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Am Rande des Abgrunds von Selana

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Teil 6

Einige Stunden später

Das Lager der Ered-Lun befand sich in einem der dichten Wälder, in der Nähe der Stadt Durnack. Sheppard wunderte sich, dass die Ered-Lun-Gruppe ihnen das Versteck so freimütig zeigte.

Er fragte Tara danach. Die Frau lächelte ihn spöttisch an und sagte: „Weist du, John! So heißt du doch, oder? Dies ist nur einer unserer vielen Stützpunkte. Im Grunde ist er sehr entbehrlich für uns. Nach unserer morgigen Aktion geben wir diesen Stückpunkt auf. Unser wirkliches Versteck würden wir dir und deinen Freunden, selbst den Durnack oder den Ghan-buri-Ghan niemals zeigen. Das verstehst du doch?“

Und ob er das verstand.

Tara ließ ihn stehen und John blickte ihr nachdenklich hinterher. Er sah sich nach seinen Freunden um. Ronon und Rhiana saßen beieinander am Feuer und unterhielten sich leise.

Sheppard ging zu ihnen hinüber. Ronon sah auf, als er an das Feuer trat. Sein Blick sprach Bände. John setzte sich dicht neben sie und flüsterte so leise, dass ihn nur die beiden Freunde verstehen konnten: „Ronon, ich kann mir denken, dass du über Tara nachdenkst. Sie muss dich doch erkannt haben. Doch was immer du noch für sie empfinden magst, sie ist eine Terroristin. Wir müssen verhindern, dass Gildor entführt wird. Vielleicht können wir den Zelda irgendwie eine Nachricht schicken und den Bürgermeister warnen.“

Ronon überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Nein, Sheppard, ich glaube nicht, dass sie uns in die Nähe der Gleiter lassen. Tara ist gerissen. Und du hast recht, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich nicht erkannt hat. Sie spielt ein gefährliches Spiel mit uns. Ich rate zur äußersten Vorsicht. Wir müssen die Aktion mitmachen. Vielleicht können wir Gildors Entführung verhindern und dabei die Gruppe verhaften lassen. Wenn nicht, sorgen wir dafür, dass ihm nichts passiert.“

„Wir werden sehen. Aber leise jetzt. Lar Narvi kommt zu uns herüber“, sagte Sheppard.



Am anderen Tag

Mit langsamen Schritten bewegte sich Bürgermeister Gildor durch die begeisterte Menge. Er hob grüßend die Arme, er schüttelte Hände und sprach mit dem einen oder anderen Bürger. Normalerweise machte es ihm immer Spaß ein Museum einzuweihen, doch heute war er irgendwie nicht ganz bei der Sache. Noch immer hatte er keine Nachricht von Solen erhalten, wie es um die Aktion stand. Langsam machte er sich Sorgen um die drei Fremden. Er hätte sie niemals diesem Risiko aussetzen dürfen.

Schließlich kehrten Gildor, sein Assistent und sein Leibwächter in das Gebäude zurück. Das Museum war nur klein, doch es zeigte viele neue Gegenstände der Vorfahren, die man vor kurzem in der Nähe ausgegraben hatte. Von einer begeisterten Menge begleitet, erreichten die drei das Eingangstor, als hinter ihnen ein Tumult entstand.

Gildor drehte sich überrascht herum. Die Leute wichen erschrocken zurück, als sich eine größere Gruppe rücksichtslos den Weg durch die Menge bahnte.

Gildors Leibwächter begriff sofort die Situation. „Schnell, Bürgermeister! Sie müssen sich in Sicherheit bringen. Kommen Sie mit.“

Sein Assistent versuchte das Tor zu schließen, doch es war zu spät. Gewaltsam wurde es aufgestoßen. Ein Schlag traf den Mann und warf ihn zu Boden.

Gildor und sein Leibwächter hatten inzwischen ein kleines Gebäude im Innenhof des Museums erreicht, doch die Eindringlinge waren ihnen gefolgt.

Dem Bürgermeister war inzwischen klar geworden, dass der Überfall ihm galt, und blieb stehen. Gildor wollte nicht, dass jemand seinetwegen verletzt wurde.

