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Macht der Gedanken von Christine82

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Achtes Kapitel

Sheppard lag falsch. Es war nicht „etwas", das von einem der Helikopterteams, die seit Stunden die Umgebung rund um Area 51 nach Rodney und Freya abgesucht hatten, gefunden worden war sondern „jemand".

Durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille sah der Colonel auf die beiden toten Körper hinab, die auf dem rötlichen Wüstenboden fernab jeglicher Zivilisation merkwürdigerweise gar nicht so sehr wie Fremdkörper wirkten, wie man es annehmen sollte.

„Das sieht nach Hinrichtung aus", murmelte sein Cousin und lockerte seufzend seine Krawatte angesichts der Hitze. „Jeweils ein Schuss in den Hinterkopf", resümierte er. „Mitten in der Wüste. Keine Gebäude, keine Straßen, kein Wagen. Jemand ist mit ihnen hierher gekommen, hat sie erschossen und ist wieder gefahren."

„Es gibt keine Kampfspuren", bemerkte Sheppard. Dean nickte.

„Zwei Männer, die sich wehrlos erschießen lassen? Klingt merkwürdig." Beide sahen auf, als Colonel Karlee Richards zu ihnen trat. Hinter ihr packte gerade eine Ärztin des Militärs ihren Koffer in einen wartenden SUV. Auch die anderen Soldaten hatten bereits ihre Ausrüstung zusammengepackt. Photos waren gemacht und Abdrücke von Schuhen und Reifen gesucht und gesichert worden.

„Wir haben Blutproben von beiden Toten genommen und informieren jetzt die Bundespolizei", erklärte sie. „Die können sich um den Rest kümmern. Wir haben alles, was wir brauchen."

„Eisenstein sprach in seiner Aussage von zwei Entführern", erinnerte Dean. „Wenn das die beiden waren, wo sind dann Freya und McKay? Und wer hat die hier erschossen?"

„Das werden wir alles noch herausfinden", entgegnete Richards ruhig. „Und mit Eisenstein fangen wir an. Bis wir zurück auf der Base sind, ist er sicherlich wieder ansprechbar. Mal sehen, ob er diese zwei wiedererkennt." Sie wandte sich zum Gehen. „Kommen Sie?", fragte sie über ihre Schulter hinweg. Sheppard warf einen letzten Blick auf die Leichen, bevor er Dean und Richards in Richtung des Wagens folgte, der in gebührendem Abstand zum Tatort geparkt war. Dieser Fall wurde für seine Begriffe immer komplizierter. Dass jemand Rodney entführen wollte, war nicht wirklich etwas Neues. Potenzielle Verdächtige dafür gab es in mehr als einer Galaxie – und vermutlich auch nicht nur in diesem Universum. Doch bisher wussten sie noch nicht wer dafür verantwortlich war. Stattdessen hatten sie zwei Tote und einen traumatisierten Wissenschaftler. Und was hatte es mit Freya auf sich? Sein Blick wanderte zu Dean, der auf dem Beifahrersitz des SUV Platz genommen hatte. War es möglich, dass Rodney gar nicht das Ziel der Entführung gewesen war? Mit diesem Gedanken setzte sich der Colonel auf den Rücksitz des Wagens, der sie zurück auf Area 51 bringen sollte.


„Das ist einfach keine gute Idee", keifte Rodney. Sein Gegenüber seufzte laut auf.

„Es ist aber unsere einzige Möglichkeit", erinnerte sie ihn. „Das waren ihre eigenen Worte." Sie schwieg kurz. „Sie können das doch Rodney! Warum sperren Sie sich so dagegen? Wollen Sie nicht endlich hier heraus?"

„Natürlich will ich hier heraus. Ich will liebend gerne hier heraus! Aber erzählen Sie jedem, dass Sie Telepathin sind?", hielt er entgegen. „Sie wissen nicht wie gefährlich das sein kann! Und ich will es nicht ausprobieren!"

„Und was ist damit, dass wir entkommen sind?" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. Er entgegnete den Blick verwirrt.
„Was ist damit?", wollte er wissen.

„Sie haben uns mit ihren Fähigkeiten zur Flucht verholfen! Wollen Sie Colonel Sheppard gegenüber etwa allen Ernstes behaupten, dass Sie heimlich Kampfsport trainieren und so unsere Entführer überwältigen konnten?" Rodneys Kinn wanderte bei ihren Worten deutlich sichtbar nach oben. „Ich trainiere sehr wohl Kampfsport und zwar regelmäßig und mit sehr… kompetenten Personen aus diesem Gebiet", entgegnete er. „Auch wenn ich zugegeben nicht so durchtrainiert aussehe, wie diese Neandertaler, die uns entführt haben." Freya stöhnte auf.

