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Eine Burg mitten in der Welt von Fermina

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Vorwort

Ich habe diese Geschichte auch ein wenig zur Erinnerung an meinen tollen Urlaub auf Island geschrieben und einige meiner Eindrücke, die ich dort gesammelt habe, in Teil 1 eingearbeitet. Aber keine Angst, die Geschichte ist nicht zur Sightseeing Tour verkommen. *G* Dank gilt meiner Beta Greyfinchen, die mich auch inhaltlich hier und da ein wenig unterstützt hat. …Die Abbildung, von der später in der Geschichte die Rede ist, habe ich von Gavin White ausgeliehen und ein ganz kleines bisschen verändert :-) Ach so, und die Edda, aus der ich Ausschnitte verwendet habe, gehört natürlich auch nicht mir :-) Ich habe nie Isländisch gelernt und deshalb weiß ich auch nicht, ob der eine Satz, den ich in Isländisch geschrieben habe, so richtig ist, aber ich glaube, das wird kaum jemanden stören…Wer nicht so ein doller Daniel-Fan ist, kann auch gerne mit dem zweiten Teil der Geschichte anfangen denn da kommt der Rest von SG-1 hinzu. (Kommentar von Greyfinchen : man bringt sich aber dadurch um den bildhaft stärksten Teil der Geschichte! ;-), Insgesamt hat die Geschichte drei Teile. Ich habe zu der Geschichte auch einige Bilder gezeichnet und gesammelt, die ich euch gerne zuschicken kann, wenn ihr möchtet. :o-) Lasst es mich einfach wissen! - Ansonsten - viel Spaß beim Lesen!

Staffel : 7 ( nach „Fallen“ und „Homecoming“)
Eine Burg mitten in der Welt


Am anderen Ende der Galaxis, ca. 2000 BC

Nur langsam schien das Schiff sich durch den Weltraum zu bewegen, trotz der unvorstellbaren Geschwindigkeit. Der Commander des Schiffes lies sich zurück in seinen Sessel sinken. Er befand sich auf der Reise zu einem wichtigen Treffen. Große Dinge würden besprochen werden.
Noch etwa 35 Stunden, bis sein Schiff das Ziel erreichen würde. Er reiste allein. Es wurden so viele wie möglich gebraucht, um die Probleme, die seine Spezies bedrohten, in den Griff zu bekommen. Als er vor ein paar Tagen die Nachricht bekommen hatte, dass man sich treffen wollte, war er zuerst sehr verwundert gewesen. Lange Zeit war man nicht mehr zusammen gekommen.



USA, Colorado, Colorado Springs, Daniels Apartment, Gegenwart

Daniel durfte keine Zeit verlieren. Er stopfte die letzten Klamotten in eine Reisetasche. Dies war kein guter Anfang für seinen Urlaub. Er hatte ein paar Tage frei bekommen und wollte die Gelegenheit ergreifen, noch mal über die Ereignisse der letzten Wochen nachzudenken. Nachdem er von Jack, Sam und Teal’c auf einem Planeten aufgefunden worden war, hatte er anfänglich unter einem Gedächtnisverlust gelitten. Nach und nach waren dann aber seine Erinnerungen zurückgekehrt und es war einfach zuviel für ihn gewesen. Es war, als müsste er alles, was er durchgemacht hatte, noch einmal erleben. Schlimme und schöne Eindrücke vermischten sich und ergaben Gefühle, die beinahe unerträglich waren.
Glücklicherweise hatte sich überraschend ein alter Schulfreund gemeldet, der vor zwölf Jahren eine Isländerin geheiratet hatte und daraufhin nach Island emigriert war. Die herzliche Einladung, die von Jonathans Seite kam, hatte Daniel gerne angenommen. Auf Island würde er die Ruhe finden, die er brauchte.
Der Druck der Beschleunigung beim Start presste Daniel in seinen Sitz, dann hob das Flugzeug ab und er ließ Denver bald weit hinter sich zurück.



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Gegen 15 Uhr landete Daniels Maschine in Keflavik International Airport. Er lies sich von dem Gewusel im Flughafen treiben, trödelte gemütlich zum Gepäckband. Nachdem es ihm endlich gelungen war, seine Tasche zwischen all den Menschen vom Band zu ziehen, ging er nach draußen, um nach seinem Freund Jonathan, der ihn abholen wollte, zu suchen.
Atemberaubend war die Aussicht nicht gerade, die sich Daniel bot, als er das Flughafengebäude verließ. Es kam ihm fast so vor, als hätte jemand den Flughafen einfach in einer Steinwüste abgestellt und vergessen. Wind und Nieselregen schlugen ihm ins Gesicht und ließen die Regenbogenplastik, die etwas seitlich vom Ausgang stand, beinahe lächerlich erscheinen.

