Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Nachtgedanken von Athor

[Reviews - 0]   Drucker Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Vorwort

1) Hurt/Comfort

2) Nach längerer Zeit wieder einmal eine sehr leise Story. Es sind einfach einige Überlegungen, wie Jack sich nach Daniels Rückkehr gefühlt haben könnte. Über Feedback würde ich mich wie immer riesig freuen.

3) Lieben Dank auch an meine Betareaderin Antares.

Spoiler: Fallen, Homecoming
Nachtgedanken


Da waren sie wieder! Diese leise knarrenden Geräusche, die verrieten, dass jemand den Flur entlang schlich, bemüht, so wenig Lärm wie möglich zu veranstalten.

 

Daniel schlug die Augen auf. Sein Blick fiel auf den Wecker neben seinem Bett: 3.06 Uhr in der Frühe. Er seufzte. Seit anderthalb Wochen befand er sich nun schon in Jacks Haus und jede Nacht das gleiche Spiel. Jack konnte nicht schlafen!

 

Erst blieb O’Neill ewig im Wohnzimmer vor dem Fernseher sitzen und wenn er dann endlich den Weg in sein Bett gefunden hatte, kam er trotzdem nicht zur Ruhe. Spätestens eine Stunde später lief er unstetig in der finsteren Wohnung umher. Mit dem dabei gelöschten Licht wollte er wohl verhindern, dass Daniel gestört wurde und aufwachte. Aber dem Wissenschaftler blieb die Rastlosigkeit seines Freundes nicht verborgen.

 

Daniel schlief in letzter Zeit selbst nicht sehr gut. Zu viel war geschehen. Zu viele Eindrücke in so kurzer Zeit, die es zu verarbeiten galt. Eben noch war er, vor sich selbst, ein Unbekannter unter Fremden gewesen. Einer, der nicht mal seinen eigenen Namen wusste und plötzlich hatte er wieder einen Namen, ein Leben, eine Vergangenheit und eine Zukunft. Daniel seufzte und grübelte zum zigsten Male über die Ereignisse der letzten Wochen.

 

Seine Erinnerung war allmählich fast vollständig zurückgekehrt, zumindest was sein Leben vor dem Aufstieg betraf. Er konnte sich auch an Einiges aus der Zeit mit Oma Desala erinnern. Doch die Zeit unmittelbar vor seiner Rückkehr als Mensch war weiterhin nicht abrufbar. Aufgewühlt wälzte er sich in dem Bett herum. Ein erneutes Quietschen des Holzbodens signalisierte ihm, dass auch Jack immer noch auf den Beinen war. Entschlossen schlug Daniel die Decke zurück und stand auf.

 

Heute Abend würde er sich nicht von Jack einfach beruhigen und ins Bett zurück schicken lassen. Vor einer Woche bereits, hatte er Jack nach dem Grund für sein nächtliches Herumpilgern gefragt und war, wie üblich, nur mit einer Floskel und einer abwehrenden Handbewegung abgespeist worden. Damals hatte er es auf sich beruhen lassen. Er hatte an einen Einzelfall geglaubt und Jack seine Privatsphäre gestattet, zumal sein Gedächtnis zu diesem Zeitpunkt noch wesentlich größere Lücken aufwies. Doch dieses Mal würde das nicht mehr funktionieren. Jetzt wusste Daniel mit Sicherheit, dass Jack irgendein sehr schwerwiegendes Problem hatte und er war nicht länger bereit, dies einfach hinzunehmen.

 

**********

 

Daniel hatte seine Tür beim Schlafengehen nur leicht angelehnt und so konnte er sie nun problem- und geräuschlos öffnen. Er wollte Jack bewusst überraschen, ihm keine Möglichkeit lassen, in der kurzen Zeit doch noch eine Ausrede zu ersinnen. Behutsam tappte er in den dunklen Flur, dankbar, Jacks Haus beinahe genauso gut zu kennen, wie sein ehemaliges Loft. Er erreichte die Stufen, die ins Wohnzimmer führten. Schon von den Stufen aus, sah er Jack am Fenster stehen. 

