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Der arme Poet von Athor

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Vorwort

1) Diese FF ist aus der Laune heraus entstanden, Jack einmal anders darzustellen. Ihn etwas völlig Unerwartetes und Überraschendes machen zu lassen. Ausgangspunkt hierbei war seine Liebe zur klassischen Musik. Diese ist für ihn, finde ich zumindest, ebenfalls ungewöhnlich, eben unerwartet. Daher bin ich einen Schritt weiter gegangen und habe mir gesagt, dass er dann eventuell noch weitere verborgene Leidenschaften hat. Wenn er die Feinfühligkeit besitzt klassische Musik zu mögen, warum ihn dann nicht noch eine Stufe weiter schicken? Das Ergebnis dieses Gedankens könnt ihr hier lesen. *g*

2) das Gedicht stammt natürlich auch aus meiner Feder, nur für die Story musste die Autorin eine andere sein. J

3) Mein besonderer Dank gehört wie immer meiner Betareaderin Antares, die dieses Mal einer richtigen Herausforderung gegenüber stand *breit-grins*.
Der arme Poet


Es war spät, bereits weit nach Mitternacht. O’Neills Wohnzimmer lag im Dunkeln. Die einzige Lichtquelle war der matt schimmernde Desktop seines Laptops vor ihm auf dem Couchtisch. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, auf dem Gesicht ein verblüffter Ausdruck, sah er aus, als versuchte er, hinter ein Geheimnis zu kommen. Unverwandt starrte Jack auf die Worte, die er selbst gefunden hatte. Was hatte ihn denn da geritten? Ursprünglich sollte dies eine Packliste für seinen nächsten Angelausflug nach Minnesota werden. Doch was war daraus geworden? Jack betrachtete erneut sein Werk. Das war ja ... peinlich! Gott, damit sollte er sich besser nie erwischen lassen! Nun, er wusste zumindest, was der Auslöser dafür war.  

 

**********

 

Er war ein ganz klein wenig gefrustet von seiner Arbeit im SGC heimgekehrt. Also hatte er beschlossen, sich abzulenken und mit den Vorbereitungen für das geplante Wochenende in seiner Ferienhütte zu beginnen. Da er bei seinen letzten Aufenthalten immer irgendwelche Dinge vergessen hatte einzupacken, wollte er dieses mal sicher gehen. Wozu hatte er schließlich einen Computer? Eine Aufstellung der notwendigsten Sachen, die mit mussten, würde auf alle Fälle nützlich sein. Um den Gedankenfluss zu unterstützen, leistete ihm eine Flasche Jack Daniels Gesellschaft. Ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen, als sein Blick auf die Whiskeyflasche fiel. Wenigstens dort standen die beiden Namen vereint.

 

HA, dies brachte ihn wieder zu dem Punkt seiner Verärgerung. Wie konnte Daniel vor seiner Nase mit dieser Einheimischen flirten? Na gut, zugegeben, der Archäologe wusste nichts von seinen Gefühlen. ... Und okay, wenn er ehrlich war, hatte auch nicht Daniel geflirtet, sondern diese junge Frau von P 3 X – irgendwas mit ihm. Aber Daniel hatte nichts dagegen unternommen. Er war ruhig, nett und liebenswürdig geblieben - zu liebenswürdig für Jacks Geschmack.

 

Aufgebracht leerte er sein Glas und schenkte sich nach. Erneut nippte er an der hellbraunen Flüssigkeit und starrte gedankenverloren zum Fenster hinaus. Sein Blick kehrte zum Bildschirm zurück. Langsam begannen seine Finger zu tippen. Das war doch hirnverbrannt, was er hier tat! Aber stockend fügte sich Zeile an Zeile. Unbemerkt von Jack brach die Nacht herein und tauchte sein Wohnzimmer allmählich in Dunkelheit. Mehr als einmal hatte die Flasche ihren Weg zum Glas gefunden. Ein wenig schwirrte ihm der Kopf und seine Glieder fühlten sich merkwürdig schwer an. Fasziniert betrachtete er die leuchtende Fläche vor ihm.

 

„Wow! Jack, alter Junge, du musst ganz schön tief ins Glas geguckt haben!“, murmelte O’Neill laut vor sich hin. „Dein Linguist wäre ziemlich überrascht! ... JEDER wäre überrascht!“, rief er lauter aus, als beabsichtigt. Schwungvoll, allerdings ein bisschen wackelig, erhob er sich von seiner Couch und machte eine ausholende Handbewegung..... „Selbst ich bin überrascht“, redete er leise weiter und ließ sich langsam zurück auf die Couch sinken. „Wer sagt, dass nicht auch sarkastische Menschen Gefühle haben können! ... Ich kann vielleicht nicht über meine reden, aber zumindest kann ich über sie schreiben, Doktor Daniel Jackson!“ Die letzten Worte kamen entrüstet und waren doch kaum mehr als ein Hauch. Der Alkohol tat seine Wirkung und Jack schlief erschöpft ein.

 

**********

 

Vier Monate später in Daniels Büro:

 

 

Pyramiden aus alten Tagen,

die Wüste ist euer Zuhaus.

