Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Macht der Gedanken von Christine82

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Sechstes Kapitel

Nervös stand Sheppard in der Krankenstation. Nur eine dünne Wand und ein Fenster trennten ihn von dem Zimmer, in dem Dr. Robin Eisenstein auf einem Krankenbett lag. Noch waren seine Augen starr auf die Decke gerichtet und die fixierten Arme zuckten unkontrolliert. Doch der Arzt hatte bereits ein Schlafmittel in den Zugang injiziert. Sheppards schlimmsten Befürchtungen hatten sich bestätigt. Die Nervosität, die Ankündigung einer Katastrophe, war nicht einfach nur ein Gefühl gewesen. Sie war ein Instinkt gewesen, der ihm genau eingeflüstert hatte, dass Rodney in Gefahr war – und der Instinkt hatte Recht behalten.

„Was ist mit ihm?", fragte Brendan Dean und nickte in Richtung des Wissenschaftlers. Colonel Karlee Richards von der Militärpolizei drehte sich halb zu ihm um.

„Er leidet unter einem Trauma", erklärte sie. „Vor zwei Jahren war er Zeuge, wie im Irak ein Konvoi überfallen wurde. Damals wurden zwei Soldaten und zwei Wissenschaftler verschleppt, drei weitere Soldaten starben im Gefecht. Die Entführungsopfer wurden später vor laufender Kamera als Ungläubige enthauptet. Eisenstein gelang es als einzigem sich zu verstecken und so zu überleben. Seitdem befindet er sich in psychologischer Behandlung."

„Kann er sich dann das ganze nicht ausgedacht haben? Wie glaubhaft ist er überhaupt?", schaltete sich Sheppard ein, obwohl er genau wusste, dass die Frage eigentlich müßig war. „Rodney und Freya könnten überall auf der Basis sein. Sie haben vorhin selbst gesagt, dass seit dem Feuer mehr oder weniger Chaos herrscht."

„Laut dem Arzt ist die Geschichte sehr glaubhaft. Er muss ein erneutes Trauma erlitten haben, das dem ersten sehr ähnlich ist. Außerdem passt seine Geschichte zu dem, was wir mit Sicherheit wissen: Es gibt Reifenspuren an der Stelle, an der er die Entführung beobachtet haben will. Außerdem haben wir Fußabdrücke von mindestens vier Personen gefunden und Hinweise auf einen Kampf", zählte die Ermittlerin auf.

„Aber wer sollte die beiden entführen wollen? Und warum?", wandte Brendan ein. „Freya ist Ermittlerin der NSA und Dr. McKay ist Physiker!"

„Du hast ja keine Ahnung", murmelte sein Cousin. „Rodney ist nicht irgendein Physiker. Er ist ein Genie - und er wird andauernd entführt. Haben die Überwachungskameras denn nichts aufgezeichnet?" Richards atmete tief durch.

„Verschiedene Aufnahmen sind verschwunden", erklärte sie. Überrascht sahen die beiden Männer sie an.

„Verschwunden", wiederholte Sheppard tonlos. Das wurde ja immer besser. In der Pegasus-Galaxie machten sich ihre Feinde wenigstens nicht die Mühe auch noch ihre Spuren zu verwischen – jedenfalls meistens nicht und selbst wenn gab es nur eine begrenzte Anzahl an Möglichkeiten.

„Wer immer dafür verantwortlich ist, war auf jeden Fall gut vorbereitet", kommentierte Brendan. „Gibt es außer Eisenstein sonst noch irgendjemanden, dem etwas aufgefallen ist?" Der Colonel schnaubte verächtlich.

„Wissen Sie eigentlich, wie viele Personen auf dieser Basis arbeiten?", entgegnete sie. „Den meisten Personen, die wir bisher verhört haben, ist nur eines aufgefallen: Das Feuer."
„Das perfekte Ablenkungsmanöver", murmelte Sheppard.

„Sogar in doppelter Hinsicht", warf Richards ein. „An einem der Tore waren die Kommandomitglieder der Feuerwehr stationiert. Als der Alarm losging, verließen sie ihre Posten. Das Tor war nicht gesichert. Jeder konnte rein und raus, wie es ihm passte. Und genau dort haben wir erneut Reifenspuren gefunden: Es war derselbe Typ wie an unserem Tatort. Wir sind gerade dabei den Fahrzeugtyp zu identifizieren und anschließend schreiben wir es zur Fahndung aus."