„Sie wollen nicht nachgeben, oder? Rodney, es geht um unsere Sicherheit!", entfuhr es ihr verzweifelt.

„Vor allem geht es um meine Sicherheit, wenn jemand erfährt, dass ich diese Fähigkeiten habe!" Er atmete tief durch. „Hören Sie", begann er. „Es gibt da vielleicht noch eine andere Möglichkeit."

„Eine andere Möglichkeit?" Freyas Stimme wurde schrill. Das konnte McKay jetzt nicht wirklich ernst meinen! Nach all diesen Diskussionen und diesem jämmerlich-erbärmlichen ersten Versuch ihrerseits rückte er JETZT damit heraus, dass es noch eine andere Möglichkeit gab? Einen kurzen Augenblick neigte sie dazu ihrem Schicksalsgefährten auf der Stelle die Hände um den Hals zu legen und zuzudrücken. Doch sie beherrschte sich und fragte lediglich: „Welche?"


Als Sheppard gemeinsam mit Dean und Colonel Richards eine Stunde später wieder aus dem klimatisierten Wagen stieg, fühlte er sich als laufe er ungebremst gegen eine Wand. Drückende Mittagshitze empfing die Rückkehrer auf Area 51.

„Ich gehe jetzt direkt zur Krankenstation um Eisenstein die Fotos der beiden Toten zu zeigen", erklärte Richards. „Kommen Sie mit?"

„Ich gehe in mein Quartier", antwortete Dean, bevor Sheppard etwas entgegnen konnte. Verwirrt sah dieser seinen Cousin an. Brendan wollte nicht wissen, ob die beiden Männer etwas mit der Entführung zu tun hatten?

„Ich habe wieder diese Kopfschmerzen", fuhr der NSA-Agent fort und warf seinem Cousin einen vielsagenden Blick zu. Doch dieser verstand nun gar nichts mehr. Kopfschmerzen? Deshalb wollte er nicht zur Vernehmung des einzigen Zeugen? Andererseits: Vielleicht waren Kopfschmerzen nicht das einzige Problem. Er betrachtete sich seinen Cousin genauer. Schweiß stand ihm auf der Stirn und er sah überhaupt nicht gesund aus. Aber warum bestand er auch bei diesen Temperaturen darauf einen schwarzen Anzug und ein langärmeliges Hemd zu tragen?

„Ich verstehe", entgegnete Richards höflich. Dabei sah Sheppard genau, dass auch sie kein Wort verstand. Aber es schien sie auch nicht wirklich zu interessieren.

„Colonel?" Sie sah ihn fragend an und gerade als er sagen wollte, dass er sie begleiten würde, spürte er Brendans Fuß, der vorsichtig gegen seinen Stiefel trat. Sheppard verzog das Gesicht, mehr aus Überraschung als aus Schmerz und warf ihm einen kurzen Blick zu.

„Äh… ich glaube, ich bringe Brendan noch schnell zu seinem Quartier", sagte er und beobachtete, wie Richards rechte Augenbraue nach oben wanderte. „Ich komme dann nach", fügte er noch schnell hinzu, fasste nach Brendans Ellbogen und schob ihn eiligst weg von Richards und deren fragender Miene.

„Was ist los?", zischte er, als sie endlich außer Hörweite waren.

„Ich bin mir nicht sicher", antwortete sein Cousin. „Aber das ist die selbe Art von Kopfschmerz, die ich hatte, als Freya versucht hat mit mir Kontakt aufzunehmen." Überrascht fuhr Sheppard herum.

„Hörst du sie jetzt?", wollte er wissen. Dean schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Nein, aber es wird schlimmer." Schnell zog Sheppard ihn in Richtung der unterirdischen Quartiere. Doch so weit kamen sie nicht mehr. Kurz vor der Tür, die hinab führte in den kühlenden und bedrückenden Untergrund, blieb Brendan plötzlich stehen.

„ich verstehe das nicht", murmelte Brendan. „Sie sagt kein Wort – nichts! Das letzte Mal habe ich sie nicht verstanden, aber wenigstens habe ich sie da gehört. Aber jetzt – John, es ist als ob… Ich habe keine Kontrolle mehr darüber." Noch während er sprach, begann er in seinen Jackeninnentaschen nach etwas zu suchen. Fahrig tasteten seine Hände die Taschen ab.