 

Die Rollos der Terrassentüren waren nicht heruntergelassen und Jack stand, barfüssig und immer noch mit seiner Jeans bekleidet, still an der großen Scheibe. Sein Profil Daniel zugewandt, starrte er gedankenverloren in die Dunkelheit, die Hände lässig in die Oberkanten seiner Hosentaschen vergraben. Sein weißes Hemd, dessen Knöpfe geöffnet waren, fiel lose über die Hose. Das hell einfallende Licht des Mondes verstärkte zusätzlich den Glanz seiner grauen Haare und gab der ganzen Szene einen beinahe unwirklichen Schein.

 

Daniel schluckte. Leise blieb er stehen. Beobachtete seinen Freund mit derselben Intensität, mit der Jack in den Garten starrte und ließ das Bild ein paar Minuten auf sich wirken.

 

**********

 

Jack fühlte sich müde, ausgelaugt und leer. Er wusste, dass dies ziemlich irrational klang. Eigentlich hätte er vor Freude jubilieren müssen. Daniel war zurück gekehrt. Er sollte auf Wolke sieben schweben und trotzdem war dem nicht so. Das unmöglich Erscheinende war geschehen und er hatte seinen Freund zurück bekommen. Doch anstatt zu feiern, fühlte er nur diese bleierne und lähmende Schwere.

 

Das Jahr in dem Daniel fort gewesen war, hatte seine Spuren hinterlassen, nicht nur körperliche, sondern auch psychische. Daniel war Jacks bester Freund gewesen. Der Mensch, dem er am meisten vertraute, der ihm am nächsten stand und bei dem er wenigstens manchmal seinen eigenen errichteten Schutzwall sinken lassen konnte. Daniel gestattete ihm die Freiheit, einfach nur Jack O’Neill zu sein, der Freund eines wissenschaftlichen Spinners.

 

Natürlich war Jack O’Neill auch mit anderen aus dem Stargate-Center befreundet, allen voran mit seinen restlichen Teamgefährten. Er wusste, dass Sam jederzeit für ihn da wäre, wenn er sie bräuchte, genauso, wie er im umgekehrten Falle für sie da wäre. Er schätzte sie für ihr Wissen, respektierte sie als Teamgefährtin und mochte sie als Mensch. Doch zum Reden war sie für ihn völlig ungeeignet. Ihre Verbindung miteinander war viel zu problembeladen, um ein vertrautes Gespräch zwischen ihnen nicht in peinlicher Schweigsamkeit ausarten zu lassen. Sie hatten beide ihre Schwierigkeiten über Gefühle zu sprechen, insbesondere, wenn es darin um die eigenen Gefühle ging, so dass sie in diesem Punkt als Anlaufstelle für Jack nicht in Frage kam.

 

Teal’c schon eher. Neben Daniel war er wohl sein bester Freund. Auch der stille Jaffa schaffte es, ihn zum Reden zu bringen. Doch anders als bei dem Wissenschaftler musste es Jack sein, der grundsätzlich erst einmal zum Reden bereit war. Teal’c kam selten auf ihn zu, sondern nutzte ein Zusammensein mit ihm, um ein Thema mit vagen Andeutungen zur Sprache zu bringen und dann Jack den Rest der Arbeit machen zu lassen.

 

Daniel hingegen war in gewisser Weise aufdringlich. Wenn es ihm wichtig erschien, tauchte er unangemeldet bei Jack auf und stellte ihn zur Rede. Er blieb solange hartnäckig an einer Sache dran, bis Jack entweder die Geduld verlor, ihm der Kragen platzte und er dabei unabsichtlich Dinge von sich Preis gab, die er viel lieber für sich behalten hätte oder er konfrontierte ihn gleich mit seinen Vermutungen, die merkwürdigerweise meistens genau ins Schwarze trafen. Ein leises Lächeln ging über Jacks Gesicht. Oh ja, Daniel kannte ihn manchmal besser, als er sich selbst und bis zu einem bestimmten Grad fand Jack dies sogar erheiternd.

