legten den Weg zum Hospital in Windeseile zurück und fanden Lyz dort vor, wo Daniel sie verlassen hatte. Dieser wollte gerade anfangen seine Entdeckung in allen Einzelheiten zu beschreiben, als Jack ihn mit einer prägnanten Handbewegung unterbrach und mit einem zynischen Unterton zu reden begann.

„Du brauchst die gute Lyz nicht darüber zu informieren, was du gefunden hast. Ich bin mir sicher, sie weiß nur zu gut, was es mit dieser Tafel auf sich hat. Und ich bin mir auch sicher, dass sie die gleichen Schlussfolgerungen gezogen hat, allerdings wesentlich eher als wir. Habe ich Recht, meine Liebe?“ Jacks Gesicht war eine starre Maske, die seine Stimmung nur zu deutlich wiedergab, als er sich beim letzten Satz der rotäugigen Frau zuwandte.

Diese blieb ruhig und beachtete anscheinend in keiner Weise, dass Jack vor unterdrückter Wut zu kochen schien.

„Ich war mir sicher, dass es nicht so wichtig war. Irgendwann hätte ich es euch erzählt.“

„Irgendwann?“, ätzte Jack zurück. „Vielleicht kurz bevor Asmodis uns endgültig umbringt? Oder wenn uns irgendwelche Wilden auf einem Planeten, dessen Namen man nicht aussprechen kann, auf den Fersen sind? Hat es Nicole genutzt, dass sie in irgendeiner dubiosen „Prophezeiung“ erwähnt sein könnte, als sie Asmodis in die Finger gefallen ist? Vielleicht hast du uns ja deswegen durch die halbe Galaxis geschleppt, weil du meinst, wir wären diejenigen welche...? Zu meinem großen Glück fehlt jetzt nur noch, dass du von Anfang an die richtigen Koordinaten hattest, um uns nach hause zu bringen.“

Jack hatte sich drohend vor Lyz aufgebaut und langsam wich der gleichmütige Ausdruck in Lyz Augen und machte einer Unsicherheit Platz, die eher ungewöhnlich für die junge Frau war. Es machte kurz den Eindruck, als würden Wut und schlechte Gewissen miteinander ringen. Doch beide Emotionen schienen im Bruchteil einer Sekunde einer anderen zu weichen. Mit einem Anflug von kalter Arroganz in der Stimme, die Daniel frösteln ließ, antwortete sie dem Colonel.

„Ohne mich wärt ihr verloren gewesen und du würdest hier nicht stehen und mir deinen Speichel ins Gesicht schleudern. Aber angesichts dessen, was wir erlebt haben, will ich auf deine Anschuldigungen eingehen.
Als ich euch in Xocotls Kerker begegnet bin, ward ihr Gefangene wie andere auch und ich habe nicht im entferntesten daran gedacht, dass ihr die Auserwählten sein könntet. Erst nach und nach, als ich euch besser kennerlernte und einschätzen konnte, begann ich zu hoffen, dass ihr die Prophezeiung erfüllen könntet.
Seit ihr nur noch zu dritt seid, bin ich mir ziemlich sicher. Ich wollte euch auch alles erzählen, aber es hat sich nie der richtige Moment ergeben und zum Schluss war es wichtiger Nicole hierher zu bringen. Dass der Tempel mit dem Stein des Ursprungs auf dem Geländer des Klosters steht ist mir erst wieder bewusst geworden, als Daniel von Conus abgeholt worden ist.“

Sie hielt kurz inne, um sich zu sammeln und begegnete dabei offen und direkt dem skeptischen Blick Jacks. Dann fuhr sie fort.

„Die Koordinaten für euren Heimatplaneten habe ich nicht, aber die Überlieferung erzählt, dass der Stein des Ursprungs neben dem Text auch noch weitere Informationen enthalten soll. Welcher Art, dass kann ich euch allerdings nicht sagen.“

„Mit anderen Worten: Du wusstest schon eine ganze Zeit, dass wir eine gute Möglichkeit gehabt haben, von hier zu verschwinden.“
Man merkte Jack an, wie sehr er sich beherrschen musste und dass eine weitere Explosion kurz bevor stand, als ein Mönch das Zimmer betrat. Es war der Heiler, der Nicole in Empfang genommen hatte. Sofort wandten sich die drei ihm zu.