Sanfte Archäologenhände graben,

eure Geheimnisse aus euch heraus.

 

Pyramiden aus alten Tagen,

die Götter kehrten nie zurück.

So weit die Entdeckungen uns auch tragen,

in eurem Schatten fand ich mein Glück.

 

Pyramiden aus alten Tagen,

ihr gebt dem Leben meines Liebsten einen Sinn.

Was ich nie konnte zu hoffen wagen,

fand mit euch seinen Anbeginn.

 

Pyramiden aus alten Tagen,

ihr brachtet mir Freuden und Leid.

Als stetig Reisender lasst mich Euch sagen:

Meine Liebe zu ihm gleicht eurer Unvergänglichkeit.

Simone Bourret

 

 

**********

 

Wow, dieses Gedicht hatte etwas. Es berührte und verwirrte ihn, besonders diese Zeile: ‚Die Götter kehrten nie zurück’. Wieso sprach die Autorin, dort im Zusammenhang mit den Pyramiden, von den Göttern – nicht von den Pharaonen? Die Goa’uld gaben sich als Götter aus. Aber von wo sollten diese Götter zurückkehren? War dies eine Andeutung darauf, dass die Götter nicht von dieser Welt waren? War dies alles nur ein Zufall? Wenn nicht, was wusste diejenige und wer war sie?

 

Die Verfasserin war Daniel dem Namen nach unbekannt – also mit Sicherheit war es keine dichtende Historikerin. Doch er wollte diese Frau unbedingt finden. Vielleicht gab es die Chance, dass die Redaktion sie kannte und wusste, wo sie lebte. Er glaubte zwar nicht tatsächlich daran, dass man ihm dort ohne weiteres Auskunft geben würden, denn schließlich gab es ja noch so etwas wie Datenschutz. Aber einen Versuch war es wert.

 

Daniel suchte das Impressum. Irgendwo in diesem verdammten Heft musste es doch zu finden sein! Er befand sich in seinem Büro im SGC. Vor ihm lag ein Stapel von verschiedenen Archäologie-Journalen. Regelmäßig arbeitete er sich durch eine ganze Reihe von Fachlektüren. Immer war er auf der Suche nach Berichten, über gefundene Artefakte, die eventuell außerirdischer Herkunft sein konnten. Dabei war der Wissenschaftler über dieses Gedicht gestolpert und sofort daran hängen geblieben. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein normales Liebesgedicht. Na ja, zugegeben, ein fast normales, wenn man von dem archäologischen Hintergrund absah. Doch las man zwischen den Zeilen, gab es da ein paar Andeutungen, die Daniel neugierig machten. Es bestand die Möglichkeit, dass diese Frau mehr wusste und er wollte unbedingt herausfinden was das war oder was sie vermutete. Endlich fand er das gesuchte Impressum.

 

Der Anruf in der Redaktion von ‚Archäologie-Heute’ brachte nicht viel Neues. Eine sehr nette Dame gab ihm geduldig Auskunft: nein, sie könne ihm zu der Autorin auch nichts Näheres sagen. Nein, sie könne ihm nicht sagen, wo Frau Bourret lebt. Ja, er könne seinen Namen und die Telefonnummer hinterlassen. Sie wäre gerne bereit diese an die Autorin weiterzureichen. Daniel sah ein, dass er hier nicht mehr weiter kam. Freundlich bedankte er sich bei der Telefonistin, hinterließ seine Handynummer und legte auf.

 

Hmm, vielleicht konnte er im Internet etwas über Simone Bourret erfahren. Ungeduldig wechselte er sein Programm. Mit welcher Suchmaschine sollte er starten? Er entschied sich für Lycos und gab den Namen der Frau ein. Seltsamerweise wurden darüber kaum Treffer gefunden. Also startete er erneut eine Suche. Dieses Mal probierte er es mit der ersten Gedichtszeile. Als die Seite sich aufbaute und Daniel die Trefferliste sah, stöhnte er, das würde ein langer Tag werden. Es hatte etwas davon, die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu finden.

 

**********

 

O’Neill saß in der Kantine. Es war Nachmittag. Er hasste diese Tage, an denen sie nicht off-World waren. Er war nun einmal ein Mann der Tat und keiner dieser Papiertiger. Dummerweise musste man, wenn man das eine machen wollte, auch die andere Seite des Jobs erledigen. Zumindest, wenn man keinen Ärger mit seinem Vorgesetzten riskieren wollte. Und Hammond hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, was er in den nächsten Tagen von ihm erwartete. Auch, dass es keine weitere Mission geben würde, bis er nicht endlich die fehlenden Berichte aufgearbeitet hatte. Die Bemerkung, dass die Wissenschaftsberichte zu den Missionen schon lange dem General vorlagen, hätte sich dieser getrost sparen können. Carter und Daniel könnten wirklich etwas Rücksicht nehmen, schließlich bin ich sehr beschäftigt. Immerhin musste ich Teal’c Boxstunden geben, dachte sich Jack O’Neill. Er wusste natürlich, dass dies eine billige Ausrede war. Teal’c war auch ohne dieses Training sehr gut in Form. Aber O’Neill war ihr kommandierender Offizier und den brachte man nicht einfach in Verlegenheit. Auch dann nicht, wenn es sich dabei um Samantha Carter und Daniel Jackson handelte.

