Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Stargate 2010 - Season 1: The Journey begins von Timelord , Valdan

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
1.04 Begegnung

Jack trat als Letzter aus dem Ereignishorizont. Er hörte, wie dieser sich hinter ihm schloss. Das Geräusch lies ihn jedes Mal kurz zusammenzucken, klang es doch für ihn wie das Fauchen eines angriffsbereiten Raubtieres. Daniel hatte als Erster die Statuen entdeckt und untersuchte diese so gut er es ohne Hilfsmittel konnte. Dabei nahm er sein kleines Notizbuch zu Hilfe, das er irgendwie von der Erde durch die Gefangenschaft über die Flucht hierher gerettet hatte.

Diese Gebilde aus Stein bildeten eine Gruppe von sechs menschenähnlich aussehenden Wesen. Die Körper waren eindeutig humanoid, nur die Köpfe stellten Tiere oder ähnliches dar. Er vermutete, dass es sich dabei um Goa´uld handelte, die hier verehrt wurden.

Sie standen im Halbkreis um das Tor herum und die steinernen leblosen Augen blickten gen Himmel. Nicole hatte diesen Dingern nur einen kurzen missbilligenden Blick zugeworfen, bevor sie sich daran machte, die Umgebung zu erkunden und abzusichern.

Jacks Rundblick endete bei Lyzaie. Sie stand mittig vor den Steinfiguren und betrachtete diese eine nach der anderen. Bei der kleinsten Bewegung ihres Kopfes geriet ihr Zopf, den sie bis zum Steißbein gebunden hatte, leicht in Bewegung. Das erweckte den Anschein, dass er sich im Wind hin und her wiegen würde.

O’Neill wusste immer noch nicht so wirklich, was er mit dieser Frau anfangen sollte. Zugegeben, ohne ihre Hilfe wären sie wahrscheinlich schon längst tot oder würden immer noch im Keller Xocotls verrotten. Dennoch besaß diese Frau etwas, das den ehemaligen Offizier massiv verunsicherte. Nur konnte er dieses Etwas nicht genau bestimmen und das machte ihm zu schaffen. Sein sonst gutes Feingefühl versagte bei ihr. Um sich von diesen Gedanken zu lösen, wandte er sich Nicole zu und half ihr dabei, die Umgebung zu sichern.

Lyzaie hörte die Schritte des Colonels, wie sie sich in Richtung der blonden Frau entfernten. Sie zog schon seit Wochen mit diesen Wesen durch die Galaxis und stellte fest, dass ihre Vermutung zugetroffen hatte. Selbst in Angesicht eines großen Verlusts, ohne Rückhalt der eigenen Leute, gaben diese Menschen nicht auf und versuchten, das Beste daraus zu machen.

Sie schloss die Augen und lies für einen Moment die Mauern um ihren Geist herum fallen. Am Rande ihres Bewusstseins spürte sie etwas, was sie kurz zusammenzucken lies. Es war eine vertraute Präsenz. Sie atmete tief ein und erweiterte ihren mentalen Erfassungsbereich.

Nun spürte Lyz es ganz deutlich. Es war eine Präsenz, mit der sie hier nie gerechnet hätte. Sie zog sich die Kapuze ihres Umhangs tief ins Gesicht. „Wir müssen gehen.“ Dann schritt sie den Weg entlang, der vom Tor wegführte.

Jack sah ihr hinterher. „Dürften wir erfahren wohin?“

Lyzaie ging einfach weiter.

„Anscheinend nicht“, Jack seufzte. "Jackson, Nicole. Wir folgen ihr.“

Nicole packte ihren Patenonkel am Arm. „Hältst du es für gut, das zu tun, was SIE will?“

O´Neills Augen huschten kurz zwischen den beiden Frauen hin und her. „Ganz ehrlich? Nein. Aber im Augenblick ist sie unsere einzige Hoffnung, den Weg zur Erde zu finden.“
Dann folgte er Jackson, der zwischenzeitlich zu Lyz aufgeholt hatte. Nicole zögerte noch einen Moment, dann zog sie die Zat, die sie erbeutet hatte und bildete die Nachhut.

