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Macht der Gedanken von Christine82

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Fünftes Kapitel

Sergeant Michael Kessler gähnte. Es war wenige Minuten vor acht Uhr am Morgen und eine viel zu kurze Nacht lag hinter ihm.

Wie seine zahlreichen Kameraden hatte auch er das Feuer bekämpft. Rund fünf Stunden lang war er im Einsatz gewesen, bevor sein kommandierender Offizier ihn und einige andere zurück in ihre Quartiere geschickt. Eine Dusche und knapp anderthalb Stunden Schlaf waren der Tortur gefolgt. Nun fühlte er sich wie gerädert. Seine Arme schmerzten vom Muskelkater und sein Kopf stand kurz vor einer Explosion. Die verschwitzte Uniform klebte an seinem Körper und der Gedanke daran eine ganze Schicht durchstehen zu müssen, bereitete ihm Übelkeit.

Er trat aus dem Unteroffizierskasino hinaus in die Sonne und rückte als erstes seine Sonnenbrille zurecht. Zur Hölle mit diesem Feuerteufel, dem sie die ganze Aufregung zu verdanken hatten. Noch während sie das Feuer bekämpft hatten, waren die ersten Gerüchte aufgekommen, dass jemand mit Benzinkanister und Streichholz nachgeholfen hatte. Für Kessler war klar, dass daran durchaus was dran sein konnte. Wie hätte das Feuer sonst entstehen können? Es handelte sich um eine Lagerhalle für Schreibmaterial und Toilettenpapier! Er wusste zwar, dass auch Papier zur Selbstentzündung neigte – aber nur, wenn das Papier nass war und sich Fäulnisgase bildeten. Ganz an ihm vorbeigegangen war der Chemieunterricht schließlich nicht.

Er seufzte. Der Kerl konnte von Glück reden, wenn die MPs ihn erwischten bevor er oder eines der anderen armen Schweine, die gestern Nacht im Einsatz waren, herausbekamen wer da gezündelt hatte. Aber er hatte es ja schon immer gewusst: Diese Wüste ließ die Leute durchdrehen. Er musste zusehen, dass er hier wegkam. Es musste doch noch eine andere Stelle für einen talentierten, durchtrainierten Sergeant geben, die nicht auf Area 51, in Afghanistan oder dem Irak lag.

Kessler blieb nahe eines Müllcontainers stehen und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Noch zwei Minuten bis zu Schichtbeginn. Er war schon in Sichtweite der verkohlten Ruine, die gestern Nacht noch der Inbegriff des Infernos gewesen war. Dort sollte er also heute seine Schicht verbringen. Auf und ab gehen und ja niemanden zu nah an den Tatort heranlassen, bis die Spezialermittler vor Ort waren. Eigentlich klang das nicht so schlimm. Jedenfalls besser als der berüchtigte „Sporttag" – der Tag, an dem der Morgen mit einem 24-Kilometer-Lauf begann, bevor weitere Gemeinheiten ihres Kommandanten folgten. Er zog seine Zigarettenschachtel aus einer der vielen Taschen seiner Uniformhose und zündete sich eine Zigarette an. ‚Nur noch diese eine und dann ran an die Arbeit', schwor er sich gerade, als er ein Quietschen vernahm. Überrascht fuhr er herum. Nach dieser Nacht war es auf der Basis ungewohnt ruhig und leise. Das Quietschen hatte diesen ungewohnten Frieden gestört. Doch als sich Kessler umblickte, konnte er die Quelle des Geräusches nicht ermitteln. Seine Stirn legte sich in Falten. Das war merkwürdig. Sein Blick fiel auf den Container. ‚Komisch', dachte er und wandte sich wieder um. Langsam nahm er einen Zug von seiner Zigarette, bereit sich sofort wieder umzudrehen, wenn es nötig sein sollte. Und es wurde nötig. Kaum berührten seine Lippen seine Zigarette ertönte das langgezogene Quietschen erneut. Kessler wirbelte herum und sah, wie der obere Teil des Containers nach unten fiel. Sprintend legte er die wenigen Meter zurück und riss den Deckel hoch.

„Oh, Gott! Tun Sie mir nichts! Bitte tun Sie mir nichts!", hallte es ihm entgegen. Die Stimme war panisch. Entsetzt riss Kessler die Augen auf. „Dr. Eisenstein!", entfuhr es ihm überrascht.


Es war Punkt acht Uhr, als Morgan sein Büro im sechsten Stockwerk eines Bürogebäudes in Philadelphia. Er trug einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine blaue Seidenkrawatte. In seiner Hand hielt er seine schwarze Aktentasche, die er heute Morgen noch akkurat von der dünnen Staubschicht befreit hatte, die sich in den vergangenen zwei Wochen darauf gelegt hatte.