„Ich möchte euch nur mitteilen, dass eure Gefährtin außer Gefahr ist. Ihre Verletzung sind fast alle äußerlich und das Fieber kam von einer Kombination aus Wassermangel und der Entzündung einiger Schnittwunden. Wir haben sie gereinigt und verbunden und dafür gesorgt, dass sie jetzt ruhig schlafen kann, denn das braucht sie jetzt ganz dringend. In ein paar Tagen sollte sie wieder in Ordnung sein.“

Die Erleichterung war regelrecht spürbar. Sofort bedrängte Jack den Heiler, ihn zu Nicole zu bringen. Dieser willigte auch ein, allerdings unter der Voraussetzung, dass nur Jack mitkam und dieser sich ruhig verhielt.

Jack war Lyz einen Blick zu, der eindeutig besagte, dass sich noch nicht miteinander fertig waren und verschwand wortlos.

Es herrschte betretenes Schweigen, als er den Raum verlassen hatte. Dies blieb auch eine Weile so, bis Daniel anhub etwas zu sagen, aber von Lyz unterbrochen wurde.

„Lass, Daniel. Wir beide wissen, dass O‘Neill in manchen Dingen Recht hat, nur in einem nicht. Ich weiß absolut nichts über die Koordinaten, die euch in eure Heimat bringen, sonst hätte ich euch diese schon lange genannt. O‘Neill wird mir das nicht glauben, aber es ist so und nicht anders. Ich werde noch ein bisschen hier bleiben und mir dann einen Platz zum Schlafen suchen. Das solltest du auch tun, denn wir haben alle eine Ruhepause verdient.

Auf diese Rede konnte und wollte Daniel nichts sagen, auch weil er Lyz glaubte und teilweise zustimmte. Auf diese Weise saßen die beiden noch eine Weile schweigend nebeneinander, bis Conus erschien und ihnen anbot, die Räume zu zeigen, in denen sie übernachten konnten.

Mit erleichterten Mienen nahmen sie das Angebot an und folgten dem jungen Mönch, der sie aus dem Hospital hinaus zu einem Nebengebäude führte. Dort, erklärte er, wurde immer die Gäste untergebracht. Es waren einfache Zimmer, die mit Bett, Schrank und einem Tisch mit Stuhl eingerichtet waren. In der einen Ecke befand sich eine Waschmöglichkeit und Conus informierte sie darüber, dass das Kloster über ein Dampfbad verfügte, welches nicht nur für die rituellen Reinigungen genutzt wurde.

Eine Kleinigkeit machte Daniel die Gästezimmer mehr als alles andere sympathisch; die vorhandenen Fensterläden und die Tür waren von innen zu verriegeln und versprachen damit eine gewisse Ungestörtheit. Auf dem Tisch stand eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken und das Bett wirkte unheimlich einladend.

Bevor Conus Daniel allein ließ, fragte er noch, ob er diesen am nächsten Morgen kurz vor Sonnenuntergang wecken könne, nannte aber keinen bestimmte Grund. Daniel seufzte unhörbar und murmelte „aber nur, wenn du mir Kaffee mitbringst“, was einen erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht des Mönches hinterließ, der sich aber langsam in ein Grinsen verwandelte. Als Conus noch mal kurz nachfragte, was Daniel wohl gemeint hatte, wiegelte dieser ab und sagte zu.

Nachdem Daniel etwas gegessen hatte, gab er der Müdigkeit nach und legte sich hin. Auch wenn er gedacht hatte, dass die Erlebnisse des Tages ihn vielleicht nicht schlafen lassen würden, aber sobald er sich hingelegt hatte, fielen ihm sofort die Augen zu. Das Gefühl von Sicherheit, welches dieser abgeschlossene Raum ihm gab, tat sein übriges.