Seit Stunden nun folgten sie dem festgetretenen Pfad. Jack begann sich ernsthaft zu fragen, wonach sich Lyzaie orientierte. Er wurde nervös. Wenn er doch nur eine P90 dabei gehabt hätte. Doch bei ihrer übereilten Flucht von Aquanoxis hatten sie alle Ausrüstungsgegenstände zurücklassen müssen und auf dem letzten Planeten, den sie besucht hatten, waren Pfeil und Bogen vorherrschend gewesen.
Er spürte den dünnen, mit Därmen gespannten Holzbogen auf seinem Rücken. Doch hier und jetzt wurde der Wunsch nach einer Waffe, die in Sekundenschnelle hundertfachen Tod verbreiten konnte, übermächtig. Das war auch einer der Gründe gewesen, warum sie hierher gekommen waren. Auf einem der durchreisenden Planeten hatten sie erfahren, das es hier Waffen geben sollte, die denen der Götter ebenbürtig waren.

Die grelle, leicht rötliche Sonne wechselte ihr Farbspektrum ins violette, als sie endlich auf Anzeichen von Zivilisation trafen. Der Pfad führte die Vier hinaus auf eine große Lichtung, auf der sich ein riesiges Gebäude in die Höhe streckte, das einer mittelalterlichen Burg auf der Erde sehr nahe kam. Der Grundriss schien sechseckig zu sein und an jedem Eckpunkt erstreckten sich Zinnen, die den Eindruck erweckten, den Himmel zu stützen.
Das Mauerwerk war aus massiven quaderförmigen Steinen, auf denen sich die Patina der Jahrhunderte breitgemacht hatte. Umgeben war diese Burg von einer Vielzahl deutlich kleinerer Holzhütten und Zelten.

Der Duft gebratenen Fleisches drang an Jacks Nase und unwillkürlich suchte er mit seinen Augen die Umgebung ab, auf der Suche nach der Ursache. Am Rand des Dorfes erstreckte sich ein freies Halbrund in das Konglomerat von Holz und Stoffbahnen.
Auf dem freien Platz standen kleine Tische. Als sie näher kamen, erkannten sie, dass dort Waren gehandelt wurden. Von Kleidung bis hin zu einem Tier, das einem irdischen Riesenwildschwein ähnelte und das auf einem Spieß über einer offenen Feuerstelle seine letzten Runden drehte.

Alles wirkte offen und einladend, wären da nicht die grimmigen Gesichter der Wachen gewesen, die in regelmäßigen Abständen platziert, das Gelände zum Wald hin bewachten. Misstrauen und äußerste Wachsamkeit lag in ihren Blicken, als die Vier näher kamen.

Als sie den imaginären Rand des Dorfes überschreiten wollten, versperrten ihnen zwei Hellebarden den Weg. Die Männer, die diese Waffen festhielten, machten durchaus den Eindruck, damit umgehen zu können.

„Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr?“

„Mein Name ist Jack aus der der Stadt des Windes vom blauen Planeten. Habt ihr wahrscheinlich eh nie was von gehört. Wir…“

„… sind hier, weil wir beabsichtigen, uns mit Utensilien der verschiedensten Art und Proviant für unsere Weiterreise einzudecken“, wurde er von Daniel unterbrochen. Der Archäologe bedeutete Jack mit einem Seitenblick, ihm das Reden zu überlassen.

Mit ihrer freien Hand deutete die linke Wache auf Nicole, die ihre aktivierte Zat immer noch halb im Anschlag hielt. „Senkt eure Waffen.“

Mit einem Gesicht, das vor Widerwillen nur so strotzte, kam sie der Aufforderung zögernd nach.