„Daniel, Daa-niel!“, ertönte es plötzlich hinter ihm.
Er drehte sich um und sah seinen alten Freund auf sich zu laufen. Viel hatte er sich nicht verändert, stellte Daniel fest. Immer noch dieselben rot-blonden Haare und dasselbe Lachen, welches scheinbar seinen Beitrag zu den unzähligen Lachfältchen um die grauen Augen geleistet hatte.
„Schön, dich wieder zu sehen, Jonny!“, sagte Daniel und lies seine Tasche fallen, um seinen alten Schulfreund zu drücken. Jonny war immer kleiner als Daniel gewesen und deshalb musste er sich ein wenig zu ihm hinunterbeugen.
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite! Seit zwölf Jahren warte ich darauf, dass du mich mal besuchst… Mensch, ich habe schon gedacht, du hast mich vergessen.“ Jonny ließ Daniel wieder los. „Lange Zeit warst du wie vom Erdboden verschluckt – niemand konnte mir sagen, wo du abgeblieben bist. Und Sarah konnte ich auch nicht…“
An dieser Stelle unterbrach Daniel Jonny ganz schnell, um das unangenehme Thema zu umgehen, denn wie sollte er Jonny erklären, dass in Sarah nun eine hässliche Schlange namens Osiris steckte, die sich für einen Gott hielt und dem größten-Bösewicht-aller-Zeiten mit dem netten Namen Anubis diente?! Er schüttelte den Kopf, um die Erinnerung aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Stattdessen sagte er:
„Jetzt bin ich ja da!“
Ihm fiel nun auf, dass sie die ganze Zeit im Regen standen und er fröstelte. Jonny schien das auch zu bemerken und schnappte sich Daniels Reisetasche.
„Du bist wohl viel auf Reisen gewesen in den letzten Jahren, hm?“, ließ Jonny nicht locker, als er Daniels Tasche in dem geräumigen Kofferraum des Jeeps verstaute.
„Sozusagen.“
Als Daniel sich auf den Beifahrersitz niederlassen wollte, fiel ihm auf, dass er sich beinahe auf eine Zeitung gesetzt hätte. Er beförderte die Zeitung auf die Ablage und setzte sich hin.



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Jonny startete den Wagen und fuhr los. Die Scheibenwischer kamen mit dem Wischen kaum hinterher, so sehr regnete es.
„Wenn du müde bist, dann schlafe ruhig etwas! Es wird einige Stunden dauern, bis wir meine Farm erreichen.“, schlug Jonny vor, der konzentriert auf die Straße starrte.
Aber Daniel war nicht nach schlafen zu mute. Auch wenn die Tropfen, die unablässig auf das Autodach tropften, eine beruhigende Wirkung hatten. Er fühlte sich physisch nicht müde. Und die Müdigkeit, die tief in seiner Seele steckte, konnte er durch schlafen nicht aus der Welt schaffen.
Die Sicht war sehr schlecht und Daniel wunderte sich, wie Jonny es hinbekam, nicht von der Straße abzukommen. Er schaute zum linken Fenster hinaus. Regen und Nebel verhinderten die Aussicht, aber er konnte zumindest erkennen, dass sie nah am Meer fuhren. Dunkel und aufgewühlt durch den Wind, präsentierte sich hinter einem mit Lavasteinen übersäten Strand - der Atlantik. Hier und da konnte man ein paar Häuser erkennen, die sich im Wind zu biegen schienen. Es wurde nun zunehmend nebeliger und bald konnte Daniel gar nichts mehr von der Landschaft erkennen.
Stattdessen schaute er sich ein wenig in Jonnys Jeep um. Auffallend war das kleine Stofftier, das am Rückspiegel baumelte. Er musste lächeln, als er es näher betrachtete, denn es handelte sich hierbei um das Schul- Maskottchen, das sie beide durch ihre High School Zeit an der Webster H.S. begleitet hatte. Dass er das noch hatte! Etwas vergilbt und ausgefranst starrte der Cougar ihn an.
Auf der Ablage befanden sich noch einige Gegenstände. Ein Handy, älteres Modell, Taschentücher, Kaugummipapierchen und die Zeitung, die Daniel selbst dorthin gelegt hatte. Die Zeitung war von heute, soviel konnte Daniel erkennen. Auf der Titelseite war ein großer Vulkan abgebildet. Mit fetten Buchstaben stand dort geschrieben:

Leita til Karlmaður klára?

Daniel schaute sich die Wörter genau an. Isländisch war zwar eine sehr schwierige Sprache, aber zumindest war er im Stande den Sinn dieser Frage in etwa zu übersetzen. Es sollte wohl so was wie: ‚Suche nach dem Mann beendet?’ heißen.
Jetzt war sein Interesse geweckt und er schnappte sich die Zeitung.
„Hier steht etwas von einer Suche und einem Mann in der Zeitung, Jonny. Weißt du etwas darüber?“ Daniel faltete die Zeitung auseinander und strich sie sorgfältig glatt.
„Ach, das geht nun schon seit Tagen durch die Nachrichten! Vergangenen Mittwoch ist ein Mann verschwunden. Er wurde zuletzt nahe dem Vulkan Herðubreið gesehen. Die alten Isländer reden schon davon, dass er von den Göttern geholt wurde und dass es ihm nun gut geht in Asgard… Herðubreið, so glaubt man, ist der Sitz der Götter. Na ja, also, wenn man mich fragt, so ist das alles Quatsch! Ich denke, dieser junge, amerikanische Tourist war einfach nur etwas leichtsinnig und ist durch eine Gerölllawine überrascht worden.“ Er schüttelte heftig den Kopf, als wollte er das eben gesagte noch unterstreichen.
„Sitz der Götter…“, wiederholte Daniel murmelnd. Das Bild weiter betrachtend fragte er: „Ist Herðubreið weit von deiner Farm entfernt?“
Jonny zog die Augenbrauen hoch. „Nun ja, von meiner Farm aus ist es schon ein ganzes Stück, aber ich habe in der Nähe eine Pferdeherde über ein paar Wochen stehen und von dort ist er nur ein Tagesritt entfernt. Mit den Pferden kommt man bis ganz nah an den Vulkan heran. Wenn du möchtest, dann können wir uns den Berg ja mal anschauen. Mein Sohn kann uns dann begleiten. Er brennt schon den ganzen Sommer darauf, die Stute zu reiten, die ich ihm letzten Winter zu Weihnachten geschenkt habe. Sie soll etwas ganz besonderes…“
„Du hast einen Sohn? Hattest du mir gar nicht erzählt!“, unterbrach ihn Daniel, der sich allerdings im nächsten Moment nicht mehr sicher war, ob er das nicht wusste, weil Jonny ihm das nie erzählt hatte oder ob er es aufgrund seines Gedächtnisverlustes einfach nicht mehr im Kopf hatte.
„Ich sagte ja! Ich konnte dich nicht erreichen. Erst hattest du dieses Stipendium bekommen und dann warst du wie vom Erdboden verschluckt. Man sagte mir, du seiest aus deiner Wohnung geworfen worden. Das war 1994. Zu dem Zeitpunkt war mein Sohn Nayan schon fast zwei Jahre alt. Ich habe mir Sorgen gemacht um meinen alten Freund!“ Vorwurfsvoll schaute er zu Daniel rüber, um dann gleich wieder auf die Straße zu blicken. „Na ja, vergessen wir das. Manchmal verliert man sich eben aus den Augen…!“
Daniel rückte seine Brille etwas zurecht und schwieg.