Als er die Tür zu seinem Vorzimmer öffnete, sah seine Sekretärin Madeleine von ihrem Computerbildschirm auf und lächelte ihn an.

„Guten Morgen, Mr. Ulreich", begrüßte sie ihn. „Wie war ihr Urlaub?" Ihr Vorgesetzter verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. „Zu kurz" entgegnete er und konnte gerade noch verhindern, dass ihm die Worte „Ich bin urlaubsreif" über die Lippen kamen. Stattdessen steuerte er lautlos seufzend das Nebenzimmer an, in dem sich sein Büro befand.

„Der Bericht von Dr. Rosarius habe ich Ihnen schon hingelegt", informierte seine Sekretärin ihn, die ihm folgte. „Jimmy kommt heute Morgen etwas später. Er hat sich letzten Mittwoch den Fuß gebrochen. Mr. Finnegan hat gestern angerufen und um einen Termin gebeten, um die Malta-Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen."

„Und habe ich Zeit für ihn?", wollte Morgan wissen.

„Mittwoch 15Uhr, Donnerstag 9Uhr05 und Donnerstag 11Uhr", entgegnete sie. Morgans Lächeln wurde weicher. Auf Madeleine war Verlass. Sie verlor nie den Überblick. Er fragte sich, was er wohl machen würde, wenn sie wie angedroht in zwei Jahren in den Ruhestand ging und statt mit ihm ihre Zeit mit ihren Enkelkindern in Wyoming verbrachte.

„Dann nehmen wir den Termin am Mittwoch", entschied er und ließ sich seufzend auf seinen Schreibtischstuhl fallen. „Sonst noch etwas?"

„Miss Walters bittet um Rückruf", antwortete sie. „Kaffee?"

„Ja, bitte", sagte er, während er bereits nach dem Telefonhörer griff. Er wählte die Nummer und Madeleine ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.

Wütend registrierte Morgan, dass seine Nervosität mit jeder gedrückten Taste zunahm. Er hatte bereits den ganzen Morgen dieses Gefühl einer nahenden Katastrophe verspürt. Es hatte ihn heute Morgen das Frühstück nicht genießen lassen, hatte ihn dazu gebracht seine Krawatte drei Mal zu binden, weil sie ihm nicht akkurat genau saß, nur damit sie danach genauso aussah wie vorher und seine Aktentasche zu putzen, nur um Zeit zu schinden. Auf dem Weg ins Büro war er sogar einen Umweg gefahren, wohl wissend, dass er es ja doch nicht verhindern konnte.

In der Leitung tutete es nur ein Mal, bevor abgehoben wurde.

„Sie ist entkommen", erklärte seine Mitarbeiterin Natalia Walters sofort. Morgans Herz setzte einen Moment lang aus.

„Wie konnte das passieren?", verlangte er zu wissen. Mit Ruhe gelang es ihm seine Stimme zu beherrschen.

„Sie war nicht alleine und dann… gab es Probleme mit dem Sedativum", informierte sie ihn. Zum zweiten Mal an diesem Morgen seufzte er lautlos auf.

„Und jetzt sind sie wieder auf Area 51", murmelte er mehr zu sich als zu Walters.

„Nein, Sir. Sie sind einfach… verschwunden. Aber wir haben den Wagen gefunden und versucht ihre Spur zu folgen", sagte sie.

„Was ist mit den beiden Männern?"

„Sie konnten sich bis zum Flugplatz durchschlagen und uns von dort Meldung erstattet." Einen Augenblick lang herrschte Schweigen zwischen ihnen.

„Kümmern Sie sich um die beiden", ordnete er schließlich an und legte auf. Eine Sekunde später brachte Madeleine ihm lächelnd seinen Kaffee mit drei Stück Zucker und einem winzigen Schuss Milch.


Stöhnend öffnete Sheppard die Augen. Er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, aber es war eindeutig nicht lange genug gewesen. Blind tastete er im Dunkeln nach seinem Wecker. Er betätigte die kleine Lampe daran und starrte mit großen Augen auf das Ziffernblatt. Halb neun am Morgen. Wie lange hatte er geschlafen? Er wusste es nicht genau. Er war zu müde gewesen, um einen Blick auf die Uhr zu werfen, als er in sein Quartier zurückgekehrt war. Allerdings konnten es nicht mehr als zwei oder drei Stunden gewesen sein.