„Diese dort… „, der Arm wanderte von Nicole hinüber zu Lyzaie, „ … soll ihre Kapuze abnehmen. Wir würden gerne in das Antlitz derer schauen, die danach trachten, bei uns einzukehren.“

Langsam, immer darauf bedacht keine schnelle und provozierende Bewegung durchzuführen, senkte sich der Stoff vom Haupt der Außerirdischen.
Kaum, dass sie ihr Gesicht gezeigt hatte, geschah etwas, mit dem Jack niemals gerechnet hätte. Die Wachen ließen ihre Hellebarden fallen und fielen vor Lyzaie auf die Knie. Ebenso wie alle Wachen, die in Sichtweite der kleinen Gruppe standen.

Der Mann, der sie aufgefordert hatte die Kapuze abzunehmen, sprach nun mit leicht zitternder Stimme. „Verzeiht mir, Mylady. Ich hatte keine Ahnung, dass ihr eine Artgenossin des Herrschers seid. Er sagte uns, dass ihr bald eintreffen würdet. Verzeiht diesem unwürdigen Diener, dass er seine Pflicht zu ernst genommen hat.“


*****


Der Mann hinter dem schweren Vorhang zog seine Hand weg. Er hatte genug gesehen. Seine Empfindungen von heute morgen hatten ihn also nicht getrogen und sie war tatsächlich hier. Aus seinem tiefsten Innern drang die Erinnerung an ihre letzte Begegnung vor sein inneres geistiges Auge:

Sie konnte sich gerade noch auf den Beinen halten und stand blutend wenige Meter entfernt von ihm am Vortex des Tores. Lyz warf ihm einen letzten hasserfüllten Blick zu, bevor sie hindurchging und sich das Stargate hinter ihr schloss.
Kurz darauf hatte auch er den Planeten verlassen. Für ihn hatte es nichts mehr zu tun gegeben. Die Goa´uld hatten ihn reichlich entlohnt und ihm Protektion dafür gewährt, dass er die Koordinaten seiner Heimatwelt an sie verraten hatte.

Er schritt zu dem lodernden Kamin und starrte gedankenverloren in das Feuer. Der Schein der Flammen tanzte auf seiner blutroten Iris.


***************************************


Die Wachen traten bereitwillig beiseite und ließen die kleine Gruppe durch. Nicole und Jack hielten sich im Hintergrund, immer ein kritisches Augen auf die Wachen und das Volk gerichtet. Daniel hingegen war ganz der Archäologe und sinnierte über Ursprung und Bauweise des Mauerwerks.

„Diese Burg wirkt wie aus dem England des 16. oder 17. Jahrhundert. Selbst die Kleidung der Leute entspricht dieser zeitlichen Epoche. Das ist … ist einfach erstaunlich. Das bedeutet, dass die Goa´uld unseren Planeten regelmäßig besucht haben müssen …„

„Doktor, könnte es nicht einfach sein, dass die kulturelle Entwicklung einfach parallel zur unseren verlief … nur etwas langsamer.“

Jackson sah die Patentochter des Colonels verdutzt an. Im ersten Moment verschlug es ihm die Sprache und er war auf der Suche nach Gegenargumenten. Bevor er jedoch loslegen konnte, mischte sich Lyzaie ein. „Es scheint eine Tatsache zu sein, dass die Goa´uld früher auf eurem Planeten waren. Aber eine Sache spricht gegen deine Argumentation Doktor Jackson. Hätten die Goa´uld euren Planeten in jüngster Zeit wiederentdeckt, so hätten sie ihn entweder unterworfen oder komplett vernichtet. Laut Gesetzen der Goa´uld ist es keinem Volk außer ihrem eigenen erlaubt, sich kulturell, technologisch und zahlenmäßig soweit zu entwickeln, dass es eine Bedrohung darstellen kann.“