„Bürgermeister, was tun Sie?“ rief der Leibwächter entsetzt. „Kommen Sie weiter.“

„Nein, Furel. Die Angreifer sind hinter mir her. Ich möchte nicht, dass jemand wegen mir verletzt wird. Aber du kannst gehen.“

„Nein“, weigerte sich der junge Mann und stellte sich schützend vor den Bürgermeister. „Wenn Sie nicht gehen, gehe ich auch nicht.“

Für eine längere Diskussion war es auch zu spät. Die Terroristen stürmten heran. Als sie den Bürgermeister so ruhig dastehen sahen, hielten sie überrascht inne.

„Was wollt ihr?“ fuhr Gildor sie furchtlos an. Er schob seinen Leibwächter zur Seite und drückte die Waffe herunter, die der Mann gezogen hatte.

Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren trat vor und blieb vor Gildor stehen: „Wir gehören zur Ered-Lun, und Sie werden uns begleiten, Bürgermeister.“

Gildor nickte. Das hatte er fast erwartet. „Wie Sie wollen, mein Kind. Aber lasst die anderen Menschen in Ruhe.“

„Wir wollen niemanden verletzen, Bürgermeister. Wenn Sie ruhig mit uns kommen, wird keinem etwas geschehen.“

„Einverstanden“, sagte Gildor schnell. Hinter der Schwarzhaarigen erkannte der Bürgermeister eine dunkelhaarige Frau, die ihn beschwörend ansah.

Gildor stutzte und sah genauer hin. Er traute seinen Augen nicht: Rhiana? Und hinter ihr sah er Sheppard und Ronon stehen. Gildor begriff sofort und ließ sich nicht anmerken, dass ihm die drei bekannt waren.

Inzwischen hatten die Terroristen die meisten anderen Besucher zusammengetrieben. Ein älterer Mann, Direktor Ruan, der Leiter des neuen Museums trat auf die Schwarzhaarige zu. „Im Namen der ehrwürdigen Vorfahren! Was soll der schändliche Überfall?“

„Wir werden Bürgermeister Gildor mitnehmen. Sie werden seinem Kabinett erklären, dass wir für seine Freilassung den Rücktritt seiner Regierung verlangen und die Wiedervereinigung mit Durnack.“

„Unter der Herrschaft der Durnack natürlich?“ fragte Bürgermeister Gildor verächtlich.

„Natürlich! Sie haben einen Tag Zeit. Gehen wir!“ Tara winkte ihren Leuten zu. „Wenn ihr euch ruhig verhaltet, passiert niemandem etwas“, mischte sich Lar Navri ein.

Gildor wurde mitgezerrt, doch er rief Ruan zu. „Sagen Sie meinem Kabinett, dass sie auf keine Forderung eingehen sollen!“

Tara schlug Gildor ins Gesicht und fuhr ihn an: „Kein Wort mehr, Bürgermeister“

Ronon ging dicht neben Tara, als sie das Museum verließen. Er war wütend auf sie, denn so brutal kannte er sie nicht. Doch noch war nicht der richtige Zeitpunkt, um einzugreifen. Sie mussten eine günstige Gelegenheit abwarten.

Draußen stand eine aufgebrachte Menge, doch als die Terroristen einfach über die Menge feuerten, liefen die Leute in Panik auseinander.

Sheppard sah dem ganzen Treiben wütend zu. Er brauchte seine ganze Beherrschung, um nicht einzugreifen. Sie erreichten die abgestellten Gleiter und stiegen ein. Die Entführung Gildors würde sicher großes Aufsehen erregen, aber das war von den Terroristen beabsichtigt. Innerhalb kürzester Zeit erreichten sie ihr neues Versteck: die verlassenen Ruinen einer ehemaligen Siedlung, noch auf dem Kontinent von Zelda. In einem halbwegs intakten Gebäude gab es noch einen brauchbaren Keller. Der Gefangene wurde in einen kleinen Raum gebracht und eingesperrt.

„Tara, der ganze Luftraum wird sicher schon überwacht. Wie wollen wir jetzt in unser Waffenversteck kommen, um unser Geschäft abzuwickeln?“ fragte Ronon.