Inzwischen flogen Häuser an ihnen vorbei. Reykjavik, die Stadt auf Island, die am meisten Einwohner hatte, war größer, als Daniel sie sich vorgestellte hatte. Aber immer noch war dies kein Vergleich zu Städten wie New York. Er blickte in die engen Gassen und schaute den Menschen nach, die im Regen ihren täglichen Pflichten nachgingen. Europa hatte immer einen besonderen Reiz auf Daniel ausgeübt und obwohl Island sehr weit im Norden lag, konnte man den europäischen Einfluss erkennen.
Jonny lachte, als er Daniels Blick aus dem Fenster zu den Menschen in der Fußgängerzone bemerkte.
„Gewöhn dich nicht zu sehr an die Menschen hier, Daniel! Wo wir hinfahren gibt es kilometerweit nur Berge, Meer, Wüste und ein paar Schafe und Pferde. Und natürlich meine Frau, meinen Sohn und mich.“
Daniel grinste. Fast hätte er gesagt, dass es ja das war, wofür er hergekommen war. Die Einsamkeit. Er zog die Stirn in Falten und verfluchte die verdammte Geheimhaltung zu der er gezwungen war. Dort saß sein bester Freund aus High School Zeiten, mit dem er früher über alles geredet hatte und nun konnte er nicht ein einziges Sterbenswörtchen darüber verlieren, was ihm in den letzten Jahren widerfahren war. Von Sam, Jack und Teal’c hatte er zwar sehr viel Mitgefühl erfahren und sie vier verband eine tiefe Freundschaft, aber Daniel hätte gerne mal mit jemanden Unbeteiligten über alles gesprochen.

Ehe er sich versah, hatten sie Reykjavik hinter sich gelassen. Die Landschaft nahm nun wieder wüstenähnliche Formen an. Hier und da wuchsen ein paar Büsche, Bäume gab es keine. Der Himmel brach auf und am Horizont bildete sich ein großer Regenbogen.
„Das Wetter wechselt schnell hier auf Island. Eigentlich könnte man sich den Wetterbericht schenken, aber sie bringen ihn dennoch jeden Tag nach den Nachrichten.“ Jonny lächelte und musste plötzlich heftig hupen, weil zwei Schafe am linken Fahrbahnrand standen. Ihnen schien das Graß dort besonders gut zu schmecken. Um ein Haar hätte Jonny sie überfahren, weil der Gegenverkehr, ein Luxus Jeep, offenbar von Touristen gefahren, sie weit an den Rand drängte.

Schließlich wurde Daniel doch müde. Die ganzen neuen Landschaftseindrücke machten seine Augen schläfrig und er schloss sie. Während er sich noch wunderte, warum ihm das nach unzähligen Reisen zu anderen Planeten zu schaffen machte, döste er ein.

Er wurde jäh aus dem Schlaf gerissen, als der Jeep ein kurzes Stück durch die Luft flog und federnd auf einem Geröllweg landete. Daniel setzte seine Brille auf, die ihm im Schlaf auf den Schoß gefallen war und sah, dass sie von der Straße abgebogen waren und nun wieder Richtung Meer fuhren.
„Gut geschlafen? Wir sind gleich da!“, sagte Jonny, während sie einen kleinen, seichten Fluss durchquerten.
Daniel war zu sehr damit beschäftigt, um zu antworten. Er hatte wortwörtlich alle Hände voll zu tun, sich an allen sich bietenden Griffen des Innenraums festzuhalten, um nicht ständig heftig in den Sitz zurück geschleudert zu werden.
Nach einer viertel Stunde erreichten sie einen kleinen Hof. Der Hof sah aus, als sei er aus Playmobil gebaut worden. Die rot-braunen Außenwände und das schwarze Dach bildeten einen scharfen Kontrast zu den weißen Fensterrahmen.
„Endstation!“, rief Jonny vergnügt, der sehr froh zu sein schien, wieder zu Hause zu sein. Daniel mühte sich aus dem Jeep. Zuerst der lange Aufenthalt im Flugzeug und nun die Fahrt hatten seine Gelenke steif gemacht.
Gerade, als er die Tür hinter sich zu geschlagen hatte, kamen zwei Personen aus dem Haus gelaufen. Svandís, Jonnys Frau, kannte er noch von der Hochzeit. Der kleine Junge mit den blonden Haaren musste Nayan sein.
„Hallo Svandís! Es freut mich wirklich, dich wieder zu sehen!“ Er lächelte sie an.
Sie erwiderte darauf in perfektem Englisch: „Mich freut es auch, Daniel. Willkommen!“ Dann zog sie Nayan zu sich heran und fügte hinzu: „Das ist unser Sohn Nayan. Sag guten Tag zu Onkel Daniel!“ Nayan schaute etwas zögernd zu ihm hinauf. Sofort hockte Daniel sich hin, sodass er auf derselben Höhe war, und schüttelte Nayan mit einer gespielten, offiziellen Miene die Hand. Nayan lachte verlegen und riss sich los, um einem kleinen schwarz-weißen Hund hinterher zu jagen.
„Er ist sehr schüchtern.“, sagte Jonny, der Daniels Tasche schon aus dem Wagen geholt hatte. „Aber sobald er dich ein wenig besser kennt, weicht er dir nicht mehr von deiner Seite.“