Mit diesen Worten ließ sie die drei Menschen stehen und mit ihren Gedanken allein. Sie hatte etwas an einem Stand, der Waffen anbot, entdeckt, das ihre Aufmerksamkeit erregte.
Sie blieben direkt vor dem kleinen Tisch stehen und ignorierte die Vielzahl der kleineren Messer und Schwerter, sogar die beiden Zatwaffen.
Das, was sie erspäht hatte, kam einem kleinen Wunder gleich. Mitten in diesem Gerümpel lag ein Schwert der Ahnen. Mit Bedacht und Ehrfurcht nahm sie es in ihre Hände und ihr Blick musterte jeden kleinen Zentimeter dieser eleganten Waffe.

Zugegeben, es sah ein wenig schmutzig aus; aber nichts, was ein paar Tropfen Wasser und ein Tuch nicht wieder hinkriegen würden. Das Schwert befand sich sogar noch in der dazugehörigen Rückenkralle, einer Halterung, die man mit einem Kreuzgurt fixieren konnte. Das, was die Außerirdische an diesem Schwert faszinierte, war der Griff aus Naquadah. Er war ergonomisch geformt und an den Rändern waren 7 Symbole eingraviert.


„Wieviel?“

Die Stimme des Händlers klang ängstlich, als er ihr antwortete: „Für euch… einen… einen halben Streifen Gold.“

Ohne hinzusehen griff Lyzaie in ihre linke Manteltasche und zog einen kleinen dünnen Streifen Gold aus ihrer Tasche und war ihn achtlos auf den Tisch.
Goldstreifen waren die meist akzeptierte Währung in der Galaxie. Dabei handelte es sich in der Regel um einen dünnen Streifen, der einen Zentimeter breit und fünf Zentimeter lang war. Die Dicke des Streifens betrug nie mehr als einen halben Zentimeter.

Der Händler nahm den Streifen, biss einmal kurz darauf, um sich zu vergewissern, dass er keiner Attrappe aufgesessen war. Dann raffte er seinen restlichen Sachen zusammen und verließ seinen Stand. Es machte auf Jack fast den Eindruck, als würde der Mann vor der Außerirdischen fliehen.

Er sah zu, wie Lyzaie die Rückenkralle um ihren Oberkörper band und knapp unterhalb ihres Wirbelansatzes fixierte. Das Schwert glitt in einer fließenden Bewegung in seine Halterung und blieb dort bombenfest sitzen.

Lyz kam zu ihrer kleinen Gruppe zurück. „Wir sollten dem Herrscher einen Besuch abstatten. Wenn einer uns zu den Waffen der Götter bringen kann, dann er.“

O´Neills Bauchgefühl verriet ihm, dass dies nicht der einzige Grund war, warum sie dem Herrscher begegnen wollte. Aber er war sich sicher, dass er auf eine Frage keine Antwort bekommen würde und schwieg deshalb.

Die vier Gefährten schritten einen breiten Weg entlang, der zur Burg führte und an den Seiten von Unterkünften der verschiedensten Art gesäumt war. Dabei machten sie die Entdeckung, dass, je näher sie der Burg kamen, die Unterkünfte befestigter und luxuriöser wirkten. Während am Anfang der Straße im Bereich des Marktplatzes nur kleinere Zelte oder überdachte Erdlöcher vorherrschten, begegneten ihnen hier, nur noch wenige Meter vom Burgtor entfernt, Hütten aus massivem Holz.

