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Dämonenland von Selana

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Teil 7

Zuerst hatte Rhiana das Gefühl nicht vorwärts zu kommen, weil der Pfad und seine Umgebung immer gleich aussah - Felsen und nochmals Felsen, einmal hinauf, dann wieder hinunter. Sie hatte den Eindruck im Kreis zu laufen. Außerdem spürte sie ein Kribbeln im Nacken, als würde sie jemand beobachten, doch wenn sie sich umdrehte, war nie jemand zu sehen.

Inzwischen kam es ihr vor, als wäre sie schon stundenlang unterwegs und den Berg mindestens zweimal hinauf und hinuntergestiegen. Doch jeder Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass jedes Mal nur einige Minuten vergangen waren. Außerdem war Nebel aufgezogen, der nur eine Sicht von einigen Meter erlaubte. Das Gefühl beobachtet zu werden verstärkte sich.

„Mona!“ Rhiana blieb stehen. „Was soll das? Gehörst du zu Olifario und führst mich in die Irre oder was soll das Ganze sonst bedeuten?“

„Eigentlich sollte ich beleidigt sein“, antwortete Mona und zog ein Gesicht wie hundert Tage Regenwetter. „Das ist die magische Sperre, die dir das Gefühl vermittelt im Kreis zu laufen. Wir Elfen haben gelernt, damit zu leben. Ignoriere es einfach, denn wir sind gleich oben. Ich kenne den Weg ganz genau. Wir leben verborgen vor Olifarios Dämonen und machen unsere Arbeit. Sie wissen nicht einmal, dass es uns gibt.“

„Und was ist diese Arbeit?“

„Sagt das nicht schon unser Name? Wir hegen und pflegen die Blumen. Ohne uns wächst nichts.“

„Das macht doch die Natur“, widersprach Rhiana. „Sonst würden nirgendwo Blumen wachsen.“

„Vielleicht gibt es uns da auch, und ihr Menschen seid zu sehr in der Materie verhaftet, um uns noch sehen zu können.“

„Du scherzt“, Rhiana winkte mit den Armen ab. „Wir sollten schon längst oben sein. Sheppard und die Elfen warten sicher schon auf mich und beginnen sich Sorgen zu machen.“

„Wie du meinst“, sagte die kleine Elfe und lächelte hintergründig. „Gehen wir also weiter.“

Rhiana stand widerstrebend von dem Stein auf, auf welchem sie sich etwas ausgeruht hatte, und folgte Mona, die einfach geradeaus flog und im Nebel zu verschwinden drohte. Der Nebel wurde immer dichter und Rhiana konnte nichts mehr erkennen. Das Gefühl von etwas Unsichtbaren umgeben zu sein wurde immer stärker. Da hielt die Elfe an. Ihre Flügel schlugen so schnell, dass man sie nicht mehr erkennen konnte. Sie erinnerten Rhiana nun an einen kleinen Kolibri von der Erde, den John ihr gezeigt hatte. Rhiana trat neben sie, um zu sehen, was die Elfe veranlasst hatte zu stoppen.

„Da!“ Mona zeigte mit ihrem winzigen Finger nach vorne. „Wir sind oben.“

Tatsächlich! Der Nebel lichtete sich etwas und Rhiana sah vor sich die Mauern der Festung aus dem Nebel auftauchen. Sie standen direkt davor. Einen Schritt weiter und sie wäre glatt gegen die Mauer gerannt. Rhiana hob den Kopf. Über ihr ragte einer der Türme der Festung in die Höhe. Die Mauer war fugenlos glatt, ohne Seil hatte sie keine Chance da hochzuklettern.

So suchte Rhiana eine andere Möglichkeit, um in die Festung zu kommen. An der Mauer konnte sie entlang laufen. Fragte sich nur, welche Richtung sie einschlagen sollte. Ein Laut, der sich anhörte, als würde jemand einen Teppich klopfen, ertönte. Das Geräusch kam von oben. Rhiana blickte hoch und sah ein Wesen aus dem Nebel auftauchen, das aussah wie einer dieser fliegenden Saurier aus der Urzeit. Es kam im Sturzflug auf sie zugeschossen. Rhiana konnte nicht mehr ausweichen und wurde von der Kreatur gepackt und in die Lüfte gehoben. Sekunden später befand sie sich in Höhe der Burgmauer und wurde hinübergetragen.

Jetzt sah Rhiana, dass das Wesen einen menschenähnlichen Körper besaß. Der Kopf sah ebenfalls menschlich aus, doch als es seinen Mund öffnete und sie bösartig anblickte, sah Rhiana darin fingerlange Reißzähne aufblitzen. Die Augen strahlten Intelligenz aus, also war es kein Tier sondern ein intelligentes Lebewesen.