Im Haus war es angenehm warm und Jonny und Svandís luden Daniel ein, sich hinzusetzten.
„Möchtest du eine Tasse Tee?“, fragte Svandís. Daniel nahm das Angebot dankend an. Sie setzte eine Kanne Tee auf und entschuldigte sich dann, weil sie Nayan ins Bett bringen musste. „Er nutzt es immer aus, wenn Gäste da sind.“, lachte sie und verschwand durch die Tür. Erst jetzt bemerkte Daniel, dass es schon viertel nach elf war. Draußen war es immer noch dämmerig.
„So!“, sagte Jonny nachdem er den Kessel vom Herd genommen und Daniel heißes Wasser in seine Tasse geschüttet hatte. „Erzähl uns doch von deinen Reisen!“
Svandís, die gerade wieder in das Wohnzimmer gekommen war und die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, schaute Daniel interessiert an.
Daniel blickte zu Boden. Was sollte er ihnen erzählen? Er hatte sich keine Cover Story einfallen lassen. Er beschloss, so nah an der Wahrheit zu bleiben, wie es nur möglich war.
Er tauchte immer und immer wieder seinen Teebeutel ins Wasser und sagte schließlich: „Um die Wahrheit zu sagen...“ Daniel machte eine Pause. „Ich kann es euch nicht erzählen, denn es unterliegt strengster Geheimhaltung.“

„Geheimhaltung? Du arbeitest doch nicht etwa für die Regierung? Wofür brauchen die denn einen Archäologen?! Ach komm schon, Daniel! Das glaube ich dir nicht! Als du von der Bildfläche verschwandest, warst du nicht wirklich das, was man einen erfolgreichen Archäologen nennen würde. Ich habe zwar nie einen Menschen getroffen, der so von seinem Fach besessen war wie du, aber du bist immer vom Pech verfolgt gewesen und jetzt tauchst du Jahre später auf und sagst, deine Arbeit unterliegt der Geheimhaltung?“ Ungläubig starrte Jonny Daniel an
„Also…“. Aber Daniel konnte den Satz nicht beenden, denn Jonny kam ihm zuvor in einem erregten Ton sagte er:
„Ich habe damals Sarah Gardner angerufen. Kannst du dich noch an sie erinnern? Auch ihr hast du nicht erzählt, wohin du gingst und dabei hättet ihr damals fast geheiratet. Sie hat mir erzählt, dass du deine letzte Vorlesung vor einem leeren Hörsaal gehalten hast.“
Betreten fand Daniel wieder Interesse an seinem Teebeutel. Dann blickte er Jonny an und sagte: „Hör zu, Jonny! Es ist eine wirklich lange Geschichte, aber ich kann sie nicht mit euch teilen. Vertraut mir einfach, okay?“
Svandís, die ihren Zopf gelöst und ihre langen dunkelblonden Haare gekämmt hatte, legte jetzt eine Hand auf Jonnys Schulter. „Lass ihn. Wenn er es wirklich nicht erzählen kann, dann sollten wir ihn nicht auch noch in Verlegenheit bringen!“
Erleichtert suchte Daniel Svandís dunkle Augen und bedankte sich mit einem Nicken bei ihr.
„Habt ihr schon darüber gesprochen, was ihr morgen unternehmen wollt?“, fragte sie in einer höheren Stimme und sichtlich bemüht, das Thema zu wechseln.
Jonny stellte seine inzwischen leere Teetasse auf den Tisch und sagte seiner Frau zugewandt: „Nun, da morgen Wochenende ist und wir über Herðubreið gesprochen haben, denke ich, dass wir ein paar Sachen zusammen packen werden und landeinwärts fahren.“
„Zu der Jungpferdeherde? Nehmt doch Nayan mit, der würde sich bestimmt freuen. Die Ferien sind immer so langweilig für ihn, weil ihn seine Schulfreunde so selten besuchen können.“
„Ja, das hatte ich auch vor. Zum Glück ist die Hütte, die zu dem Land gehört, wo die Pferde drauf stehen, dieses Frühjahr renoviert worden. Es wird also nicht allzu ungemütlich werden, wenn das Wetter nicht mitspielen sollte.“
„Okay!“, sagte Daniel, der froh war, dass sie nun über etwas anderes sprachen. „Ich lasse dann meine Tasche am besten gepackt. Ich nehme nur ein paar Bücher heraus, die ich in den zwei Tagen sicherlich nicht brauchen werde. Wann stehen wir morgen auf?
„Ich würde sagen, dass zehn Uhr völlig ausreichend ist!“, sagte Jonny, erhob sich und schnappte sich die zwei Tassen. „Ich wünsche dir eine gute Nacht, Daniel! Svandís? Bitte zeige Daniel doch, wo er schläft.“
„Hatte ich gerade vor!“, lachte sie und küsste ihrem Mann auf die Wange.