 

Mit einem Schaudern ließ Jack die vergangene zwölf Monate gedanklich Revue passieren. Dieses Jahr in Daniels Abwesenheit war schwer für ihn gewesen. So viele Dinge waren geschehen, waren ihm passiert. Jack hatte so viele Situationen durchlitten und Schmerzen ertragen und gerade in dieser Zeit hätte er Daniel mehr denn je gebraucht. Seinen Beistand, seinen Trost und seine Freundschaft.

 

Manchmal hatte Jack geglaubt, die Anwesenheit seines Freundes zu spüren und war ein kleines Stück mit dem Schicksal versöhnt gewesen. Doch oftmals hatte er sich einfach nur einsam gefühlt. Der Verlust Daniels hatte ihm gezeigt, was sein Freund ihm wirklich bedeutete. Warum lernte man den Wert der „Dinge“ erst zu erkennen, wenn man sie für alle Zeit verloren glaubte?

 

Nun war Daniel wieder da! So sehr sich Jack vorher das Zurückkommen seines Freundes gewünscht hatte, so sehr ängstigte es ihn jetzt. Jack O’Neill atmete tief durch. Er versuchte gewaltsam Luft in seinen Brustkorb zu pressen, den er momentan als zu eng empfand. Oh ja, er hatte sogar eine Heidenangst, denn jetzt ging es erst richtig los. Die ständige Sorge, dass Daniel etwas auf einem Einsatz passieren könnte. Die Angst, Daniel wieder zu verlieren! O’Neill glaubte nicht, dass er einen weiteren Verlust Daniels ertragen würde. Bei den Aufgestiegenen war der Wissenschaftler zumindest in Sicherheit gewesen, dort konnte ihm nichts geschehen. Als Mensch und als Mitglied von SG-1 sah die Sache jedoch ganz anders aus.

 

Jack musste einen Weg finden, mit sich wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Er wusste, dass seine Deckung derzeitig am Boden lag. Er hatte seit Daniels Rückkehr seine Empfindungen für den Linguisten nicht mehr unter Kontrolle und das schockierte ihn. Nie hatte er sich so verletzlich gefühlt, wie in den vergangenen zwei Wochen.

 

Sicher war es nicht die beste seiner Ideen gewesen, gerade jetzt Daniel auch noch zu sich zu nehmen. Doch wo sollte sein Freund sonst hin? Jack wollte Daniel auch nicht der kalten Sterilität des Cheyenne Mountain überlassen und Doc Fraiser hatte plausibel rübergebracht, dass eine vertraute Umgebung Daniels verlorenem Gedächtnis schneller auf die Sprünge helfen würde, als der alte, graue Steinbunker. So war sein vorübergehender Einzug bei ihm für Jack eigentlich keine Frage gewesen. Erst hinterher war ihm aufgefallen, was dies für ihn bedeutete, Daniel mehr oder weniger vierundzwanzig Stunden um sich zu haben. Das es hieß, keine Flucht-, keine Rückzugsmöglichkeit vor seinen eigenen Empfindungen mehr zu haben.   

 

**********

 

Lange Zeit hatte Daniel schweigend dagestanden und Jacks reglose Gestalt betrachtet. Er hatte die tiefen Seufzer und die schweren, um Luft ringenden Atemzüge gehört und er machte sich Sorgen. Vorsichtig trat er an seinen Freund heran. Dass dieser ihn dabei nicht bemerkte, bestärkte nur Daniels Befürchtungen. Irgendetwas belastete Jack und es war keine Lappalie.

 

Daniel war aufgefallen, wie schlecht sein Freund derzeitig aussah. Jack war noch nie sehr kräftig von der Figur her gewesen, aber derzeitig war „schmal“ die einzige, passende Beschreibung die Daniel in den Sinn kam, wenn er sich O’Neill ansah. Im Gesicht wirkte er sogar richtiggehend hager. Ein Umstand, der durch seine Haare, die Jack jetzt noch ein Stückchen kürzer trug als früher, zusätzlich unterstützt wurde. Zudem gab er sich in den letzten zwei Wochen merkwürdig still und verschlossen. Er bemühte sich zwar, sich in Daniels Gegenwart zusammen zu reißen, aber es gelang ihm nicht gänzlich.