Nun standen sie vor dem Durchgang, der in das Innere der Burg führte und durch ein dickes Metallgitter versperrt war. Die grimmig dreinblickenden Wachen hinter dem Gitter wirkten nicht so beeindruckt von Lyzaies Anwesenheit wie ihre Kollegen am Dorfrand.
„Wenn ich ein wenig C4 hätte, wären die Kerle und das Gitter kein Problem“, murmelte Jack mehr zu sich selbst, als zu den anderen. Lyzaie trat aus der kleinen Gruppe heraus und stellte sich direkt vor einer der Wachen. „Bringt mich zu eurem Herrscher.“Die Wachen rührten sich keinen Millimeter, zuckten nicht einmal mit den Gesichtsmuskeln oder blinzelten.
Nicole versuchte auf eigene Faust ihr Glück, trat heran, streckte einen Arm durch das Gitter und begann die Wache an der muskulösen Schulter zu streicheln. Dabei ließ sie ihr verführerischstes Lächeln aufblitzen, zu dem sie fähig war. „Na, Süßer… wenn du uns durchlässt könnte ich dir den ein oder anderen Gefallen tun.“

Sie ließ ihre Hand ein wenig tiefer wandern, auch wenn sich das durch das Gitters ein klein wenig schwierig gestaltete. Die Wache zuckte immer noch nicht, doch sah Nicole, wie sich kleine Schweißperlen an den Schläfen bildeten und sie konnte auch nicht umhin, die kleine, stetig wachsende Erhebung in der Hose des Mannes zu bemerken.

Während sie mit der einen Hand den Oberkörper des Mannes streichelte griff sie mit ihrer anderen Hand durch das Gitter und die Genitalien des Mannes befanden sich nun in einem stahlharten Griff, der seine zukünftige Zeugungsfähigkeit stark in Frage stellte.Da erst ließ sich die Wache vor der blonden Frau auf die Knie fallen. Keuchend und mit flehendem Blick.Die andere Wache konnte seinem Kollegen nicht zu Hilfe eilen, da die Klinge eines Schwertes sehr nahe Bekanntschaft mit seinem Adamsapfel schloss.

Nicole, nun wieder ganz die Amazone, als die Lyz sie kennen gelernt hatte, zog die Wache nah an sich heran. „Ruf nach irgendjemandem, der dieses Tor öffnen kann, oder du kannst dich von dem da verabschieden.“ Um ihrer Drohung etwas mehr Gewicht zu verleihen, verstärkte sie den Druck auf die Genitalien des Mannes.

Wenige Minuten später glitt das Tor zur Seite hin weg und machte ihnen den Durchgang frei. Die beiden Wachen, die sie in der Mangel gehabt hatten, standen mittlerweile ein wenig abseits, mit angsterfüllten Gesichtsausdrücken. Doch ihr Glück nur von kurzer Dauer sein, als sie den Innenhof betraten. Innerhalb weniger Sekunden waren sie von zwei Dutzend Wachen umzingelt, die mit angespannten Bögen oder gezückten Schwertern einen Kreis um sie bildeten.

Jack raunte Nicole etwas zu. „Glaubst du, dass deine Femme-Fatale-Nummer hier noch einmal wirkt?“

„Tut mir leid, Jack, aber das wage ich stark zu bezweifeln.“


***************************************


Daniel versuchte einen diplomatischen Versuch, der jedoch von einem Faustschlag mitten in sein Gesicht unterbrochen wurde.

Auf einem recht großen Balkon, der zum Hof hinausführte und an einer der Burgzinnen angebracht war, erschien eine Gestalt in einer dunklen Robe.
„Wusste gar nicht, dass es hier Jedi Ritter gibt…“, murmelte Jack.

Die Gestalt trat an die Brüstung und sah zu ihnen hinunter. „Bringt meine Artgenossin zu mir; die anderen schmeißt in das Verlies und nehmt diesen drei Wahligs die Waffen ab. Lasst ihr das Schwert.“
Um die Unruhe unter seinen Wachen zu besänftigen, fügte der Herrscher, denn um den musste es sich unweigerlich handeln, noch hinzu: „Ich bin durchaus in der Lage mich ihrer zu erwehren.“



*****


Die Dielen des Holzfußbodens knarrten unter ihren schweren Stiefeln, als sie den großen Raum betrat. Die mannshohen Fenster waren mit schweren, dunkelgrünen Vorhängen geschlossen worden. An den Wänden brannten in regelmäßigen Abständen kleine Fackeln, die dem Raum eine schummrige Atmosphäre verliehen. Der Rauch der Fackeln zog sich langsam durch den Raum in Richtung Decke, wo er durch die geöffneten Dachluken ins Freie gelangen konnte.