„Ich glaube nicht, dass das was bringt", sagte Brendan. „Das Feuer, das Wachkommando am Tor, die fehlenden Aufnahmen der Sicherheitskameras… Die waren zu gut vorbereitet, um sich jetzt über das Fahrzeug schnappen zu lassen. Sie sind es vermutlich schon vor Stunden losgeworden. Sie werden es irgendwo in der Wüste finden, wo sie entweder in ein anderes Auto oder besser noch in einen Hubschrauber oder ein kleines Flugzeug umgestiegen sind."

„Und was sollen wir stattdessen machen?", keifte die Soldatin.

„Ich habe nicht gesagt, dass Sie der Spur nicht nachgehen sollen", erklärte er. „Ich will nur währenddessen einer anderen Frage nachgehen."

„Und welche Frage soll das sein?", wollte sie wissen.

„Die nach dem Maulwurf auf der Basis", antwortete Sheppard.


Leise stöhnend hielt sich Morgan seinen schmerzenden Schädel. Wie lange saß er schon über dieser Akte? Es schienen Stunden zu sein. Eigentlich hatte er nur einen kurzen Blick auf die Unterlagen werfen wollen – um sich ein genaueres Bild davon machen zu können, wie ernst die Lage war.

Überrascht hatte er feststellen müssen, dass die Person, mit der Freya zum Zeitpunkt ihrer Entführung zusammen gewesen war und mit deren Hilfe ihr die Flucht gelungen war, mitnichten ein Soldat oder Agent eines Geheimdienstes war. Nein, es handelte sich um einen Wissenschaftler – und noch dazu um einen nicht besonders sportlichen oder durchtrainierten! Wie war es möglich, dass ein halbbetäubter Wissenschaftler und eine halbbetäubte Frau zwei frühere Navy Seals überwältigten? Eigentlich konnte es nicht passiert sein. Und doch… Gedankenverloren lehnte sich Morgan in seinem Stuhl zurück. Bevor er sich die eiligst zusammengestellte Akte von Dr. Meredith Rodney McKay angesehen hatte, war er die schriftlich von den Telefonisten festgehaltenen Berichte von Ryan Scolari und Ian O'Shea durchgegangen. Laut diesen war Ryan ohne ersichtlichen Grund aus dem fahrenden Wagen gesprungen. Infolge dessen war McKay und Freya die Flucht gelungen.

Morgan hatte ja schon mehrfach Erfahrung mit dem merkwürdigen Verhalten von Soldaten und ehemaligen Soldaten gemacht. Aber das hier war mehr als außergewöhnlich. Er runzelte die Stirn.

Sie hatten Freyas Fähigkeiten im Vorfeld der Aktion durchleuchtet. Sie hatten sie beobachtet und jede Demonstration ihres Könnens genau dokumentiert. Eines konnte er daher mit Sicherheit sagen: Telekinese gehörte nicht zu ihrem Repertoire. Ihre Fähigkeit beschränkte sich auf die Telepathie und diese zum jetzigen Zeitpunkt auch nur einseitig. Ob sie auch in der Lage war zu senden, mussten weitere Experimente zeigen. Wenn ja, wäre dies natürlich ein absoluter Erfolg für „Ajax". Doch schon jetzt war Freya für „Ajax" besonders interessant. Freyas Fähigkeiten waren sehr ausgeprägt und nicht nur rudimentär vorhanden. Aber es gab noch einen weiteren Grund, warum sie ausgewählt worden war. Es war sehr schwer überhaupt Scanner zu finden. Zwar existierten seitenlange Listen mit Namen. Aber viele dieser Personen waren untergetaucht und lebten nun unter falschem Namen. Andere waren der Droge Ephemerol verfallen und aufgrund der physischen Folgen der Abhängigkeit nicht für „Ajax" zu gebrauchen.

Und wenn McKay…? Sein Name stand auf keiner der Listen der ihnen bekannten Scanner. Das hatte Morgan sofort überprüfen lassen, nachdem er die Berichte gelesen hatte. Doch das sollte nichts heißen.