Tara lachte: „Vorläufig gar nicht, mein Lieber. Mit dem Abschluss des Geschäftes werden wir noch etwas warten müssen.“ Mit keiner Geste gab sie zu erkennen, dass sie Ronon erkannt hatte, was diesen noch mehr gegen sie aufbrachte.

„Aber das ist gegen die Abmachung“, protestierte Sheppard laut.

„Welche Abmachung?“

„Verfluchtes Luder!“ schimpfe auch Lar Navri. Der Ghan-buri-Ghan hatte inzwischen genug. Er wollte endlich fort von hier. Warum nur, hatte er sich auf dieses unsichere Geschäft eingelassen. Seit er diesen drei Fremden begegnet war, ging alles schief. Er beschloss, die drei nochmals überprüfen zu lassen. Diesmal jedoch von Durnack aus.

„Keine Beleidigung, Navri“, entgegnete Tara. „Du kannst froh sein, dass wir überhaupt mit euch Geschäfte machen. Das tun wir auch nur, weil wir auf jede Waffenlieferung angewiesen sind. Aber ihr werdet eure Waffen schon noch loswerden.“ Sie wandte sich an einen ihrer Männer. „Naren, habt ihr das Abschirmfeld aktiviert?“

„Ja, niemand kann uns hier unten orten.“

„Sehr gut. Naren ist mein Stellvertreter, ein guter Mann. Aber er hasst die Zelda noch mehr, als ich. Also geht ihm lieber aus dem Weg“, stellte Tara ihren Stellvertreter lächelnd vor.

Ronon erschauderte. War das wirklich seine alte Jugendfreundin? Konnte sie sich so verändert haben? Was mochte sie wohl alles erlebt haben, dass sie sich so verhielt? Es konnte doch nicht schlimmer gewesen sein, als dass, was er als Runner mitgemacht hatte. Und er würde niemals unschuldige Menschen töten.

Den ganzen Tag über ergab sich für die drei keine Gelegenheit in Gildors Gefängnis zu gelangen. Ein Wachtposten stand vor der Kellertür. So beschlossen sie, es in der Nacht zu versuchen.

Die Zeit verging quälend langsam. Hin und wieder flogen Gleiter über sie hinweg, doch die Abschirmung schien zu halten. Als es endlich Mitternacht war, atmeten alle erleichtert auf. John und Rhiana schliefen neben Ronon in einem winzigen abgeteilten Raum des Kellers. Ronon weckte die beiden leise auf: „John, Rhiana, es ist soweit. Wollen wir unser Glück versuchen?“

Die zwei nickten. Draußen im Gang war alles ruhig. Ronon gab das Zeichen und sie schlichen zum Gefängnis des Bürgermeisters. Ein Wachtposten stand immer noch davor. Ronon hob seine Waffe und betäubte den Wächter mit einem gezielten Schuss. Es gab ein leises polterndes Geräusch, als er zu Boden fiel.

Erschrocken sahen sich die drei an, doch alles blieb ruhig.

Sheppard öffnete die Tür und trat ein: „Bürgermeister Gildor!“ flüsterte er leise. „Wir sind es, John Sheppard, Ronon und Rhiana!“

Nichts zu hören! Plötzlich packte eine kräftige Hand Sheppards Arm.

„Schnell“, flüsterte John. „Wir müssen von hier verschwinden.“

„Colonel Sheppard“, entfuhr es Gildor. „Also habe ich mich nicht geirrt. Was macht ihr alle hier?“

„Es ergab sich so“, meinte John bedauernd. „Kommen Sie, Sir! Schnell!“

Sie verließen das Gefängnis des Bürgermeisters und durchquerten den Kellergang. Vor der Treppe, die nach oben führte, blieben sie stehen.

„Jetzt kann es gefährlich werden“, wandte sich Ronon an die anderen. „Ich werde als erster gehen.“

Er wartete auf keine Antwort, sondern hastete die Treppe hoch. Tiefe Nacht umfing ihn. Ronon brauchte einen Augenblick, um wenigsten einige Umrisse erkennen zu können. Die Luft schien rein zu sein. Er drehte sich um und winkte den anderen zu, ihm zu folgen. Das Versteck der Gleiter befand sich ganz in der Nähe.