Daniel hatte schlecht geschlafen. Das Bett war nur halb so schmal wie ein normales gewesen und der Wind hatte die ganze Nacht am Haus gerüttelt. Umso überraschter war Daniel, als er aus dem Fenster blickte und blauen Himmel sah. Die Sonne strahlte und er konnte auf einer Weide ein paar Pferde sehen, die offenbar die Sonnenstrahlen genauso genossen wie er.
Nachdem er sich geduscht und rasiert hatte, ging er runter. Jonny, Svandís und Nayan saßen schon am Tisch. Es wurde ein sehr schnelles Frühstück und wenig später saßen alle samt dem kleinen Hund im Auto. Svandís war zuhause geblieben, denn es musste ja jemand nach den verbliebenen Tieren schauen.
„Fährt der Hund immer mit, Jonny?“
„Scotta? Ja, sie ist eine sehr gute Hündin und äußerst brauchbar zum Schafe treiben. Sie hört aufs Wort. Außerdem hängt sie so an Nayan - sie folgt ihm auf Schritt und Tritt.“
Daniel schaute über seine linke Schulter nach hinten. Die Hündin hatte sich auf dem Schoß Nayans eingerollt und beide schliefen seelenruhig.
Die Fahrt dauerte etwa drei Stunden und während der gesamten Zeit zwang sich Daniel, an nichts anderes zu denken, als an den bevorstehenden Ritt. Das war eine schwierige Aufgabe, denn er hatte letzte Nacht von Sha’re geträumt.
Gegen Mittag erreichten sie endlich die kleine Hütte. In der Ferne konnte man die Herde vor dem riesigen Vulkan Herðubreið grasen sehen. Er schien aufgrund seiner Größe zum anfassen nah. Viele Wolken klammerten sich an die Spitze des Tafelvulkans, was ihn noch eindrucksvoller aussehen lies. In ihrem Rücken lag der weiß glänzende Gletscher Vatnajökull, den sie umfahren hatten, um hier her zu gelangen.

Daniel half mit, die Sachen aus dem Hänger in die kleine Hütte zu tragen. Darunter waren auch drei Sättel, Zaumzeug und Nahrung.
„Eine wirklich beeindruckende Landschaft habt ihr hier!“, bemerkte Daniel als er einen Sattel auf der Bank in der Hütte ablegte.
„Schön und geheimnisvoll.“, fügte Jonny hinzu. Auch er hatte einen Sattel auf dem Arm. „So, ich glaube, das war’s. Nayan, hier ist der Schlüssel. Schließ doch bitte den Wagen ab.“
Nayan lief unmittelbar zur Tür. Die kleine weiße Hündin folgte ihm wie ein Schatten.

Den Nachmittag verbrachten alle damit, die Herde zu besichtigen und einige Pferde schon von ihren Artgenossen zu trennen, da Jonny vorhatte, sie am Montag mit zur Farm zu nehmen.
Für Daniel war es sehr wohltuend. Beim Aussortieren der Pferde vergaß er für einen Nachmittag den Schmerz, der ihn seit seiner Rückkehr zu seiner alten Existenzform und seinen Freunden gequält hatte.
Viel zu schnell wurde es Abend. Jonny entzündete ein Feuer in dem kleinen Kamin und erzählte Geschichten von Elfen und Trollen. Daniel fand es besonders amüsant, dass es in Island sogar einen Sonderbeauftragten für diese Wesen gab und dass Bauern immer wieder kleine Stücke auf ihrem Land unbewirtschaftet ließen, da sie glaubten, dass dort Trolle und Elfen hausten.
Jonny und Daniel lachten und erzählten und merkten kaum wie spät es wurde. Nach ein paar Dosen Bier fühlten sich in ihre High School Zeit zurück versetzt und lästerten noch über die Lehrerin, die sie damals in Politik hatten, als ihr beider Blick auf Nayan fiel, der nun schlafend langsam an der Wand, an der er gelehnt hatte, zu Boden rutschte.
„Ich glaube, das reicht für heute.“, sagte Jonny bestimmt und trug Nayan in sein Bett. Scotta rollte sich an seinem Fußende ein. Schließlich machten sich auch Jonny und Daniel bettfertig. Daniel grub sich in seine Decken und schloss zufrieden die Augen. So hatte er sich seine Auszeit auf Island vorgestellt. Die Müdigkeit überkam ihn und er fiel in einen festen traumlosen Schlaf.



