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Stille von CKLizzy

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Part 5

Jack unterbrach sich selbst, als er spürte, wie auch bei ihm langsam die Tränen aufstiegen. Wie sehr wünschte er sich manchmal, die Wege des Lebens verstehen zu können.

Er schreckte beinahe etwas auf, als Sam plötzlich begann zu reden.

„Dieses Bild...", sie griff nach dem Foto mit Janet und Cassie zusammen am See, „erinnern Sie sich noch an den ‚Frauennachmittag', von dem ich Ihnen mal erzählt habe? Das war letzten Sommer... also als das Foto entstanden ist... wir haben ein Geheimplätzchen, einen wunderbar ruhigen See gefunden... na ja, und sind seit drei Jahren so oft wie möglich und so oft es das Wetter zuließ dorthin gefahren. Wir sind geschwommen... mit einem Ruderboot rausgefahren... manchmal haben wir sogar bis spät nachts draußen an einem kleinen Lagerfeuer gesessen und uns einfach nur unterhalten..." Sam schluckte schwer ob der Erinnerung.

O'Neill starrte schweigend ins Leere. Er wusste nur zu gut, wovon Carter redete. Noch heute hingen die Ausflüge mit Charlie in seiner Erinnerung und oftmals war ihm, als sei es erst gestern gewesen. Wie gerne war auch er mit ihm zu seinem Lieblingssee in Minnessota gefahren. Wie gern hatte er zusammen mit Charlie geangelt, war geschwommen – ja, sie hatten sogar „Männergespräche" geführt, obgleich sein Sohn noch so jung gewesen war.

Nun musste er sich eingestehen, dass Janet Fraisers Tod alte Wunden wieder aufgerissen hatte. Wie oft hatte er sich gewünscht, die Zeit zurückdrehen zu können, einfach alles ungeschehen machen und ein glückliches Leben zusammen mit Sara und Charlie führen. Wie gern hätte er noch ein zweites, ein drittes Kind gehabt. Manchmal wollte er der Einfachheit halber glauben, dass das Schicksal alle Wege im Leben vorher bestimmte. Doch es wäre eine Lüge. Was geschehen war, unterlag ganz allein seiner Verantwortung. Es war seine Waffe gewesen. Und seine Pflicht, diese für seinen Sohn selbst in den unvorstellbarsten Situationen unzugänglich zu halten. Diesen Leichtsinn, diese Gutgläubigkeit, ein Junge von sieben Jahren würde so einen Schlüssel nicht aufstöbern können, würde er sich nie verzeihen.

Und Doc Fraiser? Mochte die junge, dynamische Frau eine noch so gute Soldatin gewesen sein – in erster Linie war sie Ärztin und ihr Platz die Krankenstation gewesen. Sie hätte auf diesem Schlachtfeld nichts zu suchen gehabt. Und als stellvertretender Kommandant über das SGC und damit auch für alle dort Beschäftigten wäre es seine Pflicht gewesen, Hammond darauf hinzuweisen.

Doch wer denkt schon an so etwas im Angesicht eines Krieges...?

„Warum sagen die Menschen immer, dass die Zeit alle Wunden heilt, wenn sie sie doch nur noch schlimmer zu machen scheint?", murmelte Sam leise, auf ihre Frage nicht wirklich eine Antwort erwartend. Doch Jack wusste, was sie meinte.

„Weil die Menschen keine Ahnung haben, was ‚Verlust' bedeutet. Weil sie nie jemanden, den sie über alles geliebt haben und für den sie ihr Leben gegeben hätten, verloren haben. Und weil es vielleicht eine solche Person in ihrem Leben gar nicht gibt", gab er zurück und fügte dann noch leise ein „Arme Seelen" hinzu.

„Und was jetzt?"

O'Neill überlegte einen Moment. Er ahnte, was Carter wissen wollte – aber was sollte er sagen?

„Jetzt... jetzt müssen wir lernen, die... Dämonen zu vertreiben. Uns ist leider der Luxus vergönnt, langsam mit dem Verlust leben zu lernen. Sobald wir ins Stargate-Center zurückkehren, wird von uns vollste Professionalität erwartet – da passen Trauer und Melancholie einfach nicht rein. Nur eines dürfen wir nie vergessen: Alle, die Janet kannten, empfinden das gleiche über ihren Tod. Und Sie, Sam, wissen, dass es Menschen gibt, an die Sie sich immer wenden können. Das macht unsere Einheit aus. Wir sind nicht nur ein Team, sondern auch Freunde. Und Freunde sind füreinander da.

SG-1 hat schon so manche Sachen, die unmöglich erschienen, geschafft. Gemeinsam. Und auch wenn es schwer wird: Gemeinsam werden wir..." Er stockte, suchte nach dem richtigen Wort.

„Einen Neuanfang wagen?", schlug Sam vor und stand auf.

Jack blickte auf und nickte. Dann erhob er sich ebenfalls.

„Ja, so könnte man es nennen. Und... vielleicht sollten wir auch daraus lernen. Lernen, wie schnell alles vorbei sein kann. Und was wir Wertvolles an den anderen haben", führte er aus. Ganz bewusst hatte er diese Worte gewählt, denn wenn er es sich eingestand, so musste er doch zugeben, dass er nicht zuerst an Janet gedacht hatte, als er von ihrem Tod erfahren hatte, sondern daran, dass er unheimlich erleichtert war, dass es nicht Sam getroffen hatte. Im Nachhinein schämte er sich beinahe dafür – eine Freundin war gefallen und er würdigte sie nicht einmal in diesem Moment eines Gedankens.

Ja, es würde ein Neuanfang werden – Doc Fraisers Tod hatte ihm endlich die Augen geöffnet. Traurig, dass erst so etwas geschehen musste, bevor er verstand, was er doch Wertvolles seit Jahren an seiner Seite hatte, schalt er sich innerlich selbst.

Er zog die noch immer vor ihm stehende Sam in seine Arme und drückte sie fest an sich. Und endlich ließ er die so lange sorgfältig behüteten Tränen an die Oberfläche.

Gemeinsam weinten sie – um die geliebte Freundin, die sie verloren hatten, doch auch vor Erleichterung, endlich den Schritt in die richtige Richtung getan zu haben, wissend, dass sie von nun nie mehr alleine waren, ob in Schmerz und Trauer oder in Freude.

By CK, July 2004

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