Bevor Rhiana dazu kam sich zu wehren, ließ das Wesen sie einfach los. Mit einem Aufschrei stürzte sie in die Tiefe und schlug hart auf. Sie hatte das Gefühl sich sämtliche Knochen gebrochen zu haben, doch als sie die Kyyrdis bemerkte, in dessen Mitte sie gefallen war, vergaß sie den Schmerz sofort.

„Willkommen, Rhiana!“ begrüßte sie einer der Kyyrdis. Er trug eine schwarze Rüstung mit Brustpanzer und blickte sie höhnisch an. Angesichts der vielen Speere, Schwerter und Armbrüste, die auf sie gerichtet waren, wäre jede Gegenwehr Selbstmord gewesen.

„Du kennst meinen Namen?“ fragte Rhiana, während sie langsam aufstand und vorsichtig alle Knochen bewegte. Zum Glück schien nichts gebrochen zu sein.

„Wir haben euch die ganze Zeit beobachtet“, erklärte der Kyyrdis ihr. „Unsere Harpyen sind gute Wächter und haben scharfe Augen. Seit eurer Ankunft in den Bergen habt ihr keinen Schritt mehr unbeobachtet getan.“

„Warum habt ihr uns dann nicht gleich gefangen genommen oder sogar getötet?“ wollte Rhiana wissen und sah sich suchend um.

„Das war nicht nötig, da ihr selbst zu uns gekommen seid.“ Der Kyyrdis deutete ihren suchenden Blick richtig. „Falls du deine Freunde suchst, dann erwarte keine Hilfe von ihnen, denn sie sind tot.“

Rhiana konnte ihr Erschrecken nicht ganz verbergen, was der Kyyrdis voller Genugtuung registrierte. Sheppard tot? Kris und Laila auch? Rhiana konnte das nicht glauben. Sie hätte es gespürt, wenn John etwas passiert wäre. Außerdem fragte sich Rhiana, wo Mona geblieben war.

„Du lügst!“ sagte Rhiana. „Ich spüre Sheppards Anwesenheit noch genau. Wir Menschen besitzen die Fähigkeit, den anderen zu spüren“, log Rhiana, und hoffte, dass ihr Gegenüber ihre Lüge nicht durchschaute, was sehr wahrscheinlich war, denn was wusste der Kyyrdis schon von den Menschen?

Der betroffene Blick des anderen sagte ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Sheppard lebte also noch. „Das macht nichts“, gab der Kyyrdis schließlich zu. „Sie sind unsere Gefangenen, und du darfst ihnen beim Sterben zusehen.“ Er gab seinen Kriegern einen Wink. „Schafft sie weg und sorgt dafür, dass sie nicht entkommen kann.“

Speerspitzen und Schwerter zwangen Rhiana in eine bestimmte Richtung. Zuerst musste sie eine hohe und schmale Steintreppe hinuntersteigen. An Flucht war jedoch nicht zu denken, denn dauernd waren Speere oder Pfeil und Bogen auf sie gerichtet. Unten erwartete sie eine weitere Gruppe Kyyrdis. Die Dämonen gingen kein Risiko ein. Weiter ging es unzählige Gänge entlang, bis sie endlich durch eine niedrige Tür gehen musste. Ein Schlag auf den Kopf traf sie von hinten, der ihr einige Sekunden das Bewusstsein raubte. Als sie wieder klar denken konnte, hatte man sie mit Ketten gefesselt und an eine Kerkerwand gekettet. Sie zerrte daran.

„Versuch es erst gar nicht“, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund.

Rhiana hörte auf an den Ketten zu zerren und sah sich um. Nach einigen Sekunden hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt und sie sah einen jungen Mann, ebenso wie sie an die Wand gekettet.

„Die Ketten sind zu stark“, sagte er. „Ich habe schon alles versucht.“ Er musterte sie neugierig. „Wer bist du denn? Jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen.“

Rhiana musterte ihrerseits ihr Gegenüber. Der Mann sah fast wie ein Mensch aus, nur die grünen Haare, die silberfarbene Haut und die spitzen Ohren sagten ihr, dass er kein Mensch sein konnte. Davon abgesehen mochte er 30 Jahre alt sein und hatte ausgesprochen gut geschnittene Gesichtszüge. Und er strahlte Beherrschtheit, Charme und eine Persönlichkeit aus, der sich keiner entziehen konnte.

„Ich bin Raphael“, sagte der Mann.

„Rhiana.“

„Rhiana? Was für ein seltsamer Name. Was für eine Kreatur bist du?“

„Kreatur? Ich bin ein Mensch.“

„Ein Mensch? Unmöglich. Die gibt ...“

„... es nur in Märchen und Legenden“, vollendete Rhiana schon wieder den Satz.