 

Apropos Daniel, wo war dieser überhaupt? Sam und Teal’c hatte er zum Mittagessen in der Kantine getroffen. Den Linguisten jedoch hatte er seit dem Morgen nicht mehr gesehen. Er seufzte: typisch Daniel. Bestimmt war er wieder mit irgendeiner Übersetzung beschäftigt und hatte dabei völlig die Zeit vergessen. Er schüttelte den Kopf: warum war gerade er mit zwei Wissenschaftlern im Team geschlagen? Ein Sack Flöhe zu hüten war einfacher, als zwei von diesen Besessenen zu kommandieren!

 

Na ja, Carter unterstand ihm zumindest vom Militärrang und achtete ihn als höheren Offizier. Sie befolgte wenigstens seine Anweisungen. Während Daniel, ... Gott, manchmal konnte ihn der junge Mann wirklich zur Verzweiflung treiben, mit seinen Eigenmächtigkeiten und dieser Diskutierfreude. Befehle waren zum Befolgen da und nicht, um diese in einer Diskussionsrunde, erst einmal auf ihre Sinnigkeit zu analysieren.

 

Nichtsdestotrotz wollte er um keinen Preis der Welt ein anderes Team haben. Dies waren die besten Leute mit denen er je zusammengearbeitet hatte. Sie waren weit mehr als ein Team, sie waren seine Freunde, seine Familie. Und wie in Familien üblich, achtet einer auf den anderen. Jack erhob sich. Es war an der Zeit, nach seinem jüngsten Familienmitglied zu schauen und es ans Essen zu erinnern.

 

**********

 

Wie erwartet fand Jack den Wissenschaftler in seinem Büro. Angestrengt starrte der junge Mann auf seinen Bildschirm. Anscheinend war er damit beschäftigt, irgendetwas zu suchen.

„Hey, Daniel, was machst du? Wir haben dich beim Essen vermisst.“

„Hey, Jack.“ Daniel hob den Kopf und schaute flüchtig zu seinem Freund rüber. „Ich habe das hier vorhin entdeckt und versuche nun, die Autorin zu finden.“ Der Linguist schob O’Neill die Zeitschrift über den Tisch und deutete auf das Gedicht. Der Colonel warf einen Blick auf die angegebene Stelle, nahm das Heft und begann zu lesen.

 

Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Welt stillzustehen. Jack hatte die Zeilen sofort wiedererkannt. Wo zum Teufel hatte dieser verdammte Verlag das her? Ein Kloß machte sich in seinem Magen breit. Wenn Daniel nun herausfand .... Doch Moment, was hatte der Archäologe gesagt? Er suchte nach einer Autorin! Autorin? Jack überflog mit einem Blick die Seite. Mit Erleichterung und Verblüffung las er unter dem letzten Vers einen französischen Namen. Wer zum Henker war Simone Bourret und wie kam sie an sein Gedicht? Jack, reiß dich zusammen!, ermahnte er sich selber. Damit kannst du dich später noch beschäftigen. Jetzt solltest du erst einmal Schadensbegrenzung betreiben!

 

„Ein Gedicht?“, stellte O’Neill laut fest und versuchte seine Überraschung so gut es ging zu überspielen. „Und was ist daran so interessant, Daniel?“, fragte er und war bemüht dabei so neutral zu klingen wie irgend möglich.

„Jack, kannst du nicht lesen? Verstehst du nicht?“ Die Ungeduld war deutlich aus der Stimme des Linguisten herauszuhören.

„Die Frau schreibt: „Die Götter kehrten nie zurück“. Jack, warum nennt sie die Pharaonen so? Und woher sollten sie zurückkehren? Ich denke, sie weiß etwas oder zumindest ahnt sie etwas. Ich will sie finden. Ich muss wissen wer sie ist und was sie weiß.“ Damit widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Monitor.

 

Jack beobachtete seinen Freund einen Moment gespannt. „Daniel, meinst du nicht, dass du da etwas viel hinein interpretierst?“, begann er vorsichtig. Er musste seinen Freund unbedingt von diesem Gedicht weglotsen. „Für mich ist das ein simples, wenn auch zugegebenermaßen nettes Liebesgedicht.“

Daniel blickte Jack einen Moment lang verständnislos an.

„Also, wenn meine Mythologiekenntnisse mich nicht ganz im Stich lassen, dann haben die Ägypter doch RA, ANUBIS und die anderen sehr wohl als Götter angesehen. RA war meines Wissens der Sonnengott und ANUBIS ...“, weiter kam O’Neill in seinen Ausführungen nicht. Genervt unterbrach der Archäologe seinen Redefluss:

„Danke, für die Geschichtsstunde! Schön, dass du mir wenigstens manchmal zuhörst, Jack. ... Trotzdem ist es ein seltsamer Zufall und gerade von dir hätte ich erwartet, dass du mich verstehst. Sonst bist du doch auch immer misstrauisch? Wo bleibt diese gesunde Skepsis heute?“ Herausforderung lag in dem Blick des jungen Mannes.