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Plötzlich schreckte Daniel hoch. Ein fiependes und kratzendes Geräusch hatte ihn geweckt. Als er die Augen aufschlug, merkte er, dass es schon morgen sein musste. Sonne fiel durch ein kleines Fenster auf sein Bett. Er blickte zur Tür. Etwas verschwommen konnte er erkennen, dass sich dort die kleine Hündin abmühte, immer wieder an der Tür hochsprang und offensichtlich versuchte, die Türklinke zu erreichen. Er setzte sich auf und schaute zu Jonny hinüber, der noch zu schlafen schien. Als er nach Nayan schauen wollte, traf ihn der Schlag. Er war nicht in seinem Bett.
„Jonny!“, rief er entsetzt. „Jonny, wo ist Nayan?“
„Was?!“, müde kämpfte er mit den Decken, in denen er sich im Schlaf verheddert hatte. „Was meinst du damit, ‚wo ist Nayan’?“
„Er ist nicht mehr in seinem Bett und Scotta kratzt wie wild an der Tür.“ Nun tastete Daniel nach Brille auf dem Nachttisch und setzte sie auf.
Jonny zog sich schnell an, hastete zur Tür und öffnete sie. In dem Moment quetschte sich Scotta durch den entstandenen Spalt und rannte davon. Jonny lief dem Hund hinterher, stoppte dann aber nach ein paar Metern und rief in alle Richtungen Nayans Namen. Niemand antwortete.
Als Daniel es auch endlich geschafft hatte, sich ein paar Klamotten anzuziehen, gesellte er sich zu Jonny.
„Er ist nicht mehr da, Daniel! Er ist nicht mehr da!“, sagte er mit verzweifelter Stimme.
„Wir finden ihn!“, erwiderte Daniel, obwohl er selbst noch nicht so ganz glauben konnte, was er da sagte.
„Du verstehst das nicht, Daniel! Das hier ist nicht Amerika. Wir sind hier auf Island und dazu im Hochland! Viele erwachsene Menschen haben sich hier schon verirrt und man hat sie nie mehr gefunden. Ohne Proviant und Decken ist man hier verloren!“
Daniel nickte langsam und plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit auf einen kleinen schwarzen Punkt in der Ferne gelenkt, der immer wieder auf und ab hüpfte.
„Ist das dahinten Scotta?“
Auch Jonny schien den Punkt nun entdeckt zu haben. Er wurde auf einmal ganz aufgeregt.
„Vielleicht hat sie seine Spur aufgenommen?! Mein Gott, die rennt genau auf den Vulkan zu! Los, Daniel, schnapp dir einen Sattel. Wir müssen sofort hinter her reiten!“
Etwas verdutzt rannte er nun mit Jonny in die Hütte.
„Er hat auch seinen Sattel mitgenommen Vielleicht hat er schon einen riesen Vorsprung! Warum macht er so einen Blödsinn?“
Daniel wusste darauf keine Antwort und so schwieg er, während er Mühe hatte, mit Jonny schritt zu halten, der nun wieder aus der Hütte Richtung Koppel stürmte.
Gekonnt sattelte er erst Daniels und dann sein eigenes Pferd und schwang sich dann auf den Rücken eines etwas verstört drein blickenden Fuchs. Daniel stellte einen Fuß in den Steigbügel und zog sich am Sattel hoch, schwang das eine Bein mehr oder weniger elegant über den Pferderücken und setzte sich. Sein Pferd war von einer undefinierbaren grau-braunen Farbe, die stark an ein Wildschwein erinnerte.
„Bist du schon mal ein Pferd geritten?“, fragte er Daniel.
„Na ja. Kein Pferd, aber etwas … na … Kamel ähnliches.“, er musste unwillkürlich an die komischen Viecher auf Abydos denken und wie er bei seinem ersten Besuch dort einem von seinem Schokoriegel abgegeben hatte.
„Ach, das wird’s auch tun.“, sagte Jonny ungeduldig und trieb sein Pferd an. Im gestreckten Galopp jagte er davon und ehe Daniel sich versah, setzte sein Pferd dem Jonnys nach. Daniel krallte sich in die Mähne und staunte, wie schnell diese kleinen Pferde, die so typisch für dieses Land waren, werden konnten. In Sorge, was wohl mit Nayan geschehen sein mochte, sah er den bedrohlich wirkenden Vulkan näher kommen. Der Untergrund war übersät mit Lava Steinen, aber sein Pferd meisterte sie so ohne Schwierigkeiten, dass er das Gefühl hatte, er würde nicht auf einem Pferd, sondern auf einer Bergziege reiten.
Nach einer Weile sah er, wie Jonny seinen Fuchs durchparierte und auf Daniel wartete.
Knurrend sagte er: „Wir müssen eine kurze Pause machen, die Pferde sind fix und fertig von dem schnellen Ritt!“
Er stieg ab und drückte Daniel, der sich auch hatte zu Boden gleiten lassen, seine Zügel in die Hand.
„Hier! Ich werde mal da auf diesen großen Findling dahinten steigen und schauen, ob ich etwas erkennen kann!“
Mit verbittertem Gesicht kam er zurück. Daniel hatte seinen Freund noch nie so gesehen. Die Sorge um seinen Sohn schien ihn wahnsinnig zu machen.
Nachdem die Pferde etwas Wasser getrunken und von dem Hochlandgraß gefressen hatten, ritten sie weiter. Nach anderthalb Stunden hatten sie den Fuß des Tafelvulkans erreicht. Einzelne Pfade verschwanden zwischen großen Felsvorsprüngen und ratlos schaute Daniel zu Jonny.
Dieser hatte wohl aus Daniels Gesicht lesen können, was der dachte. Er stieg ab und untersuchte die Spuren. Sein Gesicht hellte sich auf einmal ein wenig auf.
„Er muss diesen Weg geritten sein. Das Pferd, das er genommen hat, muss immer besonders beschlagen werden und das ist seine Spur!“ Triumphierend zeigte er auf Hufspuren, aus denen Daniel rein gar nichts schließen konnte. Dennoch war er froh, dass sie wohl auf dem richtigen Weg sein mussten.
Und tatsächlich. Nach einigen Metern kam ihnen ein reiterloses Pferd entgegen. Stumm fasste Jonny den Zügel, der auf dem Boden mitschleifte und zog die kleine Stute hinter sich her.

Daniel tat schon der Hintern weh, als Jonny, der den ganzen Weg kein Wort mehr gesprochen hatte, plötzlich stoppte.
„Was ist?“, fragte Daniel.
„Sackkasse!“
Nun sah Daniel, dass sie sich auf eine steile Felswand zu bewegten.
Ratlos schauten die Männer einander an.
Daniel sah, wie die Panik von Jonny Besitz ergriff. Dann ertönte ein Bellen. Scotta hatte sie wohl reden gehört und kam aufgeregt angerannt.
„Der Hund und das Pferd sind den gleichen Weg gegangen wie wir!“, bemerkte Daniel. Er stieg ungelenk ab und führte sein Pferd die restlichen paar Meter zu Felswand. „Er muss hier also irgendwo sein!“
Jonny antwortete nicht. Er hatte das Gesicht in die Hände gelegt. Eine traurige Figur gab er ab, wie er da oben zusammen gesunken auf seinem Pferd saß.
Scotta schien außer sich und Daniel befestigte den Zügel an einem Felsen. Er beugte sich zu der Hündin, die sich aber nicht streicheln ließ, sondern wieder ganz nah an die Felswand heran lief und fing an zu schnüffeln.
„Scotta, was machst du denn?“ Unbeirrt schnüffelte diese noch ein paar Sekunden weiter. Dann bellte sie.
„Was hast du da?“, fragte Daniel die kleine Hündin. Sie schien etwas gefunden zu haben und große Schwierigkeiten zu haben, es im Maul zu behalten. Der Gegenstand war so glatt, dass er ihr immer wieder aus dem Mund fiel. Endlich schaffte sie es, es Daniel zu bringen. Sie ließ es vor ihm fallen und setzte sich erwartungsvoll vor ihn hin.
Daniel nahm das eierrunde und an der Unterseite flache Ding die Hand und säuberte es mit der anderen. Als er den gröbsten Dreck endlich entfernt hatte, erstarrte er.
Er kannte diesen Stein. Seine milchige Farbe und die Runen, die am unteren Rand den Stein umschlossen, machten ihn unverkennbar…die Asgard….