Raphael lächelte sie verstehend an. „Das hast du wohl schon oft hören müssen, was?“

„Allerdings!“ Ihr fiel etwas ein. „Auf der Erde heißt ein Erzengel Raphael. Du bist doch zufällig kein Engel, oder?“

Raphael lachte erneut. „Ein Engel? Was für eine ausgefallene Idee. Gefällt mir aber, ... doch nein, ich bin kein Engel. Warum hat man dich hier eingekerkert?“

„Weil ich hergekommen bin, um Olifario zu töten.“

Raphael lachte lautstark auf. „Du? Du kleines Wesen, eine Frau, willst den mächtigen Janus-Dämon töten? Dazu bist du zu schwach.“

Rhiana wurde wütend. „Nur weil ich eine Frau bin, glaubst du, ich wäre nicht stark genug? Bei euch werden die Frauen wohl unterdrückt?“

„Nein, keineswegs. Unsere Frauen sind starke Wesen, aber keine von ihnen käme auf die Idee, Olifario töten zu wollen. Er ist zu stark und zu mächtig, um getötet zu werden.“

„Keiner ist zu stark oder zu mächtig. Es gibt immer jemand, der noch stärker ist“, erklärte Rhiana.

„Mag sein, aber du bist das nicht. Und im Moment bist du seine Gefangene. Er wird dich töten.“

„Aus jedem Kerker kann man fliehen. Ich habe Freunde, die mir helfen werden. Sie sind Olifarios Schergen entkommen“, Rhiana hoffte, dass dies auch stimmte.

„Du hast mich vergessen“, sagte eine kaum hörbare Stimme neben ihrem Ohr.

Rhiana sah erstaut, wie Mona aus einer Tasche in ihrer Jacke gekrochen kam. „Mona! Wo kommst du her?“

„Ich habe mich in deiner Jacke versteckt. Die Kyyrdis haben mich nicht entdeckt. Das war gar nicht leicht und sehr gefährlich“, beschwerte sich Mona.

„Wie soll dieser Winzling uns zur Flucht verhelfen?“ fragte Raphael.

„Winzling!“ empörte sich Mona, weil sie schon wieder mit dieser Bezeichnung betitelt wurde.

„Sie ist zwar klein, aber sehr gescheit und mutig“, verteidigte Rhiana ihre neue Freundin, woraufhin Mona Raphael triumphierend ansah. „Und sie kann dorthin, wo wir zu groß sind.“

Rhiana sah Mona an. „Ich möchte, dass du gehst und meine Freunde suchst. Es sind zwei Windelfen, Laila und Kris, sowie mein Freund Sheppard.“

„Er ist auch ein Mensch?“ fragte Mona.

„Ja.“

„Dann finde ich sie leicht. Wartet hier!“ Mona flog davon, auf der Suche nach einem Ausgang.

„Als ob ich irgendwo hin könnte!“ beschwerte sich Rhiana und zerrte erneut ohne Erfolg an den Ketten.

Oben war ein winziges Loch in der Decke, eine Art Fenster. Es war für ein durchschnittlich großes Lebewesen zu klein, doch für Mona riesengroß. Sie flog hindurch und fand sich außerhalb der Festung wieder. Unter ihr ging es tief hinunter, doch das ängstigte sie nicht. Mona flog noch höher, bis sie die Mauerkrone erreichte und setzte sich auf eine Spitze. Von hier hatte sie einen Überblick über die Burg.

Unten, im großen Hof, sah sie viele Lebewesen und beschloss hinunterzufliegen. Sie suchte sich ein Versteck und hörte den Bewohnern zu. Die Gefangennahme des Menschen war das Hauptgespräch. Einem war jedoch die Flucht gelungen. Das konnte nur Rhianas Freund Sheppard sein.

Mona beschloss, die ganze Burg nach ihm abzusuchen. Durch eine andere Öffnung kehrte sie in den Kerkerbereich zurück und merkte sich die Tür zu Rhianas Zelle. Dann begann sie mit der Suche nach diesem Menschen. Es dauerte Stunden, bis sie ihn endlich fand. Sie war schon müde geworden und hätte die Suche fast aufgegeben. Er saß in einem abgelegenen Erker hoch oben. Dort hatte er einen guten Überblick und es war ein ziemlich sicheres Versteck. Mona fragte sich, wie er es bei seiner Größe geschafft hatte, in den Erker hinaufzuklettern.

Mona landete lautlos neben ihm. „Hallo! Ich bin Mona. Rhiana schickt mich!“

weiter: Kapitel 8
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