Jack seufzte, wie war das vorhin mit den Besessenen? Laut hingegen meinte er nur: „Daniel, ich denke, du hast dich da in etwas verrannt.“ Jack sah aber auch ein, dass es keinen Sinn machte weiter darüber zu diskutieren. Daniel würde sich von seinem Vorhaben nicht abbringen lassen. Sollte er also weiter nach dieser Autorin suchen, wenn es ihn glücklich machte. Er würde sie – Gott sei Dank – niemals finden. An der Tür wandte er sich nochmals um: „Und Daniel, vergiss das Essen nicht!“, unternahm Jack noch einen letzten Versuch den Wissenschaftler an die Notwendigkeiten des Lebens zu erinnern.

„Ja, ja, Jack – später!“, murmelte der Archäologe und war bereits wieder völlig in seine Arbeit versunken. Kopfschüttelnd verließ O’Neill das Büro und machte sich auf den Weg in sein eigenes. Auf ihn wartete immer noch ein ansehnlicher Stapel Papierkram.

 

**********

 

Stunden später war der Wissenschaftler keinen Schritt weiter. Er hatte zwar die Seite gefunden, auf der das Gedicht ursprünglich veröffentlicht worden war, jedoch wusste der Betreiber der Seite ebenfalls nichts weiteres zu der Autorin. Sie hatte es ihm vor etwa zwei Monaten zukommen lassen mit dem Hinweis, dass er es bei Bedarf veröffentlichen durfte, sofern er es für seine Homepage passend fand. Auch ein anderer Seiteninhaber berichtete ihm ähnliches. Die von ihr damals verwendete e-Mail-Adresse schien es jedoch nicht mehr zu geben, da alle seine Versuche als unzustellbar zurück kamen. Daniel war enttäuscht! Nun hatte er Stunden damit zugebracht Näheres zu erfahren und alle Spuren führten ins Nichts. Er war keinen Deut weitergekommen.

 

Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es sehr spät geworden war. Draußen war bereits Nacht und im SGC war Ruhe eingekehrt. Sein Magen knurrte und erinnerte ihn daran, dass er Jacks freundlichem Rat nicht nachgekommen war. Unentschlossen schaute er auf den Bildschirm. Sollte er noch eine weitere Suche beginnen? Nein, für heute hatte er die Nase voll. Morgen ist auch noch ein Tag!, sagte er sich. Daniel überlegte, ob er in die Kantine gehen und etwas essen sollte. Die Aussicht, dort alleine und mit Ausblick auf eine graue Wand zu sitzen, empfand er allerdings nicht sehr verlockend.

 

Erneut schaute er auf seine Uhr. Wenn er sich direkt auf den Weg machte, konnte er noch beim Chinesen vorbeifahren. Jack war sicher noch nicht im Bett.

Er wusste, dass sein Freund oft erst nach Mitternacht schlafen ging. Genauso gut war er davon überzeugt, dass Jack O’Neill nichts gegen einen Spontanbesuch einzuwenden hatte. Daniel war sich im Klaren darüber, wie es enden würde, wenn er stattdessen nach Hause fuhr: das Essen würde kalt werden und er würde an seinem eigenen PC weiter nach dieser Frau suchen. Keine gute Idee! Und Jack kannte ihn mindestens genauso gut und würde die Zeichen der Zeit richtig zu deuten wissen. Unwillkürlich musste er schmunzeln, manchmal hatte es der Colonel wirklich nicht leicht mit ihm.

 

**********

 

Eine dreiviertel Stunde später parkte Daniel vor Jack O’Neills Haus. Wie erwartet brannte beim Colonel noch Licht. Überrascht, wer so spät noch bei ihm klingelte, öffnete Jack die Tür: „Daniel?“, verblüfft schaute der Ältere auf den Mann vor seiner Eingangstür.

 

„Hi, Jack, ich dachte du hättest vielleicht Lust auf einen kleinen Mitternachtsimbiss.“ Demonstrativ hob Daniel die Tüte vom Asiaten an.

„Doch noch Hunger bekommen, Daniel?“ Jack trat grinsend zur Seite und ließ den Linguisten eintreten. „Übrigens, es ist noch nicht Mitternacht!“

Der Wissenschaftler zuckte mit den Schultern: „Wie auch immer. ... Ich dachte mir jedenfalls, dass du bestimmt nichts gegen einen Spätimbiss hättest“. Abwartend und zugleich bittend schaute Daniel seinen Freund an. 

„Hey, Daniel, du solltest wissen, dass du keinen Vorwand brauchst, wenn du zu mir kommen möchtest. Schätze mal, deine Suche war nicht sehr erfolgreich“, tastete sich O’Neill vorsichtig an den wahren Grund dieses Besuches heran.