„Daniel?“, ertönte es hinter ihm. Er schreckte zusammen. Er musste schon eine ganze Weile auf den Stein gestarrt haben, ohne zu bemerken, wie die Zeit verging. „Was ist denn? Was hast du da gefunden? Etwas von Nayan?“
Daniel stand auf und drehte sich um.
„Nein, nichts von Nayan. Dennoch könnte es von größter Wichtigkeit sein.“ Er wandte sich von Jonny ab, ging zur Felswand und begann sie zu untersuchen. Verwirrt schaute Jonny ihm zu.
An Daniels Verstand zweifelnd fragte er: „Was tust du da?“
Daniel antwortete nicht. Mit einem Ohr an die Felswand gepresst, rutschte er an ihr entlang und hämmerte immer wieder gegen sie. Konnte es sein? Konnten die Sagen wahr sein und die Götter hier ihren Treffpunkt gehabt haben? Er musste an Jonnys Satz denken, dass die alten Isländer glaubten, dass der verschwundene Tourist von den Göttern geholt worden war. Es ergab bloß keinen Sinn! Die Asgard wohnten in einer weit entfernten Galaxie, warum sollten sie sich auf der Erde getroffen haben?
„Daniel!!!“, rief Jonny mit zitternder Stimme. „Was tust du da? Ich denke nicht, dass dieses irre Klopfen an der Wand meinen Sohn zurückbringt!“
In dem Moment fiel Daniel der milchige Stein, den er in die Tasche gesteckt hatte, damit er die Wand untersuchen konnte, heraus. Zu Jonnys Überraschung fing der Stein an zu leuchten.
„Daniel…!“
„Ja, Moment!“
„Daniel, der Stein… er leuchtet…“
„Was?“ Daniel blickte auf den Boden. Tatsächlich leuchtete er, so wie Daniel es schon vorher gesehen hatte.
„Er hat sich aktiviert!“, sagte er mehr zu sich selber als zu Jonny.
„Wie bitte? Was redest du da Daniel?“
Daniel hatte den Stein wieder aufgehoben und hielt ihn in der Hand. Auf einmal schien sich an der Felswand vor ihm etwas zu tun. Sie begann sich zu wellen, wie Papier, das feucht geworden ist. Erschrocken trat Daniel ein paar Schritte zurück, als durch unsichtbare Hand sich die Worte

"Darnach bauten sie sich eine Burg mitten in der Welt und nannten sie Asgard. Da wohnten die Götter und ihr Geschlecht, und manche Begebenheit trug sich da zu, davon erzählt wird auf Erden und in den Lüften.“

in alter isländischer Sprache auf die Felswand schrieben. Mit großen Augen blickten die beiden Männer auf die Wand. Daniel war der erste, der sich von dem Anblick losreißen konnte. Irgendwoher kannte er diese Worte. Nur woher? Er blickte auf den Stein und dann wieder auf die Wand. Irgendwie ahnte er, dass der Stein bestimmt nicht nur dazu diente, diese Worte erscheinen zu lassen. Auf seinen Missionen hatte Thor diese Steine dazu benutzt seinen Computer zu steuern. Er ging wieder näher an die Wand heran und tatsächlich wellte diese sich erneut und es entstand ein Abdruck, der wie der Stein in seiner Hand geformt war. Daniel zögerte nicht lange und presste den Stein auf den Abdruck. Der Stein blieb am Fels haften wie ein Magnet an einer Magnetwand.
Schließlich ertönte ein Geräusch und dann bebte die Erde. Daniel beeilte sich, wieder auf sichere Entfernung zu gelangen. Neben Jonny angekommen, der immer noch nicht zu begreifen schien, was da gerade passierte, beobachtete Daniel, wie sich ein etwa ein Meter fünfzig hohes und neunzig Zentimeter breites Stück Felsen unterhalb der Schriftzüge in den Vulkan drückte und einen Durchgang freigab.
„Was zum Teufel…!“, murmelte Jonny und beide gingen zu dem Durchgang, der sich vor ihnen geöffnet hatte.
Daniel hatte sich schon geduckt, um hinein zu gehen und zu erkunden, was sich wohl im Inneren befand, als er sah, dass auch Jonny sich anschickte, mit hindurch zu kommen.
„Du kannst nicht mitkommen, Jonny!“
„Was soll das denn heißen? Nayans Spur führte hierher – vielleicht ist er in dieser Höhle! Dann bin ich bestimmt der letzte, der draußen bleibt!“, sagte er entrüstet.
„Jonny, ich weiß, dass du dich um deinen Sohn sorgst, aber dies hier ist mein Fachgebiet und jemand muss hier draußen bleiben, um den Durchgang zu öffnen, falls er sich wieder verschließt. Außerdem muss es ja nicht automatisch bedeuten, dass Nayan dort drin ist. Vielleicht kommt er ja zufällig hier her und dann solltest du ihn in
Empfang nehmen! Ich werde nur kurz hinein gehen und dann sofort wieder heraus kommen, okay?“ Daniel legte eine Hand auf Jonnys Schulter.
Dieser hatte den Kopf gesenkt und nickte.
„Okay, aber beeil dich!“
Daniel verlor keine Zeit und kroch in die Höhle. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Nach und nach konnte er erkennen, dass es sich um einen kreisrunden Raum handelte. Er schätze ihn grob auf einen Durchmesser von fünfzehn Meter, die Wände gingen schräg nach oben und trafen sich in einer Spitze, die dem Raum eine Kegelform verlieh. Der Boden war uneben und in der Mitte stand offensichtlich so etwas wie ein großer, flacher Stein. Er wollte gerade näher heran gehen, als eine Gestalt auf dem Boden seine Aufmerksamkeit erregte. Er ging näher und erkannte Nayan. Schnell hatte er sich zu dem Jungen hinunter gebeugt und fühlte den Puls. Er schlug kräftig und Daniel fiel ein Stein vom Herzen. Er schnappte sich den Jungen und rannte Richtung Ausgang.
„Ich hab ihn, Jonny. Er lag auf dem Boden und war bewusstlos – aber er lebt!“ Daniel sah, wie Jonny mit den Tränen zu kämpfen hatte, als er ihm den Jungen abnahm. Ein Beben hinter seinem Rücken verriet ihm, dass sich die Felsentür wieder geschlossen haben musste.