Morgan überkam eine Gänsehaut. Unter diesen Vorzeichen hatte die Entführung natürlich scheitern müssen. Darauf waren sie nicht vorbereitet gewesen. Aber auf der anderen Seite… Er ergriff das Photo von McKay, das der Akte hinzugefügt worden war. Vom Alter her könnte er durchaus ein Scanner sein. Ein Scanner, der zweifelsfrei die Telekinese beherrschte. So jemand konnte durchaus von Nutzen sein. Doch um ihn zu fassen, mussten sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.


„Das ist doch verrückt", entfuhr es Freya. Rastlos lief sie in der weitläufigen Halle auf und ab. Durch die zerbrochenen Fensterscheiben fielen wenig wärmende Sonnenstrahlen, in deren Licht der Staub auf dem Boden und in der Luft deutlich sichtbar wurde. „Wir müssen doch irgendetwas machen können!", fuhr sie fort. Der Klang ihrer Stimme wurde von den hohen Mauern zurückgeworfen und hallte gespenstisch wieder. Genervt verdrehte Rodney die Augen.

„Und was sollen wir Ihrer Meinung nach machen?", fragte er. „Wir wissen, dass auf Area 51 ein Verräter ist. Wenn wir jetzt zurückkehren, was denken Sie passiert dann? Es ist zu gefährlich!" Freya beschloss auf dieses Argument nicht einzugehen.

„Wir sollten wenigstens versuchen mit Brendan oder Colonel Sheppard Kontakt aufzunehmen", schlug sie vor.

„Sicher!" McKays Stimme triefte förmlich vor Ironie. „Rufen Sie doch Dean auf seinem Handy an! Ach, nein! Moment! Mobiltelefone sind ja auf Area 51 verboten! Ganz abgesehen davon, dass sein Handy vermutlich abgehört wird, um uns zu finden! Bleibt also nur das Festnetz. Hoffentlich hat die Auskunft die Telefonnummer der nicht existierenden Area 51!"

„Was soll das heißen?" Freya runzelte die Stirn. „Sie wissen ihre eigene Telefonnummer nicht." Rodney seufzte und warf ihr den tadelnden Blick eines Mannes zu, der bemerkte, dass jemand ihm ganz offensichtlich nicht zuhörte.

„Das ist nicht MEINE Telefonnummer!", stellte er klar. „Ich arbeite normalerweise nicht auf Area 51. Und ich rufe dort auch nie an, weil an dem Ort, an dem ich arbeite, kein Telefon existiert!" Er stutzte. „Moment! Wir haben doch eine ganz andere Möglichkeit Kontakt mit Dean oder Colonel Sheppard aufzunehmen."

„Welche?", fragte sie verwirrt. Ruckartig wandte sich der Wissenschaftler zu ihr um.

„Dean weiß, dass Sie Telepathin sind!", erinnerte er sie. „Nehmen Sie Kontakt mit ihm auf!"

„Kontakt mit ihm aufnehmen?", wiederholte sie. „Wie soll das gehen? Ich kann Gedanken lesen, aber keine Nachrichten verschicken. Und selbst wenn: Dean ist in New Mexico und ich hier in Texas! Auf diese Entfernung funktioniert das nicht!"

„Natürlich funktioniert das!", widersprach McKay heftig. „Sehen Sie, das ist wie bei einem Mobiltelefon: Mann kann senden und empfangen. Sie müssen sich bloß konzentrieren und es versuchen! Und was soll dieser Blödsinn von einer zu großen Entfernung?" Er verzog das Gesicht. „Man kann auf jede Entfernung Gedanken lesen! Man muss nur wissen, wessen Gedanken es sein sollen."

„Rodney!", unterbrach Freya seinen Monolog. „Woher soll ich wissen, was geht und was nicht? Ich saß wegen meiner telepathischen Fähigkeiten jahrelang in der Psychiatrie! Mir hat nie jemand wirklich erklärt was ich kann. Bis gestern wusste ich noch nicht einmal, dass es noch andere wie mich gibt."

Rodney atmete tief durch. „Sie können das. Und jetzt konzentrieren Sie sich und sprechen mit Brendan Dean."


weiter: Kapitel 7
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.