„Könnte man so sagen“, räumte der Archäologe ein. „Aber wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber von etwas anderem reden.“

„Klar, null problemo!“ Jack zuckte erleichtert mit den Schultern, dies lag auch in seinem Interesse. Schnell wechselte er das Thema: „Ich glaube, ich werde mal wieder versuchen, mit Stäbchen zu essen.“ Mit diesen Worten drehte er sich abrupt um und verschwand in Richtung Küche.

Daniel folgte ihm lachend. Jack verstand es immer wieder ihn ohne viele Worte abzulenken und aufzuheitern.

 

Bald darauf verteilten sich jede Menge leerer Packungen auf dem Esszimmertisch. Sie hatten in Ruhe gegessen und waren gerade dabei einige ihrer off-World Erlebnisse Revue passieren zu lassen.

 

„Weißt du noch Carters Gesicht, als sie uns auf diesem einen Wüstenplaneten diese gegrillte Echse servierten?“, grinste Jack breit. „Mir fiel sofort wieder unser erstes Treffen mit Kasuf auf Abydos ein und deine Bemerkung zum Thema Hühnchen.“

„Ja“, lachte nun auch Daniel. „Sams Pech, dass auf PX- 724 den Frauen die erste Portion zusteht. Hast du gesehen, mit welcher Todesverachtung sie den ersten Bissen in den Mund schob?“ Beide amüsierten sich, als sie sich die Bilder noch einmal vor ihr geistiges Auge riefen.

 

Noch immer lachend stand Jack auf und fing an, den Tisch abzuräumen. Daniel wollte sich anschließen, doch sein Freund blockte ab.

„Du kannst schon mal ins Wohnzimmer gehen, Daniel. Ich mache das schnell.“ Der Colonel schnappte sich die leeren Packungen und warf sie in eine Tüte, die er aus der Küche mitgebracht hatte. Als alle Kartons eingesammelt waren und der Tisch wieder sauber war, verschwand O’Neill mit dem Beutel in Richtung der Haustür.

 

Der Wissenschaftler nickte. Im Wohnzimmer angekommen blickte er sich um. Der Fernseher lief leise im Hintergrund. Der Linguist schmunzelte, als er registrierte, dass wieder einmal der Sportkanal eingeschaltet war. Wie sollte es auch anders sein!

 

Daniel mochte Jacks Haus. Es wirkte gemütlich und er fühlte sich hier wohl. Sein Blick fiel auf die vielen Auszeichnungen an der Wand und wanderte weiter zu den Bildern auf der Anrichte. Obwohl sie ihm längst bekannt und vertraut waren, schlenderte er langsam hinüber, um sie näher zu betrachten. Auf dem Weg dorthin stieß er versehentlich gegen den Wohnzimmertisch. Die leichte Erschütterung reichte aus, um den Laptop, welcher auf diesem stand und in den Stand-by-Modus gegangen war, wieder zu aktivieren.

 

**********

 

Jack warf den Beutel in die Mülltonne. Gutgelaunt lief er zum Haus zurück. Es machte ihm nichts aus, dass Daniel so spät vorbei gekommen war und auch offensichtlich nicht so schnell beabsichtigte wieder zu gehen. Im Gegenteil, so hatte der langweilige Abend doch noch eine nette Wendung genommen und ihn auf andere Gedanken gebracht. Mal sehen, ob er Daniel noch zu einer Partie Dame überreden konnte.

 

**********

 

Daniel erschrak, als der Monitor mit einem summenden Geräusch aufflackerte. Schuldbewusst sah er sich um. Doch Jack war nirgends zu sehen. Er wollte gerade den Bildschirm abschalten, um sein Ungeschick zu vertuschen, als sein Blick auf die geöffnete Datei fiel. Die Worte brannten sich förmlich in seine Augen: ‚Pyramiden aus alten Tagen ...’

Wie kam Jack an dieses Gedicht? Er hatte es ihm heute Nachmittag nur kurz gezeigt. Daniel starrte ungläubig auf die Maske. Seine Gedanken überschlugen sich.

 

„Daniel, was würdest du von ...“ Entsetzen durchfuhr den Colonel, als er den Wissenschaftler vor dem erleuchteten Monitor sah. Mit einem Blick hatte sein geschultes Auge die Situation erfasst. Sein Verstand arbeitete schlagartig auf Hochtouren und er hatte das Gefühl, der Boden würde ihm unter den Füssen weggezogen. „Daniel?...“ Seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren fremd und krächzend.

 

Daniels Verstand bemühte sich eine logische Erklärung zu finden. Verschiedene Fragen schossen ihm durch den Kopf. Hatte Jack ebenfalls versucht die Autorin zu finden? Warum? Heute Nachmittag schien er Daniels Neugierde nicht zu teilen. Er hatte ihn sogar ein bisschen als paranoid hingestellt.