Sheppard schaltete die Lampe wieder aus, drehte sich auf den Rücken und schloss erneut die Augen. Doch der Schlaf kam einfach nicht zurück. Stattdessen spürte er ein merkwürdiges Gefühl in der Magengrube. Er versuchte es zu ignorieren. Missmutig drehte er sich auf die Seite, zog die Decke bis an die Nasenspitze und zwang sich dazu sich zu entspannen. Doch so sehr Sheppard auch versuchte dieses Gefühl zu ignorieren – es verschwand einfach nicht. „Atlantis", murmelte er. „Immer wenn eine Katastrophe passiert, lässt die nächste nicht lange auf sich warten." Seufzend setzte er sich auf und rieb sich mit den Fingerspitzen die Augen. Natürlich war es unwahrscheinlich, dass es so kam. Die brennende Lagerhalle ging zwar vermutlich auf das Konto eines Pyromanen. Aber Sheppard hatte keine Zweifel daran, dass man ihn schnell ermitteln würde. Schließlich war das hier Area 51. Wenn jemand psychische Probleme dieser Art hatte, würde das nicht lange unbemerkt bleiben und natürlich war der vollständige Zugang zu den Akten der Psychologen dabei auch hilfreich. Man würde also den armen Kerl finden und sich um ihn kümmern – was immer man darunter verstand – und keine neue Katastrophe würde passieren. Das versuchte er jedenfalls sich selbst einzureden. Erneut griff Sheppard nach dem Wecker und sah auf das beleuchtete Zifferblatt. Neun Uhr. Es war Zeit für eine Dusche und dann würde er McKay einen Besuch abstatten.

Etwa zwanzig Minuten später durchwanderte Sheppard mit einem Tablett in den Händen die Korridore in Richtung des Labors, das man McKay zur Verfügung gestellt hatte. Nach der erfrischenden Dusche fühlte sich der Colonel schon um einiges munterer, auch wenn die Müdigkeit nicht vollständig gewichen war. Dazu hatte er einfach zu wenig geschlafen. Deshalb hatte er auch als erstes das Offizierskasino angesteuert und sich die größte Tasse Kaffee besorgt, die er bekommen konnte. Doch sie hatte nicht halb so gut gewirkt wie erhofft. Viel zu dünn und nicht einmal annähernd so stark wie er ihn gebraucht hätte, hatte er den Kaffee die Kehle hinuntergestürzt. Danach hatte er zwei weitere und mehrere Muffins bestellt und sich in Richtung seines Lieblingswissenschaftlers aufgemacht. Er hoffte, dass wenigstens Rodney gestern Nacht gut geschlafen hatte, wenn er schon als Feuerwehrmann unterwegs gewesen war. Obwohl… ihn würde ja schon interessieren, was genau da mit Freya lief. Ein Lächeln umspielte kurz seine Lippen. Er würde Rodney mal in der Richtung befragen. Das würde ihn selbst vielleicht auch auf andere Gedanken bringen. Das nervöse Gefühl in der Magengrube war nämlich immer noch da. Sheppard tat zwar sein bestes es zu ignorieren, aber es war hartnäckig.

Fast wäre er gegen die Tür gelaufen, als er Rodneys Labor betreten wollte. Im letzten Augenblick erinnerte er sich daran, dass sich nicht alle Türen auf diesem Planeten von selbst öffneten und drückte die Klinke herunter. „Guten Morgen, Rodney", begrüßte er den Wissenschaftler und – starrte ins Leere. Rodneys Arbeitsplatz war verwaist. Verwirrt warf Sheppard einen Blick auf den Laptop. Ausgeschaltet?

„Dr. McKay ist noch nicht hier, Sir", ertönte eine Stimme halb hinter ihm. Erstaunt fuhr der Colonel herum. Dort stand ein sichtlich nervöser junger Wissenschaftler, der an einem der Ecktische gearbeitet haben musste.

„Noch nicht hier?", wiederholte Sheppard verständnislos. Sein Gegenüber nickte.

„Ja, Sir. Er schläft wohl noch. Ich bin seit sieben Uhr hier, aber ich habe ihn den ganzen Morgen noch nicht gesehen", erklärte er.

„Haben Sie es mal in seinem Quartier versucht?", erkundigte er sich. Die Reaktion war blankes Entsetzen im Gesicht des Wissenschaftlers. „Sir?", entfuhr es ihm. Sheppard winkte ab. „Schon gut", meinte er und stellte als erstes das Tablett ab. Rodney war nicht bei der Arbeit. Das bedeutete Ärger. Und wenn er und Freya… nein, auch das würde Rodney nicht davon abhalten, morgens an seinem Laptop zu sitzen und seine Experimente zu machen. Das war alles etwas merkwürdig. Sein Quartier… genau! Er würde zuerst einmal in seinem Quartier nachsehen. Zum Teufel, das war Area 51! Was sollte Rodney hier schon groß passieren? Noch während er diesem Gedanken nachhing, wurde die Tür aufgerissen und Brendan stürzte atemlos herein. Er sah so aus, wie Sheppard sich fühlte: übernächtigt.

„Da bist du ja!", rief sein Cousin erleichtert aus. „Du musst sofort mitkommen! Rodney und Freya… sie wurden vermutlich entführt!"


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