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Stille von CKLizzy

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Part 3

Es war Janet auf der Silvesterfeier. Jack wusste noch recht gut, was an dem Abend geschehen war. Es war eine ausgelassene Feier in einer kleinen Runde gewesen – SG-1, Janet Fraiser, Cassandra und ein paar andere aus dem Stargate-Center. Insgesamt waren sie am Ende auf elf Personen gekommen, was durchaus angenehm gewesen war. Er war nicht gerade ein Freund von großen Menschenaufläufen und hatte diesen kleinen, gemütlichen, privaten Rahmen sehr willkommen geheißen. In einem großen Kreis hatten sie sich versammelt, ein paar Spiele gemacht, um Mitternacht angestoßen und dann noch bis gut fünf Uhr früh zusammengesessen und sich einfach nur unterhalten.

In gewisser Weise war es auch ein Spiel gewesen – jeder erzählte, immer die Reihe rum, eine kleine Geschichte, Anekdote aus seinem Leben. Was hatten sie gemeinsam gelacht – so viel hatte Jack seit vielen, vielen Jahren nicht mehr gelacht. Genauso hatte es ihm viel Spaß gemacht, Sam zu beobachten, sie so ausgelassen zu sehen. Und er erinnerte sich noch deutlich, dass Daniel und Janet an diesem Abend einander regelrecht verfallen waren. Auch wenn die beiden immer nur gute Freunde gewesen waren – jeder Außenstehende, der sie an diesem Abend beobachtet hätte, wäre der festen Überzeugung gewesen, dass die beiden mehr als Freunde waren.

Und Janet... Ja, Janet hatte einmal mehr bewiesen, dass sie eine ausgesprochene Frohnatur war. Einige ihrer Geschichten hatten ihnen förmlich Bauchkrämpfe verpasst, so amüsant waren sie gewesen. Ironie des Schicksals – damals hatte sie sie zum Lachen gebracht und jetzt brachte sie sie zum Weinen.

Schweigend wandte Jack seinen Blick wieder Sam zu. Sie starrte noch immer vollkommen regungslos auf das andere Foto, nur ab und zu lief ihr eine Träne über die Wange. Ihr Anblick schmerzte O'Neill sehr. Sam strahlte diese stumme Trauer aus, die nach Außen wie ein paar Tränen des Augenblicks wirken mochten, doch innerlich einen verbrannten. Er wusste nicht, ob sie sich einfach nicht mehr traute, noch einmal diese Gefühle, den Schmerz aus ihr herausbrechen zu lassen, wie er sicher war, dass es zuvor, als er den Schrei gehört hatte, schon geschehen war. Möglicherweise war auch einfach nur die Jack allzu bekannte Betäubung zurückgekehrt...

„Wissen Sie, Sam, mir ist bewusst, dass ich... nicht gerade der ideale Gesprächspartner bin... erst recht nicht in so einem... Fall. Aber... manchmal hilft es, einfach nur... zu reden. Ich weiß, dass es schwer ist, aber Sie helfen niemanden, wenn Sie... alles... na ja... in sich... hineinfressen."

Es dauerte noch einen Moment, doch dann löste Carter endlich ihren Blick von dem Bild, dass Janet und Cassie fröhlich lachend bei ihrem letzten gemeinsamen Badeausflug – ihrem traditionellen Frauennachmittag, wie sie es immer genannt hatten – zeigte. Ein kurzes und beinahe kaum erkennbares Lächeln huschte über Sams Gesicht. Was für einen Spaß doch diese Ausflüge immer gemacht hatten... wenigstens für einen Tag das Gefühl einer... kleinen Familie genießen zu können.

Es würde ein langwieriger Prozess werden, schon allein einfach nur zu verstehen, geschweige denn zu akzeptieren, dass sie all dies so nie mehr erleben würden.

Dieses Gefühl von Unverständnis hatte Sam schon damals nach dem Tod ihrer Mutter kennen gelernt. Doch dadurch, dass sie es irgendwann verdrängt hatte, anstatt zu versuchen, es zu verarbeiten, zu versuchen, damit zu leben, war ihr diese Erfahrung fremder, als sie es momentan gerne hätte.

Hilflos blickte sie schließlich Jack an. Als sich ihre Blicke trafen, konnte sie in seinen Augen Besorgnis und Mitgefühl ablesen und ihr war, als könnte sie das erste Mal in Jack O'Neills Herz blicken. Dieses und seine Seele schienen ihr einfach offen zu stehen. Keine militärische Kälte oder der typische Sarkasmus, die mit Sicherheit die Funktion des Selbstschutzes, des Schutzes seiner Gefühle erfüllen sollten. Nur Wärme und dieses eindeutige Bedürfnis, Trost spenden zu wollen – auch wenn er selbst vielleicht nicht so richtig wusste, wie.

„Sam...", flüsterte er und nahm sie dann aus einem Reflex heraus in seine Arme. Die junge Frau versank darin und schluchzte leise. Es dauerte nicht lange, bis sie alle Kräfte verließen und sie einschlief. Jacks Umarmung gab ihr wenigstens für den Moment eine gewisse Geborgenheit, die ihr die dringend benötigte Ruhe ließ.

Jack legte Sam vorsichtig auf die Couch, als er merkte, dass sie eingeschlafen war, und deckte sie zu. Dann setzte er sich auf einen der Sessel und wartete. Wartete auf das Unvermeidliche, das Altbekannte, mit dem er nur zu oft hatte Erfahrungen sammeln müssen. Er wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis sie von Alpträumen heimgesucht aus dem Schlaf hochfahren würde.

Wieder fingen seine Gedanken an zu wandern. Bis heute hatte Jack Charlies Tod nicht verarbeitet. Irgendwo war es immer präsent – wenn er lachende Kinder und glückliche Familien sah, wenn er sich ein Baseball-Spiel anschaute oder wenn Freunde, Bekannte oder Kollegen von ihren Kindern erzählten. Dann war plötzlich der alte Schmerz wieder da, der alles zurückbrachte – die schrecklichen Momente nach dem Schuss aus ihrem Haus, die Beerdigung und die Zeit danach, in der er und Sara sich veränderten und wussten, dass sie selbst genauso wie ihr Leben nie mehr so werden würden wie einst.

Was blieb, war ein Haus ohne Lachen, Eltern ohne ein Kind, ein Kinderzimmer ohne seinen Bewohner, seinen Spielkameraden – und für Sara und Jack eine Welt ohne Freude. Es war nur ein Augenblick gewesen, Bruchteile von Sekunden in einem ganzen langen Leben, die eben dieses doch so sehr verändern konnten.

Hätte es das Stargate-Programm nicht gegeben, dann wäre er schon lange Geschichte. Diese Einsamkeit, die sich in ihm ausgebreitet hatte, war kaum mehr zum Aushalten gewesen.

Auch seinen Dienst im SGC hatte er anfangs mit minderer Begeisterung gesehen. Die Bitterkeit und Frustration, denen schon bald Todessehnsucht gefolgt war, waren nicht gerade die besten Voraussetzungen für so ein Projekt und ebenso für jeden anderen militärischen Einsatz gewesen. Und doch hatte er sich dazu durchgerungen. Was hätte er auch sonst tun sollen? Weiter zu Hause sitzen, bis er sich eines Tages doch das Leben genommen hätte?


weiter: Kapitel 4
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