 

Wie war er überhaupt an das Gedicht gekommen? Von dem kurzen Blick hatte Jack sich kaum den Namen der Frau oder Teile des Textes merken können. Nein, auf gar keinen Fall! Schon gar keinen französisch klingenden Namen. Nicht Jack! Wieso wirkte sein Freund so geschockt? Was war dabei, wenn er sich doch noch entschlossen hatte ihm zu helfen? Das hätte er ihm doch sagen können? Das war doch nett! Sein Freund wirkte jedoch eher verstört. Daniels Blick ruhte weiterhin auf dem Computer. Irgendetwas war da, aber er kam nicht drauf, was ihn störte.

 

Dann sah er es! Es war die Taskleiste. Dort, wo die Ablagewege einer Datei verzeichnet waren. Geöffnet waren die Ordner: ‚Eigene Dateien’ und ‚Persönliches’. Am seltsamsten war jedoch der Dateiname. Er lautete schlicht: ‚Daniel’. Dies und die merkwürdige Reaktion von Jack brachten Daniel auf einen neuen Gedanken. Einen der so unfassbar, so abwegig war, aber gemessen an dem Verhalten seines Freundes, durchaus einen Sinn ergab.

 

„Jack? ... Du? ... Du hast das geschrieben?“ Ungläubigkeit spiegelte sich in den Augen des Wissenschaftlers, als sich dieser zu seinem Freund umdrehte.

Wie betäubt brachte Jack ein verzögertes Nicken zustande. Er war sich dieser Bewegung jedoch selbst nicht einmal bewusst. Er sah, wie Daniels Stimmung umschlug.

 

Während er vorher einfach nur fassungslos gewesen war, kam jetzt die Wut aus ihm heraus: „Du hast das geschrieben? Du weißt das und lässt mich stundenlang im Netz nach der Autorin suchen? ... Fein Jack! ... Wirklich fein! Hat es dir Spaß gemacht? Du hast dich bestimmt köstlich darüber amüsiert, bei dem Gedanken, dass ich auf der Suche nach einer Frau war.“

 

Wieder gelang es Jack nur stumm den Kopf zu schütteln. Er war bestürzt und aufgewühlt und er hatte seinen Freund schon lange nicht mehr so verärgert gesehen. Hatte er ihn überhaupt je so wütend erlebt?

 

Daniels Wut verrauchte so plötzlich wie sie gekommen war. Er durchlief ein Wechselbad der Gefühle. Mittlerweile fühlte er sich nur noch verletzt. Mit traurigen Augen musterte er seinen Freund, der ihm hilflos, schweigend gegenüberstand. Er sah Jack an, wie unwohl sich dieser fühlte. Sein Gesicht war eine Nuance zu blass und die Körperhaltung unnatürlich verkrampft.

Wie konnte Jack mir das antun? Mich stundenlang suchen zu lassen. Mich so zum Narren zu halten. Warum hat er nichts gesagt? Ein böser Scherz? Sicher nicht, wenn er das Verhalten seines Freundes richtig deutete. Nachdenklich wandte er sich um und starrte auf die Zeilen vor ihm.

 

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Wie hatte er dermaßen blind sein können? Die Lösung lag quasi auf der Hand, bzw. Jack hatte es heute selbst in seinem Büro gesagt. Wie hatte er sich ausgedrückt? Daniel versuchte sich ihre Unterhaltung ins Gedächtnis zurückzurufen. Genau, Jack hatte gesagt: „Für mich ist das ein simples, wenn auch zugegebenermaßen nettes Liebesgedicht.“

Ein Liebesgedicht! Gebannt überflog er nochmals die letzte Zeile: Meine Liebe zu ihm gleicht eurer Unvergänglichkeit. ... ihm!

Wenn Jack nun der Autor und dort die Rede von einem Archäologen war, dann bedeutete das ... Dann würde das heißen, ....

Erstaunt drehte Daniel sich um.

 

Jack konnte es in seinen Augen sehen. Er konnte sehen, dass Daniel begriffen hatte, was für eine einfache Wahrheit sich hinter diesen Worten verbarg. Besser, - hinter seinen Worten verbarg! Der überraschte und geschockte Gesichtsausdruck sprach Bände.

„Daniel, ... ich ...“, stammelte Jack. Mehr brachte er nicht zustande. Er hatte das Gefühl, die Kehle würde ihm zugedrückt. Er musste hier raus. Er war noch nie gut im Reden, im sich Erklären und dies hier überforderte ihn bei weitem. Fluchtartig drehte er sich um und stürmte die paar Stufen zum Flur hinauf. Sekunden später fiel die Haustür hinter ihm ins Schloss.

 

**********

 

Alles ging so schnell, dass Daniel keine Zeit zum Reagieren blieb. Doch selbst wenn ihm diese zur Verfügung gestanden hätte, war sich der Wissenschaftler sicher, dass er dazu überhaupt nicht in der Lage gewesen wäre. Die Ereignisse der letzten Minuten waren selbst für ihn etwas zuviel. Seine Entdeckung, die Erkenntnis, dass diese Zeilen von Jack stammten ...