Was war aus dem Mann, der ständig vor Witz, Sarkasmus und ironischen Bemerkungen triefte, geworden? Wo war er geblieben? Daniel war fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was mit Jack los war.  

 

„Jack?“ Leise sprach Daniel seinen Freund an und legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter. Ein Zucken ging durch Jacks Körper, ob dieser unerwarteten Berührung, doch Daniel zog seine Hand nicht zurück. „Was ist mir dir? Rede mit mir! Ich sehe doch, dass dich etwas quält.“ Sanft massierten Daniels Finger Jacks Schulter, versuchten, die stressig verkrampften Muskeln ein wenig zu entspannen.

 

Jack schwieg. Daniels plötzliches Erscheinen kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Warum war er nur ins Wohnzimmer gegangen? Warum war er nicht im Schutz seines Schlafzimmers geblieben? Viel zu sehr hatte er sich von seinen Gefühlen und Gedanken mitreißen lassen und nun gelang es ihm nicht so schnell, die gerade vor Daniel so notwenige Fassade, um seine tatsächlichen Empfindungen herum zu errichten. Er hatte einfach nicht die Kraft dazu.

 

„Jack?“, wiederholte Daniel abermals und verstärkte seinen Druck auf O’Neills Schulter, zwang diesen, sich zu ihm umzudrehen.

 

„Daniel, ich...“ Jacks Stimme klang brüchig und unsicher. Daniel glaubte, selten einen traurigeren Ausdruck in ihr gehört zu haben. Doch nichts übertraf den schmerzlich sehnsüchtigen Ausdruck in Jacks Augen und plötzlich wusste Daniel es. Er konnte in Jack lesen, wie in einem offenen Buch und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Wie hatte er nur so blind sein können? Alles ergab einen Sinn. Dieser Mann liebte ihn! Nicht wie einen Freund, oder, wie Daniel auch schon mal annahm, wie einen kleinen Bruder, sondern richtige Liebe! – Im Sinne von partnerschaftlicher Liebe.

 

Diese völlig unvorbereitete Entdeckung erschütterte und erfreute Daniel gleichermaßen. Blitzschnell ordnete er seine Gedanken, überlegte seine nächsten Schritte. Immer noch starrte Jack ihn an, holte Luft, um erneut mit einer Erklärung anzusetzen. Leicht verneinend schüttelte Daniel den Kopf, deutete an, dass Jack nichts weiter sagen sollte und nahm stattdessen Jacks Hand. Ohne ein weiteres Wort führte er sie in Jacks Schlafzimmer. Erstaunlicherweise ließ O’Neill ihn einfach gewähren.

 

Jack kniff seine Augen irritiert zusammen und fragend sah er Daniel an, als dieser ihm sachte aus dem Hemd half und dieses auf den stummen Diener neben dem Bett hing.

„Leg dich hin, Jack“, forderte Daniel ihn leise auf und nickte dabei in Richtung des Bettes.

„Wozu, Daniel, ich kann sowieso nicht schlafen?“ Resignierend, aber auch mit einem leicht trotzigen Unterton in der Stimme, sah Jack den Wissenschaftler an.

„Mach es einfach, Jack, tu mir den Gefallen,“ bat Daniel, legte O’Neill die Hände auf die Schultern und schob ihn aufmunternd etwas näher an das Bett heran.

Jack seufzte, zuckte gleichgültig mit den Schultern. Danach kam er Daniels Wusch nach und setzte sich aufs Bett.

 

„Ich höre dich schon seit längerem des Nachts herumlaufen. So kann das doch nicht weitergehen, Jack.“ Besorgt schaute Daniel auf den Älteren hinunter.