Lyzaie stellte sich breitbeinig vor dier Tür und spürte den leichten Windzug im Rücken, der entstand, als die schwere Tür ins Schloss fiel. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und entspannten sich Sekunden später wieder. Sie zog das Schwert, das sie kurz zuvor auf dem Markt erstanden hatte, aus der Rückenkralle. Die Klinge war circa anderthalb Meter lang und fünf Zentimeter breit. Sie wirkte zerbrechlich, war in den richtigen Händen aber eine todbringende Waffe.

Lyz hob das Schwert an, so dass die Klinge auf einer Höhe mit ihrer Narbe war. Er stand vor ihr, der Mann, dem sie diese Narbe zu verdanken hatte. Es erforderte einen starken Willen, das Chaos der Gefühle in ihrem Inneren zu beherrschen und nicht einfach drauf los zu stürmen.

„Hier und Jetzt! Im Namen unseren Volkes und meines Eigenen fordere ich Vergeltung für die Gräueltaten, die du verursacht hast.“

Ykkandil stellte den goldenen Pokal auf einen kleinen Tisch, der unweit neben ihm stand. Dabei schwappte etwas von dem Vurguzz über den Rand und über die Tischkante auf den Holzboden. „Lyz… Liebste Lyz. Können wir nicht darüber reden? All das ist schon so lange her. Was kann ich für dich tun, um diesen kleinen Konflikt zu verhindern?“
„Lass meine Begleiter frei und ich verschone dich … zumindest für dieses eine Mal.“

„Diese Menschen scheinen dir sehr wichtig zu sein. So wichtig, dass die einstmals größte Kriegerin unseres Volkes auf Rache verzichtet. Was ist an diese Tieren so besonder…“, Erkenntnis blitzte in den Augen Ykkandils auf. „Du glaubst, das sind die Mächtigen aus der Prophezeiung.“ Er lachte lauthals auf. „Du glaubst ernsthaft, dass diese Menschen, die Krieger sind, von denen der Stein des Ursprungs berichtet? Diese Missgeburten der Natur sollen der Galaxis die Befreiung durch die falschen Götter bringen?! DU TRÄUMST!!!“
Die letzten beiden Wörter schrie er förmlich hinaus und zog im selben Augenblick sein eigenes Schwert aus dem Rückenhalfter.

Die Klingen prallten mit einer Wucht aufeinander, die Lyz einen Schritt zurück machen ließ. Ykkandil nutzte die Gelegenheit und versuchte sie, mit mehreren kraftvollen Hieben aus dem Gleichgewicht zu bringen. Um dieser Attacke zu entgehen, machte Lyzaie aus dem Stand einen Salto rückwärts.
Der nächste Schwerthieb Ykkandils ging daraufhin ins Leere und brachte ihn ins Straucheln. Lyz machte eine Körperdrehung nach unten weg und versuchte, ihm mit der Klinge die Beine wegzuschlagen. Lyz brachte die Drehung zu Ende und sie standen sich nun wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Jeder darauf lauernd, das der andere einen Fehler machen würde. Einen entscheidenden Fehler.

Ykkandil ließ das Schwert kreisen und zuckte ruckartig nach vorne, nur um sich dann sofort wieder in Ausgangsstellung zu bringen. Er hoffte, sie dadurch aus der Ruhe zu bringen und zu provozieren, doch sie ging nicht darauf ein.
Lauernd wie ein wildes Raubtier, betrachtete sie Ykkandil aufs Genaueste. Jedes Zucken seines Augenlids, seiner Muskeln; und es sollte nicht lange dauern, bis ihre Aufmerksamkeit belohnt wurde.