 

Es verschlug dem Archäologen immer noch die Sprache, dass Jack dazu fähig war, in solcher Form zu schreiben. Eben dieser Jack O’Neill, der kaum dazu imstande war über Gefühle zu sprechen, besaß dieses unerwartete Talent. Verstand es, seine Empfindungen so in Worte fassen. Wer hätte das gedacht? Er jedenfalls mit Sicherheit nicht! Und das Unbeschreiblichste, ja das Verrückteste daran war, dass Jacks Gefühle ihm, Daniel Jackson, gewidmet waren. Ein Umstand, der den Wissenschaftler mehr als alles andere in Erstaunen versetzte. Eine Möglichkeit, die er im Leben nicht in Erwägung gezogen hätte.

 

Daniels Erinnerungen an die letzten Minuten kam zurück. Ein völlig verdatterter Jack und dessen offensichtliches Entsetzen über die Aufdeckung seines Geheimnisses. Sein gestammelter Erklärungsansatz, der bis hin zu seiner halsbrecherischen Flucht reichte. Ob es Jack gefiel oder nicht, sie mussten miteinander reden.

 

Daniel wunderte sich über die Ruhe, die ihn erfüllte. Seine ganze vorherige Konfusion war einer seltsam anmutenden Sicherheit gewichen. Langsam verließ der Linguist das Haus. Er konnte sich denken, wohin sich sein Freund verzogen hatte. Vorsichtig erklomm er die Leiter zu der kleinen Dachveranda. Seine Intuition hatte ihn nicht getäuscht. Im Dunkeln konnte er vage die Umrisse von Jacks zusammengesunkener Gestalt wahrnehmen. Der Ältere saß nach vorne gebeugt auf einem hölzernen Sessel und verbarg sein Gesicht mit den Händen. Still setzte Daniel sich auf den Stuhl neben Jack. Für eine ganze Weile saßen sie stumm nebeneinander.

 

Nach einigen Minuten beschloss der Jüngere einen vorsichtigen Vorstoß: „Jack? ... Jack, wir sollten darüber reden.“

Jetzt, nachdem sich Daniels Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er problemlos erkennen, dass sein Freund verneinend den Kopf schüttelte. Behutsam legte er Jack eine Hand auf die Schulter: „Doch, ich denke, wir sollten darüber sprechen, Jack. ... Bitte!“

Eine halbe Ewigkeit verging und Daniel befürchtete schon, dass Jack es dabei belassen würde, ihn weiter auszuschließen. Doch auf einmal nahm er die Hände herunter und ließ sich wortlos in den Sessel zurücksinken.

Angestrengt starrte er in den Nachthimmel, seine Augen konsequent auf irgendeinen imaginären Punkt konzentriert.

 

Daniel vermutete, dass es einfacher wäre zum Einstieg Jack nicht direkt auf seine Gefühle für ihn anzusprechen. Er war froh, wenn er es überhaupt schaffen würde, seinen Freund zum Sprechen zu bringen. Daher wollte er sich möglichst behutsam vortasten: „Jack, wie konnte dieses Gedicht überhaupt ins Internet gelangen?“ Es war eine Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. Jack hatte es bestimmt nicht freiwillig ins Netz gestellt

 

Es dauerte endlos und der Archäologe rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort, als sie doch erfolgte: „Vor ein paar Monaten durchdrang jemand meine Firewall, während ich im Internet surfte. Bis ich es bemerkte und die Leitung unterbrechen konnte, waren bereits diverse Dateien von meinem Rechner kopiert worden. Ich nehme an, dass die mit dem Gedicht ebenfalls dabei war. Später hat es dann irgendjemand unter falschem Namen ins Netz gestellt. Zum Glück habe ich auf diesem PC nur privaten Kram. Trotzdem war ich sehr überrascht dieses Ding in deinem Heft vorzufinden. Wer weiß, wo es noch gelandet ist.“ Erschrocken stellte Daniel die Emotionslosigkeit und Müdigkeit in Jacks Stimme fest. Es war an der Zeit zu handeln und seinem Freund zu zeigen, dass diese ganze Sache ihn längst nicht so verunsicherte, wie Jack wahrscheinlich annahm.

 

Entschlossen stand Daniel auf. Auffordernd streckte er seine Hand in Jacks Richtung. „Komm, lass uns wieder nach unten und ins Haus gehen.“

 

Eigentlich wollte Jack die Hand ignorieren. Am liebsten wäre es ihm gewesen, Daniel hätte einfach das Haus verlassen und wäre gegangen. Warum war er ihm hierher gefolgt und wozu jetzt auch noch darüber reden? Die Sache war bereits peinlich genug! Die gestraffte Gestalt vor ihm strahlte jedoch so viel Entschlossenheit aus, dass ihm bereits klar war: er würde um dieses, von Daniel gewünschte Gespräch, nicht drum herum kommen. Nun, zu verlieren hatte er nichts mehr. Er hatte es bereits geschafft, seinen besten Freund vor den Kopf zu stoßen. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. Vielleicht hatte Daniel recht. Wenn er es fertig bringen würde mit ihm zu sprechen, gab es eventuell noch die geringe Chance, ihre Freundschaft zu retten. Zögernd griff er die dargebotene Hand und erhob sich. Langsam folgte er dem Archäologen die Leiter hinunter.