 

„Es geht mir gut, Daniel. Ich komme schon klar. Nur ein bisschen viel Stress momentan. Du weißt schon, ein Goa’uld, der mal ganz kurz die Bevölkerung eines ganzen Planeten, darunter einige unserer Freunde, auslöscht. Ein Freund, der aus heiterem Himmel wieder vor der Tür steht ... lauter solche Dinge halt.“ Jack machte eine unbedeutende Handbewegung in die Luft und seufzte abermals. Dann griff er nach dem Kissen und schüttelte es so auf, dass es seinen Oberkörper ein wenig abstützte, als er sich nun endlich zurück lehnte.

 

Als Daniel daraufhin nichts sagte, schaute Jack auf. Ihre Blicke begegneten sich und sekundenlang hielt Jack dem stand, dann wandte er unbehaglich den Kopf ab. Es war eine Lüge! - Er kam nicht klar! Die eben gelieferte Erklärung, war nicht die Ursache seines Problems und sie beide wussten das! Deutlich hatte er dies in Daniels Augen sehen können.  

 

Jack O’Neill war sich relativ sicher, dass sein Freund seine wahren Gefühle für ihn erkannt hatte, doch Daniel hatte bis jetzt kein Wort darüber verloren. War dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Immer noch hatte er keinen Schimmer, worauf das hier hinaus laufen sollte. War Daniel tatsächlich nur um ihn als Freund besorgt, oder steckte mehr hinter der Fürsorge des Wissenschaftlers?

 

Daniel wartete, bis Jack sich zurecht gelegt hatte. Dann nahm er ebenfalls am Rand des Bettes Platz, wobei er sich mit dem Gesicht in Richtung des Kopfendes setzte, so dass er Jack problemlos anschauen konnte. O’Neill beäugte ihn misstrauisch, als Daniel sich nun auch noch auf seinen Ellenbogen gestützt neben Jack legte, wobei seine Beine immer noch vom Bett herunter hingen. O’Neill bekam allerdings keine Gelegenheit mehr, etwas darauf zu sagen, denn Daniel brachte auch schon betont unschuldig seine Frage hervor.

 

“Hast du dich eigentlich jemals gefragt, Jack, warum ich zurückgeschickt wurde?“, wechselte Daniel geschickt das Thema.

 

Irritiert sah Jack den Linguisten an: „Ich dachte, du hättest gegen ein paar Regeln bei denen da oben verstoßen?“, antwortete Jack zögernd, sein Blick war aber fest auf Daniel geheftet.

 

„Das stimmt natürlich“, bestätigte Daniel kopfnickend, bevor er weiter sprach: „Ich glaube, ich war nicht gerade der Vorzeige-Aufgestiegene.“ Er pausierte kurz, lächelte zaghaft bei der Erinnerung an seine vorangegangenen Lebensweise und fuhr fort: „Diese Raushalte-Nummer und die oftmals daraus resultierenden Ungerechtigkeiten, waren einfach nicht mein Ding! Ich glaube, es liegt mir nicht, Situationen einfach nur als gegeben hinzunehmen“, erwähnte Daniel stark zusammen gerafft die Probleme, die er, mit seinem Dasein auf dieser höheren Bewusstseinsebene, gehabt hatte.

 

„Das hätte ich dir sagen können, Daniel. Du warst nie der Typ der wegschauen konnte, wenn irgendwo etwas nach deinem Dafürhalten schief lief.“ Jack lächelte leise vor sich hin.

 

„Vielleicht“, räumte Daniel ein, „aber ich musste diese Erfahrung selber machen. Weißt du, ich dachte wirklich, ich wäre am Ziel. Alle Weisheiten der Welt, ach, des gesamten Universums in mir vereint und dann ist einem untersagt, dieses Wissen anzuwenden. Es zum Guten einzusetzen. Ich meine, wozu all dieses Lernen, wenn man nichts damit bewegen kann?“

Daniel verstummte und starrte gedankenverloren auf einen unbestimmten Punkt in Jacks Haar.

 

„Das muss ziemlich frustrierend für dich gewesen sein!“, erkannte Jack mitfühlend und griff nach Daniels Ellenbogen.

 

Schon, aber eigentlich war das nur die halbe Miete!“ Daniels Blick gewann wieder an Klarheit. Ein versonnenes Lächeln ging über sein Gesicht und beinahe wie unabsichtlich begann er, Jack sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Den fragenden Blick O’Neills ignorierend, fuhr Daniel weiter zart und spielerisch mit seinem Finger durch Jacks Haar und über dessen Stirn.