Es dauerte nicht lange, bis Nayan die Augen aufschlug. Die kleine Hündin ließ sich nicht davon abhalten, ihm das Gesicht abzuschlabbern und er lachte. Langsam kehrte die Farbe wieder in sein Gesicht. Daniel tippte darauf, dass der geringe Sauerstoffgehalt in dem Raum dazu geführt haben musste, dass Nayan ohnmächtig geworden war.
Während Jonny mit Nayan beschäftigt war, rief Daniel sich immer wieder den kegelförmigen Raum in Erinnerung. Hatte er nicht an diesem seltsamen, flachen Stein etwas schimmern sehen?
„Was tust du da, Daniel?“, fragte Jonny, der immer noch seinen Sohn in den Armen hielt.
„Ich muss da noch einmal rein!“
„Warum denn das? Wir sollten es umgehend jemanden melden, der sich darum kümmert. Das ist entweder ein fauler Trick oder die Entdeckung des Jahrhunderts!“
„Ich habe da schon einen Verdacht, aber ich muss sicher gehen! Kann ich mal dein Feuerzeug haben?“, fragte Daniel, der schon wieder den Stein in die zugehörige Form gesteckt hatte. Verwundert gab Jonny ihm das Feuerzeug und Daniel kroch abermals durch den Durchgang zurück in die seltsame Höhle. Er entzündete das Feuerzeug und ging geradewegs auf den flachen Stein zu. Als er den Kreis um die Hälfte durchquert hatte, begann er den Stein zu untersuchen und er stockte. In Kopfhöhe schimmerte etwas rötlich und Daniel hielt das Feuerzeug ein wenig höher. In einer kleinen, runden Ausbuchtung leuchtete ein roter Kristall. Unwillkürlich musste er an die Mission nach K’Tau denken, die er zusammen mit dem restlichen SG-1 Team bewältigt hatte. Damals hatten sie fast die ganze Zivilisation dort ausgelöscht, durch einen dummen Fehler. Es war ein von den Asgard beschützter Planet gewesen und sie waren durch einen solchen Kristall in die Kammer gelangt, in der die Menschen von K’Tau ihren Rat suchten. Er war sich gar nicht mehr bewusst gewesen, dass er diese Erinnerung noch gehabt hatte. Jedenfalls liefen die Bilder jetzt wie ein zu schnell abgespulter Film vor seinen Augen vorbei. Er schüttelte heftig seinen Kopf und blickte auf die Verziehrungen um den Kristall herum. Der Stein war oben rund gehauen worden und um ihn herum rankte sich eine Art Rahmen. Unten am Fuß dieses Rahmen schlängelte sich eine große Schlange. Über der Schlange wuchs ein Stamm in die Höhe, an dem rechts und links zwei merkwürdige Gestalten lehnten. Dort, wo bei einem Baum die Zweige beginnen, war ein Kreis eingemeißelt in dem sich ein Zeichen befand, das aussah wie eine Rune. Daniel ging sofort alle Runen in seinem Gedächtnis durch, fand aber keine vergleichbare. Keilschrift konnte er ausschließen, denn dann hätte er es mit ‚Getreide’ übersetzen müssen und das passte nicht in den Kontext. Über diesem Kreis jedenfalls schwangen sich zu beiden Seiten Feder oder Blätterartige Gebilde und wenn man noch etwas weiter nach oben schaute, dann war dort der Kristall, der gefährlich blutrot leuchtete und von zwei Kreaturen umfasst wurde, die auf den ersten Blick eine große Ähnlichkeit mit Drachen hatten.


„Daniel?“, schallte es plötzlich von draußen herein. „Du solltest nicht zu lange dort drin bleiben! Ich weiß nicht, wie lange dieser Durchgang noch offen bleibt!“
„Du hast Recht, ich komme!“, brüllte Daniel zurück, riss sich los und eilte dann wieder zum Durchgang, weil er keine Lust hatte, plötzlich im Dunkeln zu stehen.
Draußen stand ein erwartungsvoll dreinblickender Jonny und wartete offensichtlich auf seinen Bericht. Daniel wollte aber jetzt keine Zeit verlieren und so sagte er nur zu Jonny: „Darf ich dein Handy benutzen? Ich muss mal dringend telefonieren!“


weiter: Kapitel 2
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