 

**********

 

Ungeduldig wartete Daniel darauf, dass Jack die Haustür hinter sich schloss. Es schien, als ob der Ältere jede Möglichkeit nutzte, Zeit zu schinden. Doch endlich war es soweit. Die Tür war kaum zugefallen, da trat Daniel an Jack heran. Der junge Mann nahm seinen Mut zusammen und setzte alles auf eine Karte. Während sein Freund noch mit dem Gesicht zum Eingang gewandt stand, packte Daniel den verblüfften Mann und drehte ihn zu sich herum. Schnell lehnte er sich vor. Drückte den völlig verdutzten O’Neill mit seinem Körper gegen das Türblatt und presste dann seine Lippen hart auf den Mund des Freundes.

 

Ein überraschter Ausruf entschlüpfte Jack und verklang in Daniels leicht geöffneten Mund. Die Zunge des Wissenschaftlers nutzte die Gelegenheit und schob sich forsch in Jack O’Neills Mundhöhle. Der Jüngere spürte, wie der Körper seines Freundes an Anspannung verlor. Wie der Funke übersprang und seine eigene Leidenschaft reflektiert wurde. Der Kopf war ausgeschaltet, die Nerven vibrierten und er konnte die Schauer, die über Jacks Haut krochen, fühlen. Atemlos zog Daniel sich zurück. Gespannt ruhte sein Blick auf dem Gesicht des Älteren.

 

Jacks Kopf war gegen die Tür zurückgelehnt. Die Augen waren geschlossen. Seine Brust hob und senkte sich hektisch, gleich einem Fisch, den man an Land gezogen hatte. Der Vergleich war gar nicht mal so schlecht, denn genau wie bei diesem Fisch, kam es ihm vor, als habe man ihn gewaltsam aus seiner Welt gerissen. Er war verwirrt. Seine Gedanken und Empfindungen fuhren Karussell. Was war hier eben geschehen? Zögernd öffnete Jack die Augen. Daniels Gesicht befand sich direkt vor ihm. Erwartungsvolle blaue Augen sahen ihn abwartend an. Unbewusst legte er den Kopf zur Seite, während er versuchte, der neuen Situation Herr zu werden.

 

Seine erste Bilanz war von brillanter Kombinationsgabe geprägt: „Du hast mich geküsst, Daniel!“ War das Fassungslosigkeit die in seiner Stimme mitschwang? Natürlich war es das, aber wie sollte es auch anders sein?

„Schön, dass es dir aufgefallen ist, Jack“, lächelte Daniel. Er liebte es, wenn sein Freund diesen völlig verwirrten Gesichtsausdruck trug. Er sah dann einfach zu hmm, ... nett?! ... aus.

„Wieso? Ich meine, warum hast du das getan?“ Es fiel O’Neill sichtlich schwer, seine Fragen, die in seinem Inneren wild durcheinander purzelten, zu formulieren.

„Oh, Jack! Komm schon! ...“, quengelte Daniel und verdrehte gespielt dramatisch die Augen, „Warum küssen sich denn Leute im Allgemeinen? Na, ...?“ Daniel nickte seinem Freund aufmunternd zu und übermütig blitzte der Schalk in seinen Augen.

Die Augen des Colonels weiteten sich. „Du meinst, du bist gar nicht ...? Du willst damit sagen, du ...?“, keuchte Jack. Die Vorstellung, dass seine Gefühle nicht von einseitiger Natur waren, überwältige ihn. Wieso fiel ihm auf einmal das Atmen nur so schwer?

„Ist das so schwer vorstellbar, Jack?“, fragte Daniel, plötzlich ernster.

„Irgendwie schon“, antwortete O’Neill leise.

„Vielleicht hilft dir das hier, es zu glauben...“ Erneut lehnte Daniel sich vor, die Augen fest auf seinen Freund geheftet. Seine Lieder schlossen sich, bevor ihre Lippen sich trafen. Er küsste Jack erneut, doch dieses Mal war es zärtlicher, zurückhaltender. Daniel versuchte seine ganzen Gefühle, die er für Jack empfand, mit diesem Kuss zu vermitteln.

 

Endlich löste sich Jacks Starre. Die Botschaft war angekommen, durchflutete sein ganzes Sein und drang bis in den hintersten Winkel seines Verstandes. Glücklich erwiderte er die Bekundungen seines Freundes. Seine Arme umschlossen Daniels Taille und zogen ihn fest an sich heran. Natürlich war längst nicht alles zwischen ihnen geklärt. Jack brannten noch eine Menge Fragen unter den Fingern. Doch vorläufig war er mit der Entwicklung der Dinge erst einmal sehr zufrieden. Das Wichtigste hatten sie herausgefunden: er liebte Daniel und dieser liebte, ganz offensichtlich, auch ihn. Alles weitere würde sich finden, da war er sich sicher.

 

Und so kurios es auch begonnen haben mochte: Was für ein Glück war es doch, dass dieses Gedicht den Weg ins Netz gefunden hatte!

 

ENDE

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