In seinen Träumen wechselten sich Bilder der Erde mit dem Stein des Ursprungs und Szenen der letzten Zeit ab und als es klopfte, nahm er dieses zunächst erst gar nicht war. Es dauerte einen Moment, bis seine Träume ihn soweit frei ließen, dass er die Augen öffnen und sich in der ungewohnten Umgebung zurecht finden konnte. Daniel stand auf und öffnete die Tür, um Conus hineinzulassen.

Dieser trug ein kleines Tablett mit Brot und Käse, sowie einer Kanne und zwei Bechern. Als er eingetreten war, stellte die Sachen auf den Tisch und schüttete eine dampfende, dunkle Flüssigkeit in die Becher.

Daniel sog das aufsteigende Aroma ein und wurde mit einem Schlag hellwach.
„Was ist das?“, fragte er Conus, der breitwillig Auskunft gab.
„Das ist Corum. Es wird aus getrockneten und gerösteten Beeren hergestellt. Die werden dann gemahlen und mit Wasser aufgekocht. Es hat eine aufmunternde Wirkung und ich dachte, es könnte dir gefallen...“

Genießerisch roch Daniel noch einmal an den aufsteigenden Schwaden, bevor er vorsichtig einen kleinen Schluck nahm und Conus dann mit einem breiten Grinsen anschaute.
„Das ist ein Gottesgetränk. Vielen Dank. Es ist genau das, was ich brauche. Aber jetzt erzähl mir doch, was du um diese frühe Stunde mit mir vorhast?“

Verschwörerisch lächelte der junge Mönch in Daniels Richtung.
„Ich möchte mit dir noch einem in den Tempel. Ihr seid nämlich genau zu der Zeit des Jahres hier, an denen man morgens mit den ersten Sonnenstrahlen ein ganz besonderes Phänomen beobachten kann. Wo du schon den untersten Text entziffern konntest, bist du vielleicht auch in der Lage, damit etwas anzufangen.“

„Du machst mich neugierig. Lass uns sofort gehen, essen kann ich auch unterwegs und einen Becher von diesem Lebenselixier können wir auch mitnehmen.“

So machten sie sich auf dem Weg und kurze Zeit später standen sie im Eingang des Tempels. Das erste Licht der aufgehenden Sonne hatte sie begleitet und als sie nun durch den Torbogen traten, wies Conus Daniel an, sich neben den Durchgang an die Wand zu stellen. Daniel tat wie ihm geheißen und beobachtete gespannt das Spiel des Lichts, welches durch die Tür und das ovale Fenster darüber fiel. Ganz langsam wandelte sich dieses vom rot angehauchten Dämmerlicht zu gleißenden Strahlen. Als diese auf den Stein trafen funkelte dieser auf und kurz darauf wurden diese reflektiert und warfen Bilder an die weißen Wände. Daniel keuchte kurz auf, als er registrierte, was er dort sah. Er drehte sich zu Conus um.

„Hast du irgendetwas zum Schreiben, Conus? Das muss ich festhalten!“
„Das brauchst du nicht, Daniel Jackson. Ich habe dieses Phänomen schon öfter beobachtet und genau festgehalten, was dort zu sehen ist. Ich wollte aber auch, dass du es mit eigenen Augen siehst und wenn ich dich jetzt so sehe, habe ich damit wohl Recht getan“, lächelte der junge Mönch.

Sie verließen den Tempel und setzten sich auf die Stufen in die Sonne, vertilgten das restliche Brot und tranken ihre Becher leer, bevor sie dann zum Kloster zurückkehrten.

Dort angekommen bestürmte Daniel seinen Begleiter, ihm sofort die Aufzeichnungen zu zeigen, was dieser auch gerne zusagte. Er brachte Daniel in die Bibliothek und nachdem er ihm die gesuchten Unterlagen übergeben hatte, ließ er Daniel alleine, der sich sofort darin vertiefte und seine Umgebung völlig vergaß.