Seine Beinmuskeln spannten sich und er setzte zu einem Spin kick an, um ihr das Schwert aus den Händen zu prellen. Doch Lyzaie drehte sich unter dem Bein weg und zog in einer fließenden Bewegung ihr Schwert nach oben.
Die Klinge musste sehr scharf sein, denn sie hatte kaum Widerstand gespürt, als sie Fleisch, Sehnen, Muskeln und Knochen durchtrennte.

Ykkandil taumelte drei Schritte zurück und betrachtete ungläubig erst sein Gegenüber und dann sich selbst. Dünne Blutfäden liefen aus dem Schnitt, der sich gerade durch sein Gesicht zog. „Mir… schei… scheint… du hast deine Rache do… doch noch be… bekommen.“

Das sollten die letzten Worte Ykkandils, des Verräters sein. Des Mannes, der sein eigenes Volk den Genozid brachte, nur um seine eigene Haut zu retten.
Nur wenige Augenblicke nach diesen Worten klappt sein in der Mitte gespaltener Körper auseinander und fiel zu beiden Seiten auf den Boden.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf ihrem Gesicht sah Lyzaie auf die Überreste ihres Bruders und steckte ihr Schwert in die Rückenkralle.

Dann wandte sie sich den Wachen zu, die kurz zuvor durch die Tür gestürmt waren und das Ende ihres Herrschers miterlebt hatten. Sie wirkten unschlüssig, was sie als Nächstes tun sollten.
Lyz trat über die Leiche auf die Wachen zu, das Schwert erneut leicht angehoben. „Wenn ihr sein Schicksal nicht teilen wollt, holt meine Begleiter aus dem Kerker und gebt ihnen ihre Sachen zurück. Zudem verlange ich von euch, das ihr ihnen einige der Sodanstabwaffen aus der Kammer Ykkandils aushändigt.“ Das unheilvolle Aufblitzen in ihren Augen veranlasste die Wachen, den Anweisungen augenblicklich zu folgen.


*****


Der Mond stand direkt über dem Sternentor, als die Vier sich vor das DHD stellten. Lyz bemerkte, wie sie sich ihren neuen Waffen zuwandten, während sie die Koordinaten ihres nächsten Ziels eingab. Die Ausdrücke auf den Gesichtern hätten nicht unterschiedlicher sein können.

Nicole, ganz die Expertin, studierte die Sodanstabwaffe aufs Genaueste und versuchte herauszufinden, welche eventuellen Zusatzfunktionen sie besaß.
Die Sodanstabwaffe war eine kleinere und handlichere Version der Jaffawaffe. Während eine normale Stabwaffe ca. anderthalb bis zwei Meter lang war, besaß diese Waffe nur eine Länge von ca. einem Meter.

Jack betrachtete die Waffe wie ein kleines Kind, das ein neues Spielzeug bekommen hatte und Daniel wirkte, als ob er mit diesem Ding gar nichts anfangen konnte.

Innerlich bedankte sie sich bei den Dreien, dass sie nicht weiter nachgefragt hatten, was passiert war. Nicole hatte zwar anfangs versucht, Genaueres zu erfahren, doch Daniel hatte gemerkt, das Lyzaie dies eher für sich behalten wollte und hatte die junge blonde Frau davon abgehalten, weiter zu bohren.
Bei Jack hingegen hatte sie eine Veränderung bemerkt. Während er ihr früher eher misstrauisch gegenüber trat, so drückten seine Haltung und sein Gebaren nun Respekt aus.

Der Ereignishorizont baute sich auf und die drei Menschen gingen hindurch. Lyzaie blickte noch einmal zurück in die Richtung, in der sie Ykkandils Grab wusste. Das Gefühl der Genugtuung, das sie bei seinem Tod empfunden hatte, war nun der Trauer gewichen.
Sie hatte zwar ihren Racheschwur erfüllt, doch ihren Bruder verloren.


ENDE (Episode 4)
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.