 

Jack konnte nicht widerstehen, er schloss die Augen. Die Anspannung, die er die ganzen letzten Tage über gespürt hatte, wich allmählich und er genoss Daniels vorsichtige Berührungen und seine zärtlich anmutenden Gesten. Seine Finger fühlten sich so beruhigend und versichernd an. Auch wenn Jack sich immer noch nicht sicher war, wie er das ganze verstehen sollte. Sein übermüdeter Verstand machte ihm ein Nachdenken unmöglich. Ehe Jack sich versah, hatte er intuitiv seine Hand locker in Daniels Nacken gelegt. Sacht kopierten seine Finger Daniels streichende Bewegungen.  

 

Der Wissenschaftler registrierte dies lächelnd und mit Zufriedenheit. Er spürte, dass Jack sich langsam entspannte und so setzte Daniel sein Streicheln fort. Beinahe hypnotische Berührungen, die das Ziel hatten, Jack einzulullen, ihm das Gefühl der Sicherheit zu geben, das er so dringend benötigte.

 

Als die Bewegungen von Jacks Fingern in Daniels Nacken immer mehr erlahmten, ahnte der Wissenschaftler, dass Jack dem Einschlafen nicht mehr fern war. Doch er merkte auch, dass sein Freund sich weiterhin dagegen wehrte. Immer wieder riss Jack die Augen auf und versuchte auf diese Weise, dem längst überfälligen Schlaf zu entkommen.

 

„Und was war der zweite Grund?“, murmelte Jack schläfrig, doch merkte er, dass sich sein Herzschlag erwartungsvoll beschleunigte.

 

Vorsichtig wand Daniel sich aus Jacks Arm. Anstatt eine Antwort zu geben, stand er leise auf, denn er wollte die ruhige Atmosphäre nicht stören. Er ging um das Bett herum und Jacks Augen folgten ihm dabei aus halb geschlossenen Lidern. Ruhig legte er sich neben den Älteren, drehte sich auf seine Seite, so dass er ihn anschauen konnte. Daniel streckte den Arm aus, griff über Jacks Bauch und zog ihn leicht in seine Richtung.

 

Jack spürte das sanfte Ziehen mit dem Daniel ihn zu sich einlud. Er überlegte, ob er dieser Einladung folgen sollte. Stumm schaute er Daniel dabei für einen Augenblick an. In Daniels Blick lag so viel Wärme und ja, Jack konnte es nicht anders beschreiben, Liebe, dass er sich entspannte und nachgab. Denn wenn er ehrlich war, dann sehnte er sich nach dieser offerierten Geborgenheit, er brauchte sie sogar. Mit einer fließenden Bewegung drehte er sich auf die Seite, wandte sich somit von Daniel ab und ließ sich nach hinten gleiten, bis er mit seinem Rücken ganz an den Körper seines Freundes herangerückt war. Daniels Hand war dabei die ganze Zeit nicht von seinem Bauch gewichen und nun verstärkte sich der Druck und Jack wurde eng an seinen Freund herangezogen.

 

„Schlaf jetzt“, forderte Daniel sacht seinen Freund auf. Behutsam hob er den Kopf und küsste Jack leicht in den Nacken. „Liebe dich, Jack!“

 

Der zarte Kuss und die sanft geflüsterten Worte veranlassten Jack zu einem wohligen Schauer. Bewusst nahm er Daniels Nähe in sich auf und die Wärme, die von ihm ausging. Daniel war wieder da! Endlich konnte er die so lang entbehrte Freude darüber empfinden. Zudem spürte er die schützende Obhut die von Daniels inniger Umarmung auf ihn überging und die vermisste Ruhe kehrte allmählich zurück. „Ich liebe dich auch, Daniel“, murmelte Jack leise. Mit einem Gefühl der Sicherheit, ließ Jack innerlich los und beruhigt schlief er ein.   

 

ENDE

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.