„Über was verlierst du die Kontrolle?", fragte Sheppard.

„Über… über… John, das bin nicht ich!" Seine Stimme war leise, aber deutlich erkannte der Colonel die Panik darin. „Das ist jemand anders! Als ob jemand mir befehlen würde, nach etwas zu suchen und…" Er verstummte, als seine Hand auf ein Notizbuch stieß, das er aus Gewohnheit immer bei sich trug und so auch hier, auf Area 51, wo eigentlich keine Aussicht darauf bestanden hatte, das er es würde gebrauchen können. Er zog es hervor. „John, ich habe gerade keine Ahnung, was ich hier mache", gestand er. Aber inzwischen war er bereits ruhiger als noch vor wenigen Sekunden. Er schlug das Notizbuch auf. Mit großen Augen beobachteten er und sein Cousin, wie er einen Kugelschreiber zückte und zu schreiben begann. „Ich tue das hier nicht", murmelte er entsetzt. „Ich schreibe nicht aus eigenem Willen." Sein Blick heftete sich auf die Worte, die langsam, Buchstabe um Buchstabe, vor seinen Augen entstanden. Er wurde bleich.

„Oh Gott! Es ist Freya!", entfuhr es ihm. Die Kopfschmerzen waren vergessen, als er die Seite umschlug und weiter wild schrieb. Die Buchstaben waren ungelenk, wie von einem Kind, das zum ersten Mal einen Stift in der Hand hielt. Kurz darauf spürte er, wie der Druck in seinem Kopf nachließ. Er senkte Buch und Stift und sah Sheppard erschöpft an.

„Und?", verlangte dieser zu wissen. Wortlos hielt Dean ihm das Buch hin. Sheppard griff danach, während sein Cousin den Kugelschreiber zurück in seine Jackentasche steckte.

„Beängstigend, oder?", fragte er leise. Sheppard nickte, während sein Blick erneut über die Worte wanderten: „Brauchen Hilfe! Sind entkommen! Feindlicher Spion auf Area 51! Treffen morgen in Amarillo!"


Alles war vorbereitet. Zufrieden ließ Morgan seinen Blick aus dem Fenster seines Büros über die Dächer der Stadt schweifen. Die Planungen für Dr. Rodney McKays Aufenthalt waren gründlich durchgeführt worden. Jetzt musste das Personal aus dem Bereich der Forschung nur noch darauf warten, dass die Ware geliefert wurde.

Er atmete tief durch. Denn nun hatten seinen Gedanken den einen Punkt erreicht, der ihm nicht gefiel. Warum waren Freya und McKay nicht zurückgekehrt? Statt sich auf Area 51 in, die vermeintliche, Sicherheit zu begeben, waren sie ins Nirgendwo verschwunden. Wieso? Ahnten Sie, dass dort einer ihrer Leute auf sie wartete? Erinnerten sie sich womöglich an den genauen Ablauf der Entführung? Falls ja, war es nun umso wichtiger zu verhindern, dass die beiden ihr Wissen weitergaben. Natürlich gab es noch eine Alternative. Aber… Er beschloss den Gedanken nicht weiterzuverfolgen. Man musste ja nicht sofort den Teufel an die Wand malen.

Außerdem standen bislang alle Zeichen auf Erfolg. Der Wagen, mit dem die Entführung durchgeführt worden war, hatte dank des GPS-Signals schnell aufgespürt werden können. Jedoch hatte man im Wageninneren keinen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Flüchtigen entdeckt. Stattdessen war ihnen Kommissar Zufall zu Hilfe geeilt. Genau in jenem Augenblick, als zwei Sicherheitsmitarbeiter den Wagen abholen und untersuchen wollten, hatte ein Anwohner des Fundortes den Diebstahl seines eigenen Autos bemerkt. Dieses Mal hatten sie zwar nicht auf die Hilfe der GPS-Satelliten zurückgreifen können, da der Wagen über kein Navigationssystem und keinen GPS-Sender für den Fall eines Diebstahles verfügt. Vermutlich war dies auch genau der Grund gewesen, warum sich die beiden für diese alte Schrottkiste entschieden hatten. Aber dank Verkehrsüberwachsungssystemen und Sicherheitskameras war es ihnen gelungen auch diese Spur zu verfolgen – bis nach Texas.