Drei Stunden waren vergangen, als Daniel aufsah und zufrieden eine letzte Notiz auf ein Blatt Papier machte. Dann faltete er diese zusammen und verließ die Bibliothek um Jack zu suchen.

Er fand ihn vor dem Hospital. Jack stand dort in der Sonne und streckte sich.
„Bis du die ganze Zeit bei Nicole gewesen?“, fragte Daniel, den ein Hauch von schlechtem Gewissen einholte. „Wie geht es ihr?“

„Yep, ich war die ganze Nacht bei ihr und wir haben beide ruhig geschlafen. Allerdings ist schlafen auf einem Stuhl nicht besonders gesund für den Rücken“; fügte Jack mit einem leichten Stöhnen hinzu und fuhr fort. „Es geht ihr gut, das Fieber ist zurückgegangen und wie der Heiler gestern gesagt hat, kann sie bald schon wieder aufstehen. Was sie jetzt braucht, ist Ruhe und Erholung.“

„Das ist gut zu hören. Wir können ja noch ein paar Tage bleiben. Weiß Lyz schon Bescheid? Oder soll ich ihr das sagen?“

„Wenn ich an gestern denke, solltest du ihr das besser sagen. Mir steht jetzt nicht der Sinn danach. Ich werde mir jetzt ein Bett suchen und versuchen noch etwas erholsamen Schlaf zu bekommen. Aber wenn ich dich so ansehe, dann hast du noch was anders auf dem Herzen“, fragte Jack, der Daniel genau beobachtete.

„Ich glaube, ich habe die Koordinaten für die Erde gefunden“, sprudelte es aus ihm heraus. „Ich meine, ich weiß es nicht hundertprozentig, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß. Heute morgen im Tempel da war so eine Lichterscheinung und in den letzten Stunden habe ich herausbekommen, was diese Zeichen bedeuten und es kann nur eines bedeuten, nämlich das es der Weg nach hause ist.“

„Und du bist dir sicher?“, leicht skeptisch schaut Jack den Archäologen an, der sich aber nicht beirren ließ.

„Mehr als ein anderer Planet kann es ja nicht werden. Es ist eine Fünfzig-fünfzig Chance und ich denke, wir sollten es probieren, wenn Nicole wieder auf den Beinen ist.“

„Okay, ich gehe schlafen, du kontrollierst noch mal was du da meinst gefunden zu haben und wenn wir uns wiedertreffen, entscheiden wir, was wir machen.“ Mit diesen Worten drehte Jack sich um, steuerte auf das Gästehaus zu und ließ Daniel stehen.

Fünf Tage später standen die vier am späten Abend vor dem Tor. Nicole konnte wieder alleine gehen, sah aber immer noch mitgenommen aus. Allerdings hatte nichts sie halten können, als Daniel ihr beim Aufwachen von seiner Entdeckung erzählt hatte.
„Ich will eher gestern als heute nach hause. Ich bin es leid herumzuirren und wenn es eine Möglichkeit gibt - auch wenn es nur eine 50prozentige ist - dann würde ich es doch versuchen wollen.“

Auch Lyz hatte keine Einwände gehabt. Sie uns Jack hatten noch einmal miteinander gesprochen, allerdings ohne die anderen und keiner der beiden hatte ihnen mitgeteilt, was dort besprochen worden war. Sie redeten danach wieder miteinander, aber wer ein bisschen Gespür für Zwischentöne hatte, bemerkte, dass eine neue Art von Unterton in den Gesprächen der beiden mitschwang.

Jetzt standen sie vor dem Tor und Daniel gab die Koordinaten in das Anwahlgerät ein. Als der Ereignishorizont sich gebildet hatte, stieß Daniel seinen angehaltenen Atem aus.

„Soweit sind wir, sollen wir gehen?“
„Nach dir“, meinte Jack und hörte sich fast fröhlich an.
Daniel rief noch einen Gruß und Worte des Dankes in Conus Richtung, dann drehte er sich um und trat durch das Tor, gefolgt von den anderen.

ENDE (Episode 6)
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.