„Was ist mit Tara?“ fragte Rhiana.

„Um die kümmern wir uns später“, meinte Ronon. „Zuerst bringen wir Bürgermeister Gildor in Sicherheit. Dann kommen wir zurück und holen sie uns. Sie wird mir einige Fragen beantworten müssen.“

„Nicht nötig“, sagte eine Stimme neben ihnen. „Ich bin schon da.“

Ronon reagierte instinktiv und überwandt seinen Schrecken in Sekundenbruchteilen. Er fuhr herum und schlug der Frau hinter ihm den Strahler aus der Hand. Ronon warf sich mit einem Sprung auf sie. Tara schrie überrumpelt auf, als sie beide zu Boden stürzten. Sie rollten am Boden entlang beim Versuch, die Oberhand zu gewinnen.

Aber Tara war nicht allein gewesen. Die Dunkelheit wurde durch helle Scheinwerfer erhellt. Die Ered-Lun-Leute schienen auf sie gewartet zu haben.

John hob abwehrend die Hand vor Augen. Dann zog er seine Waffe und feuerte auf das Licht. Ein Scheinwerfer zerplatze. „Rhiana, bring Gildor schnell weg von hier“, rief John der Antikerin zu.

„Ich lasse euch nicht zurück“, gab Rhiana zur Antwort.

„Tu was dir sage, bevor es zu spät ist“, befahl Sheppard zornig.

Widerstrebend packte Rhiana den Arm des Bürgermeisters und verschwand mit ihm. Gildor wollte sich losreißen, doch Rhianas Griff war so stark, dass er sich nicht befreien konnte. Sie verschwanden in der Dunkelheit.

Die Angreifer rückten jetzt auf Sheppard und Ronon zu. Ronon schaffte es, Tara mit einem wohldosierten Schlag bewusstlos zu schlagen. Die Frau blieb liegen und Ronon stand schnell auf. John und Ronon sahen sich jetzt von den Mitgliedern der Ered-Lun umringt. Gefährlich aussehende Waffen richteten sich drohend auf die beiden.

Lar Navri trat auf sie zu: „ Mein Misstrauen euch gegenüber war berechtigt. Nicht wahr, Colonel John Sheppard aus Atlantis?“

John konnte seine Überraschung nicht ganz unterdrücken.

Sein Gegenüber bemerkte es wohl und lächelte. „Manchmal ist es nützlich, genauer nachzuforschen, Colonel.“

Tara hatte sich inzwischen wieder etwas erholt. „Wo ist diese Frau und der Bürgermeister?“ zischte sie.

„Unsere Leute verfolgen sie“, antwortete einer ihrer Männer. Ein weiterer kam gerade angelaufen und berichtete etwas atemlos: „Der Bürgermeister und diese Frau sind verschwunden.“

In Taras Augen zuckte kurz Wut auf, doch sie beherrschte sich schnell. „Nun gut, es ist dann wohl nicht mehr zu ändern.“ Ihr Blick fiel auf John und Ronon. „Dafür haben wir aber zwei andere Geiseln: einen Armeeoffizier aus der alten Stadt Atlantis und einen alten Freund von … dem Sicherheitschef Solen Sincha aus Zelda. Sie sehen, Colonel Sheppard, ich weiß, wer Sie sind, woher Sie kommen und was Sie in Zelda machen. Sie brauchen nicht zu versuchen, es zu verleugnen. Auch Ihre Verkleidung nützt Ihnen nichts mehr.“

Ronon und John sahen Tara nur wortlos an. Ronon dagegen war nicht entgangen, dass Tara bei dem Wort „Freund von Solen“ kurz gezögert hatte.

„Bringt die beiden weg. Ich werde mich später mit ihnen beschäftigen. Zuerst müssen wir von hier verschwinden und unser neues Versteck aufsuchen. Der Bürgermeister und dieses Flittchen werden bestimmt die Behörden alarmieren.“

weiter: Kapitel 7
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