Etwa zehn Minuten nach der „Gedanken-Sache", wie Sheppard den Vorfall getauft hatte, traf er in der Krankenstation auf Colonel Richards. Bereits an dem Ausdruck ihres Gesichts, als sie Eisensteins Krankenzimmer verließ und die Tür hinter sich schloss, sagte ihm genau wie ihr Besuch verlaufen war. „Volltreffer", erklärte sie und faltete die Hände hinter ihrem Rücken. „Eisenstein hat einen der Toten identifiziert. Es handelt sich um einen der Entführer. Mit dem anderen konnte er hingegen nicht so viel anfangen."

„Also, haben wir jetzt einen toten Entführer und einen…" Er zuckte ratlos mit den Achseln. „…toten Unbeteiligten?" Noch während er sprach, schüttelte sie bereits im Widerspruch den Kopf.

„Nicht unbedingt", ließ sie ihn wissen. „Überlegen Sie doch! Wie wissen doch gar nicht, wie viele Personen tatsächlich an der Entführung beteiligt waren! Eisenstein hat zwar zwei Männer gesehen, aber das heißt noch gar nichts! Um die Ecke könnte genauso gut ein Wagen geparkt gewesen sein, in dem sieben weitere Personen nur darauf warteten zum Einsatz zu kommen." Ihr Vortrag wurde unterbrochen vom Klingeln des alten Diensttelefons an der Wand. Nach einem kurzen Zögern griff Richards nach dem Hörer. „Colonel Richards – Ja? – Ich verstehe. Gut gemacht. Kennen wir ihre Adressen? – Gut. Telefon- und Kontodaten überprüfen, Bewegungsprofil der Mobiltelefone erstellen, ehemalige Kameraden, Nachbarn, Familie und Freunde befragen." Sie legte auf und wandte sich wieder Sheppard zu, der interessiert gelauscht hatte. „Die beiden Männer konnten identifiziert werden", erklärte sie ihm. „Lt. Ryan Scolari und Lt. Ian O'Shea, beide außer Dienst. Vor fünf Jahren wurden beiden mit allen Ehren entlassen." Sie atmete tief ein. „Sie gehörten zu den Besten: Navy Seals." Sheppard ersparte sich wohlweislich jeglichen Kommentar. Er wusste, dass alle – oder zumindest viele – vor Ehrfurcht schon erstarrten, wenn der Name der Spezialeinheit nur genannt wurde. Aber er hatte sie einmal im direkten Vergleich mit anderen Spezialkommandos erlebt: In Französisch-Guyana hatte er die Seals hautnah bei einer Übung beobachten dürfen. Und er war zu dem Schluss gekommen, dass sie gegen die Jungs aus Frankreich, Israel und den Niederlanden lediglich Amateure waren. Sie hatten mehr als blass ausgesehen und waren schnell ins Hintertreffen geraten. Seitdem bereitete es ihm Kopfschmerzen, warum drei Länder mit deutlich niedrigerer Einwohnerzahl als die Vereinigten Staaten offenbar mehr und noch dazu bessere Männer für ihre Spezialkommandos zur Verfügung hatten als die USA mit ihren mehr als 200 Millionen Bürgern.

„Dann drängt sich jetzt die Frage auf, wer der zweite Entführer ist", sprach er eine der Fragen auf, die ihm auf der Seele brannten. Richards nickte bedächtig.

„Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass die Antwort auf diese Frage damit zusammenhängt, warum die Entführer genau über Sicherheitsinterna informiert waren?", fragte sie. Der Colonel seufzte erleichtert auf. Auf dem Weg zu Richards hatte er schon überlegt, wie er dieses Thema am besten anschneiden sollte.

„Sie denken auch, dass es hier einen Maulwurf gibt, oder?", fragte er. Statt zu antworten, blickte sie durch das Fenster in Eisensteins Zimmer. Neben dem Bett saß ein junger Soldat mit einem Zeichenblock.

„Normalerweise haben wir hier keine Verwendung für Phantombilderprogramme", erklärte sie ihm. „Deshalb sind sie auch nicht auf den Computern installiert und keiner unserer Soldaten darin geschult. Aber vielleicht kann uns ja ein junger Soldat mit einem ausgezeichneten Zeichentalent gemeinsam mit dem Gedächtnis von Dr. Eisenstein weiterhelfen."


weiter: Kapitel 9
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